energieeffizienz ist auch in der city Möglich

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B a u e n _ M i n e r g i e - P - E c o - Ü b e r b a u u n g > Mühlebachstrasse
EnergieeffizieNz
ist auch in der City
möglich
autor: Peter Boller
An innerstädtischer Lage in Zürich, direkt am hochfre-
te handelt es sich um eine bevorzugte Wohnlage am Schnitt-
quentierten Bahnhof Stadelhofen, sind zwei Bauten mit
punkt von kulturellen Angeboten und ruhigem Wohnquartier,
Pioniercharakter für nachhaltige Baukultur entstanden.
hervorragend angebunden an den öffentlichen Verkehr. Zwi-
Die beiden sechsgeschossigen Wohn- und Bürohäuser
schen den beiden Neubauten und den bestehenden Nach-
sind konstruktiv in vorfabrizierter Holzbauweise erstellt
bargebäuden haben die Architekten einen teilweise begrünten
und haben das Zertifikat Minergie-P-Eco ® erhalten.
innerstädtischen Aussenraum geschaffen. Schliesslich galt
es an der Mühlebachstrasse, zwischen dem angrenzenden
Das Grundstück zwischen Mühlebachstrasse und Hufgasse
Haus aus der Gründerzeit und einem Bürogebäude aus der
befand sich seit Generationen in Familienbesitz. Die Gebäu-
Hochkonjunktur zu vermitteln. Als Lösung entschied man
de dienten zuletzt als Proberäume des in Gehdistanz gele-
sich für eine Fassade an beiden Neubauten aus kleinteiligen,
genen Opernhauses. Als sich die Frage stellte, was mit den
anthrazitfarbenen Naturschieferplatten. Diese kontrastiert
Liegenschaften geschehen sollte, war für die Eigentümerinnen
mit den hellgelb eingefärbten Fensterrahmenelementen mit
vom Verkauf bis zur Sanierung der Gebäude alles denkbar.
eingelassenen Schiebeläden. Die Attikageschosse und die
Schliesslich entschieden sie sich, selber neu zu bauen. Klar
Hoffassade des zur Mühlebachstrasse orientierten Hauses
war dabei, ein Projekt an dieser zentralen Lage mitten in Zü-
umhüllen hellgelbe Eternitplatten. Darin sind geschosshohe,
rich mit Blick auf künftige Generationen nachhaltig und for-
dunkle Flachkollektoren so geschickt eingefügt, dass sie im
mal überzeugend zu erstellen. Der Architekt Beat Kämpfen,
Bild gar nicht gesondert auffallen. «Wir haben es geschafft,
der grosse Erfahrung im energieeffizienten Bauen hat, ent-
mit den beiden vom Hersteller angebotenen Standardgrös-
wickelte zusammen mit seinem Team einen Entwurf, der mit
sen zu arbeiten», erzählt Projektleiter Beni Knecht. Eine be-
zwei eigenständigen Baukörpern auf die städtebauliche Si-
sondere Herausforderung sei allerdings die Führung der
tuation reagiert. Während das Haus an der Mühlebachstras-
Leitungen gewesen. Die Flachkollektoren sind Teil eines Ge-
se als rechteckiger Bau eine Gebäudelücke schliesst, bildet
samtsystems, das die beiden Häuser hinsichtlich des Ener-
das Gebäude an der Hufgasse den Abschluss einer Zeile mit
gieverbrauchs optimiert. Dieses setzt eine möglichst gut ge-
Häusern aus den 1940er-Jahren und reagiert mit der leicht
dämmte Aussenhülle und eine schlanke Gebäudetechnik vo-
geschwungenen Fassade und der abgewinkelten Form auf
raus. Für die fast 4500 m 2 beheizte Nutzfläche sind 60 kW an
die Hofsituation.
Wärmeleistung installiert – 13,5 Watt pro m 2.
Fassade aus Naturschiefer
Optimale Energiebilanz
Der Bauplatz am Bahnhof Stadelhofen liegt unmittelbar vor
Für die Wärmeerzeugung sorgt eine Pellets-Feuerung, er-
der historischen Stadtgrenze mit den Schanzenanlagen. Heu-
gänzt durch die vertikalen Flachkollektoren in der Hoffassa-
1
2
1_Nordansicht Mühlebachstrasse.
2_Nordansicht Hufgasse.
3
3_Nordansicht Hufgasse.
4_Attika Mühlebachstrasse.
5_Fassadenbekleidung Naturschiefer.
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de (Haus Mühlebachstrasse) und Vakuumröhrenkollektoren
Schon im Konzept des Entwurfs lag der Schwerpunkt auf
auf dem Dach (Haus Hufgasse) für Warmwasser und Hei-
einer optimalen Energiebilanz des Projekts. Wie das Ergeb-
zungsvorwärmung. Separate Speicher in beiden Häusern
nis zeigt, lassen sich auch innerstädtische Bauten sehr öko-
stellen den optimalen Betrieb sicher und dienen als Energie-
logisch und energieeffizient realisieren.
speicher (semizentrales System). Das Pelletslager ist zweigeschossig und befindet sich in den Untergeschossen des
Holz ist sichtbar
Gebäudes an der Mühlebachstrasse. Je eine Fotovoltaikan-
Für beide Bauten entschied man sich für eine Skelettbauwei-
lage auf dem Dach des Baus Mühlebachstrasse (27 kWp) und
se aus Holz mit 24 Zentimeter starken Brettschichtholzstüt-
des Baus Hufgasse (14 kWp) produzieren jährlich rund
zen aus Fichte und Tanne. Bei der Deckenkonstruktion wur-
37'000 kWh Strom. Dies genügt für den Jahresstrombedarf
den Holz-Beton-Verbundelemente gewählt. Weil diese relativ
von zehn der 15 Wohnungen. Die Lüftungsanlage funktioniert
schwer sind und die Bedingungen auf der Baustelle mitten in
für die beiden Häuser getrennt, damit der Regelungsmecha-
der Stadt sehr beengt waren, erwog man vor Baubeginn, auf
nismus möglichst einfach bleibt. Die Luft wird mittels Erd-
eine Vorfertigung der Elemente zu verzichten und den Beton
sonden vorgewärmt oder gekühlt. Die Luftmenge lässt sich
direkt auf der Baustelle auf die 16 Zentimeter dicke Brettsta-
je nach Wohnung oder Büroeinheit individuell regulieren.
pelkonstruktion anzubringen. Eine Analyse ergab jedoch,
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6_Küche Attika Hufgasse.
7_Badezimmergestaltung.
8_Situationsplan und Schnitt.
7
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Mühlebachstrasse
PV-Anlage
PV-Anlage und Kollektoren
Innenhof begrünt
sse
Hufga
N
Lageplan
Mühlebachstrasse-Hufgasse - Schnitt
dass diese Vorgehensweise nicht wirtschaftlich gewesen
räume mit Mineralwolle aufgefüllt. Die Dämmungen sind nicht
wäre. Schliesslich gelang der Transport der Fertigteile doch.
brennbar ausgeführt. Weitere Gipsfaserplatten in den tra-
Allerdings musste man die Geschossdecken im Erdgeschoss
genden Aussenwänden leisten einen Feuerwiderstand von 30
der Mühlebachstrasse verstärken, damit die Transportfahr-
Minuten für das Tragsystem. Um den notwendigen Feuerwi-
zeuge sie befahren konnten.
derstand des Tragwerks von 60 Minuten zu erreichen, sind die
Die Untersicht aus Holz der Holz-Beton-Verbunddecken
Stützen zusätzlich auf 30 Minuten Abbrand dimensioniert.
ist in den Wohnungen und Gewerbeeinheiten sichtbar. Daran
Eine Brandabschottung in jedem zweiten Geschoss auf Höhe
erkennt man den Holzbau. Dank der sehr präzis gefertigten
der Fenster verhindert, dass sich ein Brand über die Hinterlüf-
Bauteile sieht man fast nichts von den Elementstössen. Die
tung der Fassade ausbreitet.
UV-Schutz-Lasur des Holzes verhindert, dass dieses durch
die Sonneneinstrahlung nachdunkelt. Die Lüftung ist durch
len. Für das Material sprechen die guten Eigenschaften von
abgehängte Decken in den Gängen der Büros versteckt und
Holz in Bezug auf Ökologie und Graue Energie und die ver-
doch leicht zugänglich. Das Brandschutzkonzept sieht zu-
gleichsweise schmalen Wandaufbauten, die trotz tiefer
dem unterschiedliche Brandabschnitte vor. Wohnungstrenn-
U-Werte möglich sind. Ein massiv erstelltes Untergeschoss
wände sind beidseitig mit Gipsfaserplatten beplankt, Hohl-
mit Räumen für Technik, Keller oder Veloabstellplätze und
Es war unbestritten, die beiden Häuser in Holz zu erstel-
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einer gemeinsamen Tiefgarage verbindet die beiden eigen-
Alpen. Während das Haus an der Mühlebachstrasse so kon-
ständigen Volumen. Auch das Erdgeschoss ist jeweils noch
zipiert ist, dass Wohnungen und Büros möglich sind, ist das
vollständig betoniert – ebenso die beiden Treppenhauskerne
Objekt an der Hufgasse mit einer zimmerartigen Struktur auf
aus Gründen des Brandschutzes und wegen der Statik der
die Nutzung als Wohnraum ausgelegt. Beide Gebäude erfül-
Gebäude. Die übrige Konstruktion ist ein vorfabrizierter Holz-
len den Minergie-P-Eco-Standard – auch das eine Selbstver-
rahmenbau mit Holz-Beton-Verbunddecken. Reine Holz-
ständlichkeit im Architekturbüro von Beat Kämpfen.
decken mit einer notwendigen Höhe von 45 cm kamen aufgrund der baurechtlichen Vorschriften in Bezug auf die Gesamthöhe der Gebäude nicht infrage. Die Wohnungen, deren
Mietpreise wegen der exklusiven Lage im oberen Segment
Kontakte
liegen, sind grosszügig ausgelegt. Sie bestechen durch qua-
Bauherrschaft
Privat
litätsvolle Materialien und in den oberen Geschossen durch
eine wunderbare Sicht über die Stadt und den See bis in die
Daten und Fakten
Ort
Mühlebachstrasse 8 + Hufgasse 11, Zürich
Höhe ü.M.
409 m
Heizgradtage 2006–2011
2951 bis 3663 Kxd/a
Gebäude
Planung2010
Bau / Sanierung
2010 – 2012
Gebäudetyp
Wohn- und Geschäftsüberbauung
Anzahl Wohnungen
Total 15
Anzahl Arbeitsplätze
MBS 42 / HUF 8
Energiebezugsfläche (EBZ)
2630 / 1794 m 2
Gebäudehülle
Gebäudehüllfläche thermisch Ath
Gebäudehüllzahl Ath/EBF
Fensterfläche FF
Fensterfläche FF/EBF
U-Wert Glas
g-Wert Glas
2466 / 1847 m 2
0,94 / 1,03 Ath/Ae
555 / 277 m 2
0,21 / 0,15
0,60 W/m 2K
60 %
U-Werte
Boden gegen Erdreich
Boden gegen unbeheizt
Wand gegen Erdreich
Wand gegen unbeheizt
Wand gegen aussen
Decke resp. Dach gegen aussen
Fenster, inkl. Rahmen
0.15 W/m 2K
0.18W/m 2K
0.15 W/m 2K
0.18 W/m 2K
0,13 W/m 2K
0.09 W/m 2K
0.68–0.77 W/m 2K
Energieerzeugung
Heizkessel
Pelletskessel, 17 kW –60 kW modulierend,
Pelletraum 81 m 3
Sonnenkollektoren
MBS, Flachkollektoren an
der Fassade, 95 m 2
HUF, Röhrenkollektoren
auf Dach, 20 m 2
Wärmespeicher
MBS 7700 Liter, HUF 3000 Liter
PV
27 / 14 kWp
Kontrollierte Lüftung mit WRB MBS 4500 / HUF 2200 m 3/h
Luftvorwärmung / Kühlung mittels Erdsonden
Wärmeverteilung
Bodenheizung
Energieberechnung (Projekt)
Heizwärmebedarf optimiert
Wärmebedarf für Warmwasser
Gewichtete Energiekennzahl
Ertrag Sonnenkollektoren
Ertrag PV
7.5 / 9.4 kWh/m 2EBFa
Wohnen/Büro
12.2 / 18.9 kWh/m 2EBFa
11.7 / 18.8 kWh/m 2EBFa
14 440 / 9860 kWh/a
21'600 / 11'200 kWh/a
ArchitektInnen
kämpfen für architektur ag
Badenerstrasse 571, 8048 Zürich
Fon +41 (0)44 344 46 20, Fax +41 (0)44 344 46 20
[email protected], www.kaempfen.com
Energieplaner
Planforum GmbH, Ingenieurbüro
Tösstalstrasse 12, 8400 Winterthur
Fon +41 (0)52 213 08 05, Fax +41 (0)52 213 08 10
[email protected], www.planforum.ch
Planung Haustechnik
Planforum GmbH, Ingenieurbüro
Tösstalstrasse 12, 8400 Winterthur
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Andreastrasse 11, 8050 Zürich
Fon +41 (0)44 305 91 11, Fax +41 (0)44 305 92 14
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Planung Holzbauingenieur
Makiol + Wiederkehr
Dipl. Holzbauingenieure HTL/SISH
Industriestrasse 9, 5712 Beinwil am See
Fon +41 (0)62 765 15 35, Fax +41 (0)62 765 15 30
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Planung Bauingenieur
De Vries Engineering GmbH
Bächtoldstrasse 2, 8044 Zürich
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Hector Egger Holzbau AG
Steinackerweg 18, 4901 Langenthal
Fon +41 (0)62 919 07 07, Fax +41 (0)62 919 07 10
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Fassadenbau
Gadola Fassaden AG
Willikon 42, 8618 Oetwil am See
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[email protected], www.gadola-bau.ch
PV-Anlage
BE Netz AG
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Solarsysteme
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Elisabethenstrasse 8, 8004 Zürich
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