Werbung folgt neu dem Film, und nicht mehr dem

Werbung
Medien
11/12
«Werbung folgt neu dem Film,
und nicht mehr dem Saal»
KINOWERBUNG WerbeWeischer, seit Jahrzehnten der führende deutsche Kinovermarkter, wird ab kommendem Jahr in Kooperation mit Cinetrade auch in der Schweiz tätig sein. Geschäftsführer Nils Schilling erklärt,
wieso es bei der Schweizer Kinowerbung noch viel Potenzial gibt, wie seine Firma den Markt modernisieren
möchte und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt.
VON SIMON WOLANIN
MK Ab kommendem Jahr entern
Sie mit WerbeWeischer den
Schweizer Kinowerbemarkt. Was
hat Sie dazu bewogen?
NILS SCHILLING Wir haben den
Markt intensiv befragt und dabei
einige Defizite entdeckt. Erstens
gibt es keine Möglichkeit, Wer­
bung auf einzelne Filme aus­
gerichtet zu buchen. Zweitens
herrscht eine Unzufriedenheit
mit der Ausstrahlungsqualität im
kunden müssen dabei nicht mehr
pauschal für Werbeschaltungen
bezahlen, sondern bekommen ei­
ne Abrechnung auf Basis der tat­
sächlichen Kinobesucher.
MK Auf was achten Sie bei
der Ausstrahlungsqualität der
Kinospots?
SCHILLING Für ein Premiummedi­
um wie das Kino ist es wichtig,
dass die Bild- und Tonqualität
«Die Werbung gehört für den Besucher zum Kino dazu, die Aufmerksamkeit ist sehr hoch. Die Werbespots
haben deshalb eine grosse und effi­
ziente Wirkung.»
Vorprogramm. Auch ist die Mess­
barkeit der Kinoleistung im Wer­
bemarkt ungenügend. 2009 hat­
ten wir in Deutschland dieselbe
Situation. Dank unserer Strategie
konnten wir das Werbevolumen
seither um 50 Prozent steigern.
Auch in der Schweiz gibt es viel
Potenzial nach oben.
MK Mit welchem Angebot wollen
Sie dies erreichen?
SCHILLING Bei unserem revoluti­
onären Kinowerbemodell ist jeder
Film in beliebiger Kombination
buchbar. Wir prognostizieren für
alle Filme die entsprechende Ziel­
gruppe. Die Werbung folgt also
neu dem Film, und nicht mehr
dem Saal. Dadurch holt Kino im
Vergleich zu den anderen Medien
auf. Wir machen aber auch einen
Quantensprung im Bereich Mess­
barkeit und Transparenz. Wir wer­
den eine neue Medienwährung
einführen, «cost per visit». Werbe­
Marketing & Kommunikation 11/12 herausragend ist. Alle Spots un­
serer Werbekunden werden des­
halb ab dem kommenden Jahr
im DCP-Format (Digital Cinema
Package) abgespielt. Damit etab­
lieren wir für Werbespots den
gleichen Standard wie bei Hol­
lywood-Filmen. Wir vermarkten
nur diejenigen Schweizer Kinos,
welche dieses Format anbieten.
Derzeit sind dies ungefähr 350
der 500 Kinosäle. Wir gehen al­
lerdings davon aus, dass es spä­
testens Anfang des übernächsten
Jahres eine flächendeckende
Abdeckung solcher Kinos in der
Schweiz gibt.
MK Was zeichnet Kinowerbung
im Vergleich zu anderen Werbeformen aus?
SCHILLING Werbung gehört für den
Besucher zum Kino dazu, die
Aufmerksamkeit ist sehr hoch.
Der Saal ist abgedunkelt, die
Akustik ausgezeichnet und es
gibt keine Ablenkung. Die Wer­
bespots haben deshalb eine gros­
se und effiziente Wirkung. Ich
komme aus Hamburg und ver­
gleiche die Informationsleistung
von Kinowerbung deshalb mit
einem grossen Schiffscontainer.
Werbespots im TV oder online
wirken dagegen wie ein kleiner
Aktenkoffer. Deshalb empfehle
ich unseren Kunden, mit län­
geren Formaten zu arbeiten, da
im Kino eher die gesamte Bot­
schaft aufgenommen wird.
MK Was für spezielle Werbeformen bieten Sie an?
SCHILLING Wir wollen 3D-Wer­
bespots in der Schweiz auf dem
Markt etablieren, bisher sind
diese nur wenig zum Einsatz ge­
kommen. Dabei besitzen sie eine
herausragende Werbewirkung,
doppelt so hoch wie bei einem
2D-Werbespot. Auch die Ver­
marktung der Pause wollen
wir verbessern. In allen
Kitag-Kinos gibt es in
Nils Schilling (42) ist seit
April 2012 Geschäftsführer der WerbeWeischer Schweiz GmbH.
Zuvor war er bereits in
Deutschland seit 2000
als Director Business
Development und
später als Geschäftsführer bei WerbeWeischer tätig. Seine Hobbys
sind Kino, 3D, Natur, Reisen,
Tauchen, Segeln, Snowboarden
und Kochen. Einer seiner Lieblingsfilme ist die französische
Komödie «Ziemlich beste
Freunde» (Intouchables).
www.werbeweischer.ch
der Mitte des Filmes eine Unter­
brechung. Dort können unsere
Kunden direkt nach der Pausen­
einblendung eine Werbung schal­
ten. 60 Prozent der Kinogänger
bleiben während der Pause im
Saal – also macht Werbung auch
hier Sinn. Beispielsweise wäre
ein Pausensponsoring durch ein
Filmquiz mit Fragen auf der Lein­
wand oder das Abspielen von
Musikstücken eines Labels denk­
bar. Der Kreativität sind keine
Grenzen gesetzt. n
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