Rafzerfeld: Entlang der Badener Landstrasse entsteht ein Biotop mit 28 verschiedenen Wildrosen-Arten Viele der einst typischen Wildrosen im Rafzerfeld sind ausgestorben oder selten geworden. Die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich und der Verein «Natur vom Puur im Rafzerfeld» wollen die einheimische Wildrosenvielfalt wieder fördern und der Bevölkerung näherbringen. Entlang der Badener Landstrasse zwischen Hüntwangen und Wasterkingen haben sie in einer ersten Etappe 80 Rosensträucher gepflanzt. Seit Jahrzehnten werden im Rafzerfeld Kulturrosen produziert. Weniger bekannt ist, dass hier früher auch viele Wildrosen wuchsen. Heute kommen von den 28 einheimischen Wildrosen-Arten im Kanton Zürich noch 21 und im Rafzerfeld noch 15 vor. Viele Arten sind aber stark bedroht und nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Entlang der Badener Landstrasse soll deshalb ein sogenanntes Rosarium mit allen 28 einheimischen Wildrosen-Arten entstehen. Das kantonale Tiefbauamt hat im Zuge der Strassensanierung im vergangenen Jahr einen Wall als Trockenbiotop gestaltet. Mitarbeitende der kantonalen Fachstelle Naturschutz und Mitglieder des Vereins «Natur vom Puur im Rafzerfeld» haben nun Anfang April in einer ersten Etappe Teile des Walls mit Sträuchern von 13 verschiedenen Wildrosen-Arten sowie weiteren seltenen Gehölzen und Trockenwiesenpflanzen bepflanzt. Das Ziel ist, möglichst alle 28 einheimischen Wildrosen hier anzusiedeln. Der neu gestaltete Wall soll aber auch anderen für die Region typischen seltenen Arten als Lebensraum dienen. Dazu gehören der fast ausgestorbene Raue Alant, ein krautartige Pflanze mit gelben Blüten, oder die Schwarze Mörtelbiene. Mehr zum Thema Weshalb Wildrosen selten geworden sind Wildrosen brauchen viel Licht und ertragen nur wenig Konkurrenz durch andere Gehölze. Als Pionierpflanzen vermehren sie sich gerne auf offenen Böden, die durch Weidetritt, Bodenabtrag, Bodenverletzungen und Störstellen entstanden. Gründe für den Rückgang der Wildrosen sind vor allem das Verschwinden extensiv genutzter magerer Wiesen und Weiden, die dunkler gewordenen Wälder und das Zuwachsen der Waldränder. Zeitweise beweidete lichte Wälder waren früher ein optimaler Lebensraum. Die Raublättrige Rose beispielsweise ist im Kanton Zürich ausgestorben. Von der Kleinblütigen Rose ist noch ein Exemplar vorhanden. Die Essig-Rose, auch Französische Rose oder ApothekerRose genannt, galt als verschollen, bis in Hüntwangen noch zwei Bestände gefunden wurden. Um 1940 hatte der Rosenkenner Robert Keller aber noch an die 40 Vorkommen im Rafzerfeld beschrieben. Die Essig-Rose ist eine Besonderheit des Rafzerfeldes. In der Deutschschweiz ist sie nur hier und in angrenzenden Gebieten im Kanton Schaffhausen bekannt. Weitere Wuchsgebiete liegen erst im Südtessin und bei Genf. Die seltenen Wildrosen-Arten sollen im Rafzerfeld dank der Unterstützung der Forstdienste und der im Vernetzungsprojekt von «Natur vom Puur» engagierten Landwirte auch an Waldrändern, in Hecken und Weinbergen wieder häufiger werden. Auch kulinarisch ein Gewinn Rosen sind nicht nur als Futterpflanzen und Nistorte wichtig für Tiere, sondern sprechen auch unsere Sinne an. Die grossen, tiefroten bis rosafarbenen Blüten der Essig-Rose weisen den typischen intensiven Rosenduft auf. Sie ist deshalb eine der Stammmütter vieler Kulturrosen. Aus den Blütenblättern wird Rosenöl für Parfüm und Marzipan gewonnen. Die sich im Frühling entfaltenden Blätter der Wein-Rose duften schon in einer Entfernung von einigen Metern nach Äpfeln und Harz. Aus den Früchten der Filz- und der Wein-Rose lässt sich eine schmackhafte Konfitüre zubereiten. Deren Hagebutten sind mit kleinen Duftdrüsen besetzt, die der Konfitüren einen besonderen Geschmack verleihen. Die biologische Vielfalt hat somit auch einen kulinarischen Reiz.