EYE TRACKING STUDIE IP Österreich Dezember 2014 „MAN KANN MIT DER ZUNGE LÜGEN, ABER NICHT MIT DEN AUGEN“ Belgisches Sprichwort HINTERGRUND ÖSTERREICHISCHE WERBEWIRKUNGSFORSCHUNG IM BLICK Werbewirkungsforschung wird in Österreich zum Großteil in Form quantitativer Befragungen durchgeführt Neurowissenschaftliche Ansätze im Bereich der Werbewirkungsforschung sind hierzulande eher die Ausnahme. Meistens Bezugnahme auf ausländische Studien Anlass für IP Österreich, mit Eye Tracking- Studie Erkenntnisse aus erster Hand für den heimischen Markt zu gewinnen Forschungsinteresse gilt der Messung der Wahrnehmung und Wirkung von Werbespots im Fernsehen und am Tablet im Vergleich zu Printmedien 4 WERBEANTEIL VON PRINT IN ÖSTERREICH IM INTERNATIONALEN VERGLEICH HOCH Verteilung der Werbespendings befeuert das 55% Forschungsinteresse 44% Die wachsende Bedeutung der elektronischen Medien spiegelt sich in Österreich noch immer nicht in der Verteilung der tatsächlichen Werbeausgaben wider TV Print 41% 41% 35% 27% 26% 21% Österreich hat mit 55% im internationalen Vergleich nach wie vor einen extrem hohen Printanteil am Werbekuchen Trotz schrittweiser Verschiebung in Richtung TV liegen die Werbeausgaben für Print immer noch um 29 Prozentpunkte vor TV! Österreich Deutschland Quelle: IP Television International Key Facts: Mediaspendings 2013 in %, Focus: http://www.focusmr.com/werbebilanz-2013 UK USA 5 FORSCHUNGSFRAGE GRUNDLEGENDE HYPOTHESE Der Printanteil an den Werbespendings ist in Österreich seit Jahren auf überhöhtem Niveau Die Frage ist, inwieweit die Verteilung der Spendings bezogen auf Werbewahrnehmung und Werbewirkung noch gerechtfertigt ist Hypothese: Bewegtbild (TV, Online) erzielt bei den Konsumenten eine weitaus stärkere Wirkung als Werbung in Printmedien Überprüfung der Hypothese anhand einer Blickverlaufsanalyse via Eye Tracking 7 VIELSCHICHTIGES ERKENNTNISINTERESSE Wie werden Werbebotschaften im Bewegtbild (Fernsehen, Tablet) und in Print vom Rezipienten wahrgenommen? Wie unterscheidet sich die Wahrnehmung der verschiedenen Medien? Wie erfolgt der Blickverlauf der Rezipienten? Wie intensiv werden Werbeelemente (Marken, Menschen, etc.) in verschiedenen Medien wahrgenommen und betrachtet? 8 FORSCHUNGSDESIGN UND METHODIK SHORT FACTS ZUR STUDIE Forschungsgegenstand: Effektivitäts- und Wirkungsmessung von TV, Tablet und Print Durchführung: IP Österreich in Kooperation mit österreichischem Forschungsinstitut „Eye Like“ Feldzeit: 03.12.-07.12.2014 Stichprobengröße: 16 Personen Technische Durchführung mittels mobilem Eye Tracking Gerät (ETG) EDV Auswertung: BeGaze (Eye Tracking AnalyseSoftware) 10 THEORETISCHER HINTERGRUND Methode: Qualitative Blickverlaufsanalyse Erforschung der unbewussten Wahrnehmung während der Betrachtung eines Werbespots im Fernsehen oder am Tablet bzw. eines Werbeinserats in einem Printmagazin Blickverlauf dient als Indikator für die Messung der Aufmerksamkeit Gemessen wird der Blickverlauf anhand Anzahl und Dauer der Fixationen (=Verweildauer des Blicks auf Objekt) innerhalb der Gesamtdauer 11 UMSETZUNG IN DIE PRAXIS Spontaneous Looking Test: Vorab keine Aufgabenstellung/Information gegeben Jeder Proband musste Beitrag am Fernseher und am Tablet sehen u. ein Printmagazin durchblättern 5-minütiger Beitrag am Fernseher und Tablet, mit zwischengeschaltetem Werbeblock Österreichisches Lifestyle-Magazin, 5 Minuten durchblättern/lesen Reihenfolge dieser drei Medien wurde variiert, um Störvariablen auszuschalten Untersuchungsvorgang dauerte Ø 15 Minuten 12 STICHPROBE SOZIODEMOGRAFIE DER STICHPROBE Die Stichprobengröße dieser qualitativen Eye Tracking Studie beträgt 16 Personen Da es sich bei der Studie um eine Ein- Gruppen-Untersuchung handelt, genügt eine geringe Anzahl an Probanden, um die Fragestellung zu beantworten und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen Anzahl Geschlecht Alter Theoretische Sättigung bereits nach einer Anzahl von 10 untersuchten Personen, so dass weitere Probanden die Analyseergebnisse nur noch bestätigten Zufallsauswahl von Medienkonsumenten mit Beruf Weiblich 10 Männlich 6 20-35 Jahre 8 36-50 Jahre 6 50 Jahre+ 2 Studenten 6 Angestellte 7 Arbeiter 3 unterschiedlichen soziodemografischen Charakteristika 14 Ihr Ansprechpartner: ERGEBNISSE PRINT Registergericht: Amtsgericht Köln HRB 33 057 | Geschäftsführer: Martin Krapf, Stv. Geschäftsführer: Matthias Dang | USt.-IDNr. DE 114 383 325 VIDEOBEISPIEL PRINT 16 PRINT-ANZEIGEN WERDEN VON VIELEN NICHT WAHRGENOMMEN Nur etwas mehr als ein Drittel (36%) aller Printsujets im Magazin wurde von den Probanden überhaupt angesehen Je nach persönlichen Bedürfnissen bzw. Lebenshintergrund werden viele PrintWerbungen aus dem Blickfeld ausgeblendet (keine persönliche Relevanz) Bei Erkennen eines Werbesujets ging der Blick in den meisten Fällen sofort weg und hin zu redaktionellen Inhalten Anzeigen fanden deutlich mehr Beachtung, wenn die Textstellen daneben aufmerksam gelesen wurden Redaktioneller Teil Ganzseitige Anzeige 17 SCAN PATH-ANALYSE ZEIGT DEN BLICKVERLAUF Die Scan Path-Analyse zeigt mit Verlaufslinien, in welcher Reihenfolge welche Objekte betrachtet werden Kreise: Fixationen, Linien: Fixationssprünge Meist wird die rechte Seite zuerst angeblickt Markenlogos werden bei Printanzeigen nur selten in den Fokus genommen Wenn ein Markenlogo gesehen wird, dann meistens nur kurz im Vergleich zu anderen Bildelementen (siehe Bild: kleiner Kreis im Quadrat) und nur ein Mal pro Anzeige Der Blick ging meist zu starken Reizen wie Gesichtern und enger Kleidung Doppelseitige Anzeige 18 BLICKKONTAKTE BEI PRINTWERBUNG IN ZAHLEN Durchschnittlich weist jedes von den Ø Blickkontakte pro erfasstem Printsujet / Proband (P) Probanden erfasste Printsujet 5,9 Blickkontakte auf 9 8 Männer und Frauen zeigen in etwa gleich viele Blickkontakte pro Sujet. Ebenso keine nennenswerten Unterschiede bei der Zahl der Blickkontakte hinsichtlich Alter Starke Korrelation zwischen persönlichen Interessen und Anzahl der Fixationen (Eine Köchin blickte bevorzugt auf LebensmittelWerbung, etc.) 8 7 7 6 Allerdings steigt mit höherem Bildungsniveau die Anzahl der Fixationen 10 2 3 Beispiel eines Probanden in 5 5 5 einer typischen Minute: 4 197 Fixationen Gesamt4 18 Fixationen auf Werbung, 179 Fixationen auf redaktionellen Teil Probanden 19 Ihr Ansprechpartner: ERGEBNISSE BEWEGTBILD Registergericht: Amtsgericht Köln HRB 33 057 | Geschäftsführer: Martin Krapf, Stv. Geschäftsführer: Matthias Dang | USt.-IDNr. DE 114 383 325 VIDEOBEISPIEL BEWEGTBILD Ausschnitt aus der Testsituation (nur für die Präsentation ohne Ton) 21 BEWEGTBILD-ANALYSE VIA HEAT MAP Heat Map-Verfahren zeigt Punkte, die bei den Werbespots am längsten fixiert wurden (dunkle, rote Stellen mit höchster Fixationsdauer von 150-300ms ) Wenn die Werbesequenz erscheint, bleiben die Blicke größtenteils am Screen (im Gegensatz zu Print) Wie im Print werden bei Bewegtbild Gesichter am längsten fixiert Ungewöhnliche Inhalte werden am häufigsten und intensivsten betrachtet Bei TV und Tablet sind die am längsten fixierten Bereiche größtenteils gleich 22 BLICKVERLAUF BEI BEWEGTBILD-WERBUNG Die Blickverläufe bei Bewegtbild folgen dem Auftreten neuer Bewegungen am Schirm Das Scan Path-Diagramm zeigt, dass die Blickverläufe bei Werbespots im TV und am Tablet sehr ähnlich sind Wesentlicher Unterschied: Blickverlauf am Tablet ist ruhiger als im TV und deutlicher auf Werbeobjekte (Logos, etc.) konzentriert Logos werden bei Bewegtbild-Werbung im Gegensatz zu Print mehrmals während eines Spots angeblickt Auch Preisangebote wurden erfasst, selbst wenn sie nur in kleine Schrift aufschienen 23 TV-BLICKKONTAKTE IN ZAHLEN Durchschnittlich weist jeder gesehene Spot Ø Blickkontakte pro TV-Spot / Proband (P) am Fernseher 44 Blickkontakte auf Damit liegt die Anzahl der Blickkontakte bei TV-Werbung ein Vielfaches über Printanzeigen (durchschnittlich nur 5,9 Blickkontakte pro gesehenem Werbesujet) Bewegtbild fokussiert die Aufmerksamkeit. Wer vorm Fernseher sitzt, blickt auf den Schirm, egal ob es sich um eine Sendung oder um Werbung handelt 65 63 46 58 52 50 48 44 37 42 32 29 Beispiel eines Probanden in einer typischen 20 Minute: 140 Fixationen auf redaktionellen Teil (im Vergleich zu 123 Fixationen auf TV-Werbung) 31 24 TABLET-BLICKKONTAKTE IN ZAHLEN Durchschnittlich weist jeder gesehene Spot Ø Blickkontakte pro Tablet-Spot / Proband (P) 67 am Tablet 46 Blickkontakte auf Damit wird Werbung am Tablet durchschnittlich um zwei Blickkontakte öfter wahrgenommen als beim Werbung am Fernsehschirm Der enge Blickwinkel beim Tablet führt zu einem stärkeren Fokus auf das Bild, Reize von außerhalb werden dadurch weniger wahrgenommen 59 57 50 44 43 57 54 41 36 39 39 42 Beispiel eines Probanden in einer typischen 21 Minute: 181 Fixationen auf redaktionellen Teil (im Vergleich zu 129 Fixationen auf Tablet-Werbung) 25 RESÜMEE Ihr Ansprechpartner: Registergericht: Amtsgericht Köln HRB 33 057 | Geschäftsführer: Martin Krapf, Stv. Geschäftsführer: Matthias Dang | USt.-IDNr. DE 114 383 325 WERBEWIRKUNG: BEWEGTBILD SCHLÄGT PRINT Die Studienergebnisse zeigen klar, dass Werbung im Fernsehen und am Tablet deutlicher und viel intensiver wahrgenommen wird als Werbung in einem Printmedium Werbung im TV und am Tablet erzielt deutlich mehr Blickkontakte sowie eine längere Blickdauer Werbung am Tablet hat sogar eine noch höhere Wirkung als im klassischen TV, da hier aufgrund des engeren Blickfeldes die Aufmerksamkeit erhöht ist Markenlogos und Werbebotschaften werden bei Bewegtbild viel häufiger und intensiver betrachtet als bei Print 27 BEWEGTBILD WIRD NACH WIE VOR UNTERSCHÄTZT Die Ergebnisse zeigen, dass die Werbewirkung bei Print nicht mit der Wirkung von Bewegtbild Schritt hält Die hohen Spendings in den Printsektor sind weder hinsichtlich der sinkenden Reichweiten, noch von der mangelnden Aufmerksamkeit der Leser gerechtfertigt Die Studienergebnisse sprechen klar dafür, dass auch in Österreich der TV-Sektor endlich das Stück am Werbekuchen erhalten sollte, dass ihm aufgrund seiner Relevanz in der Werbewirkung zusteht 28 EYE TRACKING STUDIE IP Österreich Dezember 2014