Gesundheitsgespräch Chronischer Husten Sendedatum: 21.01.2016 Experte: Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik V der LMU und Chefarzt der Asklepios Lungenfachklinik in Gauting Autor: Holger Kiesel Husten ist ein Begleitsymptom verschiedenster Erkrankungen. Das Spektrum reicht von Erkältungskrankheiten und Virusinfektionen bis hin zu schweren Schädigungen der Bronchien, der Lunge oder gar des Herzens oder des Magens. Das Wichtigste bei anhaltendem, störendem Husten ist also gründliche Ursachenforschung. Erst wenn klar ist, woher der Husten genau kommt, kann er effektiv bekämpft werden. Auch wichtig: Nicht zu lange mit dem Arztbesuch warten, damit ernste Ursachen rechtzeitig entdeckt werden können! Denn oft kann erst bei näherem Hinsehen entschieden werden, ob Husten nur lästig ist oder das Symptom einer schweren Erkrankung. Dem Text liegt ein Interview mit Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik V der LMU und Chefarzt der Asklepios Lungenfachklinik in Gauting, zugrunde. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Husten – was ist das? Bronchien und Lunge sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Diese produziert ein Sekret, das Atemwege und Lunge vor schädlichen Außeneinflüssen wie z.B. Mikroben oder Viren schützt. Die sogenannten 'Flimmerhärchen' auf der Oberfläche der Schleimhaut transportieren Sekret in Richtung Kehlkopf nach draußen. Von diesem 'Abschlucken' von Schleim und Partikeln merkt man normalerweise nichts. Erst, wenn etwas größere Fremdkörper beseitigt werden müssen oder sich Sekret staut, hustet man. Was passiert beim Husten im Körper? Der Hustenreiz wird zunächst über Nerven an das Gehirn gemeldet, was dann eine wechselnde Kontraktion der Ein- und Ausatem-Muskulatur auslöst. Dauerreize wie Rauchen, Staub oder Smog verstärken diese Abwehrreaktion. Die Schleimhaut verändert sich dann mit der Zeit, es werden mehr Schleimdrüsen gebildet. Die Flimmerhärchen können schließlich irgendwann die wachsende Menge an Sekret nicht mehr alleine bewältigen. Die Folge: Der Husten wird stärker. Langfristig kommt es zu einer dauerhaften Schädigung der Flimmerhärchen. Was löst Husten aus? Jede Art von Fremdkörpern kann den Hustenreiz verursachen, aber auch verschiedenste reizende Gase und Dämpfe, Rauch, bakterielle Infektionen, die die Schleimhaut angreifen, oder bestimmte Medikamente wie ACE-Hemmer, die bei Herzschwäche und Bluthochdruck eingesetzt werden, Betablocker, Zytostatika oder Antibiotika. Wieviel Husten ist normal? Jeder Mensch hustet – jeden Tag, immer wieder. Deswegen ist es schwer zu sagen, wann jemand zu viel hustet. Das hängt auch davon ab, wie sich der Husten genau zeigt – eher als vereinzelter Hustenstoß oder eher anfallsartig. Grundsätzlich gilt: Husten, der einem selbst oder anderen auffällt, sollte genauer unter die Lupe genommen werden, besonders wenn man sich dadurch in seiner alltäglichen Aktivität eingeschränkt fühlt. Begleitsymptome von Husten Zu den Symptomen, die besonders häufig mit Husten einhergehen, gehört vor allem die oft im Rahmen von Herz- oder Lungenerkrankungen auftretende Luftnot. Wann bleibt Husten trocken? Ob Husten trocken bleibt oder mit Auswurf verbunden ist, hängt vor allem davon ab, ob die Schleimhäute vermehrt Sekret bilden. Auswurf produzieren Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 vor allem die Betroffenen, deren Husten durch einen dauerhaften äußeren Einfluss (chronische exogene Noxe) wie z.B. Zigarettenrauch verursacht wird. Husten, der von einer Schädigung im Lungengewebe herrührt, bleibt dagegen meist trocken. Auslöser für Husten – Was lässt uns husten? Husten, auch chronischer, ist ein Symptom verschiedenster Erkrankungen, kein eigenständiges Krankheitsbild. Zugrunde liegen können - neben Erkältungskrankheiten - Lungenerkrankungen (z.B. Lungenfibrose, Asthma, COPD), Herzinsuffizienz, Allergien, aber auch psychogene Störungen oder Reaktionen auf Arzneimittel, Schadstoffe oder andere Umwelteinflüsse. Auch Lungentumoren können Husten verursachen, allerdings häufig erst in einem recht späten Stadium einer Krebserkrankung. Husten bei Asthma Asthma ist typischerweise charakterisiert durch das anfallsartige Auftreten bestimmter Symptome wie Brustenge und Luftnot (durch eine Verengung der Bronchien) zusammen mit Husten. Außerhalb dieser Anfälle sind die Betroffenen häufig vollkommen beschwerdefrei. Husten bei COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung) COPD-Patienten sind oder waren in 90% der Fälle starke Raucher. Bei ihnen sind in der Folge oft die Schleimhäute geschädigt, was zu vermehrter Sekretbildung führt. Deswegen hat diese Gruppe besonders häufig am Morgen Probleme mit Husten (mit Auswurf) und muss erst einmal abhusten, um richtig Luft zu bekommen. Im Gegensatz zum Asthma ist der Husten bei COPD eher chronisch-anhaltend und tritt häufig bei körperlicher Anstrengung auf. Ein kleiner Anteil der COPD-Erkrankungen entsteht auch durch langjähriges Passivrauchen oder erbliche Veranlagung. Husten bei Lungenfibrose Bei Patienten mit Lungenfibrose ist der Husten in der Regel eher trocken. In einigen Fällen dieser Erkrankung ist er sogar das Hauptsymptom. Zudem haben die Betroffenen in Situationen, in denen die Lunge stark beansprucht wird, oft Luftnot, die dann wiederum stärkeren Husten auslöst. Raucherhusten Bei Raucherhusten entsteht vergleichsweise viel Sekret. Besonders stark ist er in der Regel am Morgen, weil sich in der Nacht viel Schleim bildet, der während des Schlafens kaum abgehustet wird. Jeder zusätzliche Reiz (Infektion etc.) verstärkt dann den Husten noch weiter. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 "Wer konsequent aufhört zu rauchen, bei dem wird auch der Raucherhusten in aller Regel deutlich besser! Es dauert allerdings etwas, da Nikotin die Bronchien erweitert und es deshalb kurz nach dem Aufhören oft erst einmal zu mehr Husten mit mehr Auswurf kommt! Und: Ganz verschwindet der Raucherhusten in den meisten Fällen nicht wieder!" Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik V der LMU und Chefarzt der Asklepios Lungenfachklinik in Gauting Husten bei älteren Menschen Gerade bei älteren Menschen gibt es häufig einen Zusammenhang zwischen Husten und organischen Problemen, etwa im Bereich des Herzens oder der Lunge. Auch Flüssigkeitseinlagerungen im Körper lösen hier oft Husten aus. Der Magen als Auslöser für Husten Liegt keine Lungenerkrankung oder andere Ursache vor, kann der Ursprung des Hustens – was häufig übersehen wird – auch im Magen liegen: Beim sogenannten gastroösophagialen Reflux fließt immer wieder Magensäure zurück bis in die Speiseröhre (und nachts im Liegen teilweise sogar bis in den Kehlkopf oder gar in die Lunge). Die Säure greift die ungeschützten Schleimhäute in diesem Bereich an und löst eine Entzündung aus, die wiederum zu Husten führen kann. Ursache ist meist ein schlecht schließender Mageneingang. Ursache im Magen abstellen Begünstigt wird Reflux beispielsweise durch spätes Essen oder Alkoholgenuss am Abend. Um ihn (den Reflux und damit den Husten) zu verhindern, sollte man natürlich mögliche Auslöser meiden. So sollte man ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen idealerweise nichts mehr essen oder trinken. Auch auf Bonbons oder Kaugummis sollte man ab diesem Zeitpunkt möglichst verzichten. Den Oberkörper im Bett etwas höher zu lagern verhindert, zusätzlich das Hochlaufen des Magensaftes. Außerdem kann mithilfe von Medikamenten (Protonenpumpen-Inhibitoren) überschüssige Magensäure neutralisiert werden. Diese Mittel unterbinden die Säurebildung in der Magenschleimhaut. Andere Auslöser für Husten Kann trotz gründlichster Untersuchung keine Ursache für Husten gefunden werden, kommt auch eine Funktionsstörung der Stimmritze als Auslöser infrage. Hier kann unter Umständen mit logopädischen Maßnahmen abgeholfen werden. Auch ein psychischer Grund für Husten ist denkbar, etwa als Stressreaktion oder Symptom einer Angststörung (häufig als nervöses Hüsteln). Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Chronischer Husten – was tun? Husten, der im Rahmen einer akuten Infektion auftritt, sollte innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Wann Husten chronisch wird (bzw. nicht mehr akut ist), ist genau definiert: Wenn jemand länger als sechs Wochen hustet. Spätestens danach sollte die Ursache genau abgeklärt werden. Wohin mit chronischem Husten? Wer unter chronischem Husten leidet, sollte dringend zu einem Spezialisten gehen. Das ist natürlich einerseits der Lungenfacharzt (Pneumologe), aber auch der HNO-Mediziner. Am besten sollte ein Arzt, dem man besonders vertraut, die Koordination der verschiedenen Fachdisziplinen übernehmen, damit die ausschließende Diagnostik geordnet ablaufen kann und um unnötige Arztwechsel möglichst zu vermeiden. Wichtig: Nicht aus Angst auf essentielle Untersuchungen (z.B. Röntgenbild der Lunge) verzichten! Diagnostik bei anhaltendem Husten Spätestens nach sechs Wochen mit andauerndem Husten sollten ein Röntgenbild von der Lunge und gegebenenfalls weitere Untersuchungen gemacht werden, um abzuklären, warum der Husten nicht aufhört und um eine Lungenerkrankung oder einen Tumor als Auslöser auszuschließen. Ein Reflux als Ursache kann oft bereits durch eine gründliche Anamnese festgestellt werden. Dies gelingt allerdings nur dann, wenn der Patient den Rückfluss der Magensäure etwa in Form von Sodbrennen wahrnimmt. Ist dies nicht der Fall, können möglicherweise bei einer Untersuchung durch einen HNO-Arzt Spuren von Magensäure (etwa im Kehlkopf) entdeckt werden. Lungenspiegelung Sind all diese Maßnahmen getroffen worden und es konnte immer noch keine Ursache für den Husten gefunden werden, kann eine sogenannte Lungenspiegelung möglicherweise Aufklärung bringen. Hier kann abgeklärt werden, ob etwa Auffälligkeiten an den Schleimhäuten im Inneren der Lunge vorliegen oder ob in diesem Bereich vielleicht ein Tumor sitzt. Hustenstiller und -löser Frei verkäufliche Hustenstiller sind auch bei lang anhaltendem, chronischem Husten durchaus wirksam. Handelsübliche Hustenlöser hingegen haben hier eine eher geringe Wirkung und dies auch nur, wenn man gleichzeitig viel Flüssigkeit zu sich nimmt, damit Sekret abgeführt werden kann. Ist der Husten jedoch krampfartig, beeinträchtigt das tägliche Leben oder hindert am Schlafen, Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 sollte (vor allem für die Nacht) eher ein codeinhaltiger Hustenblocker eingenommen werden. Kortison gegen Husten Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung (z.B. bei bestimmten Lungenkrankheiten) kann auch Kortison – in Form von Inhalationen oder Tabletten – Husten lindern. Parallel zur Einnahme sollte allerdings ein etwaiger Auslöser (z.B. ein bestimmtes Medikament) abgestellt werden. Husten verhindern Husten ist ein Reflex, den man nur sehr begrenzt bewusst unterdrücken kann. Aber natürlich kann man bestimmte auslösende Reize wie z.B. Kälte vermeiden. In diesem Zusammenhang gilt: Bei niedrigen Temperaturen empfindliche Zonen im Gesicht gut einpacken (z.B. Schal vor den Mund) und möglichst durch die Nase atmen. Das entlastet die Lunge. Viel trinken hilft! Der Husten löst sich besser, wenn man viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Tendenziell gilt dabei: Eher warm trinken! Das reizt die Atemwege weniger! Inhalieren mit Kochsalzlösung Immer ein probates Mittel gegen Hustenreiz sind Inhalationen mit Kochsalzlösung (bei Bedarf kann man auch Medikamente zugeben). Achtung: Inhalationen mit reinem Dampf gelangen nur bis in die oberen Atemwege und sind deshalb weniger wirksam! Um weiter in Richtung Lunge zu gelangen, müssen die Tröpfchen besonders fein sein! Um diese „lungengängigen“ Tröpfchen zu erzeugen bedarf es spezieller Vernebler. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 COPD – wenn die Lunge an Kraft verliert Experten: Prof. Dr. Heinrich Worth, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, Facharztforum Fürth Dr. Artur Wölfel, leitender Oberarzt am Krankenhaus für Naturheilweisen in München Harlaching "Ich habe eine COPD? Das kann doch nicht sein – das hätte ich gemerkt!" antworten viele Patienten, wenn der Arzt bei ihnen eine Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung – eine COPD – diagnostiziert. Husten, Auswurf und Atemnot – für viele Raucher sind dies bloß Begleiterscheinungen ihrer Sucht, aber keine Vorboten einer langsam fortschreitenden und gefährlichen Krankheit. Doch wenn sich die Atemwege immer weiter verengen, muss im schlimmsten Fall dauerhaft künstlich beatmet werden. Die COPD ist eine Volkskrankheit – etwa sechs Millionen Deutsche sind betroffen. Sie ist zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar: Dem Patienten kann durch eine medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapie geholfen werden. Weltweit ist COPD die vierthäufigste Todesursache, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, und in zehn Jahren wird sie vermutlich an die dritte Stelle vorgerückt sein. Der Grund für diese Steigerung: Immer mehr Menschen rauchen, und Zigarettenkonsum ist der Hauptverursacher von COPD. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 Atemprobleme – wenn die Luft ausgeht Nicht selten wird die Diagnose COPD verschleppt, und oft merkt der Patient erst nach Jahren, dass etwas nicht stimmt. Keuchen beim Treppensteigen? Husten mit Auswurf? Halten diese Symptome länger als ein paar Wochen an, muss ein Arzt aufgesucht werden. „Die Patienten merken typischerweise erst sehr spät, dass sie ernstlich erkrankt sind. Die meisten von ihnen sind Raucher und nehmen ihren morgendlichen Husten – teilweise auch mit Auswurf – noch nicht als Krankheit wahr. Sie führen den Husten auf einen für sie normalen Raucherhusten zurück und die Atemnot auf das Alter.“ Prof. Heinrich Worth Ein folgenschwerer Fehler, denn, wer länger als acht Wochen hustet, sollte unbedingt hellhörig werden. „…und Ausatmen“ – ein Atemwegstest Wie fortgeschritten eine COPD bereits ist, lässt sich durch eine sogenannte Lungenfunktionsmessung erkennen. Um den Grad der Obstruktionen zu erfassen, misst man das Atemvolumen, welches der Patient nach einer maximal tiefen Einatmung in einer Sekunde bei stärkster Anstrengung ausatmen kann. Diese sogenannte Ein-Sekunden-Kapazität ist umso niedriger, je stärker die Atemwege verengt sind. Nachdem eine Einengung der Atemwege festgestellt worden ist, prüft der Arzt, ob der Patient auf bronchien-, also atemwegs-erweiternde Medikamente anspricht. COPD – Klärung eines Begriffs COPD ist eine Abkürzung für chronic obstructive pulmonary disease, die Chronisch Obstruktive Lungenkrankheit. Hauptkennzeichen: Die Atemwege sind eingeengt, und diese Enge ist durch Medikamente nicht oder nur wenig rückbildungsfähig. Zwei Krankheitsbilder werden unter dem Begriff COPD zusammengefasst. 1. Die Chronisch Obstruktive Bronchitis, die entsteht, wenn zu einer chronischen Bronchitis eine Einengung der Atemwege hinzukommt. 2. Das sogenannte Lungenemphysem, eine Überblähung der Lunge: Diese Veränderung ist nicht mehr rückbildungsfähig. Es kommt zu einer Zerstörung der Lungenbläschen und einer Einschränkung der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff. Neu im Verständnis der COPD ist, dass diese Erkrankung zwar in der Lunge beginnt, aber doch eine Reihe von Auswirkungen auf Herz, Kreislauf, Muskulatur, Knochensystem und Psyche hat. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 Zu spät zum Arzt – ein Risiko Je später eine COPD erkannt wird, umso weniger Chancen gibt es, die Erkrankung aufzuhalten. Ein Patient, der spät zur Diagnose kommt, verkürzt seine Lebenserwartung: Denn wenn das Lungengewebe erst einmal in funktionsloses Bindegewebe umgebaut ist, kann es nicht wiedergewonnen werden. Genetische Ursachen? „Die Hauptrisikogruppe für eine COPD sind Raucher. Allerdings erkrankt nur ein Teil von ihnen an dieser Krankheit. Warum das so ist, wissen wir noch nicht genau. Momentan wird aber intensiv daran geforscht, inwiefern neben dem Rauchen auch eine genetische Veranlagung von Bedeutung ist. Auch die sogenannte „inhalative Belastung“ am Arbeitsplatz - beispielsweise bei Arbeitern in Kohlebergbau - spielt eine Rolle.“ Prof. Heinrich Worth Nikotin-Stopp – Therapieregel Nummer eins „Sofort mit dem Rauchen aufhören!“ – das ist bei COPD die Präventions- und Therapieregel Nummer eins. Doch, obwohl Rauchen die Ursache für 90 Prozent der Krankheitsfälle ist, geben nur wenige Patienten ihre Sucht auf. Dabei wäre es sowohl für Gesunde als auch für Menschen, die ein bereits eingeschränktes Lungenvolumen haben, wichtig, dem blauen Dunst ein für alle Mal zu entsagen. Raucherentwöhnung – die wichtigste Vorbeugung „Raucherentwöhnung ist das wichtigste Therapieelement überhaupt. COPD ist in erster Linie eine Krankheit der Raucher. Wer nicht raucht, bekommt in der Regel auch keine COPD. Und wenn COPD-Patienten mit dem Rauchen aufhören, schreitet die Erkrankung sehr viel langsamer fort.“ Prof. Heinrich Worth Raucherentwöhnung – häufig langfristig erfolglos „Wir Ärzte können dem Patienten die Entwöhnung durch Nikotinersatzstoffe in Hautpflastern, Kaugummis oder Nasensprays erleichtern. Und wir können suchtlindernde Medikamente einsetzen. Doch trotz dieser Möglichkeiten sind wir nicht sehr erfolgreich. Die Entwöhnungsrate liegt nach zwei Wochen bei etwa 80 Prozent. Nach einem Jahr rauchen 60 Prozent der Patienten wieder, wenn Verhaltenstherapie, Nikotinersatzstoffe und Suchthemmer kombiniert wurden. Das ist eine sehr unbefriedigende Lage.“ Prof. Heinrich Worth Dennoch sollten Raucher nach einer erfolglosen Entwöhnung einen neuen Entwöhnungsversuch starten. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Naturheilkundlich spricht man von Ordnungstherapie – das heißt, man soll neue Lebensinhalte entdecken und nicht nur qualvoll Verzicht üben.“ Dr. Artur Wölfel Medikamente & Therapie Mit Medikamenten lässt sich eine COPD zwar nicht heilen, aber Krankheitsverlauf und akute Verschlechterungen lassen sich positiv beeinflussen: Eine medikamentöse Therapie kann Entzündungen und Infekte hemmen, Schleim lösen und dem Patienten allgemeine Linderung verschaffen. Bewährte Medikamente „Bei einer COPD setzen wir Medikamente ein, die zur Erweiterung der Atemwege führen – die sogenannten Bronchodilatatoren. Mit diesen atemwegserweiternden Medikamenten verbessert man die Lungenfunktion, lindert die Atemnot und verschafft dem Patienten mehr Lebensqualität. Außerdem beugen langwirksame Bronchodilatatoren mit einer Wirkdauer von mindestens zwölf Stunden auch akuten Verschlechterungen, sogenannten Exazerbationen, vor. Einem kleinen Teil der Patienten nützen auch Medikamente, die entzündungshemmend wirken – beispielsweise das inhalierbare Cortison und neuerdings Roflumilast. Bei Atemwegsinfekten, die durch Bakterien verursacht werden, setzt man bei der COPD zusätzlich Antibiotika ein. Wenn der zähe Schleim eine große Rolle spielt, würde man einen Behandlungsversuch mit schleimlösenden Medikamenten unternehmen, den sogenannten Mukopharmaka.“ Prof. Heinrich Worth Komplementärmedizin bei COPD - Physikalische Therapie „Von ärztlicher Seite wird leider zu oft die Behandlung auf die – sicher unverzichtbare – Verordnung von Medikamenten beschränkt. Körperliches Training, physikalische Therapie und Ernährungsmedizin können aber eine wertvolle Ergänzung darstellen. Wärmeapplikationen in Verbindung mit einer sanften lokalen Massage – die sogenannte "heiße Rolle" – wirken Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 10 beispielsweise sekretfördernd und krampflösend. Stärkere Effekte erzielt man in der Akutphase durch die passive Hyperthermie – zum Beispiel durch ein Schlenzsches Überwärmungsbad oder eine Infrarot-Ganzkörperhyperthermie. Hierbei wird durch kontinuierliche äußere Wärmezufuhr ein Anstieg der Körpertemperatur erzielt. Durch wiederholte Anwendungen lässt sich damit auch die oft gesteigerte Infektanfälligkeit der COPD-Patienten vermindern.“ Dr. Artur Wölfel Richtige Ernährung „Sowohl Mangel-, als auch Überernährung verschlechtern die Prognose eines Patienten mit COPD. Durch unsachgemäße Ernährung verschlechtert sich auch die Atmung. Unbedingt erforderlich ist deshalb eine Ernährungsumstellung. Blähende, schwer verdauliche Speisen sollen gemieden, die Nahrungszufuhr auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt werden. Nach dem Prinzip einer Entzündungshemmung durch Vermeidung tierischer Fette empfehlen wir eine Ernährung mit lactovegetabiler Grundtendenz (Schonkost aus Milch und Milchprodukten, Obst und Gemüse) aber auch den häufigen Verzehr von fettem Seefisch. Als Nahrungsmittelergänzung können die sogenannten Antioxidantien Vitamin C, E und Selen zur Neutralisierung der hochaktiven, entzündungsfördernden Sauerstoffradikale sinnvoll sein.“ Dr. Artur Wölfel Körperliches Training „Der Teufelskreis Atemnot, körperliche Schonung und Muskelabbau infolge Bewegungsmangel muss durchbrochen werden. Die zunehmende muskuläre Schwäche kann ein Teilaspekt der erlebten Atemnot sein und darüber hinaus die oft durch die erforderliche Cortisontherapie bestehende Gefahr der Knochenentkalkung verstärken. In Abhängigkeit vom Stadium der COPD ist täglich ein 30-minütiges Training zu fordern. Konsequent durchgeführt, kann man damit auch eine langfristige Besserung der Lebensqualität erreichen.“ Dr. Artur Wölfel „Körperliches Training ist eine evidenzbasierte wichtige Therapiemaßnahme, die ab mittlerem Schweregrad der COPD dringlich empfohlen wird.“ Prof. Heinrich Worth Deswegen ist die Teilnahme an ambulanten Lungensportgruppen mit speziell ausgebildeten Trainern, die in Lehrgänge der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland geschult wurden, von großer Bedeutung. Hierbei geht es darum, dass die Muskulatur und die Koordination des Bewegungsapparates so verbessert werden, dass der Patient bei gleicher Beeinträchtigung der Lunge mit einem besser funktionierenden Bewegungsapparat mehr leisten kann. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Hochmoderne, mobile und leicht handhabbare Flüssigsauerstoffgeräte erleichtern den Patienten das Leben. Spezielle nicht-invasive Beatmungsverfahren können die überlastete Atemmuskulatur auch über Nacht per "Heimbeatmung" unterstützen. „Bei einem chronischen Sauerstoffmangel hilft die Langzeitsauerstofftherapie, sofern sie über mindestens 16 Stunden am Tag eingesetzt wird. Wenn der Patient jedoch ein Versagen, eine überlastete Atempumpe oder eine überlastete Atemmuskulatur mit Sauerstoffmangel, aber zusätzlich CO2Anstieg im Blut hat, dann empfiehlt sich die nichtinvasive Beatmung sowohl akut als auch bei einigen Patienten dauerhaft im Sinne einer Heimbeatmung.“ Prof. Heinrich Worth Bei einzelnen Patienten mit einem schweren Lungenemphysem, die trotz ausgeschöpfter medikamentöser Therapie unter Einschluss einer pneumologischen Rehabilitation weiterhin über erhebliche Atemnot klagen, kann eine endoskopische Lungenvolumenreduktion erwogen werden, bei der überblähte Lungenanteile verringert werden, so dass gesunde Lungenanteile mehr Raum zum Atmen haben. Nur in Einzelfällen kommt eine Lungentransplantation in Frage. Wichtig: Schutzimpfungen für COPD-Patienten „Wir empfehlen Menschen, die bereits an einem eingeschränkten Lungenvolumen leiden, die jährliche Grippeschutzimpfung und die Impfung gegen Pneumokokken. Grippeviren sind gerade für Lungenkranke gefährlich, da sich die von ihnen verursachten Entzündungen bei einer durch COPD geschädigten Lunge stärker auswirken als bei Gesunden.“ Prof. Heinrich Worth Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 12