Chronischer Husten

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Gesundheitsgespräch
Chronischer Husten
Sendedatum: 21.01.2016
Experte:
Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik V
der LMU und Chefarzt der Asklepios Lungenfachklinik in Gauting
Autor: Holger Kiesel
Husten ist ein Begleitsymptom verschiedenster Erkrankungen. Das Spektrum
reicht von Erkältungskrankheiten und Virusinfektionen bis hin zu schweren
Schädigungen der Bronchien, der Lunge oder gar des Herzens oder des
Magens. Das Wichtigste bei anhaltendem, störendem Husten ist also
gründliche Ursachenforschung. Erst wenn klar ist, woher der Husten genau
kommt, kann er effektiv bekämpft werden. Auch wichtig: Nicht zu lange mit dem
Arztbesuch warten, damit ernste Ursachen rechtzeitig entdeckt werden können!
Denn oft kann erst bei näherem Hinsehen entschieden werden, ob Husten nur
lästig ist oder das Symptom einer schweren Erkrankung.
Dem Text liegt ein Interview mit Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Leiter der
Medizinischen Klinik und Poliklinik V der LMU und Chefarzt der Asklepios
Lungenfachklinik in Gauting, zugrunde.
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Husten – was ist das?
Bronchien und Lunge sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Diese
produziert ein Sekret, das Atemwege und Lunge vor schädlichen
Außeneinflüssen wie z.B. Mikroben oder Viren schützt. Die sogenannten
'Flimmerhärchen' auf der Oberfläche der Schleimhaut transportieren Sekret in
Richtung Kehlkopf nach draußen. Von diesem 'Abschlucken' von Schleim und
Partikeln merkt man normalerweise nichts. Erst, wenn etwas größere
Fremdkörper beseitigt werden müssen oder sich Sekret staut, hustet man.
Was passiert beim Husten im Körper?
Der Hustenreiz wird zunächst über Nerven an das Gehirn gemeldet, was dann
eine wechselnde Kontraktion der Ein- und Ausatem-Muskulatur auslöst.
Dauerreize wie Rauchen, Staub oder Smog verstärken diese Abwehrreaktion.
Die Schleimhaut verändert sich dann mit der Zeit, es werden mehr
Schleimdrüsen gebildet. Die Flimmerhärchen können schließlich irgendwann
die wachsende Menge an Sekret nicht mehr alleine bewältigen. Die Folge: Der
Husten wird stärker. Langfristig kommt es zu einer dauerhaften Schädigung der
Flimmerhärchen.
Was löst Husten aus?
Jede Art von Fremdkörpern kann den Hustenreiz verursachen, aber auch
verschiedenste reizende Gase und Dämpfe, Rauch, bakterielle Infektionen, die
die Schleimhaut angreifen, oder bestimmte Medikamente wie ACE-Hemmer,
die bei Herzschwäche und Bluthochdruck eingesetzt werden, Betablocker,
Zytostatika oder Antibiotika.
Wieviel Husten ist normal?
Jeder Mensch hustet – jeden Tag, immer wieder. Deswegen ist es schwer zu
sagen, wann jemand zu viel hustet. Das hängt auch davon ab, wie sich der
Husten genau zeigt – eher als vereinzelter Hustenstoß oder eher anfallsartig.
Grundsätzlich gilt: Husten, der einem selbst oder anderen auffällt, sollte
genauer unter die Lupe genommen werden, besonders wenn man sich dadurch
in seiner alltäglichen Aktivität eingeschränkt fühlt.
Begleitsymptome von Husten
Zu den Symptomen, die besonders häufig mit Husten einhergehen, gehört vor
allem die oft im Rahmen von Herz- oder Lungenerkrankungen auftretende
Luftnot.
Wann bleibt Husten trocken?
Ob Husten trocken bleibt oder mit Auswurf verbunden ist, hängt vor allem
davon ab, ob die Schleimhäute vermehrt Sekret bilden. Auswurf produzieren
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vor allem die Betroffenen, deren Husten durch einen dauerhaften äußeren
Einfluss (chronische exogene Noxe) wie z.B. Zigarettenrauch verursacht wird.
Husten, der von einer Schädigung im Lungengewebe herrührt, bleibt dagegen
meist trocken.
Auslöser für Husten – Was lässt uns husten?
Husten, auch chronischer, ist ein Symptom verschiedenster Erkrankungen, kein
eigenständiges Krankheitsbild. Zugrunde liegen können - neben
Erkältungskrankheiten - Lungenerkrankungen (z.B. Lungenfibrose, Asthma,
COPD), Herzinsuffizienz, Allergien, aber auch psychogene Störungen oder
Reaktionen auf Arzneimittel, Schadstoffe oder andere Umwelteinflüsse. Auch
Lungentumoren können Husten verursachen, allerdings häufig erst in einem
recht späten Stadium einer Krebserkrankung.
Husten bei Asthma
Asthma ist typischerweise charakterisiert durch das anfallsartige Auftreten
bestimmter Symptome wie Brustenge und Luftnot (durch eine Verengung der
Bronchien) zusammen mit Husten. Außerhalb dieser Anfälle sind die
Betroffenen häufig vollkommen beschwerdefrei.
Husten bei COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung)
COPD-Patienten sind oder waren in 90% der Fälle starke Raucher. Bei ihnen
sind in der Folge oft die Schleimhäute geschädigt, was zu vermehrter
Sekretbildung führt. Deswegen hat diese Gruppe besonders häufig am Morgen
Probleme mit Husten (mit Auswurf) und muss erst einmal abhusten, um richtig
Luft zu bekommen. Im Gegensatz zum Asthma ist der Husten bei COPD eher
chronisch-anhaltend und tritt häufig bei körperlicher Anstrengung auf. Ein
kleiner Anteil der COPD-Erkrankungen entsteht auch durch langjähriges
Passivrauchen oder erbliche Veranlagung.
Husten bei Lungenfibrose
Bei Patienten mit Lungenfibrose ist der Husten in der Regel eher trocken. In
einigen Fällen dieser Erkrankung ist er sogar das Hauptsymptom. Zudem
haben die Betroffenen in Situationen, in denen die Lunge stark beansprucht
wird, oft Luftnot, die dann wiederum stärkeren Husten auslöst.
Raucherhusten
Bei Raucherhusten entsteht vergleichsweise viel Sekret. Besonders stark ist er
in der Regel am Morgen, weil sich in der Nacht viel Schleim bildet, der während
des Schlafens kaum abgehustet wird. Jeder zusätzliche Reiz (Infektion etc.)
verstärkt dann den Husten noch weiter.
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"Wer konsequent aufhört zu rauchen, bei dem wird auch der Raucherhusten in
aller Regel deutlich besser! Es dauert allerdings etwas, da Nikotin die
Bronchien erweitert und es deshalb kurz nach dem Aufhören oft erst einmal zu
mehr Husten mit mehr Auswurf kommt! Und: Ganz verschwindet der
Raucherhusten in den meisten Fällen nicht wieder!" Prof. Dr. med. Jürgen Behr,
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Asklepios Lungenfachklinik in Gauting
Husten bei älteren Menschen
Gerade bei älteren Menschen gibt es häufig einen Zusammenhang zwischen
Husten und organischen Problemen, etwa im Bereich des Herzens oder der
Lunge. Auch Flüssigkeitseinlagerungen im Körper lösen hier oft Husten aus.
Der Magen als Auslöser für Husten
Liegt keine Lungenerkrankung oder andere Ursache vor, kann der Ursprung
des Hustens – was häufig übersehen wird – auch im Magen liegen: Beim
sogenannten gastroösophagialen Reflux fließt immer wieder Magensäure
zurück bis in die Speiseröhre (und nachts im Liegen teilweise sogar bis in den
Kehlkopf oder gar in die Lunge). Die Säure greift die ungeschützten
Schleimhäute in diesem Bereich an und löst eine Entzündung aus, die
wiederum zu Husten führen kann. Ursache ist meist ein schlecht schließender
Mageneingang.
Ursache im Magen abstellen
Begünstigt wird Reflux beispielsweise durch spätes Essen oder Alkoholgenuss
am Abend. Um ihn (den Reflux und damit den Husten) zu verhindern, sollte
man natürlich mögliche Auslöser meiden. So sollte man ein bis zwei Stunden
vor dem Zubettgehen idealerweise nichts mehr essen oder trinken. Auch auf
Bonbons oder Kaugummis sollte man ab diesem Zeitpunkt möglichst
verzichten. Den Oberkörper im Bett etwas höher zu lagern verhindert,
zusätzlich das Hochlaufen des Magensaftes. Außerdem kann mithilfe von
Medikamenten (Protonenpumpen-Inhibitoren) überschüssige Magensäure
neutralisiert werden. Diese Mittel unterbinden die Säurebildung in der
Magenschleimhaut.
Andere Auslöser für Husten
Kann trotz gründlichster Untersuchung keine Ursache für Husten gefunden
werden, kommt auch eine Funktionsstörung der Stimmritze als Auslöser
infrage. Hier kann unter Umständen mit logopädischen Maßnahmen abgeholfen
werden. Auch ein psychischer Grund für Husten ist denkbar, etwa als
Stressreaktion oder Symptom einer Angststörung (häufig als nervöses Hüsteln).
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Chronischer Husten – was tun?
Husten, der im Rahmen einer akuten Infektion auftritt, sollte innerhalb von ein
bis zwei Wochen wieder abklingen. Wann Husten chronisch wird (bzw. nicht
mehr akut ist), ist genau definiert: Wenn jemand länger als sechs Wochen
hustet. Spätestens danach sollte die Ursache genau abgeklärt werden.
Wohin mit chronischem Husten?
Wer unter chronischem Husten leidet, sollte dringend zu einem Spezialisten
gehen. Das ist natürlich einerseits der Lungenfacharzt (Pneumologe), aber
auch der HNO-Mediziner. Am besten sollte ein Arzt, dem man besonders
vertraut, die Koordination der verschiedenen Fachdisziplinen übernehmen,
damit die ausschließende Diagnostik geordnet ablaufen kann und um unnötige
Arztwechsel möglichst zu vermeiden.
Wichtig: Nicht aus Angst auf essentielle Untersuchungen (z.B. Röntgenbild der
Lunge) verzichten!
Diagnostik bei anhaltendem Husten
Spätestens nach sechs Wochen mit andauerndem Husten sollten ein
Röntgenbild von der Lunge und gegebenenfalls weitere Untersuchungen
gemacht werden, um abzuklären, warum der Husten nicht aufhört und um eine
Lungenerkrankung oder einen Tumor als Auslöser auszuschließen. Ein Reflux
als Ursache kann oft bereits durch eine gründliche Anamnese festgestellt
werden. Dies gelingt allerdings nur dann, wenn der Patient den Rückfluss der
Magensäure etwa in Form von Sodbrennen wahrnimmt. Ist dies nicht der Fall,
können möglicherweise bei einer Untersuchung durch einen HNO-Arzt Spuren
von Magensäure (etwa im Kehlkopf) entdeckt werden.
Lungenspiegelung
Sind all diese Maßnahmen getroffen worden und es konnte immer noch keine
Ursache für den Husten gefunden werden, kann eine sogenannte
Lungenspiegelung möglicherweise Aufklärung bringen. Hier kann abgeklärt
werden, ob etwa Auffälligkeiten an den Schleimhäuten im Inneren der Lunge
vorliegen oder ob in diesem Bereich vielleicht ein Tumor sitzt.
Hustenstiller und -löser
Frei verkäufliche Hustenstiller sind auch bei lang anhaltendem, chronischem
Husten durchaus wirksam. Handelsübliche Hustenlöser hingegen haben hier
eine eher geringe Wirkung und dies auch nur, wenn man gleichzeitig viel
Flüssigkeit zu sich nimmt, damit Sekret abgeführt werden kann. Ist der Husten
jedoch krampfartig, beeinträchtigt das tägliche Leben oder hindert am Schlafen,
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sollte (vor allem für die Nacht) eher ein codeinhaltiger Hustenblocker
eingenommen werden.
Kortison gegen Husten
Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung (z.B. bei bestimmten
Lungenkrankheiten) kann auch Kortison – in Form von Inhalationen oder
Tabletten – Husten lindern. Parallel zur Einnahme sollte allerdings ein etwaiger
Auslöser (z.B. ein bestimmtes Medikament) abgestellt werden.
Husten verhindern
Husten ist ein Reflex, den man nur sehr begrenzt bewusst unterdrücken kann.
Aber natürlich kann man bestimmte auslösende Reize wie z.B. Kälte
vermeiden. In diesem Zusammenhang gilt: Bei niedrigen Temperaturen
empfindliche Zonen im Gesicht gut einpacken (z.B. Schal vor den Mund) und
möglichst durch die Nase atmen. Das entlastet die Lunge.
Viel trinken hilft!
Der Husten löst sich besser, wenn man viel Flüssigkeit zu sich nimmt.
Tendenziell gilt dabei: Eher warm trinken! Das reizt die Atemwege weniger!
Inhalieren mit Kochsalzlösung
Immer ein probates Mittel gegen Hustenreiz sind Inhalationen mit
Kochsalzlösung (bei Bedarf kann man auch Medikamente zugeben).
Achtung: Inhalationen mit reinem Dampf gelangen nur bis in die oberen
Atemwege und sind deshalb weniger wirksam! Um weiter in Richtung Lunge zu
gelangen, müssen die Tröpfchen besonders fein sein! Um diese
„lungengängigen“ Tröpfchen zu erzeugen bedarf es spezieller Vernebler.
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COPD – wenn die Lunge an Kraft verliert
Experten:
Prof. Dr. Heinrich Worth, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen
Atemwegsliga, Facharztforum Fürth
Dr. Artur Wölfel, leitender Oberarzt am Krankenhaus für Naturheilweisen in
München Harlaching
"Ich habe eine COPD? Das kann doch nicht sein – das hätte ich gemerkt!"
antworten viele Patienten, wenn der Arzt bei ihnen eine Chronisch Obstruktive
Lungenerkrankung – eine COPD – diagnostiziert. Husten, Auswurf und Atemnot
– für viele Raucher sind dies bloß Begleiterscheinungen ihrer Sucht, aber keine
Vorboten einer langsam fortschreitenden und gefährlichen Krankheit. Doch
wenn sich die Atemwege immer weiter verengen, muss im schlimmsten Fall
dauerhaft künstlich beatmet werden. Die COPD ist eine Volkskrankheit – etwa
sechs Millionen Deutsche sind betroffen. Sie ist zwar nicht heilbar, aber gut
behandelbar: Dem Patienten kann durch eine medikamentöse und
nichtmedikamentöse Therapie geholfen werden. Weltweit ist COPD die
vierthäufigste Todesursache, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO,
und in zehn Jahren wird sie vermutlich an die dritte Stelle vorgerückt sein. Der
Grund für diese Steigerung: Immer mehr Menschen rauchen, und
Zigarettenkonsum ist der Hauptverursacher von COPD.
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Atemprobleme – wenn die Luft ausgeht
Nicht selten wird die Diagnose COPD verschleppt, und oft merkt der Patient
erst nach Jahren, dass etwas nicht stimmt. Keuchen beim Treppensteigen?
Husten mit Auswurf? Halten diese Symptome länger als ein paar Wochen an,
muss ein Arzt aufgesucht werden.
„Die Patienten merken typischerweise erst sehr spät, dass sie ernstlich erkrankt
sind. Die meisten von ihnen sind Raucher und nehmen ihren morgendlichen
Husten – teilweise auch mit Auswurf – noch nicht als Krankheit wahr. Sie führen
den Husten auf einen für sie normalen Raucherhusten zurück und die Atemnot
auf das Alter.“ Prof. Heinrich Worth
Ein folgenschwerer Fehler, denn, wer länger als acht Wochen hustet, sollte
unbedingt hellhörig werden.
„…und Ausatmen“ – ein Atemwegstest
Wie fortgeschritten eine COPD bereits ist, lässt sich durch eine sogenannte
Lungenfunktionsmessung erkennen. Um den Grad der Obstruktionen zu
erfassen, misst man das Atemvolumen, welches der Patient nach einer
maximal tiefen Einatmung in einer Sekunde bei stärkster Anstrengung
ausatmen kann. Diese sogenannte Ein-Sekunden-Kapazität ist umso niedriger,
je stärker die Atemwege verengt sind. Nachdem eine Einengung der Atemwege
festgestellt worden ist, prüft der Arzt, ob der Patient auf bronchien-, also
atemwegs-erweiternde Medikamente anspricht.
COPD – Klärung eines Begriffs
COPD ist eine Abkürzung für chronic obstructive pulmonary disease, die
Chronisch Obstruktive Lungenkrankheit. Hauptkennzeichen: Die Atemwege
sind eingeengt, und diese Enge ist durch Medikamente nicht oder nur wenig
rückbildungsfähig. Zwei Krankheitsbilder werden unter dem Begriff COPD
zusammengefasst.
1. Die Chronisch Obstruktive Bronchitis, die entsteht, wenn zu einer
chronischen Bronchitis eine Einengung der Atemwege hinzukommt.
2. Das sogenannte Lungenemphysem, eine Überblähung der Lunge: Diese
Veränderung ist nicht mehr rückbildungsfähig. Es kommt zu einer Zerstörung
der Lungenbläschen und einer Einschränkung der Versorgung des Körpers mit
Sauerstoff.
Neu im Verständnis der COPD ist, dass diese Erkrankung zwar in der Lunge
beginnt, aber doch eine Reihe von Auswirkungen auf Herz, Kreislauf,
Muskulatur, Knochensystem und Psyche hat.
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Zu spät zum Arzt – ein Risiko
Je später eine COPD erkannt wird, umso weniger Chancen gibt es, die
Erkrankung aufzuhalten. Ein Patient, der spät zur Diagnose kommt, verkürzt
seine Lebenserwartung: Denn wenn das Lungengewebe erst einmal in
funktionsloses Bindegewebe umgebaut ist, kann es nicht wiedergewonnen
werden.
Genetische Ursachen?
„Die Hauptrisikogruppe für eine COPD sind Raucher. Allerdings erkrankt nur ein
Teil von ihnen an dieser Krankheit. Warum das so ist, wissen wir noch nicht
genau. Momentan wird aber intensiv daran geforscht, inwiefern neben dem
Rauchen auch eine genetische Veranlagung von Bedeutung ist. Auch die
sogenannte „inhalative Belastung“ am Arbeitsplatz - beispielsweise bei
Arbeitern in Kohlebergbau - spielt eine Rolle.“ Prof. Heinrich Worth
Nikotin-Stopp – Therapieregel Nummer eins
„Sofort mit dem Rauchen aufhören!“ – das ist bei COPD die Präventions- und
Therapieregel Nummer eins. Doch, obwohl Rauchen die Ursache für 90
Prozent der Krankheitsfälle ist, geben nur wenige Patienten ihre Sucht auf.
Dabei wäre es sowohl für Gesunde als auch für Menschen, die ein bereits
eingeschränktes Lungenvolumen haben, wichtig, dem blauen Dunst ein für alle
Mal zu entsagen.
Raucherentwöhnung – die wichtigste Vorbeugung
„Raucherentwöhnung ist das wichtigste Therapieelement überhaupt. COPD ist
in erster Linie eine Krankheit der Raucher. Wer nicht raucht, bekommt in der
Regel auch keine COPD. Und wenn COPD-Patienten mit dem Rauchen
aufhören, schreitet die Erkrankung sehr viel langsamer fort.“ Prof. Heinrich
Worth
Raucherentwöhnung – häufig langfristig erfolglos
„Wir Ärzte können dem Patienten die Entwöhnung durch Nikotinersatzstoffe in
Hautpflastern, Kaugummis oder Nasensprays erleichtern. Und wir können
suchtlindernde Medikamente einsetzen. Doch trotz dieser Möglichkeiten sind
wir nicht sehr erfolgreich. Die Entwöhnungsrate liegt nach zwei Wochen bei
etwa 80 Prozent. Nach einem Jahr rauchen 60 Prozent der Patienten wieder,
wenn Verhaltenstherapie, Nikotinersatzstoffe und Suchthemmer kombiniert
wurden. Das ist eine sehr unbefriedigende Lage.“ Prof. Heinrich Worth
Dennoch sollten Raucher nach einer erfolglosen Entwöhnung einen neuen
Entwöhnungsversuch starten.
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Raucherentwöhnung mit Naturheilkunde
„Leider gilt hier der Grundsatz: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Wenn
man selber nicht den festen Willen zum Aufhören mitbringt, wird das auch keine
Pille und keine Nadel schaffen. Akupunkturbehandlung kann eine
Raucherentwöhnung aber unterstützen – den Willen zur Abstinenz immer
vorausgesetzt. Erfolgreiche Raucherentwöhnung verlangt eine grundsätzliche
innere Umprogrammierung, also eine Änderung des Lebensstils insgesamt.
Eingebettet in eine Ernährungsumstellung, regelmäßige körperliche Aktivität
und Rückbesinnung auf vernachlässigte Hobbies und Interessen, wird die
Absage an das Nikotin dann nicht als Verzicht erlebt. Naturheilkundlich spricht
man von Ordnungstherapie – das heißt, man soll neue Lebensinhalte
entdecken und nicht nur qualvoll Verzicht üben.“ Dr. Artur Wölfel
Medikamente & Therapie
Mit Medikamenten lässt sich eine COPD zwar nicht heilen, aber
Krankheitsverlauf und akute Verschlechterungen lassen sich positiv
beeinflussen: Eine medikamentöse Therapie kann Entzündungen und Infekte
hemmen, Schleim lösen und dem Patienten allgemeine Linderung verschaffen.
Bewährte Medikamente
„Bei einer COPD setzen wir Medikamente ein, die zur Erweiterung der
Atemwege führen – die sogenannten Bronchodilatatoren. Mit diesen
atemwegserweiternden Medikamenten verbessert man die Lungenfunktion,
lindert die Atemnot und verschafft dem Patienten mehr Lebensqualität.
Außerdem beugen langwirksame Bronchodilatatoren mit einer Wirkdauer von
mindestens zwölf Stunden auch akuten Verschlechterungen, sogenannten
Exazerbationen, vor. Einem kleinen Teil der Patienten nützen auch
Medikamente, die entzündungshemmend wirken – beispielsweise das
inhalierbare Cortison und neuerdings Roflumilast. Bei Atemwegsinfekten, die
durch Bakterien verursacht werden, setzt man bei der COPD zusätzlich
Antibiotika ein. Wenn der zähe Schleim eine große Rolle spielt, würde man
einen Behandlungsversuch mit schleimlösenden Medikamenten unternehmen,
den sogenannten Mukopharmaka.“ Prof. Heinrich Worth
Komplementärmedizin bei COPD - Physikalische Therapie
„Von ärztlicher Seite wird leider zu oft die Behandlung auf die – sicher
unverzichtbare – Verordnung von Medikamenten beschränkt. Körperliches
Training, physikalische Therapie und Ernährungsmedizin können aber eine
wertvolle Ergänzung darstellen. Wärmeapplikationen in Verbindung mit einer
sanften lokalen Massage – die sogenannte "heiße Rolle" – wirken
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beispielsweise sekretfördernd und krampflösend. Stärkere Effekte erzielt man in
der Akutphase durch die passive Hyperthermie – zum Beispiel durch ein
Schlenzsches Überwärmungsbad oder eine Infrarot-Ganzkörperhyperthermie.
Hierbei wird durch kontinuierliche äußere Wärmezufuhr ein Anstieg der
Körpertemperatur erzielt. Durch wiederholte Anwendungen lässt sich damit
auch die oft gesteigerte Infektanfälligkeit der COPD-Patienten vermindern.“ Dr.
Artur Wölfel
Richtige Ernährung
„Sowohl Mangel-, als auch Überernährung verschlechtern die Prognose eines
Patienten mit COPD. Durch unsachgemäße Ernährung verschlechtert sich auch
die Atmung. Unbedingt erforderlich ist deshalb eine Ernährungsumstellung.
Blähende, schwer verdauliche Speisen sollen gemieden, die Nahrungszufuhr
auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt werden. Nach dem
Prinzip einer Entzündungshemmung durch Vermeidung tierischer Fette
empfehlen wir eine Ernährung mit lactovegetabiler Grundtendenz (Schonkost
aus Milch und Milchprodukten, Obst und Gemüse) aber auch den häufigen
Verzehr von fettem Seefisch. Als Nahrungsmittelergänzung können die
sogenannten Antioxidantien Vitamin C, E und Selen zur Neutralisierung der
hochaktiven, entzündungsfördernden Sauerstoffradikale sinnvoll sein.“ Dr. Artur
Wölfel
Körperliches Training
„Der Teufelskreis Atemnot, körperliche Schonung und Muskelabbau infolge
Bewegungsmangel muss durchbrochen werden. Die zunehmende muskuläre
Schwäche kann ein Teilaspekt der erlebten Atemnot sein und darüber hinaus
die oft durch die erforderliche Cortisontherapie bestehende Gefahr der
Knochenentkalkung verstärken. In Abhängigkeit vom Stadium der COPD ist
täglich ein 30-minütiges Training zu fordern. Konsequent durchgeführt, kann
man damit auch eine langfristige Besserung der Lebensqualität erreichen.“ Dr.
Artur Wölfel
„Körperliches Training ist eine evidenzbasierte wichtige Therapiemaßnahme,
die ab mittlerem Schweregrad der COPD dringlich empfohlen wird.“ Prof.
Heinrich Worth
Deswegen ist die Teilnahme an ambulanten Lungensportgruppen mit speziell
ausgebildeten Trainern, die in Lehrgänge der Arbeitsgemeinschaft Lungensport
in Deutschland geschult wurden, von großer Bedeutung. Hierbei geht es darum,
dass die Muskulatur und die Koordination des Bewegungsapparates so
verbessert werden, dass der Patient bei gleicher Beeinträchtigung der Lunge
mit einem besser funktionierenden Bewegungsapparat mehr leisten kann.
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Wichtig bei der Ernährung und Bewegung
„Wesentlich bei der Ernährungstherapie ist, dass der schwerkranke COPDPatient, der an Gewicht abnimmt, eine schlechtere Prognose hat. Besserungen
des Ernährungszustandes können durch häufige hochkalorische kleine
Mahlzeiten erreicht werden, da der Patient wegen Atemnot keine größeren
Mengen an Nahrungsmittel zu sich nehmen kann, sowie gegebenenfalls eine
Kombination von Ernährungsbehandlung mit körperlichem Training.“ Prof.
Heinrich Worth
In schweren Fällen: Sauerstoff spezial
Akute Verschlechterungen mit zunehmender Atemnot können bei COPDPatienten eine intensivmedizinische Behandlung oder sogar eine
Beatmungstherapie notwendig machen. Hochmoderne, mobile und leicht
handhabbare Flüssigsauerstoffgeräte erleichtern den Patienten das Leben.
Spezielle nicht-invasive Beatmungsverfahren können die überlastete
Atemmuskulatur auch über Nacht per "Heimbeatmung" unterstützen.
„Bei einem chronischen Sauerstoffmangel hilft die Langzeitsauerstofftherapie,
sofern sie über mindestens 16 Stunden am Tag eingesetzt wird. Wenn der
Patient jedoch ein Versagen, eine überlastete Atempumpe oder eine
überlastete Atemmuskulatur mit Sauerstoffmangel, aber zusätzlich CO2Anstieg im Blut hat, dann empfiehlt sich die nichtinvasive Beatmung sowohl
akut als auch bei einigen Patienten dauerhaft im Sinne einer Heimbeatmung.“
Prof. Heinrich Worth
Bei einzelnen Patienten mit einem schweren Lungenemphysem, die trotz
ausgeschöpfter medikamentöser Therapie unter Einschluss einer
pneumologischen Rehabilitation weiterhin über erhebliche Atemnot klagen,
kann eine endoskopische Lungenvolumenreduktion erwogen werden, bei der
überblähte Lungenanteile verringert werden, so dass gesunde Lungenanteile
mehr Raum zum Atmen haben. Nur in Einzelfällen kommt eine
Lungentransplantation in Frage.
Wichtig: Schutzimpfungen für COPD-Patienten
„Wir empfehlen Menschen, die bereits an einem eingeschränkten
Lungenvolumen leiden, die jährliche Grippeschutzimpfung und die Impfung
gegen Pneumokokken. Grippeviren sind gerade für Lungenkranke gefährlich,
da sich die von ihnen verursachten Entzündungen bei einer durch COPD
geschädigten Lunge stärker auswirken als bei Gesunden.“ Prof. Heinrich Worth
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