Der heilige Martin wird zum MusicalHelden 15.07.2014, Nürtinger ZeitungBeim Familienkonzert in der Stadtkirche führten Kinder und Jugendliche das Werk von Michael Čulo auf Martin teilt seinen Mantel. heb NÜRTINGEN (heb). Er teilte seinen Mantel mit einem Bettler, war zu bescheiden, sich zum Bischof wählen zu lassen. Die Gänse aber verrieten sein Versteck und werden bis heute dafür „zum Fressen gern“ gemocht. Das Leben des heiligen Martinus von Tours wurde am Samstagnachmittag im Rahmen eines Familienkonzerts vom Nürtinger Kinder- und Jugendchor in der Stadtkirche St. Laurentius als Kindermusical inszeniert. Die Musik dazu lieferte ein fünfköpfiges Ensemble um den Komponisten der Musik zum Stück, Michael Čulo, unter der Leitung von Angelika Rau-Čulo. Für den Text zeichnete Veronika Bohnet verantwortlich. Die Familie eines römischen Offiziers sitzt gerade beim Abendessen, als der Einberufungsbefehl für den Sohn Martin eintrifft. Er müsse am nächsten Tag die Reise nach Mailand antreten. Das erregt den Neid seiner Schwester, auch wenn das Mediolanum des vierten Jahrhunderts keineswegs das Modezentrum des Römischen Reiches war, sondern ein Provinzstädtchen im Norden des heutigen Italiens. Martin möchte zwar lieber Mönch oder Priester werden, doch der Befehl des Kaisers ist ebenso bindend wie der Wille des Vaters. Nachdem sein Militärdienst abgelaufen und sein mildtätiges Wirken gegenüber den Armen bekannt geworden war, sagte man sich im Volk: „Der sollte unser Bischof sein.“ Martin vernimmt den Ruf und versteckt sich in einem Gänsestall: „Dort werden sie mich niemals finden“, denkt er sich. Doch auch Gänse haben einen Ruf zu verlieren, seit ihr Alarmgeschrei die Römer vor einem feindlichen Angriff gewarnt hatte. Sie machten einen solchen Lärm, dass der Flüchtling schnell entdeckt war und sich dann also doch den Hirtenstab in die Hand legen ließ. Jan Volz machte eine gute Figur sowohl in den Stiefeln eines Reiteroffiziers als auch im Bischofsgewand, allerdings dürfte es sich für den jungen Mann nicht ganz einfach dargestellt haben, vor den vielen Zuhörern seinen Text genau zu memorieren. Auch die Mitglieder seiner Bühnenfamilie – Jenny Rieger, Simone und Carola Scheifele – wussten zu überzeugen. Ebenso Katja Scheifele als Bettler. Aber auch alle anderen Darstellerinnen und Darsteller machten ihre Sache gut und boten den Klängen der Musiker, Dagmar Bischoff-Glaser an der Violine, Amanda Chominsky (Flöte), Simon Essinger an der Trompete, Samuel Buck (Percussion) und am Klavier der Komponist Michael Čulo, eine prächtige Kulisse. Die Musik dieses Kinder-Musicals selbst wirkte ihrem Umfeld, dem gotisches Kirchenschiff von St. Laurentius, angemessen, so als wolle sie Spätantike und frühes Mittelalter mit der Gegenwart zusammenführen. Das ist dem Komponisten und seinen musikalischen Begleitern am Samstagnachmittag zumindest für die knapp einstündige Aufführungszeit dann auch richtig gut gelungen.