1. Einleitung 2. Allgemeine Grundlagen des Marketing

Werbung
BWL IV - MARKETING
1. Einleitung
Marketing ist ein Leitkonzept der Unternehmensführung zur marktorientierten Koordination
aller betrieblichen Funktionsbereiche; das beinhaltet zum einen ein Management zur
zielorientierten Gestaltung von Austauschprozessen mit betriebsinternen und -externen
Partnern auf Absatz- und Beschaffungsmärkten sowie im Bereich der Allgemeinen
Öffentlichkeit; und zum anderen ein Management von komparativen Konkurrenzvorteilen als
Prozess von Suche, Aufbau und Erweiterung von Leistungen, die im Vergleich zum
Wettbewerb überlegenden sind.
Die folgenden Kapitel basieren hauptsächlich auf der BWL 4 - Vorlesung von Prof. Fritz an der TU-BS im SoSe
2001 und der 3. Auflage des, dieser VL zugrundliegendem, Buches „Marketing: Elemente marktorientierter
Unternehmensführung“ von Wolfgang Fritz, Dietrich v. d. Oelsnitz (Kohlhammer Verlag 2001).
Verbesserungen und Überarbeitungen des Scripts, die ihr in der VL oder beim Lernen dazuschreibt, solltet ihr
nicht für euch behalten, sondern bitte an [email protected] schicken!
Viel Spaß in der Vorlesung & Erfolg in der Klausur!
Sebastian Hanke, 28.Juli 2002
2. Allgemeine Grundlagen des Marketing
2.1. Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen
2.1.1. Grundversionen des MA-Begriffs
MARKETING0: Marketing als Absatzpolitik (klassisch)
Anschauungsobjekt ist die Leistungsverwertung im Unternehmen
- absatzpolitische Instrumente Produkt- Programmpolitik, Preispolitik (Rabatte),
Distributionspolitik, Kommunikationspolitik (4 P`s)
MARKETING1: Marketing als marktorientierte Unternehmensführung (aktuell)
- alle betrieblichen Aktivitäten, und nicht nur die der Absatzpolitik, stehen im Dienste einer
umfassenden Kunden- und Wettbewerbsorientierung.
- ausgerichtet auf die Anforderungen des Absatzmarktes
- absatzpolitische Instrumente in der Gesamtkonzeption der Unternehmensführung
MARKETING2: Marketing als Management von Austauschprozessen und -beziehungen
- Marketing von und für Einzelpersonen, Personengruppen und Organisationen
- Gestaltung kurzfristiger Transaktionen und langfristiger Beziehungen
- umfassende Denkweise, kommerzielles/nicht-kommerzielles Marketing, internes/externes
Marketing, Absatz-, Beschaffungs- u. Public Marketing, Transaktionen / Beziehungen
Leitideen
Aktionsbereiche
Subjekte bzw. Träger
MARKETING1
Kunden und
Wettbewerbsorientierung
(primär)
Absatzmarketing (primär)
kommerzielle Institutionen
(Unternehmen)
MARKETING2
-Gratifikationsorientierung
-Engpassorientierung
-Gesellschaftsorientierung
-Absatz-, Beschaffungs- und
Public Marketing
-internes und externes
Marketing
-Transaktionen und
Beziehungen
kommerzielle und
nichtkommerzielle
Institutionen, Personen
BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
1. Einleitung
Marketing ist ein Leitkonzept der Unternehmensführung zur marktorientierten Koordination
aller betrieblichen Funktionsbereiche; das beinhaltet zum einen das Management der
zielorientierten Gestaltung von Ausstauschprozessen mit betriebsinternen und -externen
Partnern auf Absatz- und Beschaffungsmärkten sowie im Bereich der Allgemeinen
Öffentlichkeit; und zum anderen das Management von komparativen Konkurrenzvorteilen als
Prozess von Suche, Aufbau und Erweiterung von Leistungen, die im Vergleich zum
Wettbewerb überlegenden sind.
Die folgenden Kapitel basieren hauptsächlich auf der BWL 4 - Vorlesung von Prof. Fritz an der TU-BS im SoSe
2001 und der 3. Auflage des, dieser VL zugrundliegendem, Buches „Marketing: Elemente marktorientierter
Unternehmensführung“ von Wolfgang Fritz, Dietrich v. d. Oelsnitz (Kohlhammer Verlag 2001).
Verbesserungen und Überarbeitungen des Scripts, die ihr in der VL oder beim Lernen dazuschreibt, solltet ihr
nicht für euch behalten, sondern bitte an [email protected] schicken!
Sebastian Hanke, 28.Juli 2002
Viel Spaß in der Vorlesung & Erfolg in der Klausur!
2. Allgemeine Grundlagen des Marketing
2.1. Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen
2.1.1. Grundversionen des MA-Begriffs
MARKETING0: Marketing als Absatzpolitik (klassisch)
Anschauungsobjekt ist die Leistungsverwertung im Unternehmen
- absatzpolitische Instrumente Produkt- Programmpolitik, Preispolitik (Rabatte),
Distributionspolitik, Kommunikationspolitik (4 P`s)
MARKETING1: Marketing als marktorientierte Unternehmensführung (aktuell)
- alle betrieblichen Aktivitäten, und nicht nur die der Absatzpolitik, stehen im Dienste einer
umfassenden Kunden- und Wettbewerbsorientierung.
- ausgerichtet auf die Anforderungen des Absatzmarktes
- absatzpolitische Instrumente in der Gesamtkonzeption der Unternehmensführung
MARKETING2: Marketing als Management von Austauschprozessen und -beziehungen
- Marketing von und für Einzelpersonen, Personengruppen und Organisationen
- Gestaltung kurzfristiger Transaktionen und langfristiger Beziehungen
- umfassende Denkweise, kommerzielles/nicht-kommerzielles Marketing, internes/externes
Marketing, Absatz-, Beschaffungs- u. Public Marketing, Transaktionen / Beziehungen
Leitideen
Aktionsbereiche
Subjekte bzw. Träger
MARKETING1
Kunden und
Wettbewerbsorientierung
(primär)
Absatzmarketing (primär)
kommerzielle Institutionen
(Unternehmen)
MARKETING2
-Gratifikationsorientierung
-Engpassorientierung
-Gesellschaftsorientierung
-Absatz-, Beschaffungs- und
Public Marketing
-internes und externes
Marketing
-Transaktionen und
Beziehungen
kommerzielle und
nichtkommerzielle
Institutionen, Personen
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
2.1.2. Alternative Marketing-Konzeption
Kommerzielles Marketing: zur Realisation kommerzieller Ziele (Umsatz, Gewinn, Db)
- Broadening: Marketing auf nicht-kommerzielle Institute übertragen
à Soziomarketing, Generic MA, internes MA, Relationship MA
- Deepening: Betrachtung von Einzelaspekten - eine stärkere Berücksichtigung
humanitärer, sozialer und ökologischer Aspekte
à Humankonzept, Wohlfahrtbedachtes MA, ÖkoMA
Nichtkommerzielles Marketing: nicht gewinnorientiert, i.a. von Non-Profit-Organisationen
(Unis, DRK, Kirchen: sozial, kulturell, Bildung, ...)
Sozio-Marketing im engeren Sinne: MA aller sozialen Organisationen (institutsspezifisch)
Sozio-Marketing im weiteren Sinne: MA für aktuelle soziale Ziele oder Ideen
(problemspezifisch, auch von privatwirtschaftlichen Unternehmen)
Generic Concept of Marketing: „Werttransaktionen“ zwischen sozialen Einheiten
(Einzelpersonen, Institutionen), d.h. sämtliche Austauschvorgänge von Gütern, Geld,
Zeit, Energie und Gefühlen, allgemeingültig
Relationship-Marketing: Beziehungen auf lange Sicht fördern, Vertrauen aufbauen
(Schaffung eines KundenBeschwerdenmanagements, Kundenbindungs- und
Loyalitätsprogramme, Kundenclubs)
Human Concept und wohlfahrtsbedachtes Marketing: Ergänzung des
betriebswirtschaftlichen Zielkatalogs um humanitäre Ziele, Übernahme sozialer und
ethischer Verantwortung
Öko-Marketing: bei Planung und Ausführung der MA-Aktivitäten: Vermeidung oder
Verringerung der Belastung der natürlichen Umwelt bewirken
Internes Marketing: Übertragung (Broadening) des extern. MA-Konzeptes auf interne
Austauschprozesse
- personalorientiert: kundenfreundliches Mitarbeiterverhalten, Erbringung persönlicher
Dienstleistungen
- MA interner Leistungen: innerbetriebliche Kunden-Lieferanten-Beziehungen, jede
Abteilung orientiert sich an den Ansprüchen der Abnehmer der eigenen Leistung,
Grundidee des Total-Quality-Managements
- kooperationsinternen Marketing: einheitlichen Markverhalten der Mitglieder einer
Unternehmensverbindung (strateg. Allianz), Austauschbeziehungen zw.
Kooperationspartnern
2.1.3. Erfolgbeitrag einer marktorientierten Unternehmensführung
Marketing gilt als eine Grundsäule des Unternehmenserfolges
kann bei einem dominierenden Engpass auf dem Absatzmarkt zu dem wichtigsten
Erfolgsfaktor eines Unternehmens gehören
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
Marktorientierung
Produktionsund Kostenorientierung
Unternehmenserfolg
Technologieund
Innovationsorientierung
Mitarbeiterorientierung
Umwelt- und
Gesellschaftsorientierung
2.1.4. Aufgaben des Marketing-Managements
• Analyse der Marketingsituation
• Planung des MA-Konzeptes
• Implementierung der MA-Konzeption
• MA-Kontrolle: Indikatoren für den
Stellenwert des Marketing im
Unternehmen
• MA-Grundhaltung (Kundennähe)
• Stellung und Bedeutung von MA-Zielen
(Kundenzufriedenheit)
• Intensität der MA-Strategien
• Intensität der MA-Maßnahmen
• Höhe der Ausgaben für MA-Aktivität
• Verwirklichungsgrad der MAOrganisationsstruktur (MA-Vorstand
Marketing-Analyse
Planung der MarketingKonzeption:
-Leitideen und Ziele
-Strategien
-Maßnahmen (PPPP)
MarketingImplementierung und -
2.2. Die Marketing-Situation
2.2.1. Die Unternehmenssituation
Unternehmen verhalten sich unterschiedlich aufgrund unterschiedlicher
Unternehmenspolitik
das normative Management legt die Unternehmenspolitik fest und bestimmt die
Unternehmensidentität (Corporate Identity)
das Selbstverständnis vieler dt. Unternehmen ist bereits durch kunden-, verkaufs- und
absatzmarktorientierte Grundwerte geprägt, mangelt aber an Wettbewerbs- und
Gesellschaftsorientierung
Ermittlung des unternehmerischen Selbstverständnisses ist bereits Teil einer Analyse der
Marketing-Situation
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
Indikatoren für den Stellenwert des Marketing im Unternehmen
- Vorhandensein von Marketing-Grundhaltungen
- Stellung von Marketing-Zielen
- Intensität der Verfolgung von Marketing-Strategien
- Höhe der Ausgaben für Marketing Aktivitäten
- Intensität der Marketing-Maßnahmen
- Verwirklichungsgrad einer marktorientierten Organisationsstruktur
2.2.2. Umweltsituation
siehe auch S.8
UMWELT 1: ummittelbare Marktumwelt ( Absatz- und Beschaffungsmärkte des
Unternehmens)
à Kunden (private Haushalte, gewerbliche Abnehmer, öffentliche Haushalte),
Lieferanten, Absatzmittler und –helfer, Konkurrenten
UMWELT 2: globale Markoumwelt (Staat, Gesell., allg. Öffentl.)
- ökonomische (BSP, Kaufkraf , Entwicklungstendenzen der disponiblen Einkommen)
- technologische (allg. Innovationspotential auf Grundlage einer neuen technolog. Basis)
- politisch-rechtliche (Steuern oder gewerkschaftliche Forderungen)
- sozi-kulturelle (allg. Bevölkerungs- und Familiensituation, Bev.pyramide, Scheidungsrate)
- ökologische (Sensibilität der Bevölkerung zum Thema Umwelt)
2.3. Verhaltenswissenschaftliche Aspekte des MA
2.3.1. Kaufverhalten von Konsumenten
2.3.1.1. Typen und Phasen individueller Kaufentscheidungen
Extensive Kaufentscheidung “Specialty Goods“
- selten gekaufte Güter deren Kauf zeitaufwändig ist (Auto)
- Entscheidungsvereinfachende Erfahrungen fehlen, kognitives Engagement des Kunden
am größten, vollständiger Entscheidungsprozess
- Anregungsphase
- Suchphase
- Bewertungs- und Auswahlphase
- Kaufaktphase
- Nachkaufphase
Habituelle Kaufentscheidung "convenience goods"
- geringwertige Güter die häufig und in kurzen Abständen gekauft werden (eingeübtes
Verhaltensmuster), gewohnheitsmäßig, oft: Markentreue (mühelosen Einkauf)
- stark verkürzter Such-, Bewertungs- u. Auswahlprozess (Entscheidungsprozess)
Limitierte Kaufentscheidung
- für hochwertige Güter, selten
- Erfahrung führt zu bewährten Bewertungs- und Auswahlkriterien, wobei sich der
Konsument durch gewisse Präferenzen selbst limitiert (Marke, Modell, Land)
- reduzierte Phasen
Impulsive Kaufentscheidung
- spontan, ungeplant, geringe kognitive Steuerung, bei Niedrigpreisgütern oder Gütern
deren Erwerb einen emotionalen Reiz bietet
- Atmosphäre beim Point-of-Sale, Beschaffungsprozess besitzt selbst eine emotionale
Attraktivität
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
Kundenbindung durch After-Sales-Marketing:
- Kundenzufriedenheit vermitteln
- event. Nachkaufdissonanzen/ Bedenken über Richtigkeit der Kaufentscheidung
nachhaltig zerstreuen
das Käuferverhalten nach dem Kauf ist genauso wichtig
Einflussfaktoren des Kaufverhaltens von Konsumenten
2.3.1.2. Psychologische Ansätze zur Erklärung des Konsumverhaltens
Aktivierende Prozesse: versorgen den Menschen mit Energie
- allgemeine Aktivierung und Involvement (Ausmaß der grundsätzlichen
Leistungsbereitschaft, innere Beteiligung an der Kaufentscheidung)
- Stimmungen (subjektiver Zustand, auf nichts Bestimmtes gerichtet, meist rel. lang)
- Emotionen/Gefühle (Erregungszustände, angenehm oder unangenehm)
- Motive/Bedürfnisse (innere Mangel- oder Spannungszustände, die dem Menschen ein
zielgerichtetes Handeln vermitteln)
- Einstellungen (Bereitschaft auf Reize zu reagieren, Objektbezogen)
- Werte (Systeme von Einstellungen, bestimmen das Verhalten eines Individuums
gegenüber Objektklassen, verbindlich, Lebensstil)
Kognitive Prozesse: Vorgänge der Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung,
- Wahrnehmung (Aufnahme und Interpretation von Reizen)
- Denken (Informationsverarbeitung, überwiegend im Kurzzeitgedächtnis, es ergeben sich
Handlungs- und Entscheidungsgrundlagen)
- Lernen (Erwerb von Wissen, Verhaltensänderung)
- Gedächtnis (Speicherung von Informationen, Basis für das Lernen)
es gibt immer ein Zusammenspiel zwischen aktivierenden und kognitiven Prozessen, sie
verschmelzen zusammen in der Persönlichkeit eines Menschen und werden ihrer
dominierenden Komponente zugeordnet, können aber kaum voneinander getrennt werden
Aktivierung, als Determinante des Konsumverhaltens:
neurophysiologischer Vorgang, der den Organismus mit Energie versorgt und dadurch
leistungsbereit macht, hervorgerufen durch
- innere Reize: durch Stoffwechselvorgänge
- äußere Reize: emotionale (Kindchenschema oder erotische Reize), kognitive
(gedankliche Konflikte, Widersprüche oder Überraschungen) und physische Reize
(auffallende Größe oder Farbe eines Werbemittels)
Indikatoren für Messung der Aktivierung:
- auf physisch-biologischer Ebene (Hirnströme, Atmung, Pupillengrösse)
- subjektiver Erlebnisebene (verbale Angaben)
- motorischer Erlebnisebene (unmittelbar beobachtetes Verhalten)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
- Aktivierung in der Werbung durch: Werbebotschaften, Werbemittel, Produkt- und
Verpackungsdesign, Ladeninnengestaltung
4 Aktivierungsgrade (abgeleitet aus Lamda-Hypothese):
- Minimalaktivierung: unbedingt erforderlicher Mindestmaß für Leistung
- Normalaktivierung: Bereich, in dem die Aktivierungssteigerung die menschl.
Leistung steigert (für das MA relevant)
- Überaktivierung: bereits leistungsmindernd
(kann abermit herkömmlichen MA-Instrumenten praktisch nicht erzeugt werden)
- Maximalaktivierung: keine sinnvolle Leistung mehr möglich, extreme
Überaktivierung
Wahrnehmung, kognitive Determinante des Konsumverhaltens:
kognitiver Vorgang, aktive und selektive Aufnahme und Verarbeitung von Reizen
Kennzeichen:
- Subjektivität: Wahrnehmung des Konsumenten ist niemals objektiv, sondern stets von
Subjektivität beeinflusst (Vorurteil, Gefühl)
- Aktivität: Wahrnehmung entsteht aus einem aktiven Informationsaufnahme und verarbeitungsprozess (keine W. im passiven Zustand)
- Selektivität: Wahrnehmung bezieht sich auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit, zur
Objektwahrnehmung müssen Reizschwellen überwunden werden
Hypothesentheorie berücksichtigt die Ergebnisse eines individuellen Wahrnehmungsprozesses als Kompromiss zwischen der Erwartung des Konsumenten und der
objektiven Realität. Dadurch werden Wahrnehmungsverzerrungen erklärt und es wird
verdeutlicht, dass keineswegs nur die objektiven Bedingungen, sondern auch situative
und persönliche Faktoren wie Erwartungen, Vorurteile, Motive, usw. die Wahrnehmung
objektiv unveränderter Dinge beeinflussen können.
menschlicher Hang zur Wahrnehmungsvereinfachung
- es werden nur wenige Objekteindrücke zur Meinungsbildung herangezogen
- Mechanismen:
Attributdominanz: von einer Produkteigenschaft wird auf die Gesamtqualität des
Produktes geschlossen (z.B.: hoher Preis à hohe Produktqualität)
Halo-Effekt: von einem bereits gebildeten Gesamturteil wird auf die einzelnen
Produkteigenschaften geschlossen (Stiftung Warentest gut -> Sicherheit, Leistung,
Stromverbrauch gut)
Irridation: von einer Eigenschaft wird auf eine andere geschlossen (grüner Kühlschrank à
gute Kühlung)
Konsequenzen für die Werbung: Schlüssel- und Bildinformationen erleichtern die
Wahrnehmung und erzeugen höhere Aufmerksamkeit (Gütezeichen, Qualitätsindizes,
farbige Logos)
2.3.1.3. Soziologische Ansätze zur Erklärung des Konsumverhaltens
Normen: gesellschaftliche Verhaltensregeln, den man folgen kann (Standards, die auf Sitte
und Gewohnheit beruhen) oder muss ( gesetzliche Ge- und Verbote), beeinflussen das
Konsumentenverhalten (Modenormen, Feilschen)
Kultur: übereinstimmende Verhaltens- und Orientierungsmuster vieler Individuen in
größeren sozialen Einheiten, kollektives System gemeinsamer Werte, oft getrennt durch
geografische Kriterien
Subkultur: Teil einer Kultur mit übereinstimmenden Verhaltensweisen spezieller Art
Soziale Schicht: Personenmehrheit mit gleicher Herkunft, Einkommen, Bildung, sozialer
Status
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 2: Grundlagen
Gruppe: Personenmehrheit mit eigener Identität, formal (Partei, Schule), informal (Familie,
Freunde)
Bezugsgruppe: Gruppe, nach der sich ein Individuum richtet
Einteilung stellt Konsequenzen für das Marketing dar, da Konsumentenverhalten in vielen
Bereichen von der sozialen Zugehörigkeit abhängt
2.3.2. Kaufverhalten von Organisationen - Besonderheiten des organisationalen
Beschaffungsprozesses
Kollektiventscheidungscharakter: aufgrund höherer Wertdimensionen wird i.a. die
Entscheidung von mehreren getroffen (Buying Center)
Höherer Formalisierungsgrad: Hohe Anforderung an Dokumentation und Kontrollierbarkeit
der getätigten Abschlüsse/Transaktionen anhand vorgegebener Entscheidungs- und
Ablaufkriterien (erhöhte Sicherheit)
vom Konsumentenverhalten abweichender Entscheidungskriterien: langfristigere
Planung und ökonomischeres Denken
Höhere Rationalität Längere und ausgewogenere Entscheidungsfindung, aufgrund
Berücksichtigung vieler Entscheidungskriterien, gravierender Konsequenzen und
Hinzuziehung externer Berater (Investitionsentscheidung).
Fremdbestimmtheit / abgeleiteter Bedarf: Beschaffungsentscheidungen eines
Unternehmens leiten sich aus den jeweiligen Entabnehmerbedürfnissen ab, und sind
insoweit fremdbestimmt (Sinn ist nicht die Befriedigung von Eigenbedarf)
Modell von Webster und Wind: Einkaufsentscheidung einer Organisation ist Funktion der
vier Variablengruppen: E= f(I, G, O, U)
I persönliche Prädisposition des individuellen Entscheiders
G Gruppenmerkmale, insbesondere Verteilung der verschiedenen Rollen
O organisationale Merkmale (Technologie, Struktur und Ziele)
U allgemeine Umwelt der Organisation
G: Verschiedene idealtypische Rollen im Buying Center (unternehmerisches
Einkaufsgremium auf kollektiver Basis)
- Einkäufer (Buyer): formal für den administrativer Beschaffungsprozess zuständig
- Benutzer (User): als späterer Produktverwender
- Beeinflusser (Influencer): als unternehmensinterne Einflussagenten und/oder externe
Berater
- Informationsselektierer (Gatekeeper): als wichtige Informationsfilter
- Entscheider (Decider): als letztendlich verantwortliche Führungsspitze
organisatorische Kaufentscheidungstypen
Erstkauf: keine Kauferfahrung bzgl. des Produktes
à hoher Informationsbedarf, erhöhte Bedeutung der Mitarbeit aller Mitglieder des Buying
Centers
Modifizierter Wiederholungskauf: gegebene Situation weicht in einigen Punkten, von
bisherigen Produkt- bzw. Kauferfahrungen ab
à zusätzliche Informationen müssen beschafft werden à evtl. neue
Entscheidungsalternativen (Einkäufer, Beeinflusser wichtig)
Reiner Wiederholungskauf: ständig gleichbleibender, wiederkehrender
Beschaffungsbedarf
à sehr geringer Informationsbedarf (Routine), neue Alternativen werden kaum geprüft à
Dominant sind Einkäufer bzw. die ihm untergeordneten Stellen.
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING
3. Marketing-Forschung
Marktgerechtes Produkt nur dann, wenn Unternehmen Möglichkeiten und Gegebenheiten
des Marktes kennt !
3.1. Begriff und Ziele der MA-Forschung
à systematische und objektive Gewinnung und Analyse von Informationen
(unsystematisch wäre sporadische Markterkundung)
über:
- die Umweltsituation siehe auch S.3
U1: Nachfrager, Konkurrenten, Absatzmittler, Lieferanten
U2: Staat, Gesellschaft, allg. Öffentlichkeit)
- verfügbare MA-Instrumente und Strategieoptionen
- innerbetriebliche Sachverhalte (Bewertung der vorhanden Ressourcen)
Marketing-Forschung
sämtl. Informationsbeschaffenden und –auswertenden Unternehmenstätigkeiten mit MA-Bezug
interne Marketing
-Forschung
Erforschung
betriebsinterner
MarketingSachverhalte
externe Marketing-Forschung
Marktforschung:
Absatz- und
Beschaffungsmärkte
(Umwelt I)
Erforschung der
weiteren Umwelt
(Umwelt II)
Typen von Marketing-Studien
1. Explorative Studien: Aufhellung und Strukturierung eines Problemfeldes,
stehen am Anfang eines Forschungsvorhabens, wenn im sog. Entdeckungszusammenhang zunächst die konzeptionelle Grundlagen für weiterführende Überlegungen
zu erarbeiten sind (typische Käufergruppen?)
2. Deskriptive Studien: genaue Erfassung und Beschreibung des Sachverhaltes,
bauen auf 1. auf und dienen einer möglichst genau Erfassung und Beschreibung der
jeweils interessierenden Sachverhalte (wieviel % der Angehörigen einer bestimmten
Käufergruppe kaufen das Produkt).
3. Explikative und kausale Studien: zur Überprüfung von Ursache-Wirkungs-Hypothesen
à Erklärung interessierender Sachverhalte (Erklärungszusammenhang)
Ziel: Ableitung von konkreten Entscheidungshilfen für den Einsatz der absatzpolitischen
Instrumente und Entwicklung von Marketingprognosen
Vorteile der Eigenforschung
- größere Vertrautheit mit dem
Forschungsproblem
Nachteile Eigenforschung
- mögliche Betriebsblindheit der Forscher
- Tendenzen zu erwünschten Ergebnissen
- bessere Steuerung des
Forschungsprozesses
- Gewinnung und Aufbau eigener
Forschungserfahrung
- fehlendes methodisches Forschungs-Knowhow
- bessere Geheimhaltung
- geringerer Kommunikations- und
Koordinationsaufwand
- Entstehen eines zusätzlichen
Fixkostenblocks
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING
3.2. Allg. Aufgaben
3.2.1. Die fünf "Ds" der Marketing-Forschung
- Definitionsphase: Problem definieren, Ziele erheben
- Designphase: detaillierten Forschungsplan erstellen, zeitliche und finanzielle Grenzen
festlegen, Methoden auswählen: Datenerhebung und Datenanalyse (Vollerhebung [lang
und teuer] oder Teilerhebung [günstig aber ungenauer -> Zufallsstichprobe])
- Datenerhebungsphase: Organisations- und Kontrollaufgaben: Daten erfassen, Kontrolle
um Qualität der Daten zu verbessern
- Datenanalysephase: Daten auswerten, verarbeiten, analysieren und interpretieren
(Konsequenzen)
- Dokumentationsphase: Ergebnisse aufbereiten, Konsequenzen aufstellen, Bericht
erstellen
3.2.2. Datenerhebung
- Primärforschung: Daten neu erheben, unmittelbar zugeschnitten
- Sekundärforschung: auf bereits vorhandene Daten (Datenbanken, andere Recherchen)
zurückgreifen, häufig in anderem Zusammenhang erhoben
3.2.2.1.Befragung:
weit verbreitet, unkompliziert, Ein-Themen-Befragung oder Omnibusbefragung
schriftlich: zusenden von Fragebögen, kostengünstig und schnell Durchführbar,
Responseproblem, Identitätsproblem, Stichtagsproblem (Antworten kommen gar nicht,
vom falschen oder zu spät)
mündlich (Interview): flexibler bzgl. Rückfragen, höher Antwortquoten, teuer, InterviewerBias (ungeplanter Einfluss des Interviewers durch Auftreten, Aussehen und Fragestil)
telefonisch: "Blitzumfrage", wenn es nicht auf die Repräsentativität der Daten ankommt
computergestützt: a) Interviewer gibt Daten in Laptop ein b)Befragter gibt Daten in
Computer ein, Software wertet die Daten aus, Zeit- und Kostensparend, OnlineBefragung als neue Variante
3.2.2.2. Beobachtung:
- Erfassung von sinnlich wahrnehmbaren Sachverhalten im Augenblick ihres Auftreten
durch andere Personen, nur äußeres Verhalten
- Einsatzbereich eingeschränkt, da nicht alle subjektiver und objektiven Tatsachen durch
Beobachtung erkennbar
- teilnehmende Beobachtung: Beobachter nimmt am interessierendem Geschehen aktiv
teil (Testkäufer)
nicht-teilnehmende Beobachtung: passiv, bloßes beobachten (+ natürlichere
unbeeinflusste Reaktion)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING
- Feldbeobachtung: in der natürliche Umwelt der beobachteten Person
Laborbeobachtung: in einer künstlich geschaffenen Situation (+ exaktere Ergebnisse à
ergebnisverzerrende Störgrößen können besser ausgeschaltet werden).
3.2.2.3. Experiment (Sonderform der Datenerhebung)
à unter kontrollierten Bedingungen stattfindende Befragungen oder Beobachtungen zur
Ermittlung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen
Realexperiment: Gewinnung von Informationen über die Realität
Simulationsexperiment: Experimentieren mit Modellen
Feldexperiment: natürliche Umgebung der Testperson
- Produkttest: ausgewählte Kundengruppe testet erstmals neues Produkt
- Storetest: Probeweiser Verkauf in begrenzter Anzahl Geschäfte (Marktchancentest)
- Markttest: probeweise Verkauf in räumlich abgegrenztem Gebiet à Abschätzung des
gesamten Marktverhaltens des Produktes (aufwendig und teuer).
- Elektr. Minitestmarkt: Kombination einer automatischen Datenerfassung am
Verkaufspunkt bestimmter Märkte (Scannerkassen) mit einer Panelerhebung (d.h.
wiederholter Beobachtung eines festen Kreises privater Haushalte). Einkäufe werden
durch elektr. Identifikationskarten erfasst, gespeichert und ausgewertet.
à feststellbar welcher Haushalt kauft welches Neuprodukt
Laborexperiment: künstl. Versuchsanordnung: relevante Einflüsse isolieren, Störeinflüsse
ausschliessen
3.2.2.4. Panel (Sonderform der Datenerhebung)
regelmäßige Befragung zum Untersuchungsgegenstand eines gleichbleibenden Kreises
von Personen/Untersuchungseinheiten (mit repräsentativen Merkmalen)
Verbraucherpanel: bestimmte Konsumentengruppe gibt Konsum- und
Einkaufsangewohnheiten an
Handelspanel: Registrierung von Handelsphänomene (Veränderung des Warenbestands
und der Marktanteile)
Probleme / Paneleffekte:
- Unvollständige Marktabdeckung (Teilnahmeverweigerung oder Erfassungslücken)
- Panelsterblichkeit (Ausscheiden der Mitgleider aus Desintresse, Tod)
- Panelerstarrung (Verschiebung der soziodemographischen Struktur weg von der
Grundgesamtheit)
- Paneleffekt i.e.S. (verändertes Verhalten durch die bewusste Beobachtung)
3.2.3. Datenanalyse
nicht metrische Skalenniveau
- Nominalskalen: qualitative Eigenschaftsausprägungen ohne Rangfolge (Geschlecht:
Mann/Frau)
- Ordinalskalen; Zuordnung von Rangwerten (größer-kleiner, besser-schlechter,
Präferenzurteile), keine genauen Abstände
metrische Skalenniveau
- Intervallskalen: gleich große Skalenabschnitte, kein natürlicher Nullpunkt (Celsiusskala)
- Verhältnisskalen: gleich große Skalenabschnitte mit natürlicher Nullpunkt (Umsatz,
Gewinn)
Anzahl der zu untersuchenden Variablen beim Analyseverfahren
- Univariante Verfahren: nur eine einzige Variable, benutzt bei Häufigkeitsverteilungen
einer einzelnen Größe
- Bivariante Verfahren: zwei Variablen mit Beziehung zueinander (Image und Umsatz)
- Multivariante Verfahren: viele Variablen, aber aussagekräftiger
dependenzanalytische: Zusammenhänge überprüfendes Verfahren
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING
interdependanzanalytisch: Zusammenhänge entdeckendes Verfahren
Regressionsanalyse
- Wie läßt sich der Bedarf an Farbfernsehgeräten für die nächsten Jahre schätzen?
- Hängt das Ausmaß der Marketing-Aktivitäten eines Unternehmens von der Art der Leitung, der
Rechtsform und der Anzahl der Mitarbeiter ab?
Varianzanalyse
- Mit welchem Massenmedium (Wochenzeitschrift, Fernsehen oder Hörfunk) erreicht eine
Werbekampagne die größte Anzahl ihrer Zielpersonen?
- Wie wirkt sich die Farbe der Verpackung (rot, grün, blau, gelb, mehrfarbig) auf den Produktabsatz
aus?
Diskriminanzanalyse
- Durch welche psychologischen Merkmale unterscheiden sich Kunden von Nichtkunden?
- Bestehen Einkommens- und Altersunterschiede zwischen der Gruppe der häufigen und jener der
seltenen Verwender eines Produkts?
Kovarianzstrukturanalyse (z.B. LISREL)
- Hängt die Wirkung vergleichender Warentestinformationen der Stiftung Warentest (Berlin) auf die
Prodkutinnovation, die Produktmodifikation und die Qualitätskontrolle von Industrieunternehmen
z.B. von der Größe, den Zielen, der Testerfahrung und der Branchenzugehörigkeit der
Unternehmen sowie von der Wettbewerbsintensität ab?
- Beeinflusst die Marktorientierung eines Unternehmens den Unternehmenserfolg stärker als die
Produktions- und Kosten-, die Mitarbeiter-, Technologie- und Innovations- sowie die Umwelt- und
Gesellschaftsorientierung?
Faktorenanalyse
- Welches sind die wichtigsten Faktoren, die das Image eines Unternehmens in der Öffentlichkeit
ausmachen?
- Auf welche Grunddimension lässt sich die Attraktivität einer Einkaufsstätte zurückführen?
Clusteranalyse
- Lassen sich die Benutzer des öffentlichen Personennahverkehrs anhand sozioökonomischer und
psychographischer Merkmale in unterschiedliche Gruppen (Marktsegmente) einteilen?
- Gibt es unter dem Publikum eines Theaterbetriebs unterschiedliche Besuchertypen?
Multidimensionale Skalierung
- Inwieweit entspricht das Dienstleistungsangebot eines Beratungsunternehmens den
Idealvorstellungen der Kunden?
- Welches Image besitzt die Technische Universität Braunschweig im Vergleich zum Image anderer
Universitäten?
Conjointanalyse (Verbundmessung)
- Welche Kombination von Merkmalen sollte ein Verkehrsmittel aufweisen, um dem Benutzer einen
optimalen Nutzen zu stiften?
- Welches Eigenschaftsbündel charakterisiert jenes Restaurant, das die Kunden bevorzugen
würden?
Kreuzpreiselatizität der Nachfrage
KP pos: zeigt Austauschbarkeit der Produkte aus Nachfragersicht (Produktkonkurrenz)
- vorliegen von Wettbewerbsbeziehungen zwischen zwei Produkten ist wesentliches
Merkmal um relevanten Markt zu fixieren
- Preissteigerung Produkt2 à Absatzerhöhung Produkt1 (substituive Beziehung)
(pos: Butter – Margarine, neg: Tennisschläger - Tennisbälle)
KP neg: Produkte konkurrieren nicht, sondern ergänzen sich (komplementäre Bez.)
3.3. Spezielle Aufgaben: Marktanalyse
erst relevanten Markt eines Unternehmens ermitteln, dann folgende Merkmale bestimmen:
(Markt: Gesamtheit aller Kaufinteressenten für ein Produkt)
- Marktkapazität: maximal mögliche Bedarf, bzw. max. mögliche Aufnahmefähigkeit
- Marktpotential: max. mögliche Nachfrage/Umsatz aller Anbieter. Relativierung der
Marktkapazität um das tatsächlich vorhandene Kaufvermögen der Abnehmer
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 4: Ziele und Strategien
- Marktvolumen: tatsächlich realisierter Gesamtumsatz aller Anbieter am Markt
- Marktausschöpfung(-sgrad): Verhältnis Marktvolumen zu Markpotential, Deckungsgrad
einer max. möglichen Nachfrage
- Umsatz-, Absatzpotential: maximal möglicher Umsatz eines Unternehmens
- Umsatz-, Absatzvolumen: tatsächlich realisierter Umsatz eines Unternehmens (Anteil am
Marktvolumen)
- absoluter Marktanteil: Verhältnis eigenes Umsatzvolumen zu Markvolumen
- relativer Marktanteil: Verhältnis Umsatzvolumen(eigenem Marktanteil) zu Umsatzvolumen
des stärksten Konkurrenten
4. Ziele und Basisstrategien des Marketing
4.1 Marketing Ziele / Planung von MA-Zielen
Marketing Ziele müssen aus den allgemeinen Unternehmenszielen entwickelt,
operatinalisiert und in ein konsistentes Zielsystem überführt werden.
Ziel: angestrebte Situation
à Kundenzufriedenheit und –loyalität, Produktqualität, Wettbewerbsfähigkeit, Umsatz,
Marktanteil, Image
Zieloperationalisierung (1. Phase) Ziele zur Steuerung und Kontrolle präzisieren:
- Zielinhalt: Was soll erreicht werden?
- angestrebtes Zielausmaß: Wie viel soll erreicht werden?Vorgabe von sog.
Satisfactionzielen.
- Zeithorizont: Wann soll ein gewünschte Zustand oder Sachverhalt erreicht sein? MAStrategischer Bereich: mittel- bis langfristige Zielformulierung, operative Entscheidung
(Preisgestaltung) kurzfristig gestaltbar.
- Geltungsbereich: Festlegung für welchen Unternehmensbereich, Zielobjekt (Produkt),
Instrumentalbereich (Werbung) und/oder welchen Markt das jeweilig MA-Ziel Gültigkeit
besitzt
Bildung des Zielsystems (2. Phase) :
Zielbeziehungen:
- Zielharmonie (Zielkomplementarität): Ziele fördern sich in ihrer Erreichung gegenseitig
- Zielkonkurrenz (Zielkonflikt): Ziele schließen sich gegenseitig aus (Zielmanagement nötig)
- Zielindifferenz (Zielneutralität): Zeilerreichung ist unabhängig voneinander
bei Zielkonkurrenz muss ein Konfliktmanagement durch Modifikation des
Zielerreichungsniveaus, Ziel-Zeithorizontes oder Festlegung der Zielprioritäten eine
Zielkonfliktlösung finden
Aufbau einer Zielhierarchie: Einteilung in Ober-, Mittel- und Unterziele; es werden nur die
Ziele weiterverfolgt, die zur Erreichung des Oberziels beitragen
4.2. Marketing-Strategie
MA-Strategien: zur Erreichung der MA-Zielen mittels:
mittel- bis langfristig gültige Entscheidung mit Richtliniencharakter (keine kurzfristig-operative
Handlungsfestlegung)
Kombination verschiedener Instrumente und Maßnahmen zu einem konsistenten und in sich
schlüssigen und widerspruchsfreien Gesamtpaket von MA-Handlungen. Instrumentbezogene
Strategien beziehen sich nur auf einen Maßnahmenbereich (Preisgestaltung).
Systematisierung: nach Marksituation, nach Unternehmenstyp, nach Adressat
Strategietypen: (primär) kundenorientiert, (primär) konkurrentenorientiert, übergreifende
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 4: Ziele und Strategien
4.2.2. (primär) kundenorientierte Strategien
Strategieraster von BECKER:
a) Marktfeldstrategien: Veränderung der Produkt/Markt-Kombinationen
Optionen:
- Marktdurchdringung (altes Produkt auf alter Markt intensiver vermarkten)
- Marktentwicklung (altes Produkt, neuer Markt)
- Produktentwicklung (neues Produkt, alter Markt)
- Diversifikation (neues Produkt, neues Markt)
b) Marktstimulierungsstrategien: Stimulierung der Nachfrage
Präferenzstrategie: qualitative Vorteile des Produktes führen zu erhöhter Nachfrage à
führt zu einem qualitätsbetonten Wettbewerb
Preis-Mengen-Strategie: Preisvorteil des Produktes führt zu erhöhter Nachfrage,
konzentriert sich auf niedrigpreisige, aber volumenstarke Markleistungen.
Beide berücksichtigen somit z.T. unterschiedliche Zielgruppen bei den Käufern
insbesondere die sog. Qualitäts – und Preissegmente.
c) Marktparzellierungsstrategien: bestimmen Grad der differenzierten Bearbeitung der
Teilmärkte des Gesamtmarktes
- Ergebnis: (undifferenzierte) Massenmärkte oder einzelne (differenzierte) Marktsegmente
- Abdeckungsgrad eines Marktes: vollständig oder teilweise abgedeckt (Schrotflinte,
Scharfschütze)
- Teilaspekte: - Marktsegmentierung,
- CRM
d) Marktarealstrategien: geographische Formen zur MarktErschliessung
- gebietspolitisch: national, international, (Extremfall global)
- gebietserweiternd: konzentrisch, selektiv, inselförmig
- konkrete Ausgestaltung: Filialen, Beteiligungen, Tochterges., Lizenzvergaben,
Franchising, Joint V.
Marktsegmentierung: (eine der wichtigsten Basisstrategien des MA)
Aufteilung eines Marktes in seine einzelnen Segmente
- klar abgegrenzte Untergruppen von Kunden werden mit spezifischen MarketingStrategien bearbeitet
- segmentbezogene Anpassung der einzelnen Angebote à insgesamt höherer Grad an
individueller Bedürfnisbefriedigung des Kunden
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 4: Ziele und Strategien
- Marktsegmente nach innen homogen und nach außen heterogen (im Vgl. zu anderen),
wegen Bedarfsaspekt (gebündelte Bedürfnisse) und Wirkungsaspekt (Instrumente)
1. Marktaufteilung
Segmentierungskriterien auf Konsumgütermärkten:
- soziodemographische Kriterien: soziale Schicht, Familienlebenszyklus,
geographische Kriterien(Wohnortgröße, Region, Stadt/Land)
- psychographische Kriterien: Persönlichkeitsmerkmale(Aktivitäten, Interessen,
Risiko- Entschlussfreudigkeit) oder produktbezogenen Kriterien (Motive,
Einstellungen, Präferenzen)
- Kriterien des beobachteten Kaufverhaltens: Markenwahl, Kaufvolumen,
Mediennutzungsverhalten der Individuen
Anforderungen an Marktsegmentierungskriterien
Anhand welcher Kriterien können verschiedene Marktsegmente identifiziert und
voneinander abgegrenzt werden?
- Kaufverhaltenrelevanz: können Kriterien einen möglichst großen Teil des
Kaufverhaltens erklären?
- Aussagefähigkeit: sind die gebildeten Segmente durch die verfügbaren
Marketinginstrumente effektiv zu bearbeiten?
- Zugänglichkeit: erreichen die eingesetzten Instrumente die Zielgruppe vollständig
und ohne das größere Streuverluste?
- Messbarkeit (Operationalität): sind zugrundegelegte Kriterien objektiv messbar?
- zeitliche Stabilität: sind die herangezogenen Kriterien lang genug gültig?
- Wirtschaftlichkeit: ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Segmentierungskriterien
vertretbar?
2. Marktbearbeitung: Segmentauswahl und Bearbeitung
undifferenziertes MA: gesamte Markt wird mit einem einheitlichen Marketing-Mix
bearbeitet (Massenmarkt)
differenziertes Marketing: jedes Marktsegment wird mit einem eigenen Marketing-Mix
bearbeitet
Konzentriertes Marketing: Marktnischenstragie, nur ein Teil des gesamten Marktes
wird überhaupt bearbeitet
Einflussfaktoren:
- MA-Resourcen des Unternehmens
- Heterogenität der Segmente
Zahl der Segmente↑ à Erlöse↑, aber auch MA- und Koordinationskosten↑
- zu viele Segmente à Aufwand zu groß, MA-Mix Entw. für jedes Segment uneffizient
- zu wenig à einzelne Segmente zu heterogen à MA-Mix nicht ausreichend
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 4: Ziele und Strategien
Weiterentwicklung:
- Marksegmentierung à Marktindividualisierung
- Abgrenzung/ Bearbeitung von Zielgruppen à Zielpersonenmarketing (ONE-TO-ONE-MA)
Customer Relationship Marketing (CRM)
- Aufbau und Pflege von Geschäftsbeziehungen zu einzelnen Zielpersonen
- Individualisierung des Angebotes auf Massenmärkten durch interaktive
Kommunikationstechnologien und flexible Fertigungstechnologie (Database-MA)
- heute auch auf Konsumgütermarkt
wichtig: wiederholte Austauschprozesse, längerfristige Kundenbindung ist pos. für UErfolg
à Konzentration auf Einzelkunden, bzw. sehr profitable Geschäftsbeziehungen
- CUSTOMER LIFETIME VALUE: Auswahlkritrium
- zu bestimmender Wert des Kunden für Dauer der Geschäftsbeziehung, d.h. der
Kapitalwert der erwarteten Überschüsse aus der Kundenbeziehung
- Planung und Realisierung kundenindividueller MA-Maßnahmen
- DATABASE-MA :
- Unterstützung des MA durch EDV-gestützte laufend aktualisierte und integrierte
Kundendatenbank
- systematische, lückenlose Sammlung und Auswertung kundenbezogener Daten
- Entscheidungsträgern erhalten Informationen unmittelbar und in geeigneter Form
à erfolgreiches Geschäftsbeziehungsmanagement durch richtige Informationstechnologie
und richtigem persönlichen Umgang mit Menschen
4.2.3. (primär) konkurrentenorientierte Strategien
Konkurrenzforschung ist unverzichtbar!
komparativer Konkurrenzvorteil(KKV):
- in Vordergrund stellen: das eigene Leistungsangebot besitzt für den Kunden
wahrnehmbare, wichtige und dauerhafte Nutzenvorteile gegenüber den vergleichbaren
Konkurrenzangeboten.
- erforderlich: unternehmenseigenen Stärken (Finanzkraft, Produktqualität,
Verfahrenspatente, motivierter und gut ausgebildeter Mitarbeiterstamm, herausragende
Managementkompetenz) und Schwächen kennen.
Wettbewerbsstrategische Grundtypen:
umfassende Kostenführerschaft:
- durch einen Kostenvorsprung gegenüber den Konkurrenten kann ein reduzierter
Produktpreis weitergegeben werden à intensiver Preiswettbewerb
- Produkte sollen wegen ihres Preises gekauft werden, nicht wegen ihrer Qualität.
- Ziel und Vorraussetzung einer solchen Strategie ist immer die Erreichung eines möglichst
hohen Marktanteils.
Durch den Verzicht auf den Aufbau echter Präferenzen bleibt die Kundentreue immer in
die Existenz eines unschlagbar niedrigen Preises gebunden. à angreifbar mit noch
niedrigeren Preisen. Gewinnchancen bestehen nur solange sich das Unternehmen im
Besitz von strategischen Kostenvorteilen befindet.
Differenzierung:
- Angebot einer einzigartigen Leistung, Erlebnismarketing
- angestrebt: Qualitätsführerschaft durch überlegene Produktqualität, attraktiven Produktdesign
und Styling, Vorteilsversprechenden Service - und Garantieleistungen, höherem Produkt- bzw.
Anbieterimage sowie einem Erlebniswert bei Einkauf und Konsum des Produktes
- Markenartikelstrategie (zielt auf MarkenKäufer (nicht Billigste sondern BESTE kaufen, führen
Qualitäts- bzw. Imagevergleich zw. verschiedenen Konkurrenzangeboten)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 4: Ziele und Strategien
- wichtig bei der Umsetzung der Strategie: Art und Anzahl der Differenzierungsmerkmale
des Produktes (Welche Unterschiede?)
- Unique Selling Proposition (USP): ein einziger Produktnutzen à unverwechselbarer
Charakter
- Doppelnutzendifferenzierung: zwei Merkmale, die sich ggf. ergänzen
- Drei- oder Mehrfachnutzendifferenzierung: viele Merkmale, Glaubwürdigkeit(?)
- relativ hoher Mitteleinsatz für Investitionen in Marktforschung, Marken- und Imageaufbau
Fokussierungsstrategie: (Konzentration auf Schwerpunkte)
- lediglich partiale Marktabdeckung à Verfolgung von Differenzierungs- bzw.
Kostenführerschaftsstrategien in nur einem (oder wenigen) ausgewählten
Branchensegment(en)
- Nischenstrategie (häufig kleinere Produkt/Markt-Ausschnitte, in denen man
Differenzierungs- oder Kostenvorteile angestrebt werden (Liebhabermärkte))
- Befriedigung individueller Bedürfnisse, hohe Kundenbindung
Outpacing-Ansatz: gleichzeitiges Verfolgen von kosten- und qualitätsorientierten Strategien
4.2.4. Übergreifende Strategien
strategische Partnerschaften: "Netzwerkarrangements"
Kooperation mit Kunden, Zulieferern, anderen Unternehmen der selben Branche
- strategische Netzwerke
vertikale strategische Partnerschaften auf vor- und nachgezogene Wirtschaftsstufen
bezogene strateg. Kooperation, z.B.: Franchising: Vertriebsrechte an Marktenartikeln/
Dienstleistungen gegen Weisungs- und Kontrollrechte
diagonale strategische Partnerschaften: z.B. Kooperation von Unternehmen verschiedener
Branchen zur Erstellung von Komplettangeboten im System- und Anlagengeschäft
- strategische Allianzen
horizontale strategische Partnerschaften: Kooperation von aktuellen oder potentiellen
Konkurrenten (meist nur einzelne Abteilungen) zur Zielerreichung und nicht auf Dauer,
z.B. zur Erschließung neuer Märkte, Einsparung von Entwicklungskosten ... durch
zusammengelegte der Finanzkraft oder Resourcennutzung
Hyperwettbewerb: Extremform des Wettbewerbs
- begleitet Trend zu strategischen Allianzen
- Wettbewerbsvorteile vom jeweiligen Unternehmen wechseln sich ständig (nicht nur rasch
erzeugt sondern auch nahezu ebenso rasch wieder zunichte gemacht und durch neue ersetzt
werden Unternehmen verteidigen ihre Wettbewerbsvorteile nicht mehr, sondern sie zerstören sie
nach vergleichsweise kurzer zeit, um rasch neue aufzubauen, bevor der Gegenangriff der
Konkurrenten die Phase der Vorteilsauschöpfung ohnehin beendet hätte)
- Eskalation auf vier Wettbewerbsplateaus
Preis und Qualität , Schnelligkeit und Innovation, Abschottung des Marktes
(Eintrittsbarrieren) , Einsatz von Finanzkraft
führt zur partiellen Ausschaltung der Konkurrenz, aber auch zur Wettbewerbsermöglichung
von z.B. kleinen Unternehmen
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
5. Instrumente der Absatzmarktgestaltung
Absatzpolitisches Instrumentarium:
Produktpolitik + Preispolitik + Distributionspolitik + Kommunikationspolitik
5.2. Produktpolitik
umfasst Entscheidungen und Handlungen, die sich auf marktgerechte Gestaltung der
Leistungen beziehen (Herz des Marketings)
Produkt: allgemeines Leistungsangebot eines Unternehmens (materiell/ immateriell)
5.2.1. produktpol. Gestaltungsbereich
Konzeptionsebenen des Produktes nach KOTLER
Grundnutzen:
- Kernnutzen (Grundfunktion), z.B.: Auto = Beförderung
- generisches Produkt (unverzichtbare, leistungsbezogene Grundmerkmale), AutoSitze
- erwartetes Produkt (Leistungserwartung des Kunden im Normalfall), gewisse PS-Stärke
Zusatznutzen:
- augmentiertes Produkt (Erfüllung zusätzlicher (überdurchschnittlicher) Ansprüche)
, serienmässiger Kopf- und Seitenairbag
- potentielles Produkt (Leistungsmerkmale, die heute noch unüblich sind, in der
näheren Zukunft jedoch zum augmenierten Produkt gehören)
, serienmässig Navigationsystem im Kleinwagen
Produkttypologien
(siehe auch S.3)
- Investitionsgüter (Produkte, die von gewerblichen Verwendern zur Herstellung von
Sachleistungen oder zur Erbringung von Dienstleistungen, die für Dritte gedacht sind,
benötigt werden (Werkzeugmaschinen)
- Konsumgüter (Produkte, die vom Konsumenten (Letztverbraucher) zur Befriedigung
ihrer individuellen Bedürfnisse nachgefragt werden.)
- Sachleistungen
- Gebrauchsgüter (langlebige Produkte(Wirtschaftsgüter) à in zeitlich größeren
Abständen gekauft ,z.B. Kühlschrank)
- Verbrauchsgüter (kurzlebige Produkte à relativ schnell verbraucht, kurze
Wiederkaufzyklen, z.B. Seife )
- Dienstleistungen (immateriell, nicht lagerfähig, qualitative Schwankungsbreite, i.d.R.
mit dem Leistungsabnehmer erstellt, z.B. Haarschnitt)
(siehe auch S.4)
Kaufgewohnheiten des Konsumenten
- Convenience goods: häufig und mit minimalen Vergleichs- und Einkaufsaufwand
erworben (Zeitung)
- Shopping goods: diverse Such-, Vergleich- und Auswahlprozesse (Möbel)
- Specialty goods: selten gekaufte Waren (besonders eigenständigen Charakter,
Markenidentität, oft sehr hochwertig, selten (Antiquitäten)
Informationsökonomischer Ansatz der Produkttypologie
- Inspektionsgüter: Suchgüter, lassen vor dem Kauf Qualitätsbeurteilung durch Kunden
zu, besitzen Prüfqualität (Searchquality)
- Erfahrungsgüter: keine eindeutige Qualitätsfeststellung vor der Verwendung, in erster
Linie Erfahrungsqualität (Restaurantbesuch)
- Vertrauensgüter: auch nach Ge-/Verbrauch keine Qualitätsbeurteilung durch Kunden
möglich(Arzt)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Produktprogramm (auch Sortiment) Gesamtheit der angebotenen Leistungen
Produktpolitik
Planung, Gestaltung des Produkts/gesamten Angebotsprogramms
- Produktgestaltung (Bestimmung der Produktqualität in technischer, funktionaler,
materieller und ästhetischer Hinsicht, sowie etwaiger produktbegleitender
Zusatzleistungen)
- Verpackungsgestaltung (Schutz, verbrauchergerechte Dimensionierung,
Verwendung, Werbung und Information)
- Markierung (im Zusammenhang mit Verpackungsgestaltung)
- Programmgestaltung (Zusammenstellung der Produkte und Produktlinien zu
Angebotsprogramm)
Programmpolitik
- Programminhalt (Zusammenstellung der Sach- und Dienstleistungen)
- Programmumfang
- Programmbreite (verschiedene simultan geführte Produktlinien)
- Programmtiefe (einzelnen Produktvarianten innerhalb einer Produktlinie)
5.2.2. spez. Aspekte der Produktpolitik
5.2.2.1. Produktinnovation
alle marktbezogenen Änderungsprozesse in einem Unternehmen, die zu neuen Produkten
führen.
- Marktneuheiten (Produkte, die für alle Marktteilnehmer neu sind)
- Betriebsneuheiten (Produkte, die für den einführenden Betrieb neu sind)
Phasen des unternehmerischen Produktinnovationsprozesses
1. Innovations- bzw. Suchfeldbestimmung
- Auswahl des Produkt/Marktbereiches (hierbei u.U. Ausweitung des
Geschäftsfeldes)
2. Gewinnung von Neuproduktideen
- externe Quellen (Kunden, Forschungsinstitute, Beraterunternehmen,
Beschwerdemanagement, ...)
- interne Quellen (F+E, Produktionsabteilung, Qualitätszirkel, ...)
3. Methoden zur Erzeugung von Neuproduktideen / Ideenauswahl
- Kreativitätstechniken:
- Individualtechniken
- Merkmalsauflistung
- Gegenstandsverknüpfung
- Morphologische Analyse (Kreativitätstechnik für Fachleute: Erzeugung aller
denkbaren Lösungen eines Problems)
1. Definition des Problems
2. Aufstellen der relevanten Neuproduktparameter
3. Zusammenstellung des morphologischen Kastens, d.h.
Kombination der Neuproduktparameter
4. Analyse der möglichen Lösungen
5. Lösungswahl
- Gruppentechniken
- Brainstorming (5-8 Teilnehmer, nicht länger als 30min)
• Freie Assoziation zu den einzelnen Vorschlägen
• Keine Kritik an gemachten Vorschlägen
• Quantität geht vor Qualität
• Weiterführung und Verbesserung fremder Ideen ist erwünscht
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
- Methode 635 (Brainwriting)
Sechs Teilnehmer schreiben drei Problemlösungen zu gegebenem
Problem auf und reichen sie nach fünf Minuten an Nachbarn weiter (5x)
- Synektik größtes Kreativitätspotential, wenige aber nützlichere Ideen
Schrittweise Verfremdung eines Ausgangsproblems durch Bildung von
Analogien (aus Natur, symbolisch, persönlich oder aus Phantasie)
- Delphimethode Expertenbefragung
- Prüfung und Auswahl von Neuproduktideen
- Ideen-Grobauswahl (Screening)
• Aussonderung von undurchführbaren Produktideen mittels
Mindestanforderungen (Musskriterien)
• Punktbewertungsverfahren (Nutzwertanalyse oder Scoring Modelle)
Bewertungsmatrix anhand einzelner, gewichteter Kriterien à Ideen
sortiert, ausgelesen, interessante rausgefiltert à Σ(Einstufung bzgl.
Kriterium x Gewichtungsfaktor) ≥ Mindestwert, bzw. Vergleichsprodukt
Problem: Scheingenauigkeit, da Kriterienwahl und –wichtung und
Ideenbewertung/-einordnung jeweils subjektiv
• Ausformulierung zu Produktkonzepten
• Konzepttest (z.B. Kundenbefragung)
- Ideen-Feinauswahl: Test auf Wirtschaftlichkeit
• Vorraussetzung: Vermarktungsplan (Marketing-Instrumente,
Zielgruppen/märkte, Kosten/Umsatzschätzungen) à Auskunft über
Wirtschaftlichkeit
• Wertanalyse (errechnet ausgehend von konstantem Qualitätsniveau eines
Produktes die kostengünstigste Umsetzungsalternative)
• Break-Even-Analyse (Entscheidungskriterium: erwartete Absatzmenge ist
entscheidend, ausgewählt werden jene Produktkonzepte die
gewinnbringend sind)
4. Realisierung der ausgewählten Neuproduktideen einschließlich der Planung- und
Markteinführungsstrategien
- Entwicklung und Test des Neuprodukts
- Prototypen und Funktionstests à technische Leistungsfähigkeit. heute auch
virtuell (Virtual Reality).
- Kundenakzeptanztests: Vermeidung nicht bedarfsgerechter Produkten
- Ziel: gewünschte Produkte entwickeln, besondere Bedeutung: Lead User, geben
Hinweise auf zukünftig am Markt herrschende Bedürfnisse, haben oft selbst schon
Innovationen geplant (sofern sie gewerbliche Abnehmer sind)
- QUALITY FUNCTION DEPLOYMENT: Anpassung der technischen
Produktentwicklung an die Kundenwünsche (prozessbegleitend)
- Markttests: nach der Produktentwicklung um die Wirkung der geplanten
Marketingmaßnahmen zu prognostizieren. Wichtig: Testmarkt entspricht
möglichst genau (repräsentativ) den späteren Bedingungen.
folgende Fragen: nach erfolgreich abgeschlossener Testphase, vor Markteinführung
- Markteinführung des Neuprodukts
1. Wann? (Timing)
- Führerstrategie(First-to-Market): als 1. Neuprodukt am Markt
(F+E und Markterschließung teuer, höhere Preise möglich,
Pioniergewinne sowie hohe Marktanteile, Standards festlegen)
- Folgerstrategie(Secound-to-Market, Late-to-Market): (Anpassung an
gesetzte Standards, bessere Einschätzung der Marktchancen,
geringere F+E Kosten und Marktinvestitionen)
2. Wie? (Instrumentale Ausgestaltung)
- hohe oder niedrige Preise
- Ausgaben für Werbung, Verkaufförderung und Distribution
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
- bei Marktneuheit: hohe Preise und intensive Werbung
- bei Betriebsneuheit: niedriger Preis, niedrige Werbeausgaben
3. Für wen? (Zielgruppen)
- Unterschiede in Akzeptanz neuer Produkte à Adoptionskurven
- Konsumpioniere: besonders wichtig, da risikofreudig und Rolle als
Trendsetter und Meinungsführer à bevorzugt MA-Adresaten
4. Wo? (geographische Strategie)
- regionale, nationale und/oder internat. Einführung? (Kosten)
- anfangs meist aus Kostengründen regional, später Erweiterung
durch Marktarealstrategie
- konzentrisch um das ursprüngliche Absatzgebiet àlangsames
erreichen einer überregionalen/nationalen Gebietsabdeckung (führt
selten zu stabilen Absatzmarkt)
- Inselförmige Gebietsausdehnung: erfordert höheres Maß an
Marketing Flexibilität àAusrichtung auf Schlüsselmärkte
(unterschiedliche Markbedingungen)
5. Mit wem? (mögliche Kooperationspartner)
- falls Know-how und/oder Finanzkraft nicht ausreichen, bieten sich
strategische Partnerschaften an
- Handelsbetriebe: Vergünstigungen, Einführungsrabatte àMotivation
zur engen Zusammenarbeit
- strategische Partnerschafen zur gewinnversprechenden
Neuprodukteinführung insb. im internationalen Maßstab
5.2.2.2. Produktmodifikation und -elimination
Änderung bereits eingeführter Produkte
- Produktvariation (einzelne Bestandteile werden verändert, Konzept wird beibehalten)
neue Version
- Produktdifferenzierung (abgewandelte Produkte als Ergänzung zur Produktlinie
einführen, um speziellen Marktsegmenten zu entsprechen)
-Produktrelaunch (altes Produkt wird an gewandelte Kundenbedürfnisse angepasst und
wird durch intensives Marketing begleitet : Face-Lifting)
- Produktelimination (in fortgeschrittenen Phasen der Produktexistenz zu überlegen,
Produkt wird vom Markt genommen)
- Produktentsorgung (physische Entfernung eines Produktes in der nachmarktlichen
Entsorgungsphase)
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Produktlebenszykluskonzept
1. Einführungsphase Verlustphase
Erreichen des Break-Even-Point markiert Übergang in
2. Wachstumsphase Umsätze steigen überproportional an, bei Erreichen des
Wendepunktes überschreitet der Gewinn sein Maximum, zugleich Übergang in
3. Reifephase weitere Ausdehnung des Marktes, bei Abnahme der
Umsatzwachstumsrate, bei Auftreten erster Sättigungserscheinungen, Ubergang
4. Sättigungsphase Bei Marktsättigung erreicht Umsatz Maximum und beginnt
abzunehmen)
5. Rückgangsphase bei Verlusten kommt es zur Produktelimination oder eines
Produktrelaunchs
Nachteile: nicht klar, ob Abbildung von Einzelprodukten, Produktgattungen oder gesamten
Branchen; Einteilung eher willkürlich; Vernachlässigung anderer Lebenszyklen
Eliminationskriterien (können auch zunächst zur Produktmodifikation führen)
Entfernung von Produkten aus dem Absatzprogramm
- Quantitativ
- Sinkender Umsatz oder Marktanteil
- Abnehmender Anteil am Gesamtumsatz
- Sinkender Deckungsbeitrag
- Sinkende Produktrentabilität
- Qualitativ
- Kein Kaufverbund mit anderen Produkten
- Nachhaltige Störungen im Produktionsablauf
- Negativer Einfluss auf das Firmenimage
- nachlassende Wirkung der MA-Maßnahmen
- neue Bedarfsstrukturen und/oder Gesetz
5.2.2.3. Produktmarkierung
- Markenartikel: z.B. Namen, Bildzeichen als die Herkunft beschreibende Merkmale
- auch bei Investitionsgütern und Dienstleistungen entstehen entsprechende Bemühungen
(einheitliche Bekleidung des Servicepersonals, Beurkundungen)
Eigenschaften: u.a. gleichbleibende Aufmachung, dauerhaft hochwertige Qualität, hoher
Bekanntheitsgrad, weitverbreitete Erhältlichkeit
- Ziele:
- Schaffung von Präferenzen beim Kunden (vergrößert preispolitischen Spielraum)
- Förderung/Erleichterung des Wiederverkaufs (Markentreue)
- Profilierung des Produktes im Wettbewerb
- Aufbau von Marktmacht
- Ausprägungen von Marken:
- Einzelmarke (Hohes C von Eckes, Persil von Henkel)
- Dachmarken (Microsoft, IBM, Volvo)
- Tandemmarken àVerbindung (McRib von McDonalds)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
5.3. Preispolitik
umfasst Entscheidungen und Handlungen, über Preisfixierung und Preiskonditionen
5.3.1. preispolitischer Gestaltungsbereich
clear-payment: Leistung wird direkt ein Entgeld zugewiesen, bei nicht-monetären
Gegenleistungen liegt ein Tausch-, Barter- oder Kompensationsgeschäft
Konditionenpolitik (Festlegung von Rabatten, Absatzkrediten, Lieferungs- und
Zahlungsbedingungen). Insbesondere zur Zeit der Marktsättigung spielt diese eine
wichtige Rolle (Leistungsvorteile den Wettbewerbern gegenüber)
preispolitische Entscheidungen
- Festlegung der optimalen Preishöhe
- Durchsetzung des Preises am Markt
- Bestimmung der Preisabfolgen in Zeitverlauf (dynamische Preispolitik)
- Festlegung von Preisdifferenzierungsmaßnahmen
- Gestaltung einer produktübergreifenden Preispolitik
5.3.2. spez. Aspekte der Preispolitik
5.3.2.1. Ansätze der Preisbestimmung
a) Kostenorientierte Ansätze
Preiskalkulation auf Vollkostenbasis (gesamtanfallende Kosten)
Angebotspreis = Summe der Gesamtstückkosten + Gewinnzuschlag (Cost-Plus-Pricing)
nach der Formel: pi = ki (1+gi), wobei:
pi = Preis für Produkt i
ki = gesamte Stückkosten des Produktes i
gi = prozentualer Gewinnzuschlag für Produkt i
- Probleme:
- willkürliche Zurechnung der Fix- und Gemeinkosten auf das Produkt
- Gefahr, sich „aus dem Markt zu kalkulieren“ (entsteht durch Zurechnung der
gesamten Betriebskosten anstatt nur der direkt mit dem Produkt verbundenen. Bei
sinkenden Absatzzahlen verstärkt sich dieser Effekt, da einer geringeren
Absatzmenge nahezu identische Stückkosten zugrunde liegen)
- pro-zyklisches Verhalten durch Fixkostenbelastung sind Preise in einer Rezession
zu hoch und im Boom zu niedrig
- vernachlässigt die Gegebenheiten der Marktsituation
- Zirkelschlussproblematik (Vollkosten können nur bei bekannter Absatzmenge
ermittelt werden, diese jedoch abhängig von Preisgestaltung)
- Vorteile:
- stets volle Kostendeckung
- relativ einfach, da wenig Informationen benötigt werden
Preiskalkulation auf Teilkostenbasis
nur jene Kosten, die in dir. Zusammenhang mit Produkt stehen (Entwicklung, Erstellung und
Vermarktung):
pi = kv,i (1+dbi) , pi = Preis für Produkt i
kv,i = variable Stückkosten für Produkt i
dbi = geplanter prozentualer Db`szuschlag für Produkt i
Deckungsbeitrag: Preisbestandteil der über die variablen Stückkosten hinaus einen
Beitrag zur Deckung der Fixkosten sowie zur Erzeilung des Gewinns beiträgt.
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
- Probleme:
- Risiko zu niedrige Preise festzusetzen: sich „aus der Gewinnzone zu kalkulieren“
(durch Konzentration auf variable bzw. Einzelkosten kann Deckung der Fix/Gemeinkosten vernachlässigt werden
- insgesamt zu kurzfristige und unvollständige Perspektive
- Vorteile:
- taktische Entscheidungsrelevanz
- kurzfristige Preisuntergrenzen können bestimmt werden
Beide Ansätze vernachlässigen allerdings weitgehend vom Markt ausgehende
Einflussfaktoren, daher:
Target-Costing: Logik der kostenorientierten Preisermittlung wird umgedreht
am Markt erzielbarer Preis – Gewinn = Zielkosten (Target-Costs) des Produkts
- Ansatz: „Was darf ein Produkt aufgrund der Marktgegebenheiten maximal kosten?“
Ermittlung durch Methoden der Marktforschung
- können gewünschte Zielkosten erreicht werden? (durch Vergleich mit sog.
Produktstandardkosten)
- Zielkosten übertroffen à nach weiteren Kostensenkungsmethoden suchen oder
gewünschten Gewinn reduziert
àVerknüpfung von kosten- und marktorientierten Ansätzen der Preisbestimmung.
- Konsequente Einbringung der Marktperspektive in das Kostenmanagement und
entspricht damit dem MA-denken
b) marktorientierte Ansätze
Nachfrage- bzw. Kundenorientierte Preisbestimmung
à Abnehmerorientiert (was ist Kunde bereit für ein best. Leistungsangebot zu zahlen?)
Preisfixierung nach Maßgabe der Nachfrageintensität:
hohe (geringe) Nachfrage à hohe (geringe) Preise (einfache Form)
Preiselastizität der Nachfrage: differenzierter Ansatz:
Preiselastizität = rel. Absatzmengenveränderung aufgrund rel. Preisänderung
- normalerweise negativ, sie lässt sich aus einer linearen Preis-Absatz-Funktion (PAF)
ableiten.
- Bei hoher Preiselastizität besteht preispolitischer Spielraum nach unten, bei geringer
Preiselastizität besteht Spielraum nach oben (in beiden Fällen steigt der Umsatz)
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
|PE| > 1 => Preiserhöhung ist
umsatzschmälernd, Preissenkung ist
umsatzvergrößend
(da Mengeneffekt > Preiseffekt)
|PE| < 1 => Preiserhöhung ist
umsatzsteigernd
(da Mengeneffekt < Preiseffekt)
Exp= (Mengenänderung= dx/x) / (Preisänderung = dp/x) = dx/dp * p/x
Bsp.:
Preiselastizität = -3, Abatzerhöhung
von 30 % bei nur 10%iger
Preissenkung
Preiselastizität = -0,5, Abatzerhöhung
von 25 % jedoch bei 50%iger
Preissenkung
- Bedingungen für niedrige Preiselastizität der Nachfrage
- wenige oder überhaupt keine Substitutionsprodukte
- die Preisveränderung wird von den Käufern nicht wahrgenommen, bzw. das
Preisbewusstsein der Käufer ist gering
- die Käufer sind träge in ihren Kaufgewohnheiten und in ihrer Suche nach
preisgünstigeren Alternativen
- für den Kauf spielt der Preis keine Rolle, sondern vielmehr die Marke bzw. das Image
des Produkts bzw. des Anbieters
- die Käufer denken, ein höherer Preis sei durch Qualitätsverbesserungen, allgemeine
Teuerung u.ä. gerechtfertigt.
- für hohe Preiselastizität der Nachfrage gelten die umgekehrten Bedingungen
à laut empirischen Tests ist der Effekt der Preiselastizität ca. 10-20mal so hoch wie der,
der Werbeelastizität
Konkurrentenorientierte Preisbestimmung
- Orientierung an dem Preis des Produktes des Marktführers (Leitpreis)
- einfacher Fall: eigener Preis = Leitpreis
- Marktfolger versuchen den Preis zu unterbieten, um Image und Bekanntheitsnachteile
wettzumachen
- u.U. Verfolgung einer Nischenstrategie um Preiswettbewerb zu entgehen
- auch möglich: Anstrebung einer Preisführerschaft
- dominierende Preisführerschaft (überragende Marktstellung, Konkurrenten müssen
sich unterordnen)
- barometrische Preisführerschaft (keine Preiskämpfe, Gruppe gleich starker
Konkurrenten, die jedoch einen Preisführer anerkennt, dieser jedoch von Zeit zu Zeit
wechselt, um nicht mit dem Kartellrecht in Konflikt zu kommen (z.B. Mineralöl-,
Zigarettenindustrie),
Grauzone: bewusstes Parallelverhalten, illegal: abgestimmtes Verhalten
- Preisbildungsoptionen
- Anpassung an den branchenüblichen Leitpreis
- Preisüberbietung
- Preisunterbietung
- Verfolgung einer Strategie der Preisführerschaft
- Nischenstrategie
Vorteile:
- Berücksichtigung wettbewerbs- und nachfragepolitischer Faktoren
- geringe Gefahr unrealistische Preise festzulegen
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Probleme:
- Gefahr des Preisdumpings, sofern Preis isoliert von den Kosten festgelegt
werden (z.B. um im Ausland Marktführer zu werden)
5.3.2.2. Dynamische Preispolitik (Preisfestlegungsproblem stellt sich immer wieder)
Grundsätze:
- Preiserhöhung schwerer durchzusetzen als Preisminderung (Preisspielraum)
- niedriges Preisniveau heißt niedrigere Qualität (besonders bei unbekannten Produkten)
„Follow the Free“-Strategie
a) Abschöpfungsstrategie („Skimming“)
- Hochpreisstrategie, in deren Verlauf der bei Einführung hoch angesetzte Preis bis zur
Produktelimination kontinuierlich gesenkt wird
- korrespondiert mit Präferenz- bzw. Differenzierungsstrategie (Marktsegementierung)
bei: niedriger Preiselastizität (Kunden preistunempfindlich); innovative, techn.
hochwertige Produkte, mit schneller Veralterung, die hohen Imageansprüchen
unterliegen
Vorteile:
- Realisierung hoher kurzfristiger Gewinne
- Schnelle Amortisation des F+E-aufwands
- Aufbau und Stützung des Produktimages
- Abschöpfen der Preisbereitschaft des Konsumenten
- Positive Prestige- und Qualitätsindikatoren durch hohen Preis
- Vermeidung der Notwendigkeit von Preiserhöhungen und Schaffung eines
Preisspielraums nach unten
Nachteile:
- Aufwendige Ausgestaltung der absatzpolitischen Instrumente
- hohe Gewinne locken Konkurrenz an
b) Penetrationsstrategie
- Niedrigpreisstrategie, in deren Verlauf der niedrige Produktpreis beibehalten, in
späteren Lebenszyklusphasen leicht erhöht oder sogar noch weiter abgesenkt wird
- korrespondiert mit Preis-Mengen- bzw. Kostenführerschaft-Strategie
bei: hoher Preiselastizität der Nachfrage, bei Marktfolgerschaft oder unausgelasteten
Fertigungskapazitäten
Vorteile:
- Schnelle Marktdurchdringung / Schnelle Eroberung von hohen Marktanteilen
- Nutzung von Kostendegressionseffekten
- Aufbau einer starten Marktposition und Errichtung von Markteintrittsbarrieren
- Reduzierung des Fehlschlagsrisikos aufgrund des niedrigen Einführungspreises
(senkt Misserfolgswahrscheinlichkeit für ein Neuprodukt)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Nachteile:
- Assoziation: niedriger Preis – niedrige Qualität
- Einschränkung des preispolitischen Spielraums
- langsame Amortisation von F+E-, Fertigungsaufbau- und Markterschließungskosten
bei geringen Stückerträgen
c) „Follow the Free“-Strategie - Strategie des Verschenkens von Produkten
- Extremform der Penetrationsstrategie, durch das Internet populär
- 1. Schritt: kostenlose Abgabe z.B. eines Softwareproduktes im Internet
Vorteil: rasche Verbreitung, Kundenbindungseffekt
- 2. Schritt: Erlöse durch Verkauf von Komplementärlösungen oder neuen/verbesserten
Produkten an den Kundenstamm
Problem: „Free-Lunch-“ oder “Free-Rider-“ Mentalität der Kunden führt zur Ablehnung
entgeltpflichtiger Angebote im Internet à steht Preisdurchsetzung entgegen
5.3.2.3. Preisdifferenzierung (wenn für vergleichbare Produkte unterschiedliche Preise
werden verlangt)
- Kann nach Nachfragern oder Marktsegmenten vorgenommen werden
- persönliche (der Zugang zu bestimmten Preisen ist an das Vorliegen bestimmter
Merkmale des Käufers geknüpft) regionale, zeitliche (Mondscheintarif), quantitative
(Rabatte)
- unterschiedlichen Marktstellungen von Nachfragern und Konkurrenten sowie sozialen
Zwecken kann entsprochen werden
Ziel: Preisakzeptanz der Kunden ausnutzen
Vorraussetzungen:
- Einteilung der Kunden nach Preisempfindlichkeit in verschiedene Gruppen
- vollständig isolierte Marktsegmente
- Hohe Preiselastizität bzw. große Preisempfindlichkeit
- Preisstruktur darf Abnehmergruppen nicht diskriminieren
- Differenzierung ökonomisch sinnvoll
- Konkurrenzsituation lässt differenzierte Preise zu
5.3.2.4. Produktübergreifende Preispolitik
- Preisbündelung
- Zusammenfassung mehrerer Produkte mit einem einzigen Bündelpreis (niedriger als
die Summe der Einzelpreise)
- Kommt bei allen komplementären Gütern vor
- gemischte Preisbündelung, falls Produkte auch einzeln zu erwerben, sonst reine
Preisbündelung
à Abschöpfung der Konsumentenrente, höher Bündelpreis wird akzeptiert, da mehr
Leistung erbracht wird, die der Kunde oft jedoch gar nicht komplett wollte (Bündel
günstiger; Ladenhüter mitverkauft)
- kalkulatorischer Ausgleich
- systematische Kalkulationsauf- und -abschläge auf verschiedene Produkte
- Indikatorprodukte werden günstig angeboten (Sonderangebote); keine vollständige
Kostendenkung bei diesem Produkt
- sukzessiv (Preis wird im Zeitablauf variiert, um verlustreiche Neueinführung später
auszugleichen)
- simultan ( zeitgleicher Ausgleich von ergebnisstarken und –schwachen Produkten)
Ergebnis: gutes Gesamtergebnis durch finanziellen Ausgleich
auch: Ausgleichskalkulation, Erfolgsausgleich, Misch/Sortimentskalk., preispolitische
Gewinndifferenzierung
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
5.4. Distributionspolitik
umfasst Entscheidungen und Handlungen, welche die Übermittlung von materiellen
und/oder immateriellen Leistung von Hersteller zum Endkäufer betreffen
5.4.1. der distributionspolitische Gestaltungsbereich
Distribution: beschreibt Art und Weise der Güterübertragung vom Hersteller bis zum
Endabnehmer:
akquisitorische Distribution: ökonomischer, juristischer Weg (Kontakt, Kaufvertrag,
Bindung)
physische Distribution: Steuerung des physischen Warenwegs (Gütertransfer)
zentrale Aktionsfelder der Distributionspolitik:
Wahl der Distributionsstandorte: wo und wie viele Vertriebstätten (unter Kosten und
Ertragsgesichtspunkten)
Wahl der Absatzwege (Absatzkanäle): Direktvertrieb oder Indirektvertreib
(Betriebsfremde Organe)
Absatzwegemanagement (Absatzkanalsteuerung): Gewinnung und Motivation von
Absatzmittlern, Initiierung und Führung von Vertriebskooperationen
Distributionslogistik: Lagergestaltung, Lagerhaltung, Transport, Verpackung,
Auftragsabwicklung
Redistribution: Rückführung ge- und verbrauchter Produkte zur Wiederaufbereitung,
Verwertung oder Entsorgung
persönlicher Verkauf und Außendiensteinsatz: optimale Größe der
Außendienstorganisation, Auswahl der Außendienstmitarbeiter, Maßnahmen der
Außendienststeuerung
Wahl des Absatzweges, -kanals (siehe Tabelle S. 158)
Direktvertrieb: Hersteller verkauft direkt an Endkunde, Nullstufenkanal
- dominierend bei Dienstleistung, sehr hochwertigen und/oder erklärungsbedürftigen
Gütern (Investitionsgüterbereich)
- im Konsumgütersektor über betriebszugehörige Vertreter, Verkaufsniederlassungen
(Servicedienste: Beratung und Reparatur), Factory-Outlets
Vorteile:
- bessere Steuerung des Distributionsgeschehens durch den Hersteller
- Einsparung der Handelsspanne
- keine Abhängigkeit vom Verkaufserfolg selbständiger Handelsbetriebe
Nachteile
- kostspielig
neu: Internetvertrieb:
- Online-Shops (kleine spezialisierte Betriebe), Cyber-Malls (große Einkaufszentren)
- Internet-Direktvertrieb der Hersteller, Kaufhäuser, Versandhandelsunternehmen
- indirekt über Handelsbetriebe, die Geschäft primär über das Internet aufgebaut haben
Indirekter Vertrieb: Vertrieb über wirtschaftlich und rechtlich selbständige Organe ( Einoder Mehrstufenkanal, Einzelhändler oder zusätzliche Großhändler)
Vorteile
- geringe Aufbauinvestition, daher oft schneller zu realisieren
- geringes finanzielles Risiko
- höhere Anpassungsflexibilität für den Hersteller
Nachteile
- erhebliche "Eintrittsgelder" (Investitionsbeihilfen an den Händler)
- weniger Einfluss des Herstellers auf das Produkt-Erscheinungsbildes
Sebastian Hanke
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5.4.2.2. Aspekte der Absatzwegesteuerung
Hersteller vs. Handel
der Konflikt zwischen den Zielen der Absatzmittler und der Hersteller führt zu einem
vertikalen Marketing, auf Beeinflussung der Absatzmittler gerichtete Strategien
Absatzmittler: arbeiten auf eigene Rechnung (z.B.: Vertragshändler)
Absatzhelfer: arbeiten auf fremde Rechnung (z.B.: Handelsvertrieb)
Auswahl von Absatzmittlern (Distributionstypen)
Exklusive Distribution: auf einem regionalen Zielmarkt wird nur ein einziger Absatzmittler
eingesetzt
Selektive Distribution: jene Absatzmittler mit denen sich die ausgewählten Zielgruppen
am besten erreichen lassen
bei partieller Marktabdeckung, d.h. Differenzierungs- bzw. Fokussierungsstrategie
Intensive Distribution: so viele wie möglich, bei Massenmarkt-Strategie, (Ubiquität =
Überallerhältlichkeit )
Bewertungs- und Auswahlkriterien:
Produkt / Sortiment à Fachhändler (serviceintensiv, erklärungsbedürftig) oder
Supermärkte
Standort / Einzugsgebiet (Standort attraktiv / Einzugsgebiet groß genug, um die
Zielgruppe zu erreichen?)
Größe / Finanzkraft (Auskunft über: wirtschaftliche Lage, Kreditwürdigkeit,
Nachfragemacht)
Leistungsfähigkeit / Image: Händler muss über ausreichend qualifiziertes
Verkaufspersonal und ein positives Image verfügen
Gewinnung und Motivation von Absatzmittlern
Pullstrategie: intensive Endverbraucherwerbung(Sprungwerbung), Massenmedien à
starke Endverbrauchernachfrage, die einen Sog erzeugt, d.h. den Händler zur Aufnahme
des Produkts in sein Sortiment zwingt
Pushstrategie: Maßnahmenbündel direkt an den Händler, z.B. günstige
Einkaufskonditionen, Exklusivrechte oder andere Dienstleistungen für den Handel, damit
das Produkt übernommen wird
Kombination beider oft sinnvoller, häufig dominieren Elemente der Pushstrategie
Vertriebssysteme: Gestaltung der vertraglichen Vertriebsformen (Absatzmittler)
Vertriebsbindungen/ Verbindungssysteme: Vielzahl einzelvertraglicher Vereinbarung, mit
wem die Parteien Geschäftsbeziehungen eingehen dürfen (z.B. Großhändler darf nur
ausgewählte Einzelhändler beliefern)
Alleinvertriebssysteme: Gebietsschutz, Händler (Absatzmittler) erhält
Alleinvertriebsrecht in seinem Bezirk
Sebastian Hanke
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Vertragshändlersystem: Händler macht kein Vertrieb von Konkurrenzprodukten
(lizenzierter oder konzessionierter Handel, Autos, Öl, Bier)
Franchising: Vertriebspartner übernehmen das Produkt und die Marketing-Konzeption
vom Hersteller (McDonalds, Coca Cola, Porst)
Agentursysteme: Händler sind Weisungsgebunden und tragen das Absatzrisiko nicht
allein (ähnlich Direktvertrieb des Herstellers)
letzte 3: - Absatzmittler nach strengen Kriterien ausgesucht um Güterumsatz zu sichern
- Höchstmaß an herstellerseitiger Einflussnahme
- Handelsbetrieb vom Hersteller dominiert, verlieren Dispositionsautonomie
5.4.2.3. Außendienstgestaltung
Art des Außendienstes: Verkaufsaußendienst / Serviceaußendienst
Größe der Außendienstorganisation:
Budgetmethode: Anzahl der Mitarbeiter =
(Marketingbudgets - Reise und Verwaltungskosten) / Einkommen der Mitarbeiter
Arbeitslastmethode: benötigte Mitarbeiteranzahl =
Gesamtaufwand (Σ Anforderungen zur Erreichung eines bestimmten Distributionszieles)
/ maximal zulässige Arbeitszeit
Inkrementalmethode: auf Basis der gegebenen Außendienstgröße wird iterativ überprüft
ob eine Vergrößerung oder Verkleinerung der Außendienstgröße das Betriebsergebnis
verbessert à optimale Zahl
Auswahl der Außendienstmitarbeiter
Reisende (angestellter Mitarbeiter):
- höheres Entgelt, sowie Arbeitsausstattung (Dienstwagen, Schulung) => höhere
Fixkosten, niedrige Provision
- besser kontrollier- und steuerbar, höhere Fachkenntnis => bessere Beratungsqualität
Handelsvertreter (selbständiger Absatzhelfer):
- niedrigere Fixkostenbelastung, dafür aber höhere Provision (variable Kosten)
- größere Markt- und Kundenkenntnis, durch Provision stärker motiviert
Modell des kritischen Umsatzes:
- Punkt ab dem ein Reisender (höhere Fixkosten) günstiger ist als ein Handelsvertreter
(höhere Provision)
- diverse Punktbewertungsverfahren als Alternative, Trend zum Key Account
Management
Verkäufertypen/ erforderliche Qualifikationen:
Empathy: Einfühlungsvermögen à erkennt Kundenwünsche
Ego-Drive: Selbstbestätigungsdrang à starke Motivation zum Verkaufserfolg
Ähnlichkeitshypothese: Verkäufer ist erfolgreich, wenn er so denkt, handelt und spricht
wie der von ihm betreute Kunde und daher vom Kunden als ihm ähnlich
wahrgenommen wird
Auswahlverfahren: neben sachlicher Kompetenz ist soziale und menschliche Kompetenz
(Qualitäten) bei der Kundenbetreuung extrem wichtig,
da persönlicher Verkauf Interaktionsvorgang zwischen Käufer und Verkäufer
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Außendienststeuerung
inputorientiert: vorgegebene Sollgrößen beim Arbeitseinsatz; empfiehlt sich, wenn sich
der Umsatz nicht im ausreichenden Maße der Aktivität des Außendienstes kausal
zurechnen lässt.
outputorientiert: Umsatzvorgaben, oft aber erfolgsbezogene Anreize in Form von
Umsatzprovision; empfiehlt sich, wenn der erzielte Umsatz der Arbeit des
Außendienstmitarbeiters auch kausal zurechenbar ist.
ergänzend: Incentives (nichtmonetäre Leistungsanreize): luxuriöse Yachtreisen,
Abenteuerurlaube VIP – Logen, o.ä. Zur Erhaltung ihrer Motivationsfördernden
Wirkung sollten sie allerdings Ausnahmen bleiben.
5.5. Kommunikationspolitik
umfasst Entscheidungen und Handlungen, die zur zielorientierten Informationsübermittlung
über Produkt und Unternehmen und zur Beeinflussung der Empfänger im Sinne des MA.
Instrumente der Kommunikationspolitik
- Werbung
- Verkaufsförderung (Salespromotion)
- Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations)
- Messen und Ausstellungen
- Product Placement
- Sponsoring
- Event-Marketing
- Multimedia-Kommunikation
- Integrierte Kommunikation
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
5.5.2.1. Werbung
Mediawerbung
Prozess der Werbeplanung
1. Werbeziele festlegen (Umsatzsteigerung, Marktanteil, Image ...)
2. Zielgruppen beschreiben
3. Werbestrategie bestimmen (Werbebotschaft, Werbemittel, -träger)
Auswahl der Werbemedien
- Intermedialselektion: Auswahl der Werbeträgergruppe (Printmedien, elektronische)
- Intramedialselektion: welches Medium der ausgesuchten Werbeträgerkategorie,
z.B. Auswahl des Fernsehsenders
- Tausendkontaktpreis Geld pro Werbeträger um 1000 Personen zu erreichen
Problem: Kosten der Erreichbarkeit der anvisierten Gruppe müssen
zielgruppenspezifisch ermittelt werden
Methoden zum Festlegen des Werbebudget
Permanente Werbung mit wechselnder Intensität (pulsierend) vorteilhafter, als eine in
ihrer Intensität gleichbleibende Werbung.
- percentage of sales: Prozentsatz vom Umsatz
- all you can afford: alle Finanzmittel, nach Abzug anderer Ausgaben
- Wettbewerbs-Parität: Budget ähnlich der maßgeblichen Konkurrenten
4. Kontrolle des Werberfolges
- zeitlicher Vergleich von Werbeaktivität und Umsatzentwicklung
- Ermittlung des Bekanntheitsgrades vor und nach den Werbemaßnahmen
- Erhebung des Unternehmensimages und Kunden vorher/nachher
- Einsatz von Markttests (siehe Minitestmärkte)
Direktwerbung
Umfasst alle Werbemaßnahmen, die die Adressaten der Werbebotschaft unmittelbar und
gezielt ansprechen und zugleich einen Dialog bzw. eine Interaktion mit ihnen
herbeiführen sollen.
- Direkte Medien: Werbebrief, Telefonmarketing, Direktwerbung in Onlinemedien
- Massenmedien mit Rückantwortmöglichkeit (Coupons, Teleshopping mit Tel.nr.)
- Häufigste Form: Mailings mit persönichem Anschreiben, konkretem Produktangebot,
Reaktionselement (Rückantwortkarte) und oft: Werbegeschenk
Erfolgsursachen der Direktwerbung
- persönliche Ansprache des Kunden = fühlt sich aufgewertet und individuell
angesprochen
- sehr hohe selektiven Reichweite à Marketingrelevante Kundeninformationen werden
gesammelt, laufend aktualisiert und zu einer auf die individuellen Bedürfnisse des
Kunden besser zugeschnittene Ansprache genutzt ( Data-Base-Marketing )
- Exklusivität des Kontaktes = Konkurrenzeinflüsse leichter auszuschließen
- Bequemlichkeitsstreben des Kunden (beiliegende Antwort- bzw. Bestellkarte)
5.5.2.2. Verkaufsförderung (Sales Promotion)
- zusätzliche kurzfristige wirksame Anreize und Aktionen zur Produktabsatzförder-ung
(Probierstände, Preisausschreiben, Zugaben, Kundenschulungsangeboten)
- Händlerpromotions (hohe Rabatte bei Einführung neuer Produkte)
- Verbraucherpromotions (Proben, Treuepunkte)
- Außendienstpromotions (Verkäuferwettbewerbe)
5.5.2.3. Öffentlichkeitsarbeit (Public Relation)
- Schaffung eines positiven Erscheinungsbildes in der Öffentlichkeit, Allgemeines Werben
um Vertrauen à absatzfördernde Effekte erhofft
- bei strategischer Öffentlichkeitsarbeit (Public-Affairs) soll eine höhere Akzeptanz in der
Gesellschaft erreicht werden (absatztunabhängig)
Sebastian Hanke
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PR-Instrumente:
- Pflege guter Kontakte zu den Medien
- Durchführung von Pressekonferenzen
- Sozial- und Umweltbilanzen
- Vorträge, Symposien, Jubiläumsschriften
- Tage der offenen Tür
- Firmenwerbung um öffentliches Vertrauen in den Massenmedien
- Direktwerbung für das Unternehmen gegenüber relevanten Meinungsführern
5.5.2.4. Messen und Ausstellungen (Marktveranstaltungen)
Messen: für das Fachpublikum aus dem gewerblichen Bereich
Ausstellungen: für die breite Öffentlichkeit
Erfolgreiche Messebeteiligung durch:
- Messevorwerbung: relevante Zielgruppen auf Messe und eigenen Messestand
aufmerksam machen
- ansprechende Standgestaltung, fachkundiges und freundliches Personal
- Nachmesse-Marketing: an Messegeschehen angeknüpft, Realisierung jener
Verkäufe, die zwar angebahnt, aber nach der Messe erst zustande kommen
5.5.2.5. Product Placement
- Gezielte Platzierung von Produkten in Spielfilmen oder Sendungen (Kino+TV) gegen ein
Entgeld
Vorteile:
- hohe Reichweiten
- positive Umfeldwirkung (entspannte Unterhaltungsatmosphäre)
- Imagetransfer (Idolen und Helden)
- international möglich
- Umgehung des Zapping
- Umgehung von Werbeverboten (Zigarettenwerbung) und reglementierten
Werbezeiten
Nachteile:
- starke Aufdrängung führt zu Verbraucherkritik und evtl. Trotzreaktionen (Reaktanz)
- teuer geworden
- Grundsätzliche gesetzliche Risiken (Schleichwerbung)
5.5.2.6. Sponsoring
- Bereitstellung von Geld, Sachmitteln oder Dienstleistungen durch Unternehmen
(Sponsoren) für Personen oder Organisationen im sportlichen, kulturellen, Medien- oder
sozialen Bereich (Gesponsorte)
Arten:
- Kultursponsoring
- Sozio- und Umweltsponsoring
- Sportsponsoring
- Medien- und Programmsponsoring
- Prinzip von Leistung und Gegenleistung (Gesponsorte erbringt eine Gegenleistung)
- mutliples Instrument (Image, Bekanntheit, Absatz)
- komplementäres Instrument (im Verbund mit PR- und Werbemaßnahmen)
Vorteile
- positive Umfeldwirkung (entspannte Atmosphäre, attraktives Umfeld)
- hohe selektive Reichweiten (Interessengemeinschaften)
- Multiplikatoreffekte durch Fernsehübertragung
- erwünschter Imagetransfer vom Gesponsorten und Sponsor-Erscheinungsbild
- Umgehung von Zapping, Werbeverboten und -reglementierungen
- international möglich
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
Nachteile
- begrenzte Darstellungsmöglichkeit
- Gefahr des Übersehens
- Risiko des negativen Imagetransfers
- Reaktanz: Trotzreaktion beim Publikum bei aufdringlicher Sponsorentätigkeit
- Risiko der Unglaubwürdigkeit
5.5.2.7. Event-Marketing
- erlebnisorientierte Inszenierung von Firmen- oder produktbezogenen Ereignissen und
deren Nutzung im Rahmen der Unternehmenskommunikation.
- Umfasst Elemente des Sponsoring, der PR und des Direct Marketing
- Veranstaltungen werden nicht nur unterstützt, sondern eigens arrangiert
- Special Events (Eröffnungen, jahreszeitliche Feste, Präsentation neuer Modell)
à Zusatzangebote, Dienstleistungen; eher kurzfristig konzipiert.
- Brand-Parks , z.B.: Legoland, Autostadt
- im Vordergrund: Information allgemeiner Art und besondere Produkte des Konzerns
- Schaffung einzigartiger Kompetenz- und Erlebnisflächen um ein bestimmtes Thema
- Realisierung eines kundenorientierten Prozessmanagements (Musterbsp.: Autostadt)
- auch um immaterielle Güter, z.B.: Mediapark Mainz des ZDF
Ziele:
- produktbezogene Imagebildung
- Verbesserung der Kundenbindung, kommunikationspol. Abrundung des Firmenauftritts
- einträgliche Nebenerträge (Eintrittskarten, zusätzliche Verkaufsförderung der Produkte)
- intern: höhere Identifikation der Mitarbeiter mit Produkt und Unternehmen, hierdurch:
leichtere kundeorientierte Personalführung
- Unterstützt durch den Trend zur Erlebnisgesellschaft:
erlebnisorientierte Werte und Einstellungen entfalten immer größeren Einfluss auf das
Konsumverhalten (à bei Markenartikelhersteller: Event-MA 20-30% des Werbeetats)
5.5.2.8.Multimedia-Kommunkation
Multimedia: computergestützte Integrationsform mehrerer Medien, die einen interaktiven
und multimedialen Dialog zwischen Mensch und elektronischem Medium ermöglicht (
Neue Medien)
- Systematischer Einsatz von Multimedia in der unternehmerischen
Kommunikationspolitik
- Mobile Speichermedien: CD-ROMs
- Kiosk-Systeme: interaktiv bedienbare Terminals für Kundeninformationen
- Online-Systeme: World Wide Web
- Individualkommunikation
- Übergang von der Push- (angebotsgesteuert, unternehmergesteuert) zur PullKommunikation (nachfragergesteuert, interaktiv)
5.5.2.9. Integrierte Kommunikation
- übergreifendes, kommunikationspolitisches Instrument,
- Koordination von Einsatz und Gestaltung der einzelnen anderen Instrumente
- Einheitlichkeit des gesamten öffentlichen Auftritts eines Unternehmens
- formalen Vereinheitlichungen (Coporate Identity) Schrifttypen, Kleidung
- inhaltlichen Abstimmungen: Botschaften, Slogans, Bilder
- zeitliche und geographische Koordination der Aktivitäten
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
5.6. Marketing-Mix
5.6.1. Das Problem der Kombination absatzpolitischer Instrumente
- gesucht ist ein schlüssiges Gesamtkonzept der Wechselbeziehungen und (zu
vielen)Kombinationsmöglichkeiten zwischen den absatzpolitischen Instrumenten (4 P`s)
5.6.2. Problemlösungsansätze
5.6.2.1. Verfahren der Grobauswahl
Sukzessive bzw. instrumentalorientierte Vorgehensweise
- z.B. erst die Produktgestaltung, dann nach und nach Preis- , Distributions- und
Kommunikationsparameter- festlegen
Orientiert an der Branche, Produktklasse
- Orientierung an Konkurrenten
oder kein hohes Werbebudget für Low-Interest-Produkten bzw. homogenen
Massengütern wie Streichhölzer, Gummibänder
- Markenartikel setzen hohe Mindestniveaus voraus.
Orientierung am Produktlebenszyklus
- Einführungsphase: viel Werbung
- Reifegrad: Preis / Nutzenverhältnis zählt
- Sättigungsphase: Produktmodifikation
- Degenerationsphase: kurzfristige Werbemaßnahmen und Preisreduktion bis zur
Elimination
Orientierung an der Übergreifenden Marketing-Strategie
z.B. - Marktsegmentierungsstrategie mit Produkt- und Preisdifferenzierung verbinden,
- durch eine übergeordnete Grundstrategie werden bestimmte
Instrumentalkombinationen prinzipiell ausgeschlossen.
Orientierung an der Wirtschaftsstufe
- Konsumgütermärkte: Werbung besitzt eine große absatzpolitische Bedeutung
- Investitionsgüter: persönliche Verkauf ist am wichtigsten
Orientierung an der Konjunkturphase
bei Konjunkturschwäche: - MA-Budget für längerfristige Zielsetzungen(PR, Aufbau von
Vertrauen, etc.) gekürzt
- Budget für absatzerzielende Maßnahmen (Direct-MA) wird erhöht
- Preis gegenüber, Qualität und Service im Vordergrund
5.6.2.2. Verfahren der Feinauswahl
Eingrenzung des gewinnmaximalen Marketing-Mix mit Gewinnvergleichsrechnung, BreakEven-Analyse, Ansätze der Marginalanalyse und der linearen Programmierung sowie sog.
Dicision-Calculus-Ansätze.
5.6.2.3. Praktikerregeln
- Preiserhöhung à Werbung qualitäts-, prestige- oder imageorientiert
- Preissenkungen à soll der günstige Preis herausgestellt werden.
- mit Preiserhöhungen sollten Produktänderungen einhergehen, da dies die Durchsetzung
erleichtert
- dauerhafte Preis-Werbe-Konsistenz, wenn ein hohes (niedriges) Preisniveau mit hohen
(niedrigen) Werbeausgaben einhergeht.
- Produktverbesserungen mit Preiserhöhungen begleiten
(Kunden in Grenzen bereit, für eine bessere Qualität höhere Preise zu zahlen)
Sebastian Hanke
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BWL IV - MARKETING | 5: Absatzmarktgestaltung
6. Marketing-Implementierung
Marketing-Organisation
Sofern man MA als gesamtunternehmerische Führungskonzeption begreift, umfasst der
Begriff MA-Organisation sämtlich strukturellen, prozessualen und kulturellen Vorkehrungen
im Unternehmen, die der MA-Konzeption Geltung verschaffen sollen.
Verankerung des Marketing in der Unternehmenskultur
In der Unternehmenskultur müssen alle die Leitmaxime der Kunden- und
Wettbewerbsorientierung verinnerlichen (kundenfreundliche Mitarbeiterverhalten).
Schaffung und Vermittlung einer marktorientierten Corperate-Identity der Mitglieder mit
Ausrichtung an die Leitideen des MA.
Integrationsstufen des Marketings in Organisationsstruktur
Teilintegriertes Marketing
Marketing als Assistentenstelle bei der Verkaufleitung
Marketing als Unterabteilung im Verkauf
Marketing als Hauptabteilung neben dem Verkauf
Vollintegriertes Marketing
Marketing als Ressort im Vorstand bzw. in der Geschäftsleitung
Marketing als oberstes Vorstands- bzw. Geschäftsleitungsressort.
Relevante Formen der Marketingorganisation
Produktmanagement
+ erhöhte Flexibilität und Handlungsschnelligkeit
+ direkte Unterstützung einer Markenartikelstrategie
+ unmittelbare Verantwortung und Kompetenz des Produktmanagers
- unproduktive Konflikte mit angrenzenden Produkt- und Funktionsbereichen
- Produktmanager ist es oft nicht möglich, der gesamten Angebotspolitik sorge zu tragen
=>zu geringe Kundennähe bzw. Kundenorientierung des Produktmanagers
Kategorienmanagement
1.) Produktkategorie (Produktgruppenmanagement): Produkte, zwischen denen
Verbundbeziehungen bestehen; Kategoriemanager zuständig für sachlich
zusammengehörende Produktlinien (Kosmetika)
2.) Bedürfniskategorie: Alle Produkte und Produktgruppen, die zu einem bestimmten
Bedürfniskomplex des Kunden zählen (Haarpflege)
Kunden- bzw. Marktmanagement
Kundenmanagement: einzelne Kundenmanager sind für Kundengruppen und nicht mehr
für Produktkategorien zuständig (bei Abnehmerbranchen = Marktmanagement, bei
Abnehmergruppen = Kundengruppenmanagement).
+ wenn Nachfragegruppen existieren, die klar voneinander unterscheidbar sind und
größere Mengen unterschiedlicher Produkte beziehen wollen.
+ Kunde wird faktisch in den Mittelpunkt der unternehmerischen Marketingbemühungen
gestellt
Sebastian Hanke
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4.2.1. (Primär) kundenorientierte Strategien
4.2. Marketing-Basisstrategien
4.1. Marketing-Ziele
4. Ziele und Basisstrategien des Marketing
3.3. Spezielle Aufgaben der Marketing- Forschung
3.1.3. Datenanalyse
3.2.2. Datenerhebung
3.2.1. Fünf Ds der Marketing-Forschung
3.2. Allgemeine Aufgaben der Marketing-Forschung
3.1. Begriff und Ziele der Marketing-Forschung
3. Marketing-Forschung
2.3.2. Das Kaufverhalten von Organisationen
2.3.1.3. Soziologische Ansätze zur Erklärung des Konsumentenverhaltens
2.3.1.2. Psychologische Ansätze zur Erklärung des Konsumentenverhaltens
2.3.1.1. Typen und Phasen individueller Kaufentscheidung
2.3.1. Das Kaufverhalten von Konsumenten
2.3. Verhaltenswissenschaftliche Aspekte des Marketing
2.2.2.2. Die Umwelt II
2.2.2.1. Die Umwelt I
2.2.2. Die Umweltsituation
2.2.1. Die Unternehmenssituation
2.2 Die Marketing-Situation
2.1.3. Die Aufgaben des Marketing-Managements
2.1.2. Alternative Marketing-Konzeptionen
2.1.1. Geschichte und Grundversionen des Marketing-Begriffs
2.1. Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen
2. Allgemeine Grundlagen
1. Einleitung
Marketing (BWL IV)
- Sommersemester 2001 -
Prof. Dr. Wolfgang Fritz
Abteilung Betriebswirtschaftslehre, insbes. Marketing
Institut für Wirtschaftswissenschaften
Technische Universität Braunschweig
5.6. Marketing-Mix
5.5.2.9. Integrierte Kommunikation
5.5.2.8. Multimedia-Kommunikation
5.5.2.7. Event Marketing
5.5.2.6. Sponsoring
5.5.2.5. Product Placement
5.5.2.4. Messen und Ausstellungen
5.5.2.3. Öffentlichkeitsarbeit
5.5.2.2. Verkaufsförderung
5.5.2.1. Werbung
5.5.2. Spezielle Aspekte der Kommunikationspolitik
5.5.1. Der kommunikationspolitische Gestaltungsbereich
5.5. Kommunikationspolitik
5.4.2.3. Die Außendienstgestaltung
5.4.2.2. Aspekte der Absatzwegesteuerung
5.4.2.1. Die Wahl des Absatzewegs
5.4.2. Spezielle Aspekte der Distributionspolitik
5.4.1. Der distributionspolitische Gestaltungsbereich
5.4. Distributionspolitik
5.3.2.4. Produktübergreifende Preispolitik
5.3.2.3. Preisdifferenzierung
5.3.2.2. Dynamische Preispolitik
5.3.2.1. Ansätze zur Preisbestimmung
5.3.2. Spezielle Aspekte der Preispolitik
5.3.1. Der preispolitische Gestaltungsbereich
5.3. Preispolitik
5.2.2.3. Produktmarkierung
5.2.2.2. Produktmodifikation und -elimination
5.2.2.1. Produktinnovation
5.2.2. Spezielle Aspekte der Produktpolitik
5.2.1. Der produktpolitische Gestaltungsbereich
5.2. Produktpolitik
5.1. Überblick
5. Instrumente der Absatzmarktgestaltung
4.2.3. Übergreifende Strategieansätze
4.2.2. (Primär) konkurrentenorientierte Strategien
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