ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM Gebäude bauen wie Autos fertigen – zusammenfügen aus Komponenten mit hoher Präzision und eigener Ästhetik. Eine Utopie? Die Frage ist, ob in Zukunft weiterhin Architektur als Unikat geplant wird oder ob Gebäude in vielfältigen Varianten angeboten werden, die einen individuellen Ausdruck vermitteln und eine Reproduktionsfähigkeit auch der ästhetischen Qualität sicherstellen. Zeitlos, wertig, wirtschaftlich, zukunftsfähig, nutzungsflexibel, modifizierbar, energieeffizient, wiederverwendbar – das sind die Anforderungen an ein modernes Bausystem heute. Der Werkstoff Stahl erlaubt dabei eine zeitgemäße Produktionsmethode. Das hier vorgestellte modulare Bausystem in Stahl-Leichtbauweise wurde im Rahmen eines von der Forschungsvereinigung Stahl e. V. geförderten interdisziplinären Forschungsvorhabens als Praxis‑ modell entwickelt. Es zeigt neue Möglichkeiten einer integrierten Elementierung. Auf der Basis hoher technischer Standards entsteht ein modulares System im Sinne eines intelligenten, nachhaltigen Gebäudes. ARCHITECTURAL STEEL SYSTEM Piecing buildings together like producing cars – bringing together components with high precision and their own aesthetic value. Is this utopian? The question is whether architects will continue to plan individual objects or whether they will offer numerous variations of a modular system encompassing individuality with reproducibility and aesthetic quality. Timeless, valuable, economic, sustainable, practi‑ cal, adjustable, energy efficient and reusable – these are the requirements a modern building system has to fulfil. Steel is the material that facilitates such modern production methods. The modular building system employing lightweight steel design was developed in the scope of inter‑ disciplinary work promoted by the research group Stahl e. V. This “architectural system” demonstrates the possibilities achievable with integrated modular elements. Based on the highest technical standards, a modular system can evolve as an intelligent and sustainable building of the future. 1 Modellstudie ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM PROBLEMSTELLUNG Die heutige Architektur im Geschossbau ist in der Regel geprägt durch tradierte, konventionelle Bauweisen. Ausnahmen bilden weit gespannte Konstruktionen und Sonderlösungen. In diesen Bereichen ist der Werkstoff Stahl das anerkannte Material der Wahl, während er im Bereich von Normal‑ konstruktionen im Gegensatz zu anderen Materialien wie Beton eher wenig zum Einsatz kommt. Die nachteiligen Auswirkungen der konventionellen Bauweise resultieren aus der Fertigung auf der Baustelle: einzelne Gewerke, viele Schnittstellen, unterschiedliche Toleranzen, witterungsbedingte Fertigung, längere Bauzeiten und ein hoher Planungs- und Koordinierungsaufwand. Aufgrund dieser Situation und der Tatsache, dass jeder Bau ein Unikat darstellt, macht es Sinn, Optimierungspotenzial zu suchen, um eine Reduktion von Planungsaufwand und Einsatz der Mittel zu erreichen als Beitrag zur industriellen Produktionsmethode im Bauwesen mit Stahlfeinblechen. ZIELSETZUNG Entwickelt wurde ein modulares Bausystem in Stahl-Leichtbauweise, das nach Baukastenart zu verschiedenartigen, bis zu 6 Geschoss hohen Gebäuden gefügt werden kann, universell anwendbar ist und für unterschiedliche Nutzungen wie Büros, Labore, Werkstätten, Ateliers, Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Studentenwohnungen, Hotels, Altenwohnungen, Läden etc. komplett mit hoher Präzision vorgefertigt wird. Durch die Verwendung dieses elementierten Systems werden Bau- und Transportkosten sowie Planungs- und Bauzeiten reduziert und ein optimierter Bauablauf gewährleistet. Modulare Ordnung in der japanischen Architektur 2 Historische Analogie Analogie ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM GESTALTUNGSPRINZIPIEN Die Idee für ein modulares Bausystem in Stahl-Leichtbauweise beruht auf der Erkenntnis des seit Jahrhunderten angewendeten Prinzips der Reihung gleicher Grundelemente in der urbanen Architektur. Die Reihung wird immer überlagert mit weiteren Merkmalen wie Schichtung, Zonierung, Hierarchisierung und Rhythmisierung. Diese Gestaltungsprinzipien bilden auch heute noch die Basis für eine zeitgemäße Baukunst für die sich wandelnden Nutzungs- und Herstellungsansprüche. Dabei sind der menschliche Maßstab, die Orientierung und Bewegung im Raum sowie der Bezug von Innenraum und Außenraum Parameter, die dauerhafte Gültigkeit besitzen. ABGRENZUNG GEGENÜBER BESTEHENDEN SYSTEMEN • Gegenüber dem Skelettbau handelt es sich bei der Komponentenbauweise um ein integriertes System. Dabei gibt es keine Trennung von Tragwerk und Gebäudehülle. Die Wandpfeiler bilden im Wechsel mit den raumhohen Öffnungen den äußeren Raumabschluss und gliedern den Innenraum in mehrere Raumschichten, die flexibel unterteilbar sind. • Gegenüber dem Rahmenbau, als Großtafelbauweise mit lochartigen Öffnungen, besteht die Kom‑ ponentenbauweise aus kleinteiligen, problemlos zu transportierenden Wandelementen. Mit dieser variablen Grundstruktur können differenziertere Baukörper und Raumzusammenhänge umgesetzt werden. • Gegenüber der Raumzelle mit einer fixierten Grundfläche besitzt die Komponentenbauweise prinzipiell ein höheres Maß an Planungsflexibilität. Mit der kleinteiligen Struktur kann den viel‑ fältigen Anforderungen an den Grundriss und an die Fassadengestaltung eher entsprochen werden. Systemelemente im Grundriss Wandscheiben/Pfeiler Fassade Trennwände Wandbekleidung 3 KONZEPT Das modulare Bausystem besteht aus den Komponenten Rohbau, Fassade, Ausbau und Haustechnik. Unter Berücksichtigung bauphysikalischer, brandschutztechnischer und akustischer Erfordernisse sind die Elemente Deckenplatte und Wandpfeiler Tragwerk und Raumabschluss in einem. Die Gebäudehülle besteht somit aus raumhohen, offenen und geschlossenen Elementen. Das System stellt eine Synthese aus Skelettbauweise und Rahmenbauweise dar, nutzt deren jeweilige Vorzüge und bietet die Möglichkeit einer individuellen Ausdrucksform im inneren und äußeren Erscheinungsbild. Es erlaubt vielfältige Modifizierungen der Gebäudetypen sowie eine Integration der Gebäude in unterschiedliche stadträumliche Situationen. Mit dem integrativen, modularen Bausystem können Gebäude bis zu 6 Geschossen errichtet werden. Die Gebäude bestehen aus zwei, drei oder mehr Raumschichten mit raumhohen Wandöffnungen (3,00 m Raumhöhe). Das System besteht prinzipiell aus 2 Elementen: a) Deckenplatten 5,00 x 2,50 m (Maßsystem Reihe A) b) Wandpfeiler 3,00 x 1,25 m (Maßsystem Reihe B) Darüber hinaus sind Spannweiten bis zu 7,50 m und max. 10,00 m mit angepassten Deckenstärken möglich. Die Gebäudehülle ist gegliedert in gleich breite, offene und geschlossene Elemente. Die Fassadenbekleidung ist mit lackierten Blechen, hinterlegten Glastafeln, Steinflächen und anderen Oberflächen individuell gestaltbar. Die Flächen zwischen den äußeren Wandpfeilern im Innenraum können mit unterschiedlichen Fassadenmodulen gefüllt werden als Festverglasung, Öffnungsflügel, und Brüstungselementen. Die Flächen zwischen den Wandpfeilern im Innenraum bleiben offen oder erhalten Festverglasung, Türelemente oder weitere Einbauelemente. Die Deckenplatten und Wandpfeiler bestehen aus Trapezblechen in einem Rahmen aus U-Profilen mit Blechbeplankung. Die Decken- und Wandelemente werden mit einer Brandschutzbekleidung aus am Markt befindlichen Produkten versehen. Der Boden als aufgeständerter Hohlraumboden und die abgehängte Decke bieten Raum für die notwendigen haustechnischen Installationen. Die Konstruktion ist akustisch entkoppelt und mit einer wirksamen Trittschalldämmung versehen. Die Raumunterteilung erfolgt mit elementierten Leichtbauwänden mit Fassaden- und Innenwandanschluss. Nachhaltigkeit Das modulare Bausystem in Stahl-Leichtbauweise stellt einen innovativen Beitrag zum nachhaltigen Bauen dar. Es gewährleistet einen zukunftsorientierten Gebrauch durch das geplante hohe Maß an Nutzungsflexibilität. Eine effiziente Energienutzung wird vor allem erreicht durch die Kompaktheit der Gebäudehülle sowie durch die Reduktion des Fensterflächenanteils. Die langlebige, leichte (Trocken-) Bauweise besitzt gegenüber dem Massivbau eine höhere Materialeffizienz und eine Trennung der einzelnen Materialschichten und eine Reduzierung des Materialbedarfs auch bei den Verbindungsmitteln. Mit einem hohen Grad an Vorfertigung werden geringere Bautoleranzen, schlankere Dimensionierung, geringere Produktionsfehler und präzise Bauteile mit unempfindlicheren Oberflächen erreicht. Die materialkreislaufgerechte Konstruktion ermöglicht die Weiterverwendung einzelner Bauteile sowie die Demontage für spätere Nach- und Umnutzungen. Insgesamt wird mit der hohen Gestaltqualität des Systems ein Beitrag zur Baukultur geleistet. Mit seiner Wertigkeit wird es dem Anspruch an ein nachhaltiges Bauen gerecht. Wirtschaftlichkeit Kostenvergleichsberechnungen haben ergeben, dass das modulare Bausystem gegenüber der konventionellen Bauweise wirtschaftlicher ist. Ein wesentlicher Kostenfaktor ist allerdings der Brandschutz. Durch intelligente Lösungen in Zusammenhang mit der Wärmedämmung (Außenfassade) und mit der Akustik (Decke/Wände) lassen sich Synergieeffekte entwickeln, die zu Einsparungen führen. Zusätzliche Einsparpotenziale ergeben sich aus der schnelleren Bauweise und der Leichtigkeit des Stahlbaus. 4 System im Schnitt 5 Bürogebäude in Systembauweise GRUNDRISSBEISPIELE Die Grundriss-Beispiele für eine Büronutzung sowie eine Geschäftsnutzung im Erdgeschoss basieren auf einer Grundfläche von 35,00 m x 15,00 m. In den Bürogeschossen ist die Fläche durch die Pfeiler in drei Raumschichten mit jeweils 5,00 m Raumtiefe gegliedert, wobei der mittlere Bereich im Sinne einer Kombi-Zone genutzt werden kann. Im Erdgeschoss wird ein größerer Raumzusammenhang für einen Shop oder ein Cafe durch größere Spannweiten mit einzelnen Rundstützen ermöglicht. Grundrissbeispiel Büronutzung Grundrissbeispiel Geschäftsnutzung 6 Erschliessungstypen Das modulare Bausystem bietet eine Vielzahl von möglichen Gliederungen eines Grundrisses in Nutzflächen und Erschließungsflächen (gelb), mit ein- und mehrbündigen Anlagen, mit Kombizonen und unterschiedlichen Raumtiefen. Auf der Basis dieses Systems können entsprechend den Nutzungsanforderungen und den Bedingungen der jeweiligen städtebaulichen Situation ganz unterschiedliche Gebäudetypen entwickelt werden, wie zum Beispiel Punkthäuser, Zeilen, gewinkelte Bauformen, Blockbebauungen, Atriumhöfe, Arkaden. Mass-Systeme Reihe A (basierend auf 1.25 m) Reihe B (basierend auf 1.35 m) Das Maßsystem der Reihe A beruht auf einem Ausbauraster (Anschluss der Trennwand an die Fassade) von 1,25 m, das Maßsystem der Reihe B auf einem Ausbauraster von 1,35 m. Für die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen werden damit differenzierte Raumabmessungen sowie Möblierungsvarianten ermöglicht. MÖGLICHE NUTZUNGSTYPEN Büros | Labore | Werkstätten | Kindertagesstätten | Krankenhäuser | Studentenheime Jugendherbergen | Hotels | Altenwohnungen | loftartige Wohnungen | Läden/Geschäfte 7 Stadtquartier – ARCHITEKTUR STAHL SYSTEM – Bauen mit dem Stahl-Leichtbausystem 8 9 TRAGSYSTEM Stahlbau-Knotenpunkt Tragverhalten der Wand- und Deckenelemente: Die Kraftübertragung zwischen den Wand- und Deckenelementen erfolgt ausschließlich über die Bolzenverbindungen. D. h. dass die übrigen Kontaktflächen der Wand- und Deckenelemente durch Einlage von Elastomer-Trennlagen schallent‑ koppelt ausgeführt werden können. Aussteifung: Hinsichtlich der Aussteifung des Baukörpers werden die Decken, wie auch die erforderliche Anzahl der Innenwände oder Fassaden als Scheiben ausgebildet. Die statisch erforderliche Scheibenwirkung der Decken wird erreicht durch nachträglich angebrachte Blechstreifen im Fugen‑ bereich. Gründung: Die Gründung des Baukörpers kann auf einer Stahlbeton-Bodenplatte oder einem in konventioneller Bauweise errichtetem Untergeschoss erfolgen. Bauweise der Wand- und Deckenelemente: Wand- und Deckenelemente werden gefertigt als Rahmenkonstruktionen mit eingelegten Trapezblechen. Die Rahmen werden aus gekanteten Stahlblechen, D = 10 mm, gefertigt, die durch die asymmetrische Ausformung das Einlegen und Verschweißen der Trapezbleche ermöglichen. Zusätzlich erhalten die Wand- und Deckenelemente einseitig eine Blechbeplankung, D = 2 mm, um die statisch erforderliche Scheibenwirkung zu erreichen. Gesamtstärke der Deckenelemente: 200 mm, Gesamtstärke der Wandelemente: 150 mm. Bauablauf: Die Vorfertigung der Trag- wie auch der Ausbau- und Fassadenelemente bietet die Gewähr für einen optimierten, weitestgehend witterungsunabhängigen Bauablauf. Montage des Systems 10 Systembau im Bestand Fassade Grundlage der Konzeption ist die Realisierung eines modularen Bausystems, das auf der Basis der Anforderungen der EnEV 2009 entwickelt wird. Durch Einsatz neu entwickelter Wärmedämmungen, wie z. B. Vakuumdämmstoffe, können auch über die EnEV 2009 hinausgehende Qualitäten erreicht werden. Entsprechend der jeweiligen städtebaulichen und funktionalen Anforderungen der konkreten Aufgabenstellung können die Fensterelemente und Wandverkleidungen in vielfältiger Form gestaltet werden. Wesentliches Kriterium für die Konzeption der Fassade ist deren Montierbarkeit mittels Autokran oder stationärem Kran ohne Errichtung eines Gerüstes. Analog zur Fassadenkonzeption wird das Dach als flach geneigtes Systemdach mit Wärmedämmpaneelen ausgeführt. Geschlossenes Feld Festverglasung 2-FlügelFenster Fenster mit Lüftungsflügel Glasgeländer Stahlgeländer vertikal Stahlgeländer horizontal Brüstung feststehend Brüstung feststehend Sonnenschutz Jalousie Sonnenschutz Markise Vordach Fassadenelemente (Auswahl) Fassadendetail Vertikalschnitt 11 BAUPHYSIK | SCHALLSCHUTZ Winterlicher Wärmeschutz: Die gemäß den Anforderungen der EnEV 2009 entwickelten Fassade besteht aus geschosshohen Fenstern mit einer Dreifach-Isolierverglasung in Passivhaus-Rahmenprofilen (Holz-Composite-Flügel) und wärmegedämmten Aluminiumpaneelen. Hinsichtlich der Frage der Beheizung des Gebäudes kann sowohl auf Basis von Geothermie als auch Fernwärme die Einhaltung der EnEV 2009 sichergestellt werden. Sommerlicher Wärmeschutz: Der sommerliche Wärmeschutz des Gebäudes wird über außen liegende, motorisch gesteuerte Sonnenschutzanlagen hergestellt. Schallschutz gegen Außenlärm: Die vorgesehene, elementierte Fassade des Mustergebäudes entspricht bezüglich des Schallschutzes gegenüber Außenlärm heutigen Standards. Auch die Kombination der Fassade mit dezentralen, im Hohlraumboden integrierten Lüftungsgeräten, ist als erprobt anzusehen. Schallschutz: Zur Gewährleistung des erforderlichen internen Luft- und Trittschallschutzes zwischen den Geschossen gleicher oder fremder Nutzungseinheiten wird zum Einen die statisch erforderliche Kraftübertragung auf die Bolzenverbindungen reduziert und zum Andern durch Einfügen entsprechender Füllungen (gebrannter Sand, Leichtbeton o. ä.) in die Hohlräume der Deckenelemente das schallschutztechnisch erforderliche Flächengewicht erreicht. Primärenergiebedarf "Gesamtenergieeffizienz" Mehr-Zonen-Modell CO -Emissionen: 30.46 kg/(m²·a) ² Dieses Gebäude: 125.10 kWh/(m²·a) 0 100 200 EnEV-Anforde‑ rung Neubau (Vergleichswert) 300 400 EnEV-Anforde‑ rung mod. Altbau (Vergleichswert) 500 600 700 800 > 800 Primärenergiebedarf BRANDSCHUTZ Bauliche Brandschutzmaßnahmen: Die Konzeption des baulichen Brandschutzes basiert auf den Anforderungen der Musterbauordnung aus dem Jahr 2002, zuletzt geändert im Oktober 2008. Im Realisierungsfall sind darüber hinaus die Anforderungen der örtlichen Brandschutzvorschriften zu berücksichtigen. Brandschutz der Wand- und Deckenelemente: Gemäß den derzeitigen Brandschutz-Vorschriften erhalten alle tragenden Wand- und Deckenelemente eine allseitige Brandschutzverkleidung. Das Brandschutzkonzept berücksichtigt, dass zukünftig bei veränderten rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen anstelle der Brandschutzverkleidungen der erforderliche Brandschutz ggf. durch die Ertüchtigung des Stahls bzw. durch verbesserte Brandschutzanstriche erreicht werden kann. Schnitt Deckenelement mit Schall- und Brandschutzmaßnahmen 12 Grundrissausschnitt Büronutzung TECHNISCHE AUSSTATTUNG Lüftungskonzept: Unter Berücksichtigung der Anforderungen der EnEV 2009 erfolgt die Be- und Entlüftung der Räume über dezentrale Lüftungselemente. Die Lüftungselemente werden mit Wär‑ merückgewinnung ausgestattet und im Bereich des Installationsbodens unterhalb der Fenster angeordnet. Unabhängig davon können die Fenster zu Lüftungszwecken geöffnet werden. Für die Erdgeschossnutzung wird eine zentrale Lüftungsanlage vorgesehen. Wärmeversorgung: Im Hinblick auf den energiesparenden Einsatz der erforderlichen Heizenergie werden anstelle von konventionellen Heizkörpern die Wandverkleidungen der Fassadenpfeiler für die Beheizung der Büroräume vorgesehen, die aufgrund ihre großen Fläche relativ niedrige Vorlauftemperaturen ermöglichen und damit den Einsatz von Umweltenergie besonders unterstützen. Elektroinstallation | Datenverkabelung | Telekommunikation: Die Auslegung der Elektroinstal‑ lation, der Datenverkabelung und der Telekommunikation erfolgt in Abhängigkeit der jeweiligen Nutzeransprüche. Die Führung der Verkabelung innerhalb des Installationsbodens ermöglicht ein Höchstmaß an Flexibilität. Hinsichtlich des ressourcenschonenden Energieverbrauchs des Gebäudes kann für die Regelung der einzelnen verbrauchs-relevanten Einrichtungen ein zentrales Steuerungssystem vorgesehen werden. TGA-Montage: Unter weitgehender Vorfertigung der einzelnen TGA-Systeme fügt sich deren Einbau in den Montageablauf des Komponentensystems ein. Dezentrales Lüftungselement (Vertikalschnitt) 13 VGH Neubauten in Hannover Die Neubauten im innerstädtischen „Warmbüchen-Quartier“ erweitern und komplettieren den Bestand der VGH Versicherungsgruppe Hannover mit Büros, Veranstaltungs- und Schulungsbereichen sowie Wohnungen. Fassaden aus grünlich-mattem Recyclingglas und raumhohen Fenstern mit Lüftungsflügeln hinter großen drehbaren Metalllamellen im Wechsel mit herunterfahrbarem Sonnenschutz hinter Glas. Das ökologische Gesamtkonzept beruht auf sorgfältig abgestimmten Komponenten wie öffenbaren Fenstern mit hochwirksamen Sonnenschutz, großer geschlossener Außenwandanteil, intelligenter Lichtsteuerung, Betonkernaktivierung und Solarenergienutzung. Ansicht Straßenraum-Prinzip, in konventioneller Bauweise Hofansicht 14 ASP Architekten Schneider Meyer Partner Wolfgang Schneider und Prof. Wilhelm Meyer, Architekten BDA mit Geschäftssitz in Hannover, planen und realisieren anspruchsvolle Bauwerke für namhafte Bauherren und Institutionen; sie arbeiten nach einem eingeführten Qualitätsmanagement-System. Ihr Architekturverständnis ist geprägt von Qualität, Innovation und Gebrauchstüchtigkeit. Das Ziel sind energie- und kostenbewusste Lösungen für eine nachhaltige, ökologische Bauweise. Zahlreiche gewonnene Wettbewerbe und diverse Auszeichnungen bestätigen den Qualitätsanspruch. Eine Besonderheit des Büros ist der kreative und energetisch sinnvolle Umgang mit bestehender Bausubstanz. Ansicht Innenraum Ansicht Eingangsbereich mit Kunstwerk 15 Forschungsgruppe KOMPONENTENSYSTEM IN STAHLBAUWEISE ASP ARCHITEKTEN SCHNEIDER MEYER PARTNER Dipl.-Ing. Wolfgang Schneider Prof. Dipl.-Ing. Wilhelm Meyer Projektleitung: Dipl.-Ing. Philipp Kahl Dipl.-Ing. Harald Fliess DREWES + SPETH | Tragwerksplanung Prof. Dipl.-Ing. Helmut Drewes Prof. Dipl.-Ing. Martin Speth mit Dipl.-Ing. Antje Claußen BOHNE INGENIEURE | Technische Ausrüstung Prof. Dr.-Ing. Dirk Bohne mit Dipl.-Ing. Judith Schurr MICHAEL LANGE | Fassadenberatung /Bauphysik /Akustik Prof. Dipl.-Ing. Michael Lange Dipl.-Ing. (FH) Johannes Düker Prof. Dipl.-Phys. Rüdiger Lorenz mit Dipl.-Ing. (FH) Andrea Kolbaske HHP Nord /Ost | Brandschutz Dr.-Ing. Rüdiger Hass Sprecher der Forschungsgruppe: Wolfgang Schneider, Architekt BDA Das Forschungsvorhaben wurde mit fachlicher Begleitung und finanzieller Förderung durch die Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. Düsseldorf aus Mitteln der Stiftung Stahlanwendungsforschung, Essen, durchgeführt. Industrielle Beteiligung: ThyssenKrupp Steel Europe AG, Duisburg voestalpine Stahl GmbH, Linz /Austria Salzgitter AG, Salzgitter Züblin Stahlbau GmbH, Hosena Impressum Herausgeber ASP ARCHITEKTEN SCHNEIDER MEYER PARTNER Gestaltungskonzept www.designagenten.com | Fotos Seite 14, 15 Planmöbel | Druck gutenberg beuys feindruckerei 16 ZUSAMMENFASSUNG Das modulare Bausystem in Stahl-Leichtbauweise kann nach Baukastenart zu verschiedenartigen Gebäuden gefügt werden, ist universell anwendbar und für unterschiedliche Nutzungen komplett vorgefertigt. Die Chancen liegen im hohen Vorfertigungsgrad mit großer Präzision, minimierten Toleranzen, geringen Transportkosten und der entsprechenden Zeit- und Materialoptimierung. Das System besteht aus den Komponenten Rohbau, Fassade, Ausbau und Haustechnik. Unter Berücksichtigung bauphysikalischer, brandschutztechnischer und akustischer Erfordernisse sind die Elemente Deckenplatte und Wandpfeiler Tragwerk und Raumabschluss in einem. Es stellt eine Synthese aus Skelettbauweise und Rahmenbauweise dar, nutzt deren jeweilige Vorzüge und zeigt neue Möglichkeiten einer integrierten Elementierung mit individueller Ausdrucksform im inneren und äußeren Erscheinungsbild. SUMMARY The modular building-block system employing lightweight steel design can be put together to form greatly diversified types of building; they fit for equally differentiated environments and employment and are completely prefabricated. The potential lies in the degree to which the material can be quickly and precisely prefabricated with the tightest tolerances, cheaply transported and further optimized. The system is composed of skeletal frames, façades, superstructure and wiring/plumbing. Bearing in mind insulation and fire/sound proofing requirements, the roof covers and side pillars both serve as supporting structures and finished surfaces. The whole thing represents a synthesis of skeletal and frame building, drawing on the optimum of each area; demonstrating the new possibilities of integrated modular elements that provide individualized exteriors and interiors. ASP ARCHITEKTEN SCHNEIDER MEYER PARTNER Theaterstraße 7 30159 Hannover Tel: 0511/26 17 78-0 Fax: 0511/26 17 78-29 info @ asp-architekten.eu www.asp-architekten.eu © ASP ARCHITEKTEN SCHNEIDER MEYER PARTNER Januar 2011