Reportage

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Wie ein Möbel im Park
Die Stadt Bern musste wegen schlechter Luftqualität einen Kindergarten schliessen
und in kürzester Zeit einen Neuen erstellen. Nach einem Wettbewerb beauftragte sie
die Holzbau Partner AG und Kast Kaeppeli Architekten mit dem Ersatzneubau.
Entstanden ist ein behaglicher, eleganter, kindergerechter Holzpavillon gemäss
Minergie P Eco. Die strengen Vorgaben des Standards konnten auch dank der
Dämmung von Saint-Gobain ISOVER AG erfüllt werden.
Am Stadtrand von Bern, ganz in der Nähe des markanten Zentrums Paul Klee, herrscht
Hochbetrieb: Im grossen Gebiet Schönberg Ost entstehen zurzeit Mehrfamilienhäuser mit
insgesamt 400 Miet- und Eigentumswohnungen für höhere Ansprüche. Dass die
benachbarte Schuleinheit Schlosshalde schon bald viele zusätzliche Kinder unterbringen
muss, ist deshalb absehbar. Dass der etwa 60-jährige Kindergartenpavillon Haspelweg
ersetzt werden musste, hatte aber nicht damit zu tun, dass er zu klein geworden wäre. Im
Pavillon ergaben Luftmessungen, dass der Unterlagsboden Naphthalin enthielt. Dieser
teerartige Stoff wurde beim Bau in den 1950er-Jahren eingesetzt. Heute ist aber bekannt,
dass dieser Stoff in die Luft diffundiert und so der Gesundheit schadet. Der Kindergarten
wurde sofort in ein Provisorium verlegt – und man entschied, den alten Pavillon durch einen
Doppelkindergarten zu ersetzen.
Hohe Ansprüche
Für den neuen Doppelkindergarten schrieb die Stadt Bern im Frühjahr 2012 einen
Wettbewerb aus, bei dem das Team Holzbau Partner AG mit Kast Kaeppeli Architekten das
Rennen machte. Der neue Kindergarten Haspelweg ist das erste Schulgebäude der Stadt
Bern, das dem Standard Minergie P Eco entspricht. Es gelten die schärferen Minergie-PVorschriften für den Energieverbrauch, zudem muss das Gebäude Eco-Kriterien für
gesundes Wohnen erfüllen. Die Stadt Bern erhielt im Jahr 2010 das Energiestadt Label Gold
und verfolgt ambitionierte Ziele im Rahmen der 2000-Watt-Gesellschaft. Adelmo
Pizzoferrato: «Der Doppelkindergarten erhielt das Label Minergie P Eco und erreicht die
damit verbundenen Ziele in besonderer Weise. Mit diesem Gebäude werden nicht nur die
Betriebskosten gesenkt, sondern wir schaffen auch ein gutes Raumklima für die Kinder.» Die
aktuellen Nutzer bestätigen, dass es gelungen ist.
Dämmung ist entscheidend
Für ein angenehmes Raumklima im Winter und im Sommer sorgen weiter eine kontrollierte
Lüftung, aussen liegende Textilstoren sowie spezielle Fensterflügel, die auch nachts zum
Querlüften offen bleiben können. Weil bei einem eingeschossigen Gebäude das Verhältnis
von Oberfläche zu beheizter Nutzfläche nicht sehr vorteilhaft ist, brauchte es entsprechend
eine stärkere Dämmung. So gelang es den Architekten und Planern, die strengen
Energievorgaben von Minergie P Eco zu erfüllen. Die Fassadenteile wurden aus
Dreischichtplatten vorfabriziert. Sie sind in Rahmenbauweise gefertigt und mit ISOVERGlaswolle gedämmt, die mit einem natürlichen, formaldehydfreien Bindemittel hergestellt
wird und damit dem hohen Eco-Standard von Minergie entspricht. «Die Dämmstoffe von
ISOVER sind vergleichsweise leicht, das wirkt sich positiv auf die Energiebilanz für das
Minergie-Label aus», sagt Theo Schmid, «und ein weiterer Vorteil für uns ist, dass wir bereits
zugeschnittene Ware beziehen können.» Die vorfabrizierten Bauteile wurden vor Ort
zusammengesetzt, beplankt und lasiert. Eine Herausforderung stellte das extensiv begrünte
Flachdach dar. Theo Schmid erklärt: «Die Dachkonstruktion ist nicht hinterlüftet. Deshalb
brauchen wir eine diffusionsvariable Dampfbremse und einen Partner, der garantieren kann,
dass diese auch wirklich hält, was sie verspricht.» Aus diesem Grund kamen Vario-Produkte
von Saint-Gobain ISOVER AG zum Einsatz.
Zwei ineinander geschobene Volumen
Eine Herausforderung war gemäss den Architekten, den Doppelkindergarten auf der
schiefwinkligen Parzelle unterzubringen. Das Baufeld läuft zur Strassenseite spitz zu, und
auf der Rückseite muss zum kleinen Wald ein Abstand von 20 Metern eingehalten werden.
«Südlich und östlich übernimmt das Gebäude die Flucht der Parzellengrenze», erklärt
Thomas Kaeppeli, «die beiden hinteren Ecken liegen auf dem Waldabstand.» Ein
rechteckiges Gebäude hätte auf der Parzelle kaum Platz gefunden, deshalb entwarfen die
Architekten zwei miteinander verbundene Volumen. Adrian Kast: «So sind die beiden
Kindergartengruppen auch von aussen erkennbar.» Die beiden rechteckigen Grundformen
sind abgedreht ineinandergeschoben; dadurch entstanden auf der Vorder- und Rückseite
zwei Aussenbereiche, die beide durch ein Vordach geschützt sind. Die Vordächer sollten
nicht angehängte Elemente sein, sondern Bestandteil der Fassade. «Damit das Dach drei
Meter auskragen kann, braucht es eine gewisse Höhe», erklärt Thomas Kaeppeli. Aus dieser
technischen Notwendigkeit ergab sich der markante Dachabschluss.
Mit möbelartigem Charakter
Der Dachabschluss ist mit Deckleisten in regelmässigem Abstand vertikal gegliedert. Diesen
Rhythmus nimmt die Fensterbreite in der Fassade auf. Adrian Kast erklärt: «Die Fenster
sollten ein Bestandteil der vertikalen Fassadenstruktur sein.» Zudem ist die Fensterbreite so
gewählt worden, dass die Kinder die Fenster leicht selber öffnen können. Die Fassade der
Nebenräume zeigt ein engeres Raster. Alle Fassadenelemente sind mit einer Graulasur
behandelt. Die Farbe gleicht jener der Baumstämme und bettet den Pavillon in die
Landschaft ein. Die Farbgebung und die klare Form dienten aber noch einem weiteren Ziel:
«Sie sollten dafür sorgen, dass das Gebäude einen möbelartigen Charakter erhält», sagt
Adrian Kast. Damit wollten die Architekten das Gebäude abheben von jenen Holzpavillons
aus den 1990er-Jahren, die nach einem Provisorium aussahen. Um ihre Vorstellung zu
realisieren, setzten sich die Architekten auch dafür ein, dass sogar Fensterbänke und
Türschwellen aus Holz gefertigt wurden.
Bereit für die Basisstufe
Die Grundform des Pavillons zeigt sich auch in seinem Innern: In der Schnittmenge der
beiden Körper liegt der 50 Quadratmeter grosse Garderobenraum für die beiden Gruppen.
Gefordert waren ursprünglich zwei separate Garderoben, «aber wir fanden, es wäre eine
Bereicherung, wenn sich die Kinder an einem Ort austauschen können», sagt Thomas
Kaeppeli. «Zudem kann die grosse Garderobe als zusätzlicher Bewegungsraum genutzt
werden.» Die Garderobenplätze für je zwei Kinder sind vertikal abgetrennt, so dass sich viele
kleine Nischen ergeben, die den Kindern etwas Schutz vor Ablenkung bieten und von den
Kindern als gemütlicher Rückzugsort geschätzt werden. «Uns war zudem wichtig, dass diese
Nischen ein Bestandteil des Hauses sind und eine Art Raumschicht ergeben», sagt der
Architekt. Um die zentrale Garderobe herum sind die Räume der beiden Gruppen
angeordnet. «Wir haben beinahe eine gespiegelte Situation», sagt Adrian Kast. «Es gibt
einen grossen Raum sowie einen anschliessenden Gruppenraum, die dreiseitig orientiert
sind.» Parallel dazu liegen die Materialräume, Lehrerzimmer und Toiletten. Je ein
Gruppenraum wurde verlangt, damit der Kindergarten für die Einführung der Basisstufe
gerüstet ist. Diese würde einen individuelleren Übergang vom Kindergarten in die Schule
ermöglichen.
Der Doppelkindergarten Haspelweg in Bern
Planungsteam
Architekten:
Totalunternehmer:
Bauingenieur:
Haustechnik:
Bauphysiker:
Kast Kaeppeli Architekten GmbH, Bern
Holzbau Partner AG, Stettlen
Indermühle Bauingenieure GmbH, Thun
Grize Haustechnik AG, Muri
E plus U Energie- und Umweltberatung GmbH, Bern
Gebäudekennwerte
Geschossfläche GF SIA 416:
Hauptnutzfläche HNF SIA 416:
Gebäudevolumen GV SIA 416:
458 m2
280 m2
1878 m3
Dämmung
Wärmedämmung Dach:
Dampfbremse Dach:
Wärmedämmung Wände:
ISOVER UNIROLL 035 2 x 14.0 cm
VARIO KM DUPLEX sowie ISOVER -Klebebänder
ISOVER UNIROLL 035 PR 24.0 cm
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