Sangbare Musik von unheimlicher Kraft

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INTERVIEW
Rebecca Nelsen
Die Amerikanerin debütierte 2004 in John
Caskens "God`s Liar", eine Koproduktion von
Neue Oper Wien und KlangBogen, in Europa.
Seit 2012 ist sie Ensemblemitglied der
Volksoper Wien und singt an den großen
europäischen Bühnen.
www.rebeccanelsen.eu
09.06.2014
Sangbare Musik von unheimlicher Kraft
Rebecca Nelsen im Gespräch
Die Sopranistin Rebecca Nelsen singt an den großen Bühnen Europas Paraderollen ihres Faches,
hat sich jedoch ihre Liebe zur zeitgenössischen Oper erhalten.
2013 war Rebecca Nelsen als Eva in der Uraufführung von Peter Eötvös' Oper PARADISE
RELOADED (LILITH) zu erleben – über die Herausforderung dieser Rolle und ob es zukünftige
gemeinsame Projekte geben wird, haben wir Rebecca Nelsen gefragt.
terz: Du hast im Herbst 2013 die Rolle der Eva bei er Uraufführung PARADISE RELOADED
(LILITH) übernommen. Was hat dich an dieser Partie begeistert?
Rebecca Nelsen: Erstens hat mich eine weitere Zusammenarbeit mit Walter Kobéra und der
Neuen Oper Wien begeistert. Eine Welturaufführung singen zu dürfen, besonders eine von Peter
Eötvös, ist eine große Ehre. Als Mutter des menschlichen Geschlechts ist die Eva für mich eine
sehr interessante Figur, besonders wie ihre Entwicklung in dem Libretto von Lilith behandelt wird.
Das ist viel mehr als eine einfache Geschichte.
terz: Hast du dich, nachdem du für die Eva engagiert wurdest, intenisver mit der biblischen Figur
auseinandergesetzt?
Rebecca Nelsen: Ich bin in Texas groß geworden und wurde ziemlich religiös erzogen. Also, die
Geschichte ist mir also bestens vertraut. Was ich gemacht habe war, mich mit Darstellungen von
Adam und Eva aus der Kunstwelt auseinanderzusetzen.
terz: Entstanden für dich auch Konflikte mit dieser Figur?
Rebecca Nelsen: Ich wollte die Eva einfach nicht zu eindimensional darstellen. Glücklicherweise
hat die Arbeit mit Johannes Erath mir geholfen, eine facettenreiche Figur zu präsentieren.
terz: Wie war die Phase der musikalischen Einstudierung mit Peter Eötvös für dich?
Rebecca Nelsen: Es gibt wohl nicht besseres für eine Sängerin, als seine Rolle mit einem so
herausragenden Komponisten wie Peter Eötvös musikalisch zu erarbeiten. Er war einfallsreich,
flexibel und wirklich enthusiastisch.
terz: Gab es für dich
Elemente in der Musik von Peter Eötvös, mit denen du erst lernen musstest, umgzugehen?
Rebecca Nelsen: Es gibt bei jedem Komponisten eine eigene Sprache, die man erst lernen muss,
um der Musik wirklich gerecht zu werden. Diese ist zwar bei Peter Eötvös sehr komplex,
besonders was Harmonie angeht, aber dafür unheimlich schön.
terz: Zur Zeit bist du auf großen europäischen Bühnen zumeinst in traditionellen Rollen zu
erleben (Marzelline/Fidelio an der Volksoper, Blonde/Entführung an der Bayrischen Staatsoper in
München, Donna Fioriella/Turco in Italia in Luxemburg). Ist es für dich dann ein großer
Unterschied, wenn du für eine zeitgenössische Oper engagiert wirst, oder bleibt dein Zugang
gleich?
Rebecca Nelsen: Für mich ist der Umgang mit einer neuen Oper anders, weil statt den etablierten
Traditionen folgen zu müssen, muss man seinen eigenen Weg finden. Das ist eine tolle
Herausforderung!
terz: Wenn es um Uraufführungen geht, kann es oftmals vorkommen, dass die Noten erst sehr
kurzfristig fertig werden. Hast du ein Erfolgsrezept, wie man mit dieser Situation umgehen kann?
terz : Interview Nelsen
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Rebecca Nelsen: Man muss einen Plan haben in so einer Situation. Ich habe einige Strategien, die
ich verwende, um komplizierte Musik schnell zu lernen, aber das Beste ist es, mit einer super
Korrepititorin (wie Anna Sushon) zu arbeiten.
terz: Ist es für dich eine Belastung, wenn du Rollen annimmst, von denen du die Melodieführung
oder technischen Anforderungen noch nicht kennst?
Rebecca Nelsen: Ich würde eher Herausforderung als Belastung sagen. Die einzige Ausnahme ist
es, wenn die Musik etwas verlangt, das stimmlich nicht gesund ist, wie Schreien, was
glücklicherweise überhaupt nicht in Lilith vorgekommen ist.
terz: Welche musikalischen Elemete der Oper PARADISE RELOADED (LILITH) sind dir besonders
ans Herz gewachsen?
Rebecca Nelsen: Die Klangpalette und die unheimliche Kraft, die Peter Eötvös Musik aus dem
Orchester schöpft waren einfach überwältigend und haben mich sehr beeindruckt. Die
Gesangslinien waren auch sehr lyrisch, nuanciert und sehr sangbar.
terz: Steht eine neuerliche Zusammenarbeit mit Peter Eötvös bevor?
Rebecca Nelsen: Ja, ein Konzert in Paris im Maison de Radio France mit dem Ensemble
Intercontemporain und dem Orchestre Philharmonique de Radio France. Peter Eötvös wird
Auszüge aus seinen Werken selber dirigieren. Ich freue mich schon sehr darauf!
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