36 | frühjahr 13 klan punkte sound:files :focus VOn FREMDEn LÄnDERn UnD MEnSCHEn :echo POLnISCHE HOCHZEIT :gedenken PAUL WALTER FÜRST :interpreten ULF SCHIRMER :prisma KÜnSTLERLEID Foto: iStock Doblinger Verlagsnachrichten d Michael RADULESCU 70 Leiden und Tod unsres Herrn und Heilands Jesus Christus. Eine Passion für Alt- und Bass-Solo, Doppelchor und Instrumentalensemble (2002/03) Hermann NITSCH 75 Symphonie Nr. 9 – „Ägyptische“ für Chor, Blaskapelle und großes Orchester (2009) Fridolin DALLINGER 80 Herbert VOGG 85 Bilder einer Einstellung. Kantate für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester (1983) Heinrich GATTERMEYER 90 Kirbisch-Suite für großes Orchester (1988) Friedrich WILDGANS 100 Konzert für Trompete, Streichorchester und Schlagwerk op. 29 Bruckner_Ins_4c_184brx126_RZ 10.05.12 08:39 Seite 1 Bruckner_Ins_4c_184brx126_RZ 10.05.12 08:39 Seite 1 Internationale Bruckner-Gesellschaft • Österreichische Nationalbibliothek Internationale Bruckner-Gesellschaft • Österreichische Nationalbibliothek Neue Bruckner Edition Neue Anton Bruckner Gesamtausgabe Neue Bruckner Edition unter der Patronanz der Wiener Philharmoniker . . . . EDITIONSLEITUNG: unter der Patronanz der Lindner Wiener Philharmoniker Hawkshaw • Thomas Leibnitz •Andreas Andreas Lindner • Angela Pachovsky • Thomas Röder Thomas Leibnitz Angela Pachovsky Thomas Röder PaulPaul Hawkshaw EDITIONSLEITUNG: WISSENSCHAFTLICHER Die Gesamtausgabe derBruckner_Ins_4c_184brx126_RZ Werke von Anton Bruckner steht in einerBEIRAT: über 80-jährigen Tradition. Ein Pionierwerk zum Anfang, 10.05.12 08:39 Seitemittlerweile 1 Paul Hawkshaw • Hans-Joachim Thomas LeibnitzHinrichsen Andreasmit Lindner • Angela Partsch Pachovsky • Thomas Mario Aschauer Otto Erich Robert Pascall Todd Erkenntnissen die Röder AusgabeLarry heranreifen. ließen bis in allerjüngste ZeitBiba durchgeführte Revisionen im• Abgleich neuen Wolfgang wissenschaftlichen . . . . . Internationale Bruckner-Gesellschaft • Österreichische Um Gesamtausgabe nun über 30 Jahre intensiver inmittlerweile das Langzeitunternehmen Gesamtausgabe einzubinden, werden die Bände im Die der Werke vonBruckner-Forschung Anton Bruckner steht in einer überNationalbibliothek 80-jährigen Tradition. Ein Pionierwerk zum Anfang, Neue Bruckner Edition Rahmen Neuausgabe den aktuellen Stand derim Forschung und erhalten ein einheitliches Erscheinungsbild. Erkenntnissen die Ausgabe heranreifen. ließen biseiner in allerjüngste Zeitauf durchgeführte Revisionen Abgleichgebracht mit neuen wissenschaftlichen Um nun übersollen 30 Jahre intensiverinBruckner-Forschung inaufführungspraktische das Langzeitunternehmen Gesamtausgabe einzubinden, die Bände im Gleichzeitig die Ausgaben verstärktem Aspekte berücksichtigen, wobei diewerden Nachvollziehbarkeit unter Ausmaß der Patronanz der Wiener Philharmoniker Rahmen einer Neuausgabe den aktuellen der hat. Forschung gebracht und erhalten ein einheitliches Erscheinungsbild. editorischer Zusätze für denauf Benützer obersteStand Priorität Ein aus Bruckner-Experten und editorisch versierten Fachleuten gebildetes EDITIONSLEITUNG: Paul Hawkshaw • Thomas Leibnitz • Andreas Lindner • Angela Pachovsky • Thomas Röder Editionsleitungsteam erarbeitet einheitliche Editionsrichtlinien nach heutigen Erkenntnissen. Die einzelnen Bände werden durch internaGleichzeitig sollen die Ausgaben in verstärktem Ausmaß aufführungspraktische Aspekte berücksichtigen, wobei die Nachvollziehbarkeit Die Gesamtausgabe der Werke von Anton Bruckner steht mittlerweile in einer über 80-jährigen Tradition. Ein Pionierwerk zum Anfang, tional renommierte Bruckner-Spezialisten herausgegeben. editorischer Zusätze für den Benützer oberste Priorität hat. Ein aus Bruckner-Experten und editorisch versierten Fachleuten gebildetes ließen bis in allerjüngste Zeit durchgeführte Revisionen im Abgleich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Ausgabe heranreifen. Um nun über 30 Jahre intensiver Bruckner-Forschung in das Langzeitunternehmen Gesamtausgabe einzubinden, die Bände im Editionsleitungsteam einheitliche Editionsrichtlinien heutigen Erkenntnissen. Die werden einzelnen Bände werden durch internaDie erarbeitet wichtigsten Merkmale im Überblick: nach Rahmen einer Neuausgabe auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht und erhalten ein einheitliches Erscheinungsbild. tional renommierte Bruckner-Spezialisten herausgegeben. ❖ Alle Bände in Vollpartitur (Dirigierpartituren und Studienpartituren) Gleichzeitig sollen die Ausgaben in verstärktem Ausmaß aufführungspraktische Aspekte berücksichtigen, wobei die Nachvollziehbarkeit ❖ Die ❖ ❖ ❖ ❖ ❖ ❖ ❖ ❖ editorischer Zusätze für den Benützer oberste Priorität hat. Ein aus Bruckner-Experten und editorisch versierten Fachleuten gebildetes Jeder Band mit ausführlichem Vorwort in Deutsch und Englisch wichtigsten Merkmale im Überblick: Editionsleitungsteam erarbeitet einheitliche Editionsrichtlinien nach heutigen Erkenntnissen. Die einzelnen Bände werden durch international renommierte Bruckner-Spezialisten herausgegeben. Notenbild nach modernen Standards Alle Bände in Vollpartitur (Dirigierpartituren und Studienpartituren) wichtigsten Merkmalemit im Überblick: Jeder Band Band mit mitDieausführlichem Editionsbericht denin wesentlichen philologischen Informationen Jeder Vorwort Deutsch und Englisch ❖ Alle Bände in Vollpartitur (Dirigierpartituren und Studienpartituren) Ausgaben auf dem neuesten Stand der Forschung nach zeitgemäßen Editionskriterien ❖ Jeder Band mit ausführlichem Vorwort in Deutsch und Englisch Notenbild nach modernen Standards ❖ weiterführende Notenbild nach modernen Standards Ergänzende und Informationen im World Wide Web Informationen Jeder Band mit Editionsbericht mit den wesentlichen philologischen ❖ Jeder Band mit Editionsbericht mit den wesentlichen philologischen Informationen ❖ Ausgaben auf demStand Stand Forschung der Forschung nach zeitgemäßen Editionskriterien ❖ Ausgaben auf dem neuesten der zeitgemäßen Editionskriterien Als Erscheinungstermin fürneuesten die erste Partitur istnach 2012 vorgesehen. ❖ Ergänzende und weiterführende Informationen im World Wide Web ❖ Ergänzende und weiterführende Informationen im World Wide Web Als Erscheinungstermin für die erste Partitur ist 2012 vorgesehen. Als Erscheinungstermin für die erste Partitur ist 2012 vorgesehen. KW I S S E N S C H A F T LI C H E R V E R LAG W I E N M U S I KWM I SU SSI E N S C H Awww.mwv.at F T LI C H E R V E R LAG W I E N www.mwv.at M U S I KW I S S E N S C H A F T LI C H E R V E R LAG W I E N www.mwv.at 36 | Frühjahr 13 klan punkte sound:files :focus VON FREMDEN LÄNDERN UND MENSCHEN :echo inhalt POLNISCHE HOCHZEIT :gedenken PAUL WALTER FÜRST :interpreten ULF SCHIRMER :prisma KÜNSTLERLEID klang:focus Von fremden Ländern und Menschen Musik, inspiriert von fernen Destinationen .............. Seite 4 Foto: iStock Doblinger Verlagsnachrichten d klang:echo „Wahrlich ein Operettenjuwel“ Joseph Beers Polnische Hochzeit in Eggenfelden ... Seite 10 klang:splitter ................................................... Seite 12 klang:interpreten Jenseits der Gegensätze COnTEnTS Ulf Schirmer im Porträt ...................................... Seite 12 sound:focus klang:gedenken Of Foreign Lands and Peoples In memoriam Paul Walter Fürst ................. Seite 14 Musical journeys in opera and concert ............... Page 6 sound:performers klang:prisma Schlechte noten im Wohlbefinden Vorbeugen, behandeln – oder protestieren? .......... Seite 16 Anton Heiller: Das Orgelwerk neu auf CD ............ Seite 18 Beyond the Extremes Conductor Ulf Schirmer ....................................... Page 12 sound:obituary Paul Walter Fürst (1926—2013) ...................... Page 15 klang:pädagogik Vienna Symphonic Play Alongs .................. Seite 19 sound:prisma Discordant notes in Well-being klang:novitäten ............................................... Seite 19 Suffering artists: prevent, treat—or revolt? ....... Page 16 klang:träger .................................................... Seite 22 sound:novelties ..................................................... Page 19 klang:daten ..................................................... Seite 22 sound:carriers ...................................................... Page 22 sound:dates .......................................................... Page 22 Impressum klang:punkte 36 (99 536), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den Inhalt verantwortlich: Dir. Peter Pany. Beiträge von Mag. Markus Hennerfeind, Katharina Knessl, Renate Publig M. A., Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzung: Mag. Nicolas Radulescu. Layout: Mira Valenta. Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFO-Doblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, [email protected], www.doblinger-musikverlag.at klang:focus Von fremden Ländern und Menschen Keine Kunst kann uns besser in ferne (Fantasie-)Welten entrücken als die Musik. Wir laden Sie ein auf einen Streifzug durch Klänge aus allen Gegenden und Zonen, inspiriert von echten und gedanklichen Aufenthalten an Orten (fast) rund um den Globus: Programmideen für musikalische Reisen in Oper und Konzert. Von Walter Weidringer Spanische Ein- und Ausblicke Für Paul Walter Fürst war bekanntlich Mallorca seine zweite, inspirative Heimat: Seit 1969, als Fürsts erste Tätigkeit als Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker die Organisation eines Gastspiels im neuen Auditorium von Palma di Mallorca unter Karl Böhm war, hegte er eine Schwäche für diese Insel, die ihn nicht zuletzt durch ihre Windmühlen fasziniert hat. „Das sind die einzigen Maschinen, denen ich fast eine Art Seelenleben zuschreiben möchte: Sie können traurig oder lustig sein, erregt oder kraftlos, überschwenglich, flatterhaft, beständig – aber sie bleiben dabei immer am Boden, heben nie ab. Ein herrliches Bild des Lebens.“ In Chant des Moulins für Streichorchester setzte er den Windmühlen ein musikalisches Denkmal – von lautmalerisch wirkenden Effekten über herkömmliches Spiel bis zum Streichen auf dem Korpus. „Und ein Kontrabaß“, fand Fürst, sei „vom Charakter her einer Mühle schon verblüffend ähnlich!“ Nur ein paar Glockenspiel-Töne, ausgeführt von einem Musiker am letzten Pult der Zweiten Geigen, erweitern das Klangspektrum. Daneben nimmt jedoch auch die (Wind-)Stille zentrale Bedeutung ein: Karg, stockend durch bewusst gesetzte Pausen und in einem unregelmäßigen metrischen Grundpuls hebt das Stück an. Und in Seis ventanas (1995), inspiriert von den sechs Fenstern in Fürsts mallorquinischem Appartment, schildert eine ungewöhnliche Besetzung auch den Aus- und Rückblick auf damals sechs Lebensjahrzehnte des Komponisten. Fast im gleichen Alter war Cesar Bresgen, als er vom Dirigenten Otmar Suitner um ein Werk für das Orchester der Internationalen Sommerakademie gebeten wurde. Zunächst dachte der Komponist „an virtuose, etüdenhafte Skizzen. Anläßlich eines Aufenthaltes in Sevilla aber – es war im März 1976 – kam mir spontan die Idee, Bilder musikalisch zu gestalten, Bilder, die ich nicht näher benennen möchte; immerhin Kompositionen, in denen Farbe und Klang vor kontrapunktischer Linienarbeit fungieren.“ Die dadurch entstandenen Tres retratos sind virtuos schillernde Miniaturen zwischen Impetus, Glanz und Zartheit, die die Phantasie des Publikums schon zwischen Louisiana und Litauen angeregt haben. Alte und Neue Welt, wechselseitig betrachtet Andere Länder bedeuten nicht nur oft andere Sitten, sondern auch andere Flora und Fauna. Kennen Sie zum Beispiel den Dreizehnstreifenziesel (Spermophilus tridecemlineatus)? Auch wenn diese Eichhörnchenart es trotz zweier Gesetzesinitiativen (noch) nicht zum Wappentier von Minnesota gebracht hat, wird der US-Bundesstaat trotzdem gerne nach dessen englischer Gattungsbezeichnung „Gopher State“ genannt. Wie wir plötzlich nach Amerika zwischen Prärie und borealen Nadelwald gelanSeite 4 gen? Ganz einfach: durch den gebürtigen Ungarn Iván Eröd. Der amerikanische Dirigent Leonard Slatkin war so beeindruckt von Eröds Violakonzert, das er in Wien kennengelernt hatte, dass er nicht nur dessen Soirées imaginaires in Minneapolis dirigierte, sondern ihm auch einen Kompositionsauftrag für das im englisch-deutschen Sprachengemisch benannte „Viennese Sommerfest“ des Minnesota Orchestra für das Jahr 1986 erteilte. So entstand die in den Ecksätzen schmissige, im zentralen langsamen Satz außerordentlich stimmungsvolle Minnesota Sinfonietta. Mit der für Eröd typischen Verve, vom Jazz inspirierter, quicklebendiger Rhythmik und Melodik sowie meisterhaft farbiger Orchesterbehandlung setzt das Werk in Dimensionen und Formgebung einer freilich hintersinnig nachempfundenen „Symphonie classique“ gewissermaßen einen europäischen Blick auf Amerika in Töne um – auf mitreißende, bunte, im Nachtstück des Mittelsatzes aber auch vielfältig schattierte, nachdenkliche Weise. Das Werk bereitete sowohl dem amerikanischen Publikum bei der Uraufführung unter Slatkin als auch in Wien mit dem ORF-Symphonieorchester unter Pinchas Steinberg viel spontanes Vergnügen – und kam daraufhin auch, selbst weit gereist, auf Tournee in Japan bestens an. Seiner 1. Symphonie gab Eröd dann den beziehungsreichen Beinamen Aus der alten Welt – und das bedeutete im Entstehungsjahr 1995 nicht nur eine bewusste und nun vollgültige Auseinandersetzung mit der Gattungstradition, welcher sich der 59-jährige Komponist endlich stellen wollte, sondern auch ein Werk, das sich musikalisch auf Ungarn bezog, die Heimat von einst. Nicht zuletzt spielen da Erinnerungen an Bartók oder Kodály herein, unverkennbar persönlich gefärbt, mit zahlreichen anderen Einflüssen amalgamiert und formal bei traditioneller Großform im Detail originell gefasst. „Drei Sätze, aufgebaut auf einem thematischen Urkern, polyphon im ersten, lyrisch im zweiten, rhythmisch pointiert im dritten Teil; gut instrumentiert in der blockhaften Konfrontation der Gruppen wie in einigen aparten Farbmischungen; und das alles gut hör- und erlebbar – was will man mehr?“, fragte sich Die Presse, während die Wiener Zeitung „ein Füllhorn an Einfällen mit prägnanten, aber nicht banal-plakativen Themen“ hörte und gleichfalls von einem großen Erfolg berichtete, der sich nach der Uraufführung mit dem ORFSymphonieorchester unter Pinchas Steinberg 1997 im Großen Festspielhaus Salzburg mit Milan Horvat an der Spitze des Philharmonischen Staatsorchesters Halle wiederholte. Da Pontes Coup im „Big Apple“ Von Iván Eröd zu einem anderen prominenten Emigranten – auch wenn dessen Gründe völlig andere waren. Auf der Flucht vor den Gläubigern nämlich hat es Lorenzo da Ponte 1805 bis Foto: David Köster Auf Robert Schollums Spuren: Angler an der Cookstraße, Neuseeland in die USA verschlagen. Mozarts berühmter Librettist musste sich einige Zeit gar als Händler von Tabak und Branntwein, dann von Obst und Gemüse verdingen, bevor er sich als Professor für italienische Literatur konsolidieren konnte. Bei da Pontes Geldnöten freilich setzt Herbert Rosendorfer an, ein durch seine satirisch klugen, originellen Romane und Erzählungen bekannter Autor, der immer wieder musikalische Themen behandelte und diese mit Sachverstand und literarischem Gespür in pures Lesevergnügen umsetzen konnte. In seinem für Helmut Eder verfassten Libretto riskiert der bankrotte da Ponte einen kühnen Geschäftscoup: Er engagiert ein Mozart-Double, um mithilfe des vermeintlich noch lebenden Komponisten seine Idee einer „Mozart-Opern-Aktien-Gesellschaft“ besser promoten zu können … Die Oper Mozart in New York erlebte bei den Salzburger Festspielen im Mozartjahr 1991 ihre umjubelte Uraufführung und wurde von der internationalen Kritik als „genialer Wurf“ gefeiert, bei dem „Rosendorfer vergnüglich mit Zeiten und Zoten“ spiele und „seinem Komponisten alles, was für eine gute Oper nötig“ sei, biete: „eine spannende, zielstrebige und ebenso amüsante wie hintersinnige Story, Arietten und Ensembles sowie drei außerordentlich wirkungsvolle Aktschlüsse“. Musikalisch sei Eder bei dieser modernen Opera buffa, so der Tenor der Rezensionen, der Spagat zwischen temporeicher Umsetzung, höchster Textverständlichkeit und einer mit intelligenten Anspielungen nur so gespickten Musik geglückt, die dennoch seine unverwechselbare Handschrift trage. Für Hans Graf, den Dirigenten der Uraufführung, enthält die Partitur „viele rhythmische und motorische und auch klangliche Partien von hohem Reiz. Außerdem gibt es viele Stellen mit aleatorischen Freiheiten: beispielsweise beim ‚Aufkreischen‘ an jener inhaltlich hintergründigen Stelle, wenn der angebliche Mozart angeblich tot aufgefunden wird. Für das Orchester ist Mozart in New York ein schwieriges Stück. Erwähnen möchte ich beispielsweise die ganz besondere Rolle, die das Fagott spielt, das sehr individuell zur Charakterisierung einzelner Figuren beiträgt – hier gibt es virtuose Bläserpartien, die für den 1. Fagottisten geradezu solistisch sind. Neben den aleatorischen Stellen hat die Partitur aber auch viele tonale Bereiche. Insgesamt meine ich, daß die Musik relativ einfach für das Publikum zu hören ist. Mozart in New York ist keine Oper für Spezialisten von neuer Musik, sondern für ein normales und interessiertes Opernpublikum. Man muß allerdings bei der Aufführung jedes Wort verstehen können, das ist ein wichtiges Ziel bei der Vorbereitung der Aufführung, um die notwendige Leichtigkeit des Konversationstones nie zu verlieren.“ Entdeckerspuren und innere Klänge Ans andere Ende der Welt. „Raukawa“ benannten die Maori die ihnen heilige Meerenge zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands: Wer sie erstmals im Kanu überquerte, durfte seinen Blick nie vom Ziel wenden. Als „Cookstraße“ wurde sie weltweit bekannt – und als eines der stürmischsten, gefährlichsten Seegebiete er Welt auch berüchtigt. Als erster Europäer hatte sie 1642 der niederländische Seefahrer Abel Tasman erblickt, sie allerdings für eine Bucht gehalten. 1770 gelang es dann dem berühmten britischen Entdecker James Cook, sie auf seiner Endeavour zu durchfahren. – Genau 204 Jahre später bereiste ein Komponist Neuseeland, wohin übrigens um die Mitte des 19. Jahrhunderts Verwandte von ihm ausgewandert waren: Robert Schollum. Als eine der Etappen legte er die Strecke Auckland – Wellington zurück und war nicht zuletzt tief beeindruckt vom Toben der Elemente in der Cookstraße, welches das Zusammentreffen der Meere hervorrief, also der Tasmansee und des Pazifischen Ozeans. Eine musikalische Skizze war damals schnell zu Papier gebracht; die Ausarbeitung erfolgte jedoch erst 1979, wieder daheim in Österreich. Von Programmmusik ist das Seestück op. 108 freilich weit entfernt. Hörbar werden vielmehr die Seite 5 klang:focus Gedanken und Empfindungen, welche das Naturschauspiel in Schollum auszulösen imstande war. Aus einem nachsinnenden Dialog von Englischhorn und Altsaxophon entwickelt sich ein duftiges Klangspiel impressionistischer Valeurs, das zugleich durch die gestische Ausdrucksqualität der melodischen Linien besonders eindringlich wirkt. Das Soloklavier übernimmt die Führung, lässt die Musik in Wellenbewegungen mehrfach aufbranden, bevor alles zart verklingt. Erhabenes und Heiteres Zurück in europäische Gefilde – an die Adria. „Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig“, schrieb einst Friedrich Nietzsche. Zu dessen Zeit hat- te „La Serenissima Repubblica di San Marco“ („Die allerdurchlauchteste Republik des Heiligen Markus“) ihre einzigartige Stellung als wirtschaftliche und politische Großmacht zwar längst verloren – doch als „Ort der Künste, des Amüsements und der mondänen Festkultur“ (Ingeborg Allihn) sowie zumal der Musik galt Venedig nach wie vor als eine ungeheuer traditionsreiche europäische Hochburg, in der sich für das ganze Abendland entscheidende Innovationen, Stilwenden und Umbrüche entweder überhaupt vollzogen oder diese zumindest wesentliche Impulse erhalten haben. Kein Wunder, dass Venedig auch für zeitgenössische Komponisten viele Anregungen geboten hat. Robert Schollum gab seiner für Kammerensemble geschriebenen 5. Symphonie den Untertitel Venetianische Ergebnisse – weil Inspiration for Robert Schollum: cold front approaching Cook Strait, New Zealand No art form can transport us to far-away (fantasy) worlds than music. A foray into sounds from all regions and zones, inspired by real or imaginary sojourns in places (almost) around the globe: program ideas for musical journeys in opera and concert. Spanish Outlooks and Impressions Mallorca was the second, inspirational, home of Paul Walter Fürst, who was fascinated not least by its windmills. “These are the only machines to which I almost want to ascribe a kind of psyche: they can be sad or merry, agitated or languid, exuberant, flighty, constant—but they always remain rooted to the ground and never take off. A marvelous image of life.” In Chant des Moulins for string orchestra he builds the windmills a musical monument—ranging from apparently onomatopoetic effects to conventional playing to bowing on the instrument body. And in Seis ventanas (1995), inspired by six windows in Fürst’s Mallorca apartment, an unusual scoring describes the outlook from and retrospect of then six decades of the composer’s life. Seite 6 Old and New World, Mutually Seen We now reach the “Gopher State” with Hungarian-born Iván Eröd. Conductor Leonard Slatkin had commissioned a piece from him for the “Viennese Sommerfest” of the Minnesota Orchestra in 1986. The result was the Minnesota Sinfonietta, saucy in its outer movements, and extremely atmospheric in the central, slow movement. With the verve typical for Eröd, with jazz-inspired, vivacious rhythms and melodies and with its masterfully colorful orchestration the work—in its dimensions and form treatment an (albeit subtly reworked) “Symphonie Classique”—transfers a European view of America into sound: in a stirring, colorful and (in the central movement’s Nachtstück) multifaceted and thoughtful manner. The work gave its American and Japanese audiences much joy. Da Ponte’s “Big Apple Caper” Let’s go from Iván Eröd to another famous émigré, although for very different reasons. On the run from his creditors Lorenzo Da Ponte had come to the USA in 1805. Mozart’s famous librettist had to sell tobacco and brandy, then fruits and vegetables for some time before being able to consolidate his affairs and Foto: Phillip Capper Of Foreign Lands and Peoples sie das „komprimierte klangliche“ Resultat „eines kurzen Venedig-Aufenthaltes“ darstellt, bei dem sich „einige markante Erlebnis-Spuren“ – freilich erneut „ohne jede tonmalerische Absicht“ – in herb-expressiver Musik reflektieren. Drei kurze Sätze, eine hektisch-zerrissene Ouvertüre, ein vom Markusplatz inspiriertes Notturno mit elegischem Klaviersolo und ein turbulentes Finale, dessen Klänge zuletzt wie von einer Meeresbrise davongetragen werden, bilden ein buntes Kaleidoskop. Schon zehn Jahre zuvor hatte Schollum in seiner 2. Symphonie (1959) die Eindrücke eines Aufenthalts im malerischen Piran verarbeitet, einer von Venedig nur knapp hundert Kilometer übers Meer entfernten und mit diesem historisch verbundene Stadt im Golf von Triest im heutigen Slowenien – und mit dieser become professor for Italian literature. Herbert Rosendorfer, an author famous for his satirically smart, original novels and novellas, who frequently wrote on musical themes and was able to mold them into pure reading pleasure with his great musical knowledge and literary subtlety, takes Da Ponte’s financial troubles as point of departure. In his libretto written for Helmut Eder the bankrupt Da Ponte risks a daring business caper: he hires a Mozart lookalike in order to be better able to market his idea of a “Mozart Opera Inc.” with an apparently living composer. The opera Mozart in New York had its acclaimed premiere at the Salzburg Festival of 1991 and was celebrated by the international press as a “stroke of genius” in which Rosendorfer plays “most enjoyably with times and ribaldry” and provides his composer “with everything necessary for a good opera: an exciting, to-the-point, amusing and subtle plot, ariettas and ensembles as well as three extremely effective act endings.” In musical terms Eder has succeeded, according to the critics, in meeting the demands of quick pace, highest possible text clarity and a music that simply abounds in intelligent references while retaining his unmistakable style. Explorer’s Traces and Inner Sounds Let’s go to the other side of the world. “Raukawa”—this is how the Maori called the sacred strait between the two main islands of New Zealand—one of the most stormy and dangerous sea areas on Earth. In 1770 British explorer James Cook succeeded in passing the strait with his ship, the Endeavour. — Exactly 204 years later Robert Schollum traveled to New Zealand and was most impressed by the elementary fury of the Cook Strait evoked by the meeting of two seas: the Tasman Sea and the Pacific Ocean. A musical sketch was quickly made; but the musical details were only composed in 1979, back in Austria. The Seestück (Sea Piece) op. 108 is, of course, far from being descriptive. The main emphasis is on the thoughts and emotions Schollum experienced in facing this spectacle—a delicate interplay of impressionistic valeurs that at the same time has an especially deep impact by the expressive quality of the melodic lines and gestures. The Sublime and The Merry Back to Europe—to the Adriatic, to Venice. Robert Schollum gave his 5th Symphony, written for chamber ensemble, the subtitle Venetianische Ergebnisse (“Venetian Results”)—as it is the “com- Cesar Bresgen: Tres Retratos (1976) / 7‘ 2 (Picc.), 2, 2, 2 - 2, 2, 2, 0 - Str. / Stp. 413 Helmut Eder: Mozart in New York. Oper in drei Akten (1990) / 120‘ Libretto: Herbert Rosendorfer (09 598) 1 Kol.-S., 1 S., 1 Mezzo-S., 2 T., 5 Bar., 1 B.; 2 (Picc.), 2, 2 (Basskl.), 2 (Ktfg.) - 3, 2, 2, 1 - Schl. (3 - 5 Sp.) - Klav. - Str., Bühnenmusik: 2 Vl., Vla., Vc., Kb. Iván Eröd: Minnesota Sinfonietta op. 51 (1986) / 15‘ 3 (Altfl., Picc.), 2, Eh., Es-Kl. (B-Kl.), 2, Basskl., 2, Ktfg. - 4, 3, 3, 1 - Pk., Schl. (2 Sp.) - Hf. - Str. (mind. 14, 12, 10, 8, 6) / Stp. 620 Symphonie Nr. 1 – Aus der Alten Welt op. 67 (1995) / 26‘ 3 (Picc.), 3 (Eh.), 3, Basskl., 3, Ktfg. - 6, 4, 3, 1 - Pk., Schl. - Hf. - Str. Karl Etti: Rovine di Gloria. Symphonisches Poem für großes Orchester nach südslawischen Impressionen / 10‘ 3 (Picc.), 2, Eh., 2, Basskl., 2, Ktfg. - 4, 3, 3, 1 - Pk., Schl. - Hf. - Str. Paul Walter Fürst: Chant des Moulins op. 100 (2003) / 17‘ Streichorchester Seis Ventanas op. 83 (1995) / 15’ Trp., Pos., Vla., Kb., Schl., Klav. Christian Ofenbauer: Zwei Frankfurter Préludes (1997/98) / 52‘ 2, 2 Picc., 2, Eh., 2, Basskl., 3, Ktfg. - 4, 3, 3, 1 - Pk., Schl. (3 Sp.) 2 Hf., Klav. - Str. Gerhard Schedl: Sinfonie Nr. 4 – Belfast (Fragment), daraus: 2. Satz – früh morgens / 4‘ 4, 3, 3, Basskl., 3, Ktfg. - 6, 4, 3, 1 - Pk., Schl., Hf., Cel., Klav. - Str. (mind. 6, 6, 4, 6, 6) (Original) / Picc., 2, 3, 2, Basskl., 2, Ktfg. - 4, 4, 3, 1 - Pk., Schl., Cel., Hf., Klav. - Str. (sol. mind. 6, 6, 4, 4, 3) (reduzierte Fassung von Wolfram Wagner, 2002) Robert Schollum: Seestück für Orchester op. 108 (1974/79) / 7‘ Picc., 2, 2, Eh., 2, Altsax., 2, Ktfg. - 4, 2, 2, 0 - Pk., Schl. - Glsp., Xyl., Vibr. - Klav. - Str. Symphonie Nr. 2 (Istrianische) op. 60 (1955/59) / 31‘ Picc., 2, 2, 2, 2, Ktfg. - 4, 3, 3, 1 - Pk., Schl. - Hf., Cel. - Str. / Stp. 105 Symphonie Nr. 5 (Venetianische Ergebnisse) op. 77 (1969) / 12‘ 1, 1, 1, 1 - 0, 0, 0, 0 - Schl. - Klav. - Str. / Stp. 283 Alle Werke: Leihmaterial Seite 7 klang:focus Versunkene Größe 50 Kilometer weiter südlich von Piran liegt das malerische Rovinj auf der Halbinsel Istrien, heute eine vom Toursimus geprägte kroatische Stadt mit interessanter, vielfältiger Geschichte, die genau wie im Falle von Piran u.a. illyrische, römische, byzantinische, fränkische, venezianische und habsburgische Abschnitte umfasst. Karl Etti ließ sich dort 1969/70 zu seinem Orchesterwerk Rovine di Gloria inspirieren. Der Titel, so der Komponist, „spielt auf die venezianische Vergangenheit von Rovinj an und wird am besten mit ‚Trümmer der Herrlichkeit‘ übersetzt. Vier ineinander übergehende Sätze werden durch ein vierzeiliges Motto charakterisiert. ‚Versunkene Pracht / Gespenstisch verfallen / Doch wehmütig zeugend / Von einstigem Glanz‘.“ In diesem symphonischen Poem, das Vorbilder wie Wagner, Mahler und Strauss weder verleugnen kann noch es versucht, charakterisiert ein einziges Thema durch einen Quintfall den historischen Niedergang und durchläuft, dem Motto folgend, spannende, in raffinierte Instrumentalklänge gekleidee Metamorphosen. pressed acoustic” result of “a short sojourn in Venice” in which “some striking traces from experiences”—once again “without any onomatopoetic intent”—are reflected in music both austere and expressive. Three short movements, an overture both hectic and fragmented, a notturno with elegiac piano solo, inspired by St. Mark’s Square, and a turbulent finale, whose sounds are, at the end, carried away as by a light sea breeze: a colorful kaleidoscope. Ten years before, Schollum had already musically reflected on the impressions from a sojourn in picturesque Piran (a town in modern Slovenia) in the Gulf of Trieste, only about 100 kilometers by sea from Venice and historically connected to that city, in his 2nd Symphony—creating his “most ‘popular’, playful and unproblematic” symphony, as Walter Szmolyan wrote, with this comparatively classicistic “Istrian” symphony. Auditory Adventures, not only at the Banks of the Main Christian Ofenbauer’s Frankfurter Préludes, composed in 1997/98 on commission from the Hessischer Rundfunk, are two unequal, but closely interrelated pendants. The extremely brief first Prélude, only 95 seconds of duration, but of highest possible density of event and complexity, makes five inhomogeneous groups into which the orchestra is subdivided head acoustically towards each other, so that at the end all musician are active at once; they say everything all at once—and the piece breaks off with this climax. For the second Prélude the orchestra leaves the stage: as 84 soloists the musicians are strung like a chain diagonally through space. The rhythmical and harmonic concept of the first Prélude is tipped from the vertical into the horizontal in the second, and runs backwards, greatly modified—but Seite 8 Christian Ofenbauer: Erstes Frankfurter Prélude (Partiturausschnitt) vergleichsweise klassizistisch konzipierten Istrianischen seine „‚volkstümlichste‘, musikantischeste und unproblematischste“ Symphonie geschaffen, wie Walter Szmolyan schrieb: Die Kritik rühmte das Werk ob ihrer „musikantischen Kraft“, „souveränen Beherrschung aller bisher erfundenen Klangmittel“ als eine „mutige, geistreich grübelnde und scherzende Komposition“. Hörabenteuer, nicht nur am Main Höchste Zeit wieder für die Gegenwart. Christian Ofenbauers Frankfurter Préludes, 1997/98 im Auftrag des Hessischen Rundfunks entstanden, sind zwei völlig ungleiche, aber eng aufeinander bezogene Pendants. Das mit nur 95 Sekunden Spieldauer extrem knapp gefasste, aber von höchster Ereignisdichte und Komplexität erfüllte Erste Prélude (Zwei Kraniche und Wolken) lässt fünf inhomogene Gruppen, in die das Orchester geteilt ist, klanglich aufeinander zusteuern, bis schließlich sämtliche Musiker gleichzeitig am Werk sind, sozusagen alle alles auf einmal sagen – und mit diesem Höhepunkt das Stück abreißt: „Nicht in die Fermate hineinspielen/das ganze Orchester wie erstarrt!“, heißt es in der Partitur. Für das Zweite Prélude (Zwei Kraniche und Wolken – Double) verlässt das Orchester die Bühne: 84 Instrumentalisten fädeln sich entlang einer Diagonale durch den Aufführungsraum und damit auch durch die Zuhörerschar auf. Das rhythmische und harmonische Konzept des ersten Prélude wird im zweiten von der Vertikalen in die Horizontale gekippt und läuft nun, freilich vielfach modifiziert, rückwärts ab – allerdings auf die Dauer von 50 Minuten gedehnt. Das kurze, laute kehrt sich also um zu einem langen, leisen Stück. Der Höhepunkt in der 47. Minute vereint sämtliche Instrumente „so leise, wie nur irgend möglich!“ in der engen Verzahnung von 84 rhythmisch selbständigen Einzelstimmen. Danach dünnt alles aus und verweht schließlich in einem zarten Schlagzeug-Crescendo: Foto: Arfern / wikimedia expanded to a duration of 50 minutes. The short, loud piece becomes inverted to a long, quiet one. The climax in the 47th minute unites all instruments “as quietly as possible” in the close dovetailing of 84 rhythmically independent separate parts. Afterwards everything peters out and finally wafts away in a fragile percussion crescendo: an auditory adventure that more than justifies the considerable logistical effort, as could be testified by the fascinated audience of the world premiere performed by the Frankfurt RSO under the baton of Arturo Tamayo. ein Hörabenteuer, für das sich der erhebliche organisatorische Aufwand allemal lohnt, wie das faszinierte Publikum der Uraufführung mit dem RSO Frankfurt unter Arturo Tamayo bestätigen konnte. In Irland soll unsere Reise für diesmal zu Ende gehen. Kurz vor seinem Tode im Jahr 2000 noch arbeitete Gerhard Schedl an seiner 4. Symphonie, der er den Titel Belfast geben wollte und für die er ein ausgeklügeltes Konzept erstellt hatte. Ein aus dem Namen der Stadt abgeleitetes Motiv mit den Tönen B-E-F-A-Es, aus der Stellung der Buchstaben im Alphabet ermittelte Formproportionen, die sich mit der Intervallkonstellation des BelfastMotivs (zweimal Tritonus, große und kleine Septim) überlappen und gemeinsam mit zentralen Daten in der irischen Geschichte des 20. Jahrhunderts auch die Dauern von fünf geplanten Sätzen vorgeben, spielen darin eine große Rolle – und vieles mehr, was Schedl über allerlei Zahlensymbolik und –kombinatorik noch ertüftelt hat. Verwirklicht werden konnte jedoch bedauerlicherweise nur der vier Minuten währende zweite Satz, überschrieben mit „früh morgens“, der mit dem 5. Oktober 1968 in Verbindung steht, dem Beginn des Bürgerkriegs – eine eindrucksvolle musikalische Szenerie, die „wie ein Windhauch“ beginnt und unterschwellig brodelnde Spannung und Erregung hörbar macht. Soviel für diesmal – zu einem späteren Zeitpunkt mehr über etliche weitere lohnende Destinationen, die mit dem DoblingerKatalog anzusteuern sind. St George’s Market, Belfast An Irish Symphony Our voyage ends in Ireland this time. Shortly before his death in 2000 Gerhard Schedl worked on his 4th Symphony he wanted to call Belfast and for which he had developed an elaborate concept. A motif derived from the city’s name with the notes B-Flat– E–F–A–E-Flat (German: B-E-F-A-Es), formal proportions derived from the letters’ position in the alphabet that overlap with the interval constellation of the Belfast motif (2 x tritone, major and minor seventh) and also, together with central dates in 20th-century Irish history, provide for the durations of five planned movements, play a major role—as do many other factors. Regrettably, the only movement to be finished is the four-minute second movement, which bears the heading “früh morgens” (“early in the morning”) and which corresponds to 5 October 1968, the beginning of civil war—an impressive musical scenery that begins “like a breath of wind” and makes subliminally seething tension and agitation audible. So much for this time—next time we will report from many more rewarding destinations reachable via the Doblinger catalog. Seite 9 klang:echo „Wahrlich ein Operetten-Juwel“ „Kukuruz und Zwetschgenwein“ „Den Text haben die renommierten Operettenlibrettisten Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda verfasst, während der heute unbekannte Joseph Beer die Musik komponiert hat. Nach der äußerst erfolgreichen Uraufführung 1937 in Zürich ist das Werk im darauffolgenden Jahr jedoch wegen der jüdischen Herkunft der drei Künstler verboten worden und das Werk mit dem Namen Beers bald in Vergessenheit geraten. […] Gipfelpunkt ist neben dem mitreißend inszenierten Finale des 2. Aktes das Katzenaugen-Duett von Suza und ihrem Geliebten, welches sich als Hymne auf ihre Verschlagenheit entpuppt. Dass sich dabei das abgewirtschaftete Schloss in eine Revuebühne verwandelt, auf der Suza inmitten von Revuegirls zu steppen beginnt, trifft den Kern der Komposition, die sich vor allem hier der Gattung Musical geschickt anzunähern weiß. […] Neben Patricia Nessy ragen vor allem Günter Rainer als Graf Staschek und Christian Bauer als Boleslav unter den Sängern hervor. Ausdrucksstark und be„Diese Operette hat Broadway-Format“ „‚Eine Ehre für das Eggenfeldener Theater‘ sei das, meinte Intendant Karl M. Sibelius in Anwesenheit der Komponistentochter Susanne Beer und den Vertretern des Musikverlags Doblinger, die sich um das 1937 in Zürich uraufgeführte und ‚über 70 Jahre im Dornröschenschlaf‘ befindende Werk bemüht hatten. […] Was die Gäste in drei Akten erleben, ist eine operettentypische, heitere Geschichte mit Unterhaltungsgarantie, gespickt mit vermeintlich zweideutigen Liebes-, Vertrags- und Geschäftsdialogen, eingebettet in einen geballten, geradezu überschwänglichen Stil- und Melodienreichtum und vor allem mit einer herausragenden Kratzbürste, Schweinderlverkäuferin, passionierten Tänzerin und Sängerin, die mit ungezügeltem Temperament das Bühnengeschehen bis zum explosiven Ehedrama in den ‚Krallen‘ hält. Patricia Nessy, so ‚nebenbei‘ auch Regisseurin, zeigt sich als Suza in Hochform […] Am Ende jubelt das Publikum. Dornröschen ist spätestens in Eggenfelden aufgewacht.“ (Barbara Sagstetter, Passauer Neue Presse, 21. April 2013) freit von überbordendem Operettenkitsch werden sie vom ‚Kammerorchester Robert Stolz und Sinfonia Piccola‘ unter der Leitung von Charles Prince begleitet, der zudem die Rekonstruktion des unvollständigen Orchestermaterials besorgt hat.“ (Thomas Kuchlbauer, theatertogo.wordpress.com, 20. April 2013) „Wahrlich ein Operetten-Juwel“ „Lange galt das Werk, das Beer mit gerade einmal 25 Jahren schrieb, als verschollen [...] Dabei ist diese Operette ein Juwel, das alles hat, was eine Operette ausmacht: betörende Liebeslyrik, Schwung und Wortwitz […] Dass die Polnische Hochzeit so lange in der Schublade verstaubte, hat sie absolut nicht verdient [...] Dieses Stück ist ein absolutes Muss für jeden OperettenFan!“ (Holger Becker, Wochenblatt, 23. April 2013) Foto: Rupert Rieger, theater // an der rott Großer Erfolg für Joseph Beers wiederentdeckte Operette „Polnische Hochzeit“ bei der deutschen Erstaufführung in Eggenfelden im theater // an der rott. klang:splitter Rainer Bischof hält am 11. Juli die Eröffnungsrede des Carinthischen Sommers 2013 und wird über die Bedeutung der Festkultur sprechen. Auf dem Programm des Festivals stehen nach Bischofs anspielungsreichem Tu felix …! für Blasorchester, einer Art österreichischer Erinnerungsmusik, im Rahmen des Festakts (Militärmusik Kärnten unter Sigismund Seidl) später auch noch Helmut Schmidingers Nur ein Hauch! – und er ist Zeit. Eine phantastische Fortschreibung von Schuberts D 703 für Streichquartett (12. August; Hugo Wolf Quartett), Gottfried von Einems Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello op. 85 (22. August; mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker), sowie die amüsanten Körper in Cafés op. 69 des Intendanten Thomas Daniel Schlee, komponiert auf Gedichte von Robert Gernhardt – eine Sammlung humoristischer Szenen, die in der einfühlsamen Interpretation durch das Cross Nova Ensemble nun zudem erfreulicherweise auch auf CD nachzuhören sind (siehe S. 22). Foto: Peter Schramek, Musikverein NEU bei Doblinger: Roman Pawollek „Alles sollte so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher“: Diesen Satz von Albert Einstein hat sich der 1971 im polnischen Oppeln geborene Komponist Roman Pawollek zum Motto seines bereits reichhaltigen und international präsenten Schaffens erkoren. Mehr als ein Dutzend seiner Werke von Orchesterstücken über Kammermusik bis hin zur Sololiteratur erscheint nun bei Doblinger – näheres dazu und zum Komponisten folgt in unserer Herbstausgabe. Herbert Willi Der Froschmäusekrieg von Herbert Willi, uraufgeführt bei Wien Modern 1989 von Barbara Sukowa und den Wiener Symphonikern unter Claudio Abbado, gehört selbstverständlich auch zum Inhalt der Fachbereichsarbeit aus Altgriechisch von Jakob Gstach (Akademisches Gymnasium Wien, Betreuer: Prof. Mag. Günther Lackner), die sich mit der Batrachomyomachia (so der griechische Originaltitel transliteriert) auseinandersetzt. Im Gespräch mit dem Komponisten konnte Gstach u.a. von dessen Ziel erfahren, „Manipulation und Verführung in Zusammenhang mit Sprache“ darzustellen – ein nach wie vor brandaktuelles Thema in einem knappen, aber fesselnden sowie durch Raumklang und Elektronik charakterisierten Stück. Erich Zeisl Das Medienservice des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur macht Herbert Krills eindrucksvollen Dokumentarfilm „Eric(h) Zeisl – ein unvollendetes Leben“ interessierten Schulen zugänglich – ein Angebot, das aufgrund von Zeisls spannender Biographie und seiner hörenswerten Musik hoffentlich häufig genutzt wird. Freundschaftliche Orchesterarbeit: Wolfgang Sawallisch und Rainer Bischof Der vollkommene Capellmeister: Wolfgang Sawallisch (1923 – 2013) Bei ihm habe „Musik immer überraschend einfach, klar, schnörkellos, formal durchsichtig in den Proportionen“ geklungen, schreibt Ernst Kobau von den Wiener Symphonikern in seinem Nachruf auf Wolfgang Sawallisch: Der Ehrendirigent und ehemalige Chef des Orchesters (sowie nicht zuletzt frühere GMD und Direktor der Bayerischen Staatsoper) ist im Februar im Alter von 89 Jahren verstorben. „Für uns Musiker bedeutete Sawallischs Dirigieren absolute Sicherheit, jeden Einsatz zu bekommen, und unbedingtes Vertrauen auf die präzise Umsetzung des in den Proben erarbeiteten Verlaufs.“ Der Wille des Komponisten, aus peniblem Partiturstudium hergeleitet, war ihm Gesetz – eine kapellmeisterliche Tugend, die ihn auch zum gesuchten und stets engagierten Interpreten zeitgenössischer Musik gemacht hat: Mit den Solisten Oleg Kagan und Natalia Gutman hob er etwa 1985 am Pult der Symphoniker das ausdrucksintensive Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester von Rainer Bischof aus der Taufe, der sich glücklich schätzt, mit Sawallisch befreundet gewesen zu sein. Bei einer Gedenkmatinee in München (u.a. mit Brigitte Fassbaender und Marjana Lipovsek) erzählte der Komponist, Philosoph und Musikmanager auch von Sawallischs bewegender Scheu, seinem enormen Repertoire Bachs h-Moll-Messe hinzuzufügen („... weil ich sie mir nicht zutraue!“) und verriet nicht zuletzt Sawallischs liebevoll gemeinten Wiener Spitznamen: „Weißwurst-Toscanini“. Zudem war der gebürtige Münchner 1985 mit den Wiener Philharmonikern Uraufführungsinterpret des auf Mozart verweisenden Haffner-Konzerts für Flöte und Orchester aus der Feder von Helmut Eder – wobei ihm ein brillanter Solist, Kammermusiker und Festivalleiter aus den Reihen des Orchesters zur Seite stand, von dem wir im März schmerzlich früh Abschied nehmen mussten: Wolfgang Schulz (1946 – 2013). Auch für Eders 6. Symphonie „Ombrage“, die im Gedenken an Bruckner vielfältige Schattenbereiche erkundet, hat sich Sawallisch eingesetzt – mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei der Uraufführung 1996 im Rahmen des Linzer Brucknerfests, zwei Jahre später dann in Wien mit „seinen“ Symphonikern. Ein besonderer, auf Platte verewigter Erfolg gelang diesem Gespann 1969 auch bei der 5. Symphonie von Marcel Rubin, dessen kunstvollbewegende Variationen über einen Bach-Choral 1993 eine auf CD nachzuhörende, eindrucksvolle Interpretation erfahren haben. Und Alfred Uhls Concerto a ballo erfreute unter Wolfgang Sawallischs Leitung mit den virtuosen Symphonikern 1967 nicht nur das Wiener Publikum, sondern auf USA-Tournee auch jenes in New York und Washington. Seite 11 klang:interpreten Jenseits der Gegensätze Der Dirigent Ulf Schirmer lässt sich nicht in Schubladen stecken – und findet Ruhe im Zen. Von Renate Publig Beyond the extremes Ulf Schirmer cannot be pigeonholed—and finds peace in Zen Conductor Ulf Schirmer is no unknown, especially in Vienna: from 1991 he was resident conductor at the Vienna State Opera, also a consultant during the following years. “My whole conception of music is unthinkable without the Vienna State Opera, the Vienna Philharmonic. The difference in Vienna is the that music is part of the public consciousness as a matter of course even today.” Schirmer works with many orchestras; he has appeared in Salzburg, Bregenz, Graz, Berlin, Paris, Milan, he regularly appears in Tokyo, Geneva and Israel. Since 2006/07 Ulf Schirmer is artistic director of the Munich Rundfunkorchester. Since the season of 2011/12 he is both GMD (general music director) and Intendant (director) of the Leipzig opera. It is an especial concern of his to rediscover (more or less) unknown operettas; the newest example is Das Fürstenkind by Franz Lehár, and this May he will be conducting a Leo Fall gala in Munich. Seite 12 “I want to make journalistic features with the Munich Rundfunkorchester.” For him, operetta is its own genre akin to the opera: “This apparently shallow element especially reveals very much and can in fact be very deep in some composers, such as Lehár.” In contemporary music he is drawn by the extreme. Important to him is the personal acquaintance with the composers, and he found meeting Christian Ofenbauer during the preparation of the premiere of his opera SzenePenthesileaEinTraum especially important. If one considers the musical versatility of the originally Northern German conductor one asks oneself why he has not attained wider renown—is it, perhaps, this versatility itself? his refusal to adhere to established categories? “Again and again I am shocked to see how people continue to think in categories. I am not willed to go along with his, I wish to be able to work in all genres.” Es ist ein alter Hut, dass der Grad der Bekanntheit eines Künstlers nicht notwendigerweise als ultimatives Qualitätskriterium herhalten kann, und freilich ist der Dirigent Ulf Schirmer gerade in Wien kein Unbekannter. Er ist einer jener Vertreter seiner Zunft, die in vielen sehr unterschiedlichen Musikgenres sattelfest sind. Zieht man diese musikalische Vielseitigkeit des aus Norddeutschland stammenden Künstlers ins Kalkül, fragt man sich, wieso er nicht längst schon größeren Ruhm erlangt hat – ob es vielleicht gerade diese Vielseitigkeit ist, seine Weigerung, sich musikalischen Modediktaten zu unterwerfen? Sein Interesse an symphonischer Musik entwickelte sich früh. Als er im Alter von etwa elf Jahren im Radio eine Symphonie von Gustav Mahler hörte, wusste er sofort, dass er sich mit dieser Musik befassen wollte, dies sollte sein Beruf werden. Er konnte seinen Vorhaben in die Tat umsetzen, mittlerweile arbeitet Ulf Schirmer mit vielen namhaften internationalen Orchestern, Engagements führten ihn nach Salzburg, Bregenz, Graz, Berlin, Paris, Mailand, er tritt regelmäßig in Tokio, Genf und Israel auf. Seit 2006/07 ist Ulf Schirmer künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, an der Oper Leipzig übt er seit der Spielzeit 2011/12 die Doppelfunktion als Generalmusikdirektor und als Generalintendant aus. Foto: Kirsten Nijhof Alles begann in Wien Doch wir greifen vor, die Geschichte nahm ihren Anfang in Wien, als Schirmer im Alter von rund 20 Jahren Korrepetitor an der Wiener Staatsoper wurde, jenem Haus, das Schirmer heute noch als die für ihn prägendste Station bezeichnet. Ab 1991 war er als Resident-Dirigent und in den darauf folgenden Jahren auch beratend als Konsulent tätig. „Mein ganzes Musizieren ist ohne die Wiener Staatsoper, die Wiener Philharmoniker gar nicht denkbar. Der Unterschied in Wien ist die Selbstverständlichkeit, mit der Musik auch heutzutage noch verankert ist.“ Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Orchestern erfordert oft große Umstellungsprozesse. „Das Gewandhausorchester hat beispielsweise durch seine Geschichte, durch das Abgeschottetsein in der DDR, eine spezielle Prägung, dadurch haben die Mitglieder eine ganz andere Kultur des Umgangs miteinander.“ Dass die Besetzung der Orchester immer internationaler wird, ist jedoch ebenfalls spürbar. „Ich stelle immer wieder fest, dass auch die Spitzenorchester sich in gewisser Weise immer mehr angleichen. Klanglich, aber auch von der Atmosphäre, das muss auch mit der Besetzung der Orchester zusammenhängen. Da findet eine mentale Angleichung statt, ohne, dass die Unterschiede gravierend verloren gehen.“ Die Gemeinsamkeit von Gegensätzen Schirmers Vorliebe für Gegensätze in der Beschäftigung mit Musik kann man durch die Gestaltung seiner (momentan im Umbau befindlichen) Website versinnbildlicht sehen – die Hauptseite zieren die Bilder einer pulsierenden Stadt und einer ruhigen Landschaft. Handelt es sich nur scheinbar um Gegensätze? Die norddeutsche Stimmungslandschaft zeigt, wo Schirmer aufgewachsen ist und wohin er sich immer wieder zurückzieht, auf dem anderen Bild ist Shinjuku, ein Bezirk von Tokio zu sehen. „Dort ist es nachts tatsächlich so beleuchtet! Mein Stammhotel ist gleich um die Ecke, da gehe ich manchmal nachts spazieren, um diese Stimmung aufzunehmen.“ In Tokio, wo Schirmer oft zu Gast ist, fühlt er sich zuhause, „seelenverwandt“, wie er es beschreibt. Entspannung findet er in der Meditation, im Weg des Zen, der Versunkenheit und der Sammlung des Geistes, in der dualistische Unterscheidungen aufgehoben sind. „Ich empfinde keine Gegensätzlichkeit, auch die Norddeutschen haben einen eigenen Zen-Buddhismus oder Zen-Meditation. Wenn Sie einem Kutscher zusehen, wie er durch die Gegend zockelt, das ist die dortige Art der Meditation. Da fühle ich viele Gemeinsamkeiten.“ Was die Musik betrifft, ist er immer wieder geschockt, wie eindimensional und kategorisierend nach wie vor gedacht wird. „All die Musik ist in unserer Welt, ganz basal sind es Menschen, die die Musik machen, und Menschen, die diese Musik hören, von daher muss es etwas Verbindendes geben. So außergewöhnlich anders sind wir ja alle nicht. Das andere ist natürlich, wie sich das in den einzelnen Kulturen äußert, es ist eine Persönlichkeitsund Sozialisationsfrage, wie jeder einzelne reagiert.“ Fürstenkind und Penthesilea Schirmer widmet sich der Wiederentdeckung unbekannter(er) Operetten, er hat beispielsweise Franz Lehárs Fürstenkind auf CD eingespielt (siehe S. 22) und in Leipzig aufgeführt, im Mai steht in München ein Leo-Fall-Abend auf dem Programm. „Ich versuche, mit dem Münchner Rundfunkorchester auch eine journalistische Featurearbeit zu leisten. Es kann nicht angehen, dass die Rundfunkorchester die gleichen Werke spielen wie die großen Symphonieorchester, das ist aber häufig der Fall. Wir haben einen anderen Auftrag, da kann ich bei der Operette nicht immer die Wunschkonzertseligkeit ausbrechen lassen.“ Es ist fast vorhersehbar, dass diese Programmatik unterschiedliche Reaktionen hervorruft, während die Konzerte ausverkauft sind, reagiert die Presse teilweise mit Unverständnis, was Schirmer auf die Mainstream-Prägung mancher Journalisten zurückführt. Operette ist für ihn eine an die Oper angelehnte eigene Kunstform, die gerade durch ihre Künstlichkeit, dieses scheinbar Oberflächliche, sehr viel offenbaren kann. „Bei verschiedenen Komponisten kann das auch sehr in die Tiefe gehen, wie etwa bei Lehár! Oft hat es dann eben nicht diese Dichtigkeit, diese Wucht, wie Oper sie entfalten kann. Viele Werke, die in Vergessenheit geraten sind, haben durchaus ihren Reiz und Charme, dafür ist das Fürstenkind ein gutes Beispiel!“ An zeitgenössischer Musik reizt Schirmer das Extrem, wobei für ihn eine große Rolle die persönliche Bekanntschaft mit dem Komponisten spielt. Bei den Wiener Festwochen leitete er die Uraufführung von Christian Ofenbauers Oper SzenePenthesileaEinTraum, durch die lange Probenzeit ergab sich die Gelegenheit für eine Reihe von Gesprächen. „Wir haben weniger über Ofenbauer als über John Cage oder Morton Feldman gesprochen. So stelle ich mir das vor, ein gemeinsamer Austausch zwischen Dirigenten und Komponisten.“ Natürlich gab es auch Seite 13 klang:gedenken Leipzig Um sich der Doppelfunktion in Leipzig widmen zu können, hat Schirmer in der letzten Spielzeit alle Gastspiele abgesagt. Zunächst war es ihm ein Anliegen, das Haus vom Kern aus zu reformieren, wobei ihm seine Jahre zuvor als GMD (diese Tätigkeit übt er in Leipzig seit 2009 aus) zugute kamen. „Wenn man die Komplexität in der Zusammenarbeit mit dem Leipziger Gewandhaus und dem Gewandhausorchester bedenkt, kann man sich die Schwierigkeit der Aufgabe vorstellen. Es ist wichtig, dass der Intendant die Art der Zusammenarbeit versteht.“ Während der Jahre als GMD konnte er Ursachen für die nicht optimale Auslastung des Hauses ausmachen. „Die Bürger der Stadt, die letztlich die städtische Oper finanzieren, waren unzufrieden mit den Entwicklungen der letzten Jahre. Das konnte ich von innen heraus abarbeiten und analysieren. Die Zuschauerzahlen und die Einnahmen steigen deutlich, wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.“ Die Doppelfunktion birgt naturgemäß Vor- und Nachteile. Die Last der Verantwortung und die Freude darüber, selbst entscheiden zu können, was auf dem Spielplan steht, halten sich für ihn jedoch die Waage, da in der Zwischenzeit strukturelle Schwierigkeiten beseitigt werden konnten. Der Frage, ob noch genügend Zeit fürs Dirigieren bleibt, stellt er sich dennoch regelmäßig. „Die Umstellung vom Intendantenbüro aufs Dirigentenpult ist für mich ein mentaler Kraftakt. Es sind jeweils komplett unterschiedliche Aktionen gefordert, eine andere Art, mit sich selbst umgehen.“ Alles in allem ist Ulf Schirmer eine Künstlerpersönlichkeit, ein Dirigent und Intendant, der sich nicht in Schubladen stecken lässt. „Dazu ist mein Freiheitsdrang zu groß. Ich will mich mit allem beschäftigen und auseinandersetzen können!“ „Mich meiner Umwelt war mir wichtiger als d Zum Tod von Paul Walter Fürst Von Markus Hennerfeind „Als Musiker bin ich aufgewachsen, und da mir ein Instrument zu wenig gab, kamen andere dazu. Das war immer noch zu wenig, um mit Musik, nicht davon, leben zu können.“ Durch die Begegnung mit Hugo Distler wurde Paul Walter Fürst bewusst, „daß auch ein Komponist eine Aufgabe hat, die nicht nur darin bestehen kann, irgendein Notengefüge zu erstellen oder ein spezifisches System zu verfolgen. Musik muß eine Botschaft sein, deren Wert nur daran gemessen werden kann, wie weit diese Botschaft empfangen wird. Dabei spielt die Anzahl der verstehenden Empfänger keine Rolle, es bedarf nur weniger und es ergibt einen Sinn.“ Paul Walter Fürst gehört zu einer Generation von Musikern, die sich ihrer Kunst mit jeder Faser ihres Leben verschrieben haben. 1926 in Wien geboren, war er schon von früher Jugend an von Musik umgeben. Er lernte erst Violine und Klavier, später noch Tuba und Posaune. Durch Partiturspiel, Rhythmus- und Gehörbildung auf sicheren musikalischen Beinen stehend, schien der Weg zum Komponieren für den kreativen „Freidenker“ vorgezeichnet. Nach Kriegsende studierte er an der Wiener Musikhochschule Klavier bei Hermann Schwertmann, Geige bei Willi Boskovsky und Harmonielehre bei Joseph Marx. Daneben nahm er bei Alfred Uhl privat Kompositionsstunden. Seine Orchesterkarriere begann er 1952 als Solobratscher im damaligen Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, 1954 wechselte er für sieben Jahre zu den Münchner Philharmonikern. Zurück in Wien wurde er 1961 Bratscher im Staatsopernorchester und 1962 Mitglied der Wiener Philharmoniker, die er, gemeinsam mit seiner zwischenzeitlich parallelen Aufgabe als Geschäftsführer (1969 – 1982) bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990 ausübte. Damit blieb der Komponist stets auch Praktiker, gestaltete unzählige Opern- und Konzertaufführungen aktiv mit. Sein zweites Leben als ebenso aktiver Komponist verknüpfte sich auch bald mit dem Musikverlag Doblinger: Der Werkkatalog reicht von der frühen Sonatine für Klavier zu vier Händen (1949) über Kammermusik in gemischten Besetzungen bis zu Ensemblestücken, großen Orchesterwerken und dem Ballett Dorian Gray (1963). Anregung holte sich Fürst im Laufe seines Lebens stets aus der Literatur und durch die Bekanntschaft mit bedeutenden Schriftstellern seiner Zeit, etwa von Ernst Jandl oder Friederike Mayröcker: „Diese Leute haben mich auch sofort akzeptiert. Mit dieser herrlichen Dusche konnte ich das Alltagsrepertoire in der Oper überleben. Der Vorteil wiederum war, daß ich in der Oper erstklassige Vorbilder in der Instrumentation hatte – die sogenannte unmögliche Instrumentation bei Janáček hat mich beflügelt. Fotos: Christopher Veenstra, fotopedia.com; Renate Publig, Doblinger außermusikalisch genug Themen -- wie zum Beispiel Kyudo, die japanische Kunst des Bogenschießens, welche Ofenbauer betreibt. nicht anzupassen, er Erfolg“ ...Natürlich habe ich auch viele Anregungen von Orchestermusikern bekommen. Viel Gutes wäre sicherlich nicht entstanden ohne meine Kollegen.“ Es waren auch die Kollegen, für die Fürst komponierte – und zwar nicht nur die Herren vom Nebenpult im philharmonischen Orchester, sondern für alle Musikerinnen und Musiker. Daneben arbeitete der enorm umtriebige, mit vielen Zusatzaufgaben betreute „Polyhymnus“ lange Jahre an der Spitze der Österreichischen Interpretengesellschaft (OESTIG), um die Rechte der ausübenden Künstler an der Verwertung ihrer Live-Darbietungen zu schützen, stand von 1998 als Präsident an der Spitze der AKM, der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger und wirkte auch außerhalb von seinem Pult oder seinem Schreibtisch für das Wohl der Musiker und damit der Musik. Dass er auch im Alter nicht müde wurde, beweist etwa, dass er sich seine Partituren selbst elektronisch ins Reine schrieb: „Im Verlag Doblinger lobt man zwar auch meine klare Handschrift, aber zur Stimmenherstellung ist der Computer schon ungemein praktisch“, bekräftigte er mit 78 in einem Interview. Aktiv blieb Paul Walter Fürst bis zum Schluss, wobei er anlässlich des 85. Geburtstages die Uraufführung eines lange Jahre in der Schublade gebliebenen Werkes erleben durfte: Das Festspielhaus St. Pölten brachte Dorian Gray heraus, beinahe 40 Jahre nach der Komposition. In den Genuss offizieller Ehrungen kam er zuletzt 2002 (Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse) und 2005, als der Wahlniederösterreicher den Kulturpreis des Landes Niederösterreich empfing. In Erinnerung wird Paul Walter Fürst als herzlicher, dennoch bestimmter, zielorientierter und den Oberflächlichkeiten der Welt abholder Charakter bleiben. Der Musiker Paul Walter Fürst blieb Zeit seines Lebens Freigeist. Zwar ließ er sich „aus praktischen Erwägungen“ einordnen. Die „Beibehaltung eines Stiles oder die Befolgung eines modischen Trends“ interessierten ihn dennoch nie. „Immer wenn ich ein sogenanntes Erfolgsstück zuwege brachte, änderte ich meinen stilistischen Kurs; das verleitete mich zu einer Aussage, dass Stilbrüche in meinen Arbeiten einkalkuliert sind. Ich handelte mir den Vorwurf eines Selbstzweckes ein. ... Als Entschuldigung mag gelten, daß ich mich kraft meiner sonstigen Betätigungen lieber für die Belange von Kollegen einsetzte und nie außerhalb der Tagesereignisse stehen wollte. Die Umwelt war schon immer für mich die größte Herausforderung. Sich niemals ihr anzupassen, schien mir von größerer Bedeutung, als persönlich erfolgreich zu sein.“ Am 28. Februar 2013 ist Paul Walter Fürst gestorben. Paul Walter Fürst (1926—2013) “A composer has a task that cannot only consist in producing some sort of note structure or in pursuing a certain system. Music has to be a message whose worth can only be gauged in how far this message is received. The number of understanding receivers is irrelevant, one needs but few and succeeds.” These few lines tell much about Paul Walter Fürst, who belongs to a generation of musicians who have dedicated every atom of their existence to their art. Fürst, born in 1926 in Vienna, was surrounded by music from his early childhood. First he learned the violin and the piano, later he mastered the tuba and the trombone; at the same time honing rhythm and aural skills as well as playing orchestral scores on the piano. On such firm musical fundaments the creative “freethinker‘s” path towards composing seemed well prepared. After the end of the War he studied at the Vienna Musikhochschule: piano with Hermann Schwertmann, violin with Willi Boskovsky and harmony with Joseph Marx. He also received private composition lessons from Alfred Uhl. His orchestral career led him first to a post as solo viola player with the Niederösterreichische Tonkünstlerorchester, then to the Munich Philharmonic. Back in Vienna he joined, in 1961, the Vienna State Opera Orchestra, becoming a member of the Vienna Philharmonic in 1962, as whose general manager he served for some time, finally retiring in 1990. His parallel life as an equally active composer soon was joined to the music publisher Doblinger, whose substantial Fürst catalogue includes works ranging from the early Sonatina for Piano, Four Hands (1949) to chamber music in variable groupings to ensemble pieces, works for large orchestra and the ballet Dorian Gray (1963). In the course of his life Fürst was always inspired by literature and by his acquaintance with important writers of his time, such as Ernst Jandl or Friederike Mayröcker. The enormously active “Polyhymnus”, who also had many additional duties, spent many years working for the good of musicians and music also apart from the stage and his desk. Paul Walter Fürst remained active until the end, and he was able to enjoy the late world premiere of his Dorian Gray at the occasion of his 85th birthday. All his friends and acquaintances will remember Paul Walter Fürst as a character affectionate, but firm; goal-oriented and averse to the superficialities of the world. “My surroundings were always the greatest challenge for me. Never to adjust myself to them seemed to be more important to me than to be personally successful.” Paul Walter Fürst died on 28 February 2013. Seite 15 klang:prisma Schlechte Noten im Wohlbefinden Berufung hin oder her: Künstler leiden in ihrem Beruf manchmal schwer an Leib und Seele. Vorbeugen, behandeln -- oder auch den Aufstand proben? Von Renate Publig Musik und Gesundheit Dr. Bernhard Riebl, Leiter der Abteilung „Musik und Gesundheit“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, hielt kürzlich in Linz im Rahmen des Workshops „Lunge – Umwelt – Arbeitsmedizin“ (organisiert von forte, dem Fortbildungszentrum Elisabethinen) einen Vortrag zum Thema „Overuse / RSI bei Musikern“, in welchem er diagnostische, therapeutische und präventive Strategien zum Erhalt der Gesundheit disCOrdant tOnes in WeLL-Being never mind having a calling: sometimes their profession makes musicians suffer both physically and mentally. Prevent, treat—or revolt? Music’s healing capacity has been the subject of numerous studies by scientists from many different fields. Nowadays, however, the opposite phenomenon, “When Music Makes Ill”, more and more becomes the centre of attention. Music conservatories are in the process of creating special departments dealing exclusively with this subject, e. g. the Peter Ostwald Institute at Cologne, named after one of the founding fathers of musicians’ medicine in the US who remains to be groundbreaking, among other themes, through his studies on Mozart and Glenn Gould. Dr. Bernhard Riebl, chair of the “Music and Health” department of the Vienna University of Music and Performing Arts, recently lectured on “Overuse / RSI in Musicians” at Linz during a workshop “Lung—Environment—Occupational Medicine”. This syndrome is induced Seite 16 von Musikern vorstellte. Er führt aus, dass viele Musiker mit der klassischen Selbstdiagnose „Sehnenscheidenentzündung“ die Arztpraxen aufsuchen. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich um eine komplexe Überbeanspruchung mit mehreren beteiligten Faktoren handelt, ein „Overuse-Syndrom“, herbeigeführt durch eine allgemeine direkte Belastung am Instrument (Haltung und Gelenkstellungen sind weitgehend vorgegeben, die Anforderungen halten sich nicht an die Anatomie, Mechanik und Mensur eines Instrumentes können nicht individuell angepasst werden). Psychosoziale Belastungen wie ungenügende Stressbewältigungsstrategien und überhöhter Ehrgeiz stellen einen weiteren gravierenden Faktor dar, Fremdbestimmtheit und individuelle Krisensituationen dienen als Verstärker. Oft kommen Nebenjobs als zusätzliche Belastung hinzu, die Gesamtsituation stellt Musiker vor existentielle Fragen, ob unter diesen Belastungen die Tätigkeit überhaupt noch ausgeübt werden kann. Aus Riebls Sicht ist die Kooperation unterschiedlicher Disziplinen gefragt, um Abhilfe zu schaffen: Ärzte, Physio- und Psychotherapeuten, Lehrer, aber auch Instrumentenbauer sind aufgerufen, gemeinsam Ansätze zur Prävention, zur Beseitigung oder zumindest Abmilderung der Probleme zu finden. Diese Förderung der Vernetzung, der Austausch von Informationen ist Ziel der ÖGfMM, der Österreichischen Gesellschaft für Musik und Medizin (www.oegfmm.at). by direct strain from the instrument, but also by psychosocial strains such as insufficient stress coping strategies, heteronomy and individual crises. Dr. Karl Böhm, head of the Occupational Medicine staff of the Vienna Radio Symphony Orchestra, at the same workshop explained the emphases and occupational medical counselling work encompassed by this post. Generally to change the artists’ situation is the aim of the Facebook page “Die traurigsten und unverschämtesten KünstlerGagen und Auditionserlebnisse”, founded in February 2013. The page has a prominent supporter in Elisabeth Kulman, one of the great mezzo sopranos of our time. She gives a disenchanting insight into the business practices of famous music festivals and calls for an “artists’ revolution”. What she deems most grave: “It is being treated with no appreciation, one is exchangeable. The human being must once again become the centre of attention, not the sums and figures.” To improve the situation the cooperation of different disciplines is necessary. This advancement of networking is the goal of ÖGfMM, the Austrian Society for Music and Medicine (www.oegfmm.at). Foto: Elisabeth Novy Vielfach wird über die heilende Wirkung von Musik gesprochen, der sogenannte „Mozart-Effekt“ – mittlerweile in dieser Form widerlegt – war Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, mit dem unbestritten existierenden Einfluss von Musik auf unsere Psyche, auf unser Verhalten beschäftigen sich nach wie vor Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen. In der Zwischenzeit macht sich jedoch verstärkt das gegensätzliche Phänomen bemerkbar, im Brennpunkt der Forschung steht das Thema: „Wenn Musik krank macht“. An den Musikuniversitäten widmen sich mittlerweile eigene Abteilungen diesem Thema, so auch das Zentrum für Musikergesundheit in Detmold oder das Peter-Ostwald-Institut in Köln. Benannt ist dieses Institut nach dem Geiger, Psychiater und Psychotherapeuten Peter Ostwald, einem der Begründer der Musikermedizin in den USA, der durch seine Forschungsarbeiten über Mozart, Schumann, aber auch beispielsweise Glenn Gould bis heute wegweisend ist. Stress im Fortissimo? Dr. Karl Böhm, ein weiterer Vortragender dieses Workshops, leitet die arbeitsmedizinische Betreuung des Radiosymphonieorchesters Wien. In seinen Ausführungen stellte er einerseits die arbeitsmedizinischen Schwerpunkte seiner Tätigkeit vor, zu denen der Einfluss der Proberaumgestaltung, der körperlichen Belastung und der Schallexposition auf die Gesundheit der Musiker zählen. Ebenso werden ergonomische Aspekte untersucht, und überraschende Erkenntnisse konnten über den schädlichen Einfluss von Beleuchtung in der Konzertsituation (Scheinwerfer!) gewonnen werden. Auch die arbeitspsychologische Betreuung fällt in Böhms Bereich, ein spezieller Schwerpunkt ist dem umfassenden Gebiet Leistungsstress gewidmet. Weiters stehen Themen wie Gruppendynamik, Arbeits(lärm)pausen und Angsterkrankungen ebenso im Mittelpunkt, wie Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats, Asthma und viele weitere Gesundheitsfragen. Auch das Schlagwort „Burnout“ ist bei Musikern in aller Munde, dieses Syndrom manifestiert sich in drei Hauptsymptomen, in emotionaler Erschöpfung, in Entfremdung, vor allem aber in verminderter Leistungsfähigkeit. Nationale und internationale Initiativen Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, hob anlässlich eines Symposiums 2009 in Köln die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen und Therapieangeboten für Profimusiker hervor. Während im Hochleistungssport bei ähnlich starken Belastungen ein exzellentes Versorgungs- und Präventionsangebot besteht, gibt es für Musiker nichts Vergleichbares. In Großbritannien wurde 2006 die Initiative „The Healthy Orchestra“ ins Leben gerufen, die sich über gesetzliche Mindestvorschriften hinaus um gesunde Musikerarbeitsplätze bemüht und dafür zahlreiche Richtlinien entwickelt hat. Die ÖGfMM veranstaltete im März 2013 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien eine wissenschaftliche Tagung mit praxisorientierten Workshops unter dem Titel „Gesund art but fair: Elisabeth Kulman Musizieren“, in welcher auf Themen wie Leistungsoptimierung, Stressbewältigung und präventive Maßnahmen eingegangen wurde. Eines der Kernthemen beschäftigt mittlerweile viele junge Musiker beim Berufsstart: Wie geht man mit der Angst vor und während Aufnahmeprüfungen, Probespielen oder Wettbewerben um? Durch „ungesunde“ Nervosität kann die Leistung, die in entspannter Atmosphäre noch mühelos gelang, nicht abgerufen werden, das Resultat: ein misslungenes Probespiel oder Wettbewerb. Diese Situation des überhöhten Stresspegels greift mittlerweile auf den Musikeralltag über, auch aufgrund der Erwartung des Publikums, die nicht zuletzt wegen der Vergleichsmöglichkeit mit CD-Studioaufnahmen entsprechend hoch geschraubt ist. Der Kreislauf kann entweder durch Vermeidung, sprich, durch Aufgabe des Berufs unterbrochen werden, oder durch den Versuch, die Situation entweder medikamentös (von Beruhigungsmitteln bis zu Betablockern), mittels Entspannungstechniken oder durch Therapien in den Griff zu bekommen. Revolution der Künstler Wie tritt man nun dem Problem entgegen? In der Akutphase geht es um Schonung der schmerzenden Körperpartien, um mentales Aussteigen, gegebenenfalls Medikation und physikalische Therapie. Nach Analyse der individuellen Belastungsfaktoren, Anerkennung der Erkrankung und der Behandlungsbedürftigkeit erfolgt die Erstellung eines Therapieplans, der auf einen ausgewogenen Wiederaufbau der Belastbarkeit abzielt. Im Angebot der Abteilung Psychotherapie bei Musikern der Sonnenbergklinik in Deutschland findet sich übrigens auch „Musiktherapie“, in welcher die Möglichkeit geboten wird, Musik fern ihrer gewohnten Formen zu begegnen. Eine andere Möglichkeit: Der Versuch, an der Situation der Künstler generell etwas zu ändern, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Im Februar 2013 wurde im sozialen Netzwerk Facebook die Seite „Die traurigsten und unverschämtesten Künstler-Gagen und Auditionserlebnisse“ ins Leben gerufen, auf welcher mehr und mehr Künstler die Gelegenheit ergreifen, auf Missstände im Künstlerberuf aufmerksam zu machen. Prominente Unterstützung erhielt die Seite von Elisabeth Kulman, eine der großen Mezzosopranistinnen unserer Zeit. Sie gibt einen ernüchternden Einblick in die Geschäftsgebarungen prominenter Musikfestivals und ruft zur „Revolution der Künstler“ auf. Mittlerweile zeigen die Medien ein starkes Interesse an der Initiative, in einem Interview für den Bayerischen Rundfunk führt Kulman ihre Hauptkritikpunkte aus: „Es ist diese nicht wertschätzende Behandlung, Künstler gelten als austauschbar. Es gibt eben viele Künstler, sodass Entscheidungsträger Spielchen spielen können, und die Künstler trauen sich nicht zu mucken, da es letztendlich um deren Existenz geht! Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen und nicht Zahlen. Ich werde nicht Ruhe geben, bis sich etwas bewegt hat.“ Anlässlich der Podiumsdiskussion 2009 in Köln wurde als wertvollstes Ergebnis das Vorhandensein von Bereitschaft und Entschlossenheit präsentiert, gemeinsam an der Gesundheitssituation von Musikern zu arbeiten. Als Fortschritt ist zu werten, dass das Problem immer breiter diskutiert wird – bleibt zu wünschen, dass die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse endlich in die Tat umgesetzt werden. Seite 17 Neue CD - Edition bei Ambiente - Audio ANTON HEILLER (1923 –1979) ROMAN SUMMEREDER » Bruckner- Orgel « Stiftsbasilika St. Florian ANTON HEILLER ANTON HEILLER DAS ORGELWERK VOL. 2DAS ORGELWERK VOL. 1 COMPLETE ORGAN WORKS COMPLETE ORGAN WORKS ROMAN SUMMEREDER „Bruckner- Orgel“ Stiftsbasilika St. Florian VOL. 2: ROMAN SUMMEREDER „Bruckner- Orgel“ Stiftsbasilika St. Florian erhältlich ab 9/2013 Postludium super „Ite missa est XI“ (1958) In Festo Corporis Christi (1957) Fantasia super „Salve Regina“ (1963) Ecce Lignum Crucis (1967) Victimae Paschali Laudes (1974) Drei kleine Choralvorspiele (1975) Jubilatio (1976) Partita „Es ist ein Ros entsprungen“ (1944 / 1977) ROMAN SUMMEREDER an der „Bruckner- Orgel“ der Stiftsbasilika St. Florian / Oberösterreich Erhältlich bei: Musikhaus Doblinger Dorotheergasse 10 A -1010 Wien www.doblinger.at www.ambiente -audio.de Vol. 3 ist geplant für 2014 '!0C98JH-acacih! (1.) Sonate (1944/45) Partita „Freu dich sehr, o meine Seele“ (1947) Partita „Vater unser im Himmelreich“ (1947) 2. Sonate (1947) Präludium und Fuge A-Dur (1949) Ambiente ACD-2028 VOL. 1: '!0C98JH-acacha! ANTON HEILLER DAS ORGELWERK VOL. 1 COMPLETE ORGAN WORKS Ambiente ACD-2027 SÄMTLICHE ORGELWERKE „Die Sprache, die der heutigen Menschheit not tut, ist weniger eine machtvolle, pathetische oder fromm betrachtende und süße, vielmehr eine klare, herbe, auf alle Not und Bedrängnis der Zeit eingehende, aufrüttelnde Sprache, die vor allem kompromisslos wahr ist, aus der viel Liebe, Entsagung und Opferwillen redet und die dadurch befähigt ist, wirklich zum Herzen der Menschen zu dringen. Dies ist es auch, was unsere neue Kirchenmusik aussagen will.“ So formulierte Anton Heiller (1923 – 1979) einmal sein künstlerisches Programm – als Komponist, Organist, Dirigent und Lehrer ein wahrhaft umfassender Musiker, „welcher der Orgelkultur im 20. Jh. entscheidende Impulse verliehen hat“, wie Roman Summereder feststellt. Summereder, von Kindesbeinen an mit kirchenmusikalischer Praxis vertraut, war der letzte Absolvent von Heillers Orgelklasse an der damaligen Wiener Musikhochschule, unterrichtet längst selbst als Professor an der nunmehrigen Musikuniversität und genießt zudem durch internationale Konzert- und Lehrtätigkeit einen ausgezeichneten künstlerischen Ruf. Nun ist er der Interpret einer neuen Gesamteinspielung von Anton Heillers Orgelschaffen, die beim verdienstvollen Label Ambiente erscheint. Bei der Präsentation der ersten von drei CDs, welche die Edition umfassen wird, gaben Summereder und Bernhard Heiller, der Sohn des schmerzlich früh verstorbenen Komponisten, im vollen Barocksalon des Musikverlags Doblinger fesselnde Einblicke in Denken und Tun des Komponisten, Lehrers, Menschen und Vaters. „Im Abstand der Jahre, in einer mehr einigenden als trennenden Sicht auf die differierenden Strömungen der Neuen Musik erscheint diese Zusammenschau umso vitaler“, fasst Summereder, der für die Aufnahmen an der „Bruckner-Orgel“ der Stiftsbasilika St. Florian etliche Werke Heillers erstmals einstudierte, den gewonnenen Überblick voller Wertschätzung im Booklet zusammen: „Von Werk zu Werk entwickelt Heiller neue Lösungen. Er war kein Vielschreiber, routiniertes Kunsthandwerk – wie bei orgelbewegten Komponisten üblich – produzierte er nicht. Sein Orgelœuvre blieb relativ schmal, ist aber umso pointierter.“ Ganz in diesem Sinne zählen zu den besonderen Prunkstücken der vorgestellten ersten CD die 2. Sonate – entstanden „in der Vorarlberger Sommerfrische des Jahres 1947 widerspiegelt ihr feinnerviger, pastoraler Charakter, ihre serenità, zweifellos erste kleine Freuden der Nachkriegszeit“ (Summereder) – sowie Präludium und Fuge A-Dur (1949), einem Geburtstagsgeschenk für Heillers Gattin Erna. „Nach den schwierigen Sonaten wirkt das wie ein sanftes Entspannen“, schreibt Peter Planyavsky, selbst verdienter Heiller-Interpret, in seiner Biographie „Anton Heiller. Alle Register eines Lebens“ (Edition va bene) über das Stück. „Vom tonalen Bezugspunkt ist man hier auch nie so weit entfernt wie in den Sonaten; der Satz ist nicht dünn, sondern ökonomisch, und das viele Vokalkomponieren hat so manche Ecke geglättet.“ Schwebende, zusammengesetzte Metrik, kontrapunktische Meisterschaft und eine hymnische Schlusssteigerung machen in Summereders intensiver Darstellung nicht nur auf die folgenden CDs neugierig (geplante Veröffentlichung: September 2013 und Frühjahr 2014), sondern lassen auch auf baldige Wiederbegegnung bei Orgelkonzerten hoffen. klang:pädagogik klang:novitäten Vienna Symphonic Play Alongs Neuerscheinungen zeitgenössischer Musik Interaktives Musizieren auf Spitzenniveau Das Wiener Unternehmen Vienna Symphonic Play Alongs GmbH (VSPA) bringt symphonische Musik in ein innovatives Format für die Aus- und Weiterbildung im klassischen Musiksegment. VSPA ist eine Übungssoftware mit Play-Along-Modus und richtet sich sowohl an bereits fortgeschrittene Musiker als auch an Liebhaber der klassischen Musik. Es verknüpft Videos von Dirigent, Solist und Orchester mit synchronisierten, selbst umblätternden Noten. Der Solist ist akustisch ein- und ausblendbar, die Partitur lässt sich für Übungsschleifen einfach adaptieren. Durch einen programmierbaren Fußschalter bleiben die Hände für das Musizieren frei. Ziel ist es, Klassik-Liebhabern und Musikstudenten weltweit eine neue, spannende und intensive Auseinandersetzung mit symphonischer Musik in Top-Qualität anzubieten, zu einem leistbaren Preis von EUR 59,- pro Edition. Josef BEER: Schlagerperlen der 30er Jahre Drei kürzlich wiederentdeckte humoristische Gesangsnummern sowie bekannte Einlagen aus der Operette Polnische Hochzeit des Erfolgsduos Joseph Beer und Fritz Löhner-Beda. Beers Tonsprache ist tonal und beleuchtet opulente Melodien mit üppig innovativer Harmonik. Die Weiterführung der Melodien sollte überraschen – im Unerwarteten lag für Beer die größte Raffinesse und Vollkommenheit. Charakteristisch ist außerdem der Einbau von Jazzelementen in die klassische Struktur – obwohl sich Beer der deutschen und russischen Tradition und der italienischen Schule verpflichtet fühlte, sind bei ihm Einflüsse von Mahler, Scriabin und Gershwin zu hören. Viele Werke von Fritz Löhner-Beda erlangten ungleich größeren Bekanntheitsgrad als der Textdichter selbst. Er verfasste Satiren, Gedichte und Schlagertexte und schrieb für Zeitungen und Zeitschriften, bis 1913 die schicksalhafte Begegnung mit Franz Lehár stattfand. Er avancierte zu einem der meistgefragten Librettisten und Schlagertexter Wiens in den 1920er Jahren, arbeitet auch mit Beer zusammen und machte den jungen Komponisten mit einflussreichen Leuten aus der Musikszene bekannt. 1938 schrieb er mit Hermann Leopoldi im KZ Buchenwald das „Buchenwaldlied“. Seine Werke – besonders die Lehár-Operetten – wurden weiter gespielt, sein Name aber wurde auf den Theaterzetteln verschwiegen. 1942 kamen Löhner-Beda und seine Angehörigen in verschiedenen Konzentrationslagern ums Leben, lediglich seinem Sohn Bruno gelang die Flucht in die USA. Bestellnr.: TM 121 Die berühmtesten Instrumentalkonzerte Komplette Partitur zum Mitlesen Transponierende Instrumente auch klingend notiert Orchesterstimmen in vergrößerter Ansicht Videos von Solisten, Dirigent und Orchester C M Y CM MY CY CMY Noten zum Ausdrucken Dirigent: Ralf Weikert Solisten: Benjamin Schmidt Johannes Hinterholzer Karl-Heinz Schütz Peter Fliecher David Seidel Christoph Traxler Daniel Ottensamer K www.vspa.at Bedienerfreundlich in Klang und Bild Erstmals wird eine Bibliothek von symphonischen Werken mit visualisiertem Dirigenten auf DVDs in hochauflösendem 5.1-Sourround-Sound und mit brillantem Bild in Full HD angeboten. Der VSPA-Musiker hat dabei die Freiheit, die Partitur und seinen Lehrsolisten ein- und auszublenden, Bild und Ton im gewünschten Tempo zu steuern und seine Übungsstrategien individuell anzupassen. Von Mozart bis Beethoven Die ersten sieben Vienna Symphonic Play Alongs, die im April 2013 auf der Musikmesse in Frankfurt vorgestellt wurden, enthalten symphonische Werke für die Soloinstrumente Violine, Horn, Querflöte, Trompete, Fagott, Klavier und Klarinette von Haydn, Mozart, Weber, Carl Philipp Emanuel Bach, Hummel und Beethoven. Die Solisten sind Benjamin Schmid (Violine), Johannes Hinterholzer (Horn), Karl-Heinz Schütz (Querflöte), Peter Fliecher (Trompete), David Seidel (Fagott), Christoph Traxler (Klavier) und Daniel Ottensamer (Klarinette). Der renommierte Dirigent Ralf Weikert steht am Pult der Vienna Classical Sinfonietta. Die Vienna Symphonic Play Alongs GmbH wurde von Martin Böhm und Ludwig Coss gegründet. Musikalischer Produzent ist Michael Horwath, Siegfried Greschitz liefert die Programmierung der exklusiv dafür entwickelten Software. Vertriebspartner ist Doblinger. Mehr zu VSPA erfahren Sie im Internet unter www.vspa.at. Rainer BISCHOF: Der Sturz der Engel für Klavier Dieses neue Klavierstück des Wiener Zwölftöners ist ebenso virtuos wie effektvoll. Eine Videoeinspielung des Widmungsträgers Johannes Kropfitsch auf Youtube zeigt, wie sowohl im als auch auf dem Klavier gespielt wird. Kropfitsch: „Die dadurch entstehende Vielschichtigkeit lässt Assoziationen an ein Geschehen zu ebener Erde und im ersten Stock zu.“ Bestellnr.: 01 688 Friedrich CERHA: Rhapsodie für Klarinette solo Bestellnr.: 35 306 Seite 19 Iván ERÖD: Blues & Fanfare für Klaviertrio Bearbeitung zweier Sätze aus der Kleinen Suite für 20 Finger op. 61b Bestellnr.: 37 227 Iván ERÖD: Fastenmusik – Böjti Zene. Orgelstücke nach altrömischen Zene Gesängen op. 79 Die Orgelstücke entstanden auf Anregung des Musikers und Gelehrten László Dobszay (†2011), dessen Chor Schola Hungarica sich seit Jahrzehnten dem gregorianischen Gesang widmet. Einige Aufnahmen des Chores enthalten so genannte „altrömische“ Gesänge, die einen von der verbreiteten Gregorianik abweichenden, älteren Stil vertreten. Eröd komponierte für eine dieser CDs Zwischenmusiken für Orgel, die zwar ihr melodisches Material aus den Gesängen schöpfen, zu diesen aber in ihrem Stil und durch ihre Polyphonie einen zeitgenössischen Gegensatz darstellen. Im vorliegenden Druck wurde den einzelnen Orgelsätzen jeweils die originale altrömische Melodie vorangestellt. Bestellnr.: 02 466 Paul GALLISTER: Per Se für Streichquartett „Ich will, dass der Musik, die ich schreibe, zugehört wird. Außerdem soll sie auch von Menschen, die keine musikalische Ausbildung haben oder ein Instrument spielen, genossen werden. Für mich kann die einzige Voraussetzung für eine Komposition im 21. Jahrhundert sein, dass es ein Statement gibt, welches durch die Musik dem Publikum verdeutlicht wird. Meine Sorge gilt also dem Unterhaltungswert und der Kurzweiligkeit des Stückes. Die Aufgabe der MusikerInnen ist, das Stück mit viel Freude zu spielen … Weniger wichtig ist mir die exakte Reproduktion der Punkte auf einem Blatt Papier, als die Schaffung von zehn aufregenden Minuten Musik für die MusikerInnen, sowie das Publikum – versetzen Sie sich einfach in Ihre Kindheit/Jugend zurück und sehen Sie das Stück als einen Popsong, den Sie damals ständig gehört haben, oder vielleicht sogar als eine Art Mini-Oper, die eine spannende Geschichte erzählt.“ (Paul Gallister) Bestellnr.: 36 107 Johannes KROPFITSCH: Trio für die Jugend op. 1 für Klaviertrio (Capriccio – Intermezzo 1 und 2 – Farewell) Capriccio: Der Zauber des Anfangens, des Aufbruchs zu neuen Ufern (ganz generell, aber auch einer Beziehung, einer Beschäftigung mit etwas Neuem) – Intermezzo 1: Der Erfolg des ersten Seite 20 Sicherheit und die Unterbrechung durch den ersten Misserfolg, sowie dessen Überwindung durch Arbeit und Zuversicht – Intermezzo 2: Der bittere Geschmack der Ermüdung und Resignation. Das Trio für die Jugend vereint klassische Form mit zeitgemäßer Harmonik und Rhythmik. Es ist für junge MusikerInnen gedacht, aber auch für konzertierende KünstlerInnen lohnend. Bestellnr.: 37 231 Augustinus Franz KROPFREITER: Praeambel und Chaconne für Orgel „Das Stück für den 250. Todestag Johann Sebastian Bachs im Jahr 2000 komponiert. Kropfreiter verarbeitet das B-A-C-HMotiv in unterschiedlichen Gestalten und Kombinationen. Den Skizzen ist zu entnehmen, dass er bewusst die ‚Architektur‘ des Werkes plante. Auch Zahlen und Zahlenverhältnisse spielen demnach eine Rolle.“ (Herausgeber Klaus Sonnleitner) Bestellnr.: 02 492 Augustinus Franz KROPFREITER: Sonata III pro organo „Die Sonata III pro organo trägt den Untertitel Choralsonate und ist Peter Planyavsky gewidmet. (Die Uraufführung durch den Widmungsträger, der 25 Jahre auf dieses ihm versprochene Werk warten musste, erfolgte 2000 im Wiener Stephansdom). Gleichzeitig ist das Werk eine Hommage an den Organisten und Komponisten Alfred Mitterhofer. Im ersten Satz, der den Choral ‚Ach wie flüchtig, ach wie nichtig‘ verarbeitet, kommt dieses Memento auch in dem stets wiederkehrenden ‚Motiv des Lächelns‘ zum Ausdruck. Die Bearbeitung bringt ausschließlich den Cantus firmus von ‚In dir ist Freude‘ und wird abgeschlossen mit einem Zitat des Pedalostinatos aus dem Bachschen Orgelbüchlein-Choral.“ (Herausgeber Klaus Sonnleitner) Bestellnr.: 02 493 Herbert PAULMICHL: Partita für Orgel „Ich habe den Namen BACH mit hineinverwoben um zu sagen: So wie Jesus das Zentrum für den Christen ist, ist Bach der Polarstern eines jeden Komponisten nach Bach; deshalb auch die vielen kontrapunktischen Verarbeitungen mit einer Doppelfuge am Schluß: O Jesu – und BACH.“ (Herbert Paulmichl) Bestellnr.: 02 487 Peter PLAnYAVSKY: Schwarzenbach-Magnificat für Choralschola und Orgel „Das Werk wurde für die Orgel von Hans Schwarzenbach, die älteste erhaltene Orgel Südtirols (1599), komponiert. Der Auftraggeber regte auch die Einbeziehung einer einstimmig singenden Schola an, was die sehr alte Form der Alternatim-Praxis nahe- legte: dabei werden die Verse eines Magnificat abwechselnd unbegleitet gesungen und auf der Orgel gespielt, wobei die Tonart, oft aber auch Motive aus dem Gesang aufgegriffen werden. In den alten Vorbildern findet sich manchmal auch ein wenig Textausdeutung; im vorliegenden Stück wird das aufgegriffen. ‚Modern‘ ist auch, dass sich gespielte und gesungene Abschnitte manchmal überlappen.“ (Peter Planyavsky) Bestellnr.: 45 312 Gerald RESCH: Zweige – Neun Miniaturen für Flöte, Klarinette, Violoncello und Klavier Bestellnr.: 07 370 Thomas Daniel SCHLEE: Durch die Banken für Tenor, Bariton und Klavier nach Texten von Robert Gernhardt „In dieser entgötterten Welt – Oder haben Sie etwas zu verschenken? – behelligen mich Menschen mit Fragen – Wer von uns hat das schon –, die in mir eine wilde Sehnsucht wachrufen – Haben Sie eigentlich Ihren Freistellungsauftrag bei uns eingereicht? – nach jenen Fragen, auf die Menschen wie ich noch eine Antwort wußten: Welches ist die wahre Natur Gottes? Woher kommt das Böse? Wohin gehen wir? Was können wir erkennen? Warum Kunst?“ Bestellnr.: 38 601 es nach diversen Erweiterungen und Variationen mit einem dynamischen Höhepunkt auch zurückkehrt. Die kurz angedeutete Wiederkehr des Cellorezitativs kurz vor dem Schluss betont die Einheit der beiden charakterlich so unterschiedlichen Teile.“ (Wolfram Wagner) Bestellnr.: 33 752 Wolfram WAGnER: 2. Sonate für Violoncello und Klavier „Die einsätzige Komposition hat sowohl bewegte, auch virtuose, als auch lyrische, von melodischen Entfaltungen bestimmte Abschnitte. Ausgangspunkt ist eine kleine Floskel im Klavier, die in vielfältigen Erscheinungsformen zu groß angelegten Entwicklungen anregt.“ (Wolfram Wagner) Bestellnr.: 33 757 Stefan M. R. ULRICH: Sonntagmorgenfrühaufstehblues für Orgel. 12 Jazz-Präludien für Orgel Den Sonntagmorgenfrühaufstehblues kennen viele Organisten sicher aus eigener Erfahrung, wenn man Sonntag in der Früh auf der Orgelbank sitzen muss. Die vielseitig einsetzbaren Stücke beweisen, dass jazzige Rhythmen und Harmonien auch im Gottesdienst ihren berechtigten Platz haben: eine höchst willkommene, im besten Sinn Aufsehen erregende Bereicherung des Repertoires an populärer Orgelmusik. Bestellnr.: 02 491 Gernot WOLFGAnG: Theremin’s Journey für Klavier, Theremin und Electronics „Einer der schönsten Aspekte einer Reise ist die Verwandlung, die wir als Reisende mitmachen. Wir erleben für uns neue Kulturen, Städte und Landschaften und unsere Weltanschauung ändert sich – vielleicht nicht immer dramatisch, doch meist spürbar. Wieder zu Hause sieht die Welt ein bisschen anders aus und unser Horizont hat sich – hoffentlich – erweitert. In dem Stück spielt das Theremin die Rolle des Reisenden.“ (Gernot Wolfgang) “Theremin‘s Journey is quite different … the listener is off on a bizarre jazz meets sci-fi meets film-pop journey. The high-pitched spooky whine of the theremin is unmistakable, and unforgettable in small doses, as here; Especially the first and last two or three minutes of the‚ journey‘ are really quite fascinating musically.“ (musicweb-international.com, May 2011) “Theremin’s Journey places that curiously otherworldly instrument and piano in cheeky avant-garde tandem with electronic sonorities.” (GRAMOPHONE, August 2011) Bestellnr.: 01 681 Wolfram WAGnER: 1. Sonate für Violoncello und Klavier „Das ariose Lento kreist um eine Melodie, die in steter Steigerung, unterbrochen von einer kleinen rezitativischen Kadenz des Cellos, zu ihrem Höhepunkt geführt wird, um danach leise zu verklingen. Auch das nachfolgende Presto hat seinen motivischen Ausgangspunkt in der Melodie des ersten Teils, zu der Gernot WOLFGAnG: Continuum IV – Cascades für Flöte und Kammerorchester “Continuum IV – Cascades is a gently dissonant, bright and aggressively amiable piece, alternately jazzy and pastoral.” (Daniel Cariaga, Los Angeles Times) Bestellnr.: Stp. 744 (Studienpartitur) Seite 21 klang:träger Neue CDs Joseph BEER Polnische Hochzeit (Ausschnitte) Jolanta Kowalska – Jadja, Alexander Pinderak – Boleslav, Niels Muus – Klavier „Wiener Schmäh auf Polnisch“ (+ Godowsky, Sieczynski, Friedman, Szymanowski, Petersburski, Leschetitzky, Stolz) CD Gramola 98980 Anton HEILLER Das Orgelwerk – Vol. 1 CD Ambiente ACD-2027 (siehe S. 18) Egon KORnAUTH Piano Music – Volume 1 Phantasie op. 10, Drei Klavierstücke op. 23, Kleine Suite op. 29, Präludium und Passacaglia op. 43, Fünf Klavierstücke op. 44 Jonathan Powell – Klavier CD Toccata Classics TOCC0159 Franz LEHÁR Das Fürstenkind. Operette Chen Reiss – Photini, Mary Mills – Mary-Ann, Matthias Klink – Hadschi Stavros, Ralf Simon – Bill Harris, Theresa Holzhauser – Gwendolyne, Jörg Schörner –Barley, Marco Cilic – Perikles, Mauro Peter – Koltzida/Tamburis/Spiro, Christian Eberl – Christodulos; Münchner Rundfunkorchester, Chor des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Ulf Schirmer 2 CDs cpo 777 680-2 Thomas Daniel SCHLEE Körper in Cafés. Fünf Szenen auf Gedichte von Robert Gernhardt op. 69 für hohe Stimme, Flöte (Violine), Fagott und Klavier Gernot WOLFGAnG Lyrical Intermezzo für Violine, Fagott und Klavier CrossNova Ensemble (Heidemaria Gruber – Gesang, Sabine Nova – Violine, Leonard Eröd – Fagott, Rainer Nova – Klavier) ORF-CD 3149 klang:daten URAUFFÜHRUnGEn JUnI – DEZEMBER 2013 Gerald RESCH: vom rand nach innen für vierstimmigen Chor a cappella Juvenis Chor, Leitung: Lina vom Berg 08. Juni 2013 Eferding, Stadtpfarrkirche Erich URBAnnER: Polyphonie für Orgel Ludwig Lusser – Orgel Herbst 2013 Peter Jan MARTHÉ: erdwärtsmesse. Priener Fassung Schola Missarum Sollemnia, Dirigent: Peter Jan Marthé 08. Juni 2013 Prien am Chiemsee, ROMED Klinik Rainer BISCHOF: La pequena – 3. Konzert für Violine und Streichorchester Elisabeth Kropfitsch – Violine, Dirigent: Bijan Khadem-Missagh Herbst 2013 Festival Allegro Vivo norbert STERK: Notturno estinguendo „Ae farewell, alas!“ für Viola, Klavier und Ensemble Ensemble Reconsil, Dirigent: Roland Freisitzer 16. Juni 2013 Wien, Arnold Schönberg Center Wolfram WAGnER: Fünf Chorsätze nach Gedichten von Gryphius für gemischten Chor a cappella Neue Kantorei Bremen, Leitung: Jörg Jacobi 10. November 2013 Bremen Seite 22 klang:daten Geburts- und gedenktage 2013 19. 06.: Michael RADULESCU 70 09. 07.: Heinrich GATTERMEYER 90 25. 07.: Hans Ulrich STAEPS 25. Todestag 26. 07.: Hans HASELBÖCK 85 15. 08.: Hermann LEOPOLDI 125 (gest. 1959) 22. 08.: Robert SCHOLLUM 100 (gest. 1987) 29. 08.: Hermann NITSCH 75 15. 09.: Anton HEILLER 90 (gest. 1979) 17. 09.: Gerhard TRACK 70 18. 09.: Rita UEDA 50 26. 09.: Augustinus Franz KROPFREITER 10. Todestag 14. 10.: Ernst Ludwig LEITNER 70 16. 10.: Cesar BRESGEN 100 (gest. 1988) 21. 10.: Martin KLASCHKA 50 31. 10.: Erich ROMANOVSKY 20. Todestag 22. 11.: Ulrich KÜCHL 70 19. 12.: Erich EDER DE LASTRA 80 24. 12.: Klaus HOCHMANN 15. Todestag Vorschau (in Auszügen): 2014 16. 01.: Josef Friedrich DOPPELBAUER 25. Todestag 23. 01.: Alexander MÜLLENBACH 65 26. 01.: Ernst KÖLZ 85 11. 02.: Franz SCHMIDT 75. Todestag 19. 02.: Waldemar BLOCH 30. Todestag 25. 02.: Michael AMANN 50 27. 02.: Heimo ERBSE 90 (gest. 2005) 21. 03.: Karl Heinz FÜSSL 90 (gest. 1992) 22. 03.: Tristan SCHULZE 50 03. 09.: Joseph MARX 50. Todestag 09. 11.: Egon WELLESZ 40. Todestag 2015 08. 02.: Helmut EDER 10. Todestag 02. 04.: Heinz KRATOCHWIL 20. Todestag 04. 04.: Fritz LEITERMEYER 90 (gest. 2006) 20. 04.: Eugene HARTZELL 15. Todestag 05. 05.: Gerald RESCH 40 12. 05.: Marcel RUBIN 20. Todestag 16. 05.: Horst EBENHÖH 85 04. 06.: Alfred PRINZ 85 06. 06.: Wolfgang SEIERL 60 18. 06.: Herbert PAULMICHL 80 24. 06.: Hans KANN 10. Todestag 25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 80 31. 07.: Martin BJELIK 75 22. 09.: Heimo ERBSE 10. Todestag 22. 09.: Franz SALMHOFER 40. Todestag 07. 11.: Friedrich WILDGANS 50. Todestag 07. 11.: Herbert LAUERMANN 60 14. 11.: Jenö TAKÁCS 10. Todestag 29. 11.: SHIH 65 30. 11.: Gerhard SCHEDL 15. Todestag 22. 12.: Thomas Christian DAVID 90 (gest. 2006) 26. 12.: Paul KONT 15. Todestag 2016 02. 01.: Iván ERÖD 80 03. 01.: Herbert BLENDINGER 80 07. 01.: Herbert WILLI 60 19. 01.: Thomas Christian DAVID 10. Todestag 08. 02.: Fritz LEITERMEYER 10. Todestag 12. 02.: Karl SCHISKE 100 (gest. 1969) 17. 02.: Friedrich CERHA 90 06. 03.: Howard Chandler ROBBINS-LANDON 90 (gest. 2009) 26. 03.: Erich URBANNER 80 26. 03.: Rupert Gottfried FRIEBERGER 65 02. 04.: Gerald SCHWERTBERGER 75 15. 04.: Karl ETTI 20. Todestag 25. 04.: Paul Walter FÜRST 90 (gest. 2013) 14. 05.: Egon KORNAUTH 125 (gest. 1959) 14. 05.: Viktor FORTIN 80 12. 07.: Gottfried von EINEM 20. Todestag 10. 08.: Werner PIRCHNER 15.Todestag 19. 08.: Roland BATIK 65 09. 09.: Augustinus Franz KROPFREITER 80 (gest. 2003) 20. 12.: Josef Maria HORVATH 85 26. 12.: Helmut EDER 100 (gest. 2005) Komplette Listen der Geburts- und Gedenktage der Doblinger-Komponisten finden Sie unter www.doblingermusikverlag.at -> Komponisten -> Gedenktage! Seite 23 Wir setzen uns für den Schutz des geistigen Eigentums ein. Wir sorgen für eine faire Bezahlung der Musikurheber. Wir bieten Veranstaltern ein One Stop-Shop für den Musikrechteer werb. Wir fördern die öster reichische Musik. Wir leisten einen wichtigen Beitrag für Kultur und Gesellschaft. AKM, WEIL MUSIK ET WAS WERT IST