USA kontra Europa: Welcher Weg führt aus der Schuldenkrise? Thesenpapier Dr. Wolfgang Fischer 1. Grundsätzlich gibt es nur zwei Wege aus den Schulden. Die erste Möglichkeit ist, die Schulden zurück zu bezahlen. Dieser Weg bringt üblicherweise negative Effekte für den Schuldner mit sich. Er muss sich einschränken, beispielsweise sparen, um so langsam seine Schulden abzubauen. Der zweite Weg ist der für den Gläubiger unangenehmere. Nämlich wenn der Schuldner seine Zahlungen einstellt und Konkurs anmeldet. Wie so etwas aussehen könnte, erleben wir zur Zeit am Beispiel Griechenlands. 2. Da in fast allen politischen Systemen unangenehme Konsequenzen gerne vermieden werden, ist die Politik darauf aus, die oben genannten harten Wege aus den Schulden zu vermeiden. Man sucht nach einem dritten, wenn möglich, schmerzfreien Weg. Im Endeffekt sieht dieser Weg dann so aus, dass man, um die unangenehmen Konsequenzen für Schuldner und / oder Gläubiger zu vermeiden, noch versucht, andere Parteien an den Lasten des Schuldenabbaus zu beteiligen. Hier gibt es nun zwischen USA und Europa unterschiedliche Vorgehensweisen. 3. USA Regierung und Zentralbank versuchen, die derzeitige wirtschaftliche Schwäche durch „Gelddrucken“ zu überwinden. Wirtschaftswachstum und konjunkturelle Entwicklung stehen hierbei im Vordergrund. Die Geldwertstabilität wird hinten angestellt. Man hat den Eindruck, als sei eine leichte Inflation auch erwünscht, um die erhöhten Schulden nach Wachstum und Inflation später „günstig“ zurückzahlen zu können. Die Aussichten, dass dies gelingen könne, sind gar nicht so schlecht: – Zunächst sind die USA demographisch gut aufgestellt. Gerade durch die Zuwanderer wächst die Bevölkerung nach wie vor. – Die Immobilienblase ist bereits zu einem großen Teil abgearbeitet. – Die Industrie ist derzeit gut ausgelastet. – Durch die Beendigung der militärischen Auslandseinsätze ergibt sich ein enormes Sparpotenzial. – – Die private Verschuldung ist rückläufig. -2- – Die enormen Erdgasreserven bringen eine energiepolitische Entlastung, und damit auch eine Entlastung für die negative Leistungsbilanz mit sich. Die große Gefahr ist aber, dass irgendwann, und das kann schnell gehen, das Vertrauen in die Währung verloren geht. 4. Europäische Union Auch in Europa ist man auf der Suche nach einem dritten Weg, der konjunkturell beflügelnd wirkt, aber gleichzeitig zum Schuldenabbau führt. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass Griechenland nicht mehr gerettet werden kann, sind die Verhältnisse in Europa zu unterschiedlich. Die einzelnen Länder haben alle ihre eigenen Probleme und Gegebenheiten. Zudem haben die verschiedenen Regierungen unterschiedliche Rezepte und Meinungen zur Lösung der Probleme. Es fehlt eine einheitliche Willensbildung und harmonisierte Vorgehensweise. Hier zu einer abgestimmten und effizienten Politik zu kommen ist äußerst schwierig. Die große Gefahr besteht darin, dass die Politik zu sehr auf das Verteilen von Wohltaten ausgerichtet ist, und harte Sparmaßnahmen derzeit kaum umsetzbar scheinen. Auch wir hier in Deutschland denken beim Sparen immer lieber an andere als an uns, und an sich ist es ja noch gut erklärbar, dass ein Land wie Griechenland an seinen Strukturen scheitert. Nicht nachvollziehbar ist, dass es der Bundesrepublik in dieser wirtschaftlichen Blütezeit nicht gelingt, Schulden abzubauen. 5. Welche Auswirkungen werden auf uns zukommen? Wahrscheinlich wird mit den verschiedensten Maßnahmen versucht, die Probleme zu lösen. Gut vorstellbar ist, dass durch eine rigorose Niedrigzinspolitik, in Kombination mit einer leicht erhöhten Inflation, der Entschuldungsprozess eingeleitet werden soll. Die Entschuldung erfolgt dann durch einen allmählichen Vermögensverzehr. Dies geht auch zu Lasten all jener, die für ihre Altersversorgung ansparen. Zudem haben die institutionellen Anleger, wie Pensionskassen, Lebensversicherungen und Versorgungswerke in einem solchen Umfeld Schwierigkeiten, geeignete Kapitalanlagemöglichkeiten zu finden. Eine noch größere Gefahr ist, dass sich die Geldentwertung nicht wie gewünscht steuern lässt. Besonders zu befürchten wäre ein schneller und plötzlicher Vertrauensverlust in die Währung, mit aus heutiger Sicht ungeahnten Konsequenzen. Vielleicht wird uns auch hier Griechenland als „Blaupause“ dienen.