SCHWERPUNKT | REGIONALE MEDIEN Mit Digital und Geomedia den Zielgruppen auf der Spur MEDIA-STRATEGIE Online & Co. spielen aufgrund ihrer exakten Aussteuerbarkeit dem regionalen Bei der regionalen Mediaplanung geht es vor allem um punktgenaue und streuverlustarme Kommunikation. 36 | Werben & Verkaufen 17/2014 Individueller Kundendialog statt Gießkanne: Um das Geschäft bei den regionalen Händlern anzukurbeln, setzte Chevrolet auf die exakte, kundenrelevante Aussteuerung der Inhalte in digitalen Kommunikationskanälen – mit Erfolg, wie die große Resonanz auf die Kampagne zeigte. Was war geschehen? Chevrolet ließ eine Wetter-App lokal so aussteuern, dass jeweils das zum Standort des Nutzers nächstgelegene Autohaus als Bannerwerbung gezeigt wurde. Wer daraufklickte, wurde nicht nur auf die Landingpage des Händlers mit weiterführenden Informationen geführt – ein dahinterliegendes Routing zeigte auch gleich den kürzesten Weg dorthin. „Da wir das Ganze mit einem Bonus verknüpft hatten, der nur beim Händler einzulösen war, konnten wir genau sehen, wie viele Menschen auf diese Maßnahme hin zu den Verkaufsstellen gekommen sind“, erklärt Cornelia Lamberty, Vorstandsvorsitzende der auf regionale Mediaplanung spezialisierten und für die Aktion verantwortlichen Agentur Moccamedia. Nun mag das Beispiel von Chevrolet aus der breiten Masse der regionalen Kommunikationsauftritte mit Sicherheit als besonders trendstark herausstechen. Unbestritten ist aber, dass digitale Medien auch für die regionale Mediaplanung schon längst ein Thema geworden sind. Der Anteil der Digitalkanäle werde im Regionalgeschäft immer größer, stellt beispielsweise Georg Tiemann, geschäftsführender Gesellschafter bei Crossmedia Hamburg, fest: „Online hat bei den Etats, die wir betreuen, bereits eine feste Größe.“ Und bei Moccamedia gibt es sogar „keine Kampagne mehr, die nicht mindestens eine Onlineoder Mobile-Komponente beinhaltet“, berichtet Mediaexpertin Lamberty. Natürlich reagieren die Planer damit auf das veränderte Mediennutzungsverhalten: Während Fotos: Fotolia/dvarg; Cornelius Isaak Marketing in die Karten. Doch was theoretisch gut klingt, wird in der Praxis nicht immer umgesetzt. die klassischen Medien an Reichweite verlieren, sind Internet und Smartphone bei einem Großteil der Bevölkerung, ob jung oder alt, aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken – erst recht nicht angesichts der zunehmenden Mobilität der Menschen. Entsprechend kamen in der regionalen Mediaplanung Online und Mobile als zusätzliche potenzielle Werkzeuge für den Kommunikationsmix on top hinzu. Doch bislang gibt es kaum eine regionale Kampagne, die allein digitale Medien nutzt. „Es sind immer noch andere Medien damit kombiniert und bilden sogar oft die Basis“, betont Lamberty, „es mögen zwar viele klassische Medien aktuell etwas unter Abonnentenschwund oder Auflagenreduktion leiden, trotz alledem haben wir mit diesen Medien auf der regionalen Ebene immer noch eine hohe Reichweite.“ Und dieses Inventar müsse im Web erst einmal gegeben sein, so die Moccamedia-Chefin weiter. „Denn auch wenn ein Portal aus nationaler Sicht ein paar Millionen User hat, heißt das nicht, dass es genügend Inventar in einer Stadt wie München hat.“ Daher benötige eine regionale Strategie immer auch andere Medien, die Reichweite aufbauen oder ein Aktivierungspotenzial haben – wie etwa Hörfunk. Dennoch spielt die Digitalisierung dem regionalen Marketing perfekt in die Karten. Denn hier geht es in erster Linie um die streuverlustarme Kommunikation, und nur wenige Medien lassen sich regional so exakt aussteuern, wie es über verschiedene Targeting-Optionen bei Online mittlerweile möglich ist und bei Mobile in Ansätzen schon sichtbar wird. Digital ist punktgenau einsetzbar Mit ihrer genauen Aussteuerung können die digitalen Medien einer Paradedisziplin der regionalen Mediaplanung optimal zuarbeiten, die in den vergangenen Jahren dank der immer umfangreicheren und besseren Datenlage beständig verfeinert wurde: dem Geomarketing. „Hier reicht es nicht, das Kampagnenziel sowie die Zielgruppe und ihr Mediennutzungsverhalten zu kennen. Wichtig ist auch zu wissen, wo diese sich aufhält, wie sie lebt, wie mobil sie ist, was sie konsumiert, wo Der Anteil von Online im Regionalmarketing wächst – laut Georg Tiemann von Crossmedia versteht aber noch nicht jeder Kunde die „Logik“ des Mediums. und wie sie einkauft. Darauf aufbauend werden die Medien entsprechend ihren Verbreitungsgebieten ausgewählt“, erklärt Guido Bliss, Geschäftsführer bei Planus Media. Dazu werden sämtliche Daten, die über die jeweiligen Zielgruppen zur Verfügung stehen, im Raum verortet. Dasselbe geschieht mit den Medien: Was bis vor wenigen Jahren vor allem mit Plakat praktiziert wurde, ist nun mit sämtlichen infrage kommenden Kommunikationskanälen möglich – potenzielle Reichwei- Auf einer Wellenlänge mit Baden-Württemberg auf einen Streich! Sendervielfalt einfach gemacht. Drei flächendeckende Kombinationen für alle Budgetgrößen. Wir machen Radiowerbung einfach! Nutzen Sie den Vorteil. Tel.: 0711 | 7205 - 3801 www.radiokombi-bawue.de SCHWERPUNKT | REGIONALE MEDIEN Mit Geomedia lässt sich die Sinnhaftigkeit eines Medieneinsatzes bewerten, sagt PlanusMedia-Chef Guido Bliss. te in der Zielgruppe vorausgesetzt. Je nachdem, wie sich die Verbreitungsgebiete der Medien mit dem Bewegungsradius der Zielgruppe überschneiden, kommen sie bei der regionalen Kampagne schließlich zum Zuge oder nicht. Auf diese Weise können mittlerweile alle für die regionale Mediaplanung relevanten Kommunikationsmittel – theoretisch – bis auf kleinste Ebene hinunter verortet und auch eingeordnet werden. „Dabei lässt sich zwar das Verbreitungsgebiet eines Mediums wie etwa eines Anzeigenblatts nicht ändern“, so Bliss, „wir sind aber in der Lage, die Sinnhaftigkeit dieses Mediums in Bezug auf die Zielgruppenansprache zu bewerten.“ Doch was in der Theorie so schön klingt, wird in der Praxis nicht automatisch von allen umgesetzt. Denn RegioWerbungtreibender ist nicht gleich RegioWerbungtreibender, und vor allem im Mittelstand wird so manche Kommunikationsstrategie nach wie vor hausgemacht. Oder sie wird seit Jahrzehnten von derselben kleinen Agentur konzipiert, die neben der Kreation gleich auch noch Media mit erledigt. Von einer geooptimierten und fein austarierten Mediastrategie mit exakter Zielgruppenverortung sind derartige Ansätze meilenweit entfernt. Teilweise müssen die Spezialisten von Mediaplus bei Filialisten gebetsmühlenartig wiederho- Kampagne: Fegro/Selgros Spitze Zielgruppe in der Region erreichen, das ist das Ziel von Fegro/Selgros. Die Lösung: eine mehrkanalige Kampagne, die schnell hohen Werbedruck aufbaut. Das Selbstbedienungs-Großhandelsunternehmen Fegro/Selgros hat vor Kurzem seinen Cash-&-CarryMarkt in Gera umgebaut. Zur Bewerbung der Wiedereröffnung Anfang April 2014 entwickelt Moccamedia eine regionale, Sales-aktive Strategie, die sich speziell an die eng gefasste Zielgruppe der Selbstständigen, Berufsgruppen mit höherem Einkommen sowie Entscheider in Betrieben richtet und die innerhalb weniger Tage auf verschiedenen Kanälen einen hohen Werbedruck im Verkaufsgebiet aufbaut. Zum Einsatz kommen Anzeigen im redaktionellen Lokalteil der regionalen Tageszeitung sowie in Titeln wie dem „IHK-Magazin“, hochfrequent geschaltete Hörfunkspots, Großflächen sowie die Verteilung von Beilagen in weniger dicht abgedeckten Gebieten. Abgerundet wird die Kampagne durch das Internet: So sorgen Online-Banner auf regionalen Sites für eine Verlängerung der Offline-Anzeigen und transportieren die Awareness über die Eröffnung hinaus. Fegro/Selgros ist am Ende hochzufrieden: Mit seiner regionalen Mediastrategie erzielt das Großhandelsunternehmen eine Reichweite von 72,5 Prozent mit durchschnittlich 3,2 Kontakten in der Zielgruppe. Zur Neueröffnung strömten über 3000 Besucher in die Verkaufsstelle. avf len, dass sie auf die verschiedenen Zielgruppenstrukturen eingehen und entsprechend unterschiedliche Flyer verteilen sollten, klagt Thomas Bathelt , Geschäftsführer von Mediaplus Regio: „Das wäre heutzutage alles keine Hexerei mehr, dennoch erscheint es vielen zu kompliziert.“ Doch viele regional aufgestellte Unternehmen verstehen nicht, dass schon eine einfache Zielgruppenausrichtung des Angebots ihren Umsatz deutlich erhöhen würde, sagt Bathelt. Kundendaten sind Mangelware Ähnlichen Nachholbedarf gibt es in Sachen Kundendaten. „Wenn man all unsere Geomedia-Tools und -Techniken mit den Informationen des Hauses wie Kundendaten kombiniert, ergibt sich ein ganz anderes Bild“, erklärt Planus-Media-Chef Guido Bliss. Dies würde ganz neue Chancen in der regionalen Konsumentenkommunikation eröffnen. Doch gerade der Mittelstand, der ja oftmals ein besonders hohes Potenzial im persönlichen Kundenkontakt hat, weiß oft gar nicht, wer überhaupt in die Geschäfte kommt – und was diese Kunden dann kaufen. Diese Wissenslücken spiegeln sich im oftmals ungenügenden Einsatz digitaler Kanäle wider – doch wer keine aktuelle, ansprechende Website oder Landingpage hat, kann sich das Geld für Bannerwerbung gleich sparen. Eine mögliche Ursache für die oftmals zu beobachtende digitale Rückständigkeit nennt Crossmedia-Mann Tiemann: „Die Beschäftigung mit digitalen Medien erfordert gerade vom Werbungtreibenden selber einen unverhältnismäßig höheren Aufwand.“ Allerdings sind die Kapazitäten hierfür bei den Kunden oftmals nicht vorhanden, sodass häufig die Kosten-NutzenRechnung – nicht nur gemessen am TKP, sondern auch an den zu investierenden personellen Kosten – zuungunsten von Online ausfällt. Tiemann: „So mancher überlegt dann, ob es nicht sinnvoller ist, die bewährte Anzeige in der Zeitung zu schalten, auch wenn diese in den letzten Jahren 30 Prozent an Reichweite verloren hat.“ Es kann halt (noch) nicht jeder regional so innovativ sein wie Chevrolet. Anja von Fraunberg | [email protected] 38 | Werben & Verkaufen 17/2014