Fabian Strunck Protokoll zur Vorlesung Musikgeschichte 1: „Musik in ihren Lebenswelten“ am 17.12.15 Thema: Musik der Renaissance II Das Thema der 9.Vorlesung über die Musikgeschichte ist die „Musik der Renaissance“. Genauer befassen wir uns mit „Musik und Virtù(osität)“. Die Renaissance lies die Antike gewissermaßen neu aufleben. Es wurde sich also in vielen Bereichen an dieser orientiert. So auch im Begriff der Musik, welche in der Antike als Tugend galt, was mit Sicherheit nicht zuletzt mit dem Gedanken zusammenhängt, Musik sei eine Art Verbindung zwischen Himmel und Erde. Den Tugendbegriff verwenden wir auch heute noch, wenn wir von Virtuosität beispielsweise in der Musik sprechen, kommt doch das Wort „Virtù“ aus dem italienischen und bedeutet Tugend. Wie die Musik nun zu sein hat, wird unter der Frage: „Warum macht Musik tugendhaft? Und Wie?“ erklärt. Einen wohl allgemeingültigen Standard dazu lieferte der „Tugendleitfaden des 16. Jahrhunderts“. Hier findet eine Unterteilung in Sologesang und Instrumentalspiel statt, wobei der Sologesang als das tugendhaftere galt. In beiden Arten existierte das „Ideal der sprezzatura“, also das Wunschbild, nach dem das Musizieren lässig und souverän, nicht krampfhaft wirken sollte. So sollten Stücke Leichtigkeit und Süße haben, wie es auch der heutige Begriff der Virtuosität noch vorgibt. Sologesang Außerdem sollten sie von Verzierungen und Schönheit geprägt sein. Aus diesen Vorgaben entsteht schließlich eine englische Gattung, die ihren Ursprung in Dowland findet, hier mit dem Beispiel: „I saw my lady weepe“. In der Begleitung dieses Liedes spielt eine Laute, ein himmlisches Instrument, oder auch ein Instrument der Engel, wie es in einem Bild symbolisiert wird. Auffällig ist die im Stück vorhandene Melancholie. Sie wird verwendet, da laut der ersten Strophe des Liedes Klage die Herzen eher erobere als Freude. Außerdem wird in der Vorlesung auf Tarquinia Molza eingegangen, quasi ein Ideal des Sologesangs, vermutlich da sie eine sehr gute Bildung besaß und auf ihr Viola Spiel Verse improvisierte. Diese Kombination aus Gesang und Viola galt auch als Tugendideal für Sologesang zur Zeit der Renaissance. Über Tarquinia Molza gelangen wir zu „Concerto delle dame“, ein professionelles Frauen-Ensemble mit 3 Mitgliedern (Tarquinia Molza wirkte einige Zeit als vierte Sängerin mit). Eine Besonderheit war das tägliche Üben von mehreren Stunden, durch welches eine Virtuosität möglich war, die ihresgleichen suchte. Mit ihrer Art prägten die „Concerto delle dame“ den Madrigalstil, der seinen Namen wohl durch die gesungenen Madrigalkompositionen hat. Ein Komponist dieser Madrigale war Luzzascho Luzzaschi, ab im späten 16. Jahrhundert Kapellmeister in Ferrara, wo auch das Frauen-Ensemble tätig war. Es folgt das Beispiel: „O dolcezze amarissime“. Auch hier wird eine Melancholie deutlich, im weiteren Verlauf des Stückes kommt auch die Virtuosität zur Geltung. Ebenfalls nennenswerter Komponist von Madrigalen war Giaches de Wert, es folgt das Beispiel „Solo e pensoso“. Instrumentalspiel Als Instrumentalspiel bezeichnete man laut Folie zunächst „instrumentale Fassungen von Vokalmusik und Tänzen“. Wir haben hier also wieder den Sologesang als das größere, das Ideal, von dem das Instrumentalspiel gewissermaßen abstammt. Zusätzlich entstand die Gattung der Toccata, in welcher der Begriff der Virtuosität speziell für Instrumente umgesetzt werden sollte. Zunächst kommen wir jedoch zu „Susanne un jour“, einem französischen Gedicht aus dem Jahr 1548 von Guillaume Guéroult, das auf einer Geschichte aus der Bibel basiert. Das ist an sich nichts besonderes, da die Kirche zu der Zeit eine der größten, wenn nicht die größte Institution war, die das Denken vieler Menschen prägte. Jedoch muss dieses Gedicht vielen Menschen geläufig gewesen sein, da wir heute 30 Chanson-Fassungen von 20 verschiedenen Komponisten zählen. Es entstehen auch Fassungen für Laute und Tasteninstrumente und die Instrumentalmusik beginnt mehr und mehr sich zu integrieren. Wir widmen uns nun der Toccata, bei der wir von nun von kompletten Instrumentalstücken sprechen. Anders als noch bei den Chansons gibt es hier keinen Gesang mehr. Den begrifflichen Ursprung findet die Toccata in dem italienischen Wort toccare, was in diesem Zusammenhang soviel bedeutet wie: „Saiten anrühren, drücken, zupfen“. Die Anfänge der Toccata als Gattung gehen auf die Basilika San Marco in Venedig zurück, wo Organisten wie Andrea Gabrieli, Annibale Padovano und Claudio Merulo diese Toccaten in den 1550er bis 1580er Jahren komponierten und spielten. Auch hier fand die Virtuosität Einzug, so sprechen wir bei allen Toccaten von Diminutionen. Es wird also eine Geschwindigkeit verwendet, die der Toccata eine elegante und leichte Wirkung gibt, denn auch das Instrumentalspiel darf nicht gezwungen oder krampfhaft wirken. Wir betrachten als Beispiel das Werk: „Duello di due Organi“ von Diruta, was einerseits den Gedanken der Gesellschaft widerspiegelt, bei welcher die Toccaten beginnen, sich als ebenbürtig zur Vokalmusik zu behaupten und andererseits eine Art Wettkampf zwischen den Organisten bezüglich des Begriffs der Virtuosität aufzeigt. Außerdem beschäftigen wir uns mit dem Beispiel: „Toccata terza di sesto tono“ von Claudio Merulo. An dieser Toccata sind nicht nur die Diminutionen deutlich zu hören, es werden auch erste Ansätze von uns heute geläufigen Dreiklängen deutlich. Dieser Dreiklang wird später zur Basis des Musizierens. Auch ist er mit der Vorstellung eines himmlischen Klangs vereinbar, so besteht er aus 3 Tönen, während der 3 als Zahl im christlichen Glauben eine sehr hohe Bedeutung zukommt. Sie steht gewissermaßen für das Himmlische. Dass das Instrumentalspiel an Bedeutung gewinnt, sehen wir an einem Bild der heiligen Cäcilie an einem Tasteninstrument, also auch hier wieder die Kombination von Musik und Glauben, die wir schon im Sologesang hatten. Zum Schluss der Vorlesung folgt eine kleine Zusammenfassung. Es entsteht ein durch den Begriff der Virtuosität geprägtes musikalisches Ideal, dass sich zunächst im Sologesang, später auch im Instrumentalspiel wiederfindet. Außerdem bildet sich die Dreiklangsharmonik, die heute Grundlage für die meiste Musik ist.