UWS 5-2011_s08-10_Layout 1 06.10.11 09:38 Seite 8 RUBRIK CARBON FOOTPRINT BAUEN CO2-Bilanz eines modernen Hochhauses or allem für die Werthaltigkeit von Gebäuden spielen Nachhaltigkeitskriterien wie z.B. „Energieverbrauch im Lebenszyklus“, „Lebenszykluskosten“ oder „Umnutzungsfähigkeit“ eine wesentliche Rolle. Zur Berechnung der Umweltauswirkungen eines Gebäudes im Lebenszyklus verlangt zum Beispiel die ÖGNI* die Berechnung einer vollständigen Gebäude-Ökobilanz. Die CO2-Emissionen im Lebenszyklus sind dabei ein wesentliches Ergebnis. Für die Reduktion der CO2-Emissionen im Lebenszyklus spielen die umweltfreundliche Erzeugung der Baumaterialien, die effiziente Nutzung von ökologischer Energie und die Wiederverwertung der Baustoffe beim Abriss des Gebäudes eine Rolle. Dadurch entstehen Nachhaltigkeitsanforderungen an alle Prozesse der Bauwirtschaft. V Berechnungsgrundlagen Untersucht wurde beispielsweise ein Gebäude mit rund 60.000 m3 Bruttogeschoßfläche inklusive Untergeschoßen, das in Massivbauweise (Beton) errichtet wurde und sage und schreibe an die 115.000 Tonnen wiegt. Die Fassade besteht aus Glas und Aluminium, der Innenausbau erfolgte in Leichtbauweise. Die Lebensdauer für solche Gebäude wird mit 50 Jahren angenommen. Das ist für eine Lebenszyklus-Betrachtung wichtig, da die Errichtung nur einmal geschieht, die Nutzungseffekte hingegen jedes Jahr ins Gewicht fallen. Geheizt wird mit Gas, Strom kommt aus dem österreichischen Netz. Der Lebenszyklus eines Gebäude wird in vier Phasen unterteilt: Errichtung. Erhaltung, Nutzung und Abfallphase, wobei Erhaltung und Nutzung zwar gleichzeitig stattfinden, es aber interessant ist, sie getrennt zu betrachten. 8 Grafik: Denkstatt GmbH Nachhaltiges Bauen ist einer der aktuellen und gleichzeitig langfristigen Trends in der Immobilienwirtschaft t tat ks en d k: afi Gr Ergebnisse In der Grafik sind die CO2-Emissionen dieser vier Lebenszyklusphasen als Anteil am gesamten Carbon Footprint von etwa 140.0000 Tonnen CO2-Äquivalenten dargestellt. Hier wird sichtbar, dass der mit Abstand größte Beitrag von mehr als drei Vierteln auf die Nutzungsphase entfällt, die sich in dieser Berechnung aus Strom (62 Prozent) und Wärme (16 Prozent) zusammensetzt. Errichtung und Erhaltung tragen dagegen nur mit 16 bzw. sechs Prozent zum Gesamtergebnis bei. Die Abfallphase fällt mit zwei Prozent am wenigsten ins Gewicht. Diese Phase weist „negative“ CO2-Emissionen auf. Das kommt dadurch zustande, dass die Entsorgung eines Gebäudes zwar Emissionen verursacht, jedoch durch die stoffliche und thermische Verwertung der Materialien anderswo Emissionen eingespart werden, die die Aufwände sogar überwiegen. An welchen Schrauben kann man drehen? Auf Beton und Stahlbeton entfallen etwa 60 Prozent der Errichtungsphase, auf die Glas-Aluminium-Fenster und Fassadenelemente etwa 20 Prozent. Hier könnten sich Vergleiche mit anderen Bauweisen und Materialien durchaus lohnen. Wesentlich größere Stellschrauben finden sich aber in der Nutzungsphase, zum Beispiel bei der Auswahl der Heizenergiequelle. Während das untersuchte Gebäude mit Gas beheizt wird, würde eine Umstellung auf Biomasse (die CO2-neutral berechnet wird) eine Verringerung des gesamten Carbon Footprint um 16 Prozent bewirken. Auch durch Maßnahmen, die den Stromverbrauch um insgesamt 20 Prozent senken würden Die CO2-Emissionen der vier Lebenszyklusphasen als Anteil am gesamten Carbon Footprint (z.B. sinnvolle Ausrichtung des Gebäudes zur Verringerung der Kühllast, außenliegender Sonnenschutz, Nutzung von Grundwasser oder Erdkälte zur Kühlung, Betonkernaktivierung, optimale Steuerung, hohe Tageslichtverfügbarkeit, Beleuchtungskonzepte mit hocheffizienten Leuchtmitteln, green IT, optimiertes Nutzungsverhalten, etc.) könnte der gesamte Klimafußabdruck des Gebäudes um zwölf Prozent reduziert werden. Würde übrigens dieses Gebäude unter exakt denselben Bedingungen als europäisches statt als österreichisches Bauwerk betrachtet, wäre sein Carbon Footprint um 20 Prozent höher. Der österreichische Strommix mit seinem hohen Anteil an Erneuerbarer Energie – hauptsächlich Wasserkraft – schlägt mit wesentlich weniger CO2-Emissionen pro Kilowattstunde zu Buche als der europäische Durchschnitt. DENKSTATT *Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (vergibt in Österreich das DGNB-Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen). UWS 5-2011_s08-10_Layout 1 06.10.11 09:38 Seite 9 SPLITTER WIN-WIN Umweltförderung wirkt Im Rahmen der 107. Kommissionssitzung wurden insgesamt 661 Umweltprojekte mit einem Investitionsvolumen von rund 124,4 Millionen Euro beschlossen. Dafür werden 19,2 Millionen Euro an nationalen Fördergeldern sowie weitere 4,5 Millionen aus Mitteln der Europäischen Union bereitgestellt. „Die österreichische Umweltförderung ist eine Erfolgsgeschichte“, betonte Umweltminister Niki Berlakovich im Anschluss an die Sitzung. „Seit dem Inkrafttreten des Umweltförderungsgesetzes im Jahr 1993 wurden rund 70.000 Umweltprojekte genehmigt. Diese Investitionen bringen enorme Ressourcen- und Emissionseinsparungen sowie viele neue green jobs. Kurz gesagt: Die Umweltförderung wirkt. Sie führt zu einer Win-Win-Situation für die Umwelt und für die Wirtschaft.“ Die jetzt genehmigten Projekte führen, wie aus dem Umweltministerium verlau- tet, zu einer CO2-Einsparung von mehr als 57.000 Tonnen pro Jahr. Das entspricht etwa der Menge, die rund 10.000 Haushalte produzieren. Durch die ausgelösten Investitionen werden knapp 1.900 Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen. Seit 2009 bietet die betriebliche Umweltförderung auch eine Förderung für Investitionen zum Ressourcenmanagement an. Der jüngste Evaluierungsbericht der Umweltförderung bestätigt übrigens die Erfolgsgeschichte. Im Zeitraum 20082010 wurden mehr als 32.000 Projekte mit über einer Milliarde Euro gefördert. Diese lösten wiederum ein Investitionsvolumen von über vier Milliarden Euro aus und konnten 45.600 schaffen bzw. sichern. „Diese Bilanz zeigt“, so Berlakovich, „dass wir mit der betrieblichen Umweltförderung einen attraktiven Anreiz für österreichische Betriebe schaffen, um Energie und Ressourcen zu sparen bzw. effizient zu nutzen. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag in Richtung Energieautarkie Österreichs und damit für die Lebensqualität für uns und unsere Kinder.“ AGR Glasrecycling hat immer Saison Die aktualisierte Umwelterklärung und den Nachhaltigkeitsbericht 2011 hat jetzt die AGR (Austria Glas Recycling GmbH) veröffentlicht. Daraus geht u.a. hervor, dass das AGR-System hinsichtlich ökologischer und ökonomischer Ergebnisse im internationalen Spitzenfeld liegt: Hohe Verwertungs- und Lizenzquoten legen davon Zeugnis ab. Der Non-ProfitStatus von AGR und ARA ist Garant für den ausgewogenen und zweckmäßigen Mitteleinsatz, volkswirtschaftliche und Umwelt-Ziele stehen vor unternehmerischen Gewinninteressen. Managementsysteme wie das AGR-Umweltmanagementsystem sichern Fortschritt und kontinuierliche Verbesserung. Informationen: www.agr.at, e-mail: [email protected] Foto: Saubermacher POLITIK & MARKT Saubermacher „Glas-Gipfel“ Glas als Design-, Recycling- und Verpackungsprodukt ist ein Wirtschaftsfaktor mit Zukunft. Saubermacher CEO Hans Roth lud kürzlich Mag. Martin Darbo, CEO der Adolf Darbo AG (Marmeladen), Dkfm. Johannes Schick, CEO der Stölzle Oberglas und Dr. Christoph Scharff, Vorstand der ARA AG (Altstoff Recycling Austria) zum Expertentalk in den ECOPORT nach Graz. Hintergrund des prominenten Zusammentreffens war die Veranstaltungsreihe „Weiß-Grüner Tisch“, die an diesem Abend unter dem Motto „Wirtschaft trifft Glas – Business Glas für die Steiermark“ stand. Ob in der Verpackungsindustrie, in Design und Architektur, beim Recycling: Glas bietet vielfältige Verarbeitungsmöglichkeiten und ist ein Wirtschaftsfaktor mit Zukunft. UMWELTSCHUTZ 5 / 2011 KR Hans Roth (Saubermacher), Dkfm. Johannes Schick (Stölzle Oberglas), Mag. Martin Darbo (Darbo AG), Dr. Christoph Scharff (ARA AG) und Wolfgang Sauer (WKO), v.l.n.r. 9 UWS 5-2011_s08-10_Layout 1 06.10.11 09:38 Seite 10 SPLITTER MERKUR Biosackerl für Obst und Gemüse kompostierbar Foto: REWE International (APA-Fotoservice/Schedl Seit Anfang August sind in allen 120 MERKUR-Märkten die neuen Bio-Sackerl für Obst und Gemüse erhältlich. Als erster Lebensmitteleinzelhändler Österreichs hat das Unternehmen damit flächendeckend biologisch abbaubare Bio-Beutel in die Obst- und Gemüseabteilungen gebracht. Das in Österreich von der Firma NaKu (übrigens eines der für den „Daphne-Umwelttechnologiepreis 2011“ nominierten Unternehmen, Anm.d.Red.) mit Sitz im niederösterreichischen Wiener Neustadt hergestellte 10 Finkenstein erzeugt Strombedarf selbst NGO Gründung von „Finance Watch“ in Brüssel Die Interessen der BürgerInnen bei der Regulierung der Finanzmärkte will die neue NGO „Finance Watch“ vertreten, die in Brüssel gegründet wurde. Insgesamt 40 Organisationen und 17 unabhängige Finanz- und BankenexpertInnen zählen zu den Gründungsmitgliedern. „Derzeit wird die Debatte um den Finanzmarkt stark von der Finanzlobby dominiert“, erklärte Klemens Riegler-Picker, Geschäftsführer des Ökosozialen Johann und Ute Zimmermann (NaKu), Michael Franek und Herbert Fleischhacker (MERKUR), v.l.n.r. Sackerl zum Preis von fünf Cent garantiert, dass die Lebensmittel länger frisch bleiben - und es ist kompostierbar. „Nachhaltigkeit ist eine wichtige Säule unserer Unternehmensphilosophie“, betont MERKUR-Vorstand Michael Franek. „Mit der Einführung des Bio-Sackerls geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, beim Einkauf auch aktiv darauf zu achten, umweltfreundliches Verpackungsmaterial zu wählen“. Der Hersteller des Bio-Sackerl, die Firma NaKu, ist auf die Produktion natürlicher Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert. „Unsere Bio-Sackerl und Frischhaltebeutel sind ein Produkt aus gentechnikfreier Maisstärke und biologisch abbaubar“, berichtet Unternehmenssprecherin Ute Zimmermann. „Sie sind ähnlich reißfest und widerstandsfähig wie die üblichen Kunststoff- SONNENDORF Tragtaschen. Allerdings entsteht kein Plastikabfall, wir geben der Natur zurück, was wir ihr entnommen haben“. Forums Europa. „Die Finanzmärkte müssen der Realwirtschaft und der Gesellschaft dienen und nicht umgekehrt“. Die Mitglieder von „Finance Watch“ müssen von den Interessen der Finanzmärkte unabhängig sein, der gemeinnützige Verein wird durch Spenden, Stiftungen und Organisationen finanziert. Das Ökosoziale Forum Europas kann als Gründungsmitglied vor allem ein breites Wissen zur Finanztransaktionssteuer in die Expertise von „Finance Watch“ einbringen. Seit Jahren setzte sich das Ökosoziale Forum Europa auf nationaler und europäischer Ebene für eine rasche Umsetzung dieser Abgabe als Ergänzung zu anderen regulativen Maßnahmen ein. Sie soll auf jede handelbare Finanztransaktion eingehoben werden und hat das Potenzial, hochspekulative Transaktionen einzudämmen. Am Faaker See entsteht in den kommenden drei Jahren das Sonnendorf Finkenstein. Die 14 Aktivhäuser werden nach ihrer Fertigstellung mehr Strom erzeugen als sie verbrauchen. Wohnen ohFoto: SunMedia/kk. POLITIK & MARKT Die Aktivhäuser des Sonnendorfes Faak am See werden mehr Strom erzeugen als verbrauchen ne Energiekosten wird damit Realität, die Öko-Eigenheime sind auch nicht teurer als konventionelle Bauten. Insgesamt investiert der Betreiber, die Sunmedia Marketing GmbH, mehr als 8,5 Millionen Euro in das Projekt. Die Doppelhäuser werden aus 50 Zentimeter dicken, atmungsaktiven Ziegelwänden gebaut, die für eine hervorragende Dämmung sorgen. Jedes Haus wird von einer etwa 55 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage mit umweltfreundlichem Strom versorgt. „Mit dem gewonnenen Sonnenstrom lässt sich der gesamte Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Elektrogeräte decken. Stromüberschüsse werden in das Netz eingespeist und bringen bares Geld. So wird das Eigenheim zum Kraftwerk“, schildert der Initiator des Projekts, Andreas Müller von der Sunmedia Marketing GmbH. Verglichen mit einer modernen Öl- oder Gasheizung spart jede Wohneinheit 3,5 bis 6,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.