EMV eines Systems unter Berücksichtigung von Bluetooth-Verbindungen Dipl.-Ing. Thiemo Stadtler, Dipl.-Ing. Jürgen Rumold, Prof. Dr.-Ing.J.L. ter Haseborg, AB Meßtechnik / EMV, Technische Universität Hamburg-Harburg. 1. Kurzzusammenfassung Der neue und innovative Funk-Übertragungsstandard Bluetooth erweist sich als besonders geeignet, um eine kostenträchtige konventionelle Verkabelung zu ersetzen. Es ist davon auszugehen, daß die drahtlose Datenübertragung nach diesem Standard innerhalb der nächsten Jahre eine große Verbreitung findet. Bluetooth-Sender werden deshalb immer häufiger in unmittelbarer räumlicher Nähe von anderen elektrischen Systemen aufgestellt werden. Der störungsfreie Betrieb dieser Systeme muß sichergestellt sein. Gegenstand dieser Veröffentlichung ist die Untersuchung der Störeinkopplungen von Bluetooth-Sendern in benachbarte elektrische Systeme. Dazu wird einerseits die Störeinkopplung simuliert und andererseits werden Messungen mit einem kommerziellen BluetoothSystem als Störsender durchgeführt. Im Fernfeld des Senders ergeben Messungen außerordentlich geringe Störeinkopplungen. Die Simulation eines Extremfalls einer kurzgeschlossenen Leitung, um den worst-case abzuschätzen, ergibt eine Einkopplung in eine Leitung von bis zu 30mA. Dieser Fall ist jedoch für die Praxis in der Regel nicht relevant. Elektrische Systeme in unmittelbarer Nähe des Bluetooth-Senders werden erheblich stärker gestört. Es wurden Störeinkopplungen in eine Leitung von bis zu 1,6 mA gemessen, wenn sich die Störsenke im Abstand von einem Zentimeter zum Sender befindet. Der verwendete Sender hat eine Strahlungsleistung von 0,38 mW EIRP, der Bluetooth-Standard erlaubt jedoch 100 mW EIRP. Ausgehend von der maximal möglichen Sendeleistung (worst case) ergibt die Simulation in diesem Fall eine Störeinkopplung von bis zu 76 mA. Die Geometrie und Lage des Objekts bestimmen die Störeinkopplung wesentlich. 2. Einleitung In elektrischen Systemen ist die Verkabelung oftmals ein großer Kostenfaktor. In besonders komplexen Systemen kann eine konventionelle Verkabelung nicht oder nur mit großem Aufwand durchgeführt werden. Häufig müssen Anlagen zu Testzwecken komplett aufgebaut und verkabelt, später zum Transport aber wieder auseinander genommen werden. Manchmal ist die Verwendung von Leitungen zwar möglich, aus Gründen des Komforts aber nicht erwünscht. In den meisten dieser Fälle kann eine drahtlose Funkübertragungstechnik einen großen Teil der konventionellen Verkabelung überflüssig machen. Der neue und innovative Übertragungsstandard Bluetooth erweist sich als besonders geeignet für diese Anwendungen, weil sich Bluetooth-Komponenten günstig fertigen und auf Grund des verwendeten lizenzfreien Frequenzbandes weltweit einsetzen lassen. Es ist zu erwarten, daß Bluetooth-Übertragungsstrecken in der Zukunft nicht nur im Bereich der consumer-electronics, sondern auch im industriellen Umfeld [2] zum Einsatz kommen. Auch im Auto, in Flugzeugen und auf Schiffen muß in Zukunft mit Bluetooth-Sendern gerechnet werden. Die Störung der übrigen elektrischen Systeme im Umfeld der Sender muß vermieden werden. Dabei ergibt sich aus dem Einsatzzweck der Bluetooth-Technologie, daß sich diese anderen Systeme in unmittelbarer Nähe der Sendeantenne befinden können. Ein Beispiel dafür ist eine in ein Notebook eingebaute Bluetooth-PC-Card, deren Sendeantenne sich nur wenige Millimeter entfernt von anderen Komponenten des Computers befindet. In dieser Arbeit wird untersucht, welche Felder in der Umgebung eines Bluetooth-Senders auftreten und welche Auswirkungen diese auf benachbarte elektrische Systeme haben können. Als Beispiel wird hier die Einkopplung in eine Leitung betrachtet. Um eine Abschätzung der eingekoppelten Störungen besonders im worst case zu erhalten, erfolgt hierzu eine Simulation mit einem auf einer erweiterten Leitungstheorie basierenden Programm. Messungen unter Laborbedingungen an einem Bluetooth-Sender sollen praxisnah zeigen, welche Beeinflussungen in benachbarten Systemen auftreten. 3. Der Funkübertragungsstandard Bluetooth Die Spezifikation des Übertragungsstandards Bluetooth ist in [1] gegeben. Übertragen wird im Frequenzbereich von 2,4000 GHz bis 2,4835 GHz. Nur in Spanien und Frankreich wurde bisher nur ein Teil dieser Frequenzen freigegeben. Bluetooth-Systeme sind entsprechend Tabelle 1 in Leistungsklassen eingeteilt. Die Systeme der Klasse 1 sollen dabei eine Übertragungsstrecke von 100 m im Freifeld überwinden können, Systeme der Klasse 3 maximal 10 m. Leistungsklasse 1 2 3 Maximale Strahlungsleistung Pi (EIRP) 100 mW (20 dBm) 2,5 mW (4 dBm) 1 mW (0 dBm) Tabelle 1: Bluetooth-Leistungsklassen Der Frequenzbereich wird in 79 nutzbare Kanäle mit der Breite von 1 MHz aufgeteilt. Im Frequenzsprungverfahren werden diese Kanäle in einer bestimmten Reihenfolge nacheinander benutzt, nach jedem Datenpaket wird die Frequenz geändert. Dabei werden bis zu 1600 Sprünge pro Sekunde ausgeführt. Bei einer Netto-Übertragungsrate von 1 Mbit/s wird das Signal mit GFSK (Gaussian Frequency Shift Key) moduliert. Die Bluetooth-Spezifikation schreibt vor, daß außerhalb des verwendeten 1-MHz-Kanals (genau bei +/- 550 kHz) die Signalleistung um 20 dB abgesunken sein muß. Alle in dieser Arbeit gezeigten Messungen wurden an Klasse 3 Bluetooth-Modulen der Firma Ericsson vorgenommen. Diese Module besitzen eine auf der Platine eingeätzte inverted-F Antenne und werden mittels USB an PCs angeschlossen. 4. Simulation nach einem erweiterten leitungstheoretischen Modell Ausgangspunkt für die Simulation ist die klassische Leitungstheorie [4] mit den Leitungsgleichungen, die für einen infinitesimal kleinen Leitungsabschnitt den Zusammenhang von Spannung U(z) und Strom I(z) beschreiben: dU ( z ) dI ( z ) = − Z ′ ⋅ I ( z ) + E F und = −Y ′ ⋅ U ( z ) + J F dz dz (1) Die Impedanzmatrix Z' und die Admittanzmatrix Y' werden aus den primären Leitungsparametern gebildet. Die Feldeinkopplung wird durch die verteilten Quellen E F und JF berücksichtigt. Im Falle einer in der Höhe a über einer leitenden Ebene in z-Richtung verlaufenden Leitung ergeben sich EF und JF zu: ∂ E F ( z ) = − ∫ E x ( z) dx + E z( Z ) und J F ( z ) = −Y ′ ∫ E x ( z )dx ∂z 0 0 a a (2) Für alle realen Spannungen und Ströme läßt sich die Lösung U ( z + ∆z ) Φ 11 (∆z ) Φ 12 (∆ z) I ( z + ∆z ) = Φ ( ∆z ) Φ ( ∆z ) 21 22 mit [ [ ] ] Uˆ F ( ∆z ) ∆z [Φ 11 (τ )] ˆ = ∫ ( ∆ ) I z F 0 [Φ 21 (τ )] U ( z ) [U F ( ∆z )] I ( z ) + [I (∆z )] F [Φ12 (τ )] [EF ( z + τ )] ⋅ dτ [Φ 22 (τ )] [J F ( z + τ )] (3) (4) angeben. Die Transitionsmatrix Φ beschreibt die Wellenausbreitung auf dem Leiter. Φ mn sind Funktionen der Leitungsparameter. Da bei den Messungen die Leitungsenden mit einem Widerstand gegen die leitende Ebene abgeschlossen werden, wird die klassische Leitungstheorie nach [5] erweitert, um den Einfluss der vertikalen Leitungssegmente zu berücksichtigen. Sind die Randbedingungen bekannt und wird angenommen, daß das elektrische Feld in einem hinreichend kleinen Abschnitt der Leitung konstant ist, sind alle mathematischen Voraussetzungen gegeben, um die Spannungen und Ströme entlang der Leitung zu berechnen. 5. Störeinkopplung im Fernfeld des Senders 5.1 Berechnung des Fernfelds In der Bluetooth-Spezifikation ist für jede Leistungsklasse die maximale Strahlungsleistung Pi bezogen auf den äquivalenten Kugelstrahler vorgegeben. Daraus läßt sich die maximal auftretende Strahlungsdichte S und die elektrische Feldstärke E des Fernfeldes im Abstand r zur Bluetooth-Sendeantenne berechnen: 2 E Pi S (r ) = = 2 4π r 2Z 0 E (r ) = Pi Z 0 2π r 2 (5) (6) Dabei ist Z0 der Feldwellenwiderstand des freien Raumes, |E| gibt den Spitzenwert an. Bei einer Frequenz von 2.4 GHz kann im Abstand von einem Meter zum Sender das elektrische Feld als homogen angesehen werden. Für Sender der Klasse 3 kann aus (6) die Feldstärke von 245 mV/m berechnet werden. Ein Sender der Klasse 1 verursacht ein Feld von 2,45 V/m. Die Bandbreite eines einzelnen Bluetooth-Paketes ist mit 1 MHz im Vergleich zur Sendefrequenz so gering, daß die Modulation bei der Berechnung von Einkoppelvorgängen vernachlässigt werden kann. 5.2 Aufbau Der in Bild 1 gezeigte Aufbau soll Aufschluß über Einkopplung von Störströmen in großem Abstand zum Sender geben. Im Abstand von einem Meter zum Bluetooth Sender befindet sich auf einer leitenden Ebene eine Leitung. Diese ist an Leitung über beiden Enden mit dem Widerleitender Ebene stand R gegen die Ebene abgeBluetooth-Sender schlossen. Dieser VersuchsE R aufbau hat den Vorteil, daß er S H sich gut für eine Simulation eignet, aber auch tatsächlich aufgebaut werden kann. Mit R einem Widerstand von R = 50 Ω 1m kann eine Seite der Leiterschleife über ein 50-Ω-Kabel an einen spectrum-analyzer angeBild 1: Schematischer Aufbau zur Messung und Simulation schlossen werden und die Einder Störeinkopplung im Fernfeld kopplung direkt gemessen werden. 5.3 Simulation Die Simulation im Fernfeld für den in Bild 1 dargestellten Feldeinfall zeigt eine Abhängigkeit des eingekoppelten Störstroms von der Geometrie der Anordnung, dem Abschlußwiderstand R und der Leistungsklasse des Senders. Bild 2 zeigt den Störstrom, den ein Bluetooth-Sender in die Leiterschleife einkoppelt in Abhängigkeit von deren Länge. Die Einkopplung ist am größten, wenn die Leitungslänge ungeraden Vielfachen der halben Wellenlänge entspricht. In Bild 3 zeigt den eingekoppelten Strom bei Variation des Abschlußwiderstandes. Eingekoppelter Strom [µA] 1000 Eingekoppelter Strom [mA] 30 800 20 600 400 10 200 0 15,4 18,1 21,3 Länge der Leiterschleife (Höhe 1cm) Bild 2: Simulation: eingekoppelter Strom in eine Leiterschleife nach Bild 1in Abhängigkeit von der Länge des Leiters. (f=2,445 GHz, Pi=100 mW, R=50 Ω , Höhe: 1 cm) 0 0 20 30 40 10 Abschlußwiderstand in Ω 50 Bild 3: Simulation: eingekoppelter Strom in eine Leiterschleife nach Bild 1 in Abhängigkeit vom Abschlußwiderstand (f=2,445 GHz, Pi= 100 mW, Länge des Leiters: 18,1 cm, Höhe: 1 cm) 5.4 Messung Im Unterschied zur Simulation sendet das Bluetooth-Modul nicht mit der maximalen Leistung seiner Klasse. Das Modul besitzt zudem eine sehr ungleichmäßige Richtcharakteristik. Eine Messung zeigt, daß die USB-Anschlußleitung im Bereich der Sendefrequenz einen Strom von 2,6 mA führt. Das von der Leitung abgestrahlte Feld inteferiert mit dem Feld der Antenne. Die Messungen wurden in der Hauptstrahlungsrichtung durchgeführt, dort wurde eine maximale Strahlungsleistung von 0,3763 mW EIRP ermittelt. Dies ergibt in einem Meter Abstand ein Feld von 150 mV/m. In Tabelle 2 sind die gemessenen Werte für die Einkopplung in eine Leiterschleife entsprechend dem gezeigten Versuchsaufbau einigen simulierten Werten gegenübergestellt. Für die Simulation wird ein Bluetooth-Sender der Klasse 3 (Strahlungsleistung 1 mW EIRP) angenommen. Um vergleichbare Werte zu erhalten, wird der gemessene eingekoppelte Strom auf die maximale Sendeleistung eines Bluetooth-Klasse-3-Moduls hochgerechnet. Geometrie der Leiterschleife 15,28cm x 2 cm 16,3 cm x 1 cm ISimuliert Igemessen 112 µA 29,0 µA 35,6 µA 20,0 µA Igemessen hochgerechnet auf Pi = 1mW 58,02 µA 32,6 µA Tabelle 2: Vergleich der gemessenen und simulierten Störströme der Leiterschleife (BluetoothModul der Leistungsklasse 3, R = 50 Ω, Leiterschleife in 1 m Abstand zum Sender) 6. Störeinkopplung in der Nähe des Senders 6.1 Berechnung und Messung des inhomogenen Felds Die Feldverteilung in unmittelbarer Nähe des Senders kann nicht mehr als homogen angenommen werden. Es muß außerdem davon ausgegangen werden, daß verschiedene Bluetooth-Übertragungssysteme unterschiedliche Richtcharakteristika und insbesondere unterschiedliche Feldstärkeverteilungen im inhomogenen Feld in der Nähe der Antenne aufweisen. Daher ist es sinnvoll für die Simulation eine einfache Antennenanordnung zu wählen. In diesem Fall wird als Antenne ein einfacher Hertz'scher Dipol gewählt. Die Strahlungsleistung einer Antenne mit beliebiger Richtcharakteristik ergibt sich gemäß der Bluetooth-Spezifikation, sie muß gerade so groß sein, daß das Maximum der Strahlungsdichte gleich der Strahlungsdichte des Kugelstrahlers im gleichen Punkt im Fernfeld ist. Nimmt man als Antenne einen Hertz'schen Dipol der Länge l im Ursprung in z-Richtung an, so ergibt sich für die Strahlungsdichte S im Fernfeld [3]: 2 2 EΘ Z0 I l2 S ( r , Θ) = = sin 2 (Θ) 2Z0 8r 2 λ 2 (7) Dabei ist λ die Wellenlänge und I der eingeprägte Strom. EΘ ist die Stärke des elektrischen Fernfeldes. Die maximale Strahlungsdichte (an der Stelle Θ=90°) ist der Strahlungsdichte des Kugelstrahlers gleichzusetzen, daraus ergibt sich der Spitzenwert für den Strom auf dem Hertz'schen Dipol: 2 Z0 I l2 P = max2 ⇒ I = 2 2 8r λ 4π r 2 Pmax λ2 π Z0 l 2 (8) Bild 4 zeigt die Z-Komponente des Feldes des so berechneten Hertz'schen Dipols, Bild 5 zeigt das gemessene Feld des Bluetooth-Moduls. Im Vergleich zeigt sich, daß das gemessene Feld wesentlich ungleichmäßiger verläuft. Andererseits ist die Feldstärke des berechneten Feldes signifikant höher. Dies erklärt sich aus der geringeren Sendeleistung des Bluetooth-Moduls, aus der verwendeten Geometrie, aus der in der Praxis nicht auftretenden Stromverteilung des Herzschen Dipols und entspricht dem Ziel, eine worst-caseAbschätzung vorzunehmen. Ez [V/m] Ez [V/m] 25 20 3 15 2 10 1 5 0 2 4 6 x [cm] 8 10 12 0 10 5 y [cm] Bild 4: Feld eines Hertz'schen Dipols als Sendeantenne eines BluetoothSenders der Leistungsklasse 3 0 20 4 8 x [cm] 10 12 16 y [cm] 0 Bild 5: Gemessenes elektrisches Feld des verwendeten Bluetooth-Moduls der Leistungsklasse 3 6.2 Aufbau Bild 6 zeigt den schematischen Versuchsaufbau für die Messung und Simulation der Störeinkopplung in unmittelbarer Nähe des Senders. Wie im letzten Abschnitt wird wieder eine Drahtschleife über einer leitenden Ebene angeordnet und mit den Widerständen R gegenüber der Ebene abgeschlossen. Der Bluetooth-Sender wird mit Hilfe eines xy-Verfahrtisches bewegt und jeweils der Strom am Ort von einem der beiden Widerstände gemessen. Leitung über leitender Ebene Bluetooth-Sender R R Bild 6: Schematischer Aufbau zur Messung und Simulation im Nahfeld 6.3 Simulation Zur Simulation der Störeinkopplung werden verschiedene Leitergeometrien im Feld eines Senders der Leistungsklasse 1 betrachtet. Der Abstand zum Sender beträgt 1 cm. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Leitergeometrie 15,3 x 1 cm 15,3 x 2 cm 14,3 x 1 cm 14,3 x 2 cm Eingekoppelter Strom [mA] 20,9 76,1 20,7 66,3 Tabelle 3: Simulationsergebnisse für verschiedene Leiterschleifen im Abstand von 1 cm zur Bluetooth-Sendeantenne (Sendeleistung Pi=100mW, R=50W). 6.4 Messung Die Messungen werden an dem in Bild 6 gezeigten Versuchsaufbau mit 50-Ω-Abschlußwiderständen durchgeführt. eingekoppelter Strom [mA] 1,8 I Bild 7 zeigt das Ergebnis dieser Messung in einer 3-dimensionalen Darstellung. Für jede 1,0 y x Position der Sendeantenne ist der in die verwendete Leiterschleife von 15,3 cm Länge und 2 cm Höhe eingekoppelte Strom dargestellt. Zur Verdeutlichung zeigen die Bilder 8 und 9 die Ortsabhängigkeit der 0 30 Einkopplung jeweils für eine Strecke parallel 50 Ω und senkrecht zum Leiter. Die Minima und 12 y [cm] 15 Maxima ergeben sich aus der Überlagerung 50 Ω 6 x [cm] der entlang der Leitung eingekoppelten 0 0 Ströme und deren am Ende reflektierten Bild 7: Eingekoppelter Strom in die LeiterAnteile. Dabei ist zu beachten, daß das Feld schleife in Abhängigkeit der Position weder im Betrag noch in der Richtung entlang der Antenne des Bluetooth-Moduls des Leiters gleichförmig ist. Eingekoppelter Strom [mA] 0,5 Eingekoppelter Strom [mA] 1,8 1,6 I 1,4 1,2 1 x y 0,2 0,6 0,4 0,1 0 R=50Ω 0 R=50Ω 5 20 25 30 11,5 15 y-Komponente der Antennenposition [cm] Bild 8: Verlauf der Einkopplung für Verschiebung der Antenne in y-Richtung, x = 1,1cm x 0,3 0,8 0,2 I y 0,4 0 0 R=50 Ω 2 4 6 8 10 12 x-Komponente der Antennenposition [cm] Bild 9: Verlauf der Einkopplung bei Verschiebung der Antenne in x-Richtung, y = 11,5 cm Die Messungen zeigen, daß abhängig von Abstand und Lage der Sendeantenne gegenüber der Leiterschleife verschieden starke Einkopplung auftritt. Der maximale gemessene eingekoppelte Strom beträgt 1,6 mA über eine Entfernung von ca. 1 cm. Messungen an Leiterschleifen ähnlicher Geometrie bestätigen dieses Ergebnis. In Tabelle 4 sind einige gemessene und simulierte Werte einander gegenübergestellt. Hier wird für der Simulation ein Klasse 3 Bluetooth-Sender zugrundegelegt. Die gemessenen Werte werden auf eine Strahlungsleistung von 1mW EIRP hochgerechnet. Geometrie der Leiterschleife 15,3 cm x 2 cm 14,3 cm x 2 cm ISimulation [mA] 7,6 6,6 IMessung [mA] 1,6 1,5 IMessung hochgerechnet auf Pi = 1 mW [mA] 2,6 2,4 Tabelle 4: Vergleich von Simulations- und Meßergebnissen mit einem Abstand von 1 cm zwischen Sender und Leiterschleife 7. Diskussion und Ausblick Im Rahmen dieser Untersuchung der Störung von elektrischen Systemen durch BluetoothÜbertragungsstrecken soll die Simulation die Abschätzung der zu erwartenden Störeinkopplung ermöglichen. Obwohl die Grenze der Anwendbarkeit der Leitungstheorie bezüglich der Abmessungen und Frequenz erreicht ist, reicht die Genauigkeit der Simulation für eine worst-case-Abschätzung aus. Die Messung zeigt die auftretenden Störungen durch einen realen Bluetooth-Sender. Die gemessenen und simulierten Werte für die Störeinkopplung im Bereich des Fernfeldes sind nur für sehr empfindliche Systeme kritisch. Eine größere eingekoppelte Stromstärke ergibt sich nur, wenn die Abschlußwiderstände der Leiterschleife sehr klein werden. Ein typischer Anwendungsfall dafür ist z.B. ein auf Masse gelegter Kabelschirm, aber gerade im Fall des geschirmten Kabels sind Störeinkopplungen der gezeigten Größenordnung in den Kabelschirm unkritisch. Der Vergleich von Messung und Simulation für das inhomogene Feld in unmittelbarer Nähe des Senders verdeutlicht, daß die Simulation wirklich eine worst-case-Abschätzung ist. Dies geht schon aus dem Vergleich des gemessenen Feldes mit der sehr viel höheren Feldstärke des angenommenen Hertz'schen Dipols hervor. Es zeigt sich, daß schon das getestete Bluetooth-Modul der schwächsten Leistungsklasse 3 bei ungünstiger Aufstellung eine Störung durch Einkopplung verursachen kann. Durch Veränderung der Lage des Störers und des gestörten Systems zueinander können Beeinträchtigungen umgangen werden. Die Simulation von Sendern der Bluetooth-Leistungsklasse 1 zeigt jedoch, daß mit erheblich höheren Störeinkopplungen gerechnet werden muß. Diese Arbeit zeigt, daß es sinnvoll ist, die Störeinkopplungen in unmittelbarer Nähe des Senders weiter zu untersuchen, dabei sollten insbesondere weitere praxisnahe Messungen an verschiedenen Bluetooth-Übertragungsstrecken durchgeführt werden, hier besonders die Einkopplung in Leiterplatten und Kabel. Auch die Simulation kann verbessert werden, indem die Modellierung der Sendeantenne typischen Antennen ähnlicher wird. Eine Untersuchung der leitungsgeführten Störungen, die von realen Bluetooth-Systemen ausgehen, ist ebenfalls sinnvoll. 8. Referenzen [1] [2] [3] [4] [5] Bluetooth SIG, Specification of the Bluetooth System, Version 1.0 B, www.bluetooth.com U. Bilstrup, "Bluetooth in industrial environment", Proceedings International Workshop on Factory Communication Systems, September 2000 Meinke, Gundlach, "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik", 1992 C.R. Paul: "Analysis of Multiconductor Transmission Lines", J. Wiley & Sons, New York, 1994 P. Degauque, A. Zeddam, "Remarks on the Transmission-Line Approach to Determining the Current Induced on Above-Ground Cables", IEEE Trans. on EMC, Vol. 30, Feb. 1988.