Schwarze Tollkirsche - Museum für Verhütung und

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Schwarze Tollkirsche
Schon die Sumerer verwendeten sie als Heilmittel. In Liebestränken und in den
Hexensalben war unter anderem Tollkirsche enthalten, deren Wirkstoffe auch für
Abtreibungen verwendet wurden. VOLKSTÜMLICH: Schwindelkirsche, Schlafkirsche,
Teufelskirsche, Walkerbeere, Irrbeere, Wutbeere, Wolfsbeere, Tollkraut, Dollwurz.
Chrottenblume, Deiwelchskirsche, Judenkernlein, Judenkirsche, Rasewurz, Schwarber,
Teufelsauge, Teufelsbeere, Tollbeere, Waldnachtschatten, Bärmutz. Die Tollkirsche
gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). AUSSEHEN: Die
Tollkirsche wächst auf bis zu 2m hohen Sträuchern; die Blätter sind 10-15cm lang,
etwa 8cm breit, behaart, dunkelgrün; die glockenförmigen Blüten sind braun-gelb mit
rötlichen Adern; die Früchte selbst sind in etwa so groß wir Kirschen, unreif grün, reif
schwarz-glänzend; ausgepresste Beeren geben einen violetten Saft mit reichlich
kleinen Kernchen. VORKOMMEN: Die Tollkirsche gedeiht an warmen Waldrändern,
an Kahlschlägen und auf Lichtungen von Laub- und Mischwäldern. Sie braucht
humusreichen und etwas kalkhaltigen Boden. VERBREITUNG: Man findet sie in
Mittel- und Südeuropa, im Norden bis Nordengland, im Osten bis zur Ukraine, dem
Iran, ebenso wie in Nordafrika und Kleinasien. ABBRUCH: In Liebestränken und in
den Hexensalben war unter anderem Tollkirsche enthalten, deren Wirkstoffe auch für
Abtreibungen verwendet wurden. GESCHICHTE: Schon die Sumerer verwendeten
sie als Heilmittel. Die Pflanze wurde erstmals von Theophrast (370 -285 v. Chr.), ein
Schüler des Aristoteles, in seiner 'Historia plantarum' unter dem Namen mandragora
schriftlich erwähnt und diente in der Antike als Schmerzmittel. Bei Hildegard von
Bingen lautete ihre Bezeichnung dolo. Im alten Orient wurden der Tollkirsche Bier und
Palmwein zugesetzt. Im Krieg zwischen den Schotten und den Dänen im 11.
Jahrhundert wurde die Tollkirsche als 'chemische Waffe' eingesetzt. Besonders im
Aberglauben und Hexenkult des Mittelalters spielte die Pflanze eine große Rolle; auf
die Haut aufgetragen, führte sie zu real erlebten Wahnvorstellungen, wie z.B. der
Vorstellung zu fliegen. In Hexenprozessen wurden die Angeklagten gezwungen
Tollkirsche zu essen, wonach sie sich oft im Wahn selbst beschuldigten.
INHALTSSTOFFE: Die Tollkirsche enthält in allen Teilen das Alkaloid Hyoscyamin.
Hyoscamin ist ein Halluzinogen. Die höchste Konzentration befindet sich hierbei in den
Blättern (bis zu 1,5%). Die Früchte, die zumeist Ursache einer Vergiftung sind,
enthalten bis zu 0,7% Alkaloid. Scopolamin kommt nur in Spuren vor und trägt nicht zur
Giftwirkung bei. WIRKUNG: abtreibend, krampflösend, hemmt die Drüsensekretion
ANWENDUNGEN: In der Medizin wird die Substanz als Atropin, z.B. in der
Augenheilkunde, Anästhesie und Intensivmedizin genutzt. Nur in homöopathischer
Verdünnung ist sie für die Naturheilkunde nutzbar. Bei Asthma, Epilepsie,
Krampfhusten, Fieber, Magen- und Darmkrämpfen, Neuralgien. Atropin ist auch ein
wirksames Gegengift und wird vom Militär als Mittel gegen Nervengas eingesetzt.
Anmerkung:
Atropos ('Die Unerbittliche, die Unabwendbare') ist in der griechischen Mythologie eine
der drei Schicksalsgöttinnen, der sogenannten Moiren. Als dritte Schicksalsgöttin
schneidet sie den Lebensfaden durch. Der Beiname 'bella donna' (ital. 'schöne Frau')
rührt daher, dass das Hyoscyamin - in die Augen geträufelt - die Pupillen erweitert und
den Augen ein dunkles, glänzendes Aussehen verleiht. Große Pupillen galten während
der Renaissance vor allem unter europäischen Frauen besonders schön.
Inventarnummer: 2376
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