Einführung in F

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Einführung in F#
Inhaltsverzeichnis
Einführung in F#...................................................................................................................................1
Einleitung.........................................................................................................................................2
Funktionale Programmierung..........................................................................................................2
Wozu F# lernen?..............................................................................................................................3
Erste Schritte....................................................................................................................................4
Das Typsystem.................................................................................................................................7
Funktionen.......................................................................................................................................9
Erste Funktionen.........................................................................................................................9
Generische Funktionen.............................................................................................................12
Higher-Order Functions............................................................................................................13
Anonyme Funktionen................................................................................................................13
Pipelines....................................................................................................................................14
Verzweigungen...............................................................................................................................15
If................................................................................................................................................15
Pattern-Matching.......................................................................................................................16
Rekursive Funktionen....................................................................................................................17
Einfache Rekursionen...............................................................................................................17
Endrekursion.............................................................................................................................18
Wechselseitige Rekursion.........................................................................................................19
Erste grundlegende Datentypen.....................................................................................................21
Tupel..........................................................................................................................................21
Typenaliase................................................................................................................................21
Records......................................................................................................................................21
.NET-Typen...............................................................................................................................22
Listen.............................................................................................................................................22
Listen erstellen..........................................................................................................................22
Manuelle Listenverarbeitung....................................................................................................23
List-Comprehensions................................................................................................................25
Listenfunktionen.......................................................................................................................25
Ein paar Beispiele.....................................................................................................................26
Arrays.............................................................................................................................................27
Sequenzen......................................................................................................................................28
Option types...................................................................................................................................30
Mengen und Wörterbücher............................................................................................................31
Imperative Elemente......................................................................................................................32
Variablen...................................................................................................................................32
Verzweigungen..........................................................................................................................32
Schleifen....................................................................................................................................32
Referenzzellen...........................................................................................................................33
Veränderliche .NET-Aufzählungsklassen..................................................................................34
Vergleich zu imperativen Programmiersprachen......................................................................34
Discriminated unions.....................................................................................................................35
Parameterisierte und generische Varianten...............................................................................36
Rekursive Typen........................................................................................................................37
Berechnungen mit Discriminated unions..................................................................................39
Objektorientierung.........................................................................................................................42
Bis jetzt und ein bisschen weiter...............................................................................................43
Erste Klasse...............................................................................................................................44
Große Klasse.............................................................................................................................45
Klassen in Langform.................................................................................................................45
Vererbung..................................................................................................................................45
Schnittstellen.............................................................................................................................45
Ausnahmebehandlung....................................................................................................................45
Code-Strukturierung......................................................................................................................45
Module......................................................................................................................................45
Namespaces...............................................................................................................................45
Language-Oriented Programming.................................................................................................45
Operatordefinition..........................................................................................................................46
Maßeinheiten.................................................................................................................................47
Aktive Muster................................................................................................................................47
Computation Expressions..............................................................................................................50
Einleitendes Beispiel.................................................................................................................50
Computation Expressions definieren........................................................................................51
Weitere Computation Expressions............................................................................................52
Zufallsgeneratoren....................................................................................................................53
Asynchrones Programmieren....................................................................................................57
Parserkombinatoren – Eigene Programmiersprachen schreiben...............................................63
Quellen und Links.....................................................................................................................63
Einleitung
In letzter Zeit sind zahlreiche neue .NET-Sprachen entstanden. Waren zu
Anfang nur C# und VB vertreten, so gibt es nun fast für jede Sprache schon
eine .NET-Implementierung.
Bei den meisten Sprachen läuft es letztendlich immer auf das Selbe hinaus, nur
die Syntax unterscheidet sich. In diesem Tutorial möchte ich eine kleine
Einführung in eine neue und ganz besondere .NET-Sprache geben, die völlig
anders „tickt“ als ihre Verwandten: F#
An wen richtet sich dieses Tutorial?
Dieses Tutorial richtet sich an jeden, der sich einen Überblick über F#
verschaffen möchte oder gerne einmal in die funktionale Programmierung
hineinschnuppert. Damit dieser Artikel nicht jeglichen Rahmen sprengt, kann
ich nicht alles ganz von Grund auf erklären; Ein paar Programmierkenntnisse in
anderen Sprachen, Zeit und Experimentierfreude schaden also nicht – neue
Konstruktionen werden aber immer aus sich heraus verständlich sein. Einige
Themen möchte ich auch nur anreißen – Für tiefgreifendere Informationen
genügt eine Anfrage bei Google oder im exzellenten englischen
Wikibook zu F#.
Vor Allem geht es aber darum, sich in F# einzulesen, weshalb ich sehr viel mit
kleinen Codeschnipseln und Aufgaben arbeiten werde.
Funktionale Programmierung
Was macht F# nun so besonders?
Die Antwort lautet: Es ist besonders, weil die „Denkweise“, das Prinzip hinter
F# eine völlig andere ist, als bei den meisten anderen Sprachen. Visual Basic
oder C# zählt man zu den sogenannten imperativen Programmiersprachen.
Imperativ heißt: Ich gebe dem Computer Befehle und sage ihm Schritt für
Schritt, wie er ein Problem zu lösen hat.
F# ist hier anders – Es ist eine funktionale Programmiersprache.
Historisch gesehen geht die funktionale Programmierung nicht auf
Maschinensprachen wie dem heutigen Assembler zurück, sondern basiert auf
dem mathematischen Konzept des sog. Lambda-Kalküls, einer formalen
Sprache zum Untersuchen und Bearbeiten von Funktionen. Man hatte daraufhin
festgestellt, dass dieses System den herkömmlichen Berechnungssystemen
(Programmiersprachen) in Mächtigkeit um Nichts nach stand und bald entstand
mit LISP die erste funktionale Sprache. Mit ML (Meta-Language) keimte im
Weiteren eine ganze Familie von solchen Sprachen auf (Standard ML, OCaml),
deren neuster Vertreter nun F# ist. Der Einfluss dieses Programmierparadigmas
ist seit dem immer mehr gewachsen und hat bei nahezu allen modernen
Sprachen seine Spuren hinterlassen.
Funktionale Programmierung orientiert sich am Begriff der mathematischen
Funktion – Ein Programm ist letztendlich eine einzige, komplexe Funktion. Man
konzentriert sich hauptsächlich darauf, was ein Programm tun soll und
überlässt das Wie dem Compiler. Der Vorteil, der sich hieraus ergibt, ist, dass
oft viel knapper und näher an einem Problem formuliert werden kann.
Funktionale Programme sind dadurch oft viel kürzer, verständlicher und
fehlerunanfälliger als vergleichbare imperative Programme.
Was genau aber funktionale Programmierung bedeutet werden wir im weiteren
Verlauf klären.
Wozu F# lernen?
F# hat Zukunft – Als neues Mitglied in der .NET-Familie eignet es sich sehr gut,
in bereits vorhandene Projekte integriert zu werden und ist damit, im
Gegensatz zu mach anderen funktionalen Sprachen, in Projekten der
„wirklichen Welt“ tatsächlich einsetzbar.
Als vollwertige .NET-Sprache lässt sich mit F# zwar alles anstellen wie mit VB
oder C# auch, allerdings hat es wie alle anderen Sprachen seine Stärken und
Schwächen. Die folgende Liste soll einen kleinen Ausblick geben, wo und
weshalb F# so eine mächtige Ergänzung in unserer Programmierlandschaft ist:
1. F# produziert hochgradig fehlerunanfälligen, präzisen und wartbaren
Code.
2. F# hat ein außerordentlich weit entwickeltes, striktes Typsystem, das
dem Programmierer viel Arbeit abnimmt anstatt abverlangt. Eine große
Zahl von Fehlern kann bereits beim Kompilieren abgefangen werden.
3. F#-Code ist sehr leicht parallelisierbar – Programme skalierbar und
effizient auf Mehrkernprozessoren auszuführen ist kein Problem
4. F# selbst ist syntaktisch sehr anpassungsfähig an spezielle Bedürfnisse
eines Problemfeldes
5. F# verändert und bereichert durch seinen unkonventionellen Ansatz die
Denkweise, mit der wie an Programmierung herangehen
6. und F# kann uneingeschränkt mit allen .NET-Sprachen und Bibliotheken
interagieren und nahtlos in deren Programme integriert werden.
Das prädestiniert es für folgende Aufgabenfelder:
1. Wissenschaftliches Arbeiten (Mathematik, Physik, Finanzen)
2. Problemlösung
3. Parallele Programmierung (Mehrkernprozessoren) / Netzwerke
4. Sicherheitskritische Aufgaben
5. Text/Datenverarbeitung
6. Entwicklung eigener Programmiersprachen (Domain-Specific Languages)
Wer hingegen benutzeroberflächen-intensive Programme zu schreiben gedenkt,
wird schnell feststellen, dass dies, obgleich natürlich möglich, einer
funktionalen Sprache nicht sehr liegt. Statt dessen kann eine F#-Bibliothek im
Hintergrund sinnvoller sein.
Aber letztendlich ist vor Allem auch für „normale Hobbyprogrammierer“ F#
unbedingt einen Blick wert, denn immerhin ermöglicht es, Aufgaben auf eine
neue Art sehr schnell und präzise zu formulieren und zu lösen.
Erste Schritte
F#-Programme sehen auf den ersten Blick zunächst sehr viel anders aus, als
man es gewohnt ist. Umso wichtiger ist es, direkt loszulegen und sich gleich
mit der funktionalen Denkweise auseinanderzusetzen.
Installation:
Es gibt leider zur Zeit keine F#-ExpressEdition wie für VB. In den StandardEditionen des Visual Studio ist es integriert und kann wie jede andere Sprache
auch verwendet werden (Screenshot aus der kostenlosen Beta des VS2010
Professional):
Für alle, die keine der regulären VisualStudio-Editionen haben, müssen wir F#
von Hand installieren. Es kann bei Microsoft kostenlos unter diesem Link
heruntergeladen werden. Als kostenlose Entwicklungsumgebung mit (leider
nicht sehr ausgereifter) F#-Unterstüztung kann #Develop oder die bessere
Visual Studio Shell (isolated mode) von Microsoft verwendet werden. Nach der
Installation von F# stehen uns zwei Programme zur Verfügung. Ein
Kommandozeilen-Compiler, der aus unseren Quellcodes normale .NET-EXEDateien macht, und ein Konsolen-Interpreter namens FSharp Interactive (FSI).
Im FSI werden wir unsere ersten Schritte mit F# machen . Wir können
Anweisungen in das Konsolenfenster tippen und direkt das ausgeführte
Ergebnis sehen.
Das Erste, was wir eingeben, ist folgende Zeile.
#light;;
#light ist ein Kommando, das den Compiler veranlasst, bestimmte
Vereinfachungen an der Syntax zu aktivieren und das in jedem Programm als
erste Zeile stehen sollte. Die ;; terminieren im FSI eine Eingabe und werden in
normalem F#-Code weggelassen. Man könnte jetzt theoretisch die
Interaktivkonsole als eine Art Taschenrechner missbrauchen, oder aber wir
beginnen mit unserem ersten F#-Programm:
let x = "Hallo, Welt"
Wie man sieht, erhalten wir prompt die Ausgabe
val x : string
Man ahnt, es wurde eine Art Variable angelegt. Wir können x jetzt anzeigen
lassen:
> x;;
val it : string = "Hallo, Welt"
Das Typsystem
Let, das erste Schlüsselwort, das wir kennengelernt haben, ist eines der
wichtigsten in F#. Und wie wir gesehen haben, dient es dazu, einen Wert unter
einem Namen zu speichern.
Wieso Wert und nicht Variable? Das x aus unserem Beispiel ist doch eine
Variable?
Nein! Das ist es nicht – und zwar, weil es in funktionalen Programmiersprachen
keine Variablen gibt. Schockierend? Hier ist es sinnvoll sich vorzustellen, dass
bei Berechnungen aus Werten neue Werte entstehen, ohne dass sich der eine
dafür ändern muss.
Betrachten wir eine Anweisung, die in fast allen Programmiersprachen
permanent auftritt, einmal mathematisch.
X = X + 1
X, z.B. eine Zählvariable, wird hier um eins erhöht. Was logisch aussieht ist
mathematisch bedenklich, denn wenn man auf beiden Seiten X abzieht, kommt
man zur hochsinnvollen Aussage.
0 = 1
Es gibt kein X, dass gleich seinem Nachfolger ist, auch wenn das von obiger
Aussage vermittelt wird. Das ist ein Sachverhalt, an dem sich funktionale
Programmierung stört.
In bestimmten „Hardcore“-funktionalen (rein funktionalen) Sprachen wie
Haskell ist dieser Gedanke so stark durchgezogen, so dass schon für eine
einfache Bildschirmausgabe tief in die mathematische Trickkiste gegriffen
werden muss.
So extrem stehen die Dinge in F# nicht, immerhin muss die Sprache ja auch
noch mit dem nicht funktionalen .NET-Framework interagieren können. Man
kann konventionelle Variablen erzeugen (über einen speziellen mutableModifizierer), allerdings sind diese sehr selten und nicht als unbedingt schön
oder F#-mäßig empfunden, weshalb man sich angewöhnen sollte, wo es geht
nur mit Let zu arbeiten und seine Werte nicht zu ändern. Man kann so Fehlern
vorbeugen und verschiedene funktionale Features besser nutzen. Die
Aufforderung
x = "Foo"
ist keine Zuweisung, sondern nur ein Vergleich, der false ergibt.
Noch ein zweiter Aspekt ergibt sich aus unserer ersten F#-Zeile:
Die FSI-Ausgabe
val x : string
bedeutet: x ist ein Wert vom Typ string (Zeichenkette).
Wenn wir die Eingabe betrachten steht da aber gar nichts von string, wir haben
x doch nur „Hallo, Welt“ zugewiesen und doch weiß der Compiler, dass x ein
string sein muss.
Diese Fähigkeit, die schon VB und C# an bestimmten Stellen boten, nennt sich
Typableitung oder Type inference und wurde von F# perfektioniert. Sie ist sogar
derart mächtig, dass nicht selten in kompletten F#-Programmen kein einziger
Datentyp angeben werden muss. Zum Eingewöhnen in die Typschreibweise
werde ich hier dennoch immer wieder die Typsignaturen angeben.
let a = 1
let b = 15
let c = a * a + b
Auch hier ist der Compiler direkt in der Lage, a, b und c als Ganzzahlen (int) zu
bestimmen.
Wichtig: Alles in F# hat einen Wert, er ist nur manchmal Nichts (unit).
Ein normales Hallo-Welt-Programm lautet in F# unter Verwendung der .NETFunktionen folgendermaßen.
System.Console.WriteLine("Hallo, Welt")
F# hat allerdings die eingebaute Funktion printf(n).
printfn "Hallo, Welt"
Beide geben Hallo, Welt in der Konsole aus und geben sinnigerweise nichts
(also ()) zurück.
Printfn ist selbst hochflexibel, wie folgendes Beispiel zeigt.
let name = "Max Mustermann"
let alter = 42
printfn "%s ist %i Jahre alt" name alter
Die %-Werte sind (wie im printf der Sprache C) Platzhalter für die hinten
angeführten Argumente.
Interessant ist es, dass die Typsicherheit der Argumente zur Kompilierzeit
geprüft wird.
printfn "%s" 42.23
Ist somit ungültig, da ein string (%s) mit einer Kommazahl (float) belegt werden
sollte.
%A passt auf alles.
Ein komplettes, kompilierbares F#-Programm sieht z.B. so aus:
#light
// System-Namespace einbinden
open System
// Ausgabe machen
printfn "Hallo, Welt"
(* Verhindern, dass die Konsole geschlossen wird *)
ignore Console.ReadKey()
Anders als in VB muss hier keine Programm-Klasse angegeben werden.
Hier noch eine Übersicht der gängisten Typen.
Typ
Bedeutung
Beispiel
int
Ganzzahl
42
float
Kommazahl
-11.3
string
Zeichenkette (Wort/Text)
"Hallo, Welt"
bool
Wahrheitswert
true, false
unit
Nichts (Kein Wert – vgl. ()
void)
Für Typumwandlungen existieren gleichnamige Konverterfunktionen.
let x = int 42.3
Funktionen
F# ist eine funktionale Programmiersprache! Wie dieser Namen vermuten lässt,
sind Funktionen folglich für die Sprache von großer Bedeutung. Die Deklaration
von Funktionen ist denkbar einfach: Man verwendet Let.
Let? Wird das nicht für Variablen Werte verwendet? Ja und nein. In einer
funktionalen Sprache ist ein Wert selbst prinzipiell nichts anderes als eine
Funktion, die keine Werte übergeben bekommt und einen zurückgibt. Weil sich
Werte, von denen sie abhängt, ja nicht ändern dürfen und das Ergebnis einer
Funktion nur von ihren Eingabewerten abhängen darf, ergibt diese Definition
keine Probleme. F# sieht das zwar etwas lockerer (als z.B. Haskell) und
Funktionen dürfen sich auch ein wenig unfunktional verhalten (sonst wäre wie
gesagt eine Konsolenausgabe oder ein Zufallsgenerator schon etwas
schwierig), aber so lässt sich zumindest das Let erklären.
Erste Funktionen
Hier kommt unsere erste Funktion.
let plus1 x = x + 1
Und der Aufruf:
let a = 41
let b = plus1 a
let c = plus1 22
Wichtig: Das Gleichheitszeichen ist keine Zuweisung, sondern eine
Definition. Mathematisch steht hier: plus1 x= x1 (Lies: Plus1 von x)
Eine ganze Funktion in nur einer Zeile und wieder ohne irgendeine Typangabe.
Man denke an VB:
Function Plus1(ByVal a As Integer) As Integer
Return a + 1
End Function
Keine Klammern, keine Kommata, keine Typangaben und kein Return. Die
letzte
Berechnung
einer
F#-Funktion
ist
automatisch
ihr
Rückgabewert.
val plus1 : int -> int
Der Typ dieser Funktion wird in F#, ähnlich der mathematischen Definition, so
notiert, was aber wie gesagt zumeist überflüssig ist, da der Compiler den Typen
ermittelt. Mit Typangabe:
let plus1 (x : int) : int = x + 1
So - Jetzt wollen uns an eine etwas größere Funktion wagen:
let leseString text =
printf "%s: " text
System.Console.ReadLine()
let name = leseString "Gib deinen Namen ein"
printfn "Hallo, %s" name
LeseString (Funktionen sollten üblicherweise mit Kleinbuchstaben beginnen)
gibt eine Aufforderung aus und gibt den eingegebenen Text zurück. Der
Compiler weiß wiederum, dass es sich bei text um einen String handeln muss,
denn er muss im printf auf das Typkennzeichen %s passen.
Mehrzeilige Funktionen – generell alle Blöcke - haben keine schließenden
Klammern oder Ends, sondern werden, wie in Python, über ihre Einrücktiefe
identifiziert (Tabs sind in F# ungültig, man nehme Leerzeichen). Die letzte
Berechnung wird zurückgegeben.
Weiter geht’s:
let pythagoras a b =
let quadrat a = a ** 2.0
sqrt ((quadrat a) + (quadrat b))
let res = pythagoras 3.0 4.0
Diese (gewiss auch sinnvoller implementierbare) Funktion verdeutlicht zwei
Dinge:
1: Man braucht keine Klammern, um eine Funktion aufzurufen, die Argumente
kommen ohne Kommata einfach hintereinander.
2: Man kann zwei Funktionen / Let's problemlos verschachteln.
Interessant ist auch die Typsignatur von pythagoras:
val pythagoras : float -> float -> float
Die Aussage float entstammt der Verwendung des Hochoperators **, der nur
für floats funktioniert – Das eigentlich verwunderliche sind die Pfeile. Wieso
jetzt zwei? Müsste es nicht vielmehr irgendwie so lauten?
val pythagoras : (float,
float) -> float
Die Antwort auf diese syntaktische Besonderheit entstammt einem so genialen
wie verwirrendem Konzept namens Currying. Wer nur einen groben Überblick
über F# gewinnen will, für den genügt es, diesen Teil zu überfliegen.
Currying (von einem Herrn namens Curry erfunden), bedeutet, dass eine
Funktion immer nur einen Parameter zur Zeit aufnimmt und gebenenfalls eine
weitere Funktion zurückgibt. Die Definition lautet geklammert so:
val pythagoras : float -> (float -> float)
Wenn ich
pythagoras 3 4
aufrufe, entspricht das dem Aufruf
(pythagoras 3) 4
Pythagoras 3 ist selbst eine Funktion, die noch einen Parameter aufnimmt und
dieser ist hier die 4.
Per Currying kann man Funktionen teilweise belegen.
let plus a b = a + b
let plus1 = plus 1
Man sieht:
Generell
gilt:
Der
letzte
Typ
ist
der
Rückgabetyp,
die
ersten
sind
val plus : int -> int -> int
val plus1 : int -> int
Parametertypen.
Currying beschränkt sich nicht nur auf Funktionen, Operatoren selbst sind
nichts anderes.
let plus = (+)
let durch2 = (/) 2
mit
val (+) : int -> int -> int
val durch2 : int -> int
Wichtig: Nur F# und ähnliche Sprachen unterstützen Currying – Eine solche
Funktion ist .NET-weit einzigartig. Eine „normale“ .NET-Funktion Pythagoras
ließe sich in F# so nachbilden:
let pythagoras (a, b) = ...
Sie hat die Signatur:
val pythagoras : (float * float) -> float
und würde folgenermaßen aufgerufen:
let res = pythagoras (3, 4)
Mathematisch gesehen:
pythagoras :ℝ×ℝ  ℝ
Die Funktion bekommt hier ein sog. Tupel aus zwei Floats übergeben.
Die Tupelschreibweise für Parameter ist F#-untypisch und dient v.A. dazu, die
Standard-.NET-Funktionen aufzurufen, während sie an anderer Stelle sehr
nützlich ist.
Per Tupel können Funktionen auch „mehrere“ Rückgabewerte besitzen:
let divMod a b = (a / b, a % b)
let (div, mod) = divMod 10 8
mit
val divMod : int -> int -> (int * int)
Hier werden im zweiten Let beide Werte gleichzeitig zugewiesen.
Generische Funktionen
Ich komme nun zu einem weiteren Highlight im F#-Typsystem, der ebenfalls in
den Standard-.NET-Sprachen schon teilweise vorhanden ist. Dieses ist der
Grund, weshalb man in F# so prägnant formulieren kann – Generizität.
Als Einführungsbeispiel betrachten wir folgende Funktion:
let getFive x = 5
Sie nimmt einen Parameter x auf und gibt einfach immer 5 zurück. Die Frage
ist: Welchen Typen hat x?
Die Antwort ist hier: Es ist egal, welchen Typen x hat, die Funktion funktioniert
immer, d.h. vom Typen unabhängig, wie folgendes Beispiel beweist:
getFive 1
getFive "Hello, World"
getFive (1, "xy", 4.0)
Wir brauchen nicht zu sagen, x hat den Typen int oder string. Wir sagen
lediglich,
x kann jeden
beliebigen Typen α haben. FSI notiert das
folgenermaßen:
val getFive : 'a -> int
Der Buchstabe für die sog. Typvariable ist dann einfach alphabetisch
fortlaufend. Generische Typen sind extrem wichtig in der funktionalen
Programmierung und treten unbewusst fast überall auf, wenngleich man sie
fast nie explizit notiert, sondern der Compiler sie bequem ableitet.
Higher-Order Functions
Da in funktionalen Sprachen alles als Funktion gehandhabt wird, ist es ohne
Weiteres möglich, mit Funktionen genau so zu rechnen, wie mit normalen
Werten. Funktionen können andere Funktionen als Parameter haben oder
welche zurückgeben – Man spricht von sog. Funktionen höherer Ordnung
(Higher-Order functions).
Betrachten wir folgende Definition:
let zahlVerdoppeln
let stringVerdoppeln
x = 2 * x
x = x ^ x // ^-Operator verknüpft Strings
let zweimalAnwenden f x = f (f x)
ZweimalAnwenden ist eine Funktion, die einen andere Funktion f auf einen xWert zwei mal anwendet.
Logischerweise ergibt folgener Ausdruck den Wert 4.
zweimalAnwenden zahlVerdoppeln 1
Genauso ergibt Folgendes „XXXX“.
zweimalAnwenden stringVerdoppeln "X"
Die Funktionen zum Verdoppeln sind als ganz normale Parameter übergeben
worden.
Interessant sind hier die Typsignaturen.
val zahlVerdoppeln
: int -> int
val stringVerdoppeln : string -> string
val zweimalAnwenden : ('a -> 'a) -> 'a -> 'a
Hier sieht man, der erste Parameter von zweimalAnwenden hat den Typen ('a
-> 'a), d.h. eine Funktion, die einen beliebigen Typen aufnimmt und den selben
Typen wieder ausgibt. Deshalb funktioniert auch die Funktion sowohl mit dem
Verdoppeln von Zahlen als auch von Strings, sie funktioniert sogar mit jeder
beliebigen Funktion, die obiger Typangabe folgt. Beispiel:
let zahlVervierfachen x = zweimalAnwenden zahlVerdoppeln x
Durch Currying ermöglicht sich sogar folgende Definition:
let zahlVervierfachen = zweimalAnwenden zahlVerdoppeln
Anonyme Funktionen
Bis jetzt hatten unsere Funktionen immer einen Namen. Das muss aber nicht
sein, mit dem fun-Schlüsselwort kann man direkt anonyme Funktionen
einführen, die komplett gleichwertig mit „richtigen“ sind. Diese Funktion (int ->
int) verdoppelt wiederum den Wert x.
fun x -> 2 * x
Folgende Definition
let verdoppeln x = 2 * x
ist komplett identisch mit dieser:
let verdoppeln = fun x -> 2 * x
Anonyme Funktionen können problemlos mehrzeilig sein – Einrücktiefe und
letzte Anweisung entscheiden wiederum wie bei normalen Funktionen.
Betrachten wir nun einmal ein sinnvolles Beispiel: Wir möchten eine Funktion
compose schreiben, die zwei Funktionen f und g miteinander kombiniert
(verkettet).
let compose f g = fun x -> f (g x)
let mal2 x = 2 * x
let plus1 x = x + 1
let mal2Plus1 = compose plus1 mal2
Compose nimmt zwei Funktionen und gibt eine anonyme zurück. Mal2Plus1 ist
eine Funktion, die von einem Wert x den Wert (2 * x) + 1 berechnet.
An dieser Stelle möchte ich auf die VB-Version des selben Codes hinweisen:
Sub Main()
Dim Mal2Plus1 = Compose(New Func(Of Integer, Integer)(AddressOf Plus1), _
New Func(Of Integer, Integer)(AddressOf Mal2))
End Sub
Function Plus1(ByVal x As Integer) As Integer
Return x + 1
End Function
Function Mal2(ByVal x As Integer) As Integer
Return 2 * x
End Function
Function Compose(Of A, B, C)(ByVal f As Func(Of B, C), _
ByVal g As Func(Of A, B)) As Func(Of A, C)
Return Function(x) f(g(x))
End Function
Die Typsignatur von compose ist schon etwas trickreich. Wiederum müssen wir
die in F# zum Glück nicht angeben, dass tut ja der Compiler für uns!
val compose : ('b -> 'c) -> ('a -> 'b) -> ('a -> 'c)
Hier wird eindrucksvoll deutlich, wie nah man in funktionalen Sprachen an
Problem / Aufgabenstellung arbeiten kann, ohne sich mit Typisierungen oder
Deklarationen aufzuhalten.
Pipelines
F# hat eine syntaktische Besonderheit, den Pipeline-Operator. Von manchen
wird er zwar als nicht schön empfunden, aber er hat durchaus seine Vorzüge
und wird in F# oft ausgiebig eingesetzt. Wie der Name schon sagt dient er dem
Zwecke, eine Reihe von Transformationen hintereinander durchzuführen.
Nehmen wir an, wir wollten eine Kommazahl x quadrieren, zu einer Ganzzahl
umwandeln und auf dem Bildschirm ausgeben.
Klar – Das können wir:
printfn "%i" (int (quadriere x))
Resultat: Mengen an Klammern (ein Punkt, bei dem immer über LISP gelästert
wird) und die Operationen in falscher Reihenfolge. Durch den magischen
Pipeline-Operator |> lässt sich das merklich entzerren.
x |> quadriere |> int |> printfn "%i"
Durch die Pipeline wird also immer der zuletzt berechnete Wert als letztes
Argument der folgenden Funktion verwendet. Das war's schon zu diesem
Thema.
Verzweigungen
If
Die einfachste Programmverzweigung ist das aus VB hinreichend bekannte If. If
prüft eine bestimmte Bedingung und führt, je nachdem, ob sie erfüllt ist, eine
von zwei Alternativen aus. Ein Beispiel sagt mehr als tausend Worte:
let passwort = System.Console.ReadLine()
if passwort = "xyz" then
printfn "Juhu, du hast das richtige Passwort eingegeben"
else
printfn "Nein!"
Der Unterschied zu VB ist, dass das If in F# stehts einen Wert zurückgibt, auch
wenn er in diesem Beispiel wieder nichts (()) ist. If-Blöcke werden wiederum
durch Einrücktiefe bestimmt und die letzte Anweisung pro Zweig bestimmt das
Ergebnis.
Deshalb funktioniert auch Folgendes.
let abs x = if x >= 0 then x else -x
Es existiert auch eine If-Variante ohne else, diese muss vom Typ unit (()) sein.
if irgendwas then
// Tu was
Pattern-Matching
Pattern-Matching, zu Deutsch Mustervergleich, ist eine „funktionalere“ und viel
mächtigere Alternative zu Ifs. Es kann als eine Weiterentwicklung zu
Select...Case gesehen werden und wird benutzt, um Vergleiche zu tätigen und
Daten (benutzerdefiniert) auseinanderzunehmen. Pattern-Matchings geben wie
Ifs einen Wert zurück.
Die einfachste Variante:
match System.Console.ReadLine() with
| "xyz" -> printfn "Juhu, du hast das richtige Passwort eingegeben"
| "xYz" -> printfn "Fast"
|
_ -> printfn "Nein!"
Der Tiefstrich (_) passt auf jeden Eingabewert und ist quasi das Case...Else.
Der Clou am Pattern-Matching ist allerdings, dass weniger gegen Werte als
gegen Datenmuster geprüft wird.
let parse x =
match System.Int32.TryParse x with
| true, res -> res
| false,
_ -> 0
parse "42"
parse "xyz"
Möchte man z.B. einen Eingabe-String, der eine Zahl enthält, in diese Zahl
umwandeln, verwendet man dazu meist die Funktion TryParse. Das Ergebnis
von TryParse ist ein Tupel (Typ bool * int) der Form (Umwandlung erfolgreich?,
Ergebnis).
Es wird nun geprüft, ob die Rückgabe auf das Muster „true und ein Ergebnis“
passt – In diesem Falle war das Umwandeln der Zahl erfolgreich und das
Ergebnis steht in res, andernfalls erfüllt es das Muster „false und irgendwas“,
was bedeutet, dass die Eingabe keine gültige Zahl war und es wird 0
zurückgegeben.
In den Mustern können auch sog. Guards, d.h. kleine Prüfungsbedingungen,
verwendet werden:
let sign x =
match x with
| 0
-> 0
| _ when x > 0 -> 1
| _
-> -1
Durch die verkürzte Notation mit function kann dieses Beispiel noch weiter
gekürzt werden – ein Parameter kommt hinzu und es wird ein Matching
eröffnet.
Merke: Function erschafft einen zusätzlichen anonymen Parameter, der nur in
den Matching-Alternativen auftritt.
let sign = function
| 0
-> 0
| x when x > 0 -> 1
| _
-> -1
Pattern-Matchings können beliebig viele Bedingungen enthalten, verschachtelt
werden und die Ausdrücke können auch mehrzeilig sein.
match ... with
| x ->
printfn "..."
42
| 0 ->
printfn "..."
23
Spätestens hier erkennt man, dass es in F# oft viele Techniken gibt, das Selbe
zu erreichen bzw. auszudrücken.
Rekursive Funktionen
Einfache Rekursionen
Bis jetzt können wir in F# Werte anlegen, Funktionen definieren und mit ihnen
rechnen. Wir konnten alles aber höchstens einmal ausführen lassen, sog.
Schleifen und ähnliches fehlt. Das wird sich jetzt mit rekursiven Funktionen
ändern.
Eine Funktion heißt rekursiv, wenn sie sich selbst aufruft. Folgendes Beispiel:
Wie berechne ich die Summe aller Zahlen von 1 bis 100? Antwort in VB:
Dieser Code ist denkbar „unfunktional“, es werden ständig Lauf- und
Summenvariable geändert.
Function Summe(ByVal n As Integer) As Integer
Dim Sum = 0
For i = 1 To n
Sum += i
Next
Return i
End Function
Console.WriteLine(Summe(100))
Stellen wir statt dessen folgende Überlegung an: Die Summe von 1 bis 100 ist
doch 100 plus die Summe von 1 bis 99. Die Summe von 1 bis 99 ist 99 plus die
Summe von 1 bis 98.
Wir können also sagen:
1. Die Summe von 1 bis n ist n plus die Summe von 1 bis n-1.
2. Weiterhin ist die Summe von 1 bis 1 gleich 1.
Über Rekursionen können wir das direkt als Programm formulieren:
let rec summe = function
| 1 -> 1
| n -> n + (summe (n – 1))
printfn "%i" (summe 100)
Hinzugekommen ist hier lediglich das Schlüsselwort rec, das angibt, dass eine
bestimmte Funktion rekursiv ist. Und siehe da: Keine Mehrfachzuweisungen,
keine Schleifen, sondern eine perfekt funktionale Summenfunktion. Viele
Zusammenhänge, Baumstrukturen, Listen etc. sind rekursiv strukturiert und
daher mit diesen funktionalen Mechanismen gut zu beschreiben.
Endrekursion
Ein Problem besteht noch bei obiger Summenfunktion: Für große Werte
bekommt man Fehlermeldungen. Das liegt daran, dass sich das Programm bei
jedem Funktionsaufruf, auch bei einem rekursiven, merken muss, wo es vor
dem Aufruf war, damit es danach dorthin zurückkehren kann. Das geschieht auf
dem sog. Stapel (Stack) und dieser läuft bei großen Datenmengen schlichtweg
über.
Die Lösung für dieses Problem nennt sich Endrekursion. Eine Funktion ist
endrekursiv, wenn ihr Selbstaufruf der letzte ausgeführte Befehl ist, denn dann
muss sich keine Addresse gemerkt werden! Um die berechnete Summe
zwischenzuspeichern verwendet man einen sog. Akkumulator-Parameter. Das
eigentliche Funktionsargument ist hier durch function anonym gehalten und
quasi im Pattern-Matching versteckt.
let rec summe acc = function
| 1 -> acc
| n -> summe (n + acc) (n - 1)
Der Aufruf müsste nun
summe 1 100
lauten. Der Compilier kann diese Art der Rekursion komplett wegoptimieren.
Um das noch einmal zu verdeutlichen, zeige ich für die erste, nicht
endrekursive Variante der Summenfunktion einen sog. Auswertungsbaum, also
die Schritte, die das Programm zur Auswertung der Summenfunktion geht:
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
summe 6
6 + (summe 5)
6 + (5 + (summe 4))
6 + (5 + (4 + (summe 3)))
6 + (5 + (4 + (3 + (summe 2))))
6 + (5 + (4 + (3 + (2 + (summe 1)))))
6 + (5 + (4 + (3 + (2 + 1))))
6 + (5 + (4 + (3 + 3)))
6 + (5 + (4 + 6))
6 + (5 + 10)
6 + 15
21
Selbst für diese relativ kleine Eingabe sieht man, dass der Baum zwischenzeitig
sehr stark wächst.
Hier nun die Auswertung einer Endrekursion:
summe 1
6
= summe
= summe
(6 + 1)
7
5
5
= summe
= summe
(5 + 7)
12
4
4
= summe (4 + 12) 3
= summe
16 3
= summe (3 + 16) 2
= summe
19 2
= summe (2 + 19) 1
= summe
21 1
= 21
Die Größe des Baumes ist hier beschränkt, kein Stapel läuft über.
Anschaulich kann man sich den Akkumulator als den Beginn oder
Ausgangspunkt einer Berechnung vorstellen. Weil wir von diesem
Akkumulatorparameter eigentlich nichts wissen wollen, können wir ihn sogar in
einer nichtrekursiven Hauptfunktion verstecken:
let summe n
let rec
| 1
| n
=
summeRec acc = function
-> acc
-> summe (n + acc) (n – 1)
summeRec 1 n
// Aufruf:
printfn "%i" (summe 100)
Ein weiteres Beispiel für die Fakultätsfunktion:
let factorial n =
let rec factorialRec acc n =
if n = 1 then acc
else factorialRec (n * acc) (n - 1)
factorialRec 1 n
// Aufruf:
let n = 6
printfn "%i! = %i" n (factorial n)
Wechselseitige Rekursion
Hier werde ich kurz auf einen Spezialfall von Rekursionen hinweisen:
Wechselseitige Rekursion.
Zwei Funktionen heißen wechselseitig rekursiv, wenn beide die jeweils andere
aufrufen. Dies ist auch auch mehrere Funktionen übertragbar. Hier ein Beispiel
in Visual Basic, über dessen Sinnhaftigkeit man sich streiten kann ;-)
Sub Main()
ZahlenZeigen(1, 10)
End Sub
Sub ZahlenZeigen(ByVal Zahl As Integer, ByVal Maximum As Integer)
If Zahl Mod 2 = 0 Then GeradeZahlZeigen(Zahl, Maximum) Else
UngeradeZahlZeigen(Zahl, Maximum)
End Sub
Sub GeradeZahlZeigen(ByVal Zahl As Integer, ByVal Maximum As Integer)
If Zahl > Maximum Then Return
Console.WriteLine("Gerade Zahl: {0}", Zahl)
UngeradeZahlZeigen(Zahl + 1, Maximum)
End Sub
Sub UngeradeZahlZeigen(ByVal Zahl As Integer, ByVal Maximum As Integer)
If Zahl > Maximum Then Return
Console.WriteLine("Ungerade Zahl: {0}", Zahl)
GeradeZahlZeigen(Zahl + 1, Maximum)
End Sub
Was nicht weiter spektakulär zu sein scheint stellt uns in F# vor ein Problem –
Funktionen werden strikt von oben nach unten deklariert und verarbeitet!
Dieser eigentlich korrekt anmutende Code kann deshalb nicht funktionieren,
weil die Funktion ungeradeZahlZeigen zum Zeitpunkt, da geradeZahlZeigen
diese aufruft, „noch gar nicht existiert“.
let geradeZahlZeigen zahl maximum =
if zahl <= maximum then
printfn "Gerade Zahl: %i" zahl
ungeradeZahlZeigen (zahl + 1) maximum
let ungeradeZahlZeigen zahl maximum =
if zahl <= maximum then
printfn "Ungerade Zahl: %i" zahl
geradeZahlZeigen (zahl + 1) maximum
Streng genommen ist dieses Problem sogar zunächst in keiner Sprache elegant
lösbar, da wir hier, anders als im obigen VB-Code nicht nur Funktionen, sondern
auch Werte („Variablen“) deklarieren, die sich gegenseitig referenzieren, was
auch VB nur durch mehrfache Zuweisung umgehen kann. Da wir in F# aber
gerne funktional schreiben und ohne jene auskommen möchten, existiert
glücklicherweise ein Konstrukt, um wechselseitige Rekursionen doch
auszudrücken:
let rec geradeZahlZeigen zahl maximum =
if zahl <= maximum then
printfn "Gerade Zahl: %i" zahl
ungeradeZahlZeigen (zahl + 1) maximum
and ungeradeZahlZeigen zahl maximum =
if zahl <= maximum then
printfn "Ungerade Zahl: %i" zahl
geradeZahlZeigen (zahl + 1) maximum
let zahlenZeigen n = if n % 2 = 0 then geradeZahlZeigen n else ungeradeZahlZeigen n
zahlenZeigen 2 11
Erste grundlegende Datentypen
F# hat, wie jede funktionale Sprache, verschiedene grundlegende Datentypen
zusätzlich zu den „normalen“ .NET-Typen. Diese eingebauten Typen sind speziell
auf die Sprache zugeschnitten und können sehr intuitiv verwendet werden.
Tupel
Den ersten dieser Typen haben wir bereits kennen gelernt: Tupel
Sie können beliebig viele Werte aufnehmen und werden mit * notiert (bspw. int
* string * float – Ähnlich der mathematischen Schreibweise des kartesischen
Produktes). Durch Zuweisungen können sie wieder in ihre Bestandteile zerlegt
werden.
let meinTupel = (1, "Hallo", 3.141)
let a, b, c
= meinTupel
Eine weitere Möglichkeit Tupel zu zerlegen ist das Pattern-Matching.
Typenaliase
Typenaliase sind keine Datentypen, sondern „Ersatznamen“ für andere. Man
kann so Typangaben einen gesonderten Sinn geben:
type Alter = int
let alterAusgeben (jahre : Alter) = printfn "%A" jahre
Records
Records sind Tupeln ähnlich, nur dass hier Werte explizit benannt werden
können. Sie entsprechen im weitesten Sinne den Structures aus VB.
type Name = { Vorname : string; Nachname : string }
Die einzelnen Felder können durch „normale“ Punkt-Schreibweise abgefragt
werden. Ein Record ist, genau wie jeder andere Typ, unveränderbar. Eine
Instanz wird durch einfache Angabe der Felder oder aus einem Prototypen
erstellt. Der Typ wird automatisch abgeleitet.
let max
= { Vorname = "Max"; Nachname = "Mustermann" }
let erika = { max with Vorname = "Erika" }
In Funktionen kann der Record-Typ manchmal über die Felder identifiziert
werden, da es aber auch uneindeutige Fälle gibt, sollte man den Record-Typen
explizit angeben.
let grüssen (name : Name) = printfn "Hallo, %s %s" name.Vorname name.Nachname
Records können, wie andere benutzerdefinierte Datenstrukturen auch, mit
generischen Typen belegt werden.
type 'a Eintrag = { Position : int; Wert : 'a }
let foo = { Position = 42; Wert = "Hallo, Welt" }
Die Typschreibweise für foo lautet
val foo : string Eintrag
.NET-Typen
F# kann alle .NET-Typen normal instantiieren und verwenden.
let zufallsgenerator = new System.Random()
let zufallszahl = zufallsgenerator.Next(1, 10)
Für IDisposable-Typen existiert eine Using-Schreibweise, die diese automatisch
am Ende des Blocks entsorgt.
use foo = new Objekt()
// Objekt verwenden
Listen
Listen sind die funktionalen Datenstrukturen schlechthin. Eine Liste enthält
eine bestimmte Anzahl von Objekten eines bestimmten Typs. Auf Elemente
kann nur nacheinander zugegriffen werden, nicht über einen Index. Listen sind
unveränderbar, man erstellt aus Listen immer neue Listen, was aber extrem
effizient möglich ist. Allem voran sind Listen aber keine Arrays!
Listen erstellen
let liste1 = [1; 2; 3; 4]
let liste2 = [1..4]
let liste3 = [1, 2; 3, 4]
let liste4 = ["Hallo"; ", "; "Welt"]
Ein paar Listen:
Wie man sieht ist das Erstellen von Listen denkbar einfach: Eckige Klammern
und dazwischen mit Semikolon getrennte Einträge. Kommata erstellen Listen
von Tupeln! Eine weitere Möglichkeit ist die Bereichsnotation mit zwei Punkten.
Die Beispiellisten haben folgendermaßen notierte Typen (Siehe generische
Records)
val
val
val
val
liste1
liste2
liste3
liste4
:
int
:
int
: (int * int)
:
string
list
list
list
list
Der Hintergrund für Listen ist folgender: Eine Liste ist aufgebaut aus Knoten –
Jeder Knoten enthält einen Wert und einen nächsten Knoten. Die Liste wird
durch einen sog. Nil-Knoten beendet, der keine weitere Liste enthält:
Eine gleichwertige Listenkonstruktion in der Sprache LISP sieht folgenermaßen
aus:
(cons 1 (cons 2 (cons 3 '())))
Unter F# können wir den Cons-Operator :: verwenden – Die leere Liste ist [].
let liste = 1::2::3::[]
Das steckt letztendlich hinter der Schreibweise [1; 2; 3].
Mithilfe des ::-Operators können wir leicht und unglaublich effizient eine Liste
nach vorne verlängern:
let liste1 = [1..4]
//
1, 2, 3, 4
let liste2 = 0::liste1 // 0, 1, 2, 3, 4
Da sich die Listen wie alle Werte nicht ändern können, muss hier nicht einmal
Speicher kopiert werden. Es werden einfach Zeiger „umgehängt“.
Das Anfügen an das Ende einer Liste ist während dessen vergleichsweise
ineffizent. Die Prozedur muss sich durch alle Knoten „durchhangeln“.
let liste1 = [1..4]
let liste2 = [6..8]
// 1, 2, 3, 4
// 6, 7, 8
let liste3 = liste1 @ [5] @ liste2 // 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8
Wegen dieser Ineffizienz bauen F#-Programme Listen oft falschherum auf und
drehen sie am Ende um, was sich wiederum schnell bewerkstelligen lässt.
Manuelle Listenverarbeitung
Listenverarbeitung ist in F# sehr wichtig.
Es
gibt
hier
zahlreiche
Techniken,
die
grundlegende
manuelle
Listenverarbeitung ist trotzdem oft unumgänglich. Als klassische, rekursive
Datenstruktur lässt sich funktional gut mit Listen arbeiten. Exemplarisch
suchen wir eine Funktion, die die Summe einer Liste berechnet.
Hier hilft wieder der rekursive Denkansatz von vorher. Wir wissen: Eine Liste ist
aus Kopfelement und der Restliste aufgebaut.
1. Die Summe einer Liste ist um das Kopfelement größer als die Summe des
Rests.
2. Die Summe von einer leeren Liste ist 0
Mit ein wenig Pattern-Matching lässt sich das fast 1:1 übernehmen:
let rec summe liste =
match liste with
| []
-> 0
| x::xs -> x + (summe xs)
Das Matching ist hier folgenermaßen zu sehen: Passt die Liste auf das Muster
[], also leere Liste, so gib 0 zurück. Passt die Liste auf das Muster Kopf :: Rest,
dann addiere Kopf und Summe des Rests. Die Benennung der einzelnen Teile ist
beliebig, es haben sich aber verschiedene Konventionen eingebürgert:
•
x::xs (das s ist als Plural-s zu verstehen – Beispiel: apple::apples)
•
x::x'
•
h::t (head/tail)
Unsere Summenfunktion ist leider noch nicht endrekursiv – Wir bemühen also
wieder einen Akkumulatorparameter (und schreiben aus optischen Gründen
das Match...With durch function um).
let summe liste =
let rec summeRec acc = function
| []
-> acc
| x::xs -> summeRec (x + acc) xs
summeRec 0 liste
Schön an Listen ist auch, dass der Compiler den Umgang mit ihnen so
durchschaut, dass er automatisch auf ihre Verwendung schließt und wir (wie im
Beispiel) wieder keinen einzigen Typen angeben müssen. Die Pattern-Matchings
sind sehr variabel – Man kann sich fast beliebige Kombinationen aus
Listenschreibweise ([]), Konstruktorschreibweise (::) und Platzhaltern (_)
zusammenbauen.
|
|
|
|
|
|
|
[] ->
x::xs ->
x::[] ->
_::xs ->
_::x::_ ->
a::b::rest ->
_::[a, b; c, d] ->
Die Syntax lässt sich sogar in Funktionsdeklarationen übertragen:
let erstesElement (x::_) = x // val erstesElement :: 'a list -> 'a
Zurück zur Summenfunktion: Es wäre doch sinnvoll, die Funktion so zu
verallgemeinern, dass sie nicht nur die Summe, sondern jede beliebige
Operation über die Listen akkumulieren kann. Eine Summenbildung wäre dann
lediglich ein Spezialfall, bei dem diese Operation Plus lautet. Eine derartige
Funktion nennt sich fold. Dank High-Order-Functions hat man hier kaum
Mehraufwand. Man kann sich sogar sparen, den Akkumulatorparameter zu
verstecken.
let rec fold func acc = function
| []
-> acc
| x::xs -> fold func (func acc x) xs
Mit dieser Funktion lassen sich jetzt Summen, Produkte und Vieles mehr auf
einen Schlag abdecken.
let sum = fold (+) 0 // Summe:
Eine Liste von 0 beginnend mit + zusammenrechnen
let prod = fold (*) 1 // Produkt: Eine Liste von 1 beginnend mit * zusammenrechnen
let factorial n = prod [1..n]
List-Comprehensions
List-Comprehensions sind extrem mächtige Konstruktionen, um Listen in
andere zu überführen und ihre Benutzung ist denkbar intuitiv.
let zahlen
= [1..10]
let quadratZahlen = [ for x in zahlen -> x * x ]
let geradeZahlen = [ for x in zahlen do if x % 2 = 0 then yield x ]
Hier sieht man zwei List-Comprehensions in Aktion. Die obere Syntax ist stark
vereinfacht, die untere ist die Langform, wobei yield letztendlich einen Wert in
die neue Liste schreibt (die Pfeilschreibweise gilt als veraltet und sollte nur in
sehr einfachen Fällen wie dem obigen verwendet werden).
List-Comprehensions sind letztendlich nur ein möglicher Fall von Computation
Expressions, einer Möglichkeit für F#-Programmierer, den Kontrollfluss vom
Programmen extrem flexibel verändern zu können, auf die ich später noch
einmal zu sprechen kommen werden. Ihre imperativ anmutende Syntax ändert
nichts daran, dass ihre Funktionsweise rein funktional ist. Sie können ganz
normalen F#-Code enthalten und sich über viel Zeilen erstrecken – wie man es
aus normalen Programm kennt. Auch die for-Syntax ist nichts spezielles, sie
wird auch in normalem F# verwendet. Mögliche Formen sind
1. for x in Aufzählung do
2. for x in Begin..Ende do
3. for x = Anfang to Ende do
Weiterhin unterstützt F# auch while-Schleifen (Siehe Schleifen)
Komplett-Beispiel:
for (i, x) in [for x in 1..10 -> x, x * x] do
printfn "#%i -> %i" i x
Mit yield! kann jedes Element einer Liste in eine neue geschrieben werden.
Beispiel:
let copy list = [ yield! list ]
Listenfunktionen
Der Dreh- und Angelpunkt jeder F#-Listenverarbeitung sind und bleiben die
integrierten Listenfunktionen. Viele lassen sich durch for, Pattern-Matching oder
List-Comprehensions besser ausdrücken, manche hingegen sind wichtig. Für
die Verwendung muss jeweils ein List . ergänzt werden.
Funktio
n
Zweck
Syntax
hd/tl
Kopf/Rest einer Liste
exists
Erfüllt
mind.
Bedingung?
forall
Erfüllen alle Elemente eine Bedingung?
for_all
liste
length
Länger der Liste
length liste
filter
Bestimmte
wählen
map
Funktion auf alle Elemente anwenden
mapi
Funktion mit Index auf alle Elemente mapi funktion liste
anwenden
rev
Liste umkehren
rev liste
min/max(b Minimum/Maximum finden
y)
min(by)
liste
sum
Liste summieren
sum liste
sum [1..10]
sort
Liste sortieren (MergeSort)
sort vergleich liste
Sort (-) [1..10]
ein
Elemente
hd liste
Beispiel
Elemet
per
bedingung exists
[1..10]
even
bedingung for_all
[1..10]
even
Bedingung filter funktion liste
fold/fold_le Liste akkumulieren (Siehe oben)
ft
zip
eine exists
liste
hd [1..10]
map funktion liste
length [1..10]
filter
[1..10]
gerade
map
[1..10]
mal2
rev [1..10]
(funktion) max [1..10]
. funktion startwert ... (+) 0 [1..10]
liste
Zwei Listen zu einer Liste aus Tupeln zip liste1 liste2
verschmelzen
zip
[11.20]
[1..10]
Ein paar Beispiele
Jetzt, da wir einiges über Listenverarbeitung gelernt haben, ist es Zeit für ein
paar komplexere Beispiele.
Mittelwert, Varianz und Standardabweichung
let summeDerQuadrate = [1..10] |> List.fold_left (fun sum i -> sum + i * i) 0
QuickSort:
QuickSort ist der Klassiker unter den Sortieralgorithmen.
Man wählt aus einer Liste ein sog. Pivotelement (Trennelement) und teilt sie
dann so auf, dass man zwei Listen erhält: Eine, die alle kleineren Elemente
verglichen zum Pivotelement enthält und eine für die größeren. Dann werden
beide Teillisten abermals mit QuickSort weitersortiert und die Ergebnisse in
richtiger Reihenfolge zusammengehängt.
Wer möchte, kann sich vor dem Weiterlesen an dieser Stelle zunächst selbst
am Algorithmus versuchen ... Ein Tipp: Eine leere Liste ist sortiert immer noch
leer!
Geschafft? Hier ist ein fertiges Programm:
#light
let rec quickSort = function
| [] -> []
| pivot::rest ->
let linkeHälfte = [for x in rest do if x < pivot then yield x]
let rechteHälfte = [for x in rest do if x >= pivot then yield x]
(quickSort linkeHälfte) @ [pivot] @ (quickSort rechteHälfte)
let zahlen
= [4; 1; 7; 6; 6; 1; 0; 3; 4]
let sortiert = quickSort zahlen
printfn "Zahlen : %A\nSortiert: %A" zahlen sortiert
System.Console.ReadKey() |> ignore
Als weitere Übung könnte man probieren, quickSort so umzuschreiben, dass es
nicht < zum Vergleichen verwendet, sondern eine benutzerdefinierte Funktion.
Notiz: Die obige Implementierung ist natürlich nicht optimal, da die Liste zum
Aufteilen zwei mal durchlaufen wird, in einer zeitkritischen Version verwendete
man List.partition zum Aufteilen (oder ohnehin das eingebaute List.sort!)
Merge
Unser zweites Beispiel soll eine Funktion bieten, die zwei sortierte Listen
miteinander zu einer großen, sortierten Liste verschmilzt.
Beispiel: [1, 2, 7, 8] + [0, 3, 3, 4, 9] -> [0, 1, 2, 3, 3, 4, 7, 8, 9]
In imperativen Programmiersprachen ist das relativ umständlich und nur mit
temporärem Speicher durchzuführen, während wir das relativ intuitiv
formulieren können. Gehen wir schrittweise vor:
1. Zwei leere Listen ergeben eine leere Liste.
2. Wenn beide Listen mindestens ein Element beinhalten, kommt das
kleinere von beiden in die Zielliste und die Reste werden verschmolzen.
Klingt nach einem klassischen, rekursiven Problem, das sich jedoch problemlos
mit Pattern-Matching ausdrücken lässt. Damit Merge auch effizent ist,
verwenden wir wiederum einen Akkumulatorparameter und bauen die Liste
falschherum auf. Am Ende muss sie umgedreht werden.
#light
let merge list1 list2 =
let rec mergeRec acc list1 list2
match list1, list2 with
| [],
[]
->
| x::xs, []
->
| []
, y::ys
->
| x::xs, y::ys when x < y ->
| x::xs, y::ys
->
=
acc
mergeRec
mergeRec
mergeRec
mergeRec
(x::acc)
(y::acc)
(x::acc)
(y::acc)
xs []
[] ys
xs (y::ys)
(x::xs) ys
mergeRec [] list1 list2 |> List.rev
let list1 = [1; 2; 7; 8]
let list2 = [0; 3; 3; 4; 9]
printfn "%A + %A -> %A" list1 list2 (merge list1 list2)
System.Console.ReadKey() |> ignore
Arrays
Arrays kennen wir aus VB, sie sind dort quasi die Standard-Listenstruktur.
Ein Array ist eine durchnummerierte Aufzählung fester Größe. Es ist deshalb
auch nur in den Fällen sinnvoll, bei denen sich die Aufzählung in ihrer Größe
nicht ändert und man zwingend über einen Index auf die Werte zugreifen muss.
Sonst sind die flexibleren Lists die bessere Wahl.
Der gesamte Umgang mit Arrays ist dem mit Listen sonst sehr ähnlich.
let meinArray = [| 1; 2; 3 |]
let meineWörter = "Hallo Welt".Split [| ' ' |]
Arrays können durch for-Schleifen durchlaufen werden, genau so wie durch
Zugriff per nullbasiertem Index. Die Elemente in einem Array sind
veränderlich, was prinzipiell „unfunktional“, aber stellenweise auch sinnvoll
ist. Hierfür verwendet man eine Notation mit <- . Für Arrays existiert ein
Pendant zu den List-Comprehensions sowie für fast alle List.*-Methoden, die
jetzt Array.* lauten. Auf Elemente kann in der Syntax .[] zugegriffen werden.
Dieser Indizierungszugriff
wird bei vielen .NET-Typen wie den
System.Collection.-Listen oder auch Strings verwendet. Auch haben Arrays eine
.Length-Eigenschaft, die die Anzahl der enthaltenen Elemente angibt.
Ein paar Beispiele:
Ein klassisches Beispiel für einen imperativen Algorithmus mit veränderlichen,
indexbasierten Daten ist das Primzahlsieb des Eratosthenes:
let ersteBuchstaben = [| for wort in meineWörter -> wort.[0] |]
let meinArray = [1; 2; 3] |> List.to_array
let meinArray2 = [| 1..3 |]
printfn "Zweiter Eintrag: %i" meinArray.[1]
meinArray.[0] <- 42
printfn "Zweiter Eintrag: %i" meinArray.[1]
let primeEratosthenes n =
let sieb = [| for i = 0 to n do yield 1 |]
for i = 2 to n do
if sieb.[i] >0 then
for j in 2*i..i..n do
sieb.[j] <- 0
[ for i in 2..n do if sieb.[i] > 0 then yield i ]
Arraytypen werden folgenermaßen notiert:
val sieb : int array
Sequenzen
Sequenzen sind eine abstraktere Form, eine Aufzählung von Objekten zu
repräsentieren. Sowohl Listen als auch Arrays sind Spezialformen der
Sequenzen. (Für die eingefleischten .NET-ter: Eine Sequenz ist alles, was
IEnumerable<T> implementiert).
Ein paar Stichpunkte zu den Eigenschaften von Sequenzen:
•
Typisiert
•
Unveränderlich
•
Nur schrittweise zugreifbar
•
Sequence-Expressions (Spezialfall: List-Comprehension) als bequeme
Syntax
•
Iteration erfolgen per for
•
Zahlreiche Funktionen in Seq.*
Unterschiede:
•
Keine Initialisierungsschreibweise – Nur yield kann Elemente generieren
•
Bedarfsauswertung
•
Kein Pattern-Matching zur Dekomposition
•
Selten manuelle Verarbeitung
Der wichtigste Punkt ist hier die sog. Bedarfsauswertung. Das bedeutet, eine
Sequenz wird immer nur soweit berechnet, wie sie gerade benötigt wird. Im
Umkehrschluss bedeutet das, wenn ich einen Teil einer Sequenz nicht benötige,
wird er, anders als bei Listen, gar nicht erst berechnet. Ich kann also als
Sequenz jede beliebige, auch unendliche Folge darstellen.
let zahlen = seq { 1..100 }
let quadratZahlen = seq { for i in zahlen -> i * i }
let alleNatürlicheZahlen = Seq.init_infinite (fun i -> i)
let alleQuadratzahlen
= seq { for i in zahlen -> i * i }
printfn "%A" (quadratZahlen |> Seq.take 20)
printfn "%A" (alleQuadratzahlen |> Seq.take 20)
Man sieht: Es besteht kein Handhabungs-Unterschied zwischen endlichen und
unendlichen Sequenzen, da beide hier nur für 20 Elemente ausgewertet
werden. Hinter der Schreibweise seq {} verbirgt sich eine sehr interessante
Kontruktion namens Computation-Expression, die im Grunde gar nicht speziell
für Sequenzen geschaffen wurde und uns bei asynchronen Berechnungen
nocheinmal begegnet.
Notiert werden Sequenzen so:
val zahlen : seq<int>
Der Trick an Sequenzen ist, einfach mit allen Möglichkeiten zu rechnen und es
dem Programm zu überlassen, dass es die Möglichkeiten, die nie in Frage
kommen, gar nicht berechnet.
let prim =
let rec primRec altePrimzahlen n = seq {
if altePrimzahlen |> List.forall (fun p -> n % p <> 0) then
yield n
yield! (primRec ( altePrimzahlen @ [n]) (n + 2))
else
yield! (primRec altePrimzahlen (n + 2))
}
seq { yield 2; yield! primRec [2] 3 }
printfn "Die ersten 20 Primzahlen: "
for p in prim |> Seq.take 20 do printfn "%i" p
Berechnen wir einmal als Beispiel die unendliche Sequenz aller Primzahlen.
Dabei können die bereits berechneten Primzahlen gespeichert werden, um die
Berechnung später zu beschleunigen.
Eine andere Anwendungsform ist z.B. das sehr effiziente Auswerten von
Spielbäumen, denn auch hier werden nur die Lösungen generiert, die
überhaupt in Betracht kommen.
Hier nocheinmal eine Verdeutlichung des Terms Bedarfsauswertung.
Hier wird nicht etwa die Eingabe von 10 Werten gefordert und dann eine
Ausgabe gemacht, vielmehr wird nach einem Wert gefragt, dieser eingegeben
und direkt danach ausgegeben. Die Sequenzfunktion selbst hat dabei keine
Abbruchbedingung, wird aber dennoch nur so weit berechnet, wie benötigt.
let rec numb3rs() = seq {
printf "Gib einen Wert ein: "
let num = int(System.Console.ReadLine())
yield num
yield! numb3rs()
}
numb3rs() |> Seq.take 10 |> Seq.iter (printfn "Erhalte Wert: %i\n")
System.Console.ReadKey() |> ignore
Option types
Option-Types werden an vielen Stellen in F# benötigt und zwar überall dort, wo
Berechnungen nicht immer ein Ergebnis produzieren. Sie entsprechen den
NULL-fähigen Datentypen aus SQL oder VB. Die Signatur
val x : int option
kann also verstanden werden als: „X ist das Ergebnis einer Berechnung, die
eine Zahl ergeben kann, oder aber fehlschlägt und nichts zurückgibt“
Ein klassisches Beispiel für Nullwerte ist die Division zweier Zahlen – entweder
funktioniert die Division oder es wurde durch 0 geteilt, was bekanntlich nicht
funktioniert:
let safeDiv a b =
if b <> 0 then Some(a / b)
else None
Eigentlich recht simpel – Wenn der Divisor ungleich 0 ist, dann geben wir etwas
zurück, nämlich a / b, andernfalls nichts. Hierzu verwenden wir die
Datenkonstruktoren (siehe Discriminated unions) Some und None. Die
zugehörige Signatur:
val safeDiv : int -> int -> int option
Über Pattern-Matching kann der Options-Type wieder auseinandergebaut
werden. An dieser Stelle folgt das längst überfällige und obligatorische
Zahlenraten:
let zahlenRaten max zahlVersuche =
let ziel = (new Random()).Next(1, max)
printfn "Willkommen beim Zahlenraten\nErraten Sie die Zahl zwischen 1 und %i" max
printfn "Sie haben %i Versuche\n**********************\n\n" zahlVersuche
let rec rateZahl versuch =
if versuch > zahlVersuche then None
else
printf "#%i - Geben sie ihren Tipp ein: " versuch
match Int32.TryParse(Console.ReadLine()) with
| false, _
-> printfn "Keine Zahl!\n"; rateZahl versuch
| true, n when n < ziel -> printfn "Zu klein\n"
; rateZahl (versuch + 1)
| true, n when n > ziel -> printfn "Zu groß\n"
; rateZahl (versuch + 1)
| true, n
-> Some(versuch)
match rateZahl 1 with
| Some(n) -> printfn "Juhu - Sie haben die Zahl in %i Versuchen erraten" n
| None
-> printfn "Sie haben verloren - Ergebnis: %i" ziel
zahlenRaten 20 5
Mengen und Wörterbücher
Oft benötigt man Datenstrukturen für Mengen (Set) und Wörterbücher (Map).
Eine Menge ist eine Auflistung von einzigartigen Elementen (ohne doppelte
Exemplare), ein Wörterbuch speichert Wert/Schlüssel-Paare. Obschon beides
zurecht durch Listen machbar erscheint, bietet uns F# hierfür die
Datenstrukturen Set<T> und Map<TKey, TValue> an, die durch ihre interne
Repräsentation durch sog. Rot-Schwarz-Bäume immer geordnet vorliegen und
gleichzeitig die Effizienz des Zugriffs stark erhöhen. Beide Datenstrukturen sind
unveränderlich. Map und Set können hier als Konstruktoren aus Listen
fungieren. Ähnlich wie für Listen sind die nötigen Funktionen (union, intersect,
size, etc) unter Set.* bzw. Map.* vorhanden. Per Internet oder .NET-Reflector
kann man die komplette Liste erhalten. Hier zwei Beispiele:
Sets:
let nums = Set [1..10]
let nums2 = nums + Set [5..20]
let quadrate = nums2 |> Set.map (fun i -> i * i)
let diff = squares – Set [1..5]
let schnitt = Set.intersect diff (Set [1..20])
for i in schnitt do printfn "%i" i
Maps:
let personen = Map ["Max", 42; "Erika", 41]
let name =
printf "Gib deinen Namen ein: "
System.Console.ReadLine()
let personen2 = personen.Add("John", 23)
match personen2 |> Map.tryfind name with
| Some(alter) -> printfn "Du bist %i Jahre alt" alter
| None
-> printfn "Du bist nicht im System verzeichnet – Glückwunsch"
let foo = "Erika"
printfn "Hallo %s, du bist %i Jahre alt" foo personen.[foo]
Imperative Elemente
Auch wenn man in F# nach Möglichkeit funktional programmieren sollte – wenn
man das nicht will sollte man es gar nicht erst verwenden, sondern bei VB/C#
bleiben – unterstützt F# zwecks Interaktion mit dem .NET-Framework und
mancher Anwendungsgebiete wie OCaml selbst auch imperative Elemente.
Variablen
In F# gibt es neben den Werten auch „echte“ Variablen, die, ganz im Sinne des
Wortes, variabel sind. Sie werden sehr selten verwendet – Ein Beispiel sollte
hier genügen:
let mutable foo = 23
foo <- 42
let mutable summe = 0
for x in 1..10 do
summe <- summe + x
printfn "%i" summe
Die Zuweisungssyntax per <- findet auch bei Zuweisungen an Eigenschaften
von .NET-Objekten Verwendung.
Verzweigungen
Verzweigungen können natürlich auch intuitiv eingesetzt werden – sowohl mit
zwei als auch mit nur einer Alternative.
let passwortAbfragen() =
printf "Geben sie ihr Passwort ein: "
let eingabe = System.Console.ReadLine()
if eingabe = "Foo" then
printfn "Gut"
passwortAbfragen()
Der Rückgabetyp ist entsprechend nichts ().
Schleifen
Der Vollständigkeit wegen hier nocheinmal die verschiedenen (schon in ListComprehensions angesprochenen) Schleifenkonstrukte auf eine Blick:
printf "Programm fortsetzen? [y/n]"
while System.Console.ReadLine() <> "n" do
printf "Wirklich? "
for i = 1 to 10 do printfn "%i" i
for i in 11..20
do printfn "%i" i
for i in [21..30] do printfn "%i" i
Referenzzellen
Sollten wirklich einmal veränderliche Werte nötig sein – und das kommt wohl
oder übel vor – neigt man in F# wegen ihrer geringen Flexibilität dazu,
Variablen durch eine Alternative auszudrücken – Referenzzellen. Die
Referenzzelle kann selbst nicht verändert werden und speichert einen Wert.
Dieser wiederum kann verändert werden. Vorteil der Referenzzellen ist, dass
diese normal in Datenstrukturen gespeichert, typabgeleitet und aus Funktionen
zurückgegeben werden können – Dinge, die bei mutable-Variablen nicht der Fall
sind.
let foo = ref 23
foo := 42
let summe = ref 0
for x in 1..10 do
summe := !summe + x
printfn "%i" !summe
printfn "%A" [summe, foo]
Notiert werden Referenzzellen so:
val summe : int ref
Die Verwendung der Operatoren := und ! sind dabei charakteristisch und
können von der Typinferenz als Anhaltspunkt verwendet werden.
Eine interessante Technik ist es, veränderliche Werte in anonymen Funktionen
wegzukapseln.
Beispiel 1: Die oberste Funktion selbst hat nichts mit veränderlichen Werten zu
tun – Die Funktionalität entsteht erst durch die übergebene anonyme Funktion.
let alleVerarbeiten list op = for x in list do op x
let summe = ref 0
alleVerarbeiten [1..10] (fun x -> summe := !summe + x)
printfn "Summe: %i" !summe
Beispiel 2: Hier wird die Referenzzelle ganz verborgen.
let counter =
fun () ->
let i = ref 0
fun () ->
i := !i + 1
!i
let foo = counter()
let bar = counter()
printfn
printfn
printfn
printfn
"%i"
"%i"
"%i"
"%i"
(foo())
(foo())
(bar())
(bar())
Dieses Programm hat erstaunlicherweise die Ausgabe 1 2 1 2 – Der vom
Benutzer komplett abgekapselte Zähler i in foo oder bar erhöht sich bei jedem
Aufruf um eins. Counter könnte dabei als eine Art Konstruktor gesehen werden
– foo und bar als Instanzen.
val counter : unit -> (unit -> int)
val foo : unit -> int
val bar : unit -> int
Veränderliche .NET-Aufzählungsklassen
Die (unfunktionalen) Aufzählungsklassen des FX können in F# natürlich
ebenfalls verwendet werden.
open System.Collections.Generic
let zufall = new System.Random()
let meineListe = new ResizeArray<int>() // Aliasname für List<int>
for x in 1..10 do
meineListe.Add (zufall.Next(1, 100))
meineListe.[0] <- 0
meineListe.Add (42)
meineListe.Sort()
for x in meineListe do
printfn "%i" x
Die Werte der Klassen können verändert werden und da auch sie auf
IEnumerable basieren, lassen sie sich mit den Seq.*-Funktionen sowie F#Schleifen intuitiv verarbeiten. Wird beim generischen Parameter _ angegeben,
versucht der Compiler, den Typen selbst abzuleiten.
Vergleich zu imperativen Programmiersprachen
An dieser Stelle möchte ich noch ein kleines Beispiel geben, wie eine
funktionale
Herangehensweise
bestimmte
Fehler
vermeiden
kann.
Exemplarisch behandle ich ein Programm, welches die Anzahl der Nullen in
einer Liste ermitteln soll. Das funktional zu formulieren ist kein Problem:
•
Eine leere Listen enthält keine Nullen
•
Eine Liste, die mit 0 beginnt enthält eine Null mehr als die Restliste
Code:
let rec nullenZählen = function
| [] -> 0
| 0::xs -> nullenZählen xs + 1
| _::xs -> nullenZählen xs
Hier ist die Korrektheit des Verfahrens unmittelbar erkenntlich. Zum Vergleich
muss nun ein imperativer C-Code herhalten: (Der Operator ++ erhöht eine
Variable um eins, length ist die Arraylänge)
int nullen;
for (int i = 1; i <= laenge; i++) {
if (zahlen[i] = 0) {
nullen++;
}
}
Das sieht augenscheinlich richtig aus: Wir gehen alle Indizes durch, rufen das
Arrayelement ab und wenn dieses 0 ist, dann erhöhen wir einen Zähler. Falsch
gedacht, dieser winzige Code enhält gleich vier Fehler. Gefunden? Nein? Sie
sind sehr versteckt, und auch wenn man hier auf die C-Syntax schimpfen kann,
ist doch die eigentliche Ursache, dass man hier dem Programm Schritt für
Schritt sagen muss, wie es zu rechnen hat.
1. zahlen[i] = 0 ist kein Vergleich, sondern eine Zuweisung an das aktuelle
Arrayelement. Diese lässt deshalb in einem Vergleich verwenden, weil
der gesamte Ausdruck den Wert 0 annimmt, der als False gehandhabt
wird. Richtig: zahlen[i] == 0
2. Die Schleife zählt von 1 bis Länge; Arrays werden von 0 indiziert, deshalb
lautet das richtige Intervall [0; Länge)
3. Nullen, unsere Zählvariable, wurde nicht initialisiert und hat deshalb
irgendeinen Wert, aber nicht 0, wie am Anfang gewünscht.
Unser korrigierter Code muss also folgenermaßen lauten:
int nullen = 0;
for (int i = 0; i < laenge; i++) {
if (zahlen[i] == 0) {
nullen++;
}
}
All dies sind Fehler, die in funktionalen Sprachen nicht oder nur selten auftreten
können.
In C++ bieten die Standardbibliothek und z.B. BOOST Lösungen für solche
Probleme und genau an diesen Stellen wird die Sprache ein Wenig mehr
funktional.
Im Gegenzug muss man wiederum betrachten, dass unsere Computer
imperativ
arbeiten.
Es
gibt
einen Arbeitsspeicher, Festplatten, Bildschirme uvm. in denen laufend
geschrieben, gelesen und verändert wird. Alles, was irgendwie mit Eingaben
und Benutzerinteraktion zu tun hat, ist zwangsläufig nicht mehr rein funktional
– Nach diesem Prinzip wäre es ja egal, wie oft und wann ein Benutzer einen
Button anklickt.
Discriminated unions
Discriminated unions kann man
alternativen Typen verstehen.
am
einfachsten
als
eine
Menge
von
Am besten lässt sich das wie so oft mit einem Beispiel zeigen.
Definition: Ein Wahrheitswert (Boolean) ist entweder True (Wahr) oder False
(Falsch). Das können wir in F# notieren.
type Boolean = True | False
Es folgt das Anwendungsbeispiel:
let wahr = True
let falsch = False
let zuBool = function
| True -> true
| False -> false
let ist4 n =
if n = 4 then True else False
if zuBool (ist4 4) then
printfn "Wahr"
else
printfn "Falsch"
True und False sind hier sog. Konstruktoren des Typs Boolean (diese werden
konventionell groß geschrieben). Wir können sie wie jeden anderen Wert auch
zurückgeben oder an Funktionen übergeben. Interessant ist hierbei v.A. die
Funktion zuBool, die unseren Boolean-Typen zu einem Standard-F#-Boolean
umwandelt. Hier wird Pattern-Matching eingesetzt, um entstprechend der
Alternativen zu verzweigen.
Folglich können wir schreiben:
let tauschen = function
| True -> False
| False -> True
Die Funktionssignaturen lauten:
val
var
val
val
val
wahr
falsch
zuBool
ist4
tauschen
:
:
:
:
:
Boolean
Boolean
Boolean -> bool
int -> Boolean
Boolean -> Boolean
Parameterisierte und generische Varianten
Unsere Typen und Konstrukturen können aber nicht nur statische Alternativen
ausdrücken, sie können auch Werte aufnehmen. Beispiel wäre ein erweiterter
Boolean, der neben Wahr und Falsch auch ein Fehlerergebnis mit Meldung
aufnehmen kann.
type BoolComputation =
| True
| False
| ComputationError of string
Beispiel:
let kannTeilen a b =
if b <> 0 then
if a % b = 0 then True else False
else
ComputationError("Fehler - Teilen durch 0")
Eine Auswertung erfolgt, wie gewohnt, mit Pattern-Matching:
match kannTeilen 14 0 with
| True -> printfn "Teilbar"
| False -> printfn "Nicht teilbar"
| ComputationError(message) -> printfn "Fehler: %s" message
Soll ein Konstruktor mehrere Werte aufnehmen, so werden Tupel-Typen
übergeben.
Auch können (wie bei generischen Records) Typargumente übergeben werden.
So können wir einen wichtigen F#-Typen selbst nachbauen:
type 'a Option =
| None
| Some of 'a
Dieser ist identisch mit den Option-Typen, die wir bereits kennengelernt haben,
da sie in eben dieser Weise definiert wurde.
Rekursive Typen
Hier folgt der Hauptgrund, weshalb Discriminated unions so wichtig in F# sind:
Sie können mit sich selbst (rekursiv) parameterisiert werden. Berechnungen,
Bäume, Verkettete Listen können alle direkt ihrer Definition entsprechend
definiert werden.
Beispiel 1 – Verkettete Listen:
Eine verkettete Liste ist entweder
•
Leer oder
•
Ein Kopfelement und eine Restliste
Voilà:
type 'a LinkedList =
| Nil
| Cons of 'a * 'a LinkedList
let meineListe = Cons(1, Cons(2, Cons(3, Nil))) // int LinkedList
let rec summe = function
| Nil -> 0
| Cons(x, xs) -> x + summe xs
Diese Definition der Liste entspricht wiederum genau der der F#-integrierten
lists, wobei Nil (not in list) als [] und Cons (construct) als :: notiert wird.
Beispiel 2 – Binäre Bäume:
Ein binärer Baum ist entweder
•
Leer oder
•
Ein Wurzelelement und ein rechter sowie linker Teilbaum
Auch hier kann die Definition direkt in einen Typen gefasst werden.
type 'a Tree =
| Leaf
| Node of 'a * 'a Tree * 'a Tree
let myTree = Node(5,
Node(3,
Node(1, Leaf, Leaf),
Node(4, Leaf, Leaf)),
Node(7,
Leaf,
Node(10, Leaf, Leaf)))
Bäume so zu erstellen ist wenig sinnvoll, gemeinhin verwendet man sie eher,
um z.B. Werte zu sortieren. Dazu benötigen wir Funktionen zum Einfügen und
Durchlaufen des Baumes.
Einfügen eines Elementes x in einem Baum:
•
Wenn x <= aktueller Knotenwert: Füge x in den linken Teilbaum ein
•
Wenn x > aktueller Knotenwert: Füge x in den rechten Teilbaum ein
•
Wenn der Baum leer ist, dann besteht der neue Baum aus x
So sei es:
let rec einfügen element baum =
match baum with
| Node(wurzel, links, rechts) when element <= wurzel -> Node(wurzel, einfügen
element links, rechts)
| Node(wurzel, links, rechts) when wurzel <= element -> Node(wurzel, links,
einfügen element rechts)
| _ -> Node(element, Leaf, Leaf)
let berechneBaum liste = List.fold (fun baum element -> einfügen element baum) Leaf
liste
Jetzt benötigen wir nur noch eine Funktion zum Durchlaufen eines Baumes und
fertig ist das Binärbaum-Sortieren. Hier gilt: Erst den linken Baum durchlaufen,
dann das Wurzelelement und dann den rechten.
let rec durchlaufen baum =
match baum with
| Leaf -> Seq.empty
| Node(wurzel, links, rechts) -> seq {
yield! durchlaufen links
yield wurzel
yield! durchlaufen rechts
}
Hier nocheinmal die komplette Baum-Bibliothek mit Sortierfunktion:
type 'a Tree =
| Leaf
| Node of 'a * 'a Tree * 'a Tree
let rec einfügen element = function
| Node(wurzel, links, rechts) when element <= wurzel -> Node(wurzel, einfügen
element links, rechts)
| Node(wurzel, links, rechts) when wurzel <= element -> Node(wurzel, links,
einfügen element rechts)
| _ -> Node(element, Leaf, Leaf)
let berechneBaum liste = List.fold (fun baum element -> einfügen element baum) Leaf
liste
let rec durchlaufen = function
| Leaf -> Seq.empty
| Node(wurzel, links, rechts) -> seq {
yield! durchlaufen links
yield wurzel
yield! durchlaufen rechts
}
let sortieren daten = (berechneBaum >> durchlaufen) daten
for x in sortieren [1; 4; -1; 0; 3; 1; 2; 1] do
printf "%i, " x
Berechnungen mit Discriminated unions
Discriminated unions eignen sich sehr gut, um komplexe Daten im Speicher zu
repräsentieren. Ein interessantes Beispiel ist hierbei die Darstellung eines
Programms, wie in diesem Fall einer arithmetischen Berechnung, im Speicher.
Beispiel: Ein Term ist hiermit definiert als eine Zahl, eine Variable oder eine
Operation, die zwei Terme verknüpft.
type Term =
| Zahl
| Var
| Plus
| Minus
| Mal
| Durch
of
of
of
of
of
of
int
string
Term *
Term *
Term *
Term *
Term
Term
Term
Term
Ein Ausdruck wie 2x + 1 würde entsprechend so notiert:
let beispiel = Plus(Mal(Var("x"), Zahl(2)), Zahl(1))
Das Ausrechnen gestaltet sich dank Mustervergleich und Rekursion extrem
einfach:
let auswerten variablen =
let vars = Map.of_list variablen
let rec eval = function
| Zahl(n)
-> n // Eine Zahl wir zu sich selbst ausgewertet
| Var(name)
-> vars.[name] // Variablen werden durch konkrete Werte ersetzt
| Plus(a, b) -> (eval a) + (eval b)
| Minus(a, b) -> (eval a) - (eval b)
| Mal(a, b)
-> (eval a) * (eval b)
| Durch(a, b) -> (eval a) / (eval b)
eval
let ergebnis = auswerten ["x", 10] beispiel
printfn "%i" ergebnis
Diese Art der Repräsentation von Berechnungen ist extrem hilfreich. Man kann
in F# beispielsweise relativ leicht eigene Programmiersprachen schreiben,
deren Quelltext in solche Strukturen überführt und dann ausgewertet wird.
Später werden wir sehen, dass es sehr praktische Wege gibt, Text-Eingaben zu
parsen, d.h. sie vom Programm in eine solche, verwertbare Form umzuwandeln.
Als Minimal-Beispiel werde ich trotzdem einmal zeigen, wie man einen Term in
sog. UPN-Notation (umgekehrte polnische Notation) parst.
Bei einem UPN-Term stehen die Operatoren (Rechenzeichen), also z.B. + oder -,
nicht zwischen ihren Operanden, sondern hinter ihnen – Man spricht auch von
Postfix-Notation, während ein „normaler“ Term in Infix-Notation steht.
Beispiel: Der Term
(1 + 2) * 3
entspricht folgendem in UPN.
1 2 + 3 *
Der Vorteil dieser Notation im Bezug auf Computer ist vor Allem, dass sie sich
viel leichter auswerten lässt und man keine Operatorprioritäten
berücksichtigen muss (Punkt-Vor-Strich).
Tatsächlich das Ausrechnen oder auch Umwandeln eines solchen Terms in
konventionelle Notation mithilfe eines sog. Stapels nahezu trivial.
1. Eine Zahl wird oben auf den Stapel gelegt.
2. Ein Operator nimmt die beiden obersten Werte vom Stapel, rechnet mit
ihnen und schreibt sie wieder oben hinauf
Der folgende Ablauf zeigt, wie man obigen Term schrittweise ausrechnet:
Beginn:
1
:
2
:
+
:
3
:
*
:
Ende :
Leerer Stapel
=> []
1 auf Stapel legen
=> [1]
3 auf Stapel legen
=> [2, 1]
Werte addieren
=> [1 + 2]
3 auf Stapel legen
=> [3, 1 + 2]
Werte multiplizieren => [(1 + 2) * 3]
Oberstes Element enthält das Ergebnis => (1 + 2) * 3
Das können wir nun problemlos in funktionalen F#-Code schreiben. Wir
betrachten eine rekursive Funktion parse, die eine Liste von Symbolen (Zahlen,
Variablen oder Operatoren) sowie einen Stapel von Termen als Argument
enthält. Ein Stapel ist dabei nichts als eine konventionelle Liste, an die, wie
üblich, von vorne angehängt wird.
let rec parse stapel symbole =
Jetzt gilt es, die einzelnen Vorschriften umzusetzen. Mit Pattern-Matching
müssen wir nichteinmal groß umformulieren.
match stapel, symbole with
| y::x::stapel', "+"::symbole'
| y::x::stapel', "-"::symbole'
| y::x::stapel', "*"::symbole'
| y::x::stapel', "/"::symbole'
->
->
->
->
parse
parse
parse
parse
((Plus(x, y))::stapel') symbole'
((Minus(x, y))::stapel') symbole'
((Mal(x, y))::stapel') symbole'
((Durch(x, y))::stapel') symbole'
1. Ist das aktuelle Symbol ein Operator und enthält der Stapel mind. zwei
Elemente, dann verrechne beide und setze die Berechnung mit den
restlichen Symbolen und dem aktuellen Ergebnis oben auf dem Stapel
fort:
2. Wenn wir keinen Operator vorliegen haben, prüfe, ob es sich um eine
Zahl oder eine Variable handelt und schreibe sie entsprechend auf den
Stapel.
| _, sym::symbole' -> match Int32.TryParse(sym) with
| (true, i) -> parse ((Zahl(i)::stapel)) symbole'
| _
-> parse ((Var(sym))::stapel) symbole'
3. Sind alle Symbole durch, sind wir fertig, geben also das oberste (und
hoffentlich einzige) Element des Stapels zurück.
| _, [] -> List.hd stapel
Die ganze Funktion sieht dann so aus:
let rec parse stapel symbole =
match stapel, symbole with
| y::x::stapel', "+"::symbole' -> parse ((Plus(x, y))::stapel') symbole'
| y::x::stapel', "-"::symbole' -> parse ((Minus(x, y))::stapel') symbole'
| y::x::stapel', "*"::symbole' -> parse ((Mal(x, y))::stapel') symbole'
| y::x::stapel', "/"::symbole' -> parse ((Durch(x, y))::stapel') symbole'
| _, sym::symbole' -> match Int32.TryParse(sym) with
| (true, i) -> parse ((Zahl(i)::stapel)) symbole'
| _
-> parse ((Var(sym))::stapel) symbole'
| _, [] -> List.hd stapel
Dieser Code ist tatsächlich völlig ausreichend, um einen mathematischen UPNAusdruck in eine F#-Struktur zu überführen. Was allerdings auffällt ist noch
eine gewisse Redundanz in den einzelnen Matching-Fällen. Es tritt immer
dasselbe Muster auf: parse (...::stapel') symbole'
Ein solches Muster haben wir bereits kennen gelernt – Es entspricht einer FoldFunktion aus dem Kapitel über Listenverarbeitung. Dabei summieren wir quasi
die Eingabesymbole zu einem Stapel auf.
Wir können also tatsächlich die gesamte Funktion als einen Aufruf von Fold
vereinfachen – Die Vorschrift, die wir dabei geben, heißt lediglich: „Wenn wir
einen Stapel und ein Eingabesymbol haben, was kommt raus?“ Und zwar das:
let stapelKombinieren stapel symbol =
match symbol, stapel with
| "+", y::x::stapel' -> (Plus(x, y))::stapel'
| "-", y::x::stapel' -> (Minus(x, y))::stapel'
| "*", y::x::stapel' -> (Mal(x, y))::stapel'
| "/", y::x::stapel' -> (Durch(x, y))::stapel'
| sym, _
-> match Int32.TryParse(sym) with
| (true, i) -> (Zahl(i))::stapel
| _
-> (Var(sym))::stapel
Als arbeitsfähiges Gesamtpaket mit Verarbeitung der Eingabe sieht unsere
Parser-Funktion also so aus:
let parse2 (input : string) =
let stapelKombinieren stapel symbol =
match symbol, stapel with
| "+", y::x::stapel' -> (Plus(x, y))::stapel'
| "-", y::x::stapel' -> (Minus(x, y))::stapel'
| "*", y::x::stapel' -> (Mal(x, y))::stapel'
| "/", y::x::stapel' -> (Durch(x, y))::stapel'
| sym, _
-> match Int32.TryParse(sym) with
| (true, i) -> (Zahl(i))::stapel
| _
-> (Var(sym))::stapel
input.Split [| ' ' |] |> Array.fold stapelKombinieren [] |> List.hd
Mit den generierten Term-Objekten kann man jetzt vielerlei Berechnungen
durchführen, sie z.B. optimieren, vereinfachen, ableiten oder einfach nur
schreiben.
Als Beispiel zeige ich hier ein kleines Programm, das einen solchen Ausdruck
wieder als Infix-Term schreibt:
let rec alsInfix = function
| Zahl(n) -> sprintf "%i" n
| Var(sym) -> sprintf "%s" sym
| Plus(a, b) -> sprintf "%s + %s" (alsInfix a) (alsInfix b)
| Minus(a, b) -> sprintf "%s - %s" (alsInfix a) (alsInfix b)
| Mal(a, b) -> sprintf "%s * %s" (klammern a) (klammern b)
| Durch(a, b) -> sprintf "%s / %s" (klammern a) (klammern b)
and klammern expr =
match expr with
| Plus(_) | Minus(_) -> sprintf "(%s)" (alsInfix expr)
| _ -> alsInfix expr
printf "Geben sie einen UPN-Ausdruck an: "
let upn = Console.ReadLine()
let term = parse2 upn
printfn "Term in Infix-Notation: %s" (alsInfix term)
Objektorientierung
Bis hierher haben wir viele interessante Konzepte kennengelernt, doch eines,
das für einen Großteil der heute populären Programmiersprachen zentral ist,
fehlt noch: Die Objektorientierung.
Objektorientiertes Programmieren ist, wie funktionales auch, ein Ansatz, um
Programme sinnvoll zu gestalten und dem Programmierer so das Leben leichter
zu machen. Die Idee dahinter ist, Klassen von Objekten zu erstellen, die über
bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen und aus denen dann
konkrete Objekte (Instanzen) erstellt werden können, die wiederum
miteinander wechselwirken. So werden Daten und Quellcode in sinnvolle,
wiederverwendbare Einheiten gruppiert.
Beispiel: Ein Auto. Ein Auto hat verschiedene Eigenschaften, wie eine Farbe,
einen Hersteller, ein Kennzeichen, seine Fahrtgeschwindigkeit und
verschiedene Fähigkeiten, z.B. Anfahren oder Bremsen. Aus dieser Vorschrift
heraus kann man nun „konkrete“ Autos erstellen und im Programm fahren
lassen.
Die Vorteile der Objektorientierung bestehen in der anschaulichen, oft
wirklichkeitsnahen Darstellung von Zusammenhängen. Zudem beugt es
Fehlern vor, da in einer Klasse Programmcode gekapselt, also vor dem
Programmierer verborgen wird. Bildlich gesprochen: Ich kann ein Auto fahren,
ohne wissen zu müssen, wie ein Motor exakt funktioniert und ohne dort
Schaden anrichten zu können – der Motor ist vor dem Fahrer verborgen.
Die .NET-Umgebung, auf der F# aufbaut, ist stark objektorientiert – letztendlich
ist sogar alles, womit gearbeitet wird, Listen, Zahlen oder Funktionen ein
Objekt. Dem kann sich auch F# nicht entziehen und stellt zusätzlich zu seinen
funktionalen Fähigkeiten auch objektorientierte bereit. Beide Paradigmen
haben Vorteile und Nachteile, Gemeinsamkeiten und Differenzen. Allgemein
lässt sich sagen, dass es sehr problemabhängig ist, ob nun funktionale oder
OO-Ansätze besser geeignet sind.
Bis jetzt und ein bisschen weiter
Daten in sinnvolle Einheiten gruppieren ... Das können wir doch schon:
•
Records
•
Tupel
•
Discriminated unions
Tatsächlich handelt es sich hier um sehr einfache Klassen, gemacht um Daten
zu speichern.
Ein Beispiel zur Erinnerung:
type Punkt = { x : float; y : float }
type Linie = { von : Punkt; bis : Punkt }
let linie
= { von = { x = 1.0; y = 2.5 }; bis = { x = 4.0; y = 5.5 } }
Und wenn wir nun die Länge einer Linie bestimmen wollen? Kein Problem – Eine
Funktion muss her.
let länge li = ((li.von.x - li.bis.x)**2.0 + (li.von.y – li.bis.y)**2.0)**0.5
printfn "Länge: %f" (länge linie)
Der objektorientierte Ansatz wäre hier allerdings ein anderer. Man würde
sagen, die Länge ist eine Eigenschaft des Objekts Linie, ein Element (member)
dieses Typs. Das lässt sich in F# ebenfalls notieren.
type Linie = { von : Punkt; bis : Punkt }
with
member this.Länge = ((this.von.x - this.bis.x)**2.0 + (this.von.y this.bis.y)**2.0)**0.5
Member fügt dem Typ ein neues Element hinzu – In diesem Fall die Eigenschaft
Länge. Man kann sich member als das Pendant zu let auf Klassenebene
vorstellen, Funktionen und Werte funktionieren wiederum auf gleiche Art.
Einziger Unterschied ist das this, man kann es sich als den Stellvertreter der
Instanz vorstellen, für die die Funktion aufgerufen wird. Man kann statt dessen
auch andere Namen verwenden.
Anwendung:
printfn "Länge: %f" Linie.Länge
Voilà – Die neue Eigenschaft/Funktion kann einfach per Punkt angesprochen
werden.
Das ganze Verfahren ist bei Discriminated Unions nicht verschieden.
In diesem Beispiel wurden dem Typen Berechnung gleich zwei Member
type 'a Berechnung =
| Ergebnis of 'a
| Fehler
with
member private this.Fehlgeschlagen =
match this with
| Fehler -> true
| _ -> false
member this.Ausruf fehlermeldung =
if this.Fehlgeschlagen
then printfn "%s!" fehlermeldung
else printfn "Juhu"
let geradeZahl n = if n % 2 = 0 then Ergebnis n else Fehler
for zahl in [13; 42] do (geradeZahl zahl).Ausruf "Nein"
hinzugefügt – Der eine ist nun eine Funktion vom Typ string -> unit und
Fehlgeschlagen eine Eigenschaft vom Typ bool, die bestimmt, ob die
Berechnung fehlgeschlagen ist. Bemerkenswert ist, dass durch member private
letztere als privat gekennzeichnet wurde. Das bedeutet, die Eigenschaft ist nur
innerhalb des Objekts sichtbar, also in diesem Fall nur für Ausruf. Von außen
kann die Eigenschaft nicht abgefragt werden.
Erste Klasse
Bis jetzt haben wir die F#-Strukturen wie Records oder Discriminated Unions
um weitere objektorientierte Merkmale bereichert. Was jetzt folgt, setzt noch
einen Schritt tiefer an: Wir schreiben unsere erste eigenständige F#-Klasse.
Als Beispiel verwenden wir hier ein Auto. Als Eigenschaften bekommt es eine
Maximalgeschwindigkeit und eine Modellbezeichnung.
type Auto(bezeichnung : string, vmax : int) =
member this.VMax
= vmax
member this.Bezeichnung = bezeichnung
member this.InfosAnzeigen() =
printfn "Ich bin ein %s und kann %i km/h schnell fahren" bezeichnung vmax
So, nehmen wir das Beispiel schrittweise auseinander:
Es wird hier offensichtlich ein neuer Typ (eine Klasse) namens Auto
beschrieben. Dieser verfügt über zwei öffentliche Eigenschaften – VMax und
Modell – sowie eine Methode (Funktion) namens InfosAnzeigen, die die
entsprechenden Daten des Autos auf der Konsole ausgibt.
Aber was bedeutet die Zeile type Auto(bezeichnung : string, vmax : int) nun genau?
Modell und vmax sind hier sog. Konstruktorargumente. Wenn später eine AutoInstanz erzeugt wird, übergeben wir dieser direkt jene beiden Werte. Sie sind
nur innerhalb der Klasse sichtbar.
Das geht so:
let porsche = new Auto("Porsche", 330)
let truck
= new Auto("Vierzigtonner", 80)
Diese beiden Objekte können wir nun verwenden.
for auto in [ porsche; truck ] do
auto.InfosAnzeigen()
Große Klasse
Die F#-Klassensyntax erlaubt alles, was mit Klassen in VB oder C# auch
machbar ist. Von lokalen Variablen über Eigenschaften bis hin zu Methoden und
gekapselten Werten.
Vererbung
Schnittstellen
Ausnahmebehandlung
Code-Strukturierung
Module
Namespaces
Language-Oriented Programming
Herzlichen Glückwunsch - Mit den grundlegenden Kapiteln sind sie an dieser
Stelle durch. Womit es im Folgenden weiter geht, sind Konzepte des sog.
Language-Oriented Programming (LOP).
Damit bezeichnet man zusammenfassend die Möglichkeiten, in einer Sprache
„an dieser Sprache“ zu programmieren. Und gerade hier man mit F# wegen
seiner hohen Flexibilität sehr effizient in der Lage, diese Sprache seinen
aktuellen Bedürfnissen anzupassen, um direkter und meist einfacher an einem
Problem formulieren zu können. (Anmerkung – Bei den folgenden Kapiteln
werde ich mich oft am englischsprachigen F#-Wikibook orientieren)
Operatordefinition
Schon in VB ist es möglich, bestimmte Operatoren wie +, -, * oder / für eigene
Klassen zu überladen.
Dim x = -SomeVector * New Vector(-1, 3) * New Vector(0, 2) + Vector2
F# geht hier noch einen Schritt weiter: Es ist möglich, völlig neue, eigene
Operatoren aus Sonderzeichen zu erschaffen. Ein Operator unterscheidet sich
sonst kaum von einer herkömmlichen Funktion. Betrachten wir die
n
Fakultätsfunktion.
n !=∏ i=1⋅2⋅3⋅⋯⋅n
i=1
let (!) n = seq {1..n} |> Seq.fold ( * ) 1
printfn "6! = %i" !6
Für Infixoperatoren (Operatoren zwischen 2 Operanden – a + b) ist das Konzept
gleich.
let (@@) x y = 10 * x + y
let res = 2 @@ 3
printfn "%i" res
Wenngleich sich bei diesem Beispiel über die Sinnhaftigkeit gestritten werden
kann, sind solche Operatoren z.T. Doch sehr nützlich! Im Folgenden wird eine
neue Syntax für optisch ansprechende Abfragen mir Regulären Ausdrucken
eingeführt:
open System
open System.Text.RegularExpressions
let (=~) text pattern = (new Regex(pattern)).IsMatch(text)
printf "Geben sie eine dreistellige Zahl ein: "
if Console.ReadLine() =~ "\d{3}" then printfn "Danke"
else printfn "Falsche Eingabe"
Weiterhin sehen wir hier etwas, was auf viele Bereiche von F# zutrifft: F#
besteht aus F#! Viele „eingebaute“ Sprachelemente sind nichts weiter als
normale Funktionen und Typen, wie man sie selbst formulieren kann:
let (|>) x f = f x
1 |> printf "i: %i"
Sogar das ganze System der Referenzzellen ist rein durch Benutzertypen- und
Operatoren definiert:
type 'a ref = { mutable contents : 'a }
let ref x
= { contents = x }
let (:=) p v = p.contents <- v
let (!) p
= p.contents
Maßeinheiten
In F# kann man, Wissenschaftler wird’s freuen, endlich Werten eine Maßeinheit
mitgeben. Unmittelbarer Nutzen hiervon ist, dass immer klar ist, was für Werte
man vorliegen hat und dass v.A. Fehler (Äpfel mit Birnen vergleichen) vom
Compiler als solche erkannt werden.
Wir können Einheiten als leere Typen definieren, die mit dem Measure-Attribut
versehen sind:
[<Measure>] type m
[<Measure>] type s
[<Measure>] type kg
Auch können wir Typsynonyme einrichten:
[<Measure>] type N = kg * m / s ^ 2
Wenn wir nun einheitenbehaftete Werte notieren, hängen wir die gewünschte
Einheit in spitzen Klammern an – Alle Operationen verhalten sich wie intuitiv zu
erwarten.
let g
= 9.81<m/s^2>
let masse = 1.0<kg>
let kraft = masse * g
let kraft2 = 10.0<N>
let deltaF = kraft2 - kraft
Der Compiler kann dabei die verwendeten Typen automatisch prüfen und ggf.
ableiten, so dass für kraft und deltaF korrektermaßen die Einheit Newton
angenommen wird.
Der Code
let delta = kraft2 - masse
schlägt bereits beim Kompilieren fehl – Einheiten inkompatibel!
Bei Funktionen verhält sich das Ganze nicht anders:
let fallzeit höhe : float<s> = sqrt (höhe / (0.5 * g))
Mit der Angabe, die Fallzeit solle in Sekunden angegeben sein, kann F# den
Parameter höhe automatisch auf Meter inferieren.
printfn "%A" (fallzeit 10.0<m>)
printfn "%A" (fallzeit 20.3<kg>) // Fehler! Inkompatible Einheiten
Um
zwischen
Einheiten
umzurechnen,
Umrechnungsfaktoren multipliziert werden.
muss
lediglich
In der Fsharp.Powerpack.dll werden die
physikalischen Konstanten bereits definiert!
gängigen
mit
SI-Einheiten
den
und
Aktive Muster
Wie der Name schon vermuten lässt, sind Aktive Muster (Active Patterns) eine
Möglichkeit, mit der wir benutzerdefiniertes, aktives Verhalten in
Mustervergleichen definieren können. Sie sind nichts Fundamentales und doch
oft eine große Hilfe, wenn es darum geht, Strukturen von Daten sehr kompakt
zu verarbeiten oder zu vergleichen.
Einfache Muster
Zu erkennen definieren sind sie leicht – Aber ein Beispiel sagt mehr als tausend
Worte:
let (|Gerade|Ungerade|) x =
if x % 2 = 0
then Gerade
else Ungerade
printf "Geben sie eine Zahl ein: "
match int (Console.ReadLine()) with
| Gerade
-> printfn "Die Zahl ist gerade"
| Ungerade -> printfn "Die Zahl ist ungerade"
Das oben stehende dünkt einen nicht sonderlich kompliziert, sein Effekt ist
unmittelbar ersichtlich. Das aktive Muster wird durch eine Funktion in den
Banana-Brackets (||) reprästiert. Dabei werden hier sozusagen zwei anonyme
Fälle einer Discriminated Union generiert – Gerade und Ungerade. Beim
Auswerten des Pattern-Matchings wird die Funktion ausgewertet und zu dem
Fall verzweigt, den diese zurückgibt – Fertig.
Eine weitere gern genommene Verwendungsmöglichkeit aktiver Muster ist das
elegante Zerlegen von Datenstrukturen, die normales Pattern-Matching nicht
erlauben. Typisch hierfür sind z.B. Sequenzen. Zwar existieren hier viele
integrierte Hilfsfunktionen und die sehr hilfreiche Notation der Sequencecomprehensions, aber trotzdem ist, anders als bei Listen, die manuelle
Verarbeitung nur mit einiger Kenntnis des .NET-Frameworks und relativ
unschönen, nicht-funktionalen Schleifenkonstrukten möglich. Abhilfe schaffen
aktive Muster:
let (|Leer|Knoten|) sequenz =
if Seq.isEmpty sequenz
then Leer
else Knoten (Seq.hd sequenz, Seq.skip 1 sequenz)
let rec seqSumme = function
| Leer -> 0
| Knoten(x, xs) -> x + seqSumme xs
Einziger Unterschied zum vorherigen Muster ist, dass der Fall Knoten einen
Wert zurückgibt in Form eines 2-Tupels zurückgibt.
Partielle Muster
Die nächste Variante ist schon zu mehr fähig. Es handelt sich um partielle
Muster, also solche, die fehlschlagen können und dabei Werte transportieren.
Beim Mustervergleich werden die angegebenen Fälle so lange ausgewertet, bis
einer Some(wert) zurückgibt.
Folgendes Beispiel zeigt einen eleganten Weg, Daten zu interpretieren und zu
konvertieren.
let (|Zahl|_|) eingabe =
match Int32.TryParse eingabe with
| true, res -> Some(res)
| _
-> None
let (|Kommazahl|_|) eingabe =
match Double.TryParse eingabe with
| true, res -> Some(res)
| _
-> None
printf "Geben sie etwas ein: "
match Console.ReadLine() with
| Zahl n
-> printfn "Zahl: %i" n
| Kommazahl x -> printfn "Kommazahl: %f" x
| str
-> printfn "<unbekannt>: \"%s\"" str
Viel Neues ist auch hier nicht dazugekommen – Der Tiefstrich in der
Funktionsdefinition symbolisiert das Partialität des Vergleichs, der Typ der
Funktion ist immer ein Option-Value.
Interessant ist es dabei auch,
Funktionsargumente zu betrachten.
die
Muster
als
Spezifikationen
für
let (|NichtNull|_|) x =
if x <> 0
then Some(x)
else None
let teilen a (NichtNull b) = a / b
printfn "%A" (teilen 1 2)
printfn "%A" (teilen 2 0)
Der zweite Fall wird mit einer MatchFailureException abbrechen, da der 2.
Funktionsparameter die Bedingung, er solle nicht 0 sein, nicht erfüllt.
Die Möglichkeit, Muster ineinander zu kombinieren, lässt extrem mächtige
Ausdrücke zu.
Folgender Ausdruck kann einen Eingabestring gegen einen Regulären Ausdruck
prüfen und gibt im Erfolgsfall die angegebenen Gruppen als Liste zurück.
let (|RegMatch|_|) (grps : int list) regex eingabe =
let treffer = Regex.Match(eingabe, regex)
if not treffer.Success
then None
else
let res = [| for g in treffer.Groups -> g.Value |]
Some([ for i in grps -> res.[i] ])
Mit den bereits vorhandenen Funktionen kombinieren wir dies zu einer
Funktion, die einen String als Angabe von 2D-Koordinaten interpretieren soll,
wobei beide Koordinaten ganzzahlig und ungleich 0 sein sollen!
let punkt = function
| RegMatch [1;2] "\((.+?), (.+?)\)" [Zahl(NichtNull x); Zahl(NichtNull y)] -> (x, y)
| _ -> failwith "Falsches Format"
Hier wird die vom ersten Muster ausgegebene Ergebnissequenz von weiteren
immer mehr zerlegt.
printfn "%A" (punkt "(1, 2)")
printfn "%A" (punkt "(1, 0)")
printfn "%A" (punkt "foo")
Logischerweise wird also der erste Aufruf korrekt funktionieren, die beiden
anderen aber mit Fehler abbrechen, da eben das spezifizierte Muster nicht
erfüllt ist.
Computation Expressions
Willkommen zu den sog. Computation Expressions. Diese sind zweifellos ein
Highlight von F# und machen es unter den Programmiersprachen vielleicht
nicht einzigartig, aber auf jeden Fall besonders.
Eine
Computation
Expression
ist
eine
Verallgemeinerung
eines
Programmablaufs, den der Programmierer selbst definieren kann. Dabei können
in normaler F#-Syntax komplizierte Abläufe automatisch generiert werden.
Einleitendes Beispiel
Ich beginne dieses Kapitel mit einer einfachen Aufgabe: Es gilt eine Funktion zu
entwickeln, die den Benutzer auffordert, drei Zahlen a, b und c einzugeben,
und deren Summe zurückgibt. Da der Benutzer Fehler machen kann,
verwenden wir Option-Typen.
Geschafft?
Das Ergebnis wird vielleicht so aussehen:
let zahlEingeben id =
printf "%s: " id
match Int32.TryParse (Console.ReadLine()) with
| true, res -> Some(res)
| _
-> None
let summe() =
let a = zahlEingeben "a"
let b = zahlEingeben "b"
let c = zahlEingeben "c"
match a, b, c with
| Some(x), Some(y), Some(z) -> Some(x + y + z)
| _ -> None
Sieht richtig aus, funktioniert auch. Es gibt nur ein Problem: Man betrachte
folgende Eingabe:
A: xyz
B: 10
C: 12
Hmm, da hat doch der Benutzer schon beim ersten Wert etwas Ungültiges
eingegeben, und trotzdem geht die Abfrage weiter. Eigentlich ist doch klar: Das
kann gar nichts mehr werden, an dieser Stelle müsste eigentlich Schluss sein!
Aber gut, ich habe sie vermutlich unterschätzt ;) Also ab zur richtigen Funktion:
let summe() =
match zahlEingeben "a" with
| None -> None
| Some(a) ->
match zahlEingeben "b" with
| None -> None
| Some(b) ->
match zahlEingeben "c" with
| None -> None
| Some(c) -> Some(a + b + c)
Bitte was? ZEHN Zeilen für eine so triviale Aufgabe? Die Frage ist berechtigt
und im Weiteren geht es darum, wie man diesen Code vereinfachen könnte.
Der obige Code enthält zahlreiche Redundanzen und wie gewöhnlich könnten
wir versuchen, den oft verwendeten Code als Funktion auszulagern.
Und hier kommt eine schlagende Idee ins Spiel: Wir definieren eine Funktion
namens Bind und teilen die Berechnung in einen aktuellen Stand und den Rest
der Berechnung auf:
1. Wenn der Benutzer einen gültigen Wert eingibt, führen wir mit diesem
Wert die Berechnung fort
2. Wenn der Benutzer einen Fehler macht, ist Schluss; der Rest der
Berechnung wird einfach gar nicht fortgesetzt.
Aber wie geben wir „den Rest einer Berechnung“ an? Klar: Als Funktion. Et
voilà:
let bind eingabe rest =
match eingabe with
| Some(ergebnis) -> rest(ergebnis) // Gültig - Rest berechnen
| None
-> None
// Ungültig - Tschüss
Der Typ ist hierbei
val bind : 'a option -> ('a -> 'b option) -> 'b option
Mithilfe dieser unscheinbaren Funktion können wir unsere Summenfunktion
signifikant vereinfachen:
let summe() =
bind (zahlEingeben "a") (fun a ->
bind (zahlEingeben "b") (fun b ->
bind (zahlEingeben "c") (fun c -> Some(a + b + c))))
Diese Art von Funktionsauswertung, bei der der Rest einer Berechnung als
Funktion mitübergeben wird, nennt sich Continuation-passing style (CPS).
Computation Expressions definieren
Verallgemeinert man das Konzept, das wir gerade angewendet haben, so
spricht man von sog. Monaden. Vor Monaden haben viele Programmier Angst,
denn sie werden oftmals als sehr kompliziert und theoretisch empfunden, aber
letzendlich sind sie nur eines: Extrem nützlich.
Dabei ist bei Allem nämlich nichts anderes gemeint, als dass wir für einen
Typen zwei Funktionen definiert haben: Die eine ist Bind (oder auch >>=) und
tut genau das wie im obigen Beispiel – Einen Wert auf bestimmte Weise mit
dem Rest einer Berechnung verknüpfen. Die andere ist Return und dient
lediglich dazu, ein Ergebnis zurückzugeben. Für die Option-Typen ist auch
Return offensichtlich – Es handelt sich um den Konstruktor Some, denn dieser
gibt ja einen (Erfolgs-)Wert zurück.
Hiermit ist auch geklärt, was Computation Expressions eigentlich sind:
Monadische Berechnungen
Jetzt geht es nur noch darum, so eine auch zu definieren. Um anzugeben,
woher die entsprechenden Funktion (Bind etc.) genommen werden sollen, sieht
F# ein sog. Builder-Objekt vor, für das wir eine Klasse schreiben:
type MaybeBuilder() =
member this.Delay(f)
= f()
member this.Bind(x, f) = bind x f
member this.Return(x) = Some(x)
Wie wir sehen, definiert das genau die obigen Funktionen – Bind und Return
(und Delay, das werden wir aber vernachlässigen).
Von diesem können wir jetzt eine Instanz erstellen
let maybe = new MaybeBuilder()
und schon sehen die Dinge so aus:
let summe() = maybe {
let! a = zahlEingeben "a"
let! b = zahlEingeben "b"
let! c = zahlEingeben "c"
return a + b + c
}
Perfekt – Einfacher geht’s nicht!
Und so einen Ausdruck nennt man jetzt eben Computation Expression. Die
Aufrufe von Bind werden nun vom Compiler automatisch eingesetzt, und zwar
immer an den Zuweisungen mit let!.
Weitere Computation Expressions
Aufmerksamen Lesern wird die Funktion, die wir oben geschrieben haben,
merkwürdig bekannt vorkommen. Richtig ... es existiert doch so eine Syntax
mit seq { ... }.
Seq ist tatsächlich der wohl berühmteste Vertreter von Computation
Expressions – Er arbeitet nicht mit Option-Werten, sondern mit Listen. Aber
nichtsdestotrotz handelt es sich um nichts Anderes als oben, der Zweck ist nur
ein anderer. Hier sieht man die außerordentliche Vielfalt von monadischen
Berechnungen. F# erlaubt uns nämlich neben der Definition von Bind und
Return auch noch, Implementierungen für Kontrollstrukturen zu schreiben – Das
bedeutet, innerhalb dieser Blöcke kann man den gesamten F#-Code
schrittweise auseinandernehmen und mit „Spezialeffekten aufgerüstet“ wieder
ins Rennen schicken.
Beweis: Für List-Comprehensions kann ebenso simpel eine Computation
Expression definiert werden:
type ListComprehension() =
member this.Delay(f)
= f()
member this.Return(x)
= [x]
member this.Bind(liste, f) = List.concat [ for x in liste -> f x ]
let list = new ListComprehension()
let punkte
let! x
let! y
return
}
= list {
= [1..3]
= [1..3]
(x, y)
printfn "%A" punkte // [(1, 1); (1, 2); (1, 3); (2, 1); (2, 2); (2, 3); (3, 1); (3, 2);
(3, 3)]
Aber genug theoretisch geredet – Folgende Liste gibt eine Reihe von
Operationen an, die monadischen Gesetzen folgen und daher durch
Computation Expressions beschreibbar sind:
1. Option-Werte
2. List-Comprehensions
3. Sichere Ein- und Ausgaben
4. Asynchrone Programmabläufe (Multithreading)
5. Transaktionen
6. Continuations (Einfrieren und Speichern von Zeitpunkten in
Programmen)
7. Backtracking (Fehlerrückverfolgung)
8. Zufallsgeneratoren
9. Zustandsänderungen / State machines
10.
Stochastische Prozesse (Zufallsmodelle)
11.
Parser (Texte von Programmen verarbeiten lassen)
12.
Interpreter für Programmiersprachen
Mit Computation Expressions lässt sich also auf einer Vielzahl von Objekten
operieren. Dabei handelt es sich immer um generische Typen ('a option, 'a list,
'a async, ...). Verallgemeinert nennen wir diesen Typen 'a M und erhalten
folgende Signaturen für ein Builder-Objekt.
val Bind
: 'a M * ('a -> 'b M) -> 'b M
val Return : 'a -> 'a M
Zufallsgeneratoren
Zufallsgeneratoren und funktionale Programmierung hatten schon immer eine
schwierige Beziehung. Zumeist werden sie, zusammen mit Ein/Ausgaben, von
Anfängern oder Gegnern als das Argument gezückt, aufgrund dessen
funktionale Programmierung nicht funktionieren könne. Um das spektakuläre
Gegenteil zu beweisen, v.A. aber, um einmal die Entwicklung einer
Computation Expression vollständig durchzuexerzieren, werden wir nun
schrittweise eine vollständig funktionale Zufalls-Monade entwickeln.
Dazu
ist
ersteinmal
wichtig,
die
Funktionsweise
handelsüblicher
Zufallsgeneratoren zu verstehen. Normalerweise hält ein jeder Zufallsgenerator
einen bestimmten gespeicherten Wert und eine Rechenvorschrift. Ganz am
Anfang seiner Existenz wird er mit einem sog. Seed, einem Anfangswert,
initialisiert. Bei jeder Anfrage für eine Zufallszahl berechnet er nun aus diesem
Seed mithilfe einer hochkomplexen Rechenvorschrift eine Zufallszahl aus.
Gleichzeitig kommt er damit auf einen neuen Seed-Wert, der ihn bei der
nächsten Berechnung als Ausgangswert dient. (Übrigens: Bei gleichen
Startwerten produziert jeder Zufallsgenerator auch die gleiche Zufallsfolge!)
In Ordnung – Das klingt jetzt, von der komplizierten Formel abgesehen, nach
nichts, was nicht in ein paar Zeilen machbar ist:
type Random(seed : int) =
let mutable value = seed
member this.Next(min, max) =
value <- komplizierteFormel value
min + value % (max - min)
Tjaaaha, freut sich unser Widersacher und das schlechte Gewissen sieht, was
er meint (hier zur unmissverständlichen Kenntnis rot hervorgehomben).
type Random(seed : int) =
let mutable value = seed
member this.Next(min, max) =
value <- komplizierteFormel value
min + value % (max - min)
Veränderliche Werte – Schlimmer: Ein Globaler Zustand, der sich permantent
ändert. Nein, noch schlimmer: Jede Funktion, die den Zufallsgenerator
verwendet, ändert einen globalen Zustand. Wenn jetzt noch Multithreading mit
ins Spiel käme, hätten wir ein ernstes Problem. In anderen Sprachen ist sowas
zwar Gang und Gäbe (ja, auch der System.Random arbeitet so), aber da wir in
F# funktional programmieren und genau soetwas vermeiden wollen, muss
einfach eine andere Lösung her.
Und die gibt es – Völlig frei von Veränderlichen und mit einer perfekten, durchs
Typsystem getragenen Unterscheidung von zufälligem und „normalem“ Code.
Aber wo kommt diese her?
Gewieftermaßen reicht hier die Kapitelüberschrift zur Antwort: Computation
Expressions
Betrachten wir mal den Zufallsgenerator von allen Zustanden gelöst – Was
wollen wir haben? Ein Objekt, das wenn es einen Anfangswert bekommt, einen
Zufallswert und einen neuen Anfangswert produziert!
Das zumindest ist problemlos funktional:
type 'a Random = Random of (int -> 'a * int)
Logisch – Ein Objekt, das einen Startwert (eine Zahl) bekommt und ein
zufälliges Ergebnis plus den nächsten Startwert produziert ... So weit waren wir.
Ein Zufallsobjekt, das aus einem angegebenen Intervall einen Zufallswert
erstellt, können wir auch angeben:
let choose (min, max) =
Random (fun seed -> (min + seed % (max - min)
(* Zufallswert *),
abs(327 * seed - 403471) % 37231) (* Neuer Startwert *) )
(Die Formeln sind geraten und natürlich nicht auf dem neusten Stand der Dinge
– Es geht mehr ums Prinzip).
Um das Schreiben noch etwas einfacher
Generatorobjekt noch eine Memberfunktion:
zu
gestalten,
erhält
unser
type 'a Random = Random of (int -> 'a * int)
with
member this.Gen seed = let (Random f) = this in fst (f seed)
Mittels der Gen-Funktion können wir bei gegebenem Anfangswert nun einfach
das Ergebnis ausgeben lassen.
Jetzt können wir beginnen, Zufallsfolgen zu berechnen.
let generator = choose (1, 10)
printfn "%i" (generator.Gen 42)
printfn "%i" (generator.Gen 42)
printfn "%i" (generator.Gen 42)
Wundervoll – Wir erhalten drei mal die Ausgabe 7. Sehr zufällig ist das aber
nicht – aber bekanntlich ändern sich ja auch keine Werte. Aber halt, wir wissen
ja, dass der Generator noch einen neuen Startwert ausspuckt. Den können wir
ja einfach weitergeben.
let (Random generator) = choose (1, 10)
let startwert1 = 42
let (ergebnis1, startwert2) = generator startwert1
printfn "%i" ergebnis1
let (ergebnis2, startwert3) = generator startwert2
printfn "%i" ergebnis2
let (ergebnis3, startwert4) = generator startwert3
printfn "%i" ergebnis3
7, 4, 5 – Das lass ich glatt als Zufallsfolge gelten!
Jetzt geht es einzig darum, das Weitergeben der Startwerte irgendwie vor dem
Programmierer zu verbergen. Und genau hier kommt wieder die Bind-Funktion
ins Spiel.
Der neue Zufallsgenerator setzt einen gegebenen Startwert in den ersten ein,
verarbeitet dessen Ergebnis und macht mit dem neu gelieferten Wert weiter.
let bind (Random gen) (next : 'a -> 'b Random) =
Random (fun seed ->
let (res, seed2) = gen seed
let (Random gen2) = next res
gen2 seed2)
Damit wird aus unserem Beispiel Folgendes:
let generator = choose (1, 10)
let startwert1 = 42
(bind generator (fun ergebnis1 ->
printfn "%i" ergebnis1
bind generator (fun ergebnis2 ->
printfn "%i" ergebnis2
bind generator (fun ergebnis3 ->
printfn "%i" ergebnis3
Random (fun x -> ((), x)))))).Gen startwert1
Super – Zumindest müssen wir keine Werte mehr per Hand herumtragen, bind
hält sie schön von uns fern. Damit wir die längst überfällige Computation
Expression endlich definieren können, fehlt nur noch eine sinnvolle
Implementierung von Return.
Sprich: Ein Generator, der einen Wert x zurückgeben soll, tut dies für jede
Eingabe!
Damit lautet das Builder-Objekt so:
type RandomBuilder() =
member this.Delay(f) = f()
member this.Return(x) = Random (fun seed -> (x, seed))
member this.Bind(Random gen, next) = Random (fun seed ->
let (res, seed2) = gen seed
let (Random gen2) = next res
gen2 seed2)
Hiermit ist es uns also möglich, zufallsabhängigen Code völlig imperativ
aussehend zu schreiben. Dennoch kann dieser außerhalb eines RandomObjektes nicht existieren und ist daher perfekt von jeglichem nicht-zufälligen
Code getrennt – Seiteneffekte und Wertänderungen haben wir an keiner Stelle!
Das war's.
let random = new RandomBuilder()
let demo = random {
let! a = choose (1, 10)
printfn "%i" a
let! b = choose (1, 10)
printfn "%i" b
let! c = choose (1, 10)
printfn "%i" c
return ()
}
demo.Gen 42
Dabei gilt:
val demo : unit Random
Hier noch ein Beispiel, das verschiedenste Generatoren kombiniert:
let zufallsPunkt = random {
let! x = choose (-5, 5)
let! y = choose (-10, 10)
return (x, y)
}
let rec zufallsSequenz bereich = function
| 0 -> random { return [] }
| k -> random {
let! wert = choose bereich
let! rest = zufallsSequenz bereich (k - 1)
return wert::rest
}
let zufallsWort =
let buchstaben = [|'A' .. 'z'|]
fun länge -> random {
let! ascii = zufallsSequenz (0, buchstaben.Length) länge
return new String(ascii |> List.map (fun i -> buchstaben.[i]) |> List.to_array)
}
let zufallsDemo = random {
let! länge = choose (5, 10)
let! liste = zufallsSequenz (1, 100) länge
printfn "%A" liste
let! punkt = zufallsPunkt
printfn "%A" punkt
printf "Länge des Namens? "
let len = int (Console.ReadLine())
let! name = zufallsWort len
printfn "Hallo, %s" name
return ()
}
zufallsDemo.Gen 42
printfn " ************************* "
zufallsDemo.Gen 1
Asynchrones Programmieren
Aber genug über die Interna von Computation Expressions.
Dieser Abschnitt dreht sich um ein kleines Objekt, das F# von Haus aus
definiert und mit wir in der absolut einzigartigen Lage sind, ein sehr
kompliziertes Thema über eine Computation Expression abhandeln zu können,
ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen: Async
Betrachten wir folgende Beispiel: Wir haben eine Berechnung, die potenziell
seehr lange dauert:
// val langsameBerechnung : 'a -> 'a
let langsameBerechnung wert =
for x in 1..10 do
printfn "#%A: %i" wert x
Threading.Thread.Sleep 200 // 200 ms schlafen
wert
Wenn wir hiervon ein paar Werte brauchen, ist das kein Problem:
let ergebnisse = [ for x in 1..5 -> langsameBerechnung x ]
let summe = List.sum ergebnisse
Als Ausgabe bekommen wir fein säuberlich hintereinander:
#1:
#1:
.
.
#1:
#2:
#2:
.
.
#2:
#3:
.
.
#5:
1
2
10
1
2
10
1
10
Insgesamt müssen wir auf dieses Ergebnis 200ms * 10 * 5 = 10 Sekunden
warten.
Die berechtigte Überlegung ist nun: Wieso berechnen wir die Werte nicht
parallel? Keiner von ihnen ändert einen anderen, es sind unabhängige
Berechnungen.
Unsere Funktion parallelisierbar zu machen, ist dank Computation Expressions
im Schlag möglich:
let langsameBerechnung wert = async {
for x in 1..10 do
printfn "#%A: %i" wert x
Threading.Thread.Sleep 200 // 200 ms schlafen
return wert
}
Ihre Signatur ändert sich in:
val langsameBerechnung : 'a -> Async<'a>
Das bedeutet, sie gibt ein Async-Objekt zurück, das, wenn es ausgewertet wird,
einen Wert vom Typen 'a produziert. Der Trick ist nun, dass wir mit einer
weiteren Computation Expression diese Berechnungen bequem kombinieren
können.
let summe = async {
let! ergebnisse = [ for x in 1..5 -> langsameBerechnung x ] |> Async.Parallel
return Array.sum ergebnisse
}
Mit Async.Parallel setzen wir eine Liste von asynchronen Berechnungen zu
einer neuen zusammen, die die Ergebnisse als Array zusammenfasst.
val Async.Parallel : Async<'a> list -> Async<'a array>
Dieses Ergebnis können wir mit der let!-Syntax extrahieren, summieren zu
zurückgeben. Dabei hat Summe den Typen Async<int>, gibt also eine
Berechnung an, die, wenn sie ausgewertet wird, eine Zahl zurückgibt.
Und das tun wir jetzt:
printfn "%i" (Async.RunSynchronously summe)
Was wir erhalten, sieht nun in etwa so aus:
Dieses Ergebnis zeigt: Die Funktionen werden tatsächlich parallel, d.h. von
mehreren Threads, ausgewertet. Und viel wichtiger: Die Rechenzeit ist weit
unter 10 Sekunden, da die Funktionen nicht mehr auf einander warten.
Die Möglichkeit zur parallelen Auswertung gibt es bereits in vielen
Programmiersprachen – Der entscheidende Vorteil unserer Async-Ausdrücke ist
es allerdings, dass wir jede Art von potenziell asynchroner Berechnung in fast
normaler Syntax formulieren können – Seien es asynchrone Internet-, Dateioder Datenbankzugriffe, Message Passing oder nur eine parallele Auswertung.
Mit Thread-Handles oder Callback-Funktionen wie unter VB oder C# müssen wir
uns dabei an keiner Stelle herumschlagen – Im let!-Aufruf werden diese vom
Compiler automatisch hinzugefügt.
In Kombination mit seiner funktionalen Natur macht dies F# zu einer idealen
Multithreading-Sprache. Codes, die in anderen Sprachen Hunderte von Zeilen
benötigen und dabei oft fehleranfällig sind, lassen sich mit async {} - Blöcken
in wenigen Zeilen, einer völlig offensichtlichen Syntax und mit weitaus
geringerem Gefahrenpotenzial notieren. Denn ein weiterer Vorteil ist, dass F#
(unbeabsichtigte) Veränderung von Werten unterbindet – An dieser Stelle
nämlich krankt viel sonstiger Multithreading-Code, da unkontrolliert auf
gemeinsame Werte zugegriffen wird und deren Zustand dadurch Schäden
erleidet.
Thread-unterbrechungspunkte / callback
.NET-Interaktion
Schlusswort und Ausblick
Beispiele! Raytracer, Mini-Sprache
Quellen und Links
Wikibooks F#
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