Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Keenan Dairy Solution Seminar Die internationalen Milchmärkte Entwicklungen, Perspektiven und Aussichten M.Sc. agr. Markus Fahlbusch Lehrstuhl für Landwirtschaftliche Marktlehre, Georg-August-Universität Göttingen Die internationalen Milchmärkte – Seite 1 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Gliederung • Warum sind die internationalen Märkte wichtig? – Bildung der Preise in DE • Struktur und Entwicklung auf den intern. Märkten – Nachfrage- und Angebotsstrukturen – Handels- und Preisentwicklung • Entwicklungsperspektiven und Ausblick – Was bestimmt die Weltmarktpreise? – Langfristige Perspektiven – Kurz- und mittelfristige Perspektiven • Einflussmöglichkeiten und Fazit Die internationalen Milchmärkte – Seite 2 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Warum sind die internationalen Märkte wichtig? Außenhandel der EU • Die EU ist Nettoexporteur (Export = ca. 9% der Milch). Ohne staatliche Eingriffe • Export ist die Grenzverwertung für Milcherzeugnisse Preis in der EU/Deutschland = Exportpreis = Weltmarktpreis Nettoexporte als Anteile an der EUProduktion (2007-2011) 50% 40% 30% 20% 10% 0% Milchäquivalent Butter Käse MMP VMP Quelle: FAOSTAT Eingriffe der EU zur Abkopplung der EU-Milchpreise vom Weltmarkt • Importzölle (Schutz vor billigen Importen) • Exporterstattungen (Absatz von „Überschüssen“) d.h. Milchpreis in der EU = Weltmarktpreis + flexible Erstattung • Intervention (nur sinnvoll mit Exporterstattungen oder gegen extreme Preisrisiken) Die internationalen Milchmärkte – Seite 3 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Milchpreisbildung in der EU Entwicklung des Milchrohstoffwertes (€/100 kg) 50 € 45 € MRW Exporterstattungen 1. Angebot in der EU zu EU-Preisen MRW Weltmarkt 40 € MRW Deutschland 2. Export zu Weltmarktpreis + Exporterstattung 35 € 30 € • Bessere Verwertung wird gewählt (Menge↑), bei der anderen Menge↓ 25 € 20 € • Ergebnis: 15 € Beide Verwertungen gleichen sich an 10 € 5€ 0€ Jan/ 96 • Anbieter entscheiden: Preis in der EU = Weltmarktpreis + Erstattung Jan/ 99 Jan/ 02 Jan/ 05 Jan/ 08 Jan/ 11 Quelle: USDA-FAS, ZMB, EU-Kommission Die internationalen Milchmärkte – Seite 4 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Milchpreisbildung in der EU • Exporterstattungen seit 2007 (mit Unterbrechung in 2009) ausgesetzt • EU-Vorschlag bei der WTO: Exporterstattungen nur noch bis 2013 • Grüne Woche 2014: Ciolos verkündet Ende der Exporterstattungen für Afrika • Somit: Preise in der EU ≈ Weltmarktpreise Milchpreis folgt mit einer 1- bis 3-monatigen Verzögerung • Andere wichtige Weltmarktanbieter? – Erhalten ebenfalls Weltmarktpreise (zunehmende Marktintegration) – Das heißt, EU-Milcherzeuger • bekommen tendenziell den gleichen Milchpreis wie Neuseeländer, Australier und US-Amerikaner. • konkurrieren seit 2007 direkt mit den wichtigsten Milchexportregionen! • Einfluss der Quote? – Wenn überhaupt dann eher gering und auf den gesamten Weltmarkt Die internationalen Milchmärkte – Seite 5 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Marktintegration: Angleichung der Milchpreise Entwicklung ausgesuchter Milchpreise Milchpreis in Euro pro 100 kg 45 € 40 € 35 € 30 € 25 € 20 € 15 € 10 € 5€ 0€ Jan 01 Neuseeland Jan 03 USA Jan 05 Deutschland Jan 07 Quellen: LTO, DairyCo Jan 09 Jan 11 Jan 13 Marktintegration der wichtigsten Exportländer Die Milchpreise befinden sich auf dem gleichen Niveau und folgen der gleichen Entwicklung über die Länder. Die internationalen Milchmärkte – Seite 6 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Gliederung • Warum sind die internationalen Märkte wichtig? – Bildung der Preise in DE • Struktur und Entwicklung auf den intern. Märkten – Nachfrage- und Angebotsstrukturen – Handels- und Preisentwicklung • Entwicklungsperspektiven und Ausblick – Was bestimmt die Weltmarktpreise? – Langfristige Perspektiven – Kurz- und mittelfristige Perspektiven • Einflussmöglichkeiten und Fazit Die internationalen Milchmärkte – Seite 7 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Die Weltmarktnachfrage Die internationalen Milchmärkte – Seite 8 Handelsmenge in 1000t • Bis 2009 – Handelsmenge der wichtigsten Produkte stagniert – 0,8 % p.a. ↑ zwischen 2003 & 2009 • Ab 2010 – Hohe Zunahme d. Handelsmengen – 6,8 % p.a. zwischen 2010 & 2012 – 2009 vs. 2012: Käse (24%↑), MMP (44%↑), VMP (18%↑) – Da Preise gleichzeitig steigen = Nachfragesteigerung! • Wichtigste Importländer mit ↑ – China (seit 2008: Butter 210%↑, VMP 935%↑, MMP 316%↑) – Russland, Mexiko, Algerien, Indones. 500 400 300 200 100 0 1/04 Butter Käse MMP VMP 1/06 1/08 Quelle: GTIS 1/10 1/12 Importe der wichtigsten Milcherzeugnisse 300 Importe in 1000t Zwei Entwicklungsphasen Gleitender Quartalshandel Weltmarkt 250 200 China Russland Mexiko Algerien Indonesien 150 100 50 0 Quelle: GTIS 1/04 1/06 1/08 1/10 1/12 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Thousands Warum steigen die chinesischen Importe? Milchbilanz China (Mrd. kg) • Vor 2008 Milchproduktion 18% p.a.↑ Verbrauch in etwa gleich ↑ Nettoimporte 9% p.a. ↑ 40 30 Milchproduktion Melaminskandal 2008 Milchverbrauch 20 (von niedrigem Niveau kommend) • Ab 2008 10 Milchproduktion Deutschland 2012 Quellen: USDA, GTIS, FAO 0 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 • Milchproduktion ↓ • Nachfrage weiter steigend • Nettoimporte 32% p.a. ↑ • Grund: Melaminskandal von 2008 Vertrauensverlust der Konsumenten -> starke Präferenz für importierte Produkte Behördliche Maßnahmen gegen Sicherheits- und Qualitätsprobleme in der heimischen Milchwirtschaft Viele Milcherzeuger mussten/müssen aus der Produktion ausscheiden Die internationalen Milchmärkte – Seite 9 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Das Weltmarktangebot – – – – 7% Weltmarktanteil (2012) Verliert Bedeutung Milchproduktion seit 2002: 1%↓ p.a. Exporte seit 2002: 6%↓ p.a. Index (2006/07 = 100) Die wichtigsten Exportländer 1 • Australien Entwicklung der Milchproduktion Neuseeland 120 Australien 110 100 90 Jan/ 05 • Neuseeland (37%) Jan/ 07 Jan/ 09 Jan/ 11 Jan/ 13 600 500 400 Neuseeland 300 Australien 200 100 Quelle: GTIS 0 1/05 Die internationalen Milchmärkte – Seite 10 Quellen: EU-Kommission, USDA, DCANZ, Dairy Australia Exporte der wichtigsten Milcherzeugnisse Exporte in 1000t – 37% Weltmarktanteil (2012) – Milchproduktion 2008-12: 7,1%↑ p.a. – Exporte↑↑, seit 2008: VMP 113%↑, MMP 58%↑, Butter 43%↑, Käse 24%↑ – Einbruch in 2013 (Dürre Nordinsel) – Besonderheit: 90% der Milchverarbeitung & Export ein Unternehmen: Fonterra 130 1/07 1/09 1/11 1/13 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Das Weltmarktangebot – – – – Weltmarktanteil 31% (2012) Milchproduktion 2008-12: 0,9%↑ p.a. Großer Markt (9% Export) Exporte seit 2008: Index (2006/07 = 100) Die wichtigsten Exportländer 2 • Europäische Union Entwicklung der Milchproduktion EU USA 110 100 Quellen: EU-Kommission, USDA, DCANZ, Dairy Australia Jan/ 07 Jan/ 09 Jan/ 11 Jan/ 13 Exporte in 1000t 600 500 400 300 Neuseeland EU 200 Australien USA 100 Quelle: GTIS 0 1/05 Die internationalen Milchmärkte – Seite 11 Australien Exporte der wichtigsten Milcherzeugnisse • USA Käse 158%↑, MMP 72%↑ Neuseeland 120 90 Jan/ 05 Käse 49%↑, MMP 204%↑ VMP 21%↓, Butter 20%↓ – Weltmarktanteil 11% (2012) – Milchproduktion 2008-12: 1,3%↑ p.a. – Großer Markt (7% Export): Milchprod. 1%↑ dann Export 14%↑ – Exporte seit 2007 (2008 lok. Hoch): 130 1/07 1/09 1/11 1/13 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Der Weltmarktpreis Entwicklung des virtuellen Weltmilchpreises 50 • Preisabsturz Anfang 2012 als Folge eines hohen internationalen Angebots. 45 40 • Niedrige Milchpreise und hohe Futterkosten ließen das Angebot zurückgehen 35 30 25 • Preis↑ Juni – Sep. 2012: Angebot↓: EU & USA 20 15 10 Weltmarktpreis Milch Gleitender Durchschnitt Interventionspreis Ø Erzeugerpreis DE 5 0 Jan/ 04 Jan/ 06 Jan/ 08 Jan/ 10 • Preis↑ April 2013: Angebot↓↓: Neuseeland, Angebot↓: EU, Australien Jan/ 12 Quellen: USDA-FAS, EU-Kommission Die internationalen Milchmärkte – Seite 12 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Gliederung • Warum sind die internationalen Märkte wichtig? – Bildung der Preise in DE • Struktur und Entwicklung auf den intern. Märkten – Nachfrage- und Angebotsstrukturen – Handels- und Preisentwicklung • Entwicklungsperspektiven und Ausblick – Was bestimmt die Weltmarktpreise? – Langfristige Perspektiven – Kurz- und mittelfristige Perspektiven • Einflussmöglichkeiten und Fazit Die internationalen Milchmärkte – Seite 13 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Was bestimmt die Weltmarktpreise? • Langfristig – Die Kosten des Grenzanbieters (bzw. der Preis, zu dem er langfristig produzieren kann). Das heißt: • Futterkosten ↑ = Milchpreis ↑ z.B. FAPRIPrognosen • Volatilität ↑ = Kosten durch Risiko ↑ = Milchpreis ↑ • Grenzanbieter wird ein EU-Milchviehbetrieb sein! – Nachfrage nur bedingt (Einfl. auf Produktionskosten, wachsende Märkte) • Kurz- und mittelfristig – Angebots- und Nachfrageschocks (Dürren, Überschwemmungen, Krisen, Skandale) z.B. Zeitreihen– Preis-Zyklen (vgl. Schweinezyklus, Cobweb-Theorem) Prognosen – Für einzelne Länder: Wechselkursentwicklungen (aktuelle Studie: Änderungen von $/€ beeinflusst primär $-Preise) Die internationalen Milchmärkte – Seite 14 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Langfristige Entwicklungsperspektiven Entwicklung des virtuellen Weltmilchpreises Phase 2 Phase 1 40 1.8 Quartalshandel Weltmarkt Handelsmenge in Mio. t 50 1.6 Phase 1 1.4 30 Phase 2 1.2 1.0 20 Weltmilchpreis Quelle: GTIS 1/03 1/05 1/07 1/09 1/11 1/13 Ø 2000-2006 10 Ø 2007-2009 Keine Marktintegration 0 Jan/ 00 Jan/ 02 Jan/ 04 Marktintegration Jan/ 06 Jan/ 08 Jan/ 10 Ø 2010-2012 Quelle: USDA-FAS Phase 1: Handel 0,8 % p.a.↑ Phase 2: Handel 6,8 % p.a. ↑ Jan/ 12 • Unter den Kostenbedingungen der Jahre 2007 bis 2012 liegt ein nachhaltiges BasisMilchpreisniveau offensichtlich zwischen 28 und 32 € pro 100 kg. • Untere Grenze: bei eher stagnierender Nachfrage • Obere Grenze: deutlich steigende Nachfrage (deutlichere Preissignale in wachsenden Märkten nötig zur Stimulierung des Angebots) Die internationalen Milchmärkte – Seite 15 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Kurzfristige Entwicklungsperspektiven • kurze, kräftige Preisschübe ↑ • langsamere Korrektur • Letzte Preisschübe 4,500 Weltmarktpreise für Milcherzeugnisse (€/t) 4,000 3,500 Mitte 2012: EU & USA Angebot↓ 3,000 2,500 April 2013: 2,000 Dürre in Neuseeland + EU & 1,500 Australien Angebot↓ 1,000 Ausblick • Sind die Preise stabil? 500 0 Jan/ 05 Butter Jan/ 07 MMP Jan/ 09 VMP Quelle: USDA-FAS Jan/ 11 Jan/ 13 Pro: Nachfrage ↑, Lagerbestände ↓ Contra: Futterkosten↓, Milchpreise↑ und als Folge Milchproduktion ↑ Weiterhin: Wachstumstempo der Nachfrage?, Abhängigkeit von China, Konjunkturelle Aussichten & Gefahr ökonomischer Krisen • Preise für Butter, MMP & VMP: 34% über dem Durchschnitt von 2007 – 2012 • Zeitpunkt eines Bruchs?: Abhängig von Intensität & Dauer bis Angebotsreaktion Die internationalen Milchmärkte – Seite 16 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Gliederung • Warum sind die internationalen Märkte wichtig? – Bildung der Preise in DE • Struktur und Entwicklung auf den intern. Märkten – Nachfrage- und Angebotsstrukturen – Handels- und Preisentwicklung • Entwicklungsperspektiven und Ausblick – Was bestimmt die Weltmarktpreise? – Langfristige Perspektiven – Kurz- und mittelfristige Perspektiven • Einflussmöglichkeiten und Fazit Die internationalen Milchmärkte – Seite 17 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Einflussmöglichkeiten: Was können Milcherzeuger tun? • Kostenführerschaft vs. Differenzierung • Kostenführerschaft – D.h. ≈ besser als der Durchschnitt – Marktwirtschaft: Preis wird vom Grenzanbieter bestimmt • Differenzierung – Über starke Marken (z.B. Selbstvermarktung, Biomilch) – Muss auf einem nicht beliebig vermehrbaren Merkmal beruhen – Vorteil: Angebotsmengen können begrenzt werden, Preis↑ • Andere Möglichkeit: Marktmacht bzw. Gegenmacht – MEGs, aber: muss über knappe und begehrte Ressourcen verfügen • Und: Liquiditäts- und Risikomanagement Die internationalen Milchmärkte – Seite 18 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Fazit • Mit Abschaffung der Exporterstattungen sind die EU-Milchpreise mit Verzögerung an die Weltmarktpreise gekoppelt. • Quotenerhöhungen bzw. -auslaufen ändern daran nichts! • Die Weltmarktpreise (und Milchpreise) bilden sich: – Langfristig: Kosten des Grenzanbieters, d.h. über der Schmerzgrenze der meisten EU-Milcherzeuger. – Kurz- und mittelfristig: Verschiedene Faktoren sowie Preiszyklen • Aktuell: Internationale Märkte getrieben von hohen Nachfragesteigerungen und knappem Angebot, Überhitzungsgefahr • Als Erzeuger bleibt die Wahl zwischen Kostenführerschaft (besser als der Durchschnitt) und Differenzierung! Die internationalen Milchmärkte – Seite 19 Markus Fahlbusch Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Lehrstuhl für Ldw. Marktlehre Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie Fragen? Die internationalen Milchmärkte – Seite 20 Markus Fahlbusch