R E S TA U R I E R U N G E N 55 B E Z I R K I N N S B R U C K S TA D T 2010 restauriert werden musste. Die durch ersetzt werden. Die Natursteinelemente den Wassereintritt gelösten Salze wurden am Turm und am Kirchenschiff wurden mit Entsalzungskompressen gebunden, gereinigt, von störenden Zementplomben die Malschicht musste gereinigt und im befreit, materialgerecht ergänzt und wie die Fehlstellenbereich retuschiert werden. RR Wandflächen mit einer Kalkschlämme ver- KIRCHEN K LO S T E R U N D S T I F TS G E B ÄU D E SONSTIGE KIRCHLICHE BAUTEN KAPELLEN B U R G E N, S C H LÖ S S E R, A N S I T Z E sehen. Aus Witterungsgründen erhielt die Sakristei ein gemauertes Vorhaus, das sich KLOSTER UND harmonisch in den historischen Bestand STIFTSGEBÄUDE einfügt. Erneuert wurde auch die Vergla- ÖFFENTLICHE BAUTEN HÄUSER TECHNISCHE DENKMALE sung der Kirche, die mit bleigerahmten Klostergasse 7 Sechseckscheiben ausgeführt wurde und Prämonstratenserstift Wilten aus Lärmschutzgründen eine Doppelvergla- Auch in den Berichtsjahren 2010/2011 sung erhielt. Instand gesetzt werden konnte sind notwendige Modernisierungs- und auch der ostseitig erhaltene Arkadengang Adaptierungsarbeiten im Klosterkomplex des alten Friedhofs. Die Putzschäden durchgeführt worden. Diese betrafen wurden behoben, die Brecciepfeiler und einerseits den Küchenbereich im Erdge- die historischen Grabsteine gereinigt und schoß, der ohne wesentliche Substanzein- konserviert, der alte Natursteinboden neu griffe auf zeitgemäßen Standard gebracht verlegt. Ebenfalls saniert wurde ein in die wurde, andererseits die Einrichtung von westseitige Einfriedungsmauer eingebun- Brandabschnitten im Nordtrakt, in dem dener Nischenbildstock, der teilweise neu die Übungsvolksschule untergebracht ist. verputzt und geschlämmt wurde. RR Hier war auf Stuckdecken in den Gängen und barocke Türverkleidungen bei den Pfarrkirche hl. Theresia auf der Klassenzimmern Rücksicht zu nehmen. Hungerburg Einer der wichtigsten Orte des klöster- Die Theresienkirche auf der Hungerburg lichen Lebens, die zuletzt 1965 von den in Innsbruck ist ein 1932 nach Plänen Architekten Robert Schuller und Günther von Siegfried Thurner errichteter ex- Unterlechner ausgestattete Chorkapelle pressionistischer Bau mit halbrundem über der Sakristei der Stiftskirche wurde Chorschluss, Flachdecke und Freskenaus- 2010/2011 neu gestaltet. Restauratorischer stattung von Ernst Nepo (1935) und Max Schwerpunkt war die Stuckdecke, die durch Weiler (1946/47). Die Fresken Nepos am eine umfangreiche Befundung und eine Triumphbogen zeigen die hl. Familie, die Musterfreilegung vorbereitend untersucht hl. Theresia und Christus mit einem Engel, wurde. Die die Gewölbefelder überziehen- Weilers Bilder im Langhaus thematisie- den zarten Rocaillemedaillons aus dem spä- ren die Verehrung des Herzens Jesu, die ten 18. Jahrhundert waren – wie erst eine Johannesminne und Christus am Ölberg, Fassungsanalyse im naturwissenschaftlichen die Herz Jesu Sonne und den Lanzenstich. Labor des Bundesdenkmalamtes ergab – Ihre überregionale Bedeutung erlangte die längere Zeit in einer monochromen Weiß- Theresienkirche durch den sogenannten fassung sichtbar gewesen, belegt durch die Bilderstreit, auf Grund dessen der Maler im Mikroschliff erkennbare Staubschicht. Max Weiler seine Bilder verhängte, um sie Daran schlossen sich spätere helle Ockerfas- vor der Zerstörung zu retten. Der Streit hat- sungen des Stuckes mit Goldaufblitzungen te sich an der von Weiler versuchten Neu- vor gebrochen weißen Nullflächen an, ab- interpretation theologischer Inhalte und gelöst von in den Historismus zu datieren- der nicht verstanden Bildsprache entzündet, de Gelbockertöne für die Gewölbeflächen insbesondere an der Verlegung des Lanzen- und eine Grautönung des Stuckes. Nach stiches in seine Tiroler Heimat. Eineinhalb Abstimmung mit den Restaurierungswerk- Jahrzehnte nach der letzten Innenrestau- stätten wurde die Freilegung nur soweit rierung der Kirche hatte eine undichte durchgeführt, als dies für die Wiedergewin- Dachrinne zu Schäden an der Darstellung nung klarer Stuckformen, -profile, -grate der Johannesminne geführt, die daraufhin notwendig war, fehlende und abgebro- DENKMALE R E S TA U R I E R U N G E N I N N S B R U C K S TA D T materialtechnisch entsprechenden Kalkputz 56 J A H R E S B E R I C H T D E S B U N D E S D E N K M A L A M T E S 2 0 1 0 / 11 Innsbruck, Prämonstratenserstift Wilten, Klostergasse 7, Gesamtansicht, 2011 | Foto: Architekten Klaszkleeberger, Innsbruck chene Ornamente wurden ergänzt und hauskloster eintrat. An die Klostergründe- Heiligen in Weißpolimentfassung, die an schließlich die gesamte Stuckdecke den rin, die gemeinsam mit ihrer ebenfalls in Stelle der Madonna in den Tabernakelaltar Befundergebnisse entsprechend in Kalk das Regelhaus eingetretenen Tochter auch eingesetzt wurde. In den 1980er Jahren monochrom in gebrochenem Weiß gefasst. im Innsbrucker Servitenkloster beigesetzt wurde die Tabernakelmadonna illegal an Ebenso restauriert wurde die barocke ist, erinnern noch heute zahlreiche Objekte einen Kunsthändler verkauft. 2010 wurde Holztüre am Eingang zur Chorkapelle. und Kunstwerke aus dem persönlichen Be- die Figur vom ehemaligen Landeskonser- Die vom Architekturbüro Klasz-Kleeberger sitz der Erzherzogin. Besondere Aufmerk- vator HR Dr. Franz Caramelle in einem entworfene neue Ausstattung und Möb- samkeit verdient in diesem Zusammenhang Auktionskatalog der Salzburger Filiale lierung des Raumes sowie der von Prof. der elfenbeinverzierte Tabernakelaltar in der des Dorotheums entdeckt und durch das Hamberger entworfene Bronzetaberna- südseitig an die Servitenkirche angefügten Engagement von Landtagspräsident DDr. kel, das monumentale Glaskreuz und der Peregrinikapelle, der aus dem Innsbru- Herwig van Staa aus Mitteln der Landes- gläserne Ambo geben dem Raum eine cker Regelhaus stammt und um 1620 von gedächtnisstiftung zurückerworben. Nach spezielle meditative Stimmung. GN Christof Angermair gefertigt wurde. In ihm einer ausführlichen Befundung der Figur, befand sich ursprünglich die sogenannte die auch eine Laboruntersuchung der Maria-Theresien-Straße 42 Tabernakelmadonna, die um 1612 datiert Fassung beinhaltete, entschied man sich Servitenkloster, Peregrinikapelle, wird und dem Bildhauer Leonhard Wald- für die Beibehaltung der Letztfassung, Kunstsammlungen burger zugeschrieben wird. Als man die die gereinigt und im Fehlstellenbereich Das Innsbrucker Servitenkloster ver- Kapelle nach dem Zweiten Weltkrieg dem retuschiert werden musste. Das fehlende dankt seine Entstehung Erzherzogin Anna von den Serviten sehr verehrten hl. Pere- Szepter musste nach fotografischer Vorlage Katharina Gonzaga von Mantua, der zwei- grin weihte, wurde der Bildhauer und Ma- von einem Gürtler rekonstruiert werden, ten Gattin des Tiroler Landesfürsten Erz- ler Hans Andre mit der Neugestaltung der die vergoldete Messingkrone hatte sich im herzog Ferdinand II., die das Kloster 1614 Kapelle beauftragt. Bereits 1947 entstanden Kloster erhalten und bedurfte nur einer stiftete und nach dem Tode ihre Gemahls zwei auf die Vita des Ordensheiligen Bezug Reinigung und Konservierung. Da die unter dem Ordensnamen Anna Juliana in nehmende Deckenmedaillons, 1949 folgte Kapelle zwischenzeitlich eine neue Bestim- das ebenfalls von ihr gegründete Regel- eine expressiv aufgefasste Schnitzfigur des mung erhielt und das Ensemble von Hans