platten - bureauexport Berlin

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sclcktor
Meditations-Bewegung. Da saßen also
der Maharishi und seine Gefolgschaft in
ihrem goldenen Meditationsdom, während draußen die Gangs und Dealer ihr
Unwesen trieben. Cooper, Tong und Peel
entwerfen in zwölf Songs die Geschichte
der Stadt. Nicht anhand großer Theorien,
sondern schön nah an den Leuten erzählt, die mit ganz verschiedenen Träumen nach Skelmersdale zogen.
**** •^^•••^M Andre Boße
PLATTEN
M83
JUNK
Naive/Indigo (VÖ: 8 . 4 . )
Future Spoce Pop von vorgestern in den man aber auch morgen noch
harmonika-Solo, für das Stevie Wonder
allerdings keine Zeit hatte („Sunday
Night 1987"), folgt Beck Hansen als melancholischer New-Wave-Popper („Time
Wind"), folgt die rund drei Jahrzehnte
zu späte Empfehlung von Susanne Sundf0r als Duettpartnerin für Barry Gibb
oder Kenny Rogers („For The Kids").
Das ist manchmal kitschig und käsig,
tappt aber eben auch mit überzeugender
rotwangiger Aufgeregtheit, die den Romantiker Gonzalez bei aller Cleverness
auszeichnet, in all die entsprechenden
Fallen - anders als zum Beispiel die zwei
stahlharten Profis von Daft Punk.
Oliver Götz
kraftvoll reinbeißen möchte.
Schlimm geht's los. Mit einem offenbar von Gilbert O'Sullivan gespielten
Ich-probier's-jetzt-auch-mal-mitHouse-Piano, zu dem einem was vorgesäuselt wird von einem „sound" eines
„new tomorrow", dem man „listen"
möge. Zum Refrain von „Do It, Try 1t"
bratzt dann so ein multigefilterter EDMSynthesizer herein, der nichts anderes
duldet als alle Hände in der Luft. Der Fall
scheint klar: Nachdem Anthony Gonzalez alias M8j sich 2011 mit dem Vorgänger-Doppelwhopper HURRY UP, WE'RE
DREAMING zwar etwas verhoben, aber
trotzdem die Top 20 der US-Charts erobert hatte, will er nun ganz nach oben. In
den Hitlisten und in der größten Schrift
auf die Plakate der unter jettenden
Twens beliebtesten Festival-Hotspots.
Wobei einen dieser seltsame Slap-Bass
schon ein wenig stutzig macht. Und das
Saxofon, das sich im folgenden „Go!"
gleich zu Beginn in den Kulissen dieses
Ewigkeits-Chors (siehe/höre „I'm Not In
Love" von locc) eins trätet wie einst beim
schnöden Spandau Ballet. Plastikbläser
obendrauf im Refrain, feuchtfunky
Licks, und in der Bridge wichst als groteske Hyperklimax eine offensichtlich
mit Massageöl eingeschmierte Stromgitarre drauflos, als hätte es Grunge nie gegeben. An den Flitzefingern hinten dran
hängt: der komplette Rest von Steve Vai!
Schockschwerenot. Die Wahrheit über
JUNK lautet: Herr Gonzalez verhebt sich
auf seinem siebten Album erst so richtig.
Und das macht großen Spaß. JUNK unterhält als Meta-Pop-Produkt, das den
Spacepop, Softrock und Blue-Eyed-Soul
ab Mitte der joer bis etwa kurz vor der
breiten Einführung der Sampletechnik formvollendet und soundtechnisch
eindrucksvoll aufarbeitet. Auf FrenchTalk-Disco-Erotica („Bibi The Dog")
folgt Phillysound-Intermezzo („Moon
Crystal") folgt ein Stevie-Wonder-Mund-
THE MAGNETIC NORTH
PROSPECT OF SKELMERSDALE
Füll Time Hobby/Rough Trade
(VÖ: 18.3. )
Schwelgerischer Folkpop-Soundtrack
für eine sonderbare Stadt
Auf ihrem ersten Album entführten The
Magnetic North die Hörer auf die Orkneys, einen Archipel vor der Nordküste Schottlands. Sänger Erland Cooper
ist hier aufgewachsen, er brachte dem
Damon-Albarn-Buddy Simon Tong sowie
der nordirischen Sängerin und Songwriterin Hannah Peel den rauen Charme der
Inselgruppe näher und komponierte die
MEXRRISSEY
NO MANCHESTER
Morrissey, Mexiko-Rock und Mariachis. Mehr als nur ein Gag.
„No Manchester?", fragt der zu Scherzen
auflegte Mexikaner, wenn er denkt, man
wolle ihn verarschen. Hoffentlich lesen
das The BossHoss nicht, sonst kommen
die direkt mit ihrem Abba-Tribute „Alter
Schwede" um die Ecke. Für das Projekt
NO MANCHESTER hat sich eine große
Runde mexikanischer Pop-, Rock- und
Folkmusiker zusammengetan, um einigen der großen Morrissey-Songs den
Sombrero aufzusetzen. Die Idee ist so
abstrus nicht: Mexikaner lieben Morrissey, Morrissey liebt die Mexikaner
- auch wenn er sie flehentlich bittet, weniger Fleisch zu essen. Ein Lied namens
„Mexico" gibt es ja auch, eine selten gehörte B-Seite. Die kann man hier natürlich hören, dazu übersetzte Versionen
von „Suedehead" und „Everyday Is Like
Sunday", „First OfThe Gang To Die" und
„The Last OfThe Famous International
Playboys". Sieben Songs und fünf LiveZugaben - die Laune ist prächtig, aber
NO MANCHESTER ist kein Quatsch: Wie
auch die tollen deutschen Ukulele-Adaptionen des Augsburgers Perrecy verbietet
die Ehrfurcht jede Albernheit.
**** MMHiMHHM Andre Bofle
CD im ME S.
3
MOGWAI
ATOMIC O.S.T.
Rock Action/PIAS/Rough Trade
(VÖ: 1. 4. )
SYMPHONY OF THE MAGNETIC NORTH,
ein poetisches und orchestrales IndiePop-Meisterwerk. Nach einer Platte mit
seiner anderen Band Erland & The Carnival trommelte der historisch interessierte Cooper sein Geografen-Kollektiv
wieder zusammen, Blickrichtung dieses
Mal: Skelmersdale in West Lancashire,
40000 Einwohner, in die Zange genommen von Liverpool und Manchester. Und
die Stadt hat einiges hinter sich: 1961
konzipierte man Skelmersdale als „New
Town", um dort neue Wohnungen für
die übervölkerte Merseyside zu bauen.
Mit den späten 7oer-Jahren taumelte
die Stadt in die Arbeitslosigkeit. Dann
das Kontrastprogramm: Anfang der
8oer installierte man in der Trabantenstadt das Zentrum der Transzendalen-
Stilrichtungen. Auf seinem letzten Studioalbum SPIRITUALS und der folgenden
Remixsammlung kamen diese Einflüsse
schwer dechiffrierbar zusammen, auf
dem Titelstück der neuen Platte BATAGUR BASKA führt der Berliner uns jetzt
erst einmal in seine Welt der Bricolage
ein. Ein rhythmisches Kratzen und ein
Basslauf mit nur wenigen Tönen bilden den Rohbau, aus dem eine Architektur wächst. Die gesampelte Stimme
des kambodschanischen Sängers Prak
Chum dreht sich an diagonalen Verstrebungen entlang, das Schlagzeug scheint
aus einem anderen Haus zu stammen.
Wo nichts so recht zusammenzupassen
scheint, beginnt die Kunst des Guido
Möbius. Er generiert aus disparaten
Klangteilchen faszinierende Soundinstallationen. „Nach Draussen" heißt der
zweite Titel auf BATAGUR BASKA, und er
beginnt wie ein Techno-Track, nur um
sich zwischenzeitlich in einem Echopark
der Gesänge zu verlieren. Beim finalen
„Call The Police Now" entsteht ein Klangbild aus der Tradition der Congotroniker
Konono No.i. Das Prinzip des Verwebens
von Stimmen, von Knirsch-QuietschRatter-und Schmirgel-Geräuschen und
loopartig eingespielten Sounds aus dem
Pop- und Elektro-Kanon, aus Folk und
E-Musik (Flöte, Cello, Vibrafon) dienl
Möbius als roter Faden über die Strecke
des kompletten Albums. Mal entsteher
dabei Momente paralysierender Harmonie, andernorts bleibt die Struktur loch
rig, aber aus den Ritzen der Musik dring
ein unüberhörbarer Spaß am Neutönen
Diese Musik kurvt durch Raum unc
Zeit, unangekündigt und unausrechen
bar, aber immer in eine herausfordernd(
Form gebracht. Hier findet Fremdes mi
Vertrautem einen gemeinsamen Puls.
***** mmm^^^m Frank Sawatzk
Die Post-Rocker rücken auf diese)
Soundtrack die Keyboards ins Zentrun
GUIDO MÖBIUS
BATAGUR BASKA
Shitkatapult/Morr Music (VÖ: 1 . 4 . )
Die geniale Geröuschmusik des Berliners kurvt durch Raum und Zeit.
Guido Möbius ist nicht nur Musiker, sondern auch Musikverlegerund -promoter,
und als solcher beschäftigt er sich mit
anspruchsvollen Vertretern divergierender elektronischer wie akustischer
me.88
Die Schotten haben sich über die JaJ
re einen Ruf als veritable Soundtracl
Komponisten erarbeitet. Man denke m
an die Untermalung der Dokumentatio
„Zidane" oder an „Les Revenants", eir
französische Mystery-Serie, die Mogw;
mit gespenstischen Sounds bereiche
ten und beauftragt wurden, auch an di
zweiten Staffel mitzuwirken. Auf AT(
MIC kehrt die Band in das Doku-Gem
zurück, um einen Score für „Storyvill
Atomic - Living In Dread And Promisi
aufzunehmen. Der Film zeigt Archi
aufnahmen über das nukleare Zeitaltt
die von Hiroshima über das gef ährlicl
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