Teresa Sengschmid Virales Marketing Bachelorarbeit am Institut für Werbewissenschaft und Marktforschung an der Wirtschaftsuniversität Wien Betreuer: a. o. Univ. Prof. Dr. Helmut Kurz Wien, im September 2009 1 Inhaltsverzeichnis 3 4 1 Einleitung und Problemstellung 3 2 Virales Marketing 4 2.1 Begriffsdefinition Virales Marketing 4 2.2 Begriffsabgrenzungen 5 2.2.1 Mundpropaganda und Mundpropaganda-Marketing 5 2.2.2 Kundenempfehlungen und Empfehlungsmarketing 6 2.3 Entwicklung des viralen Marketings 7 2.4 Formen des viralen Marketings 9 2.4.1 Aktives virales Marketing 9 2.4.2 Passives virales Marketing 9 Gerüchte als Marketinginstrument 10 3.1 Definition 10 3.2 Gerüchte als Medium 11 Planung und Umsetzung einer viralen Kampagne 14 4.1 Kernbestandteile 14 4.1.1 Kampagnengut 14 4.1.2 Rahmenbedingungen 16 4.1.3 Weiterempfehlungsanreize 16 4.1.4 „Seeding“ 18 4.2 Ziele und Zielgruppen 19 4.3 Verbreitung 20 4.3.1 Wirte im viralen Marketing 20 4.3.2 Überträger des Marketingvirus 21 4.4 Erfolgsmessung 5 24 4.4.1 Quantitative Erfolgsmessung 26 4.4.2 Qualitative Erfolgsmessung 27 Fallstudien 28 5.1 Der Horst Schlämmer-Blog 28 5.2 Hotmail 31 5.3. ElfYourself 33 5.4 Snowglobe 35 6 Resümee 37 7 Literaturverzeichnis 39 2 1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG DER ARBEIT „Virales Marketing“ – (k)eine Krankheit? Seit einigen Jahren schon ist in Marketingkreisen immer wieder die Rede von viralem Marketing. Was ist überhaupt virales Marketing? Welche Arten gibt es? Wie funktioniert eine virale Kampagne und wie lässt sich ihr Erfolg messen? Wie wird sich virales Marketing in Zukunft entwickeln? Ziel dieser Arbeit ist es, Antworten auf all diese Fragen zu liefern. Am Beginn der Arbeit soll der Begriff „Virales Marketing“ genau definiert und von verwandten Disziplinen abgegrenzt werden, danach wird ein kurzer Einblick in die relativ kurze Geschichte des viralen Marketings gegeben. In einem kleinen Exkurs beschäftigt sich die Arbeit auch kurz mit dem Thema Gerüchte, was man überhaupt darunter versteht und wie man sie im Marketing nützen kann. Im nächsten Kapitel wird dann erklärt, wie eine virale Kampagne funktioniert. Dabei wird konkret auf die Kernbestandteile einer Kampagne, das Kampagnengut, die Rahmenbedingungen, Weiterempfehlungsanreize und das so genannte Seeding eingegangen. Die Arbeit soll in weiterer Folge auch die Faktoren darstellen, mit denen beispielsweise Unternehmen den Erfolg einer viralen Kampagne messen können. Zum besseren Verständnis und zur weiteren Vertiefung werden am Ende der Arbeit vier kurze Praxisbeispiele vorgestellt. Ganz zu Schluss soll neben einem kurzen Fazit auch auf zukünftige Entwicklungen des viralen Marketings eingegangen werden. 3 2 VIRALES MARKETING 2.1 Begriffsdefinition „Virales Marketing“ Unter viralem Marketing versteht man gemäß Langner das gezielte Auslösen und Kontrollieren von Mund-zu-Mund-Propaganda zum Zwecke der Vermarktung von Unternehmen und deren Leistungen. (Langner 2005, S. 25) Der ursprünglich aus der Medizin stammende Term „viral“, spielt auf die Fähigkeit von Viren an, sich als besonders kleiner Krankheitserreger mittels Wirtszellen selbst rasch vermehren zu können. (Frey 2002, S. 234) „Wie ein Virus sollen sich Informationen über ein Produkt oder eine Dienstleistung innerhalb kürzester Zeit von Mensch zu Mensch übertragen“. (Langner 2005, S.25) Virales Marketing bedient sich dabei Forschungsergebnissen verschiedenster Wirtschaftszweige, wie etwa der Psychologie, der Sozialwissenschaften oder der Evolutionstheorie. Die dadurch gewonnenen Erfahrungen werden in die unternehmerische Praxis integriert. In den letzten Jahren entstand folglich eine Fülle an Strategien und Taktiken zur Planung, Durchführung und Kontrolle von Marketingaktivitäten, die gezielt „soziale Epidemien“ auslösen. (Langner 2005, S. 25) Eine Bedingung für erfolgreiches virales Marketing ist das Zugrundeliegen einer WinWin- Situation. Die zu transportierende Botschaft muss den Kunden soweit ansprechen, dass er sie auch an seine Freunde weiterleitet. Folglich funktioniert virales Marketing nur, wenn beide Parteien von der Kampagne profitieren und sich keiner übervorteilt fühlt. (Langner 2005, S. 27) Justin Kirby betont die enge Verknüpfung von viralem Marketing und dem Internet: „ (…) viral marketing is any marketing activity that accelerates and amplifies word of mouth in the digital domain. “ (Kirby 2006, S. 88) Langner setzt dem entgegen, dass virales Marketing prinzipiell nicht an ein bestimmtes Medium gebunden ist und dass virales Marketing auch offline durchführbar ist. Das Internet hat aber den großen Vorteil, dass eine kritische Masse schnell und effektiv erreicht werden kann. (Langner 2005, S. 29f.) 4 Dass virales Marketing auch offline möglich ist, beweist die Tatsache, dass es zum Teil spezielle Agenturen gibt, die sich auf virale Offline- Kampagnen spezialisieren. Hierzu werden eigene „Markenanwälte“ rekrutiert, deren Aufgabe es ist, möglichst viele Personen von einem Produkt zu überzeugen. Vorteil dieser „OfflineMethode“ ist zum einen die leichte Steuerbarkeit der Markenanwälte, zum anderen gelten persönliche Markenempfehlungen glaubwürdiger als medial verbreitete. Da man damit aber nur wenige Kunden und die auch nur zu relativ hohen Kosten erreicht, setzt man hauptsächlich auf Online-Kampagnen. (Weiss 2008) Röthlingshöfer findet es auch erwähnenswert, dass das, was als Virales Marketing bezeichnet wird, oftmals nur virale Werbung ist. (Röthlingshöfer 2008, S.36) 2.2 Begriffsabgrenzungen 2.2.1 Mundpropaganda und Mundpropaganda-Marketing „Mundpropaganda ist jegliche Kommunikation zwischen Individuen über Produkte, Dienstleistungen, Marken, die ohne kommerzielles Interesse geschieht. Sie ist nicht notwendigerweise an mündliche oder schriftliche Äußerungen gebunden. Die Teilnehmer an der Mundpropaganda können Informationen auch mit Bildern, Videos oder durch jede andere Kommunikationsform übertragen.“ (Röthlingshofer 2008, S. 27) In weiterer Folge definiert Röthlingshofer Mundpropaganda-Marketing als Querschnittsaufgabe mit dem Ziel, positive Gespräche über das Unternehmen zu maximieren und negative Gespräche zu minimieren. Dazu werden alle klassischen Elemente des Marketings, also die Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikationspolitik und Distributionspolitik herangezogen und so gestaltet, dass sie ihren Beitrag zu einer positiven Mundpropaganda leisten. (Röthlingshofer 2008, S. 30-31) Mundpropaganda-Marketing folgt laut Schüller dem Ziel, Aktivitäten so zu steuern, dass in den jeweiligen Zielgruppen möglichst positiv über ein Unternehmen, bzw. dessen Produkte und Marken gesprochen wird. Die Aktionen gehen dabei mehr in 5 die Breite und sind eher kurzfristig orientiert. Man spricht auch häufig vom C2C (Consumer to Consumer) – Marketing. (Schüller 2008, S.27) 2.2.2 Kundenempfehlungen und Empfehlungsmarketing „Eine Empfehlung impliziert über die reine Kommunikation hinaus einen einflussnehmenden Handlungshinweis, sei er positiver oder negativer Natur, dem in den meisten Fällen eine eigene Erfahrung mit dem Angebot vorausgeht. (…) Dabei wird in der Regel ein nicht kommerzielles Interesse des Empfehlers unterstellt. Das macht ihn glaub- und vertrauenswürdig.“ (Schüller 2008, S. 27) Das Ziel von Empfehlungsmarketing ist es bei möglichst vielen Kunden Empfehlungen auszulösen umso neue Kunden zu gewinnen und in weiterer Folge die Umsätze zu steigern. Da dies nicht nur das Ziel einer einzelnen Abteilung, z.B. Marketing& Sales, sein kann, ist Empfehlungsmarketing eher langfristig orientiert und geht mehr in die Tiefe. (Schüller 2008, S. 27) Häufig werden Mundpropaganda und Empfehlungsmarketing synonym verwendet. Natürlich handelt es sich bei Empfehlungen um Mundpropaganda, dennoch unterscheiden sich die beiden Ansätze insofern, da sich Mundpropaganda Marketing mit allen Aspekten der Kommunikation zwischen den Verbrauchern beschäftig, Empfehlungsmarketing aber auf die Mundpropaganda, die von bereits bestehenden Kunden ausgeht, beschränkt ist. (Röthlingshofer 2008, S. 27-28) 6 2.3 Entwicklung des viralen Marketings Erstmals wurde der Begriff virales Marketing 1989 in einem Artikel des „PC User Magazin“ verwendet. Dabei ging es um die Einführung des Macintosh SE. “At Ernst& Whinney, when Macgregor initially put Macintosh SEs up against a set of Compaqs, the staff almost unanimously voted with their feet as long waiting lists developed for use of the Macintoshes. The Compaqs were all but idle. John Bownes of City Bank confirmed this. “It’s viral marketing. You get one or two and they spread throughout the company.” (Carrigan 1989) Virales Marketing bedeutete zunächst also “Streuung” mit dem Ziel, Nachahmereffekte zu generieren. 1996 verglich der Harvard Professor Jeffrey Rayport in einem Artikel des USamerikanischen Wirtschaftsmagazins Fast Company Marketingprogramme mit Viren. “When it comes to getting a message out with little time, minimal budgets, and maximum effect, nothing on earth beats a virus.” (Rayport 1996) Der Artikel behandelt das Problem von Werbeleuten in Zeiten, in denen Werbung immer lauter, schriller und teurer wird, die Verbraucher zu erreichen. Als Lösung nennt er Virus Marketing, „denn Viren überwinden das Immunsystem, sie infizieren den Verbraucher unbemerkt und ungewollt und entfalten nach einer gewissen Inkubationszeit ihre Wirkung.“ (Röthlingshofer 2008, S. 33) Eine weitere frühe Verwendung des Terms „Virales Marketing“ findet man auch in Zusammenhang mit dem gratis E-Mail Provider Hotmail, dem es durch simples Anhängen einer kurzen Eigenwerbung an jede via Hotmail versandte E-Mail gelang binnen 18 Monaten einen Kundenstock von 12 Millionen aufzubauen. (Kirby 2006, S. 89) Als frühe Anwender von viralem Marketing gelten auch Budweiser und John West Salmon, die eine besonders lustige Werbung vor ihrer eigentlichen Verwendung in anderen Medien zunächst (unabsichtlich) ins Internet stellten. Durch den „Hauch von Exklusivität“ der diesen Kampagnen innewohnte, kam es zu einer besonders raschen Verbreitung und die Werbungen waren bereits vor ihrer Ausstrahlung im TV Klassiker. (Kirby 2006, S. 90) 7 Auch wenn es der Biermarke und dem Dosenfischerzeuger gelang, große Bekanntheit zu erlangen, waren die Kampagnen doch eher „glückliche Zufälle“ als sorgfältig geplantes virales Marketing. (Kirby 2006, S.90) Da Customer Relationship-Management als äußerst kostspieliges und schwieriges Unterfangen galt und die Internetuser zunehmend „immun“ gegen normale Internetwerbung wurden, galt Virales Marketing in den frühen 2000er Jahren als „magisches Wundermittel“ um Kunden zu gewinnen. (Kirby 2006, S. 90) Zu Beginn wurde virales Marketing hauptsächlich als eigenständige Strategie gesehen und man konzentrierte sich mit wechselndem Erfolg auf die Produktion von kreativem Material. Mit zunehmenden Mengen an viralen Kampagnen wurde es entsprechend schwieriger, aus der Masse herauszustechen. (Kirby 2006, S.90) Heute setzen Anwender von viralem Marketing laut Röthlingshofer auf folgende Arbeitsschwerpunkte: • Virales Marketing konzentriert sich auf die vom Unternehmen geschaffenen Werbebotschaften; Gespräche von Konsument über das Unternehmen, bzw. dessen Produkte und Marken werden außer Acht gelassen. • Die Verbreitung der Botschaften soll explosionsartig vor sich gehen. Virales Marketing beschäftigt sich also mit der Erforschung besonders ansteckender und sich rasch verbreitender Werbebotschaften. • Ob das Interesse von Sendern und Empfängern von kommerzieller Natur ist, ist völlig zweitrangig. (Röthlingshofer 2008, S. 34) 8 2.4 Formen des viralen Marketings Je nach Rolle des Konsumenten im Empfehlungsprozess lässt sich virales Marketing in zwei Varianten unterteilen. Ist der Konsument in erheblichen Umfang in die Marketingaktivität eingebunden, spricht man vom aktiven, beziehungsweise hochintegrativen viralen Marketing. Ist aber Aktivität nur im geringeren Maße gefragt, so spricht man vom passiven oder geringintegrativen viralen Marketing. 2.4.1 Aktives, bzw. hochintegratives virales Marketing „Die aktive Variante des Viral Marketing stellt die natürliche Form der Weiterempfehlung dar. Hierbei wird der Konsument selbst aktiv und empfiehlt einer anderen Person eine bestimmte Leistung.“ (Langner 2005, S. 28) Als Beispiel für hochintegratives virales Marketing nennt Golias ICQ, einen der ersten „Instantmessenger“. Der User muss bei seinen Freunden und Bekannten aktiv Überzeugungsarbeit leisten, damit sich diese die ICQ-Software herunterladen. Denn je mehr Freunde ICQ nutzen, desto nützlicher wird der Service. Weiters wird auch Amazon von Golias als hochintegratives virales Marketing genannt. Als so genanntes „Referenz“-Programm obliegt es dem Besitzer einer Homepage, ob er einen Link von Amazon installiert oder nicht. Für jeden weitergeleiteten Nutzer gibt es dann einen kleinen Bonus. (Golias 2002) 2.4.2 Passives, bzw. geringintegratives virales Marketing Weit weniger Aufwand seitens des Nutzers ist bei der passiven Form des viralen Marketings von Nöten. Allein durch die Nutzung eines Angebots verbreitet der Konsument Informationen über dieses. Kostenlose E-Mail Provider, wie Hotmail oder GMX, die an jede E-Mail eine kurze Eigenwerbung anhängen (zB. „Kostenlose E-Mail-Adresse gibt es bei GMX.de“) betreiben passives virales Marketing, da der Nutzer mit jedem versandten E-Mail Empfehlungsarbeit leistet ohne dabei selbst aktiv zu sein. (Langner 2005, S. 29) 9 3 GERÜCHTE 3.1 Definition „Gerüchte durchziehen die Gesellschaft und prägen die soziale Wirklichkeit. Durch sie und um sie herum bilden sich Gruppen, die sie weitergeben, aufbauen und verändern. Sie füllen die Löcher der Kommunikation, sichern den sozialen Zusammenhalt, die Abgrenzung zu den anderen und zur Macht, verleihen dem Unbekannten, Unverständlichen und Geheimnisvollen Sinn. Gerüchte können in die Wirklichkeit eingreifen, (…), zum Sturz von Politikern, zu geschäftlichen Einbußen, (…) und manchmal auch zu Kriegen führen, wenn sie über eine lokale Ausbreitung hinausgehen und eine ganze Gesellschaft erfassen.“ (Rötzer 1996 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2042/1.html,15.7.2009) Jean-Noël Kapferer definiert Gerüchte als nicht nachprüfbare Neuigkeiten, die innerhalb einer Gruppe zirkulieren. Die Annahme, dass das Gerücht wahr sei, dient dabei als Antriebsfeder, sobald sich die Geschichte später als unwahr entpuppt, wird sie unwichtig und gemäß dem französischen Forscher nicht mehr weitertransportiert und in Folge inexistent. (Kapferer 1995, http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0277884b93470/showarticle/509f4cf0-8aed-4cfc-bde6-97cf632b44df.aspx, 15.7.2009) Dank des Internets ist es heutzutage möglich, Nachrichten und Gerüchte mit rasender Geschwindigkeit global zu verbreiten. Der Cyberspace ist laut Gundolf Freyermuth zu einem zentralen Tummelplatz für Verfolgungs- und Verschwörungswahnsinnige geworden und somit idealer Nährboden für Gerüchte. (Freyermuth G., in http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2042/2.html, 15.7) Eng im Zusammenhang mit Gerüchten stehen Urban Legends, bzw. moderne Mythen oder Sagen. Charakteristisch für Urban Legends sind ihr mysteriöses Erscheinen und die spontane Verbreitung einer unterhaltsamen Geschichte mit Horror- bzw. Humor Elementen, die nicht zwangsläufig falsch sei muss, es meistens aber ist. Im Englischen sind Urban Legends auch unter dem Namen „foaf-tales“ (von "friend of a 10 friend") bekannt, da sie oftmals Elemente, wie „Einem Freund eines Freundes ist das tatsächlich passiert“ oder „die Geschichte stammt von dem Buchalter meiner Schwester“ enthalten. (Emery , http://urbanlegends.about.com/cs/urbanlegends/f/urbanlegends1.htm, 15.7.2009) Gemäß Langner entstehen Urban Legends durch ein Informationsvakuum. Immer wenn Freiräume für Spekulationen entstehen, weil wichtige Fragen ungeklärt bleiben, wird dieses Vakuum durch Gerüchte geschlossen. (Langner 2005, S. 202) 3.2 Gerüchte als Medium „Gerüchte sind effizienter als Presseaussendungen, Kampagnen, langwierige Recherchen und aufwändige Pressekonferenzen.“ (Brauck 2003, S.104) Auch Langner bezeichnet Gerüchte als effiziente, nachhaltige und intensive Form der Kommunikation und nennt drei spezifische Vorgehensweisen, wie Unternehmen Gerüchte instrumentalisieren können. (Langner 2005, S. 193) Strategie 1 – Verheerende Gerüchte über andere Unternehmen streuen Hier geht es nicht darum, etwa falsche Informationen über Konkurrenten in Umlauf zu bringen, um ihnen damit zu schaden. Ein solches Verhalten wäre nicht nur moralisch höchst bedenklich, sondern würde mit großer Wahrscheinlichkeit auch juristische Folgen nach sich ziehen. Ziel sollte es hier sein, Informationen zu wahren Begebenheiten, die ein Wettbewerber zu vertuschen versucht, aufzudecken. (Langner 2005, S. 194) Als Beispiel für diese Taktik gilt das in den Medien heftig diskutierte Versagen der Mercedes A-Klasse beim Elch-Test. Hinter dieser Kampagne stand (angeblich) der VW-Konzern. "Da hat Ferdinand Piëch (Anm. der damalige Konzernchef der Volkswagen-Gruppe) seine Leute drangesetzt, dass sie ihm eine gute Story 11 recherchieren, die Daimer-Benz schadet, und die ist dann Journalisten zugeflüstert worden.(…) Der Elch-Test war etwas, mit dem Journalisten was anfangen konnten. Gut für Schlagzeilen, tolle Fernsehbilder.“ (Pichler 2003, in Brauck 2003, S.105) Strategie 2 – Bestehende Gerüchte über die eigene Marke fokussieren Einfacher als authentische Gerüchte über das eigene Unternehme oder eigene Produkte in die Welt zu setzen, ist es, bestehendes Gerede über eine bestimmte Produktkategorie auf die eigene Marke zu fokussieren. Die Gerüchte um den Oralsex aufwertende Pfefferminzbonbons nützte zum Beispiel die britische Firma Altoids, um ihre Bekanntheit zu erhöhen. Die urbane Legende, dass Pfefferminzbonbons den Oralsex erheblich verbessern, existierte zwar schon seit Jahrzehnten, doch erst Anfang 1997 tauchte eine E-Mail auf, die diese Legende in direkten Zusammenhang mit den Lutschpastillen von Altoids stellte. Der Verdacht, dass es sich dabei um eine gezielt gestreute Nachricht handelt, erhärtet sich durch die inflationäre Verwendung des Markennamens, dennoch zählt die Geschichte auch heute noch zu den populärsten Gerüchten im Internet. (Langner 2005, S. 194ff; o.V. http://urbanlegends.about.com/od/sex/Sex_and_Scandal.htm, 15.7.2009) Strategie 3 – Gerüchte indirekt über vermeintlich illegales Vorgehen auslösen Durch öffentliches Anprangern von angeblich illegalen Handlungen kann man viel Aufmerksamkeit erregen. Als Meister in diesem Fach der Gerüchte-Verbreitung nennt Langner die Filmindustrie. Die Studios sichern sich, sobald ein Filmprojekt abgesegnet wurde, jede Internetdomain, die irgendwie nach dem Film klingt und richten dort vermeintliche Fan-Sites ein, die in späterer Folge mit angeblich geheimem Material versorgt werden. Dieses angeblich unabhängige Material sollte dann im Idealfall von den Medien aufgegriffen werden und noch vor dem Filmstart einen Hype entstehen lassen. Auch die Computerindustrie macht sich diese Taktik zu Nutze, immer wieder gelangen „geheime“ Informationen zu neuen Apple-Produkten an die Öffentlichkeit und immer wieder berichten die Medien darüber, wie ungehalten Apple über solche Vorkommnisse ist, was das Interesse an den geheimen Informationen natürlich um ein Vielfaches erhöht. (Langner 2005, S. 197f.) 12 Langner führt in Folge zahlreiche Rahmenbedingungen und Multiplikatoren auf, die den Erfolg von Gerüchten nachhaltig erhöhen. Als Grundlage für ein erfolgreiches Gerücht sollte immer eine interessante Geschichte dienen, als besonders günstig erweisen sich Tabus, über die nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Wichtig ist auch, dass kein Herkunftsnachweis über den wahren Ursprung des Gerüchts besteht. Sobald der Verdacht entsteht, ein Gerücht sei gezielt von einem Unternehmen geschürt worden, erlahmt der Verbreitungsprozess, da sich kaum jemand wissentlich für ein Unternehmen einspannen lässt. Bevor man ein künstliches Gerücht „freigibt“, sollte man eine gründliche Risikoabschätzung durchführen, denn sollten sich beispielsweise bestimme Käuferschichten nicht mit der Geschichte identifizieren können oder diese sogar ablehnen, kann dies einen extremen Schaden für das Unternehmen bedeuten. Bedeutend für den Erfolg eines Gerüchts ist auch die Presse, die immer an faszinierenden Geschichten interessiert ist. Hier gilt es ebenfalls, den direkten Bezug zum Unternehmen zu „verschleiern“, daher lohnt es sich durchaus der Einsatz von professionellen Mitteln, wie etwa spezialisierten Agenturen. (Langner 2005, S. 199f) 13 4 PLANUNG UND UMSETZUNG EINER VIRALEN KAMPAGNE 4.1 Kernbestandteile einer viralen Kampagne Im Wesentlichen besteht eine virale Kampagne aus vier Elementen • Kampagnengut • Rahmenbedingungen • Weiterempfehlungsanreize • Zielgruppenspezifisches Streuen (Seeding) (Langner 2005, S. 35) Im Folgenden wird auf diese Elemente näher eingegangen. 4.1.1 Kampagnengut Steht im klassischen Marketing meist das Verkaufsobjekt im Mittelpunkt, so ist der Kern des viralen Marketings fast immer ein Kampagnengut, das sich vom eigentlichen Verkaufsobjekt unterscheidet. So genannte Kampagnengüter dienen, laut Langner, als Köder und Zugpferd für die tatsächliche Leistung des Unternehmens. Ihr Zweck ist es nicht zu verkaufen, sondern sie sollen Aufmerksamkeit erregen, um Menschen zu aktiveren Handlungen, wie etwa Weiterempfehlungen, zu setzen. „Ziel ist es, den faden Beigeschmack von Werbung zu verlieren und die Zielgruppe indirekt mit dem eigentlichen Werbeanliegen vertraut zu machen.“ (Langner 2005, S. 36) Da niemand eine Botschaft freiwillig verbreitet, die ihm selbst nicht gefällt, ist es wichtig, das Kampagnengut möglichst interessant auszugestalten. Hierbei sind folgende Charakteristika eine große Hilfe; Ziel sollte es sein möglichst viele, wenn auch nicht alle, zu erfüllen. • Das Unterhaltung, Vergnügen, Spaß Kampagnengut sollte möglichst abwechslungsreich, ungewöhnlich und unterhaltsam gestaltet sein, um so zum Weiterleiten zu animieren. Zahlreiche Kampagnen setzen auf Unterhaltung, die Beispiele reichen von strippenden Weihnachtsmännern bis zu Tauben und Katzen mordenden Autos. (Langner 2005, S. 36f.; Schüller 2008 S.110) 14 • Neu und einzigartig Empfiehlt jemand ein Unternehmen oder ein Produkt, so steht oft der Wunsch dahinter sich damit profilieren zu können. Das gelingt natürlich nur dann, wenn der Gegenüber nicht bereits von anderer Seite Informationen über das Objekt der Empfehlung erhalten hat. Innovative und neuartige Kampagnengüter sind für eine virale Kampagne daher besonders geeignet, da sie dem Weiterempfehler die Sicherheit geben, etwas Neues und nicht etwa Altbackenes weiterzuleiten. (Langner 2005, S. 39) • Außergewöhnliche Nützlichkeit Dass Kampagnengüter auch ohne Unterhaltungselemente erfolgreich sein können, zeigen zahlreiche Beispiele. Gerade im beruflichen Umfeld werden hilfreiche Websites, Checklisten und Musterbriefe zum Downloaden oder kleine Tools und Programme weiterempfohlen. Als Beispiele dienen ein vom ZDF angebotener Nachrichtenbildschirmschoner oder ein vom Haarpflegemittelhersteller Alpecin angebotener „Glatzenrechner“. (Langner 2005, S. 41; Schüller 2008, S. 111) • Kostenlose Bereitstellung Kostenpflichtige Elemente innerhalb einer viralen Kampagne wirken sich stark hemmend aus, da sich viele Kunden fragen, ob sich der Kauf überhaupt lohnen wird. Als Folge verebbt die Kampagne meistens, bevor sie erst überhaupt richtig starten konnte. Ein erfolgreiches Kampagnengut wird in der Regel also kostenlos sein. (Langner 2005, S. 42) • Einfache Übertragbarkeit Das Kampagnengut muss leicht und schnell übertragbar sein. In der Praxis sollte die Übertragung der Botschaft mittels E-Mails möglich sein und die Downloadzeit möglichst kurz. (Langner 2005, S. 43) 15 4.1.2 Rahmenbedingungen Eine virale Kampagne wird, laut Langner, nur dann zum Erfolg führen, wenn man bestehende Kommunikationsnetze und Verhaltensmuster nutzt, die ausreichende Verfügbarkeit des Kampagnenguts sicherstellt und eine offene Informationspolitik betreibt. (Langner 2005, S. 44) „Eine erfolgreiche Viral-Marketing-Kampagne nutzt die Vorteile bestehender Kommunikationsnetze und instrumentalisiert gängige Verhaltensmuster der Zielgruppe.“ (Langner 2005, S.52) Die physische und virtuelle Verfügbarkeit eines Kampagnenguts muss auch bei einem unerwartet großen Erfolg gesichert sein. Der beim viralen Marketing gewünschte exponentiell wachsende Besucheranstrom kann schon so manchen Serverrechner in die Knie zwingen. (Langner 2005, S. 45) Berichterstattungen in den Medien stellen einen bedeutsamen Multiplikator im viralen Marketing dar. Ein Bericht in einem bekannten Medium kann über Nacht zu Reichweiten führen, die über reine Mund-zu-Mund-Propaganda erst nach Wochen erreicht worden wären. Die professionelle Integration von Medien gestaltet sich als äußerst schwierig, da es die Aufgabe von Zeitungen und Magazinen ist, über neue Trends zu berichten und nicht diese zu entwickeln. Sollten die Medien dennoch auf das Kampagnengut aufmerksam werden, so sollten bereits Pressemitteilungen, Abrufzahlen und Ähnliches bereit stehen, um den Journalisten die Recherche-Arbeit zu erleichtern. (Langner 2005, S. 46) 4.1.3 Weiterempfehlungsanreize Im Prinzip sollte bereits das Kamapagnengut an sich genügend Anreize zum Weiterleiten liefern. Viele Unternehmen bedienen sich aber weiterer Belohnungen, die unschlüssige Personen überzeugen sollen. Das können sowohl kostenlose Boni, Rabattgutscheine oder Gewinnspiele sein. (Langner 2005, S.47) 16 Mau, Schulz und Silberer sprechen in diesem Zusammenhang von anreizbasiertem Marketing. (Mau et al. 2008, S.21) Dass die Anzahl der Personen, an die eine E-Mail verschickt wird, durch Belohnungen erhöht werden kann, belegen zahlreiche Erfahrungen. Eine von Alexander durchgeführt Studie konnte dafür jedoch keinen Beweis erbringen. Alexander bot der Hälfte der studentischen Teilnehmer als Gegenleistung für das Weiterleiten die Chance auf den Gewinn eines MP3-Players. Der Kontrollgruppe wurde dieser Anreiz verwehrt. Erstaunlicherweise wurde die E-Mail von den Studenten ohne zusätzlichen Anreiz eher weitergeleitet. (Alexander 2006, zit. nach Mau et al. 2008, S.21ff) Abgesehen davon bergen Weiterempfehlungsanreize immer auch ein Missbrauchsrisiko. Eine erhebliche Gefahr geht dabei von „Spammern“ aus, denen es gelingt mittels weniger Mausklicks eine Mail an Millionen von oft illegal erworbenen Kontakten zu senden. Auch wenn es gelingt zu beweisen, dass die Empfehlungen unrechtmäßig vonstatten gegangen sind und man die versprochene Belohnung nicht auszahlen muss, so wird diese E-Mail in weiterer Folge als unerwünschte Werbung wahrgenommen und führt zu einem erheblichen Image-Schaden. (Langner 2005, S.48) Weiterempfehlungsanreize in Form von materiellen oder finanziellen Belohnungen sollten daher klare Restriktionen aufweisen, die Missbrauchsversuche und exzessive Ausnutzung eindämmen. Einschränkungen immer Dabei nur muss einen man aber Kompromiss beachten, darstellen dass solche und den Empfehlungsprozess bremsen. (Langner 2005, S.48f.) Eine weitere Gefahr von Belohnungen liegt in Trotzreaktionen von Kunden, die sich nicht „vor den Karren des Unternehmens spannen lassen“ wollen. Wenn man etwas geschenkt bekommt, läuten bei vielen Menschen die Alarmglocken und man vermutet ein verstecktes Kaufangebot. In solchen Situationen kommt es oft vor, dass Kunden auf ein Weiterleiten verzichten und die eigentliche Absicht des Unternehmens zunichte gemacht wird. (Langner 2005 S.49f) 17 4.1.4 Seeding „Entscheidend für den Erfolg einer viralen Kampagne ist die Frage, ob es gelingt, möglichst viele Menschen zur Weiterleitung einer Botschaft zu animieren. Um dies zu steuern, ist es wichtig, die Erstempfänger sorgfältig auszuwählen. Dieser Prozess wird als „seeding“ bezeichnet.“ (Schüller 2008, S. 112) Zwei Varianten des Seedings haben sich in der Praxis herauskristallisiert. • Einfaches, bzw. passives Seeding Beim einfachen Seeding soll die Zielgruppe das Kampagnengut selbst entdecken und dann den Empfehlungsprozess quasi auf natürliche Weise in Gang setzen. Dazu reicht es, eine Botschaft einfach auf einer Website „auszusetzen“ oder im unternehmenseigenen Newsletter zu erwähnen. Folglich halten sich die Kosten beim einfachen Seeding in Grenzen. • Erweitertes, bzw. aktives Seeding Ziel beim erweiterten Seeding ist es, möglicht rasch möglichst viele Konsumenten zu erreichen. Um dies zu erreichen, wird das virale Element über möglichst viele Kanäle und Plattformen gleichzeitig verbreitet. Dies setzt eine strategische Planung voraus, daher ist aktives Seeding dementsprechend kostenaufwändiger. (Schüller 2008, S.112; Langner 2005, S. 71) In den letzten Jahren haben sich eigene Spezialagenturen für Seeding herausgebildet. Mit ihrem Wissen um Blogs und Portale, in denen sich Viren besonders fruchtbar verbreiten, sorgen sie für Zielgenauigkeit. Umstritten ist dabei die Frage, ob man in weiterer Folge die „Online-Meinungsmacher“ entlohnen soll, um so dem Weiterleitungsprozess auf die Sprünge zu helfen. (Willhardt 2008, S. 38) 18 4.2 Ziele und Zielgruppen Bereits vor der Kampagnenplanung sollte jede Marketingabteilung eindeutige Ziele definieren und eine adäquate Zielgruppe bestimmen um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Langner nennt als wichtigste Zielbereiche viraler Kampagnen 3 Kategorien. Das am häufigsten zu erreichen versuchte Ziel ist die Steigerung der Markenbekanntheit (Brand Awareness). Durch „gebrandete“ Spiele und E-Cards oder durch lustige Werbeclips soll sich der Kunde mehr oder weniger unbewusst mit dem Produkt, der Dienstleistung oder der Marke auseinandersetzen. Als zweithäufigstes Ziel einer viralen Kampagne zählt Langner die Gewinnung von Kundeninformationen auf. Letztendlich kann eine virale Kampagne auch dazu dienen, die Produktverkäufe zu erhöhen. Als Beispiel nennt Langner verschiedene Onlinedienste, die ein Produkt zunächst kostenlos veröffentlichen, um später dann Premiumdienste oder weitere Auflagen und Versionen nur gegen Gebühr anzubieten. (Langner 2005, S.57f.) Neben einer klaren Zielsetzung ist auch die Formulierung von messbaren Zielaussagen für erfolgreiches virales Marketing von Nöten. Mittels präziser Erfolgskriterien wird es später möglich sein, den Erfolg einer Kampagne zu messen. Dabei muss man darauf achten, dass die Ziele eindeutig, messbar, erreichbar, realistisch und zeitlich machbar sind. Das bedeutet, dass allgemeine Zielsetzungen wie zum Beispiel „die Steigerung der Markenbekanntheit“ oder „die Erhöhung der Abverkäufe“ als Ziele nicht geeignet sind. Als konkrete Ziele zählen beispielsweise „2000 neue Newsletter-Abonnenten“ oder „15% mehr Verkäufe während der Kampagne“ (Langner 2005, S.58f.) Sobald ein Virus ausgelöst wurde, ist dieser nicht mehr kontrollierbar. Die Auswahl der richtigen Zielgruppe ist daher umso entscheidender für den Erfolg einer viralen Kampagne. Daher sollte bereits im Rahmen der Entwicklung von Zielen die angesprochene Zielgruppe genau definiert werden. Eine Zielgruppenanalyse soll dabei helfen, die richtige Zielgruppe anzusprechen. Gemäß Prosch genügt es nicht, 19 einfach nur allgemeine Zielgruppen wie zum Beispiel „Studenten“ zu definieren. In einem weiteren Schritt soll die Zielgruppe noch einmal genauer betrachtet werden, damit die Kampagnenidee so authentisch wie möglich gestaltet werden kann. Um die Zielgruppen möglichst exakt zu definieren, empfiehlt Prosch Mikrosegmentierung. (Prosch 2008, S. 75) 4.3 Verbreitung Um einen Marketingvirus verbreiten zu können, benötigt man mindestens einen Wirt und einen Überträger. Die Unterscheidung zwischen Wirt und Überträger ist aber nicht immer eindeutig zu vollziehen, daher wird in der Praxis diese Unterscheidung kaum vollzogen. (Langner 2005, S. 71) 4.3.1 Wirte im Viral Marketing „Der Wirt im Viral Marketing ist klassischer Weise ein Mensch, der – einmal angesteckt – den Virus an viele andere Personen überträgt.“ (Langner 2005, S. 62) Bei besonders ungewöhnlichen und zielgruppenspezifischen Kampagnengütern muss aber nicht zwingend ein Mensch der Wirt sein, sondern können auch Anzeigen, Fernsehspots oder Websites als Wirte dienen. Eine Unterscheidung zur klassischen Massenkommunikation ist dabei aber nur schwer zu vollziehen. Besonders begehrte Wirte sind so genannte „Superspreader“, also Personen, die mit ihren Aussagen eine Vielzahl von Konsumenten erreichen. Als Beispiele nennt Langner den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der bis ins Jahr 2001 mit seinem literarischen Quartett die Verkaufszahlen von darin vorgestellten Büchern in die Höhe schnellen ließ. (Langner 2005, S. 62 f.) Cakim unterstreicht die Bedeutung von „Online-Meinungsführern“. „Online opinion leaders (e-fluentials) are influential gate-keepers and diffusers of information on the Internet. They should be a high-priority target group in viral marketing campaigns.” (Cakim 2006, S. 118) 20 4.3.2 Überträger des Marketingvirus Als Überträger eines Marketingvirus’ eignen sich mit stark unterschiedlichem Erfolgspotenzial die persönliche Kommunikation, das Telefon, das Internet, Printmedien sowie das Fernsehen und der Rundfunk. Das Internet ist dabei den anderen eindeutig überlegen, da es die vier Elemente eines effektiven Überträgers auf sich vereint. Es bietet Multimedialität, persönliche Interaktivität, ist personalisierbar und bietet eine echte maschinelle Interaktivität, die dem Internet besonders aus Automatisierungsgesichtspunkt einen ungeheuren Vorteil gegenüber den anderen Medien verschafft. In weiterer Folge soll auf effektive Überträgerformate im Internet eingegangen werden. (Langner 2005, S. 63f.) E-Mails Da nahezu 100 Prozent der Internetnutzer E-Mails zur Kommunikation nützen genießt dieses Medium trotz der Spam-Problematik immer noch enorme Vertrautheit der Anwender. E-Mails eignen sich zur Verbreitung von Geschichten, Gerüchten oder Witzen. Dabei lassen sich Markennamen aber eher nur schwer unterbringen und darüber hinaus besteht die Gefahr, dass der Markenname im Laufe der Zeit einfach gelöscht wird. Weniger problematisch ist es, wenn man in betreffendem Mail einfach eine Internetadresse mitschickt. Dies hat auch den Vorteil, dass in weiterer Folge die Erfolgsmessung viel leichter von statten gehen kann. Auch E-Mail Anhänge können als virale Übeträger dienen, dabei ist aber nicht nur auf die Größe der Datei zu achten, sondern auch auf die Verwechslungsmöglichkeit mit echten Computerviren. (Langner 2005, S. 66f.) Blogs Weblogs, kurz Blogs genannt, sind Online-Tagebücher, denen auch Fotos, Filme oder Audiodateien hinzugefügt werden können. Weblogs zeichnen sich besonders auch durch ihre starke Vernetzung aus, mittels „RSS Feeds“ kann man sich ständig über neue Beiträge eines Blogs informieren lassen, „Trackbacks“ ermöglichen es, dass man in seinem Blog einfach auf Beiträge in anderen Weblogs verweisen kann und darüber hinaus besteht stets die Möglichkeit einen Beitrag zu kommentieren. Da 21 die Kommunikation mittels Weblogs nicht weiter schwer ist, weist die Zahl der Weblogs ein starkes Wachstum auf. (Stauss 2008, S.254) Laut Technorati.com, eine auf Weblogs spezialisierten Suchmaschine, gab es Ende 2006 bereits etwa 57 Millionen Weblogs. Täglich entstehen etwa 100 000 neue Weblogs und 1,3 Millionen Beiträge. (http://www.sifry.com/alerts/archives/000443.html 7.7.2009). Die Zahl der deutschsprachigen Blogs wurde 2007 auf ca. 27.000 geschätzt. (http://www.trigami.com/blog/2007/04/22/es-gibt-ungefahr-27000-aktivedeutschsprachige-blogs/ 7.7.2009) Viele Blogs widmen sich Produkten, Produktbewertungen sowie Marken und werden von Kunden zum Erfahrungsaustausch genutzt. Zahlreiche Nutzer sind nicht nur selbst als Blogger aktiv, sondern lesen meist selbst viele Blogs, daher können sich Nachrichten über Weblogs rasch verbreiten und sind somit ideal Überträger im viralen Marketing. (Prosch 2008,S. 40) Skype Skype ist ein gratis Anbieter von VOIP (voice over internet protocol), der es seinen Nutzern ermöglicht, mittels Internetverbindung zu telefonieren und zu chatten. In den letzten Jahren wurde Skype der bekannteste Anbieter und kann auf Millionen von Nutzern verweisen. (http://www.businessdictionary.com/definition/Skype.html, 7.7.09) Einerseits können mittels Skype Links sowie Dateien rasch an die persönlichen Kontakte gesendet werden. Andererseits kommt noch hinzu, dass die Benutzer jeweils kurze Botschaften in eine für jeden Kontakt sichtbare Box schreiben können. Die so genannten „mood messages“ dienen oftmals dazu, Links oder andere aktuelle Informationen rasch zu verbreiten. Aus diesen Gründen ist Skype ein ideales Überträgerformat für virale Botschaften. (Prosch 2008, S.43) 22 YouTube 2005 wurde YouTube gegründet und es gelang der Website binnen weniger Jahre, zur bekanntesten Videoplattform zu werden. YouTube erlaubt seinen Nutzern das Hochladen, Ansehen und Kommentieren von kurzen Videoclips. (http://www.pcmag.com/encyclopedia_term/0,2542,t=You+Tube&i=57119,00.asp month, 8.7.09). Eine im Juni 2009 bei Usern von Online-Foren und Social Communities durchgeführte Studie ergab, dass YouTube neben Facebook und Twitter zu den beliebtesten Social Communities zählt. (http://www.ambuzzador.com/wp- content/uploads/2009/07/amb_socialmediastudie_090709_sh.pdf, 1.8.2009) Eine der ersten Marken, die YouTube als Plattform für virales Marketing nutzte, war Nike, die bereits 2005 mit einem 2,5-minütigen Spot über den brasilianischen Fußballstar Ronaldhino mehr als 20.000.000 Aufrufe erzielen konnte. (Wassermann 2006, S.14-17) Twitter Twitter ging 2006 ans Netz und bietet einen Mikro-Blogging-Dienst. Die Nutzer können maximal 140 Zeichen lange Textnachrichten, so genannte Updates oder „Tweets“ hochladen. Diese Nachrichten werden dann an alle „Follower“ verteilt, die sich für den jeweiligen Autor angemeldet haben. Die „Tweets“ werden dann einem Blog ähnlich chronologisch dargestellt. (Fuith 2008, S. 280) Twitter kann auf ein exorbitantes Wachstum verweisen. Nutzten im Februar 2008 nur 457 000 User den Dienst, so waren es ein Jahr später bereits 7 Millionen Nutzer. Die stärkste Nutzergruppe sind dabei Personen im Alter zwischen 35 und 49 Jahren. Laut Nielsen Online besucht circa die Hälte aller Twitter-User die Seite ein zweites Mal oder öfter und im Durchschnitt blieb jeder Besucher sieben Minuten. Die Nutzung von Twitter für virales Marketing ähnelt sehr stark der von Blogs. Wie auch schon der „großen Bruder“ muss auch Twitter mit seiner Glaubwürdigkeit kämpfen, denn wer im Endeffekt hinter den einzelnen Tweets steckt, bleibt im Dunkeln. (Puscher 2009, S.38) 23 Facebook Facebook wurde 2004 von Mark Zuckerberg an der Harvard Universität als soziales Netzwerk für Studenten entwickelt. In den letzten Jahren wurde Facebook der Inbegriff eines sozialen Netzwerks und konnte im April 2009 auf 200 Millionen aktive Nutzer weltweit verweisen. Facebook bietet jedem User eine Profilseite, auf der er sich mittels Fotos und Videos vorstellen kann. Auf der dazugehörigen „Pinnwand“ kann der User selbst dem MikroBlogging ähnelnde Meldungen verfassen, Videos hochladen und Nachrichten von Freunden empfangen. (o.V. http://www.facebook.com/press/product.php , 29.7.2009) Eine Umfrage von Jupiter Research im Jahr 2007 hat ergeben, dass MarketingAgenturen in Facebook das größte Potenzial für virales Marketing sehen. 25 Prozent der Befragten geben dem sozialen Netzwerk die besten Chancen, der bedeutendste Ausgangspunkt von viralem Marketing im Internet zu werden. (Korkki http://www.nytimes.com/2008/07/06/business/06count.html?_r=1&scp=3&sq=Facebo ok%20Jupiter%20Research%20viral%20marketing&st=cse, 29.7.2009) Bei Facebook werden vor allem Fanseiten zum viralen Marketing genutzt. Die Nutzer können diesen Seiten beitreten, die unter anderem Filme, Musik oder aber auch Konsumgüter und Unternehmen zum Thema haben. In Folge bekommen diese Produkte gratis Werbefläche auf den Profilseiten der Fans. Außerdem können die Marken vom Image ihrer Fans profitieren, wenn diese beliebt sind und in ihrem Freundeskreis Vorbildwirkung haben. (o.V. http://www.computerwoche.de/netzwerke/web/1868180, 29.7.2009) 4.4 Erfolgsmessung Da niemand gerne Geld für etwas ausgibt, ohne zu wissen was man dafür tatsächlich bekommt, ist es auch bei viralen Kampagnen von Nöten, den Erfolg zu messen. (Prosch 2008, S. 89) Generell gilt, dass die Erfolgsmessung von viralen Kampagnen kein leichtes Unterfangen darstellt, aber dennoch möglich ist. Das Problem ist, dass sich Mund zu Mund-Propaganda als zwischenmenschlicher Austauschprozess nur schwer mit Kennzahlen messen lässt. Eine Erfolgsmessung 24 ist daher oft erst nach Verbreitung des Virus mittels Hilfsgrößen, wie Umsatzsteigerungen, erhöhte Einschaltquoten, Besucheranstiege indirekt möglich. Auch wenn Mund zu Mund-Propaganda mit den klassischen Methoden der Marktforschung derzeit nur eingeschränkt nachweisbar ist, so gibt es doch Bestrebungen, den Erfolg von Weiterempfehlungen mittels Identifizierung und Überwachung von hoch kommunikativen Netzwerkmitgliedern nachzuweisen. Der Aufwand rechnet sich aber in der Regel nur für virale Großprojekte. (Langner 2005, S. 86) Erfolgsversprechender ist es, nicht etwa über Befragungen der Zielpersonen den verdeckt stattfindenden Empfehlungsprozess zu messen, sondern ihn indirekt mittels den Überträgern, also zum Beispiel E-Mails und Website-Aufrufen, sichtbar zu machen. (Langner 2005, S.86) Bei der Erfolgsmessung im Internet sollte man sich an dieselben Kriterien halten, die auch für alle anderen Kommunikationsaktivitäten gelten sollten. Langner fasst diese in 6 Schritten zusammen. 1. Zielsetzung – Was will man erreichen? 2. Erfolgskriterien – Woran wird der Erfolg gemessen? Hier ist gemäß Langner zu beachten, dass die verwendeten Kriterien, zum Beispiel Abrufe des Kampagnenguts, Verkäufe pro Tag oder Informationsanfragen, auch wirklich für Erfolg stehen, messbar sind und der viralen Kampage zugerechnet werden können. 3. Benchmark – Hier gilt es, die definierten Kennzahlen mit den Kampagneergebnissen zu vergleichen. 4. Soll-/Ist- Vergleich – In diesem Schritt geht es darum, die Benchmarks mit der Zielsetzung zu vergleichen, dadurch lässt sich erst feststellen ob die virale Kampagne ein Erfolg war. 5. Maßnahmen – Da Erfolgsmessung als kontinuierlicher Prozess gedacht ist, hilft die stetige Kontrolle, Fehler bereits im Anfangsstadium zu erkennen und bei Bedarf Gegenmaßnahmen einzuleiten. 6. Kontrolle (Langner 2005, S. 87f.) 25 Die Erfolgsmessung des viralen Marketing im Internet beruht auf 2 Säulen: qualitativen und quantitativen Mitteln. 4.4.1 Quantitative Methoden und Techniken der Erfolgsmessung Bei der quantitativen Methode der Erfolgsmessung unterscheidet Langner zwischen Server-Abrufen und Server-Anfragen. Server-Abrufe sind alle Anfragen an einen Server, die das Übertragen einer Datei vom Server zum Client beinhalten. Man erhält so absolute Zahlen ohne Bezug zu den Nutzern. Für das virale Marketing von besonderer Relevanz sind folgende Kennzahlen: • Seitenabrufe (Page Impressions): misst die Aufrufe einer Internetseite, wird eine Webpage als Überträger eines Virus genützt, so kann man mittels Page Impressions die erzielten Zugriffe auf Seiten einer Homepage messen. • Downloads: gibt Auskunft darüber, wie oft eine Datei, zum Beispiel ein lustiges Werbevideo herunter geladen wurde. Was mit dieser Datei aber weiter geschieht, ob sie zum Beispiel als Attachement weitergeleitet wird, ist daraus nicht ersichtlich. • Zähl-Pixel Abrufe: sind gemäß Langner eine Mischung aus Page Impressions und Downloads. Dabei fügt man in eine E-Mail ein Pixel großes GIF (Dateiformat) ein, das fortan als Spion fungiert. Öffnet der Empfänger nun die präparierte Nachricht, wird die Grafik vom Server angefordert. Die Zahl der Abrufe des Zähl-Pixels gibt dann einen Überblick, wie häufig die E-Mail weitergeleitet und gelesen wurde. • Klicks: zeigen wie oft ein Interaktivitätselement, zum Beispiel ein Link zu einer Homepage, angeklickt wurde. (Langner 2005, S. 90f.) Server-Anfragen Im Unterschied zu Server-Abrufen, die nur absolute Zahlen liefern, wird bei ServerAnfragen auch gemessen, wie viele unterschiedliche Rechner auf das Kampagnengut zugegriffen haben. Langner nennt als wichtigste Kennzahlen für das virale Marketing folgende vier. 26 • Besuche (Visits): misst die Aufrufe einer Internetseite von unterschiedlichen Rechnern. Dies erfolgt durch Auswertung der Anzahl der Zugriffe unterschiedlicher IP-Adressen auf den Server. • http-Request: sind im wesentlichen das gleiche wie Visits, werden von Langner aber extra erwähnt, da sie auch in Videos und Dateien integriert werden können und somit bei viralen Kampagnen eine wichtige Rolle spielen können. • Empfehlungs-Skripte: Unter Empfehlungs-Skripte versteht man die Möglichkeit, direkt auf einer Website E-Mail Adressen von Bekannten angeben zu können um ihnen automatisch einen Tipp zu senden. Interessant ist dann besonders das Verhältnis dieser Zahl im Vergleich zu anderen Kennzahlen, wie zum Beispiel Seitenabrufe. In der Praxis sind es dann meist weniger als 10% aller Konsumenten, die dieses Service nutzen. • Verweildauer: Mittlerweile lässt sich auch die Verweildauer eines Nutzers, bzw. einer IP-Adresse eruieren. Diese Kennzahl sollte man aber nicht überbewerten, da sie nichts darüber aussagt, wie die Verweildauer genutzt wurde. (Langner 2005, S. 91f) 4.4.2 Qualitative Erfolgsmessung „Die qualitative Erfolgsmessung basiert auf der Auswertung von Meinungsäußerungen über das Kampagnengut in Weblogs, Foren, On- und OfflineMagazinen sowie auf Partner- und Zielportalen.“ (Langner 2005, S.97) Da es unzählige Möglichkeiten gibt, wohin sich eine Botschaft verbreiten kann, reicht es nicht, sich nur einige wenige Websites anzusehen. Daher stieg (und steigt) die Nachfrage nach qualitativen Messmodellen, der sowohl universitäre Forscher als auch private Marktforschungsunternehmen nachkommen wollen. (Prosch 2008, S. 93) 27 5 FALLSTUDIEN 5.1 Der Horst Schlämmer Blog Abb 1: http://farm1.static.flickr.com/172/375882142_a6a5af8954.jpg, 4.9.2009 Im Jahr 2007 zeigte der Volkswagen Konzern wie eine erfolgreiche virale Kampagne funktioniert. Das Kernelement der Kamapagne war die Kooperation mit dem in Deutschland sehr bekannten „Horst Schlämmer“, der vorgab, jetzt seinen Führerschein machen zu wollen. Die von Hape Kerkeling verkörperte Kunstfigur gilt kaum als das klassische WerbeTestimonial, da er weder jung, noch besonders attraktiv ist und auch nicht für außergewöhnlichen Erfolg steht. Aufgrund seiner Generationen und Zielgruppen übergreifenden Popularität war er dennoch ein idealer Partner für die Golf-Kampagne, da er das Motto „ein Wagen für jedermann“ perfekt verkörperte. Im Konkreten bestand die Kampagne aus drei Phasen: • Die Mystery-Phase: In dieser Phase startete Horst Schlämmer seinen Blog, ohne dabei aber auf den Sponsor VW zu verweisen. „Euer Horst macht jetzt Führerschein, und ihr seid dokumental live dabei, in Ton und Bild und Wort. Denn ich habe euch, Freunde, dafür extra das Internet gebloggt. Wisst ihr Bescheid.“ (Schlämmer 2007). Begleitend in dieser Phase wurde der Blog über eine Bannerkampagne beworben und eine Seeding-Agentur zeigte sich dafür verantwortlich, dass die Videos auf den größten Videoplattformen platziert wurden, darüber hinaus wurden Multiplikatoren im Bereich Comedy gezielt auf den Blog aufmerksam gemacht und Einträge in passende Foren gestellt. Ferner wurde die Aktion auch noch über klassische PR kommuniziert. 28 • Die Sponsoring-Phase: Gut einen Monat nach dem Start des „Schlämmerblogs“, gab sich VW zu erkennen. Horst Schlämmer „outete“ seinen Sponsor persönlich auf seinem Blog. „Es sind Vermutungen aufgetaucht. Ja, es wird geradezu diskutiert, ob mir jemand den Führerschein bezahlt hat. Ich muss sagen, es bleibt euch nichts verborgen, ihr seid nicht vom Kopf gefallen. Von meiner Person her war Diskretion bisher die Zierde der Könige. Doch jetzt wird eine Position erforderlich, auch öffentlich. Damit ihr, Freunde, es als Erste erfahrt. Also passt auf. Die Situation ist ernst – ich brauche Führerschein. Aber mit einem Brutto-Gehalt muss man sehen, wo man bleibt. Die Lösung heißt: […] Volkswagen übernimmt faktisch meinen Führerschein. Und sorgt auch dafür, dass Ihr, Freunde, dokumental live dabei sein könnt. Das schaffe ich doch nicht alleine!“ (Schlämmer 2007) • Die Vermarktungsphase: Schlussendlich wurde der Blog geschlossen und durch die Website „schlaemmerhatgolf.tv“ abgelöst, auf der man die ganze Aktion nachlesen konnte. Auch unter www.volkswagen.de wurde die Aktion mit einem Werbespecial aufgegriffen. (Maltzen, Figge 2009, S. 34ff) Das Kampagnenergebnis Mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro, von denen nur rund 117.000 Euro in bezahlte Medialeistung in Form von Bannerwerbung investiert wurde, wollte VW 15.000 „Leads“1 generieren und außerdem sollte es im Marken-Tracking des Golfs eine erkennbar höhere Zustimmung für die Items „ Der Golf ist ein Auto für Menschen wie mich“ und „Der Golf ist ein qualitativ hochwertiges, zuverlässiges Auto“ geben. Als direktes Kampagnenziel galt es, binnen sechs Wochen eine Million „Views“ der Videos, zu erreichen Darüber hinaus sollte die durchschnittliche Bewertung der Videos auf einer 5-teiligen Skala nicht unter drei Sternen liegen. 1 Unter Lead versteht man einen Kontakt zu jemanden, der wahrscheinlich Interesse am Kauf eines Produktes bzw. einer Dienstleistung hat. Ist erst einmal ein Kontakt hergestellt, ist der Interessent nicht mehr anonym und kann durch den Vertrieb weiter betreut werden. Im Idealfall führt ein Lead also zu einem Produktverkauf. (Ehinger 2008, http://www.femity.net/mein-business/blog/beitrag/internetworking-1/die-rolle-von-leads-im-online-marketing-287/, 4.9.2009) 29 Dass die Ziele schnell erreicht und sogar übertroffen wurden, geht aus Tabelle 1 eindeutig hervor. Die Kampagne rief ein gewaltiges Medienecho hervor. In wenigen Wochen gelang es dem „Schlämmerblog“ Platz 2 der deutschen Blogcharts zu erklimmen und auf YouTube erhielt „Schlämmer“ den Status „most viewed –Germany“. Tab. 1: Ziele und Ergebnisse der Horst-Schlämmer-Kampagne Zielkategorie Zielgröße Ergebnis Zielerreichungsgrad Reichweite/Verbreitung viraler Content Video-Views/1 Mio. 2,8 Mio. innerhalb von 6 Downloads innerhalb von Wochen 6 Wochen (7,1 Mio. innerhalb von 9 Monaten) Vertriebsunterstützung Leads 15.000 Cost per Lead unter 190 Euro Markenwahrnehmung Zustimmung zur Aussage „ist ein Wagen für Menschen wie mich“ Zustimmung zur Aussage „ist ein qualitativ hochwertiges zuverlässiges Auto“ 280 % (bezogen auf 6 Wochen) 90.000 16,63 Euro 600 % n/a deutlich über 51 % 57 % n/a deutlich über 54 % 63 % n/a Die Erfolgsfaktoren sehen Maltzen und Figge einerseits in der Seeding-Strategie, die gezielt besonders aktive Blogger vom „Schlämmerblog“ in Kenntnis setzte, aber auch in den klassischen Medien, die durch ihre Berichterstattungen Aufmerksamkeit für die Kampagne außerhalb des WWW erzeugten. (Maltzen, Figge 2009, S.36f.) Bezüglich der Inhalte ist der Erfolg der Kampagne besonders interessant, da sie gegen grundlegende Spielregeln der Bloggerszene verstoßen hat. Guegan betont, dass falsche Identitäten und verdeckte Werbung oder gekaufte Multiplikatoren als Fehlverhalten gelten, das durch harsche Kommentare konsequent bestraft wird. (Guegan 2007, S. 23). Auch das Zensieren von Kommentaren gilt als Manipulation und folglich als absolutes „No-Go“. (Lixenfeld 2007 http://www.handelsblatt.com/technologie/news/warum-horst-schlaemmer-golffaehrt;1244894). 30 Den Grund dafür, dass die Kampagne dennoch von Erfolg gekrönt war, sehen Maltzen und Figge einerseits darin, dass „Horst Schlämmer“ bereits vor der Kampagne als Kunstfigur bekannt war und nicht extra für die Kampagne kreiert wurde, andererseits wurde im Blog besonders darauf hingewiesen, dass Kommentare zensiert werden. Am Schwerwiegendsten war wohl, dass die Identität des Auftraggebers zunächst nicht aufgedeckt wurde. Dies führte auch zunächst zu leichten Verstimmungen, die aber dank des offiziellen „Outings“, der Beliebtheit von Hape Kerkeling und nicht zuletzt durch die hohe Qualität des viralen Inhalts aus dem Weg geräumt wurden. (Maltzen, Figge 2009, S.36f.) 5.2 Hotmail Hotmail gilt als das Paradebeispiel des viralen Marketings und wird oft als einer der ersten Anwender dieser Marketingtechnik genannt. Die Idee von Sabeer Bhatia und Jack Smith einen kostenlosen webbasierten E-MailDienst anzubieten, war zu dieser Zeit zwar revolutionär, dennoch schien zunächst kaum jemand davon Notiz zu nehmen. Das lag wohl einerseits an dem Datum der Markteinführung, dem 4. Juli 1996. Der US-amerikanische Unabhängigkeitstag war an Symbolträchtigkeit wohl kaum zu überbieten, dennoch ist der 4. Juli ein Feiertag in den USA, an dem die US-Medien nur mit einer kleinen Besetzung arbeiten. Als Folge wurde über die Einführung von Hotmail kaum berichtet. Hinzu kommt noch, dass es kaum begleitende Werbemaßnahmen gab. Von den 300.000 $ Startkapital waren nicht weniger als 50.000 $ für Werbemaßnahmen vorgesehen. (Randsdell, 2007) “Then a funny thing happened: Customers began signing up.” (Randsdell, 2007) Zu Weihnachten 1996, also gerade Mal ein halbes Jahr nach der Markteinführung konnte Hotmail bereits auf 1 Million registrierte Nutzer verweisen. Ein solch rasantes Wachstum konnte zu diesem Zeitpunkt keine andere Firma aufweisen. (Randsdell, 2007) 31 Eine kleine Zeile verhalf Hotmail zu diesem Erfolg. Jede mittels Hotmail verschickte E-Mail wurde mit einer anklickbaren URL versehen. : "Get Your Private, Free Email at http://www.hotmail.com" (Randsdell, 2007) Die Idee dazu stammt nicht von den Gründern von Hotmail, sondern von Tim Draper, Mitgeschäftsführer des kapitalgebenden Unternehmens. Ursprünglich sollte der Anhang "P.S.: I love you. Get your free Web-based email at Hotmail." lauten, doch Bhatia und Smith waren entschieden dagegen, stellte dieser Anhang für sie nicht mehr als Spam dar. Schlussendlich einigte man sich auf die Version ohne „P.S. I love you“. (Randsdell, 2007) Tim Draper und Steve Jurvetson beschreiben in einem Aufsatz für den internen Newsletter von Netscape mit dem Titel „Viral Marketing“ die Strategie, die Hotmail zum Durchbruch verholfen hat. Dieser Aufsatz wird seitdem von zahlreichen Autoren als Manifest des viralen Marketings angesehen. (Krauße, Zorbach 2001, S.9) "... every outbound message still conveyed an advertisement and a subtle implied endorsement by the sender - the recipient knew that the sender was a Hotmail user, and that this new free email thing seemed to work for them. Each new user becomes a company salesperson, and the message spreads organically." (Draper, Jurvetson 1997) Krauße und Zorbach schreiben in ihrer Diplomarbeit, dass anders als bei einer klassischen Produkteinführung die Werbebotschaft im Falle Hotmail also nicht im Zuge einer One-to-Many-Kommunikation des Unternehmens übertragen wurden, beispielsweise durch die Ausstrahlung von Fernsehspots, sondern über One-ToOne-Kommunikationen der Nutzer im Internet. (Krauße, Zorbach 2001, S. 10) Wie hoch der Erfolg von Hotmail einzuschätzen ist, zeigt sich besonders im Vergleich mit den direkten Konkurrenten. Hotmail konnte mit einem Budget von weniger als 500.000 $ innerhalb von 18 Monaten 12 Millionen Nutzer gewinnen. Juno, der härteste Mitbewerber, gab 20 Millionen an Werbegeldern aus, konnte aber nur einen Bruchteil von Nutzern akquirieren. (Krauße, Zorbach 2001, S.10f) Jurvetson und Draper bezeichnen den exponentiellen Wachstumsprozess, der Hotmail zur „Nummer Eins“ machte, als „Hyper-Growth“. Zunächst wuchs der E-Mail32 Provider im Verborgenen; nachdem der Service den „Tippin’ Point“ erreicht hatte, lag er aber bereits uneinholbar in Front. Später konnte Hotmail dann von so genannten „positiven Feedbackschleifen“ profitieren, die den Vorsprung auf die Mitbewerber immer weiter vergrößerten. (Jurvetson, Draper 1997) Einen weiteren Erfolgsfaktor von Hotmail findet man im Seeding. Wenn auch nicht unbedingt bewusst gewählt, so waren die ersten Nutzer, auf die der „HotmailVirus“ traf, US-amerikanische Studenten, die sich als besonders kontaktfreudige Überträger erwiesen. Da es sich bei den Überträgern meist um vertraute Personen des Empfängers handelte, genoss der Hotmail-Virus besondere Aufmerksamkeit und auch die Werbebotschaft wurde als besonders glaubhaft angesehen. So konnte Hotmail seinen Siegeszug über den Campus in die ganze Welt antreten. (Krauße, Zorbach 2001, S.10f) 5.3 Elf Yourself Abb 2: http://www.ghacks.net/wp-content/uploads/2007/12/elf-yourself.jpg, 4.9.2009 Im Jahr 2006 bediente sich der US-amerikanische Büroausstatter OfficeMax einer viralen Kampagne um am Weihnachtsgeschäft mitnaschen zu können. Das in den USA, Kanada, Europa, Neuseeland und Mexiko agierende, an der Börse notierte Unternehmen muss sich nicht nur gegen direkte Mitbewerber durchsetzen, 33 sondern auch gegen „Superstores“ wie zum Beispiel Walmart, die ebenfalls Büroartikel in ihrem Sortiment führen. (http://about.officemax.com/html/officemax_company_faqs.shtml#link3, 25.7.2009; Borden 2008) Da vor allem aber in der Branche selbst die Unterschiede zwischen den Anbietern nur schwer zu erkennen sind, war es ein Ziel, während der Weihnachtsgeschäftszeit klar hervorzustechen. Zu diesem Zweck wurde die Agentur Toy New York engagiert, die binnen kurzer Zeit 20 Web-Sites mit weihnachtlichem Inhalt erstellte. Ziel der Seiten war es, gelangweilte Büroangestellte mittels lustiger Spiele wie zum Beispiel „Hangman“ mit einem Schneemann, zu unterhalten. Eine Seite bot auch die Möglichkeit, einen tanzenden Elf mit einem eigenen Foto und seiner eigenen Stimme zu personalisieren und ihn als lustigen Weihnachtsgruß weiter zu schicken, Die Kosten für die Erstellung beliefen sich auf etwa 350.000 $, also nicht mehr als die Kosten einer herkömmlichen Fernsehwerbung. Gesät wurden die Viren nicht nur bei Mitarbeitern der Firma OfficeMax, sondern auch in der Bloggerszene. Als der Renner schlechthin erwies sich bereits nach kurzer Zeit der tanzende Elf. Anne Bologna von Toy’s New York sieht den Erfolg folgendermaßen: „ (…) there would be a breakout hit. It turned out to bet the dancing elf. The magic had to do with the name, the dance,… it was all so simple yet involved the consumer. It was silly, but there was a purity to it. There was no engagement of the head, but of the heart, the fun part of us that’s still childlike.” (Bologna, in Borden 2008) Schnell eroberten die tanzenden Elfen auch herkömmlichen Medien, nicht zuletzt auch die New York Times. Während der Weihnachtssaison 2006 konnte die Seite Elf Yourself mehr als 36 Millionen Besucher verzeichnen, die mehr als 11 Millionen Elfen kreierten. Aufgrund dieses Erfolges beschloss man, auch im darauf folgenden Jahr auf die tanzenden Elfen zu setzen. In diesem Jahr besuchten 193 Millionen Nutzer die Seite. Dass die Kampagne inzwischen ein globales Ausmaß erreicht hatte, beweist die Tatsache, dass elfyourself.com in mehr als 50 Ländern unter den 1000 beliebtesten Seiten landete. (Borden 2008) 34 All diese Erfolge wären aber bedeutungslos geblieben, hätten sie nicht die Bekanntheit von OfficeMax erhöht. Nachfolgende Untersuchungen haben aber gezeigt, dass mehr als ein Drittel der Besucher angaben, Elf Yourself würde zukünfitge Einkäufe bei OfficeMAx beeinflussen, ebenfalls ein Drittel behauptete, dass Elf Yourself ihr Bild von OfficeMax verbessert hätte. Ganze 95 Prozent gaben an, elfyourself.com auch im nächsten Jahr besuchen zu wollen. (Borden 2008) Mark Andeer, Markenstratege von OfficeMax fasst es so zusammen: „This isn’t just about elves and that technology, but about connecting with out customers and people online in ways that build your brand. “ (Andeer, in Borden 2008) 35 5.4 Snowglobe Die Snowglobe- Weihnachtsaktion war eine hauseigene virale Kampagne der auf Virales Marketing spezialisierten Agentur e-tractions. (http://www.e- tractions.com/examples/index.htm, 28.7.2009) Ziel war es, Klienten und mögliche Neukunden zu beeindrucken. Man verzichtete daher auf herkömmliche postalische Weihnachtsgrüße und kreierte ein E-Card-Spiel namens Snowglobe. (http://www.albinoblacksheep.com/flash/snowglobe, 28.7.2009) Wie der Name schon verrät, spielt sich das Geschehen in einer animierten Schneekugel ab. Während kitschige Weihnachtsmusik im Hintergrund läuft, spielen Kinder ausgelassen im Schnee. Der Zuseher kann nun die Schneekugeln heftig schütteln, wobei die Kinder laut kreischend wild durch die Luft geschleudert werden und unter dumpfen Aufprallgeräuschen an die Glaswände stoßen. Als weiteren Gag frisst ein Schneemann Kinder um kurz darauf zu explodieren. (http://www.e-tractions.com/web_dev/downloads/sherpa_sno.pdf, 28.7.2009) Als Zielgruppe visierte man neben den bestehenden und potenziellen Kunden auch Journalisten an. Für die sechswöchige Kampagne wurde ein Budget von mindestens 40 000 bis 75 000 $ veranschlagt. (Langner 2005, S. 141) Die Kampagne stand in zweierlei Hinsicht unter besonderem Druck. Einerseits musste sie sich gegen eine Vielzahl anderer Weihnachts-E-Cards, die 2000 gerade groß in Mode waren, durchsetzen. Andererseits war e-tractions bereits bekannt für die erfolgreiche virale Kampagne „Whack-a-Flack“, die ein massives Presseecho hervorrief und zahlreiche Neukunden anlockte. Diesen Erfolg wollte man übertreffen. (http://www.e-tractions.com/web_dev/downloads/sherpa_sno.pdf, 28.7.2009) Doch der Erfolg stellte sich nicht ein. Die Kampagne verlief im Sand. (http://www.etractions.com/web_dev/downloads/sherpa_sno.pdf, 28.7.2009) Sascha Langner nennt verschiedene Gründe, die für den Misserfolg der Kampagne ausschlaggebend waren. 36 • Die Zielgruppe fand die Idee hinter Snowglobe einfach zu wenig lustig und so entstand für sie kein Bedürfnis, die E-Card weiterzuleiten; als Folge daraus konnte nie eine kritische Masse erreicht werden. • E-Cards gelten als zu unpersönlich und landen viel schneller im „Papierkorb“ als herkömmliche Post, Snowglobe gelang es nicht, die Aufmerksamkeit der informationsüberlasteten Zielgruppe erlangen. • E-Tractions verzichtete auf ein aktives Seeding. Man beschränkte sich darauf die E-Card an bestehende Kontakte zu senden und wandte sich nicht an einschlägige Portale. • Es gab keinen Pre-Test. Bei E-tractions war man so überzeugt von der Arbeit, dass man darauf verzichtete. Die Agentur konnte als nicht ahnen, dass der „Humor“ bei den Kunden nicht so gut ankam. (Langner 2005, S. 143) 2002, also 2 Jahre nach dem ursprünglichen Kampagnenstart, geschah aber etwas Bemerkenswertes. Um den 6. Dezember fand irgendjemand die Kampagne in einem Archiv und sandte sie an einige Kontakte. Laut Mike Gauthier, Gründer von E-Tractions (http://www.etractions.com/company/management-team.htm, 28.7.2009) handelte es sich dabei weder um einen Mitarbeiter der Agentur, noch um einen ihm bekannten Kunden. (http://www.e-tractions.com/web_dev/downloads/sherpa_sno.pdf, 28.7.2009) Diesmal kam der Virus außer Kontrolle und binnen 6 Wochen wurden mehr als 200.000 Nutzer in drei Kontinenten erreicht. Obwohl der Großteil davon nicht der ursprünglich anvisierten Zielgruppe von E-Tractions angehörte, konnte die Agentur einige zukünftige Kunden beeindrucken, eine Firma wollte E-Tractions sogar aufkaufen. (http://www.e-tractions.com/web_dev/downloads/sherpa_sno.pdf 28.7.2009) Aufgrund des großen Erfolgs setzte E-Tractions weiterhin auf eine überarbeitete und damit noch erfolgreichere Version der Schneekugel. (Langner 2005, S. 145 ff.) 37 6 RESÜMEE Virales Marketing ist eine relativ junge Form des Marketings, dessen Ziel darin liegt, Schneeballeffekte zu generieren. Dies geschieht meist online, ist theoretisch aber auch offline möglich. Eine virale Kampagen besteht aus 4 Elementen. Dem Kampagnengut, das beispielsweise ein lustiger Videoclip, ein amüsantes Online-Spiel, oder auch eine nützliche Webapplication sein kann. Ein weiteres Element, das es zu beachten gilt, sind die Rahmenbedingungen. Darunter versteht man einerseits die Verfügbarkeit des Kampagnenguts, aber auch Begleitmaßnahmen, wie die Berichterstattung in den Medien. Der dritte Erfolgsfaktor für eine virale Kampagne sind die richtigen Weiterempfehlungsanreize und viertens ist es auch ausschlaggebend für den Erfolg einer Kampagne, diese bei den richtigen Kunden zu säen. Entscheidend beim viralen Marketing sind auch die Überträger des Virus. Die Möglichkeiten einen solchen zu übertragen sind in den letzten Jahren stets mehr geworden. Wurden Anfang des Jahrtausends virale Botschaften meist mittels E-Mails übertragen, so stehen heute mit Facebook, Twitter oder Youtube mehrere Medien zur Verfügung, die sich zur Verbreitung von viralen Botschaften ausgezeichnet eignen. Zu guter Letzt sollte auch jede virale Kampagne eine entsprechende Erfolgsmessung durchführen. Sabine Hoffmann, Expertin für virales Marketing in Österreich, meint, dass virales Marketing eines der „schwierigsten Dinge“ ist, da viele glauben, es bedeutet einfach, mit wenig Geld große Effekte zu erzielen. Dabei wird oft vergessen, dass bei einer viralen Kampagne viele Faktoren perfekt zusammen spielen müssen, damit es wirklich zu einem durchschlagenden Erfolg kommt. In Zukunft wird es, dank sozialen Netzwerken, wie etwa Facebook, leichter werden virale Kampagne zu „seeden“, da die Konsumenten einerseits immer besser vernetzt sind und somit in der Lage sind Informationen schneller zu teilen, andererseits weiß man immer mehr von den Konsumenten und kann Kampagnengut, dank des besseren „Insights“ gezielter streuen. (Hofmann 2009) 38 Dennoch besteht weiterhin das Risiko, dass man nicht den richtigen Nerv zum richtigen Zeitpunkt erwischt. Virales Marketing kann weder die klassische Werbung revolutionieren, noch wird sie diese ablösen, wahrscheinlich aber ist es, dass virale Kampagnen auch in Zukunft die Werbelandschaft bereichern werden. 39 7 Literaturverzeichnis Borden J. (2008), Good Cheer, in: Marketing News, 15.3.2008, S.22-26. Brauck M. (2003), So kocht man ein Gerücht, in: Brand eins, Heft 5/2003, S.104-107. Cakim I. (2006), Online opinion Leaders: A predictive guide for viral marketing campaigns, in: Kirby J. (Hrsg.), Connected Marketing, Elsevier, ButterworthHeinemann, Amsterdam 2006. Figge P, Maltzen R. (2009), Der Schlämmer-Blog – erfolgreich trotz Regelverstoß!, in: Marketing Review St. Gallen, Heft 1/2009, S.34-38. Frey B. (2002), Virus-Marketing im E-Commerce – von den Erfolgreichen lernen, in: Frosch-Wilke D., Raith C. (Hrsg.), Marketing-Kommunikation im Internet, Vieweg, Braunschweig et al. 2002. Fuith U. (2008), Auf gut Twitterisch, in: Extradienst, Heft 8/2008, S.280. Guegan P. 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