Ergreifende Balance zwischen Ratio und Emotion Challenge Classics veröffentlicht den Live-Mitschnitt der niederländischen Erstaufführung von K.A. Hartmanns Oper »Simplicius Simplicissimus« unter der Leitung von Markus Stenz Karl Amadeus Hartmann (1905−1963) Simplicius Simplicissimus Netherlands Radio Philharmonic Orchestra Netherlands Radio Choir Juliane Banse | Peter Marsch | Will Hartmann Markus Stenz Dirigent SACD | Challenge Classics | 0608917263725 | CC 72637 VÖ Deutschland: 14. Juli 2014 Wenn das Antrittskonzert eines neuen Dirigenten sogleich für eine CD-Veröffentlichung live mitgeschnitten wird, zeugt dies von außerordentlichem musikalischem Grundvertrauen. Und das nun auf CD vorliegende erste Ergebnis dieser noch jungen musikalischen Ehe zwischen Markus Stenz und dem Radio Filharmonisch Orkest Hilversum, welchem der Rheinländer seit der Saison 2012/13 als Chefdirigent vorsteht, hat bereits ein musikhistorisches wie interpretatorisches Wegzeichen gesetzt: Im Rahmen der schon legendären Sonntagsmatineen im Concertgebouw erklang am 24. November 2012 konzertant die holländische Erstaufführung der Kammeroper »Simplicius Simplicissimus« von Karl Amadeus Hartmann, welche auch live in Radio 4 übertragen wurde. Mit »Betroffenheit, Schweigen, dann lang anhaltendem Applaus für den neuen Chef, aber auch für die Solisten und vor allem den Chor und das Orchester« (Sabine Weber, klassikinfo) reagierte das Publikum auf die nationale Premiere dieser einzigartigen Antikriegsoper. Der geborene Münchner Hartmann hatte – als von der nationalsozialistischen Kulturpolitik bereits geächteter Komponist – sein Werk Mitte der 1930er Jahre am Starnberger See in »innerer Emigration« zu Notenpapier gebracht. Der seiner Oper zugrunde liegende barocke Schelmenroman »Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch« von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen hielt für Hartmann ein überzeitliches Szenario bereit, in dem »der Einzelne hilflos der Verheerung und Verwilderung einer Epoche ausgeliefert« ist H worin er sich auch gleich selbst als verfemter Künstler im Dritten Reich wiedererkannte. Namengebender Protagonist ist der einfältige Schafhirte Simplicissimus, der aus seiner naiven Perspektive von der abscheulichen Realität des Dreißigjährigen Krieges erzählt und deren Gräuel daher besonders grotesk erscheinen. – Erst anderthalb Jahrzehnte nach ihrer Entstehung konnte 1948 die Kammeroper erstmals in München (konzertant), ein Jahr später dann in Köln (szenisch) Premiere feiern, woraufhin Die Welt schrieb: »Hartmanns Musik trommelt für die Ideale der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit, sie singt wie mit Engelszungen von Güte und von Menschlichkeit.« »Bei Hartmann ist eindeutig der empfindende Musiker gefragt«, zeigt sich Markus Stenz überzeugt, der zugleich mit Blick auf dessen komplexe Partituren betont: »Es braucht aber auch natürlich die Balance zwischen Ratio und Emotion H Das ist eine ganz seltene Kombination, weil beides bei ihm so tief ist.« Der im »Simplicius« vergleichsweise große Anteil an rein instrumentalen Passagen (welcher mit der Umarbeitung durch den Komponisten 1956 markant erhöht wurde – diese Zweitfassung ist hier auch eingespielt) prädestiniert diese Kammeroper aus Sicht von Stenz zudem für »ein Leben jenseits der Opernbühne», zumal Hartmanns Musik »wahnsinnige Emotionen auslöst und ohne Worte zu einem spricht«. Der soeben bei Challenge Classics erschienene Live-Mitschnitt der niederländischen Erstaufführung des »Simplicius« transportiert daneben auch ganz aktuelle musikpolitische Statements: Auch sogenanntes »Nischenrepertoire« wie die Musik des in Holland bislang wenig bekannten Karl Amadeus Hartmann vermag den Konzertsaal nachhaltig zu füllen und das Publikum zu »entflammen«, wie es Stenz persönlich erlebte (Hartmanns sämtliche acht Sinfonien wurden ebenfalls dort erfolgreich aufgeführt und sind bereits als Box bei Challenge Classics erschienen – Nr. 1 und Nr. 4 dirigiert Markus Stenz). Last, not least ist diese Einspielung des »Simplicius« auch ein klangvolles Argument für die nachhaltige Finanzierung der gefährdeten staatlichen Orchesterlandschaft, ob nun im benachbarten Holland oder hierzulande. Zumal Musik wie diese zweifellos auch unverzichtbare gesellschaftliche Botschaften transportiert: »Es kommt mir darauf an, meine auf Humanität zielende Lebensauffassung einem künstlerischen Organismus mitzuteilen«, betonte Karl Amadeus Hartmann in seiner »Autobiographischen Skizze«. So enthusiasmiert sich das Publikum 2012 im Saal des Concertgebouw nach der Erstaufführung zeigte, so begeistert hat sich nun bereits die CD-Kritik geäußert: »Frisch und zeitlos, mit der rechten Mischung aus Spielfreude und Sensibilität, der richtigen Ausgewogenheit von derben und musikalischen Späßen« klinge der niederländische »Simplicius« unter Markus Stenz, stand kürzlich im Fono Forum zu lesen, was dort zu dem Resümee führte: »H eine Bereicherung der Hartmann-Diskografie«. Pressekontakt: Schimmer PR, Silvia Hansen, Gocherstr 19a, 50733 Köln fon +49-(0)221-16879623, [email protected] www.schimmer-pr.de