Ein Kommentar von Marcus Redemann Spielerisch zum Erfolg: Die WM-Taktiken für den Erfolg im Vertrieb nutzen! Der vierte Stern ist auf dem Trikot. Die WMFeierlichkeiten ebben ab. Die Welt registriert nach dem Titelgewinn, dass „Made in Germany“ nicht nur Lederhosen, Bratwurst, Bier und Gartenzwerge bedeutet. Wer will kann sich noch an Diskussionen über Fan-Gesänge beteiligen und in den Zeitschriftenregalen machen „Danke für die geile Zeit“-Schlagzeilen Platz für WM-Bildbände sowie Rückblicke und Zusammenfassungen. Nach der Euphorie ist nun die Zeit gekommen eher analytisch auf die WM zu schauen: Was können wir für uns im Vertrieb von der WM in Brasilien lernen? Ohne Aktivitäten will der Wille nicht Vor allem in Argentinien wird man lange diskutieren, ob Deutschland im Finale wirklich besser war. Unbestritten ist allerdings, dass der Wille zum Sieg der deutschen Elf enorm war. Speziell Copyright © Mercuri International 2014 gegen Ende der regulären Spielzeit und in der Verlängerung drückte das deutsche Team auf die Entscheidung. „Die Mannschaft ist ruhig und geduldig geblieben, sie wusste, dass sie hinten raus mehr Körner hat.", bringt es Philip Lahm auf den Punkt. Der Glaube an die eigene Stärke auf der einen Seite, als auch an die Leistungsfähigkeit des Unternehmens auf der anderen Seite, ist auch im Vertrieb ein entscheidender Faktor. Wenn der Verkäufer nicht an sein Produkt glaubt, warum sollte es der (potenzielle) Kunde tun? Dazu gehört u.a. die passende Gestik, Mimik und Körpersprache im Verkaufsgespräch und eine Führungskraft, die für den Verkäufer seine Stärken transparent macht, sodass er diese stabilisiert und weiter an Ausstrahlungskraft gewinnt. Wille allein garantiert allerdings nicht den Erfolg. So inbrünstig die Brasilianer ihre Nationalhymne intonierten, das Trikot ihres verletzten Helden Neymar in den Himmel hielten, so tief stürzten sie im Halbfinale mit 1:7 gegen Deutschland ab. Wille und Strahlkraft muss mit den nötigen Aktivitäten gepaart sein, um im Fußball - wie auch im Vertrieb - den Erfolg zu garantieren. Dazu gehören Quantität, Qualität und Richtung der Aktivitäten. Im Finale stimmte der Mix aus Aktivitäten jedenfalls, wie die folgende Tabelle zeigt: Quelle: Fifa und Mercuri International Während des Turniers in Brasilien lief das deutsche Team durchschnittlich 120,9 km pro Spiel. Der Durchschnitt der anderen Teams lag bei 110,7. Zehn Kilometer mehr in der Laufleistung bedeuten, dass Deutschland im Grunde genom- men einen Spieler mehr auf dem Platz hat. Übertragen auf den Vertrieb heißt dass: Ein Besuch/Kontakt pro Tag mehr pro Verkäufer bedeutet rund 150-180 mehr Kontakte im Jahr. Bei einem Vertriebsteam mit 50 Verkäufern kommen so über 7.500 mehr Aktivitäten im Markt zusammen. Geld alleine schießt keine Tore Ausstrahlungskraft kombiniert mit dem richtigen Mix aus Aktivitäten bestimmt im Fußball und im Vertrieb den Erfolg. Insofern sollte sich dies auch in den Provisions-/Bonussystemen der Vertriebsmitarbeiter widerspiegeln. Lebhaft wird in diesem Zusammenhang diskutiert, ob monetäre Anreize nicht schon ausreichend motivieren. Blicken wir auf die WM: Spanien hatte für den Titel 720.000 € pro Spieler für den Titel vereinbart. Nach dem bitteren Ausscheiden sagte Xabi Alonso: „Wir haben uns den Hunger und Ehrgeiz nicht bewahren können“. Die Aussicht auf die Prämie, also dem Gegenwert von rund 24kg Gold oder ca. 10.000 Deutschland-Trikots mit dem vierten Stern haben beim Titelverteidiger nicht das berühmte „Feuer“ entfachen können. Richtschnur bei einem Entlohnungssystem sollte also nicht ausschließlich die Steigerung der Motivation sein, sondern die Prämierung der „richtigen“ Aktivitätenziele. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass eine gewisse Basisleistung (also z.B. 70% Zielerreichung) vom Verkäufer zu erbringen und schon mit dem Fixgehalt abgedeckt ist. So klingelte die Prämienkasse der deutschen Nationalspieler auch erst ab dem Viertelfinale. Ausscheiden in der Vorrunde Achtelfinale erreicht Viertelfinale erreicht Halbfinale erreicht Endspiel Teilnahme Weltmeister-Titel Copyright © Mercuri International 2014 0 0 50.000 100.000 150.000 300.000 Quelle: Sport1.de Wölfe sind nicht mehr einsam, sondern jagen im Rudel In der letzten Zeit haben team-orientierte Zielund Entlohnungssysteme enorm an Bedeutung gewonnen. Komplexere Märkte, gestiegene Anforderungen der Kunden und insbesondere intensiverer Wettbewerb sind der Auslöser. Oder um es mit Per Mertesacker zu sagen: „Glauben Sie jetzt, unter den letzten 16 ist irgendwie 'ne Karnevalstruppe oder was?“ In solch einem Umfeld kann ein Verkäufer als einsamer Wolf nur begrenzt Erfolg haben. Zwar kann er analog eines Superstars, das entscheidende Tor schießen, sprich einen großen Auftrag holen. Bei Portugal fokussierte sich vieles auf Ronaldo, bei Brasilien auf Neymar und Argentinien hoffte auf den Zauber von Messi. Am Ende reichte es nicht und auch der Vertrieb kann heutzutage in der Kundenbeziehung nicht mehr alles alleine stemmen. Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, dass mit Mats Hummels, Philip Lahm, Toni Kroos und Thomas Müller sowie Manuel Neuer nicht nur fünf Spieler des deutschen Teams für den besten Spieler bzw. Torhüter nominiert worden sind, sondern diese quasi aus allen „Unternehmensbereichen“ des Fußballs stammen: Torhüter, Abwehr, Mittelfelf, Angriff. Wie in der Nationalelf, so ist es für den Vertriebserfolg entscheidend, die Spitzenleistungen und Ressourcen aus allen (relevanten) Abteilungen für den Kunden zu bündeln. Dadurch werden für die Kunden Mehrwerte generiert und man differenziert sich vom Wettbewerb. Kunden- und Vertriebsorientierung gilt somit nicht nur für traditionell kundennahe Einheiten, wie z.B. Servicetechniker: Sie betrifft auch F & E und Produktmanagement im Rahmen von gemeinsamen Produktentwicklungen mit dem Kunden, wie die Logistik für abgestimmte Supply Chain Konzepte. ITIntegration, Verschlankung von Bestell- und Rechnungsprozessen, sowie Zusammenarbeit im Marketing sind weitere Beispiele, wie Mehrwertleistungen entstehen können. Eine Konsequenz ist u.a., dass im Zuge der Personalentwicklung Verkäufer nicht nur Produktschulungen bekommen, sondern entsprechende Maßnahmen für das Management der unternehmensweiten Ressourcen bzw. (virtuellen) Teams durch den Verkäufer durchgeführt werden. Neben diesen Trainingsmaßnahmen sollte darauf geachtet werden, dass entsprechende Standards und Prozeduren für die Kundenbearbeitung definiert und verinnerlicht werden. So gewinnt jeder Akteur Transparenz über seine Rollen und Aufgaben, sowie Sicherheit und Routine in der Ausübung derselben. Bei der WM wurde von den ersten 50 Toren rund ein Drittel nach Standards erzielt. 2010 in Südafrika waren es rund 25%. Und auch das deutsche Team nutzte die Chancen, die sich aus Ecken und Freistößen ergaben. Das 1:0 nach einem Freistoß gegen Frankreich durch Mats Hummels sicherte den Einzug in Halbfinale und mit dem 1:0 nach einer Ecke startete die Torflut gegen Brasilien. Die Schweiz dreht das Spiel gegen Ecuador mit zwei Standards ebenso wie die USA das Spiel gegen Ghana. Vorsprung) verschaffen. Schauen wir auch hier auf die WM: Bis auf die Niederlande beim 2:1 gegen Mexico hatte es kein Team in der K.O.Runde geschafft ein Spiel zu drehen. Ein schnelles 1:0 gegen Portugal (12. Minute), Frankreich (12. Minute) und Brasilien (11. Minute) sorgten bei Fans und Spielern der deutschen Mannschaft für Erleichterung und Sicherheit im weiteren Spiel. Besonders auffällig waren die Begegnungen im Viertelfinale: „Wer 1:0 führt, der stets verliert“ bleibt ein hoffnungsvoller Mythos. Bei der Entwicklung von Prozessen im Rahmen der Kundenbearbeitung ist es erfolgskritisch, dass man sich zuerst den Entscheidungsprozess auf Kundenseite transparent macht. Nur dann können die Vertriebsaktivitäten so strukturiert werden, dass der Vertrieb in den relevanten Prozessschritten beim Kunden präsent ist und die Entscheidung zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Diese Transparenz ermöglicht es auch zu erkennen, ob man rechtzeitig im so genannten „relevant set“ des Kunden ist. Sind Anfragen, Ausschreibungen etc. an potenzielle Lieferanten verteilt, dann hat sich der Kunde oftmals schon eine konkrete Lösung gebildet und ggf. schon einen Favoriten für sich bestimmt. Ist der Vertrieb allerdings frühzeitig präsent und positioniert sich als Mehrwertpartner im Rahmen der Problemdefinition bzw. Lösungsfindung beim Kunden, so kann er sich einen (ggf. uneinholbaren Neben der frühen Positionierung im Entscheidungsprozess, sollte man gegen Ende ebenfalls noch ein Ass im Ärmel haben. Sich früh einen Vorsprung zu erarbeitet und sich dann auf diesen Lorbeeren „auszuruhen“, war im Viertelfinale bei der WM scheinbar ausreichend. Das gilt leider nicht uneingeschränkt für den Vertrieb. Gerade in den finalen Schritten im Kaufprozess werden Angebote und Leistungen oftmals transparent und vergleichbar. Wettbewerber haben die Chance genutzt und sind nun auf Augenhöhe bzw. vorbei gezogen. Nicht zu vergessen die Situationen, in denen man die Chance auf ein frühes 1:0 verpasst hat und Kopf-an-Kopf um den Auftrag „ringt“. Hier empfiehlt sich ein Plan wie man seine Verkaufstaktik in solchen Fällen neu justiert. Das „Einwechseln“ von Geschäftsführern und Vorständen als Zeichen der Bedeutung des (potenziellen) Kunden und Verbindlichkeit von Zusagen ist sicher ein Mittel. Copyright © Mercuri International 2014 Partie Frankreich – Deutschland Brasilien – Kolumbien Argentinien – Belgien Niederlande – Costa Rica Zeitpunkt des 1:0 Endstand 12. Minute 1:0 7. Minute 2:1 8. Minute 1:0 - 4:3 n. E. Eine bessere „Raumaufteilung“ bzw. Rückkehr zur “Manndeckung“ also eine fokussierte Ausrichtung auf das Buying-Center des Kunden verspricht ebenfalls Erfolg. Bei der WM in Brasilien wurde mit 31 Jokertoren (fast jedes 5. Tor) ein neuer Rekord erzielt. Man denke nur an die Einwechselungen von Andre Schürrle oder Miro Klose und natürlich von Mario Götzes Siegtor gegen Argentinien. Fazit Transparenz über den Entscheidungsprozess des Kunden liefert die Basis, um seine Verkaufsaktivitäten zu strukturieren und standardisierte Kundenbearbeitungsprozesse zu definieren. So kann zum einen die frühe Positionierung beim Kunden sichergestellt und zum anderen ein Plan bzw. Variante für die finalen Phasen im Entscheidungsprozess entwickelt werden. Im Rahmen der Verkaufsprozesse können entsprechende Aktivitätenziele in den Dimensionen Quantität, Qualität und Richtung vereinbart und mit dem Entlohnungssystem gekoppelt werden. So sind entscheidende Stellhebel im Rahmen der Strategieumsetzung genutzt. Wenn dann noch Wille und Ausstrahlungskraft des Verkäufers dazu kommen - gepaart mit der Fähigkeit die Ressourcen des Unternehmens für den Kunden zu bündeln - dann ist der Gewinn des Titels bzw. Auftrags sicher. Doch auch im Vertrieb gilt Sepp Herbergers Weisheit: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und sich auf früheren Erfolgen auszuruhen, führt nicht zum Ziel. Fragen Sie mal Spanier, Italiener oder Engländer, wie man sich dabei fühlt … Im Fußball wie im Vertrieb gilt: Erfolg hat 3 Buchstaben: T U N! Marcus Redemann Ist Partner bei der Mercuri International Deutschland GmbH. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft an der Universität in Dortmund sammelte er Erfahrungen im Vertrieb und Marketing von Softwaresystemen, bevor er zu Mercuri International – dem führenden Anbieter für Beratung und Training im Vertrieb wechselte. Ferner ist Marcus Redemann als Dozent für Sales Management im MBA-Studiengang der Hochschule Niederrhein tätig. Als verantwortlicher Projektleiter bei Mercuri betreut er nationale und internationale Kunden bei der Entwicklung und Umsetzung von Vertriebsstrategien. Neben den Themen Value Selling, (Key) Account Management und Verkaufsprozessmanagement gehört die strategiekonforme Entwicklung und Implementierung von Entlohnungssystemen zu seinem Aufgabengebiert. Im Rahmen seiner Tätigkeit berät und coacht Marcus Redemann sowohl Führungskräfte als auch Vertriebsmitarbeiter aller Branchen von mittelständischen Unternehmen bis hin zu global operierenden Konzernen. 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