Werbung im ÖPNV – aber bitte richtig! - tjm

Werbung
MARKETING
Dipl.-Geogr./Stadtplaner Thomas J. Mager,
tjm-consulting mobilitätsmanagement,
Köln
Stephan K. H. Raif,
AKOM GmbH,
Agentur für Marketing-Kommunikation,
München
Werbung im ÖPNV –
aber bitte richtig!
oder „Wie sexy muss ÖPNV-Werbung sein?”
Wenn man mal kritisch durch die Regale
unserer Supermärkte geht, wird man feststellen, dass die Warenvielfalt nicht durch
die unterschiedlichen Produkte, sondern
durch die Vielzahl an ähnlichen, teilweise
gleichen Produkten gegeben ist. Die so genannten Me-too-Produkte geben dem Käufer die Freiheit, sich für „sein” Produkt, „seine” Marke zu entscheiden. Schmeckt Cola
besser als Pepsi? Warsteiner besser als Krombacher? Mal ehrlich – wer würde bei einer
Blindverkostung die Marken voneinander
unterscheiden können?
Das gilt auch für den ÖPNV im Zeitalter
des Wettbewerbs, das heißt die konkurrenzlosen Zeiten, wo man kein klares Markenbild,
Image oder Begehrlichkeit beim Kunden
wecken, schaffen oder am Leben halten mus-
ste sind vorbei. Die Produkt- und Markendefinition und -präsentation nimmt gerade
im Zeitalter des Wettbewerbs eine immer
wichtigere Rolle in der Unternehmenskommunikation ein und ist dadurch von wesentlicher Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit
der einzelnen Wettbewerbsunternehmen.
Welche Dimensionen dahinter stecken
zeigt der Vergleich mit der Konsumgüterindustrie: Bedenkt man, dass der geschätzte
Wert der Marke Coca Cola bei 69 Mrd US $
liegt (Lt. Sander, 2001) und damit den größten Unternehmenswert des gesamten Konzerns darstellt, erkennt man schnell, dass
Marken erst das Ansehen heben, dann die
Umsätze und schließlich den Unternehmenswert. Markenwerte werden insbesondere
durch die Unternehmenskommunikation ge-
Sinus-Milieus von Sinus Sociovision (Bild: Sinus Sociovision GmbH).
schaffen und somit stellt die Marke also das
Allerheiligste des Unternehmens dar.
Was macht Marken
so wertvoll?
Da die Konkurrenz bekanntlich nie
schläft, ist es zukünftig auch für ÖPNV-Unternehmen unerlässlich, die Vorteile ihrer
Dienstleistungen in den Vordergrund zu stellen und sich damit einen Verkaufs- bzw. Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Die wichtigste Sicht auf die Marken – und
damit deren Wert – prägen aber die Verbraucher bzw. Kunden. Für sie sind Marken Images
und sie werden somit gelenkt von den Begehrlichkeiten einer Marke. Die Anzug-Marke, die Uhr am Handgelenk, das Auto vor der
Türe – all das klassifiziert den sozialen Status, das Einkommen und damit den beruflichen Erfolg.
Es geht sogar noch weiter – Marken vermitteln auch Charaktereigenschaften. Einen
Hausmeister in einem Oberklasse PKW oder
den erfolgreichen Unternehmer in einem
Nahverkehrszug, da stehen vermeintlich
Welten auf dem Kopf. Marken stehen für
soziales Ansehen, steigern es, machen attraktiver. Durch ihren Kauf bekommt man Erfolg,
Freude und Genuss. Das soziale Umfeld sanktioniert die Nutzung falscher Marken und
honoriert die Verwendung der richtigen. Und
wie gehen die ÖPNV-Unternehmen mit ihrem
Markenbewusstsein um – sind sie in der Lage
ein kundengerechtes Markenbild am Markt
zu schaffen?
Ein klares Markenbild haben nach der
Verbraucheruntersuchung „Brand Championship 2002” die erstplatzierten Marken wie
Coca Cola (steht für Brause), McDonalds
(steht für Fast-Food) und Wrigley´s (steht für
Kaugummi). Wie gesagt, diese Untersuchung
Nr. 7/8-2004
spiegelt die Meinung der Verbraucher wider.
Interessanterweise haben die Manager
Deutschlands eine völlig andere Sicht der
Dinge. Die neueste Studie „Imageprofile
2004” kommt zu dem Ergebnis, dass auf den
ersten 5 Spitzenplätzen Porsche, BMW, Audi,
DaimlerChrysler und Coca-Cola stehen. Die
Verkehrsbranche, sprich die Deutsche Bahn,
rangiert bei der Verbraucheruntersuchung
„Brand Championship 2002” auf Rang 111
(von 125) und bei der Manageruntersuchung
„Imageprofile 2004” auf dem letzten Platz
171. Über Handlungsbedarf muss man wohl
nicht mehr diskutieren!
änderung des Kenntnisstandes über Produkt, Marke etc. erreichen. Es soll eine Einstellungsänderung herbeigeführt werden,
die letztendlich auch zu Handlungen führen
(Beispiel: Imagewerbung DB AG).
Finale Verhaltensreaktion: Dieses Ziel
verfolgt die offen beobachtbaren Verhaltensweisen, wie Kauf eines Produktes, Markenpräferenz, Kaufhäufigkeit, Kaufmenge, Kaufzeitpunkt, oder Verwendungsverhalten und
Informationsverhalten (Prospektanforderung, Rücklauf eines Mailings, Betreten eines Geschäftes). Beispiel: Sommeraktion der
DB AG (29 € quer durch Deutschland).
Im Visier: Die Zielgruppe
Wenn Verkehrsunternehmen die Verwender Ihrer Produkte oder Dienstleistungen
nicht gut kennen, verschenken Sie viel Potenzial und damit Geld. Es müsste dann schon
eher ein Zufall sein, wenn sie in ihrer Kommunikation die relevanten Themen und Gefühle ihrer Zielgruppen treffen würden, um
diese nachhaltig zu beeindrucken und an
sich zu binden. Zugegeben – einfach ist das
im ÖPNV-Bereich nicht, zumal es sehr homogene und große Zielgruppen gibt (beispielsweise alle Fahrgäste der Münchner S-Bahn)
oder kleine, spezielle Personenkreise (z.B.
potentielle Käufer eines bestimmten Tarifangebotes).
Marktforscher haben dafür verschiedene Hilfsmittel erarbeitet. Beispielsweise die
Sinus-Milieus als Ergebnis von mehr als zwei
Jahrzehnten sozialwissenschaftlicher Forschung. Sie werden seit 20 Jahren von führenden Markenartikel-Herstellern und
Dienstleistungsunternehmen (Werbe- und
Media-Agenturen) für das strategische Marketing, für Produktentwicklungen und Kommunikation erfolgreich genutzt.
Momentane Reaktion, z.B. Baustellenkommunikation
der S-Bahn München GmbH (Bild: S-Bahn München).
ÖPNV-Werbung – Marketingkommunikation
Werbung möchte einseitig und gezielt
eine Reaktion des Umworbenen hervorrufen,
die der Werbungstreibende wünscht:
❏ eine momentane Reaktion,
❏ eine dauerhafte Gedächtnisreaktion oder
❏ eine finale Verhaltensreaktion.
Momentane Reaktion: Ziel in diesem
Bereich ist es, dass die Werbung des Verkehrsunternehmens überhaupt gesehen
wird. Sie soll ein bestimmtes Aufmerksamkeitsniveau aufbauen, soll Gefühle wecken
bzw. stimulieren (Emotionalisierung), soll
wichtige Inhalte der Werbebotschaft vermitteln, wichtige Aussagen bei der Zielgruppe
platzieren (Beispiel: Baustellenkommunikation, Information über ein Ereignis wie Fahrplanwechsel, Event etc.).
Dauerhafte Gedächtnisreaktion: Hier
möchte das Verkehrsunternehmen eine VerNr. 7/8-2004
Erfolgsfaktoren für
gute ÖPNV-Werbung
Wer kennt nicht die Aussage aus vielen
Verkehrsbetrieben, wonach es keiner besonderen Werbung bedarf, da doch das Produkt
(Bus- oder Bahnlinie etc.) für sich selber
spreche. Dazu gibt es ein sehr schönes Beispiel aus der Automobilindustrie, das dies
widerlegt:
Ein Mitarbeiter wollte den alten Henry
Ford dazu überreden, nicht so viel Geld für
die Werbung auszugeben: „Ihre Wagen sind
so gut, dass sie für sich selbst sprechen”.
„Da bin ich anderer Meinung”, entgegnete
Ford. „Wenn ein Huhn ein Ei gelegt hat, dann
gackert es wie verrückt. Wenn eine Ente ein
Ei gelegt hat, dann hält sie den Schnabel. Und
was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier!”
Henry Ford war zu seiner Zeit ein wahrer
Kommunikationsprofi. Er hat es verstanden,
einfache Regeln in markigen Sprüchen auszudrücken. Nachfolgend sollen einige Grundsätze erläutert werden, die für eine erfolgreiche ÖPNV-Werbung wichtig sind:
❏ High-Interest statt Low-Interest
❏ Gesellschaftlich erwünschte Werte
❏ Klare Bilder
❏ Eigenständigkeit
❏ Werbung statt Verkaufsförderung
❏ Integrierte Kommunikation
❏ Kontinuierliche Kommunikation
❏ Pre-Tests schützen vor bösen Überraschungen
High-Interest statt Low-Interest:
Nehmen wir mal an, man plant den Kauf
einer BahnCard. Plötzlich bemerkt man, dass
die ganze Stadt voll von Plakaten hängt, die
verkünden, dass die neue BahnCard günstiger und besser ist. Genauso in den Zeitschriften, die man abboniert hat, oder im letzten
Werbeblock vor der Tagesschau – selbst im
Supermarkt bemerkt man nun Gewinnspiele, bei denen BahnCards verlost werden.
Die BahnCard-Werbung sticht deshalb regelrecht in die Augen, weil man hoch involviert
ist. Bisher hat es die selektive Wahrnehmung
verhindert, dass einem die Plakate, Anzeigen und Spots über die BahnCard auf die
Nerven gehen.
Allerdings gehört man als hoch involvierter Leser zu einer kleinen Gruppe. Höchstens
10% der Umworbenen sind im Moment des
Kontaktes hoch involviert, der Rest ist low
involviert – das bedeutet, die Werbebotschaft interessiert sie im Moment nicht. LowInvolvement ist der Normalfall! Und trotzdem
manipuliert die Kommunikation auch diese
große Gruppe.
Allerdings muss dafür die Werbeaussage einfach und schnell verständlich gestaltet sein. Nur was sich dem Betrachter förmlich aufdrängt oder gerade zur eigenen Persönlichkeitsstruktur passt, wird verarbeitet.
Bei Low-Involvierten übrigens – ohne große
Kontrolle – können die aufgenommenen Informationen direkt verhaltenswirksam werden.
Gesellschaftlich erwünschte Werte:
Werden wichtige gesellschaftliche bzw.
zielgruppenspezifische Wertvorstellungen in
der ÖPNV-Werbung aufgegriffen, so fühlt
sich die Zielgruppe angesprochen, verstanden und bestätigt. Die so gestaltete Werbung suggeriert dem Umworbenen, dass er
seine eigenen Werte durch den Kauf des
entsprechenden Produktes besser realisiert.
Die Verkehrsunternehmen müssen also
den Kommunikationszielen den Lust- und
Freudefaktoren der Zielgruppe ableiten.
Dies muss permanent überprüft und angepasst werden, da Wünsche an das Leben,
Erlebnisfaktoren oder gesellschaftliche
MARKETING
Trends einem stetigen Wechsel unterliegen,
zum Beispiel:
- Cocooning ist out – der ständige Wechsel
zwischen Cocooning einerseits und aushäusigen Aktivitäten andererseits ist gefragt, was
sich auf das Mobilitätsverhalten auswirkt.
· Single-Haushalte wachsen nach wie vor –
vor allem in den Großstädten.
- Fahrradfahrer sind nach wie vor im Trend.
Sie zählen zur größten Sportlergruppe in
Deutschland.
oft textlich und gestalterisch so umgesetzt
wird, wie es der verantwortliche MarketingMitarbeiter für jugendgerecht hält, was aber
oft kilometerweit an der Zielgruppe vorbei
schießt.
Klare Bilder:
Eine Anzeige wird in der Regel 2-3 Sekunden betrachtet. In dieser kurzen Zeit
muss der Betrachter entscheiden, ob die
Werbebotschaft des Verkehrsunternehmens
für ihn wirklich interessant ist oder nicht. Er
Dauerhafte Gedächtnisreaktion, z.B. Imagemotiv der S-Bahn München GmbH.
- Der Wunsch, Kinder zu bekommen, wechselt in regelmäßigem Turnus mit der Wertvorstellung, kinderlos zu bleiben ab. DINKS
(Double Income, No Kids) sind zurzeit genauso out wie YUPPIES (Young Urban Professionals = gut ausgebildete junge Leute in Großstädten).
- Die Null-Bock-Generation ist ausgestorben
– Optimismus ist angesagt (14. Shell-Jugendstudie 2002).
- Jugendliche mixen sich ihren eigenen Wertecocktail: Fleiß und Macht, Familie und Sicherheit, Kreativität und Lebensstandard –
alles geht gleichzeitig (w.o.).
- Die Spaßgeneration ist auf dem Rückzug.
- Geliebt werden, ein erfülltes Leben haben
oder Urlaub machen, sind hochaktuelle Bedürfnisse.
Sehr schwer tun sich die Werber mit der
Jugend. Betrachtet man beispielsweise die
Werbung vieler Verkehrsunternehmen, die
sich an junge Leute richtet, so werden zwar
Werte gezeigt, die sich im Allgemeinen auch
die Jugend wünscht. Nur das die Umsetzung
muss also einen Schlüsselreiz erkennen und
auswerten.
Zu prägnante Bilder sind dabei kontraproduktiv – sie kannibalisieren den Werbeeffekt. Bei einer Anzeige für einen Sportwagen, bei der eine attraktive, tief dekolletierte Frau abgebildet ist, lenkt die Frau sicherlich allzu sehr von der eigentlichen Botschaft/
Marke ab.
Eigenständigkeit des Werbeauftritts:
Wer erinnert sich nicht noch an die TVSpots und Anzeigen mit dem Eisvogel? War
das Krombacher oder Licher?
Es war Licher. Krombacher zeigt auch ein
Naturkonzept, in dem ständig Überflüge
über einen See und eine Insel zu sehen sind.
Damals hatte Licher auch auf Naturbilder
gesetzt und hat sich dabei im Terrain von
Krombacher bewegt. Die Folge davon – viele Menschen verwechselten die Licher Kommunikation mit der von Krombacher.
Der Unbekanntere wirbt immer für den
Bekannteren, wenn er sich an dessen Werbung anhängt – er wird schlicht verwechselt.
Deshalb sollte die Kommunikation eines
Unternehmens, einer Marke immer eigenständiger sein als die der Konkurrenz. Andersartig in
❏ Inhalten,
❏ Motiven,
❏ Argumenten,
❏ Gestaltung, Farbe, Form,
❏ Größe, Format,
❏ Mediaselekton,
❏ Intensität und Frequenz.
Um Aufmerksamkeit zu erregen und außerdem im Gedächtnis der Umworbenen zu bleiben, empfiehlt es sich, kurze Geschichten zu
erzählen. „Tell a story” – einer der Grundsätze bei TV-Spots, Funkspots und natürlich
auch bei erfolgreicher Print-Kommunikation.
Stil dieser Storys sind oft Humor, das
schlechte Gewissen (denken Sie an die Frau
Dumm/Frau Schlau Waschmittel-Spots) an
die Moral – oder durch Schreckenszenarios.
Aber Achtung – nicht alles was für Waschmittelwerbung gilt, muss zwangsläufig auch
für die ÖPNV-Werbung gelten.
ÖPNV-Werbung statt Verkaufsförderung:
Markenwerbung stützt den Imageaufbau, Verkaufsförderung möchte schnelle
Absatzerfolge, meist über Sonderangebote,
erzielen. Beides zusammen geht immer zu
Lasten des Imageaufbaus – und zugunsten
der Verkaufsförderung.
Gute Beispiele dafür erlebt man momentan im Handel. Hier brechen die Umsätze
weg – es wird versucht, mit Rabatt- und
Preisaktionen Zusatzumsätze zu generieren.
Vorher versprochene Imagedimensionen
werden durch immer höhere Rabattaktionen
verdrängt. Auf diese Weise wird auch irgendwann die Anbietermarke rabattiert.
Integrierte Kommunikation:
Im Grunde ist es ganz einfach. Integrierte Kommunikation ist das Kommunizieren
identischer Inhalte in identisch wieder erkennbarer Form auf allen Werbekanälen. Auf
diese Weise nimmt der Umworbene immer
und überall das gleiche Bild der Marke wahr.
Diesen Königsweg der Kommunikation
nutzen trotzdem gerade mal die Hälfte aller
ÖPNV-Unternehmen. Dafür gibt es vielfältige Gründe wie beispielsweise viele Stadtwerke- bzw. Verkehrsunternehmen belegen,
in denen die Kommunikation auf verschiedene Unternehmensbereiche verteilt ist:
Werbung beim Marketing, hat aber wenig
mit dem Vertrieb zu tun. PR ist als Stabstelle dem Vorstand untergeordnet und will
auch nichts mit der gekauften Werbung zu
tun haben. Die innerbetriebliche Kommunikation (Human Relations) wird nach Bedarf
geregelt. Oft sind die entsprechenden Kommunikationsabteilungen von einander getrennt – teilweise mit ganz unterschiedlichen
Adressen. Auch wenn jede Abteilung tut was
sie kann – aber eben jede für sich – ist das
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Ergebnis für den Adressaten suboptimal.
Sowohl die formale Identität über Schriftart,
Sprache oder Bildsprache als auch die inhaltliche Identität via abgestimmte Botschaften
und Tonalitäten kommt da oft nicht zustande. Der Abteilungsegoismus tut sein übriges
dazu – von integrierter Kommunikation kann
dann nicht die Rede sein.
Hand aufs Herz – wie sieht es in Ihrem
Unternehmen aus? Betrachten Sie doch einmal kritisch Ihre Brief- und Faxbögen, Visitenkarten, Firmenbeschilderung, Prosekte,
Flyer, Anzeigen etc.
Kontinuierliche Kommunikation:
Mit erfolgreicher Kommunikation ist es
ähnlich wie beim auswendig lernen eines
Gedichtes. Nur 6-7 konzentrierte Wiederholungen in kurzer Zeit sichern ein erfolgreiches Lernen eines Gedichtes.
Der Umworbene, der eine Anzeige sieht,
möchte aktiv nichts lernen, ist low-involved
– er muss die Informationen ohne aktives
Zutun mitbekommen. Das geht nur über
Kontinuität und ständige Wiederholungen,
Wiederholungen, Wiederholungen ....
In der Praxis ist es leider häufig so, dass
sich die Werbung treibenden Verkehrsunternehmen bzw. deren Entscheider schneller an
der Werbung satt gesehen haben, als der
Markt sie überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Das ist auch einer der gravierendsten Fehler, die man machen kann. Verkehrsunternehmen machen schließlich keine Werbung für sich selbst oder zum Selbstzweck
sondern für ihre Kunden, um erfolgreich aus
dem Wettbewerb hervorzugehen.
Es braucht permanente Wiederholungen,
um eine low-involvende Markenbotschaft zu
erlernen. Der Blick über den Tellerrand des
eigenen Gewerbes zeigt uns: Der Jever-Mann
fällt seit mindestens sechs Jahren rückwärts
in den Nordseestrand – können Sie ihn deshalb nicht mehr sehen? Das Becks-Schiff segelt seit den 80gern über die Bildschirme.
Opel beispielsweise rechnet mit einer Kampagnenlaufzeit von sechs bis acht Jahren, um
aus dem Hosenträger-Image eine Leidenschaftsmarke zu machen – Langfristigkeit und
Kontinuität sind gefragt.
Pre-Tests schützen vor bösen Überraschungen:
Mittlerweile gibt es gute, standardisierte Testmethoden, eine Kampagne auf Herz
und Nieren zu überprüfen, und zwar bevor
das ganze Budget verplant bzw. ausgegeben
ist. Durch unterschiedliche Testmethoden
kann man herausfinden, ob die Werbebotschaft bei der Zielgruppe auch so ankommt,
wie sie abgeschickt wird, oder ob ein Layout
betrachtet wird und an welchen Stellen das
Auge kurz fixiert, oder ob die gewählten Bilderwelten die gewünschten Assoziationen
hervorrufen.
Mit den Ergebnissen eines fundierten
Pre-Tests kann das jeweilige VerkehrsunterNr. 7/8-2004
nehmen die Kommunikation gezielt verbessern und damit die Erfolgschancen der Kampagne am Markt erhöhen. Diskutieren Sie
mit Ihrer Werbeagentur vor ihrer nächsten
Kommunikationskampagne über die entsprechenden Pretest-Möglichkeiten.
Gibt es für einen WerbeEuro zwei Umsatz-Euros?
Niemand kann eine solche Frage mit einem klaren Ja beantworten. Auch nicht mit
den besten Pre-Tests lässt sich eine klare
Vorhersage treffen. Schließlich kommunizieren wir mit Menschen, deren Verhalten man
Finale Verhaltensreaktion, z.B. Flyer der S-Bahn München GmbH für Fluggäste zum Abverkauf von Tagestikkets (Bilder: S-Bahn München).
higkeit auch für kurzfristig eintretende Ereignisse erhalten bleibt.
Wie wird ein sinnvolles
Werbebudget erstellt?
Nicht selten ist „das was übrig bleibt”
oder „das was man glaubt sich leisten zu können“ der wahre Maßstab für die Budgets der
Verkehrsunternehmen, die für Kommunikation eingesetzt werden. Denn die optimale
Höhe eines Werbebudgets kann von vorne
herein nicht bewiesen werden – also, so viele Verkehrsunternehmen, kann es auch ruhig
niedriger sein.
ÖPNV-Werbung ist nicht wie oft angenommen nur ein Kostenfaktor, sondern vielmehr eine Investition in Ihre Marke, Ihr Verkehrsunternehmen, Ihren geschäftlichen Erfolg und damit in die Zukunft und Überlebens- bzw. Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb
sollte man sich die Mühe machen, ein fundiertes Budget zu errechnen, mit dem man
etwas nachhaltig bewirken kann. Man lügt
sich in die eigene Tasche, wenn man mal eine
Anzeige in der Lokalpresse, mal ein paar Plakate oder ein paar Funkspots schaltet. Damit hat man zwar faktisch geworben – ist
damit aber weit unter der Wahrnehmungsschwelle der jeweiligen Zielgruppe geblieben. Die erreicht man, je nach Medium, erst
bei einer gewissen Anzahl an aufeinander
abgestimmten Schaltungen, kombiniert mit
weiteren Aktivitäten, die letztlich eine vernünftige Budgetplanung voraussetzen.
Problematisch sind insbesondere rückwärts orientierte, starre Planungen, so zum
Beispiel wenn eine Orientierung an dem
Budget des vergangenen Jahres erfolgt. Das
würde nämlich voraussetzen, dass sich die
Wirtschaft und die Branche linear und vorhersehbar entwickeln. Da man aber eventuelle Marktbewegungen auf das nächste Jahr
nicht konkret prognostizieren kann, sollte man
das Budget nicht bereits im Vorjahr auf den
letzten Cent festnageln, sondern sich Handlungsspielräume offen halten um auf aktuelle
Trends angemessen reagieren zu können.
Noch ein guter Rat
zum Schluss
zwar aus Erfahrung abschätzen kann – aber
niemals exakt in Euro und Cent ausdrücken
– außerdem fällt es sehr schwer beispielsweise einen erzielten Imagegewinn zu monetärisieren, um eine entsprechende Vergleichsrechnung aufzumachen. In erster Linie geht
es natürlich darum Werbeetats kalkulierbarer, planbarer und damit transparenter zu
machen. Das bedeutet letztlich den Werbeetat mit Projekten bzw. Aufträgen zu unterlegen, wobei immer Freiraum (Geld) für unvorhergesehene Maßnahmen bleiben muss,
damit die unternehmerische Handlungsfä-
Erklären Sie die Kommunikation in Ihrem
Unternehmen zur Chefsache. Denn langfristig
betrachtet bildet intelligente und kreative
Kommunikation ein unverwechselbares,
merkfähiges Gesicht. Eines, das von Ihren
Kunden erinnert wird, dem man Vertrauen
und Sympathie schenkt. Eben eines, das Ihnen hilft, Ihre unternehmerischen Ziele in einem schwierigen Markt zu erreichen.
Sofern Sie weitergehende Informationen
zum Thema wünschen, dann senden Sie eine
Mail an: [email protected]
oder [email protected]
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