Ausgabe August 2011 Die große Sause ... ... ist an den Börsen weltweit erst einmal vorbei, oder? Der Westen erstickt an Schulden, die Aktienkurse fahren Achterbahn, die Wirtschaft wächst langsamer. Es herrscht eine Art Schockstarre aus Misstrauen und Unsicherheit, in der alle lieber abwarten und sich von den „Hab ich doch immer gesagt“- und den „Das war doch klar“-Typen anstecken und leiten lassen. Jetzt sind Optimismus und Gelassenheit angesagt. Wir haben diesen Besserwissern in der Krise 2008/2009 auch zugehört, aber trotzdem den Fuß nicht vom Gaspedal genommen. Das war gut und richtig und wird auch jetzt wieder gut und richtig sein. Mit der diesjährigen Generalrevision (GR) vom 12.8. bis 29.9. und den stillstandsbedingten, aber auch den reparaturunabhängigen Investitionen werden wir nur noch schlagkräftiger in Produktion und Logistik. 2011 stecken wir 23,5 Millionen Euro in die Instandhaltung unserer Anlagen, zusätzlich investieren wir 36 Millionen Euro in mehr als 80 Einzelprojekte. Denn noch flexibler zu werden, kann in einer vermeintlichen Krise ja nur gut sein. Natürlich können wir dadurch dieses Jahr keine Rekord-Produktionsmengen von 4,6 Millionen Tonnen Ware wie 2010 erreichen, doch unserer langjährigen Devise bleiben wir nach wie vor treu: „Sicherheit und Qualität gehen über Produktion!“ Auch 2012 und 2013 werden wir mit bereits vorliegenden Genehmigungen des Aufsichtsrates weiter investieren, denn wir haben unsere ganz eigene Art auf Herausforderungen des Marktes zu reagieren. Wir wollen zum Beispiel unsere Salpetersäureproduktion erheblich erweitern und ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Piesteritz errichten. Das hat nichts mit dem verantwortungslosen Spekulantentum der Hasardeure aus der Finanzwelt zu tun. Denn wir produzieren keine Luftschlösser. Die bis zu 700 Spezialisten bei unserer GR – egal ob eigene Mitarbeiter oder die der externen Dienstleister – vertrauen nicht auf ZockerGlück. Sie sind bodenständige Praktiker und Spezialisten auf ihrem Gebiet – egal, ob Systemelektroniker, Metallbauer, Werkstoffprüfer, Gerüstbauer, Oberflächenbeschichter, Maler, Industriemechaniker, Chemiker, Maschinenbauer, Kran- und LKW-Fahrer, Schallschutzisolierer, Verfahrenstechniker oder Umweltingenieur. Der Trend geht ohnehin zur Bodenständigkeit und zu verantwortlichem Handeln, das sich auch dem Allgemeinwohl verpflichtet. Wer das in den Machtzentralen immer noch nicht Fortsetzung auf Seite 2 „Stripper“ bringt Weltrekord für SKW Piesteritz Technik. Ein Weltrekord für die SKW Stickstoffwerke Piesteritz: 36 Jahre lang war der sogenannte „HP CO2-Stripper“ – ein wichtiger Apparat für die Harnstoffsynthese – nun im Einsatz, so lange wie kein anderer auf der Welt. Diese herausragende Leistung konnte durch das Zusammenspiel sehr guter Materialeigenschaften, exakter Analysenauswertung und einem ausgeklügelten Instandhaltungskonzept erreicht werden. wurde. Dies zeichnet sich besonders durch eine enorm hohe Korrosionsbeständigkeit und eine außerordentliche Toleranz gegenüber hohen Temperaturen und Drücken aus. Der Austausch des 11,40 Meter langen zigarrenförmigen Stahl-Kolosses wurde sorgfältig vorbereitet. Bereits am 18. Mai diesen Jahres kam er mit einem Schwerlasttransport aus dem österreichischen Graz, dem Hauptsitz des Herstellers Christof Group, im Werk an. Mit spezieller Krantechnik wurde er in ein extra errichtetes Apparategerüst gehoben, damit er zur Generalrevision bereits an Ort und Stelle ist. Kostenpunkt für den 93-Tonnen-Riesen inklusive Montage: über drei Millionen Euro. Als „strippen“ oder „austreiben“ wird ein chemischer Prozess bezeichnet, bei dem Inhaltsstoffe aus Flüssigkeiten durch das Durchleiten von Gasen entfernt und in das Gas überführt werden. Rund 50 % der Weltjahresproduktion an Harnstoff wird wie bei der SKW Piesteritz nach dem CO2-Stripping-Verfahren der holländischen Firma Stamicarbon hergestellt. Das Unternehmen revolutionierte 1967 den Harnstoffprozess mit der Erfindung des „HP CO2 Strippers“. Einer der Stripper der Harnstoffanlage 2/3 wurde bereits 2009 nach 34 Jahren Betriebsdauer ausgetauscht, der andere folgt nun im Rahmen der Generalrevision 2011 nach 36 Jahren. Die beiden Apparate gehörten zu den ersten weltweit, für die ein neuartiges Material des schwedischen Weltmarktführers für industrielle Stahl-Apparatetechnik, Sandvik Materials Technology, verwendet Bereits im Mai kam der neue „Stripper-Apparat“ im Werk an. Kein Sommerloch Sanierung erfolgreich Finanzen. Im Monat Juli konnte SKW Piesteritz mit 58 Millionen Euro einen erfreulichen Sommermonatsumsatz erreichen. Grund dieser Entwicklung war vor allem das Marktpreisniveau der Produkte im Bereich der Industriechemikalien. Agrofert Deutschland. Die im Juli 2010 gegründete Agrofert Deutschland GmbH hat die letzten Monate für umfangreiche Umstrukturierungen genutzt. Nach einem Jahr ist die Zentralisierung des Düngemittelvertriebs nun fast abgeschlossen. Bei den Düngemitteln befinden sich die internationalen Notierungen derzeit bei reger Nachfrage auf einem hohen Niveau, in Deutschland wird aber starke Kaufzurückhaltung geübt. Getrieben wurde diese Preisentwicklung bis Juni/Juli unter anderem auch durch hohe internationale Energiepreise. Es besteht trotz allem eine hohe Nachfrage nach unseren festen und flüssigen Düngemittel-Spezialitäten, die in den vergangenen Wochen nicht immer erfüllt werden konnte. Die nächsten Wochen werden durch die Generalinstandsetzung unseres Ammoniak- und Harnstoffkomplexes geprägt sein. Dies führt 2011 in Summe zu Mindermengen über alle Produkte hinweg von ca. 400.000 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Wolfgang Witte, Abt. RC Das Ergebnis wurde gedreht und selbst die Kontrolleure der Deutschen Bundesbank konnten von der Richtigkeit des Strategiekonzeptes, das durch die Wirtschaftsprüfer von PwC und KPMG begleitet wird, überzeugt werden. Das zuständige Finanzamt bescheinigte außerdem eine erfolgreiche Betriebsprüfung 2004 bis 2008. Für 2012 wird eine Vertriebsmenge von über 1 Millionen Tonnen budgetiert. Die umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten an den unterschiedlichen Lagerstandorten des Unternehmens in Höhe von annähernd zehn Millionen Euro werden 2012 planmäßig komplett abgeschlossen sein. Das weltweite Marktumfeld für das Düngemittelgeschäft bleibt günstig. Das resultiert vor allem aus den aktuellen hohen Feldfruchtpreisen. www.agrofert-deutschland.de IMPRESSUM Herausgeber: Geschäftsführung der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH Redaktion & Layout: Carina Pflug, Joachim Haegert (Red.) Fotos: SKW Piesteritz Druck: Barbara Rausch Air Liquide: Neuer Nachbar im Agro-Chemie Park Agro-Chemie Park. SKW Piesteritz bekommt im Agro-Chemie Park einen neuen Nachbarn: Die deutsche Tochter des französischen Konzerns Air Liquide aus Düsseldorf möchte am Standort eine Anlage zur Verflüssigung von Kohlendioxid errichten. Der Konzern ist Weltmarktführer bei der Herstellung technischer Gase für Industrie, Medizin sowie Umweltschutz und in über 80 Ländern weltweit vertreten. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war vor allem die zuverlässige Lieferung von Kohlendioxid in einer großen Menge und in einer geeigneten Qualität. Insgesamt investiert Air Liquide einige Millionen Euro in den Komplex. Die Anlage wird auf einer Fläche von ca. 8.000 m2 in direkter Nähe zur Ammoniakanlage 1 errichtet. Air Liquide wird einen Teil des Kohlendioxids, das in den Ammoniakanlagen entsteht, für die Herstellung von Kohlensäure verwenden, insgesamt werden das rund 70.000 Tonnen pro Jahr sein. Perspektivisch sollen in einer zweiten Ausbaustufe auch Argon produziert und der Wasserstoff aus der Ammoniakproduktion industriell weiter verarbeitet werden. Für SKW Piesteritz stellt dieses Vorhaben neben der Gewächshaus-Anlage ein zweites Projekt dar, um den eigenen Ausstoß von Kohlendioxid enorm zu reduzieren. Das Unternehmen produziert heute durchschnittlich 1,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, wovon ca. 950.000 Tonnen innerhalb des Stoffverbundes im Agro-Chemie Park verwendet werden. Die neue Gewächshausanlage wird zwischen 30.000 und 60.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich benötigen, das Air LiquideProjekt rund 70.000 Tonnen. Damit geht SKW Piesteritz einen weiteren Schritt in Richtung umweltfreundliche Produktion. Die CO2-Verflüssigungsanlage soll von Düsseldorf aus ferngesteuert werden, es werden zusätzliche Arbeitsplätze für den Anlagenbetrieb, Wartung und Instandhaltung sowie im Transport-Bereich geschaffen. Die Fertigstellung ist für 2012 geplant. Werkseinfahrt Nord wird umgestaltet Bauarbeiten. Die Werkseinfahrt des AgroChemie Parks Nord wird bis zum Ende des Jahres umfassend umgestaltet. Im August haben die Bauarbeiten begonnen. Im ersten Abschnitt werden nördlich des jetzigen Straßenverlaufs zwei neue LKW-Spuren mit einer integrierten Straßenwaage gebaut. Der hohe Grundwasserspiegel in diesem Bereich sorgte kurzfristig für Probleme bei der Verlegung der unterirdischen Leitungssysteme. Deshalb mussten Brunnen zum Abpumpen eingebaut und Spezialtechnik eingesetzt werden. Anschließend wird auch südlich der Einfahrtstraße C eine zusätzliche LKW-Spur mit Straßenwaage realisiert. Eine Sperrung der Werkseinfahrt Nord wird somit trotz der Bauarbeiten zu keinem Zeitpunkt nötig. Der Fahrradverkehr wird – wie bei der Betriebsversammlung im Juni vom Betriebsrat vorgeschlagen – komplett vom Straßenverkehr Bagger und Bauarbeiter prägen derzeit das Gesicht der Werkseinfahrt im Agro-Chemie Park Nord. entkoppelt. Der neue Radweg soll südlich des Pförtnergebäudes an der Waldstraße beginnen und bis zum neuen Fahrradstellplatz nördlich des Anwendungstechnikums/Elektrowerkstatt Nord führen. Für den ersten Bauabschnitt des Umbaus der Werkseinfahrt Nord und der Verlegung des Radweges sind Kosten in Höhe von 855.000 Euro geplant. Die Bauarbeiten sollen bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Neue Verladung: Schneller vom Tank in den LKW LLogistik. Die Lagerkapazitäten für Flüssigdünger hat SKW Piesteritz 2010/2011 enorm erhöht. Jetzt soll durch eine zusätzliche Verund Entladung auch die Abfertigung beschleunigt werden. Aktuell entstehen deshalb im Bereich der Flüssigdünger-Tanks/Ammonsulfatanlage zwei neue Verladestraßen (Nr. 7/8), in denen zukünftig vor allem die Flüssigdüngerspezialitäten mit Schwefel abgefüllt werden sollen. Gleichzeitig wird der Rohstoff Ammoniumthio- sulfat hier entladen und in den dahinterliegenden neuen 2.000 m3-Tank gefüllt. Ziel ist es, Wartezeiten für Logistikunternehmen zu verkürzen. Noch im August sollen die technische Installation sowie die dafür notwendigen Straßenbauarbeiten abgeschlossen werden. Die endgültige Inbetriebnahme ist dann für Ende September mit der Fertigstellung des dritten 30.000 m3-Flüssigdüngertanks geplant. Dann können die Flüssigdüngerprodukte direkt vom AHL-Großtank in die LKWs gepumpt werden. Einstellungen Bereich Personalwesen Yvonne Baatz Bereich Informatik/Kommunikation Sandy Lorenz Bereich Harnstoff/Säuren Dennis Bruchmann Marian Knorr Fortsetzung von Seite 1 verstanden hat, dem sollten die Politiker endlich bevormundende gesetzliche Regelungen auf den Schreibtisch knallen. Damit bei der GR auf dem 220 ha-Werksareal alles noch reibungsloser funktioniert, wurden über 200 befristete Einfahrgenehmigungen für Fremdfirmen ausgestellt – so viele, dass die über 600 internen Parkplätze bei Weitem nicht ausreichten und zusätzliche Freiflächen zur Verfügung gestellt werden mussten. Das Interesse an ehrlicher Düngemittelberatung ist weiterhin sehr groß – das hören wir von unseren vielen Außendienstmitarbeitern und das zeigt uns auch die sensationell hohe Nachfrage nach der Informationsbroschüre „Faktencheck Harnstoff“, die wir nun schon in fünf Sprachen mehrmals nachdrucken mussten. Wir freuen uns über so viel positive Resonanz aus Deutschland und ganz Europa und hoffen, damit Licht ins Dunkel des Weltdüngers Nummer 1 gebracht zu haben. Ihr Rüdiger Geserick Ernährungstipp Das Internetportal des Verbraucherschutzes „lebensmittelklarheit.de“ gibt es seit Juli 2011. Hier kann jeder Produkte melden, bei denen er sich durch die Aufmachung oder Kennzeichnung getäuscht fühlt. Jede Beanstandung wird überprüft. Wenn die Meldung in das Portal aufgenommen wird, erhält das betreffende Unternehmen die Möglichkeit einer Stellungnahme. Die Meldungen werden eingeordnet in die Bereiche „Getäuscht?“, „Geändert“ und „Erlaubt!“. So gibt es jetzt schon Produkte, bei denen die Hersteller eine Änderung bezüglich Erscheinungsbild, Kennzeichnung oder Zutaten vorgenommen haben. Wer kennt nicht die Diskussionen über Klebeschinken und Analog-Käse? Auch die Kinder-Milchschnitte ist kein gesunder Pausen-Snack, sondern aufgrund des hohen Zucker- und Fettgehaltes eine Süßigkeit. Wichtig ist es bei Lebensmitteln, nicht unbedingt der Werbung zu vertrauen. Dabei ist ein Blick auf die Zutatenliste und die Nährwertangaben hilfreich. Die Activia-Joghurts von Danone sollen die Verdauung „regulieren“. Sie haben jedoch keine bessere Wirkung als andere Joghurts auch, sind aber teurer. Auch der Zuckergehalt ist beachtlich. Die zugesetzten Bakterienkulturen müssen erst einmal die aggressive Magensäure überstehen, bevor sie in den Darm gelangen, wo sie wirken sollen. Mit einer ausgewogenen Ernährung, die viel Gemüse, Obst, Vollkorn-Produkte und ausreichend Getränke enthält, dazu regelmäßige Bewegung kann die Verdauung preisgünstig beeinflusst werden. Werden oder bleiben Sie beim Einkauf skeptisch, besonders bei viel beworbenen Produkten. m.h. (Diätassistentin)