Leseprobe - Wilhelm Fink Verlag

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Misselhorn, Schahadat, Wutsdorff, Döring (Hg.)
Gut und schön?
Ethik – Text – Kultur
Herausgegeben von
Joachim Jacob, Christine Lubkoll,
Mathias Mayer und Claudia Öhlschläger
Band 9
Catrin Misselhorn, Schamma Schahadat,
Irina Wutsdorff, Sabine A. Döring (Hg.)
Gut und schön?
Die neue Moralismusdebatte
am Beispiel Dostoevskijs
Wilhelm Fink
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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© 2014 Wilhelm Fink, Paderborn
(Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn)
Internet: www.fink.de
Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München
Printed in Germany
Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn
ISBN 978-3-7705-5094-4
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG ...............................................................................................
7
PRO UND CONTRA:
POSITIONEN ZUM ETHISCHEN WERT DER LITERATUR
CATRIN MISSELHORN (Stuttgart)
Die neue Moralismusdebatte: Begriffe – Thesen – Argumente ................... 25
BERYS GAUT (St. Andrews)
Die ethische Kunstkritik ............................................................................... 59
GOTTFRIED GABRIEL (Jena)
Erkenntniswert und ethische Relevanz der Literatur ................................... 81
MATTHEW KIERAN (Leeds)
Emotionen, Kunst und Unmoral................................................................... 95
DOSTOEVSKIJ ZWISCHEN MORALISMUS UND IMMORALISMUS
SCHAMMA SCHAHADAT (Tübingen)
Der russische Realismus als ideologisches und ethisches Programm.
Am Beispiel von Ivan Turgenev (Väter und Söhne), Nikolaj Černyševskij
(Was tun?) und Fedor Dostoevskij (Die Dämonen) ..................................... 125
NADEŽDA GRIGOR’EVA (Tübingen)
Die Literatur und das Böse: Dostoevskij, Bataille, Blanchot ...................... 147
IRINA WUTSDORFF (Tübingen)
Zum Verhältnis von Ethik und Ästhetik in slavischen Theorien:
Bachtins ethische Lektüre Dostoevskijs und Implikationen des ÄsthetikVerständnisses im Prager Strukturalismus ................................................... 165
RAINER GRÜBEL (Oldenburg)
Wird Schönheit die Welt retten? Der Wettstreit zwischen Ethik
und Ästhetik in Ivan Karamazovs „Parabel vom Großinquisitor“ .............. 185
6
INHALTSVERZEICHNIS
DIRK UFFELMANN (Passau)
Christoästhetik vs. mundane Ethik in Dostoevskijs „Legende vom
Großinquisitor“ ............................................................................................ 201
VERZEICHNIS DER AUTORINNEN UND AUTOREN ........................... 221
IRINA WUTSDORFF, CATRIN MISSELHORN, SCHAMMA SCHAHADAT,
SABINE DÖRING
EINLEITUNG:
GUT UND SCHÖN? POSITIONEN ZUM VERHÄLTNIS
VON ETHIK UND ÄSTHETIK
Die Frage nach einem moralischen Wert der Literatur ist in der Literaturwissenschaft in den letzten Jahren eher selten gestellt worden. Im Gegensatz dazu
sind vor allem in der neueren angelsächsischen analytischen Ästhetik verschiedene Positionen formuliert worden, die davon ausgehen, dass es einen
Zusammenhang zwischen dem ethischen Wert von Literatur und ihrem ästhetischen Wert gibt. Da hier die klassische Position des Moralismus aufgegriffen
wird, lässt sich von einer neuen Moralismusdebatte sprechen. Das Spektrum
der vertretenen Positionen reicht vom Ethizismus, der eine strikte und einsinnige Abhängigkeit des ästhetischen vom ethischen Wert eines Werks annimmt, über gemäßigte Formen des Moralismus, die der Literatur eine gewisse ethische Bedeutung zusprechen, bis hin zu einem gemäßigten Immoralismus, für den das ästhetische Vergnügen an der Literatur auch mit ihren unmoralischen Aspekten zusammenhängen kann.
Ein prägnantes Untersuchungsfeld bietet in diesem Zusammenhang die russische Kultur, in der die Literatur immer wieder mit ethischen Anforderungen
in Verbindung gebracht wurde; die großen Romane von Fedor Dostoevskij
und Lev Tolstoj haben ihren Weltruhm genau auf dieser Verbindung zwischen
Ethik und Ästhetik begründet. Aus der Art, wie literarische Werke hier mit einem Anspruch auf ethische Relevanz auftreten, wie die Einschreibung ethischer Topoi und Fragestellungen erfolgt und/oder wie sie unter ethischen Gesichtspunkten von der Literaturkritik und von (zeitgenössischen) Leserinnen
und Lesern bewertet wurden, lässt sich nicht nur die jeweilige Fassung des
Verhältnisses von Ethik und Ästhetik, sondern letztlich auch das jeweilige
Verständnis von Literatur sowie ihrer Wirkungsmöglichkeiten und Wirkungsweise herauslesen.
Der vorliegende Sammelband hat sich zum Ziel gesetzt: (1) die Grundbegriffe, Thesen und Argumente der neuen Moralismusdebatte zu systematisieren, (2) ein Spektrum von Positionen aus analytischer sowie kontinentaler Philosophie und Literaturtheorie zur Relation des ethischen und des ästhetischen
Werts der Literatur aufzufächern, wobei die Bandbreite zwischen einem dezidiert ethischen Anspruch an Literatur über gemäßigte Positionen bis hin zur
strikten Ablehnung einer Abhängigkeit des ästhetischen Wertes der Literatur
vom ethischen reicht, und (3) diese Diskussionen auf Dostoevskijs Romane,
8
WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
hier vor allem auf Brat’ja Karamazovy (Die Brüder Karamazov), zu beziehen.
Für die Fragestellung des Bandes eignen sich Dostoevskijs Werke in besonderem Maße als Gegenstand der Reflexion, da bei ihm ethische Anforderungen
an die Literatur und ästhetischer Gestaltungswille in einem spannungsvollen
Verhältnis zueinander stehen.
Der Band begegnet dabei in doppelter Hinsicht einer Herausforderung,
bringt er doch nicht nur mit Philosophie und Literaturwissenschaft zwei Disziplinen und ihren Blick auf den Zusammenhang von Ethik und Ästhetik zusammen, sondern mit der Gegenüberstellung von Ansätzen aus der angelsächsischen analytischen Philosophie und der deutschsprachigen Slavistik auch
zwei Diskussionskulturen, die bislang kaum voneinander Notiz genommen
haben.
Die neueren Überlegungen zum Verhältnis von ethischem und ästhetischem
Wert in narrativen Kunstwerken aus der angelsächsischen Philosophie werden
hier anhand zweier prominenter Vertreter – Berys Gaut und Matthew Kieran –
vorgestellt, die innerhalb dieser Debatte gegensätzliche Positionen vertreten.
Während Gaut ein Vertreter des Ethizismus ist, verteidigt Kieran einen moderaten Immoralismus.
Der Aufsatz von Berys Gaut, der hier zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorgestellt wird,1 kann als ein Schlüsseltext der neuen Moralismusdebatte gelten. Gaut argumentiert, dass die ethischen Schwächen eines Kunstwerkes
zugleich ästhetische Schwächen desselben darstellen, auch wenn sie potentiell
von anderen ästhetischen Vorzügen des Werks aufgehoben werden können.
Auf dieser Basis versucht Gaut, typische Einwände gegen den Ethizismus zu
entkräften sowie diese Position durch weitere Argumente zu stützen. Im Mittelpunkt steht das Argument von der verdienten Reaktion (merited response
argument). Diesem Argument liegt eine Analyse von Werten zugrunde, nach
der diese einerseits nicht unabhängig von menschlichen Reaktionen existieren.
Literarische Werke sind also wertvoll nur relativ zu unseren Reaktionen auf
diese Werke. Andererseits sollen sich unsere Reaktionen darauf hin beurteilen
lassen, ob sie einem Werk angemessen sind bzw. ob das Werk sie „verdient“.
Demnach hängt etwa der „ästhetische Erfolg“ einer Tragödie wesentlich davon ab, dass die dargestellten Personen Mitleid verdienen, und die Pointen einer Komödie haben nur dann ästhetischen Wert, wenn sie Heiterkeit und Gelächter verdienen. Gaut setzt dabei voraus, dass die Kriterien dafür, dass ein literarisches Werk eine bestimmte Reaktion „verdient“, moralische Kriterien
miteinschließen.
1
Englisches Original: Berys Gaut, „The ethical Criticism of Art“, in: Jerrold Levinson (Hg.):
Aesthetics and Ethics. Essays at the Intersection. Cambridge: Cambridge University Press
1998, S. 182-203.
EINLEITUNG
9
Matthew Kieran2 beschäftigt sich mit der Asymmetrie zwischen jenen emotionalen Reaktionen, die sich auf Bestandteile eines Kunstwerkes beziehen,
und jenen, die auf reale Menschen oder Ereignisse gerichtet sind: Offensichtlich können wir gegenüber moralisch kontroversen Figuren, Handlungen oder
Situationen, die in Kunstwerken dargestellt werden, positive Emotionen (Empathie, Sympathie odar gar Bewunderung) empfinden, obwohl wir im realen
Leben ganz anders reagieren würden. In seinem Beitrag vertritt Kieran die
These, dass sich diese Asymmetrie über die Fiktionalität von Kunstwerken
nicht zufriedenstellend erklären lässt. Er argumentiert ferner, dass Kunstwerke
durch ihre narrative Komplexität häufig eine besondere Art emotionaler Beteiligung von uns verlangen, was es notwendig macht, unser gewöhnliches System moralischer Normen temporär aufzuheben und uns alternative moralische
Grundannahmen und Perspektiven vorzustellen. Solche Vorstellungen und die
Emotionen, die sie auslösen, ermöglichen Kieran zufolge nicht nur die
Wahrnehmung bestimmter ästhetischer Werte der Kunstwerke; sie erlauben
zugleich den Gewinn wichtiger kognitiver Erkenntnisse über die fundamentalen Aspekte menschlicher Existenz.
Aus philosophischer Sicht beweist die neue Moralismusdebatte, wie weit
die gegenwärtige analytisch geprägte Philosophie sich mittlerweile von ihren
Anfangszeiten entfernt hat, in der neben ethischen auch ästhetische Fragestellungen unter dem Verdacht der Irrelevanz standen. Dies hat sich in der Zwischenzeit vollständig verändert. Wie Catrin Misselhorn in ihrem systematisierenden Überblick über die Begriffe, Thesen und Argumente der neuen Moralismusdebatte zeigt, konnte diese Debatte mit ihrer Verwendung analytischer
Instrumente und Argumentationsformen viel zu einer Klärung der alten Frage
nach dem Verhältnis zwischen Ethischem und Ästhetischem beitragen: So
wurden im Kontext der neuen Moralismusdebatte die Begriffe des ethischen
und ästhetischen Werts allererst auf den Punkt gebracht, weshalb sich die Frage nach ihrem Zusammenhang klarer formulieren lässt. Außerdem wurden die
verschiedenen Formen des Verhältnisses, die ethische und ästhetische Werte
zueinander einnehmen können, deutlicher als bisher geschehen voneinander
abgegrenzt. Nicht zuletzt zeigt sich, dass unter dem Etikett „Moralismus“ bzw.
„Immoralismus“ sehr unterschiedliche Positionen zusammengefasst werden,
deren Thesen sich der Sache nach und in ihrer Rigorosität stark unterscheiden.
Obwohl das Spektrum der Positionen, die in dieser Debatte vertreten werden, also sehr breit ist, zeigen sich in den Beiträgen aus literaturwissenschaftlicher Sicht doch einige grundsätzliche Bedenken gegen den neuen Moralismus. Ein Einwand läge darin, dass literarische Werke zu sehr auf eine eindeutige Stellungnahme zu moralischen Themen festgelegt werden könnten. Damit
aber würde jene Komplexität literarischer Werke reduziert, über die trotz aller
2
Englisches Original: Matthew Kieran, „Emotions, Art and Immorality“, in: Peter Goldie
(Hg.): The Oxford Handbook of Philosophy of Emotion, Oxford: Oxford University Press,
2010, S. 681-704.
10
WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
Methodendiskussionen innerhalb der Literaturwissenschaft weitgehende Einigkeit herrscht und die gemeinhin gerade als ein Spezifikum künstlerischer
Werke gilt.3 Doch die ethische Relevanz literarischer Werke muss nicht in einer eindeutigen moralischen Einstellung bestehen, sondern sie kann auch in
ihrem vielseitigen Bezug auf die conditio humana und ihrer Vergegenwärtigung einzelner Probleme in ihrer Vielschichtigkeit gesehen werden. Eine ethische Betrachtung der Literatur muss somit nicht automatisch zu einer Reduktion der Werke auf eine eindeutige Botschaft führen und ist auch mit einem
Pluralismus möglicher Interpretationen vereinbar.
Aus Sicht einiger Philosophen ist ein solcher Pluralismus im Ethizismus
Gauts und insbesondere im „merited response argument“ sogar angelegt. Die
Schwierigkeit für den Ethizisten besteht darin festzulegen, unter welchen Bedingungen ein literarisches Werk eine bestimmte Reaktion „verdient“. Während der Ethizist diese Bedingungen untrennbar an die Moralität des Werkes
knüpft, werfen ihm Kritiker einen „moralistischen Fehlschluss“ vor.4 Ob eine
Person in einer Tragödie Mitleid oder die Pointen einer Komödie Heiterkeit
und Gelächter „verdienten“, hänge nicht von der Moralität dieser Reaktionen
ab, sondern davon, ob die Person tatsächlich bemitleidenswert bzw. die Pointen tatsächlich komisch seien. Analog sei ja auch etwa die Frage, ob jemand
beneidenswert und Neid dementsprechend angemessen ist, unabhängig davon,
ob wir Neid moralisch verurteilen. Auf die Moralität des Mitleids bzw. der
Heiterkeit und des Gelächters zu verweisen heiße daher, einen „Grund von der
falschen Art“ anzuführen. So verstanden ist nicht nur der ästhetische Wert von
der ethischen Beurteilung entkoppelt: es wird auch die Möglichkeit eines Pluralismus angemessener („verdienter“) Reaktionen auf ein literarisches Werk
eröffnet, die durchaus in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen können: Heiterkeit und Gelächter angesichts bösartiger und grausamer Witze sind
angemessen, insofern diese Witze tatsächlich komisch sind. Zugleich mag uns
das Lachen im Halse stecken bleiben – und mag genau in der nichtpropositionalen Darstellung solcher Komplexität menschlichen Verhaltens zur Welt ästhetisch-ethischer Wert bestehen.
Das Verhältnis von Ethik und Ästhetik in nichtpropositionalem Sinne aufzufassen schlägt Gottfried Gabriel vor. Er hatte schon in früheren Arbeiten jene nicht propositionsförmigen Erkenntnisformen, die gerade die Literatur bereitstellt, in den Fokus seiner Überlegungen gerückt (1975, S. 107ff.) und
widmete sich in der Folge dem Verhältnis von Logik und Rhetorik als kognitiven Formen wissenschaftlicher bzw. ästhetischer Weltauffassung (1991,
1997). Die Frage nach einer ethischen Dimension von Literatur diskutiert er
3
4
Vgl. etwa Jonathan Culler (2002, S. 44-53), der in seiner Einführung als eines von fünf wesentlichen Merkmalen von Literatur, die in verschiedenen Literaturtheorien angeführt werden,
die Mehrfachcodierung literarischer Sprache nennt.
Vgl. Daniel Jacobsons Rezension (Jacobson 2008); vgl. auch D’Arms / Jacobson (2000).
EINLEITUNG
11
hier insofern im Lichte der allgemeineren Frage nach ihren spezifischen Erkenntnispotentialen.
Eine ähnliche Vorstellung, dass nämlich das Spezifikum des Ästhetischen
in einem allgemeinen und von partikularen Zwecken freien Verweis auf die
anthropologische Konstitution des Menschen liege, findet sich auch in der
Auffassung des Prager Strukturalisten Jan Mukařovský, auf die Irina Wutsdorff in ihrem Beitrag eingeht. Eine ethische Dimension literarischer Werke
wäre diesem Modell folgend nicht in einer in ihnen vertretenen eindeutigen
moralischen Position zu finden, sondern eher in der Vielschichtigkeit, die sie
als ästhetisches Gebilde auszeichnet.
Ein Punkt, in dem die neue Moralismusdebatte stark von einigen in den Literaturwissenschaften weithin geteilten Annahmen abweicht, ist die Rolle des
Autors. Entgegen dem von Roland Barthes deklarierten „Tod des Autors“5, der
für die Literaturinterpretation in der Folge kaum noch eine Rolle spielen sollte, wird die Kategorie des Autors in der neuen Moralismusdebatte wieder aufgewertet. Deren Vertreter knüpfen dabei an das von Wayne C. Booth vertretene Konzept des impliziten Autors6 an. Denn dieses gründet nach Booth keineswegs allein auf der narratologischen Notwendigkeit, zwischen den Intentionen des realen Autors und den im Text aktualisierten Intentionen zu unterscheiden,7 sondern auch auf der Überzeugung, dass alle Erzählliteratur die
Perspektive eines impliziten Autors darüber enthält, wie wir leben sollen und
welche Werte wir akzeptieren sollen.8 Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Instanzen auf Autor-, aber auch auf Leserseite war für Booth wichtig, um die unterschiedlichen Formen verantwortlicher Reaktion auf den unterschiedlichen Ebenen zu charakterisieren. Booth spricht in diesem doppelten
Sinne von „author’s and reader’s responsibilities“ (vgl. Booth 2005c) und
schreibt insofern beiden Seiten eine ethische Dimension zu. Berys Gaut verschärft Booths Eintreten für die Fruchtbarkeit der Kategorie des Autors sogar
5
6
7
8
Barthesʼ folgenreicher Aufsatz erschien 1968 unter dem Titel „La mort de lʼauteur“. Eine
deutsche Übersetzung und kommentierende Einleitung findet sich bei Jannidis u.a. (2000, S.
181-184 bzw. 185-193).
Das Konzept des implied author hatte Booth in seinem Buch The Rhetoric of Fiction (1961;
dt.: Die Rhetorik der Erzählkunst, Heidelberg 1974) entwickelt. Zur Rezeption im deutschsprachigen literaturwissenschaftlichen Kontext vgl. die Einleitung sowie die Präsentation seines Konzepts „Der implizite Autor“ in dem Reader Texte zur Theorie der Autorschaft (Jannidis u.a. 2000, S. 138-141 bzw. S. 142-152).
Zur Diskussion um die Autorintention schreibt Booth: „The most important of these distinctions, obscured by all of those who have declared the author and his or her intentions dead, is
between flesh-and-blood author, whose intentions, whether or not recorded outside the work,
are only loosely relevant to one’s own reading of the work, and the actualized text’s intention:
what one can infer from the collection of choices that every work worth bothering about reveals.“ (Booth 2005b, S. 28)
So die dem Aufsatz vorangestellte Zusammenfassung: „He [Booth] insists that, while ethical
criticism will never be simple, it is unavoidable because all stories contain the implied author’s perspective as to how we should live and what values we should accept.“ (Booth
2005b, S. 23)
12
WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
noch dahingehend, dass er dafür argumentiert, in letzter Instanz fielen impliziter und manifester Autor zusammen, wobei letzterer nichts anderes sei als eine
Manifestation des realen Autors (Gaut 2007, S. 72).9
Wie bereits das Beispiel Booth zeigt, wäre es also zu stark vereinfachend,
im Hinblick auf die Diskussionen um das Verhältnis von Ethik und Ästhetik
eine Trennlinie zwischen analytischer, angloamerikanisch geprägter Philosophie auf der einen Seite und einer in vorwiegend kontinentaleuropäischen
Traditionen und Methodendiskussionen verankerten Literaturwissenschaft auf
der anderen Seite zu ziehen. Vielmehr lassen sich immer wieder Kreuzungspunkte der Debatten erkennen.
Von Seiten der Moralphilosophie hatte die Amerikanerin Martha Nussbaum
bereits 1990 für eine Berücksichtigung literarischer Texte plädiert und zwar
gerade wegen der Differenziertheit, die diese im Umgang mit konkreten ethischen Fragestellungen zeigen, indem sie ihren Lesern die ganze Bandbreite
von Aspekten und gegebenenfalls auch die Dilemmata vor Augen führen, vor
die Menschen bei Handlungsentscheidungen gestellt sind. Hierin hatte sie eine
kognitive Dimension der Literatur erkannt, weshalb ihr Buch den programmatischen Titel Love’s Knowledge trägt.
Der Literaturwissenschaft warf Nussbaum (2005) nun allerdings vor, die
ethische Dimension von historischen wie gegenwärtigen philosophischen
Entwürfen, deren epistemologische Seite durchaus zur Kenntnis genommen
werde, zumeist zu vernachlässigen,10 und beklagte eine Abwesenheit ethischer
Fragestellungen in literaturwissenschaftlicher Theoriebildung,11 wobei sie Derridas Analyse von Nietzsches Stil als Beispiel nannte – womit sie allerdings
auf die mittlerweile schon historisch gewordene Position der Postmoderne zurück griff. Für Nussbaum begründet sich ein kognitives Interesse an Literatur
durch jene Möglichkeitswelten, die Literatur entwirft. Die Reflexion literarischer Texte könne das Selbstverständnis ethischer Theorie durch die in ihnen
zum Ausdruck gebrachte Vielfalt an Konzeptionen der verschiedensten As9
10
11
Diese Argumentation ist für die Literaturwissenschaft äußerst provokativ. Obwohl hier sicherlich ein wichtiges theoretisches Problem liegt, muss darin aber kein unüberwindliches
Hindernis für einen disziplinübergreifenden Austausch im Hinblick auf die neue Moralismusdebatte bestehen. Vielmehr könnte die Rolle des Autors im Kontext des neuen Moralismus ein Grund dafür sein, einen neuen Blick auf eine literaturwissenschaftlich lange Zeit wenig hinterfragte Auffassung zu werfen. Andererseits wäre es sicherlich angebracht, zu prüfen,
inwiefern die Annahme eines impliziten oder manifesten Autors tatsächlich wesentlich für
den neuen Moralismus ist. Möglicherweise könnte sich eine moralische Einstellung auch aus
der Gesamtbedeutung des Werks ergeben, ohne auf die Autorintention oder einen impliziten
Autor zu rekurrieren.
„These writers about ethics are not studied in literary theory programs, as their epistemological and metaphysical companions are; those among them (past and present) who write on
both ethics and epistemology are studied one-sidedly.“ (Nussbaum 2005, S. 101)
„The sense that we are social beings puzzling out, in times of great moral difficulty, what
might be, for us, the best way to live – this sense of practical importance, which animates
contemporary ethical theory and has always animated much of great literature, is absent from
the writings of many of our leading literary theorists.“ (Nussbaum 2005, S. 101)
EINLEITUNG
13
pekte menschlichen ethischen Lebens bereichern, die der Komplexität des Lebens in einer besonders angemessenen Form gerecht werde.12 In der bisherigen
literaturwissenschaftlichen Praxis macht Nussbaum einen Gegensatz zwischen
dem Interesse an der Form auf der einen Seite und der Frage nach einem
„praktischen Lebenssinn“, der in literarischen Werken zum Ausdruck gebracht
wird, auf der anderen Seite aus (vgl. 2005, S. 102).13 Wenn Nussbaum in ihrem Plädoyer für eine an ethischen Fragestellungen orientierte Literaturtheorie
eine Sensibilität für die Struktur der Werke fordert, dann lässt sich hieraus allerdings nicht nur eine Ablehnung einer rein an formalen Fragen interessierten
Literaturwissenschaft ablesen, sondern genauso eine Ablehnung einer Lektürepraxis, die literarische Werke allzu schnell und ohne Berücksichtigung ihrer poetologischen Struktur auf propositionale Aussagen reduziert:
These alternatives [of conceptions of human ethical life] could be described and
investigated by the ethical theorist; sometimes they are. But this too often results
in a criticism that simply mines the work for a set of propositional claims – rather than what I am calling for, an investigation of that which is expressed and
“claimed” by the shape of the sentences themselves, by images and cadences and
pauses themselves, by the forms of the traditional genres, by narrativity, themselves. It seems unlikely that this richer ethical task can be carried out by someone who is not in the habit of attending to these things. (Nussbaum 2005, S. 104)
Ebenfalls aus dem amerikanischen Kontext entstammt ein weiterer, nun aber
literaturwissenschaftlicher Ansatz, der allerdings nicht wie bei Booth und
Nussbaum im Widerspruch zu Konzepten der Postmoderne und des Dekonstruktivismus entwickelt wurde, sondern im Gegenteil explizit an Paul de
Mans Lektürepraktiken anknüpft. Es geht um die von J. Hillis Miller angestellten Überlegungen zu einer Ethik des Lesens (The Ethics of Reading,
1987). Durchaus ähnlich wie Nussbaum geht er von praktischen Implikationen
der Lektüre literarischer Texte für unser moralisches, soziales und politisches
Leben aus, betont dabei aber die Notwendigkeit rhetorischer Analyse,14 die
12
„[L]iterary theory can improve the self-understanding of ethical theory by confronting it with
a distinctive conception or conceptions of various aspects of human ethical life, realized in a
form that is the most appropriate one for their expression. Insofar as great literature has
moved and engaged the hearts and minds of its readers, it has established already its claim to
be taken seriously when we work through the alternative conceptions.“ (Nussbaum 2005, S.
104)
13
Diese Oppositionsbildung quasi zwischen Form und Inhalt erschient zumindest für SlavistInnen befremdlich, ist doch die Überwindung dieses Gegensatzdenkens bereits im russischen
Formalismus mindestens angelegt und spätestens im Prager Strukturalismus, für den die Form
immer auch einen semantischen Wert hat, explizit überwunden.
14
„[T]he rhetorical study of literature has crucial practical implications for our moral, social, and
political lives. I have said that there is a special appropriateness of narrative examples for an
investigation of the ethics of reading, but the reasons for this must not be misunderstood. It is
not because stories contain the thematic dramatization of ethical situations, choices, and
judgments that they are especially appropriate for my topic, but for a reverse reason, that is,
because ethics itself has a peculiar relation to that form of language we call narrative. The
14
WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
sich auf die Verschränkung von Narration und Ethik zu richten habe, denn:
„Without storytelling there is no theory of ethics.“ (Miller 1987, S. 3) Deshalb
geht es ihm auch nicht wie Booth um die Reaktionen des Lesers auf die im
Text dargebotenen (moralischen) Positionen, sondern um eine grundsätzliche
ethische Dimension des Umgangs mit Sprache als menschlicher Äußerungsform.15 Jenes Moment, das Lektüre für Miller zu einem ethischen Fall per se
macht, ist die ihr inhärente Ambivalenz zwischen der Notwendigkeit einer
vom Text nahegelegten Antwort und der Freiheit, die eigene, dann aber zu
verantwortende Antwort zu finden:
By „the ethics of reading“ […] I mean the aspect of the act of reading in which
there is a response to the text that is both necessitated, in the sense that it is a response to an irresistible demand, and free, in the sense that I must take responsibility for my response and for the further effects, „interpersonal“, institutional,
social, political, or historical, of my act of reading […]. (Miller 1987, S. 43)
Ganz in der Tradition der Dekonstruktion bleibt Lektüre dabei auch in der ihr
inhärenten ethischen Dimension für Miller stets auf Sprache verwiesen.16 Die
ethische Dimension des Lesens besteht für ihn in dem Verweis auf die im Sinne Paul de Mans als rhetorisch aufgefasste conditio humana, die sich letztlich
immer wieder in der Unlesbarkeit jedes Textes zeige.
Während Miller eine in Praktiken der Dekonstruktion verankerte Ethik des
Lesens entwirft, steht in den angloamerikanischen Diskussionen um einen
ethischen Kritizismus (ethical criticism) die These im Vordergrund, dass auch
ethische Aspekte einen legitimen Teil der Literaturbewertung darstellen. In
der Tradition des literary criticism beinhaltet diese Herangehensweise an die
Literatur klar einen bewertenden Aspekt. Einen Überblick über diese Ansätze
gibt insbesondere der Reader Ethics, Literature, Theory (George 2005). Im
Vorwort konstatiert Wayne C. Booth, der als Hauptvertreter ethischer Literaturkritik gelten kann,17 dass es seit den 1990er Jahren ein explosionsartiges Interesse an Fragen zu den ethischen Effekten des Lesens von Literatur gegeben
habe („an explosion of interest in questions about the ethical effects of reading
literature“, Booth 2005a, S. XI).
15
16
17
thematic dramatizations of ethical topics in narratives are the oblique allegorization of this
linguistic necessity.“ (Miller 1987, S. 3)
„That [the ethical] moment is not a matter of response to a thematic content asserting this or
that idea about morality. It is a much more fundamental ‚I must‘ responding to the language
of literature in itself […].“ (Miller 1987, S. 9f.)
„It is impossible to get outside the limits of language by means of language. […] To live is to
read, or rather to commit again and again the failure to read which is the human lot. […] Such
is the rigor of Paul de Man’s affirmation of an ethics of reading. It imposes on the reader the
,impossible‘ task of reading unreadability, but that does not by any means mean that reading,
even ‚good‘ reading, cannot take place and does not have a necessary ethical dimension.“
(Miller 1987, S. 59)
Der Herausgeber des Bandes, Stephen K. George, bezeichnet ihn in seiner Vorbemerkung als
„the leading figure of contemporary ethical criticism“ (S. XIII).
EINLEITUNG
15
Noch deutlicher als bei Booth ist bei Marshall Gregorys (2005, 2010) Eintreten für einen ethischen Ansatz eine Frontstellung gegen solche Ansätze zu
erkennen, die er pauschal als postmodern bezeichnet. Diese, so seine Kritik,
gingen zwar von einer grundsätzlichen Relativierung aller Werte aus,18 legten
in ihrer akademischen Praxis auf eine unreflektierte Weise dann aber sehr
wohl ethische Maßstäbe an, indem sie beispielsweise mit Argumenten aus der
postkolonialen oder feministischen Debatte arbeiteten.19
Gregorys eigenes Interesse gilt den Einflüssen, die die Lektüre literarischer
Texte auf die Herausbildung unseres moralischen Charakters hat, der beständig im Werden begriffen sei („To the ethical critic, moral character is always
in formation, never fixed.“, Gregory 2005, S. 54). Indem Erzählungen uns in
Welten entführen, die nicht unsere eigenen sind, und uns damit helfen, die
Grenzen unseres realen Lebens im Hier und Jetzt zu überschreiten, leisten sie
für Gregory eine Beitrag zu jener Distanznahme zwischen dem, was wir sind,
und dem, was wir werden könnten, der für die Weiterentwicklung unseres moralischen Charakters entscheidend ist.20 Genau diese Zielrichtung, Veränderungen im realen Handeln zu bewirken, die sein Verständnis von ethischer
Kritik impliziert, betonte Gregory auch noch einmal in einem Artikel für das
Journal of Literary Theory, in dem er seinen Ansatz vorstellte:
The ethical critic who can show how this or that work of literary art mayexert an
ethical influence on its readers does a real service to those of us who want to
know not only why works of literary art are interesting, but why they might be
important. What’s at stake for human beings in ethical criticism is a better, clearer understanding of the ethotic influences that help us eventually become the
persons that we turn out to be. (Gregory 2010, S. 298)
18
19
20
In der dem Aufsatz vorangestellten Zusammenfassung heißt es: „[…] current postmodern
theory cannot avoid the ,ethical‘ merely by renaming it the ,political‘ or ,rhetorical‘. Attempts
to use ,postmodern perspectivism‘ (all perspectives are logically legitimate), ,epistemological
relativism‘ (all ways of knowing are equally valid), or ,emotivism‘ (all moral judgments are
mere preferences) belie the fact that postmoderns themselves live as if certain values – being
kind to children, not cheating on tests – are more than just relative to one’s particular circumstance.“ (Gregory 2005, S. 37)
Für Gregory diskreditieren sich diese Ansätze auch in anderen Hinsichten. So führt er das
Wiedererstarken des ethischen Kritizismus u.a. auf einen Verlust der Glaubwürdigkeit an
Paul de Man zurück, nachdem sich herausgestellt hatte, dass dieser während der Besatzungszeit in Belgien kollaborationistische Artikel in einer Nazi-Zeitung publiziert hatte. Den zweiten Grund für das Erstarken des ethischen Kritizismus sieht Gregory in jenen neuen philosophischen Ansätzen, z.B. von Booth und Nussbaum, die sich auf einem neuen Reflexionsniveau mit dem Zusammenhang von Ethik und Ästhetik beschäftigen. Schließlich wirft er der
„Postmoderne“ vor, nach den Anschlägen vom 11. September 2001 oberflächlich und schal
zu wirken.
„Into the space created by the distance between what we now are and what we may yet become, fiction, (along with a great many other forces) finds room to exert its influence. The
ethical critic is the taxonomist who eagerly categorizes the forms and kinds of that influence
as well as analyzes the mechanisms by which it does work.“ (Gregory 2005, S. 55)
16
WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
Betrachtet man nun allerdings die Stellungnahmen der deutschsprachigen Literaturwissenschaft, so verstärkt sich doch der Eindruck, dass die Diskussionen um den Stellenwert, der ethischen Wertungen im Umgang mit literarischen Werken zukommen sollte, diesseits und jenseits des Atlantiks in sehr
unterschiedlichen Bahnen verlaufen. Beispielhaft seien Mathias Mayers
grundsätzliche Erwägungen zu einer Standortbestimmung hinsichtlich des
Verhältnisses von „Literaturwissenschaft und Ethik“ genannt. In dem Text,
der in der Reihe Theorien der Literatur. Grundlagen und Perspektiven (2005)
erschien, geht er bezeichnenderweise weder auf den ethical criticism noch auf
die damals beginnende neue Moralismusdebatte ein. Vielmehr schließt er an
Hillis Miller, aber auch an Ricœurs Überlegungen zum Entwurfcharakter narrativer Identität21 an und hält eine Berührung zwischen Ethik und Literatur
dann für fruchtbar, wenn es um eine der Sprache selbst unvermeidbare Narrativität gehe. Außerdem verweist er auf jene Befremdlichkeit, die sich in der
Begegnung mit jedem Text zunächst einstellt und die diesen zur „Vertretung
des anderen, eine[r] Manifestation der Alterität und daher Teil einer ethisch
relevanten Auseinandersetzung mit dem Fremden“ (Mayer 2005, S. 11) werden lasse. Daraus leitet Mayer die Forderung an eine im ethischen Sinne „gute“ Literatur nach Widerständigkeit ab, die sie einer allzu raschen Nivellierung
in der Lektüre entgegen setzen sollte, aber auch an die Literaturwissenschaft,
solcherart anspruchsvolle Literatur nicht auf moralisch bequeme Aussagen hin
zu trivialisieren.22
Explizite Reaktionen von Seiten deutscher Literaturwissenschaftler auf das
Konzept des ethical criticism gab es im Journal for Literary Theory, nachdem
Gregory (2010) diesen Ansatz dort vorgestellt hatte: Während Norbert Groeben (2011) zwar Gregorys Kritik an postmodernen relativistischen Ansätzen
durchaus nachvollziehen kann, warnt er doch unter der Losung „Less would
be more!“ vor einer Übergeneralisierung des Anspruchs ethischer Kritik. Michael Titzmann (2011) wirft in seiner deutlich schärferen Kritik Gregory eine
mangelnde Unterscheidung zwischen ästhetischen und ethischen Momenten literarischer Texte vor. Denn auch Texte, die ein Werte- und Normensystem
vertreten, das uns heutzutage äußerst fremd ist und möglicherweise sogar verurteilenswert erscheint, könnten in ästhetischer Hinsicht qualitativ hochwertig
sein. Titzmann klagt vor allem ein, den jeweiligen Kontext zu berücksichtigen,
21
22
Mayer (2005, S, 9, Fn. 24) verweist hier auf Paul Ricœur: Das Selbst als ein Anderer, München 1996, darin besonders die sechste Abhandlung: „Das Selbst und die narrative Identität“,
S. 173-206.
Seine Schlussthese lautet: „Das im Sinne der Ethik, weniger der Moral, ,Gute‘ an der Literatur ist ihre Infragestellung des eigenen Standortes. Ihre Andersartigkeit gegenüber der Wirklichkeit nutzt sie, um dem anderen, dem Nicht-Eigenen, dem Unwirklichen und Fremden zum
Ausdruck zu verhelfen. Schlechte Literatur wäre demnach die, die die Kraft zu ihrer Infragestellung verloren hat, schlecht auch die Literaturwissenschaft, die sogar anspruchsvolle Literatur ins triviale, moralisch Bequeme reduziert. Daraus ergeben sich Konsequenzen für die
wissenschaftliche, die didaktische und die gesellschaftliche Legitimation.“ (Mayer 2005, S.
19f.)
EINLEITUNG
17
in dem literarische Texte entstanden sind, den Wertehorizont, vor dem sie ihr
eigenes Wertesystem entfalten. Andernfalls, wenn z.B. der Maßstab universeller Menschenrechte rückwirkend auf Texte aller Epochen angewandt wird,
agiere man schlicht ahistorisch, so sein Vorwurf.23
Diesen Vorwurf seitens einer literaturwissenschaftlichen Tradition, die es
gewohnt ist, ihre Gegenstände historisch zu kontextualisieren, würden die
Vertreter der neuen Moralismusdebatte allerdings kaum gelten lassen. Zwar
sind viele von ihnen tendenziell vom moralischen Universalismus überzeugt,
der von der Allgemeingültigkeit moralischer Werte ausgeht. Viele Positionen
der neuen Moralismusdebatte sind jedoch gleichermaßen mit einem moralischen Relativismus vereinbar, der die Abhängigkeit moralischer Werte von
bestimmten Kulturen und Epochen annimmt. Einzig für einen moralischen
Skeptizismus wäre die Debatte irrelevant, da dieser davon ausgeht, dass es in
moralischen Fragen überhaupt kein Richtig oder Falsch gibt, sondern das
Prinzip „anything goes“ gilt.
Eine Besonderheit der russischen Literatur, die hier als Beispiel für eine Explikation des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik gewählt wurde, liegt darin,
dass sie selbst exponierter Schauplatz der Verhandlung dieses Verhältnisses
ist, denn innerhalb der russischen Kultur v.a. des 19. Jahrhunderts wird der Literatur immer wieder ein Sonderstatus zugeschrieben. Da die russische Philosophie sich – auch aus institutionellen und machtpolitischen Gründen – über
einen langen Zeitraum hinweg nicht als eigenständige Disziplin verankern
konnte, schrieb sie sich in andere Diskurse ein, und zwar vornehmlich in die
Literatur. So verhandeln literarische Texte häufig geschichts- und religionsphilosophische Fragen und präsentieren Entwürfe zum Sein des Menschen,
immer wieder auch speziell des russischen Menschen – in der Welt, in seinem
Verhältnis zu Gott sowie, abgeleitet vom jeweiligen Menschenbild, zur besten
Organisationsform der Gesellschaft bzw. Gemeinschaft und oft auch zu einer
besonderen geschichtlichen oder gar heilsgeschichtlichen Rolle Russlands.
Dieses Philosophieren im Modus der Literatur ist also insbesondere auf Berei23
„And that brings us to the question of whether it is acceptable to evaluate texts according to
norms that were not those of the time, or only according to ones that already existed at the
time. It is obvious that the latter is easier to legitimize than the former, but this does not mean
that the former is not permissible. I will stop here and leave the decision to the reader. But I
maintain that my problems have not been discussed properly by Gregory or Rabinowitz [„On
Teaching The Story of O. Lateral Ethics and the Conditions of Reading“, JLT 4/1 (2010), S.
157 – 166]. It is, incidentally, significant that both of them refer only to individual texts when
seeking to elucidate their ›ethical‹ problems, never to relevant problems involving whole corpuses or periods: both of them behave as though texts did not have a literary, intellectual, cultural context – they behave as though there were no history in which texts are located, as
though there were no (dominant or minority) ›cultural knowledge‹ apart from their own, in relation to which they, whether they mean to or not, adopt a particular position. I do not mean
to insinuate something that may not be the case, but they do appear, at least, to be behaving as
though texts were quantities outside of history whose contexts – in which and for which they
are produced – are quantities that can be neglected.“ (Titzmann 2012, S. 283)
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WUTSDORFF, MISSELHORN, SCHAHADAT, DÖRING
che orientiert, die im westlichen System der praktischen Philosophie zugeschlagen werden, und berührt häufig explizit oder implizit ethische Fragen.
Aus der engen Verbindung, in die Text und Welt dabei zueinander gebracht
werden, ist es sogar möglich, dass literarische Figuren für historische Ereignisse verantwortlich gemacht werden. So bezeichnet Nikolaj Berdjaev
Chlestakov (aus Gogol’s Revisor), Verchovenskij (aus Dostoevskijs Besy /
Böse Geister) und Smerdjakov (aus Dostoevskijs Brat’ja Karamazovy / Brüder Karamazov) als „Geister der Revolution“, die mit dieser an die Oberfläche
geschwemmt bzw. real geworden seien (vgl. Berdjaev 1967, S. 73).
Deutlich wird dieser lebenskünstlerische Ansatz, der die Wirksamkeit von
Welt auf Text und umgekehrt impliziert und damit auch ethischen Fragen in
der Literatur viel Raum gibt, an Epochen, die ein dezidiertes Ethos vertreten.
In Russland gilt das besonders für die Epoche des Realismus, die den sogenannten „philosophischen Roman“ von, zum Beispiel, Tolstoj und Dostoevskij
hervorgebracht hat. Schamma Schahadat zeigt in ihrem Beitrag über den russischen Realismus, dass der Roman ab spätestens den 1860er Jahren der Ort
ist, an dem anthropologische und religiöse Fragen verhandelt werden. Literatur ist damit immer schon „mehr“ als nur Literatur; sie wird einerseits zum
Lehrbuch für ethisches und politisches Verhalten, andererseits zur Plattform,
auf der Dinge verhandelt werden, die in einer von Zensur und staatlichen Restriktionen in ein enges Korsett gepressten Öffentlichkeit nicht anders zum
Ausdruck gebracht werden können.
Literarischen Werken wird so im Selbstverständnis der Autoren wie auch in
der Rezeptionshaltung der Leserschaft immer wieder eine Dimension zugeschrieben, die über die ästhetische hinausgeht. Deutlich tritt dieses Phänomen
in Russland auch bei den sogenannten Philosophen-Literaten der Jahrhundertwende zutage, die sich in häufig selbst literarisierter Form auf die Klassiker der russischen Literatur als philosophische Größen beziehen: Prominentes
Beispiel ist hier Dostoevskijs Legende vom Großinquisitor aus dem Roman
Bratʼja Karamazovy, über die Leonťev, Solov’ev, Rozanov, Šestov, Bulgakov,
Berdjaev, Vjač. Ivanov, Merežkovskij, S. Frank sowie Bachtin schrieben (vgl.
Grübel 2009, zu Dostoevskij in der Auslegung der Symbolisten vgl. Akkermann 1998).
Nicht nur mit Blick auf diese Rezeptionsgeschichte bot es sich deshalb an,
Dostoevskijs Romane, und hier nicht zuletzt die Brüder Karamazov mit ihrer
Großinquisitor-Parabel als literarischen Text zu wählen, auf den die Moralismusdebatte in dem vorliegenden Band größtenteils bezogen wird. Denn gerade Dostoevskij ist ein Autor, der in seinen publizistischen Schriften immer
wieder einen hohen ethischen Maßstab formuliert hat, den er im christlichen
Glauben fundiert sah. Dennoch ist eine solche Position seinen literarischen
Werken nicht immer umstandslos abzulesen, da die Palette von Positionen, die
in ihnen von verschiedenen Figuren vertretenen werden, von tiefem, überzeugtem Glauben über massiven Zweifel bis hin zu gewissenlosem Verbrechertum
EINLEITUNG
19
reicht.24 Nicht zuletzt für Dostoevskij selbst stellte sich insofern die Frage nach
dem Verhältnis, in dem die Literatur zu Gut und Böse steht.
Dieses ambivalente Verhältnis Dostoevskijs zur Literatur, die für ihn immer
wieder im Verdacht stand, das Böse zu befördern, behandelt Nadežda Grigor’eva. Sie nimmt eine vergleichende Perspektive zum Bösen in der Ästhetik
in der russischen (Dostoevskij) und der französischen (Bataille und Blanchot)
Kultur ein. Ausgangspunkt ist dabei die Differenzierung zwischen dem Bösen
als Mangel und dem Bösen als negativem ethischen Wert, eine Unterscheidung, die sich bis ins 20. Jahrhundert aufgelöst hat, da der Mangel positiv in
eine Anthropologie eingebettet wird, die den Menschen (positiv) als Mängelwesen begreift. Bei Bataille wird eine Faszination für das Böse in der Literatur
ausgemacht – eines Bösen, das in der Nähe der Erotik steht –, die sich gar
nicht so sehr von der Konzeption des Bösen bei Dostoevskij unterscheidet:
beide Autoren sehen das Böse in Momenten der Intensität verankert.
Zu welch unterschiedlichen Auffassungen die Rezeption von Dostoevskijs
Werken gelangte, wird insbesondere an den Brüdern Karamazov deutlich. Irina Wutsdorff diskutiert in ihrem Beitrag anhand zweier einander entgegengesetzter Deutungen, wie problematisch es sein kann, eine eindeutige Einstellung zu bestimmen, die dieses Werk hervorrufen will: Lev Šestov hatte in einer – allerdings sehr vereinfachenden Lesart – die Position des Werks mit der
von dem Großinquisitor in Ivans gleichnamiger Parabel vertretenen gleichgesetzt und sie mit einem Nietzsche abgewonnenen „Anything goes“ kurzgeschlossen. Michail Bachtin dagegen sieht den Zielpunkt der von ihm bei
Dostoevskij aufgedeckten Dialogizität in der im Werk von Aleša vertretenen
Position einer Schuldigkeit aller füreinander vor Gott. Irina Wutsdorff plädiert
insofern für eine Lesart im Sinne des Prager Strukturalismus, gerade in dieser
Zwiespältigkeit die ästhetische und damit implizit auch ethische Qualität des
Werks zu sehen.
Der eingelegte Text zum Großinquisitor steht auch im Mittelpunkt der folgenden beiden Beiträge. Rainer Grübel geht zunächst dem Auseinanderfall
der Trias des Guten, Wahren und Schönen seit Hegel nach, um dann verschiedene Einwände gegen Berys Gauts These von der Notwendigkeit, dass ethischer und ästhetischer Wert miteinander korrelieren müssen, vorzubringen.
Dabei betont Grübel, dass durchaus unterschiedliche Ethiken miteinander in
Konkurrenz stehen können. Zwei verschiedene ethische Positionen, der des
Nihilisten Ivan Karamazov und der des Starez Zosima, der sich an der Bergpredigt orientiert, stehen im Zentrum von Grübels Analyse – damit zeigt er,
wie in einem Roman zwei einander ausschließende ethische Einstellungen
miteinander konkurrieren können.
Auch Dirk Uffelmann konzentriert sich auf die Parabel vom Großinquisitor,
ausgehend von der These, dass hier die Ethik von der Ästhetik überboten wird.
Christoästhetik, so Uffelmann, steht gegen die mundane Ethik des Großinqui24
Gerade an Dostoevskij hat ja Michail Bachtin seine Theorie der Dialogizität entwickelt.
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sitors, die zum Bösen verleitet. Um diese These auszuführen, geht Uffelmann
auf die narrative Verfasstheit der ethischen Reflexionen in den Brüdern Karamazov ein: auf die narrative Rahmung der Parabel, auf die narrative
Übersimplifikation, die die Ethik des Großinquisitors mit dem Bösen gleichsetzt, und auf die apophatische Ästhetik im „Großinquisitor“. Dabei erscheint
die „negative Ästhetik des Schweigens“ als wirkmächtige Antwort auf die
‚böse‘ Ethik des Großinquisitors und ist, als negative Ästhetik, der negativen
(ethischen) Anthropologie überlegen.
Wie dieser Überblick insgesamt deutlich macht, ist die neue Moralismusdebatte (und zwar sowohl die philosophische Debatte also auch die literaturwissenschaftliche Diskussion des ethical criticism) bislang in der deutschen Literaturwissenschaft noch nicht so recht angekommen. Insofern steht der Nachweis
aus, inwieweit die theoretisch präzisierten Ansätze und Fragestellungen der
Moralismusdebatte sich auch im konkreten Umgang mit literarischen Texten
bewähren. Das Ziel dieses Sammelbands ist es, die unterschiedlichen Herangehensweisen dennoch füreinander fruchtbar zu machen. Wenn auch weder alle literaturwissenschaftlichen Texte Kategorien der neuen Moralismusdebatte
aufgreifen noch alle philosophischen Texte sich auf Dostojevskij beziehen,
haben die Beiträge der beiden Disziplinen doch den Charakter von Scheinwerfern, die jeweils ein neues Licht aufeinander werfen. Auf diese Art und Weise
soll das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Diskussionskontexte und
Traditionen neue Perspektiven auf die Frage des Zusammenhangs von Ethik
und Ästhetik an der Schnittstelle von Philosophie und Literaturwissenschaft
eröffnen.
Der Sammelband geht auf eine Tagung im Rahmen des Projekts „Philosophie als Literatur, Philosophie über Literatur, Philosophie in Literatur. Zur Interaktion zwischen Literatur und Philosophie in der russischen Kultur“ zurück,
das von 2009 bis 2012 gefördert wurde. Unser Dank geht an die DFG für die
Finanzierung des Projekts, der Tagung und der Publikation, er geht an Dr. Andreas Knop vom Fink Verlag, der das Buch betreut hat, und er geht natürlich
an all jene Kolleginnen und Kollegen aus der Philosophie und der Literaturwissenschaft, deren Beiträge hier versammelt sind. Für die redaktionellen Arbeiten danken wir vor allem Anja Jähde, Sebastian Kornmesser, Valentin Peschanskyi, Eduard Voll, außerdem Martin Maga und Tobias Störzinger sowie
Bahadir Eker.
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EINLEITUNG
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