Die Gabler eBibliothek „Marketing“ Die neue – Marketingfachzeitschrift für Theorie und Praxis | www.marketingreview.ch jetzt kostenlos testen: www.gabler.de/flatrate Marktforschung Marketing trends Marketing-Controlling Sales 6 | 2009 Service-Dominant Logic – A Guiding Framework for Inbound Marketing Co-Creation of Value – Towards an Expanded Paradigm of Value Creation Customer Care – Wertschöpfung durch Inbound Marketing Behavioral Targeting – Die richtigen Kunden kontakten B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen Interaktive Preismechanismen – Die Preisverhandlung als Begegnung mit dem Kunden Markenmanagement Kunden bindung WWW.GABLER.DE eBusiness Eine Zeitschrift aus dem Gabler Verlag 70610 – ISSN 1865-6544 Marketingmethoden PR | Media CRM marketing Gabler Research Dienstleistungsmarketing Handel Branchen und Märkte Akquisition Produkt management Alles, was Sie über Marketing wissen sollten von den Experten des Fachs in einem Paket: über 110 fundierte Gabler Fachbücher, im praktischen eFormat, immer und überall nutzbar, ständig aktuell durch neu verfügbare eBooks, zum freundlichen Flatrate-Preis von 299,- EUR pro Jahr (inkl. Mwst.). Unter www.gabler.de/flatrate erhalten Sie sofort einen kostenlosen Testzugang. Gabler Verlag Abraham-Lincoln-Str. 46 65189 Wiesbaden Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 Inbound Marketing Vertrieb Dialog Inbound Marketing | INHALT | 04 | Interview mit Felix Köppl INTERVIEW 04 | „Kunden ihre eigenen Produkte und Dienste gestalten lassen.“ 06 | Service-Dominant Logic – A Guiding Framework for Inbound Marketing With the rise of a network economy, customers are part of an extended enterprise and co-producers of the firm’s marketing. Inbound marketing is made more efficient when customers are viewed as a partner to be “marketing with” or “co-creators of value”. LUSCH | VARGO MARKETINGMANAGEMENT 11 | Co-Creation of Value – Towards an Expanded Paradigm of Value Creation Die Bedeutung des geistigen Eigentums für das Unternehmensvermögen nimmt stetig zu. Dieser Beitrag zeigt Zusammenhänge zwischen Intellectual Property, Unternehmenskommunikation und Marketing auf und zeigt, wie diese Vernetzung in Wettbewerbsvorteile umgemünzt werden kann. MITTELSTAEDT RUBRIKEN 2 WERTSCHÖPFUNG Die Swisscom AG nutzt Inbound Marketing, um mit aktiven Kunden frühzeitig zu kommunizieren. Wie der Telekommunikationsanbieter damit Kundenorientierung, Innovationskraft und die Effizienz steigert, verrät Business Development Manager Felix Köppl. 52 | Intellectual Property-Management und Marketing 01 61 62 63 64 24 | Behavioral Targeting Editorial Literaturhinweise Marketingquellen Beirat Vorschau | Impressum Co-creation is the process by which products, services, and experiences are developed jointly by companies and their stakeholders. Firms must stop thinking of individuals as mere passive recipients of value. Instead, firms must seek to engage people as active co-creators of value. RAMASWAMY 18 | Customer Care – Wertschöpfung durch Inbound Marketing Unter dem Schlagwort „Inbound Marketing“ erhält das Customer Care eine stärkere vertriebliche Ausrichtung. Allerdings muss dadurch tatsächlich eine Steigerung und nicht eine Gefährdung der spezifischen Wertschöpfungspotenziale im Customer Care erfolgen. STAUSS | SEIDEL Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 | Schwerpunktthema | 37 | Interaktive Preismechanismen KUNDENGEWINNUNG 24 | Behavioral Targeting – Die richtigen Kunden in Kontakt mit dem Unternehmen bringen Unternehmen setzen Behavioral Targeting ein, um potenzielle Kunden mit einer großen Kaufwahrscheinlichkeit zu identifizieren. In der Marketingpraxis ist diese Methode noch längst nicht etabliert. Dieser Beitrag zeigt, welche Möglichkeiten sich daraus für Unternehmen ergeben. LORENZ | OHEIMB | SCHÖGEL 31 | B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen Die meisten Kaufentscheider suchen und finden ihre Lieferanten selbst. Sie recherchieren und nehmen den Kontakt mit dem Anbieter auf. Was Anbieter tun können, um während der Entscheidungsvorbereitung eines Interessenten aufzufallen und kontaktiert zu werden, lesen Sie hier. HERRMANN 52 | Intellectual Property und Marketing COMMUNITY MANAGEMENT 42 | Die Social Fashion (R)evolution von armedangels – Inbound Marketing in einem innovativen Start-Up Die Social Fashion Company erobert mit einem innovativen Inbound Marketing die Modewelt. In interaktiven Communities werden Kunden als Guerilla, Designer, Model oder Star aktiv. Kostspielige Werbung wird überflüssig. Eine Fallstudie. BELZ | HÖFELER | SCHAGEN 47 | Pragmatik statt Paradigma – Diskurs über die zeitgeistige Evolution des Marketing Das klassische Marketing ist vom interaktiven Community Marketing nicht überholt worden. Der Methodenstreit zwischen „alter“ und „neuer“ Schule ist keine wirklich spannende Paradigmen-Diskussion. Die Praxis sollte weitergehen und Evolution statt Revolution proklamieren. STEINMANN 37 | Interaktive Preismechanismen – Die Preisverhandlung als Begegnung mit dem Kunden Interaktive Preismechanismen wie beispielsweise Auktionen erleben eine Renaissance im Onlinehandel. Sie ermöglichen es, vom Konsumenten zu lernen und sind damit ein interessantes Instrument für den Kundendialog im Rahmen einer InboundMarketingstrategie. HINZ | CREUSEN Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 3 | B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen | B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen In einer B2B-Studie von Marketing Sherpa (2008) gaben 80 % der Entscheider an, dass sie ihre Lieferanten selbst gefunden haben. Nur 20 % wurden von den Anbietern angesprochen. Aktive Interessenten recherchieren geeignete Lösungen und nehmen den Kontakt mit dem Anbieter zunehmend selbst auf. Was können Anbieter tun, um während der Entscheidungsvorbereitung eines aktiven Interessenten aufzufallen und kontaktiert zu werden? TORSTEN HERRMANN B 2B-Inbound-Marketing zielt auf die aktiven 80 % der potenziellen Kunden. Sie sollen zunächst als Interessenten und anschließend im direkten Kontakt vom Vertrieb als Kunden gewonnen werden. Inbound Marketing ist das Ausrichten der Informations- und Dialogangebote eines Anbieters an den Entscheidungsprozessen potenzieller Interessenten sowie allen daran Beteiligten mit ihren individuellen Bedürfnissen, Aufgaben und Risikoerwartungen. Die Informations- und Dialogangebote zeigen die Kompetenz des Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 Anbieters sowie die Leistungsfähigkeit seiner Lösungen, bauen Vertrauen auf und minimieren die Risikoeinschätzung auf Seiten der Investitionsverantwortlichen. Ziel ist, die Entscheider frühzeitig zu motivieren, Informationen des Anbieters bei der Vorbereitung zu berücksichtigen, Kontakt mit diesem aufzunehmen und einen kontinuierlichen Informationsdialog zu ermöglichen. B2BInbound-Marketing setzt somit auf breite Informationsangebote und die frühe Interaktivität mit potenziellen Kunden. 31 | KUNDENGE WINNUNG | Informationsverbreitung und Interaktivität sind nicht leicht umzusetzen. Ständig kommen neue Online-Marketinginstrumente wie Whitepaper, Blogs, Youtube-Filme, Webinare, Twitter und Social-Media-Angebote auf. Unternehmen müssen sich fragen, wie die Maßnahmen und die potenziellen Inhalte zu ihrem bestehenden Marketingplan passen und wie sie den Dialog in Gang setzen und bedienen können. Ein Ausprobieren ohne strategisches Fundament bringt im Marketing nicht die erwünschten Resultate. B2B-Inbound-Marketing ist die strukturierte Basis, auf der zielgerichtete Strategien und interaktive Maßnahmen entwickelt werden können. Zielgerichtet bedeutet, dass sie konsequent an den Entscheidungsprozessen und zugleich an den Bedürfnissen der Entscheidungsbeteiligten ausgerichtet werden. Dabei versucht Inbound Marketing mit Standardwerkzeugen möglichst viele Interessenten thematisch anzusprechen und einen möglichst individuellen Dialog zu etablieren. Was Don Peppers und Martha Rogers in Enterprise One-to-one schon 1997 formulierten, gilt weiterhin: „As the interactive age arrives, every enterprise has to learn to treat different customers differently“ (Peppers/Rogers 1997, S. xxi). Inbound Marketing löst klassisches Outbound Marketing nicht ab. Zum einen ist schwer nachvollziehbar, ob ein Interessent einen Anbieter aufgrund einer Anzeige oder Telemarketingaktion bereits kannte und deshalb bei seiner Internetrecherche ausgewählt hat. Zum anderen bevorzugen einige Interessenten weiterhin die direkte Ansprache durch den Anbieter (Belz/Schagen 2008, S. 213). Der Entscheidungsprozess als Wegweiser Der Entscheidungsprozess besteht aus der Vorbereitung und der Entscheidung selbst, die meist in Buying Centern mit mehreren Beteiligten (z. B. Einkauf, Controlling, Budgetverantwortliche, technische Verantwortliche, künftige Anwender) erfolgt. Je höher das geschätzte Risiko einer Investition, desto größer ist das Gremium (Enquiro Research 2009b). Inbound Marketing zielt vor allem auf die Entscheidungsvorbereitung. Ziel der Vorbereitung ist es, die Konsequenzen einer Investition auf Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bzw. Produkts abzuschätzen. Der Entscheidungsvorbereiter hat als entscheidender Filter für das B2B-Inbound-Marketing somit folgende Aufgaben: 1. Probleme erkennen und beschreiben 2. Zeitplan einer Investition bestimmen 3. Produkt- und Lieferantenanforderungen entwickeln 4. geeignete Lösungen und Anbieter auswählen 5. Interdependenzen mit bestehender Infrastruktur recherchieren 6. Investitions-, Dienstleistungs-, Verbrauchs-, Wartungs- und sonstige Folgekosten bestimmen und berechnen 7. notwendige Geschäftsprozessänderungen, mögliche Wettbewerbsvorteile und sonstige Vorteile bestimmen 8. Make-or-Buy bewerten. Der Entscheidungsprozess ist selten linear durchstrukturiert. Schritte werden abgebrochen und wieder aufgenommen, fehlende Schritte nachgeholt etc. Zudem findet der Prozess weitgehend 32 ohne Vertriebskontakt statt, da die Entscheider nicht mehr auf den Input der Anbieter angewiesen sind (Woods 2009, S. 11ff.). Die Buyer-Persona als Idealentscheider Zugleich muss das Marketing festlegen, welche Entscheidungsbeteiligten eine B2B-Inbound-Marketingstrategie bzw. -maßnahme ansprechen soll. Marketingautor und -blogger David Meerman Scott hat dazu das Konzept der Buyer-Personas definiert (Meerman Scott 2007, S. 32ff.). Statt an allgemeine B2B-Zielgruppen sollten sich die Marketingstrategien und -maßnahmen an personalisierte Entscheidungsbeteiligte richten. Scott empfiehlt, Buyer-Personas Leben einzuhauchen: Namen, Biographien, Positionen, » B2B-Inbound-Marketing ist die strukturierte Basis, auf der zielgerichtete Strategien und interaktive Maßnahmen entwickelt werden können. « Karrierepfade. Der Anbieter muss die Leistungsfähigkeit seines Angebots für die einzelne Buyer-Persona herausstellen. Dabei ist zu beachten, dass die Entscheidungsbeteiligten persönliche Risiken mit einer Investition verbinden können. Möglicherweise fürchten sie, später für eine Fehlentscheidung zur Verantwortung gezogen zu werden. Der Entscheidungsbeteiligte muss seine Bedürfnisse, Aufgaben und Risikoeinschätzungen in einer Marketingmaßnahme reflektiert sehen, um Vertrauen zum Anbieter zu gewinnen. Dieses Leitbild geht in die Inhalte und den Detailgrad der Botschaften ein. Der Unterschied zur klassischen Positionierung liegt in der Mikroausrichtung an Buyer-Personas. Um die Anforderungen und Bedürfnisse der Buyer-Persona zu erkennen, gibt es vor allem drei Wege: ■ Internes/externes Expertenwissen ■ Einfache Analyse der Lasten-/Pflichtenhefte ■ Qualitative, primäre Marktforschung. Bessere Erkenntnisse über Motivationen, Hemmnisse und Entscheidungsgründe liefert die qualitative Marktforschung (McNeil 2005). Ein effizienter Ansatz ist die Methode der Objektiven Hermeneutik. Quantitative sowie sekundäre Marktforschung bringen vor allem innovativen Anbietern wenig. Kernbotschaften (Persona Propositions) werden nun aufgrund des Expertenwissens bzw. entsprechend der Erkenntnisse der Lastenheftanalyse oder der qualitativen Marktforschung entwickelt: ■ je Buyer-Persona ■ je Investitionstypologie (regelmäßige Beschaffung, Investition, Dienstleistungsbeauftragung) ■ je Risikoeinstellung (von Early Adopter bis zum MainstreamMarkt). Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 | B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen | Aufbau des Inbound Marketing Das B2B-Inbound-Marketing muss die einzelnen Aufgaben während der Entscheidungsvorbereitung unterstützen. Dies kann beispielsweise mit einem Webinar über die Interdependenzen einer Investition mit der bestehenden Infrastruktur oder einem Whitepaper über die Vor- und Nachteile von Make-or-Buy erfolgen. Zugleich sind die Maßnahmen an den Entscheidungsbeteiligten/ der Buyer-Persona auszurichten. Das Webinar kann sich z. B. entweder an die zukünftigen Anwender oder an die technischen Betreuer der neuen Lösung richten. Ebenso kann die Make-orBuy-Entscheidung in einem Whitepaper unter organisatorischen Gesichtspunkten für die Entscheidungsträger oder unter rein ökonomischen Gesichtspunkten für das beeinflussende Controlling betrachtet werden. Interessenten benötigen Vertrauen in die Kompetenz eines Anbieters bzw. die Leistungsfähigkeit einer Lösung. Die klassischen fünf „I“ der Kommunikation im Investitionsgütermarketing (Wicher/Maier 1996) dienen als Richtschnur für die Vertrauensge winnung auch im B2B-Inbound-Marketing (siehe Abbildung 1): ■ Intensität Vertrauen lässt sich nur langfristig, in kleinen Schritten aufbauen. ■ Individualität Da jeder Interessent unterschiedliche Inhalte und Präsentationsformen bevorzugt, muss Vertrauen individuell aufgebaut werden. ■ Irradiationseffekte Da Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit vorab schwer feststellbar sind, zieht der Interessent Ersatzinformationen zu Rate. Dazu gehören Größe und Gesamtpräsentation des Anbieters. ■ Intelligenz Intelligent zu kommunizieren bedeutet Entscheider mit passenden Informationen zu versorgen, mit denen sie Risiken leichter einschätzen können. Dazu sind Referenzen hilfreich. ■ Integration Integration bedeutet, dass alle Kommunikationsmaßnahmen stimmig sind und der Interessent involviert wird. » Auch wenn Inbound Marketing mit dem verstärkten Rechercheverhalten der Buyer-Personas im Internet einen gewaltigen Schwung bekommen hat, sind weiterhin auch klassische Maßnahmen wichtig, um als Anbieter gefunden zu werden. « Motor des Inbound Marketing sind Inhalte (Pulizzi/Barrett 2008, S. 16), die, ■ sich sehr genau an Entscheider richten und Lösungen aus verschiedenen Perspektiven aufbereiten (Individualität) ■ ihr Informationsbedürfnis treffen, d. h. relevant sind (Individualität, Intelligenz) ■ aus persönlichen oder professionellen Gründen der Vorbereitung bzw. Entscheidung nützen (Intelligenz) ■ eine gewisse Exklusivität haben (Individualität) Abb. 1 Die fünf „I“ des Vertrauensaufbaus im B2B-Inbound-Marketing Intensität Langfristiger Dialog, schrittweiser Informationsaufbau Monatlicher Newsletter, XING-Gruppe, Blog, Twitter, Social-Media-Angebote, Pressearbeit Individualität Individueller Vertrauensaufbau Online-Konfigurator, XING-Gruppe, AdWords und Landing-Pages, Testversionen Irradiationseffekte Vertrauensaufbau auf der Basis von Ersatzinformationen Blog, Website-Redaktion, Case-Stories, Referenzlisten, Vorträge, Messeauftritte Intelligenz Passende Informationen für Anforderungen Whitepaper, Webinar, Vorträge, Online-Chat, E-Books, Bücher Integration Abstimmung aller KommunikationsMaßnahmen / widerspruchsfrei Für alle Marketinginstrumente In Anlehnung an „Die fünf I der Kommunikation im Investitionsgüter-Marketing“, Kleinenkamp und Plötner Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 33 | KUNDENGE WINNUNG | ■ sich nicht widersprechen und vollständig sind (Integration) ■ einen langfristigen Dialog und schrittweisen Informationsaufbau erlauben (Intensität) ■ die Kompetenz des Anbieters und die Leistungsfähigkeit einer Lösung greifbar machen (Irradiationseffekte, Intelligenz) ■ einfach erhältlich sind, z. B. über Download nach Registrieren (Integration). Der Anbieter benötigt eine konkrete Inbound-Marketingstrategie, d. h. er muss festlegen, 1. wer (Entscheidungsträger, -vorbereiter, -beeinflusser) 2. angesichts welcher Einflussfaktoren 3. welche Inhalte (Botschaften) in welchem Detailgrad und 4. über welche Kommunikationskanäle und Maßnahmen erhalten soll. Die Anbieter müssen sich als Herausgeber qualitativer Informationen verstehen, die mit anderen Informationsanbietern (Medien, Analysten und Wettbewerber) konkurrieren. Die Inhalte werden auf der Website, in Blogs, Twitter, Micro Sites, Anwenderportalen oder in externen Web-Angeboten (z. B. WhitepaperPortalen) veröffentlicht. Informationen wie früher exklusiv für direkte Vertriebskontakte zurückzuhalten, ist dagegen kontraproduktiv. zuständig. Wenn es um eine konkrete Lösung geht und die Informationen individuell und komplex werden, muss der Vertrieb den Kontakt betreuen. Dieser wird vom Interessenten/Lead zum Vertriebskontakt (siehe Abbildung 3). 1. Finden als Kontaktvoraussetzung Interessenten suchen nicht nur im Internet nach Anbietern. Enquiro Research zeigt (Enquiro Research 2009b, S. 6-7), dass die BuyerPersona in B2B-Märkten erst bei traditionellen Quellen Unterstützung anfragt, um ihr (persönliches) Risiko zu minimieren: 1. Bestehende/zertifizierte Lieferanten für den konkreten Aufgabenbereich 2. Erfahrungen von Kollegen innerhalb und außerhalb des Unternehmens 3. Bestehende Lieferanten für andere Aufgabenbereiche 4. Allgemein erhältliche Erfahrungen mit Anbietern. » Der Entscheidungsbeteiligte muss seine Bedürfnisse, Aufgaben und Risikoeinschätzungen in einer Marketingmaßnahme reflektiert sehen, um Vertrauen zum Anbieter zu gewinnen. « Die drei Stufen des Inbound Marketing Die drei Stufen, in denen das Marketing aktive Interessenten in ihrem Entscheidungsprozess unterstützt und dem Vertrieb zuführt, sind (siehe Abbildung 2): ■ Finden ■ Kontaktaufnahme ■ Nurture Marketing und Lead-Qualifikation. Die Grenzen sind fließend, da einige Maßnahmen auf allen drei Stufen wirken können. Die Schnittstelle zwischen Marketing und Vertrieb muss jedes Unternehmen selbst bestimmen. Grob lässt sich sagen: Für die Informationsbereitstellung ist das Marketing Dennoch begutachtet der Interessent den Anbieter meist als Erstes online. Zudem laufen die weitere Informationssuche und der Dialogaufbau internetbasiert ab. Dazu nutzen Buyer-Personas zunehmend auch Social-Media-Angebote, um sich untereinander auszutauschen (Ramos 2009). Auch wenn Inbound Marketing mit dem verstärkten Rechercheverhalten der Buyer-Personas im Internet einen gewaltigen Schwung bekommen hat, sind weiter- Abb. 2 Die drei Stufen des B2B-Inbound-Marketing 1. Stufe Finden 2. Stufe Kontaktaufnahme 3. Stufe Nurture-Marketing Vertrieb 34 Marketing Review St. Gallen 6 | 2009 | B2B-Inbound-Marketing – Aktive Interessenten als Kunden gewinnen | hin auch klassische Maßnahmen wichtig, um als Anbieter gefunden zu werden. Zudem ergibt es immer weniger Sinn, online und offline zu trennen. Die Interessenten suchen in allen Quellen und bewegen sich souverän zwischen diesen (Enquiro Research 2009a). Zentrale B2B-Inbound-Marketingmaßnahmen sind: ■ Suchmaschinenoptimierung ■ Suchmaschinenmarketing ■ Blogs & Twitter ■ Social-Media-Angebote ■ Pressearbeit ■ Messen ■ Vorträge ■ Mitgliedschaft in Industrievereinigungen. 2. Motivation zur Kontaktaufnahme Sobald der Entscheidungsvorbereiter konkrete Lösungen evaluiert, sucht er den direkten Kontakt, da komplexe Investitionsalternativen ohne Anbieterkontakt schwierig zu bewerten sind. Für die Initialisierung des Dialogs nutzt er Kanäle, die der Anbieter dazu eingerichtet hat oder nutzt. Zentrale Angebote, um einen Interessenten zur Kontaktaufnahme zu animieren, sind: ■ Website-Inhalte ■ Blogs, Podcasts & Twitter ■ RSS-Feeds ■ Whitepaper ■ ■ ■ ■ ■ ■ Webinare Produkttests Foren E-Books Rückruf-Button auf Website Online-Chat auf Website. 3. Mit Nurture Marketing bis zur Entscheidung Bis zur Entscheidung können Monate bis Jahre vergehen. Deshalb müssen die Anbieter Interessenten so lange betreuen, damit sie wissen, wann die Entscheidung ansteht und sie nicht in Vergessenheit geraten. Dies wird als Nurture Marketing oder Lead-Nurturing bezeichnet (Carroll 2006, S. 181). Dazu zählen alle Maßnahmen, die einen kontinuierlichen Informationsfluss und Dialog mit einem Interessenten etablieren. Der Interessent wird vor allem über die von ihm genutzten Funktionen (Newsletter, Webinare, Whitepaper) betreut. Zugleich wird versucht, seine Entscheidung zu befördern. Möglicherweise fehlt der Buyer-Persona nur Input, um die Entscheidung intern voranzubringen oder um die Relevanz einer schnellen Entscheidung zu sehen. Sobald der Bedarf konkret ist, übernimmt der Vertrieb. Da die Leads, die dem Vertrieb übergeben werden, innerhalb des Nurture Marketing Wissen über eine Option aufbauen, sinkt der Vertriebsaufwand. Ihnen müssen sie weit weniger Aspekte einer Lösung noch erklären. Der Anbieter erfragt oder erschließt sich über den Dialog fehlende Informationen für die Lead-Qualifizierung. Dazu kann er Abb. 3 Beispielhafter Inbound-Marketingplan X Entscheider X Einkauf X Technisch Verantwortliche X X Anwender Entscheidungsvorbereiter X X X X X X Adwords Twitter Fachbeiträge Messe = Finden Marketing Review St. Gallen X X X X Whitepaper XING-Gruppe = Informationsbereitstellung & Kontaktaufnahme 6 | 2009 X X X X Blog Newsletter = Lead Nurturing 35 | KUNDENGE WINNUNG | unter Umständen bereits auf Informationen aus der Webanalyse zurückgreifen. Mit Inbound Marketing liegt erstmals ein strukturierter Ansatz für B2B-Anbieter vor, mit dem sie die aktiven 80 % der potenziellen Kunden ansprechen, die Interessenten herausfiltern und anschließend als Kunden gewinnen können. Das Ausprobieren neuer internetbasierter Marketinginstrumente ohne strategisches Fundament sollte damit der Vergangenheit angehören. Das aktive Suchverhalten der Interessenten ist keine unkalkulierbare Bedrohung für den Vertriebsprozess, sondern eine Chance gerade für kleine und mittlere Anbieter, mit den besseren Inhalten kosteneffizient Kunden für sich zu gewinnen. MarketingSherpa (2008): B2B Lead Generation Handbook, zitiert in: Adams, D. (2009): 12 New Rules of B2B Product Launch, Advanced Industrial Marketing Inc. McNeil, R. (2005): Business To Business Market Research, London. Peppers, D./Rogers, M. (1997): Enterprise One-to-One – Tools for Building Unbreakable Customer Relationships in the Interactive Age, London. Pulizzi, J./Barrett, N. (2008): Get Content. Get Customers – How to use content marketing to deliver relevant, valuable, and compelling information that turns prospects into buyers, Bonita Springs. Ramos, L. (2009): The Social Technographics of B2B Buyers, B2B Marketing POSTs-Blog, 23.2.2009 Scott, D. M. (2007): The New Rules of Marketing & PR – How to use News Releases, Blogs, Podcasting, Viral Marketing & Online Media to reach Buyers directly, Hoboken. Wicher, G./Maier, B. (1996): Business-to-Business, Wien. Woods, Steven (2009): Digital Body Language, New Year Publishing. Literaturverzeichnis Belz, Ch./Schagen, A. (2008): Inbound Marketing, in: Belz, Ch./Schögel, M./ Arndt, O./Walter, V. (Hrsg.): Interaktives Marketing – Neue Wege zum Dialog mit Kunden, Wiesbaden, S. 205-217. Carroll, B. J. (2006): Lead Generation for the Complex Sale – Boost the Quality and Quantity of Leads to Increase Your ROI, New York. Enquiro Research (2009a): Integrated Persuasion, Whitepaper. Enquiro Research (2009b): Mapping the BuyerSphere, Whitepaper. Der Autor Dipl.-Kfm. Torsten Herrmann Marketing-Berater, chain relations, Frankfurt am Main. E-Mail: [email protected] Thomas Rudolph (Hrsg.) Modernes Handelsmanagement Eine Einführung in die Handelslehre, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Rudolph, Thomas (Hrsg.) Modernes Handelsmanagement Eine Einführung in die Handelslehre, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schäffer Poeschel, 2009. ISBN 978-3-7910-2892-7 Die zweite Auflage dieses Buches erklärt zahlreiche Veränderungen im Handel und vermittelt ein Verständnis für ein modernes Handelsmanagement. Wie kann es gelingen, attraktive Sortimente aus tausenden von Produkten zusammen zu stellen, diese logistisch in der richtigen Menge und rechtzeitig an den Ort der Konsumnachfrage zu bringen sowie diesen Verkaufsort – sei es im Internet oder in stationären Geschäften – attraktiv zu gestalten? Das Buch hilft Schülern an Gymnasien und Handelsschulen sowie Studierenden an Fachhochschulen und Universitäten, die Grundlagen für das moderne Handelsmanagement zu verstehen und anzuwenden. Aber auch Auszubildende des Einzelhandels (in der Schweiz Detailhandel genannt) und des Großhandels sind angesprochen. Sowohl für Manager etablierter Handelsunternehmen als auch für Unternehmen, welche erstmals einer Handelstätigkeit nachgehen, vermittelt dieses Buch aktuelles Managementwissen und anwendungsorientierte Managementtools. Ferner erhalten Dienstleister und Lieferanten einen detaillierten Einblick über Prozesse, Funktionen und Gesetzmäßigkeiten im modernen Handelsmanagement. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen Handelskompetenzen, die den Erfolg einer modernen Handelstätigkeit ausmachen. Erscheinungsdatum: August 2009, Verkaufspreis € 29.95.