Deutsch und Kommunikation für Handel und

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Deutsch und
Kommunikation
für Handel und
Gewerbe
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Wir weisen darauf hin, dass
das Kopieren zum Schul‑
gebrauch aus diesem Buch
verboten ist – § 42 Absatz (3)
der Urheberrechts­gesetznovelle 1996:
„Die Befugnis zur Vervielfältigung zum
eigenen Schulgebrauch gilt nicht für
Werke, die ihrer Beschaffenheit und
Bezeichnung nach zum Schul- oder
Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“
Dieses Buch wurde auf umweltfreund­
lichem Papier gedruckt – Gruppe A laut
Greenpeace.
Impressum
Haas u. a., Deutsch und Kommunikation
für Handel und Gewerbe
1. Auflage 2008
Schulbuch-Nr. 135.469
TRAUNER Verlag, Linz
Die Autoren
SbX (SchulbuchExtra)
Zu diesem Schulbuch gibt es SbX
(SBNr. 135.470)
SbX-Kombi
Schulbuch und SbX gibt es gemeinsam
als SbX-Kombi (SBNr. 135.471)
SbX (SchulbuchExtra) bietet approbierte
Online-Ergänzungen, exakt abgestimmt
auf dieses Schulbuch: interaktive Lernsequenzen für Schüler/innen: www.sbx.at
SbX Zugangsberechtigung
Genaue Informationen dazu gibt es an
der Schule oder direkt im Internet:
www.sbx.at/zugang/
Rupert Haas
Landesberufsschule für das Gastgewerbe in Obertrum am See
Alice Glatz
Tiroler Fachberufsschule für Tourismus in Absam
Karin Neuböck
Berufsschule für das Gastgewerbe in Altmünster
Wolfgang Stanek
Trainer, Coach und Berater in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft, u. a. im Päda‑
gogischen Institut für Oberösterreich; Inhaber der Stanek PersönlichkeitsOEG
Regina Führlinger
Vizerektorin an der Pädagogischen Hochschule, Oberösterreich
Friedrich Glaser
Berufsschule für das Gastgewerbe in Altmünster
Approbiert für den Unterrichtsgebrauch an Berufsschulen im Unterrichtsgegenstand
Deutsch und Kommunikation, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,
BMUKK-5.048/0050-V/9/2006 vom 20. März 2007.
Dieses Schulbuch wurde auf der Grundlage eines Rahmenlehrplans erstellt; die
Auswahl und die Gewichtung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer.
© 2008
TRAUNER Verlag + Buchservice GmbH
Köglstraße 14, A 4020 Linz
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck und sonstige Vervielfältigung,
auch auszugsweise, nur mit aus­­­‑
drücklicher Genehmigung des Verlages.
Lektorat: Dr. Sieglinde Korab
Titelgestaltung, Layout und Grafik:
Bettina Victor
Schulbuchvergütung/Bildrechte:
© VBK/Wien
Gesamtherstellung:
TRAUNER DRUCK GmbH, Linz
ISBN 978-3-85499-217-2
Schulbuch-Nr. 135.469
www.trauner.at
2
Liebe Schülerin, lieber Schüler,
Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung.
Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben.
Einleitung
Guter Ausdruck, sicheres Auftreten und Redegewandtheit sind im Verkauf
immer stärker gefragt. Dieses Buch will Ihnen als angehenden Fachkräften
in Handel und Gewerbe aufzeigen, wie gute Kommunikation verläuft. Es hilft
Ihnen, sicher aufzutreten und Situationen, in denen es eines guten sprachli‑
chen Ausdrucks bedarf, souverän zu bewältigen.
Am Beginn eines jeden Kapitels werden Sie mit einem kurzen Text in das
Thema eingeführt, Lernziele geben Ihnen einen Überblick über die Inhalte
eines Kapitels. Am Ende der Kapitel helfen Arbeitsaufgaben, das erworbene
Wissen zu festigen.
Wesentlich ist die Erkenntnis, dass wir in den meisten Bereichen von Kom‑
munikation und Rhetorik zwar theoretisch relativ rasch lernen, wie es gehen
könnte, dass aber die praktische Anwendung in der jeweiligen Situation
wesentlich schwerer zu meistern ist.
Daher laden wir Sie jetzt schon ein, sich mit den einzelnen Übungen intensiv
auseinanderzusetzen. Gerade durch das praktische Üben werden Sie entspre‑
chend große Entwicklungsschritte machen.
Mit den Übungen der „Rechtschreibklinik“ wird es Ihnen gelingen, häufige
Fehler zu vermeiden und Ihre Rechtschreibung dauerhaft zu verbessern.
Folgende Piktogramme haben wir für die verschiedenen Bereiche gewählt:
unsere Ziele
zum Nachdenken, für Arbeitsaufgaben
für Schreibaufgaben
für Diskussionsaufgaben
zum selbstständigen Denken, für schwierige Aufgaben
zur besonderen Beachtung
für Verweise zu anderen Kapiteln
Dieses Symbol bedeutet, dass Ihnen unter www.sbx.at weitere Übun‑
gen online zur Verfügung stehen.
Wir wünschen Ihnen ein
intensives Arbeiten, spannende
Übungen und Diskussionen
und viel Erfolg beim praktischen
Umsetzen.
Das Autorenteam
3
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Kennenlernen
1 Einander kennenlernen
1.1 Unser Selbstwertgefühl
1.2 Hallo, wer bist du?
Was ist Kommunikation?
1 Einleitung
2 Grundgesetze der Kommunikation
3 Nonverbale Kommunikation
3.1 Die Macht der Körpersprache
3.2 Der erste Eindruck
3.3 Mimik
3.4 Augensprache und Blickkontakt
3.5 Gestik
3.6 Körperhaltung
3.7 Kleidung
3.8 Gerüche und Düfte
3.9 Raumansprüche
3.10 Stimme
4 Verbale Kommunikation
4.1 Sachebene und Beziehungsebene
4.2 Die Vielseitigkeit einer Nachricht
4.3 Aktives Zuhören
4.4 Kommunikationsstörungen
4.4.1 Asymmetrische Kommunikation
4.4.2 Gekreuzte Kommunikation
4.4.3 Kommunikationssperren
4.5 Kommunikationsblockaden
4.6 Konflikt und Konfliktbewältigung
4.6.1 Regeln zur Konfliktbewältigung
Schriftliche Kommunikation
1 Sammeln und Sichten von Informationen
1.1 Vorgangsweise beim Sammeln
von Informationen
1.2 Richtiges Sichten und Sammeln
2 Erstellen von Mitschriften, Berichten,
Inhaltsangaben und Kurzfassungen
2.1 Mitschriften
2.2 Notizen
2.3 Bericht
2.4 Inhaltsangaben und Kurzfassungen
3 Erstellen von Protokollen und Exzerpten
3.1 Das Protokoll
3.2 Das Exzerpt
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4 Interpretation von Informationen
4.1 Die schriftliche Gedichtinterpretation
5 Erstellen von Visualisierungshilfen
für Präsentationen
5.1 Overheadprojektor
5.2 Flipchart- und Plakatgestaltung
5.2.1 Gestaltungsmöglichkeiten
5.3 Dias und Videos
5.4 Computerpräsentation
6 E-Mail
6.1 Smileys (Emotiogramme, Emoctions)
Mündliche Kommunikation
1 Allgemeines
1.1 Höflichkeit
1.2 Gespräche führen ist nicht gleich reden
1.2.1 Gesprächsregeln
2 Einzelgespräche
2.1 Ein misslungenes Gespräch
2.2 Ein gelungenes Gespräch
2.3 Der kontrollierte Dialog
3 Darstellen von Sachverhalten
3.1 Informationsweitergabe
3.2 Informationsverlust
3.2.1 Wie kann Informationsverlust
verhindert werden?
4 Telefonieren
4.1 Vorbereitung auf das Telefonat
4.1.1 Sie möchten ein Telefonat führen
4.1.2 Sie werden angerufen
4.2 Telefonnotiz
4.3 Anrufbeantworter und Mailbox
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Reden halten
1 Die Vorbereitung einer Rede
1.1 Inhalt
1.2 Gliederung des Inhalts
1.2.1 Einleitung
1.2.2 Hauptteil
1.2.3 Schluss
1.3 Dauer der Rede
1.4 Stichwortkärtchen
2 Redeangst
2.1 Tipps, um Lampenfieber
in positive Energie umzuwandeln
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Inhaltsverzeichnis
3 Feedback
3.1 Was heißt Feedback?
3.1.1 Joharifenster
3.2 Destruktives Feedback
3.3 Hilfreiches Feedback
3.4 Feedbackregeln
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Gruppengespräche
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1 Diskussion
1.1 Diskussionsregeln
1.2 Aufgaben des Diskussionsleiters
2 Argumentation
2.1 Argumentationstechniken
2.2 Killerphrasen
Gespräche mit Vorgesetzten und Kollegen
1 Gespräche im Betrieb
1.1 Gesprächskultur
1.2 Fragetechniken
1.2.1 Geschlossene Fragen
1.2.2 Offene Fragen
1.2.3 Suggestivfragen
1.2.4 Alternative Fragen
1.2.5 Provozierende Fragen
1.3 Gespräche mit Vorgesetzten
1.4 Teamarbeit
1.4.1 Was bedeutet Teamarbeit?
1.4.2 Rollenverteilung im Team
1.5 Konflikte
1.5.1 Konfliktbewältigung
2 Das Bewerbungsgespräch
2.1 Vorbereitung
2.1.1 Stärken und Schwächen
2.1.2 Fähigkeiten
2.1.3 Kenntnisse
2.1.4 Ziele
2.1.5 Positives Denken
2.1.6 Persönlichkeit
2.2 Das Vorstellungsgespräch
Gespräche mit Kunden
1 Schlüssel zum erfolgreichen Gespräch
2 Verkaufsgespräch
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2.1 Kontaktaufnahme
2.1.1 Begrüßung
2. 2 Beratungsphase
2.2.1 Bedarfsermittlung
2.2.2 Beratung und Produktpräsentation
2.2.3 Argumentation und Herbeiführung
der Kaufentscheidung
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3 Abschluss des Kaufvertrages
3.1 Bestellung bzw. Übergabe des Produkts
3.2 Zahlung
3.3 Verabschiedung
4 Nach dem Kaufvertrag
4.1 Kundenbindung für Folgegeschäfte
4.2 Umtausch
4.3 Behandlung von Reklamationen
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Business-Behavior
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Kleidung
Pünktlichkeit
Private Einladung
Verzeihung, bitte, danke
Schriftsprache oder Umgangssprache
Grüßen und Begrüßen
Vorstellen oder Bekanntmachen?
Per du oder per Sie?
Visitenkarte
Kundenbetreuung im Unternehmen
Tischetikette
Small Talk
Europäisches Parkett
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Lesen
131
1 Literarische Grundbegriffe
2 Literatur als Freizeitbeschäftigung
2.1 Wie finde ich das richtige Buch?
2.2 Wo finde ich Bücher?
3 Bücher besprechen
4 Effektives Lesen
Rechtschreibung
1 Der Gebrauch des Wörterbuchs
2 Rechtschreibklinik
2.1 Die Schreibung von s, ss, ß
2.2 Die Schreibung von „das“ und „dass“
2.3 Buchstabenregelung
2.4 Wortverwandtschaften
2.5 Groß- und Kleinschreibung
2.5.1 Anredewörter (Anredepronomen)
2.5.2 Tageszeiten/Zeitangaben
2.5.3 Großschreibung von Zeitwörtern
(Verben)
2.5.4 Worttrennung
2.5.5 Getrennt- und Zusammenschreibung
3 Übungstipps für das Rechtschreibtraining
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150
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6
Kennenlernen
Kennenlernen
Jeder ist wichtig in der Gruppe mit
seinen
r Gedanken,
r Ansichten,
r Einstellungen und
r Gefühlen.
Sie sitzen jetzt hier in der Klasse – gemeinsam mit Ihren neuen Mitschülerinnen und Mitschülern. Den einen oder anderen kennen Sie, aber die meisten sind Ihnen fremd – und das
macht Sie unsicher.
So ähnlich ist es Ihnen auch ergangen, als Sie in Ihrem Betrieb zu lernen begonnen haben.
Alles war neu, nichts Bekanntes oder Vertrautes. Kaum jemanden, der hier arbeitet, haben
Sie gekannt. Auch damals hatten Sie dieses flaue Gefühl in der Magengegend. Aber das hat
sich gelegt, als Sie merkten, dass die Kolleginnen und Kollegen im Großen und Ganzen ganz
okay sind. Ihr Chef ist zwar streng und manchmal ziemlich laut, aber irgendwie können Sie
ihn jetzt, wo Sie ihn näher kennengelernt haben, ganz gut leiden.
Gerade in der Kommunikation ist
es wichtig, dass sich eine Gruppe
kennenlernt. Durch den Aufbau
von Vertrauen zueinander ist es
möglich,
r andere zu respektieren,
r andere zu tolerieren,
r Gefühle und Meinungen zu
äußern
r und vor allem den anderen
ernst zu nehmen.
Manche hier in der Klasse würden Sie schon gerne näher kennenlernen – vor allem die Dunkelhaarige in der Mittelreihe, die gefällt Ihnen besonders gut. Aber bei manchen, wie dem Typ
mit den fettigen Haaren, der aussieht, als würde er zuerst zuschlagen und dann erst „Guten
Morgen“ sagen, können Sie auf eine Bekanntschaft ganz gut verzichten.
Unsere Ziele
Nach Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie
r Ihre Klassenkameradinnen und -kameraden richtiger einschätzen
r und ihnen besser vertrauen können.
7
Kennenlernen
1 Einander kennenlernen
In diesem Kapitel gehen wir von der Annahme aus, dass Sie das erste Mal in die Klasse
kommen, einander nicht kennen und deshalb mit Verunsicherung und Zurückhaltung auf
Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler reagieren.
Vorurteile = vorgefasste, (meist)
unbegründete Meinungen.
Enttäuschungserwartungen =
Misstrauen gegenüber den eigenen Erwartungen.
In Anfangssituationen tauchen Probleme des Sich-bekannt-Machens, des Warmwerdens,
Gefühle des Fremdseins, Vorurteile, Ängste und Enttäuschungserwartungen, Hoffnungen
und Befürchtungen der verschiedensten Art auf. Es gilt also, eine ganze Skala emotionaler
Reaktionen, die in einer Anfangsphase auftreten können, in positive Bahnen zu lenken, um
den Anforderungen der Berufsschule gerecht zu werden.
Wenn Menschen gut miteinander auskommen sollen, dann muss das nötige Vertrauen auch
in der Kommunikation vorhanden sein: Nur einem vertrauten Gesprächspartner werde ich
von meinen Gefühlen und Geheimnissen erzählen. Wenn kein Vertrauen vorhanden ist, kann
das schnell zu Misstrauen führen.
1.1 Unser Selbstwertgefühl
Zu Beginn dieses Kapitels eine Frage: Was sind Sie wert?
Überlegen Sie ruhig einige Minuten und schreiben Sie hier oder auf einem Zettel Ihre Überlegungen auf.
notizzettel
Optimale Kommunikation heißt:
das Selbstwertgefühl des anderen
achten.
Vera F. Birkenbihl
Was bin ich wert?
r
r
r
r
r
r
r
Komponente = Bestandteil eines
Ganzen.
Wie geht es Ihnen jetzt? Hatten Sie Schwierigkeiten? Für die meisten Menschen ist es gar
nicht so einfach, den eigenen Wert anzugeben, weil er meist aus mehreren Komponenten
besteht. Vielleicht haben Sie Folgendes oder etwas Ähnliches geschrieben:
notizzettel
Alles, was wir tun, tun wir letztlich,
um unser Selbstwertgefühl zu
erhalten, zu verteidigen oder zu
verbessern.
In Mathematik bin ich okay. Ich habe gute Noten und kann meinen Mitschülerinnen und Mitschülern helfen. In Deutsch sind andere aber viel besser.
Oder:
In der Schule läuft es gut. Meine Noten sind in Ordnung, mit Lehrern und
Mitschülern komme ich gut aus. Aber zu Hause klappt es nicht besonders
gut. Meinen Eltern bin ich zu schlampig, wir streiten viel, oft auch über
Kleinigkeiten. Nach einem Streit tut mir dann meine mangelnde Beherrschung wieder leid.
8
Einander kennenlernen
Was bedeutet das? Wenn wir etwas tun – vor allem beim ersten Mal –, brauchen wir die
Beurteilung anderer, um zu wissen, ob wir es gut gemacht haben. Wir sind also zumindest
teilweise auf die Beurteilung anderer angewiesen, um unseren Wert zu definieren. Meistens
erhalten wir diese Beurteilung in einem Kommunikationsprozess.
In jeder einzelnen Kommunikation ist möglicherweise versteckt eine Beurteilung unserer
Person enthalten. Daher sollten wir uns immer fragen:
r Sieht die andere Person mich positiv?
r Sieht die andere Person mich negativ?
Solange wir annehmen, dass in einer Mitteilung einer Person keine oder eine positive Beurteilung steckt, konzentrieren wir uns auf die Nachricht. Wenn wir aber glauben, eine negative Beurteilung herauszuhören, konzentrieren wir uns mehr auf diese Beurteilung und eine
mögliche Entgegnung oder Entschuldigung als auf die eigentliche Nachricht.
Beispiel
Sabine sagt zu Karl: „Bei der Fahrt im Bus hast du mich zwar angesehen, aber nicht gegrüßt
...“ Sofort beginnt Karl über eine mögliche Entgegnung oder Entschuldigung nachzudenken
(z. B. „Ich war ganz in Gedanken verloren, weil ich nicht weiß, wie es mir in der Berufsschule
gehen wird.“), hört aber die weiteren Ausführungen von Sabine nicht mehr, die so lauten:
„... es freut mich, dass ich dich einmal wiedersehe.“
Wir sind es, die den Worten ihre
Bedeutung geben.
Albert Einstein
Wir ersehen aus diesem Beispiel, dass ein sich ärgernder, ein sich möglicherweise angegriffen
fühlender Gesprächspartner oft nicht mehr in der Lage ist, aktiv zuzuhören. Er missversteht
Dinge, wird vielleicht sogar aggressiv.
Siehe Kapitel „Was ist Kommunikation?“, Abschnitt 4.3 Aktives
Zuhören.
Deshalb ist es wichtig zu erkennen, dass immer dann, wenn das Selbstwertgefühl des anderen
verletzt wird, die Kommunikation leidet.
Je mehr die Kommunikation leidet,
desto weniger erfolgreich verläuft
sie.
1.2 Hallo, wer bist du?
Wir Menschen sind sogenannte Sozialwesen. Uns zieht es immer wieder zu anderen Menschen hin, um mit ihnen zu kommunizieren.
Sozialwesen = ein geselliges, nicht
allein, sondern in Gesellschaft
lebendes Wesen.
Wenn wir miteinander kommunizieren, tun wir dies mit umso größerem Erfolg, je besser
wir einander kennen und je besser wir uns leiden können. Je besser die Beziehung zu einem
Kommunikationspartner ist, desto wahrscheinlicher wird ein Anliegen oder Ziel erreicht.
Die folgenden Übungen sollen Ihnen helfen, Vorurteile abzubauen und die anderen näher
kennenzulernen.
Übung: Was steckt in deinem Namen?
Beispiel:
G
Material: DIN-A4-Blatt, dicker Filzstift.
Schreiben Sie Ihren Namen in großen Lettern auf das Blatt und anschließend zu jedem
Buchstaben Wörter (Eigenschaften, Hobbys ...), die zu Ihnen passen. Für diese Einzelaufgabe haben Sie ca. zehn Minuten Zeit.
B
L
Anschließend werden im Sesselkreis die Blätter auf den Boden gelegt, damit die anderen die
Werke betrachten können. Die einzelnen Ergebnisse werden jetzt präsentiert und können
auch in der Klasse aufgehängt werden.
A
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R
A
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A
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A
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E
N
B
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A
T
E
R
I
N
G
9
Kennenlernen
Übung: Partnerinterview
Material: Papier, Stift.
Bilden Sie ein Paar, und zwar mit jemandem, den Sie noch nicht bzw. noch nicht gut
kennen, den Sie aber näher kennenlernen möchten.
Sie haben zehn Minuten Zeit, sich gegenseitig über die unten angeführten Punkte zu
interviewen.
r
r
r
r
r
Der hintere Schüler soll so
wenig wie möglich vom Publikum
gesehen werden. Der vordere Schüler muss seine Vorbereitung unter
den Sessel legen, damit er sich auf
das Publikum konzentrieren kann.
Name
familiäre Situation
(Lieblings-)Fächer
Lieblingsessen
sonstige Interessen
r
r
r
r
r
Alter
Beruf/Betrieb
Hobbys
Lieblingsgetränk
Lieblingsmusik (Gruppe; Interpret …)
Variante 1
Nach der Vorbereitung kommt jeweils ein Paar vor die Klasse (bevorzugte Sitzordnung
ist der Sesselhalbkreis) und setzt sich knapp hintereinander auf jeweils einen Sessel.
Der vordere Schüler wird jetzt vom dahinter Sitzenden vorgestellt – und zwar in der
Ichform. Dann erfolgt der Wechsel. Der Hintere geht nach vorn und der Vordere zurück,
um seinen Partner vorzustellen.
Variante 2
Die Schülerinnen und Schüler stehen nebeneinander und präsentieren sich gegenseitig.
Variante 3
Nachdem Sie alle einander vorgestellt worden sind, stehen Sie auf, gehen herum und
begrüßen einander mit Ihrem Namen. Teilen Sie dem namentlich Begrüßten mit, was
Sie noch über ihn wissen.
Vertiefende Übungen
1. Vertrauensübung: Suchen Sie sich einen Partner und wählen Sie sich einen Platz im
Klassenraum. Einer schließt jetzt die Augen und lässt sich von seinem Partner durch
die Klasse führen. Der „Blinde“ muss darauf vertrauen können, dass ihn sein Partner
behutsam – ohne dass er irgendwo anstößt – durch die Klasse führt. Nach einer Weile
werden die Rollen getauscht.
2. Name und Bewegung: Sie stehen alle im Kreis (genügend Abstand lassen). Schüler A
geht einen Schritt in den Kreis, macht eine für ihn oder seine Arbeit typische Bewegung und nennt dazu seinen Vornamen. Dann geht er wieder einen Schritt zurück.
Anschließend gehen alle Schüler einen Schritt in den Kreis, machen die Bewegung des
Schülers A und nennen seinen Namen. Dann treten sie wieder einen Schritt zurück.
Jetzt kommt Schüler B an die Reihe usw.
3. Zwiebelschale: Sie bilden alle einen großen Sesselkreis. Dann begibt sich jeder Zweite
mit seinem Sessel einen Meter in die Mitte des Kreises, dreht sich um und setzt sich.
So erhält jeder Schüler einen Gesprächspartner. Sie begrüßen sich mit Handschlag,
stellen sich vor und erfüllen einen Arbeitsauftrag. Nach einiger Zeit (ca. drei Minuten)
verabschieden Sie sich und wechseln im Außenkreis um einen Platz nach rechts weiter.
Jetzt können sich die neuen Partner wieder mit Handschlag begrüßen, vorstellen und
einen Auftrag erfüllen.
Aufträge:
r Erzählen Sie einander, warum Sie diesen Beruf gewählt haben.
r Erzählen Sie einander, wo Sie wohnen und wie Sie in die Schule kommen.
r Gehen Sie gemeinsam essen und stellen Sie ein Drei-Gänge-Menü zusammen, das
Ihnen beiden schmeckt.
r Überlegen Sie, wohin Sie beide auf Urlaub fahren könnten, wo es Ihnen beiden gefällt.
10
Einander kennenlernen
zusammenfassung
r Erzählen Sie, worüber Sie sich in letzter Zeit gefreut, aufgeregt oder geärgert haben.
Ergänzen Sie die links stehende Liste mit eigenen Vorschlägen!
Gerade wenn es um Kommunikation geht, ist es wichtig, sich in der Gruppe näher
kennenzulernen. Vertrauen zueinander aufzubauen bedeutet,
r der anderen Person mit Respekt zu begegnen;
r die Meinung eines anderen Menschen zu tolerieren;
r Gedanken, Ideen und auch Gefühle zu äußern;
r eine Meinung, einen Standpunkt zu vertreten;
r den Gesprächspartner ernst zu nehmen.
Durch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen fällt es leichter, diese Fähigkeiten zu trainieren.
Arbeitsaufgaben
1. Welche Kriterien sind Ihrer Meinung nach notwendig, um Vertrauen zueinander
aufzubauen?
Notizen zu den
Arbeitsaufgaben:
2. Warum ist es gerade für die Kommunikation von Vorteil, einander besser zu
kennen?
3. Was ist das Selbstwertgefühl?
11
Was ist Kommunikation?
Was ist Kommunikation?
r
r
r
r
r
r
r
r
Eine Rede halten.
Miteinander reden.
Schweigen.
Flirten.
Debattieren.
Zuhören.
Diskutieren.
Freude am miteinander Streiten.
Wenn Sie mit Erfolg kommunizieren wollen, müssen Sie grundsätzlich zuerst einmal bereit
sein zuzuhören. Sie müssen Ihren Gesprächspartner auch wirklich verstehen wollen. Wenn
Sie dann auch noch versuchen, Vorurteile zu erkennen und zu vermeiden, wird es sicherlich
gelingen, mit den eigenen Botschaften anzukommen.
Vergleichen Sie dieses Ge­
dicht mit der Grafik auf Seite 59.
Verstehen wir uns richtig?
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
Unsere Ziele
Nach Bearbeitung dieses Kapitels sollten Sie
r Kommunikation als Austausch von Informationen erkennen;
r M
issverständnisse und Konfliktsituationen einschätzen und richtig damit um­
gehen können;
r e rkennen, dass die Fähigkeit, mit anderen Menschen (Freunden, Vorgesetzten,
Kunden ...) umzugehen, erlernbar ist.
12
Grundgesetze der Kommunikation
1 Einleitung
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. Wir
könnten es auch so definieren, dass wir unterscheiden, was (verbal) wir wie (nonverbal)
sagen.
Zu einem erfüllten Leben gehört
auch die Fähigkeit, gut zu kommu­
nizieren.
Der Austausch von Informationen zwischen Menschen beschränkt sich nicht nur auf gespro­
chene Worte (verbal), sondern umfasst auch eine Vielzahl von nonverbalen Botschaften:
r die Art des Sprechens (Tonfall, Lautstärke usw.),
r die Mimik (Gesichtsausdruck),
r die Körperhaltung und Gestik (zuhörerorientiert oder abgewendet usw.).
Wesentlich dabei ist, dass wir erst dann wirklich glaubwürdig beim Gesprächspartner ankom­
men, wenn verbaler und nonverbaler Ausdruck übereinstimmen.
Im Gegensatz zum Gesprochenen (das überlegt und zielorientiert formuliert wurde) erge­
ben sich unsere nonverbalen Signale spontan. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass der
Gesprächspartner sehr wohl das Nichtübereinstimmen von verbaler und nonverbaler Kom­
munikation erkennt. Dabei überzeugt in den meisten Fällen der Eindruck, den die nonverbale
Kommunikation (Körpersprache) vermittelt.
Spontan = am Augenblick
orientiert, mit den sich aus diesem
Moment ergebenden Einstellungen
und Gefühlen.
Körpersprache kann nicht lügen! Denken Sie z. B. nur an das (oft sehr unangenehme) Rot­
werden, wenn Sie
r sich in einer bestimmten Situation schämen,
r beim Schwindeln ertappt werden.
Übung: Widerspruch zwischen verbaler und nonverbaler Körpersprache
Finden Sie weitere Beispiele!
r Schütteln Sie den Kopf und sagen Sie „Ja“.
r Nicken Sie mit dem Kopf und sagen Sie „Nein“.
2 Grundgesetze der Kommunikation
Nach Paul Watzlawick gelten folgende Gesetze.
a) Man kann nicht NICHT kommunizieren.
Laut Watzlawick kommunizieren wir, indem wir uns verhalten. Und da wir uns immer ir­
gendwie verhalten oder irgendetwas zum Ausdruck bringen, gibt es nicht die Möglichkeit,
nicht zu kommunizieren.
b) Jede Kommunikation hat eine Inhalts- und eine Beziehungsebene, wobei die Beziehungsebene die Inhaltsebene bestimmt (siehe Kapitel 4.2).
c) Wir unterscheiden digitale und analoge Kommunikation.
Jede Kommunikation enthält ein digitales und ein analoges Element:
= digital
= analog
Paul Watzlawick, geboren 1921
in Villach in Kärnten, studierte
Philosophie und Sprachen. 1949
promovierte er und absolvierte
anschließend eine Ausbildung in
Psychotherapie. Ab 1967 lehrte er
an der Stanford University in den
USA an der Abteilung für Psychiat­
rie. Bekannt wurde Paul Watzlawick
durch verschiedene Veröffentli­
chungen, u. a. „Wie wirklich ist die
Wirklichkeit?“ oder „Anleitung zum
Unglücklichsein“. Er starb 2007 in
seiner Wahlheimat Kalifornien.
13
Was ist Kommunikation?
Digitale Kommunikation
Unsere Kommunikation ist digital. Es handelt sich um die Wort­ und Schriftsprache. Es kann
allerdings leicht passieren, dass
r Beschreibungen ungenau,
r Sprachen unterschiedlich und
r Fachbegriffe nicht geläufig
sind, sodass dann eine umfangreiche Beschreibung erfolgen muss, damit die Kommunikation
funktioniert.
Ein Bild sagt mehr als tausend
Worte!
Wie können Sie das Wissen
über digitale und analoge Kommu­
nikation sinnvoll in Ihrem beruf­
lichen Alltag umsetzen?
Verbale Kommunikation
siehe Kapitel 4.
Mit unserer Körpersprache drücken
wir unsere wahren Gefühle aus.
Nonverbale Kommunikation =
Körpersprache.
Das Zentrum für die digitale Kommunikation sitzt in der linken Gehirnhälfte.
Analoge Kommunikation
Bilder sind von der Muttersprache unabhängig und daher für jeden Menschen verständlich.
Diese Unterstützung der digitalen Kommunikation erfolgt z. B. durch:
r Straßenverkehrszeichen,
r Piktogramme (Hinweisschilder, z. B. am Bahnhof, Flughafen),
r Skizzen und Diagramme (z. B. zur Unterstützung bei Vorträgen).
Analoge Elemente sind der rechten Hirnhälfte zugeordnet, ebenso wie die Künste (Musik,
Malerei ...), Fantasie und nonverbale Ausdrucksformen.
3 Nonverbale Kommunikation
Der Austausch von Informationen zwischen Menschen beschränkt sich nicht nur auf gespro­
chene Worte (verbal), sondern umfasst auch eine Vielzahl von nonverbalen Botschaften, mit
denen wir uns im Folgenden näher beschäftigen werden.
Der größte Teil (ca. 60 %) der inneren Einstellungen wird durch unsere Körpersprache und
nicht durch das Wort übertragen. Wir drücken unsere Gedanken häufig mit Bildern aus der
Körpersprache aus, wie z. B.:
r atemlos zuhören,
r große Augen machen.
r Es schnürt mir die Kehle zu.
3.1 Die Macht der Körpersprache
Welche „Redewendungen der
Körpersprache“ fallen Ihnen ein?
Wer spricht, versucht zunächst einmal mit Worten das Ohr und somit das Verständnis seiner
Zuhörer zu erreichen. Zuhörer sind aber in den meisten Fällen auch Zuseher, die unsere Augen,
unseren Gesichtsausdruck, unsere Körperhaltung und unsere Bewegungen wahrnehmen.
Darüber hinaus müssen wir gar nicht gesehen werden – z. B. beim Telefonieren – und geben
trotzdem nonverbal Signale. Denn auch durch die Betonung geben wir unseren Ausführungen
eine entsprechende Bedeutung.
Vera F. Birkenbihl ist die Leiterin des Instituts für gehirngerechtes Arbeiten und eine der
bekanntesten und erfolgreichsten Referentinnen und Managementtrainerinnen Europas. In
ihrem Buch „Kommunikationstraining“ bringt sie folgendes Beispiel:
Auf einer Party stehen zwei Damen nebeneinander; die eine trägt eine tolle Perlenkette. Die
zweite Dame betrachtet diese Kette und sagt dann:
Sind die Perlen echt
Sie haben sicherlich bemerkt, dass das Satzzeichen fehlt. Satzzeichen geben bei schriftlicher
Kommunikation mehr oder weniger deutliche Hinweise auf die Betonung und damit sehr oft
auf die Bedeutung einer Aussage. In der mündlichen Kommunikation fehlen die Satzzeichen
14
Nonverbale Kommunikation
und daher kommt es sehr wesentlich auf die Betonung an. Es besteht nämlich ein großer
Unterschied, ob die Dame sagt:
Sind die Perlen echt?
Sind die Perlen echt?
Sind die Perlen echt?
Sind die Perlen echt!
Sagen Sie die Sätze laut und
entsprechend betont und diskutie­
ren Sie dann über die Bedeutungs­
möglichkeiten. Finden Sie weitere
Beispiele.
Sie erkennen sicherlich, wie unterschiedlich die Bedeutung einer Aussage allein durch die
Betonung werden kann.
Der Ton macht die Musik
3.2 Der erste Eindruck
Wir alle senden Botschaften aus, deren Wahrnehmung zu einem sehr hohen Prozentsatz
von Gefühlen bestimmt wird. Für den berühmten ersten Eindruck bleibt uns nicht viel Zeit.
Wir schätzen eine Person in fünf bis sieben Sekunden ein. Und unser Gegenüber macht sich
ebenfalls in dieser Zeit ein Bild von uns.
Wir schaffen uns unsere Wirklichkeit selbst.
Vera F. Birkenbihl
Inhalt des Gesagten
Klang der Stimme,
Sprechdynamik
38 %
7%
55 %
Körpersprache, Kleidung,
Statussymbole und Geruch
In der Art, wie uns ein Gesprächspartner gegenübertritt, zeigt er uns ein Bild von seinem
Inneren, d. h., wir machen uns ein Bild durch verschiedene Eindrücke, wie
r Kleidung,
r Haltung,
r Bewegungen,
r Aussehen,
r Blicke.
Natürlich ist die Körpersprache nur ein Teil unserer gesamten Kommunikation. Als Spiegel
von Geist und Seele drückt der Körper unsere innersten Gefühle aus. Ein Teil der uns eigenen
Körpersprache ist angeboren, genetisch bestimmt, der andere Teil ist durch den Prozess der
Sozialisierung geprägt (Begrüßungsrituale, kulturspezifische Verhaltensweisen ...).
Die Körpersprache verbindet unser geistiges und physisches Wesen, d. h., alles, was wir ab­
strakt denken oder fühlen, fließt in eine physische Ebene ein und erhält dadurch eine physische
Gestalt, das Gehirn denkt, der Körper reagiert (Schweißausbrüche, Erröten ...).
Physisch = die körperliche Beschaf­
fenheit betreffend, körperlich.
Die Körpersprache gliedert sich in folgende Bereiche:
r Mimik,
r Augensprache,
r Gestik,
r Körperhaltung,
r Sonstiges (Kleidung, Geruch ...).
15
Was ist Kommunikation?
3.3 Mimik
Es ist dir ins Gesicht geschrieben ...
Das Gesicht ist ein Spiegel deiner
Empfindungen ...
Stellen Sie verschiedene Ge­
fühle mimisch dar. Versuchen Sie,
bei der Darstellung auch einstel­
lungsmäßig in den Gefühlszustand
zu wechseln.
Je freier und ungezwungener wir sind bzw. wir uns fühlen, desto spontaner, ausgeprägter
und natürlicher ist unsere Mimik.
Die Mimik ist die Gestik der Gesichtsmuskulatur und beschreibt Erscheinungen, die wir im
Gesicht des Redners oder Gesprächspartners erkennen können. Am Gesichtsausdruck einer
Person können wir leicht ablesen, wie sie sich fühlt (glücklich, traurig, niedergeschlagen,
gelangweilt ...).
Mimik ist ein wesentliches Element des Kontaktes mit dem Kunden:
r Wenn Sie den Kunden mit einem Lächeln begrüßen, haben Sie schon halb gewonnen!
r Setzen Sie kein „Pokerface“ auf, sonst wirken Sie unnahbar und der Draht zum Gesprächs­
partner geht verloren!
Übung: Gefühle darstellen
Versuchen Sie, folgende Ge­
sichtsausdrücke darzustellen (die
dann von Ihren Mitschülerinnen
und Mitschülern erraten werden
sollen):
Bilden Sie Gruppen zu je fünf Personen. Ein Partner versucht, verschiedene Gefühle
mimisch zum Ausdruck zu bringen; die anderen schreiben ihre Interpretationen auf
einen Zettel. Nachdem fünf bis sieben Gefühle dargestellt wurden, werden die Zettel
verglichen. Wurden die von einem Partner dargestellten Gefühle von den anderen auch
so interpretiert?
Bringen Sie Gefühle wie Freude, Überraschung, Liebe, Abscheu, Schmerz, Verzweiflung,
Ärger, Langeweile usw. zum Ausdruck.
r beleidigt,
r überheblich,
Übung: Papiergesichter
r glücklich.
Versuchen Sie, den „Papiergesichtern“ die richtigen Stimmungen zuzuordnen.
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
16
aufmerksam
böse
enttäuscht
erschreckt
fröhlich
gehässig
gelangweilt
glücklich
grimmig
hinterlistig
lustig
müde
mutlos
rachsüchtig
schimpfend
schuldbewusst
traurig
unglücklich
unsicher
verschreckt
verstört
verwirrt
wütend
zornig
f____________
t____________
v____________
z____________
a____________
w___________
sch__________
l____________
h_ __________
u_ __________
m___________
u_ __________
sch__________
g___________
b_ __________
m___________
e____________
g___________
g___________
e____________
g___________
r____________
v____________
v____________
Ihre Stimmung?
Nonverbale Kommunikation
Übung: Kunden einschätzen
Welche Eigenschaften passen zu den hier abgebildeten Katzengesichtern?
(Mehrfache Zuordnungen sind möglich.)
r aggressiv
r arrogant (überheblich)
r ausgeglichen
r freundlich
r gelangweilt
r misstrauisch
r partnerschaftlich
r ratlos
r rechthaberisch
r schlecht gelaunt
r schüchtern
r stressgeplagt
r unentschlossen
r verschlossen
Übung: Bilder einschätzen
Sie haben ein Bild erhalten. Schätzen Sie die abgebildete Person ein und beantworten Sie
folgende Fragen:
r Name, Alter, Beruf, Hobbys ...
r Welches Problem hätte diese Person gerne gelöst?
r Würden Sie mit dieser Person gerne Ihren Urlaub verbringen? Ja, weil .../Nein,
weil ...
r Wie würde diese Person reagieren, wenn sie im Lokal sitzt und am Nebentisch wer­
fen Kinder mit dem Essen herum?
r Jugendliche Sprayer besprühen gerade eine Wand mit Sprüchen. Wie würde diese
Person darauf reagieren?
Die hier angeführten Bilder sind
nur Beispiele. Sie können für diese
Übung auch Bilder mitnehmen und
untereinander austauschen.
Analysieren Sie anschließend
Ihre Zuordnungen: Haben Ihre
Wertvorstellungen und Vorurteile
Sie bei der Einschätzung der Bilder
beeinflusst?
Diskutieren Sie darüber mit Ihren
Mitschülerinnen und Mitschülern.
17
Was ist Kommunikation?
3.4 Augensprache und Blickkontakt
Die Augen sind ein Spiegel der
Seele.
Die Augen sind ein starkes Ausdrucksmittel und eines der wichtigsten nonverbalen Kom­
munikationsmittel. Mithilfe der Augen können wir Empfindungen vermitteln, wie z. B. Liebe,
Hass, Ärger, Wut.
Die meisten von Ihnen haben diese Situation schon selbst einmal, entweder aktiv oder passiv,
miterlebt. In ganz bestimmten Situationen verraten unsere Blicke unsere innersten Gedan­
ken. Zum Blickkontakt gehören auch die Augenbrauen und die Augenlider, die Stimmungen
wiedergeben können.
Wenn Blicke also einen starken Einfluss auf unsere Umwelt haben können, sollten wir sie
positiv einsetzen, z. B. als Blickfang oder Blickwurf. Damit kann man jemanden zu gewissen
Handlungen motivieren.
Jeder von uns kennt Redewendungen wie „Er würdigt mich keines Blickes“. Obwohl es für
viele Menschen selbstverständlich ist, ihre Kommunikationspartner anzuschauen, ist das
wahrscheinlich für ebenso viele schwierig, ja für manche – zumindest in bestimmten Situa­
tionen – unmöglich.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie
jemand keines Blickes würdigt?
Sprechen Sie über Ihre Gefühle und
Eindrücke.
Warum ist es so wichtig, den Gesprächspartner anzuschauen?
Sie geben Ihrem Partner das Gefühl,
r dass er Ihnen als Person wichtig ist,
r dass Ihnen die Botschaft wichtig ist und
r dass Sie ihn bewusst anschauen.
Sammeln Sie Sprüche zum
Thema „Augen(Blick)“ und disku­
tieren Sie in der Gruppe, was diese
Aussprüche bedeuten können.
(Tipp: Nehmen Sie für Ihre Recher­
che das Internet zu Hilfe.)
Sie haben durch einen guten Blickkontakt die Chance
r zu erkennen, ob Sie und Ihr Thema für Ihren Gesprächspartner noch interessant sind,
und
r zu erkennen, ob Ihr Gesprächspartner alles versteht, was Sie ihm sagen.
notizzettel
Nur wen wir ansehen, können wir
auch ansprechen!
Was vermuten Sie, wenn jemand Ihnen nicht in die Augen schauen kann?
r
r
r
r
r
notizzettel
r
Was vermuten Sie, wenn jemand Ihnen sehr intensiv in die Augen schaut?
r
r
r
r
r
r
18
Nonverbale Kommunikation
3.5 Gestik
Gestik ist ein Teil der Körpersprache und eines der ältesten und vielleicht auch das ursprüng­
lichste Kommunikationsmittel. Mit Gesten geben wir (oft unkontrolliert) eine Stimmung oder
Reaktion bekannt. Es kommt auch vor, dass Personen etwas sagen, die Körpersprache der
Gestik uns aber etwas anderes verrät.
Grundsätzlich hilft uns die Gestik, bestimmte Aussagen zu unterstreichen, sie kann aber auch
z. B. einen Vortrag beleben. Gestik soll aber nicht übertrieben eingesetzt werden (vermeiden
Sie ein Herumfuchteln).
Gesten sind Handzeichen, die uns
helfen, bestimmte Aussagen zu
unterstreichen. Gemeinsam mit
Mimik und Körperhaltung ergeben
sie ein abgerundetes Bild über die
Körperbotschaft.
Gesten sind Handzeichen, die uns (richtig eingesetzt) helfen, uns zu verständigen. Vielleicht
haben Sie sich auch schon einmal im Urlaub mithilfe von Gesten verständigt, um Essen und
Trinken zu bekommen, weil Sie der Landessprache nicht mächtig waren.
Symbolische Gesten
Damit kann man sehr rasch kommunizieren, z. B. freundliches Nicken als Begrüßung eines
Gastes beim Betreten des Lokals.
Beim Gestikulieren sei weder eine
Statue noch eine Windmühle!
Fachliche Gesten
Diese Gesten sollen schnell und treffsicher anzeigen, was man mitteilen möchte, sind jedoch
nur einem speziellen Fachbereich zuzuordnen, z. B. Gesten von Börsenmaklern, Kranführern,
Astronauten, Tauchern.
Okay – ein Zeichen der Taucher.
Die einfachste Möglichkeit,
ohne viel Worte etwas zu sagen,
sind Handzeichen. Versuchen Sie,
die Handzeichen in der Abbildung
zu deuten.
Mechanische Gesten
Diese Gesten entstehen meistens unbewusst aus bestimmten Situationen heraus:
r Augenreiben (Müdigkeit, Überanstrengung),
r Husten (Krankheit, Reiz, Nervosität),
r Gähnen (Müdigkeit, Langeweile).
In bestimmten Situationen muss man sich aber bemühen, diese unbewussten Gesten zu
kontrollieren.
Zeichensprache
Mit viel Übung und Geschicklichkeit ermöglicht die Zeichensprache eine gut funktionierende
Kommunikation, die in bestimmten Situationen lebensnotwendig sein kann, z. B. die Gebär­
densprache für Gehörlose. Die Zeichensprache besteht aus Finger­ und Handzeichen.
Wenn Sie etwas von Körpersprache
verstehen, können Sie die Signale
eines Gesprächspartners schneller
erkennen und besser deuten.
Ein und dieselbe Geste kann sehr verschiedene Bedeutungen haben. Daher sollten Sie Ihre
Gestik Ihrem Umfeld anpassen, vor allem, wenn Sie sich in einem fremden Land aufhalten.
Beispiel: Sie bilden mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Diese Geste bedeutet in
r Nordamerika und Nordeuropa: „in Ordnung“;
r Nordfrankreich: „sehr gut“;
r Südfrankreich: „Du bist eine Null“;
r Griechenland und der Türkei: eine Aufforderung zum Geschlechtsverkehr;
r Italien und Spanien: eine starke Beleidigung.
19
Was ist Kommunikation?
In internationalen Unternehmen begegnet man Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkrei­
sen. Die Kenntnis der unterschiedlichen Bedeutung von einzelnen Gesten in verschiedenen
Ländern kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Übung: Gesten im Kundenkontakt
r Laden Sie einen Kunden ein, mit Ihnen in den ersten Stock zu kommen. Achten Sie
dabei auf die Stellung Ihrer Handfläche!
r Machen Sie eine Kollegin auf einen Kunden aufmerksam. Der Kunde steht ca. fünf
Meter entfernt in Blickrichtung zu Ihnen.
Verbale und nonverbale
Übereinstimmung
Beobachten Sie die Körper­
sprache von Menschen in be­
stimmten Redesituationen.
Richtiger Umgang mit Körperspra­
che hilft uns nicht nur im Freundes­
kreis, sondern auch in der Schule
und im Berufsleben.
Sich lässig wo anzulehnen, vermit­
telt vielleicht in einer Bar welt­
männische Lässigkeit, ist aber im
Berufsleben nicht gefragt.
3.6 Körperhaltung
Der Körper lügt nicht! Viel über innere Einstellungen oder die Stimmung einer Person können
wir durch ihre Körperhaltung erkennen. Wer bewusst darauf achtet, ist in der Lage, besser
zu reagieren und Situationen besser einzuschätzen. Selbstverständlich sind dabei auch die
anderen nonverbalen Kommunikationsmittel zu beachten, wie Gestik, Mimik usw. Natürlich
lassen wir uns auch durch die Körperhaltung eines Menschen beeinflussen. Wie sich jemand
bewegt, wie jemand steht oder sitzt, hinterlässt Eindruck.
Die Wirkung der Körpersprache auf andere
r Auf beiden Beinen stehend, aufrechte Körperhaltung
Wirkt offen und kompetent (zuständig) – eine aufrechte Körperhaltung ermöglicht es, auf
jemanden zuzugehen (und dabei die locker geschlossenen Arme zu öffnen).
r Sitzend, die Beine um die Sesselbeine geschlagen
Wenn jemand so dasitzt, kann er einfach nicht mehr sicher wirken! Daher ist es wichtig,
dass Sie die Beine abgewinkelt und gerade auf den Boden stellen. Der Kontakt mit dem
Boden vermittelt Sicherheit.
r Natürlich und sicher
Sie sollten sich nicht zu sehr mit dem Gedanken beschäftigen, dass man das eine oder
das andere nicht machen sollte. Alles, was natürlich wirkt und zu Ihnen gehört, ist erlaubt
und überhaupt nicht störend, wie z. B. Handbewegungen zum Ohr, sich durch die Haare
fahren oder eine Haarsträhne entfernen. Es muss nur Ihrer Persönlichkeit entsprechen
und schon wirkt es natürlich. Achtung: nicht zu häufig, sonst vermittelt es Nervosität!
r Lassen Sie den Kopf nicht hängen!
Wer beim Stehen die Schultern hängen lässt und dann auch noch den Kopf gesenkt hält,
signalisiert damit eindeutig, dass er müde, niedergeschlagen, ausgelaugt ist.
3.7 Kleidung
Der Wunsch, attraktiv zu sein oder einer bestimmten Gruppe anzugehören, ist in fast jedem
von uns vorhanden. Die Kleidung als unsere „Verpackung“ spielt dabei eine wesentliche
Rolle. Das wird auch von der Bekleidungsindustrie ausgenützt. Denken Sie nur daran, wie
häufig gerade Jugendliche zu Designerkleidung greifen, die in ist und dadurch ein Dazuge­
hörigkeitsgefühl erzeugt. Nicht mehr Preis und Qualität stehen im Vordergrund, sondern
allein die Marke zählt.
Unser Outfit ist Bestandteil unserer nonverbalen Kommunikation. Oft funktioniert die Klei­
dersprache ähnlich wie die Körpersprache. Daher müssen Sie bei der Auswahl Ihrer Kleidung
Folgendes beachten: Damit Sie sich wohl in Ihrer Haut fühlen, muss Ihre Kleidung zu Ihrem
Typ und zum Anlass passen. Nur dann sind Sie entspannt, treten sicher auf und wirken auf
andere überzeugend. Man kann sich auch verkleiden, aber letztendlich kommen die anderen
bald dahinter, ob die Kleidersignale mit dem Wesen einer Person übereinstimmen.
20
Nonverbale Kommunikation
Eine bedeutende Rolle spielt die Farbwahl. Wenn wir bei der Auswahl unserer Kleidung nach
bestimmten Farben greifen, ist das ein Ausdrucksmittel von persönlichen Gefühlen. Ande­
rerseits kann Farbe bei Berufsbekleidung auch sehr bewusst und überlegt eingesetzt werden,
um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Empfindungsebene
Gefühlsebene
Symbolebene
Rot
heiß, feurig
Kraft, Aktivität,
Gewalt
Lebensfreude,
Liebe
Blau
kalt, feucht
Weite, Ferne,
Unendlichkeit
Sehnsucht,
Harmonie
Grün
frisch, sauer, bitter
Lebendigkeit,
Natürlichkeit
Hoffnung,
Entspannung,
Toleranz
Gelb
warm, leicht
Sommer, Gold
Neid,
Eifersucht
Weiß
rein, sauber
Unschuld,
Vollkommenheit
Friede,
Wahrhaftigkeit
Schwarz
hart, dunkel,
gefährlich
Leere, Eleganz
Trauer, Magie,
Schuld, Macht
Violett
extravagant,
unsachlich
Eitelkeit, Künstlichkeit,
Originalität
Buße,
Fastenzeit
Braun
erdig, warm,
knusprig
Gemütlichkeit,
Geborgenheit
Tradition,
Biederkeit
Grau
kühl, neutral,
metallisch
Alter,
Angepasstheit
Überlegenheit,
Neutralität,
Intellektualität
notizzettel
Farbe
Sie müssen nicht jeden Modetrend
mitmachen. Der deutsche Modezar
Karl Lagerfeld prägte dazu den pas­
senden Ausspruch: „Ein Mensch ist
eine Persönlichkeit, wenn er nicht
mit anderen verglichen wird.“
Kleidersprache = Körpersprache.
Welche Farben tragen Sie gerne?
r ..........................
..., weil ..............................................................................
r ..........................
..., weil ..............................................................................
r ..........................
..., weil ..............................................................................
r ..........................
..., weil ..............................................................................
Berufskleidung
Grundsätzlich gilt für Kleidung im Beruf: individuell, aber passend. Ist die Kleidung im Zuge
der Corporate Identity vorgeschrieben, haben Sie ohnehin klare Richtlinien, an die Sie sich
halten können.
r Welche Bekleidung wird in Ihrem Unternehmen gewünscht bzw. vorgeschrieben?
r Gibt es Sicherheitsvorschriften, die auch Auswirkungen auf die Bekleidung haben?
r Piercing: Beruf und Freizeit müssen in manchen Fällen getrennt betrachtet werden. Pier­
cing ist nicht jedermanns Geschmack und Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie durch Ihr
Erscheinungsbild ein bestimmtes Image Ihres Betriebes vermitteln.
Diskutieren Sie darüber, wie
Sie sich bei verschiedenen An­
lässen kleiden. Welche Kleidung
finden Sie z. B. für die Schule pas­
send? (Soll bauchfrei erlaubt sein?)
Bedenken Sie immer: Outfit vermittelt Eindruck! Mit Ihrem Erscheinungsbild können Sie
Reaktionen provozieren, ohne es
zu wollen.
Corporate Identity = Erscheinungs­
bild einer Firma in der Öffentlich­
keit.
Übung: Gesten im Kundenkontakt
Sie betreten mit drei Freunden ein gehobenes Speiselokal und fragen nach einem Tisch.
r Variante A: Sie tragen klassische Kleidung, z. B. Kostüm/Sakko/Hosenanzug.
r Variante B: Sie tragen kurze Hosen, Sandalen und T-Shirt.
Diskutieren Sie in der Gruppe, wie Sie in diesen beiden Varianten Ihrer Meinung nach
jeweils bedient werden und begründen Sie Ihre Meinung.
21
Was ist Kommunikation?
3.8 Gerüche und Düfte
„Ich kann dich nicht riechen.“ Diesen Ausdruck haben die meisten von Ihnen schon einmal
gehört. Gerüche beeinflussen uns weit mehr, als wir glauben, und bleiben uns in starker
Erinnerung, z. B.
r Salzwasser-Meeresgeruch: Urlaub,
r trockenes Gras, Heu: Sommer und Sonne.
Angenehme Gerüche erzeugen Sympathie und wir entscheiden uns spontan dazu, dieser
Person positiv gegenüberzutreten. Unangenehme Gerüche erzeugen Antipathie und damit
Ablehnung. In bestimmten Situationen können Gerüche entscheidend für Ihr zukünftiges
Leben sein. Nehmen wir einmal an, Sie wählen zu einem Vorstellungsgespräch ein aufdring­
liches Parfum, und schon haben Sie vielleicht den Job verloren, bevor Sie ihn überhaupt
bekommen haben.
Hektik, Stress, Ärger und viele andere Faktoren bewirken einen erhöhten Puls, eine höhere
Körpertemperatur und erzeugen Schweißausbrüche. Ausgeglichenheit und Entspannung
hingegen begünstigen einen ausgeglichenen Geruchshaushalt.
Diese Komponenten ergeben
miteinander ein positives Erscheinungsbild.
Kann man Körpergeruch beeinflussen?
Grundvoraussetzungen sind:
r Waschen,
r regelmäßiges Duschen,
r Zahn- und Mundpflege,
r Haarpflege,
r Pflege der Fingernägel,
r häufiges Wechseln der Kleidung,
r Kleiderreinigung,
r Schuhpflege.
3.9 Raumansprüche
Diese Redewendung stammt aus
vergangenen Zeiten (bei Rittertur­
nieren wurden den Gegnern be­
stimmte Raumzonen zugewiesen).
Aus eigener Erfahrung wissen Sie sicherlich, wie unwohl Sie sich fühlen, wenn Sie in Ihrer
Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Auf eine bestimmte Art und Weise zeigen wir alle ein
sogenanntes Revierverhalten:
r durch das Bauen von Zäunen,
r durch das Setzen von Grenzsteinen,
r durch das Aufstellen von Büchern oder einem Federpennal als Distanzhalter auf dem
Pult.
Fast immer reagieren wir ärgerlich und schnell auf Raumverletzungen und weisen die schul­
digen Personen in die Schranken. Wer die Raumansprüche bzw. Raumgrenzen einer anderen
Person nicht erkennt und daher auch nicht respektiert, wirkt aufdringlich, einschüchternd
und mitunter sogar brutal.
Jeder Mensch hat einen Schutzraum – seine Intimsphäre. Und wenn jemand – egal ob bewusst
oder unbewusst, ob gewollt oder ungewollt – in diesen Schutzraum eindringt, ist das im Nor­
malfall unangenehm. Dieser Raum wird von den Gesprächsteilnehmern klar abgegrenzt und
seine Größe hängt von ihrer Beziehung untereinander ab. Fremde Personen halten wir eher
auf Abstand. Die angemessene räumliche und verbale Distanz zu einer Person einzuhalten,
hat sehr viel mit Taktgefühl zu tun.
Wir unterscheiden vier Distanzzonen für den räumlichen Abstand zu anderen Menschen:
Intime Distanz (0–50 cm)
Nur von guten Freunden und im Familienkreis wird körperlicher Kontakt als angenehm
empfunden.
r Mutter – Kind
r Freund – Freundin
22
Nonverbale Kommunikation
Persönliche Distanz (50–150 cm)
Bei Partys und persönlichen Gesprächen; in dieser Situation ist das Handgeben möglich. Der
mitteleuropäische soziale Abstand beträgt ca. eine Armlänge, in südlichen Ländern gehen
die Menschen näher aufeinander zu und berühren sich auch häufiger.
r Freundeskreis – neuer Bekannter
r Angehöriger des Lehrbetriebs – neuer Mitarbeiter
Gesellschaftliche Distanz (ab 150 cm)
Bei Unterredungen mit Geschäftspartnern und beim Kontakt mit Ranghöheren.
r Lehrer/in – Schüler/in
r Lehrberechtigte/r (Chef/in) – Lehrling (Mitarbeiter/in)
Welche Distanzen halten Sie
ein?
1. Sie erzählen Ihrer Freundin
etwas, was die anderen nicht hören
sollten:
2. Sie wollen auf einer Party mit
einer bestimmten Person nichts zu
tun haben.
Öffentliche Distanz (ab 400 cm)
Dieser Abstand ist typisch, wenn Sie z. B. vor einer größeren Gruppe ein Statement abgeben
oder eine Rede halten möchten.
r Referat in der Schule
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Distanzzonen auch sehr stark vom Kultur­
kreis abhängig sind. Wichtig ist, die Intimzone eines Menschen zu akzeptieren.
Besonders im persönlichen und im gesellschaftlichen Bereich kann die den Menschen an­
genehme Distanz auch von der Sehschärfe beeinflusst werden. So bevorzugen weitsichtige
Menschen daher z. B. größere Distanzen, um ihren Gesprächspartner deutlich sehen zu
können.
Auch das seelische Zunahetreten (Aufdringlichkeit, ständige, nicht gewollte Ratschläge usw.)
kann die Distanzgrenze eines Menschen verletzen.
3. Sie suchen einen Platz auf der
Liegewiese im örtlichen Schwimm­
bad.
4. Der Bus ist ziemlich leer, Sie
suchen einen passenden Sitzplatz.
Übung: Distanzverhalten im Berufsleben
Beschreiben Sie, in welcher Distanz Sie Kunden und Kollegen begegnen, und begründen
Sie Ihre Wahl. Denken Sie dabei an Ihre beruflichen Erfahrungen:
a) Begrüßung einer Stammkundin:
b) Sie warten im Eingangsbereich auf eine wichtige Kundschaft, die Sie zu Ihrem Chef
führen sollen:
An öffentlichen Orten, wie in
der Straßenbahn, im Lift, im Bus
etc., lässt sich Nähe nicht immer
vermeiden. Welche Abwehrhal­
tungen nehmen Menschen ein, um
dennoch Distanz zu halten?
c) Sie arbeiten mit einer Kollegin, mit der Sie sich auch privat gut verstehen, an der
Lösung eines Problems:
23
Was ist Kommunikation?
Übung: Distanzzonen
Machen Sie folgenden Versuch: Ein Gruppenmitglied sitzt auf einem Sessel. Ein zweites
Mitglied der Gruppe stellt sich in einem Abstand von ca. vier Metern frontal gegenüber und
bewegt sich Schritt für Schritt mit Blickkontakt auf den sitzenden Kollegen zu. Dieser sagt
Halt, wenn ihm die Nähe seines Kollegen unangenehm wird.
Probieren Sie das Gleiche nochmals, indem sich ein Mitglied auf ein anderes Gruppenmit­
glied sitzend zubewegt. Im Normalfall wird bei dieser Variante ein näheres Zusammenkom­
men möglich sein, weil beide Partner sitzen.
3.10 Stimme
Die Stimme ist nicht die Folge unserer Vererbung. Stimmklang ist angelernt und vielfach (z. B.
den Eltern oder Erziehungsberechtigten) nachgeahmt. Überlegen Sie, ob Ihre Stimme, Ihr Ton­
fall vielleicht mit dem eines Ihrer Elternteile bzw. Erziehungsberechtigten übereinstimmt.
1. Sie wollen ein Kind in den Schlaf
wiegen. Wie muss Ihre Stimme
klingen?
Eine Stimme entscheidet häufig über Sympathie oder Antipathie; die Stimme eines Menschen
drückt Gefühle aus, wie:
r Mitgefühl,
r Sachlichkeit,
r Zorn.
2. Sie wollen Ihre Freunde für einen
Ausflug gewinnen und begeistern.
Was werden Sie stimmlich unter­
nehmen?
3. Ein Kollege ist besonders lang­
sam und eine große Anzahl von
Kunden wartet schon auf fachkun­
dige Bedienung. Wie reagieren Sie
stimmlich?
zusammenfassung
Unsere Stimme ist leicht steuerbar, das ist meist ein Vorteil. Der Nachteil ist jedoch, dass
wir nicht mehr Herr unserer Stimme sind, wenn uns Emotionen überkommen (Wut, Trau­
rigkeit ...). Lautstärke, Klangvolumen und Tonlage sind die wichtigsten Aspekte unserer
Stimme.
?
Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen zwei oder meh­
reren Partnern. Es gibt kein Nicht-Kommunizieren. Jede Kommunikation hat eine
Inhalts- und eine Beziehungsebene. Daher ist nicht nur entscheidend, was Sie
sagen, sondern auch, wie Sie es sagen.
Kommunikation kann digital und analog erfolgen. Digitale Kommunikation erfolgt
in der Regel verbal, analoge durch Gesten, Mimik etc.
Kommunikation kann verbal und nonverbal stattfinden. Mimik, Augensprache,
Gestik, Körpersprache, Kleidung und Geruch sind Möglichkeiten, sich nonverbal
auszudrücken. Die Übereinstimmung von verbalem und nonverbalem Ausdruck
ist für die Glaubwürdigkeit einer Person von enormer Wichtigkeit.
Arbeitsaufgaben
1. Was ist Kommunikation?
2. Nennen Sie einige Grundgesetze der Kommunikation.
3. Was bedeutet nonverbale Kommunikation?
4. Nennen Sie Bereiche der Körpersprache.
4. Einem Kunden soll das neue
Vorteilsangebot schmackhaft ge­
macht werden. Wie würden Sie ihn
stimmlich überzeugen?
5. Was bedeutet Mimik?
6. Welche Bedeutung haben Augensprache und Blickkontakt?
7. Was versteht man unter Gestik? Welche Gesten kennen Sie?
8. Was bedeutet der Ausspruch „Der Körper lügt nicht!“?
9. Welche Bedeutung hat Berufskleidung für Sie?
10. Was empfinden Sie bei verschiedenen Gerüchen und Düften?
11. Nennen Sie die verschiedenen Distanzzonen.
12. Wie kann die Stimme ein Gespräch beeinflussen?
24
Verbale Kommunikation
4 Verbale Kommunikation
Unsere Sprache ist ein Transportmittel. Mithilfe der Sprache übermitteln wir die Gedanken
aus unserem Kopf heraus in die Köpfe anderer Menschen. Wir äußern uns dazu in Worten
und Sätzen, benutzen Nomen, Verben, Adjektive usw. Jedem Wort, jedem Satz ordnen wir eine
bestimmte Bedeutung zu. Und mit jedem Wort, mit jedem Satz verfolgen wir ein bestimmtes
Ziel, z. B. unseren Gesprächspartner zu einer Antwort, einer Reaktion zu bewegen.
Verbale Kommunikation = Informa­
tionsaustausch.
Zum besseren Verständnis wollen wir die wesentlichsten Unterschiede zwischen verbaler
und nonverbaler Kommunikation einander gegenüberstellen.
Kommunikationsdreieck
ICH
Beziehungsebene
(nonverbal)
Sachebene
(verbal)
DU
SACHE
Nonverbale Kommunikation
(Verständigung ohne Worte)
Verbale Kommunikation
(sprachliche Verständigung)
Bild- und Zeichensprache
Mündliche Kommunikation
r persönliches Gespräch
r Dialog
r Diskussion
r Bericht
r Kundengespräch
r Telefongespräch
Körpersprache
r Gestik
r Mimik
r Blicke
r Körperhaltung
r Outfit (Kleidung, Frisur, Schmuck,
Make-up ...)
Die meisten Gespräche werden so­
wohl auf der Sach- als auch auf der
Beziehungsebene geführt, wobei
die Beziehungsebene die Sachebe­
ne beeinflusst. Wer ein Gespräch
beginnt, möchte damit etwas (eine
bestimmte Sache) erreichen. Das
funktioniert umso besser, je besser
seine Beziehung zum DU ist. Bevor
ICH über die SACHE spreche,
muss zuerst eine gute Beziehung
zum DU aufgebaut werden, d. h.,
der Weg geht vom ICH über das
DU zur SACHE.
Schriftliche Kommunikation
r Rechtschreibung, Grammatik
r Grundwortschatzerweiterung
r Fachwortschatzerweiterung
r Internet
4.1 Sachebene und Beziehungsebene
Sachebene
Dies ist die vordergründige Ebene, auf der die Sachinhalte besprochen werden. Hier ist es
relativ leicht, Missverständnisse zu erkennen und zu klären.
Sachebene = es geht um einen
bestimmten Gesprächsinhalt.
Beziehungsebene
Hier handelt es sich um die Beziehung der Personen, die miteinander sprechen. In diesem
Bereich können leicht Missverständnisse oder Konfliktsituationen entstehen.
Beziehungsebene = wie kommen
die Gesprächspartner persönlich
miteinander aus?
Kommunikation führt leider manchmal nicht zu der gewünschten Gesprächsübereinstim­
mung. Daher ist es wichtig zu erkennen, dass eine positive Gesprächssituation nur möglich
ist, wenn die Partner aufmerksam sind und nicht nur mit einem Ohr zuhören. Bei Missver­
ständnissen liegt die Hauptursache meistens in der Störung der persönlichen Beziehung
der Gesprächspartner.
25
Was ist Kommunikation?
Sachebene
Was ich sage
Beziehungsebene
Wie ich es sage
Übungen: Erreichen eines Zieles
1. Sie möchten gerne mit Ihren Freunden in 14 Tagen ein verlängertes Wochenende ver­
bringen. Dazu brauchen Sie das Einverständnis Ihres Chefs. Wie können Sie Ihr Ziel
erreichen?
Wenn Kommunikation auf allen
Ebenen richtig läuft, werden Sie Ihr
Ziel erreichen.
a) Der Chef kommt gerade vorbei und Sie nützen sofort die Gelegenheit, um ihn zu
fragen, egal, ob er gerade im Stress ist oder nicht, denn er hat ja ohnehin nie Zeit!
b) Sie treffen den Chef, berichten ihm, was Sie gerade alles zu seiner Zufriedenheit
erledigt haben, und bitten ihn bei dieser Gelegenheit um den freien Tag für das
verlängerte Wochenende mit Ihren Freunden.
Wie entscheiden Sie? Begründen Sie Ihre Entscheidung!
2. Dieses Wochenende läuft bei einer Freundin eine tolle Party. Obwohl Sie schon 16 Jahre
alt sind, ist Ihre Mutter von solchen Veranstaltungen nicht sonderlich erfreut und ver­
bietet Ihnen meistens die Teilnahme. Wie könnten Sie Ihr Ziel, die Party zu besuchen,
dennoch erreichen?
a) Sie warten schon hinter der Wohnungstür, bis Ihre Mutter endlich von der Arbeit nach
Hause kommt, und hoffen, dass sie Ja sagen wird, weil sie zu müde zum Diskutieren
ist.
b) Sie warten auf Ihre Mutter, begrüßen Sie und verwöhnen Sie mit ihrer Lieblingsspeise
zum Abendessen. Außerdem haben Sie schon den Mülleimer hinausgetragen. Nun
fragen Sie Ihre Mutter, ob Sie bei der Party dabei sein dürfen.
Wie entscheiden Sie? Begründen Sie Ihre Entscheidung!
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Verbale Kommunikation
4.2 Die Vielseitigkeit einer Nachricht
Die Aussage eines Menschen kann unterschiedlich aufgefasst werden, denn es gibt verschie­
dene Arten, wie Botschaften gemeint sein können. Der Kommunikationswissenschaftler
Schulz von Thun geht davon aus, dass jede Nachricht vier Seiten, also vier Aspekte, hat. Zur
besseren Illustration hat er sein Vier-Ohren-Modell entwickelt.
Appellebene
Sachebene
Prof. Dr. Friedemann Schulz von
Thun, geboren 1944, ist Hoch­
schullehrer im Fachbereich Psycho­
logie an der Universität Hamburg.
Vier-Ohren-Theorie
Die vier Ohren einer Botschaft.
Beziehungsebene
Selbstoffenbarungsebene
Sachebene
Hier geht es um eine Aussage über eine bestimmte Sache. Sie geben Informationen bzw.
Sachmitteilungen weiter.
Sachebene = was jemand zu einer
bestimmten Sache oder Situation
sagt.
Selbstoffenbarungsebene
Wenn Sie sprechen, geben Sie auch etwas von sich selbst bekannt, bewusst oder unbewusst.
Und dies wird auch vom Empfänger wahrgenommen.
Selbstoffenbarungsebene = Aussa­
ge über sich selbst.
Beziehungsebene
Hier kommt zum Ausdruck, was Sie von Ihrem Gesprächspartner halten. Jeder Satz kann eine
andere Bedeutung bekommen, je nachdem, in welchem Tonfall er gesprochen wird (freundlich,
zynisch, belehrend ...) bzw. mit welchen Gesten oder welcher Mimik Sie ihn begleiten. Eine
bedeutende Rolle spielt hier auch das Selbstwertgefühl der beiden Gesprächspartner.
Appellebene
Der inhaltliche Schwerpunkt des Gesprächs liegt darin, dass Sie versuchen, Ihren Gesprächs­
partner zu beeinflussen bzw. sein Denken in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Beziehungsebene = was jemand
vom Gesprächspartner hält.
Appellebene = wozu jemand den
anderen veranlassen möchte.
Es ist der freie Wille des Menschen zu wählen, auf welcher Ebene (Sachebene, Beziehungsebene, Selbstoffenbarungs- oder Appellebene) des Gesprächs er reagieren will. Diese Tatsa­
che macht die zwischenmenschliche Kommunikation so schwierig. Wird die Nachricht vom
Empfänger anders aufgefasst als vom Sender beabsichtigt, kann es zu Kommunikations­
schwierigkeiten kommen. Lösung: aktives Zuhören und Nachfragen.
4.3 Aktives Zuhören
Wir alle waren schon einmal in der Situation, dass bereits die ersten Worte des Gesprächs­
partners unsere Ablehnung hervorriefen und dadurch eine sachliche Diskussion unmöglich
wurde.
„Wer zuhören kann, erfährt dabei
auch etwas!“
Eine bestimmte Aussage wird sofort als Angriff gewertet und wir befassen uns innerlich be­
reits mit Argumenten, Erklärungen oder gar mit Gegenangriffen. So mit dieser Entgegnung
beschäftigt, sind wir nicht mehr in der Lage, richtig zuzuhören.
Daraus lernen wir Folgendes:
Wer etwas hört, hört deshalb noch lange nicht richtig zu!
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Was ist Kommunikation?
Die meisten Äußerungen bestehen nicht nur aus einer Botschaft, sondern aus mehreren.
Und wenn man die wichtigste Botschaft nicht hört, entsteht ein Missverständnis. Wir sind
nicht in der Lage, über das Gesagte richtig zu diskutieren.
Vorteile des aktiven Zuhörens
4
In der Schule: Sie sparen sich die Lernarbeit zu Hause, weil Sie während des
Unterrichtes schon alles mitbekommen haben.
4
Im Umgang mit Kunden: Sie ersparen sich Rückfragen bzw. Reklamationen.
4
Im Unternehmen: Sie sind positiv eingestellt und teamfähig.
4
Im täglichen Leben: Sie finden leichter Freunde und werden sie auch länger
behalten.
Im Gegensatz zum einfachen Zuhören machen Sie beim aktiven Zuhören Folgendes:
Die Indianer, die wir als Barbaren
schelten, beachten in ihren Gesprächen und Unterhaltungen weit
mehr Anstand und Höflichkeit als
wir: Man hört einander stillschweigend an, bis der eine ausgeredet
hat, und dann antwortet der andere gelassen, ohne Lärm und
Leidenschaft.
John Locke
Lassen Sie Ihren Gesprächspartner reden!
Versuchen Sie, ihn nicht zu unterbrechen. Wenn Sie auf einen Punkt seiner Ausführungen
zurückkommen wollen, machen Sie sich eine Notiz. (Fragen Sie Ihren Gesprächspartner
eventuell schon zu Beginn des Gesprächs, ob es ihn stört, wenn Sie sich Notizen machen.)
Damit vergessen Sie nichts und geben Ihrem Gesprächspartner zusätzlich das Gefühl, dass
das, was er sagt, für Sie wichtig ist.
Achten Sie auf alles, was gesagt wird! Achten Sie aber auch darauf, was nicht gesagt wird!
Aus verschiedenen Gründen sagen Ihnen Ihre Gesprächspartner nicht immer alles. Durch
genaues Zuhören können Ihnen möglicherweise diese Defizite auffallen und Sie können
gegebenenfalls nachfragen.
Konzentrieren Sie sich auf das, was Ihr Gesprächspartner sagt!
Überlegen Sie nicht, was Sie als Nächstes sagen wollen. Sie überhören eventuell wichtige
Informationen, außerdem merkt Ihr Partner Ihre Unaufmerksamkeit.
4
Ordnen Sie beim Zuhören die Informationen in Ihrem Kopf!
4
Schauen Sie nach Möglichkeit nicht auf die Uhr und blättern Sie nicht in Ihren
Unterlagen!
4
Signalisieren Sie Aufmerksamkeit durch Ruhe und zeigen Sie mit Ihrer Körperspra­
che und Ihrer Mimik Ihre Zuhörbereitschaft!
4
Stellen Sie Zwischenfragen und machen Sie Kurzzusammenfassungen!
Ordnen Sie die folgenden Eigenschaften eines Gesprächspartners richtig zu:
Eigenschaften
Er fasst Ihre Aussagen zusammen und stellt Rückfragen.
Er schaltet sofort innerlich ab.
Er stellt sich auf Sie als Gesprächspartner ein.
Er starrt Sie während des Gesprächs an.
Er hört Ihnen nur mit halbem Ohr zu.
Er lässt sich nicht ablenken.
Er lässt sich Fachbegriffe erklären.
Er stellt keine Fragen, obwohl er offensichtlich den Inhalt
der Information nicht richtig verstanden hat.
28
positiv
negativ
Verbale Kommunikation
4.4 Kommunikationsstörungen
4.4.1 Asymmetrische Kommunikation
Eine sogenannte asymmetrische Kommunikation ergibt sich, wenn die Gesprächspartner nicht
gleichrangig sind. Der Sender stuft sich auf einem höheren Rang als den Empfänger ein.
Kommunikationsstörungen sind
Hindernisse der verbalen Kommu­
nikation.
Beispiele
r
r
r
r
r
Lehrer/in Richter/in Ausbildner/in
Erzieher/in Trainer/in –
–
–
–
–
Schüler/in
Angeklagte/r
Lehrling
Heimbewohner/in
Sportler/in
In einem Gespräch mit einem Höherstehenden sollten Sie Folgendes beachten:
r Bleiben Sie immer höflich, auch wenn Sie sich gerade ärgern. Das bedeutet aber nicht,
dass Sie alles hinnehmen müssen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre eigene Meinung vertreten,
aber tun Sie das in einem ruhigen Tonfall.
r Achten Sie auf Ihren Tonfall: Ein patziger Tonfall mag vielleicht bei Gleichaltrigen ankom­
men, sicher niemals bei Höhergestellten. Wer den falschen Ton anschlägt, beleidigt den
Gesprächspartner und verhindert dadurch ein gutes Gespräch.
r Achten Sie auf Ihre Wortwahl: „Ursuper“ und „megacool“ passen vielleicht im Freundesund Kollegenkreis, aber nicht im Umgang mit Gästen oder Vorgesetzten.
r Verwenden Sie vielleicht doch öfter die Zauberwörter „Bitte“ und „Danke“!
r Achten Sie auf Ihre Gesamterscheinung: Mit gepflegtem Äußeren und frisch (ausgeruht)
kommen Sie immer besser an!
Asymmetrische Kommunikation
= die Gesprächspartner sind nicht
gleichrangig.
Ruhe bewahren!
4.4.2 Gekreuzte Kommunikation
Eine sogenannte gekreuzte Kommunikation ergibt sich, wenn das Gespräch nicht auf der­
selben Ebene erfolgt. Eine Sachbotschaft wird als eine Beziehungsbotschaft gedeutet und
somit sind Ärger und Konfliktsituationen bereits vorprogrammiert. In diesem Fall entsteht
bei Ihnen im Laufe des Gesprächs der Eindruck, dass der Gesprächspartner Argumente oder
vorgebrachte Ansichten nicht versteht oder vielleicht gar nicht verstehen will. Die Wellenlänge
scheint nicht zu stimmen.
Gekreuzte Kommunikation =
unterschiedliche Kommunikations­
ebenen.
In diesem Fall versuchen Sie, die Botschaft noch einmal kurz und mit anderen Worten zu
erklären. Kommt sie immer noch nicht an, sollte das Problem beim Namen genannt werden,
z. B.: „Ich glaube, wir verstehen uns nicht richtig. Was kann ich tun, um die Situation zu
verbessern?“
Beispiel
Die Erzieherin sagt zur Schülerin: „Es ist 22 Uhr und Schlafenszeit.“
Die Erzieherin will die Schülerin nur über die Zeit (Situation) aufklären, d. h. eine Sach­
botschaft übermitteln, weil sie glaubt, dass die Schülerin die Zeit übersehen hat.
Die Schülerin empfindet das Gesagte als eine Beziehungsbotschaft: „Immer werde ich
ermahnt, als ob ich blöd wäre und nicht selber wüsste, wie spät es ist!“
4.4.3 Kommunikationssperren
Kommunikationssperren bewirken eine Störung des Kommunikationsflusses, der Gesprächs­
partner fühlt sich herabgesetzt, beschimpft oder gar lächerlich gemacht. Darauf reagiert er
verständlicherweise mit negativen Gefühlen.
Um einen Kommunikationspro­
zess nicht negativ zu beeinflussen,
vermeiden Sie Folgendes:
Befehle bzw. Anordnungen,
Drohungen oder Mahnungen,
Predigen,
Lösungen aufzwingen,
Vorträge halten,
ständiges Kritisieren bzw. Nör­
geln,
r Beschimpfen bzw. Lächerlichmachen.
r
r
r
r
r
r
29
Was ist Kommunikation?
4.5 Kommunikationsblockaden
Kommunikationsblockaden entstehen dann, wenn Sie von Ihren Gesprächspartnern nicht
verstanden werden. Dafür gibt es mehrere Erklärungen:
r Sie reden über ein Thema, das Ihre Zuhörer nicht interessiert,
r das Thema interessiert Ihre Zuhörerschaft zwar, aber Sie können die Botschaft nicht richtig
vermitteln,
r Sie wählen eine falsche Kommunikationsebene (z. B. einen Dialekt, der nicht verstanden
wird, oder Fachausdrücke, mit denen die Zuhörer nichts anfangen können).
Für Sie als Sender bedeutet dies, dass Sie
r sich gedanklich in die Lage Ihrer Empfänger versetzen müssen,
r darauf achten müssen, Ihre Zuhörer nicht zu überfordern (Sie müssen sowohl sich selbst
als auch Ihren Zuhörern zur entsprechenden Zeit eine Pause gönnen),
r Zeichen von Überforderung bzw. Langeweile (Unruhe, Gähnen ...) erkennen müssen.
Trauen Sie sich etwas zu!
Hier geht es ganz allgemein um positives Denken, das uns aufbaut, während das Gegenteil,
nämlich negatives Denken, uns schwächt.
Negative Einstellung
r Ich konzentriere mich nur auf die Dinge, die ich falsch gemacht habe.
r Ich glaube, dass ich alles falsch gemacht habe und alles sinnlos ist.
r Ich konzentriere all mein Denken auf Dinge oder Situationen, die ich gar nicht erreichen
kann.
Finden Sie weitere Beispiele
für eine positive Einstellung.
Wer mit Erfolg kommunizieren will,
muss
r positiv denken,
r sich selbst etwas zutrauen,
r erkennen, dass negatives
Denken zu keiner Lösung führt,
r lernen, sich selbst zu akzeptie­
ren.
Positive Einstellung
r Ich schätze meine eigene Leistung (auch wenn sie gerade etwas klein ist).
r Ich schöpfe Kraft aus den eigenen Leistungen.
r Ich akzeptiere meine eigenen Grenzen.
Vor allen Dingen befreien Sie sich aus der Opferrolle. Nicht andere sind an einer misslichen
Situation schuld, sondern der Verantwortungsbewusste erkennt den eigenen Stellenwert in
dieser Situation. An die Stelle von Selbstmitleid und Pessimismus sollen Eigenverantwortung
und Eigenaktivität treten!
Beispiel: Schularbeit
Schüler A: schwitzt schon beim Gedanken an die Schularbeit, weil er glaubt, dass er sie
nicht schaffen wird. Tatsächlich erreicht er leider eine negative Beurteilung.
Schülerin B: ist zwar nicht besonders gut vorbereitet, sagt sich aber, dass sie das Beste
daraus machen und alles probieren wird. Tatsächlich erreicht sie eine positive Note.
4.6 Konflikt und Konfliktbewältigung
Konflikt = Zusammenstoß, Aus­ei­nandersetzung, Streit.
Konflikte entstehen im zwischenmenschlichen Bereich, sobald Menschen mit unterschied­
lichen Motivationen, Interessen, Emotionen und Ansichten zusammenkommen.
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns ärgern. In solchen Momenten sind wir kaum
fähig, positiv zu kommunizieren. Uns geht es darum, unsere negativen Gefühle abzureagie­
ren. Eine zwischenmenschliche Beziehung kann jedoch nur funktionieren, wenn der Konflikt
gelöst werden kann. Daher ist es wichtig, zuerst die Ursachen (z. B. Vorwürfe, Meinungsver­
schiedenheiten) für den Konflikt zu erkennen. Hat man einmal die Ursache erkannt, ist die
Lösung relativ einfach.
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Verbale Kommunikation
4.6.1 Regeln zur Konfliktbewältigung
Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, Konflikte zu lösen. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die
eigene Persönlichkeit. Eine große Rolle spielen selbstverständlich das Umfeld (gewohnte
Umwelt) und die Reaktion des Konfliktpartners. Immer wieder muss man versuchen, pas­
sende Regeln für das menschliche Zusammensein zu entwickeln, die für alle Beteiligten
akzeptabel sind. Nur so ist eine ernsthafte und dauerhafte Entspannung von Konfliktsitua­
tionen möglich.
Sie sind schlecht gelaunt.
Ihr Kollege will wissen, was los
ist. Sie wollen aber nicht darüber
sprechen. Ihr Mitschüler bleibt
jedoch hartnäckig und will Sie zum
Sprechen zwingen. Wie reagieren
Sie?
Wille zur Konfliktlösung
r Fairness muss gegeben sein.
r Sie dürfen keine Angst vor dem Partner haben.
Nennen Sie einige Konflikt­
situationen.
Konflikte annehmen
r Kein Hinunterschlucken.
r Nennen Sie den Konflikt beim Namen.
Nennen Sie einige Ursachen
für die Entstehung eines Konflikts.
Konfliktgründe suchen
r Was ist eigentlich passiert?
Konfliktlösungen vorschlagen
r Lösungsvorschläge sollen von beiden Seiten kommen.
r Vermeiden Sie eine Abwertung oder Ablehnung eines Vorschlags im Voraus.
zusammenfassung
Auswahl der Konfliktlösung
r Es sollte weder einen Sieger noch einen Besiegten geben.
r Ganz wesentlich ist die Kompromissbereitschaft.
r Vermeiden Sie, dass es im Konflikt einen Sieger und einen Verlierer gibt. (Schaffen Sie eine
Win-win-Situation!)
Erst wenn man einen Konflikt
erkennt, kann man ihn lösen.
Jede Kommunikation spielt sich auf einer Sach- und einer Beziehungsebene ab.
Bei der Sachebene geht es darum, was Sie sagen, und bei der Beziehungsebene
darum, wie Sie das tun.
Der Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun geht davon aus, dass jede
Nachricht vier Seiten, also vier Aspekte, hat und daher hat er das Vier-OhrenModell entwickelt.
Notizen zu den
Arbeits­aufgaben:
Aktives Zuhören: Wer zuhört, hört deshalb noch lange nicht richtig zu! Aktives
Zuhören bringt Vorteile und hilft, Kommunikationsstörungen zu vermeiden. Wer
zuhören kann, erfährt auch etwas.
Es gibt unterschiedliche Formen von Kommunikationsstörungen, wie z. B. die
asymmetrische Kommunikation oder die gekreuzte Kommunikation. Es können
Kommunikationssperren oder Kommunikationsblockaden entstehen.
Positives Denken baut uns auf – negatives Denken schwächt uns!
Ein Konflikt ist ein Zusammenstoß, eine Auseinandersetzung, ein Streit. Kon­
flikte können nur bewältigt werden, wenn man an der Konfliktbewältigung bzw.
Konfliktlösung arbeitet.
? Arbeitsaufgaben
1. Beschreiben Sie das Kommunikationsdreieck.
2. Das Vier-Ohren-Modell stellt vier unterschiedliche Ebenen einer Nachricht dar.
Wie heißen die vier Ebenen?
3. Was verstehen Sie unter aktivem Zuhören?
4. Welche Vorteile hat aktives Zuhören?
fortsetzung folgt …
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VERLAG
schulbuch
Deutsch und
Kommunikation
für Handel und Gewerbe
Guter Ausdruck, sicheres Auftreten und Redegewandtheit sind im Berufsleben immer
stärker gefragt. Dieses Buch will angehenden Fachkräften in Handel und Gewerbe
aufzeigen, wie gute Kommunikation in mündlicher und schriftlicher Form verläuft,
und ihnen so helfen, sicher aufzutreten und Situationen, in denen es eines guten
sprachlichen Ausdrucks bedarf, souverän zu bewältigen.
Aus dem Inhalt
r Kennenlernen
r Was ist Kommunikation?
r Schriftliche Kommunikation
r Mündliche Kommunikation
r Reden halten
r Gruppengespräche
r Gespräche mit Vorgesetzten und Kollegen
r Bewerbungsgespräch
r Gespräche mit Kunden
r Business-Behavior
r Rechtschreibung
r Lesen
r Rechtschreibung
r Anhang
Service für Lehrerinnen und
Lehrer:
Zum Lehrbuch gibt es Lösungs­
vorschläge zu den Fragen und
Arbeitsaufgaben sowie zusätz­
liches Material und didaktische
Hilfestellungen in Form eines
Lehrerbegleitheftes.
Prüfexemplare sendet Ihnen nach
Fertigstellung des Buches gerne
Frau Eva Aichinger zu.
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r Schu
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2008/0
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Deutsch und Kommunikation
für Handel und Gewerbe
TRAUNER
1. Auflage 2008, ca. 170 Seiten
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ISBN 978-3-85499-217-2
SBNr. 135.469, EUR 11,20
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ISBN 978-3-85499-360-5
SBNr. 135.471, EUR 15,56
Fax +43 732 77 82 41-400
4020 Linz, Österreich/Austria
Tel. +43 732 77 82 41-0
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www.trauner.at
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