Uraufführung in Tiflis

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Foto: © Memo Rhein
Genau vor einem Jahr habe ich über das nach umfangreicher Restaurierung
wiedereröffnete „Djansug Kakhidze Centre for Music and Culture“ in Tiflis
(Tblisi), der Hauptstadt Georgiens, sowie die dort installierte Digitalorgel berichtet. Nun war ich erneut vor Ort und durfte die Uraufführung meiner 'Fantasie "De
Sancta Maria" für Orgel und großes Orchester' miterleben und mitgestalten.
Uraufführung in Tiflis
E
s hat sich innerhalb dieses Jahres nach der Neueröffnung
bereits gezeigt, dass das Konzept des deutschen Musikproduzenten Hans Memo Rhein, der maßgeblich am Wiederaufbau und der Einrichtung des Konzertsaales gewirkt hat, gegriffen hat. Das zeigt sich in zahlreichen hochklassigen Aufnahmen, die bereits dort entstanden sind. Internationale Musikproduktionen können dort sowohl mit dem hauseigenen und
extrem leistungsfähigen Tblisi Symphony Orchestra durchgeführt werden, als auch die umfangreichen vorhandenen technischen Möglichkeiten des Hauses von in- und ausländischen
Gästen genutzt werden. Die Akustik
des Saales ist sehr gut und extrem an
verschiedene Aufführungssituationen
anpassbar. Dazu trägt insbesondere
das an ein UFO erinnernde und in
Höhe und Neigung bewegliche
Akustikelement unter der Decke des
Saales bei. Dieses wird in Anlehnung
an eine georgische Spezialität „Hinkali“ genannt. Wenn dieses ganz oben
positioniert ist, dann ist das für die
Akustik der Orgel besonders gut, denn
der Saal erhält etwas Hall.
I
D
ie Orgel, eine modifizierte Content D-9600, und die dazu
gehörige Abstrahlanlage sind eine Besonderheit. Es ist, wie
schon berichtet, die größte Resonatoren-Abstrahlanlage der
Welt, erbaut von der Kienle Orgel GmbH aus Ditzingen und erfunden und entwickelt vom Firmengründer Ewald Kienle. Die
Pfeifen und Resonatoren erstrecken sich über die ganze Front
des Konzertsaales und vermögen den riesigen Saal bis zum
letzten Platz zu erreichen. Ein ausgeklügeltes Frequenzweichensystem steuert dabei die für die jeweiligen Frequenzbereiche
zuständigen Resonatoren an. Subwoofer braucht es dabei nicht.
Es gibt genügend lange Resonatoren
für tiefe Frequenzen. Bei der Firma
Kienle hat sich indessen viel getan.
Insbesondere gibt es einen neuen Geschäftsführer, Reiner Schulte. Dieser
ist nicht nur technisch und kaufmännisch versiert, ihm kommt zugute, dass
er auch aktiver Diplom-Kirchenmusiker
(A-Examen) ist. Reiner Schulte hat die
Orgel für das Konzert derart perfekt intoniert, dass nun endlich ein Optimum
an Orgelklang erzielt werden konnte.
Dazu hat aber auch beigetragen, dass
Sonderdruck aus Ausgabe "Januar/Februar 2011"
O RG EheLute
Hans Memo Rhein die technischen Details untersuchen ließ, insbesondere die
Frequenzweichen und die Ansteuerung
der Resonatoren. Die Gesamtlautstärke
wurde so gewählt, dass die Orgel dem Orchester ebenbürtig und die Intonation der
Register dem angepasst wurde. Sowohl
alleine, wie auch in Verbindung mit einem
großen Symphonieorchester – immerhin
kamen bei diesem Konzert u.a. 14 erste
Violinen und dazu weitere Streicher in großer Besetzung zum Einsatz, davon alleine
8 Kontrabässe und zusätzlich eine große
Bläser- und Schlagwerkbesetzung – konnte die Orgel in jeder Beziehung überzeugen. Gerade für Konzertsäle erscheint mir
die Kienle Resonatoren-Abstrahlung
besonders geeignet. Aber auch in Kirchen
ist diese Form der Wiedergabe natürlich
eine Überlegung wert. Ich empfinde den
Klang einfach viel natürlicher, als das mit
Lautsprechern zu erzielen ist.
N
un wurde ich für das diesjährige Internationale Herbstfestival
als Solist und Komponist eingeladen. Das war nicht nur eine
große Ehre, sondern für einen Komponisten auch eine einzigartige Gelegenheit, im Ausland mit einem hervorragenden Orchester und einem genialen Dirigenten eine Uraufführung erleben zu können. Es waren sogar zwei Uraufführungen, denn es
wurde auch das „Alleluia“ des Chefs Vakhtang Kakhidze in diesem Konzert uraufgeführt. Da wir im Liszt-Gedenkjahr stehen,
spielte ich zu Beginn dessen halbstündige Fantasie und Fuge
über den Hugenotten-Choral „Ad nos, ad salutare mundam“ (aus
Meyerbeers Oper „Der Prophet“) und das Orchester endete mit
der 2. Suite aus dem Ballett „Daphnis und Chloë“ von Maurice
Ravel. Es war ein großes Erlebnis und das
Konzert steigerte sich von einem sehr freundlichen Applaus nach dem Liszt, über einen
schon sehr starken Beifall nach der Uraufführung meiner Fantasie, nach dem Alleuia
und besonders des Ravel‘schen Orchesterfeuerwerks kam es dann vom georgischen
Publikum zu frenetischen Ovationen mit Fußtrampeln, Bravorufen und Standing Ovations.
Das Orchester hat meine Komposition mit
Bravour und sehr musikalisch gestaltet und
mir versichert, es gerne einstudiert und gespielt zu haben. Das bestätigte auch Meister
Kakhidze, der mir versicherte, wenn seine
Musiker ein Werk nicht mögen würden, dann
ließen sie es ihn schnell spüren. Das
„Alleluia“ von Vakhtang Kakhidze war komponiert für Stimme, Violoncello und Orgel.
Hierbei wirkten die georgische Sängerin
Natalia Kuteladze und die bekannte deutsche
Cellistin Beate Altenburg mit. Dabei kam
zudem dezent die Technik des Saales zum
Einsatz, welche Stimme und Cello verstärkte, um bei großen Crescendi gegen die Orgel bestehen zu können. Dies wurde von den Tontechnikern der Konzerthalle perfekt gelöst. Übrigens steigerte sich die Qualität der Akustik durch
den guten Besuch nochmals deutlich und machte die Musik
transparenter. Leider wurde dieser gute Eindruck durch das
häufige Klingeln von Handys etwas getrübt. Ich bin aber noch
immer sehr berührt von dem Engagement und der Qualität der
Musiker. Das georgische Fernsehen hat das Konzert sogar in
HD-Qualität aufgezeichnet und wird es wohl zu Weihnachten
senden. Ob eine DVD davon produziert werden wird, stand noch
nicht fest. Ich würde es mir natürlich wünschen!
Hans Dieter Karras
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O RG EheLute
Sonderdruck aus Ausgabe "Januar/Februar 2011"
II
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