Katharina Jacob - ver.di Hamburg

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Neben dieser Aufgabe und ihren Verpflichtungen in der Familie war sie auch in dieser Lebensphase gesellschaftspolitisch engagiert
Als Vorsitzende des Kuratoriums Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer sowie
im Landesvorstand der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten) hielt sie die Erinnerung an die Zeit der Nazi-Herrschaft und den Widerstand wach.
Ihrer politischen Auffassung treu geblieben, war sie auch nach 1945 Mitglied der
KPD, was nicht einfach war, weil diese in der Bundesrepublik bald verboten und damit illegal wurde. In der späteren DKP war sie ebenfalls Mitglied.
Es war für Katharina Jacob selbstverständlich, sich als berufstätige Frau auch gewerkschaftlich zu organisieren, eben in der GEW. Später war sie dort Seniorenvertreterin.
Ihre Tochter Ilse, die ebenfalls Lehrerin wurde und in der GEW aktiv war, berichtet,
dass dies gelegentlich zu der Frage führte: Gehst Du heute Abend zur Sitzung oder
ich? Denn Katharina unterstützte inzwischen die berufstätige Tochter bei der Betreuung der Enkelkinder.
Ehrung und Anerkennung
Drei Jahre nach ihrem Tod wurde Katharina Jacob 1992 eine besondere Anerkennung ihres Wirkens und ihres Mutes im Widerstand gegen den Nazi-Terror zuteil.
Auf Antrag einer lokalen SPD-Politikerin wurde in Hamburg-Groß Borstel eine Straße
nach ihr benannt, der Katharina-Jacob-Weg.
Erstellt von Ruth Sanio-Metafides anlässlich des Ohlsdorfer Friedensfestes 2013
Quellen:
Rita Bake: Wer steckt dahinter? Nach Frauen benannte Straßen, Plätze und Brücken
in Hamburg, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2005
Gerda Szepansky: Frauen leisten Widerstand: 1933 – 1945, Fischer TB-Verlag,
Frankfurt/ Main 1994 Wikipedia zu: Katharina Jacob
Arbeitskreis AntiRassismus
V.i.S.d.P. ver.di Landesbezirk Hamburg,
Agnes Schreieder Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg
Katharina Jacob
6. März 1907 Köln – 23.08.1989 Hamburg
Konsequent im Widerstand gegen das Naziregime –
engagiert, die Erinnerung wach zu halten
„Unrecht sehen und nichts dagegen tun?
Ich musste vor mir und meinen Kindern bestehen können.“
Katharina Jacob wuchs als Kind einer Arbeiterfamilie mit vier Geschwistern in Köln
auf. Sie war eine gute Schülerin, doch ihren
Wunsch, Lehrerin zu werden, konnte sie
wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse der
Familie nicht verwirklichen.
Sie wurde Kontoristin und engagierte sich
in der Jugendgruppe des GDA, des Gewerkschaftsbundes der Angestellten. Die Jugendlichen machten Fahrten, freuten sich an der
Natur und diskutierten bis in die Nacht hinein. Als diese Jugendgruppe verboten wurde wegen „linker Tendenzen“, gründete sie
gemeinsam mit anderen die Jugendgruppe
Florian Geyer
Diese Phase war für Katharina sehr entscheidend. In ihren Erinnerungen meint
sie, nach den positiven Erfahrungen in der
Foto: Ilse Jacob
christlichen Jugend und der GDA-Jugend
wurden in der Gruppe Florian Geyer “Türen aufgestoßen“.
„Es wurde über Gott und die Welt diskutiert und auf dem Heimweg von Haustür zu
Haustür wurden die Diskussionen fortgesetzt. (...) was ein junger Mensch braucht
und sucht, das gab mir unsere Gemeinschaft: Kameradschaft, Kennenlernen von
Schönem (...), politische Diskussionen, und nicht zuletzt persönliche Anerkennung.“

In diesen Jugendgruppen lernte sie auch Walter Hochmuth kennen und die beiden
verliebten sich. Im Jahr 1927 heirateten Katharina und Walter. Sie zogen von Köln
nach Hamburg, wo beide politisch aktiv wurden. Katharina trat 1928 der Kommunistischen Partei bei.
1931 wurde ihre Tochter Ursel geboren. Im selben Jahr fanden die Bürgerschaftswahlen statt. Walter Hochmuth wurde mit 27 Jahren als jüngster Abgeordneter für die
KPD in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.
Nachdem im Januar 1933 die Regierungsmacht an Adolf Hitler übertragen worden
war, wurden demokratische Strukturen und Institutionen außer Kraft gesetzt. Umgehend erfolgten Bürodurchsuchungen und Verbote oppositioneller Parteien und Organisationen. Es kam zu Einschüchterungen, Terrorakten und ersten Verhaftungen.
In diesem Jahr ging Katharinas Ehemann Walter in den Untergrund, weil er steckbrieflich gesucht wurde. Sie selbst sorgte für die Tochter, war jetzt nicht berufstätig,
aber weiterhin politisch engagiert.
In Hamburg gab es außer dem Hamburger Tageblatt, der Zeitung der NSDAP, nur
noch gleichgeschaltete Zeitungen. Die oppositionellen Kräfte versuchten, durch illegale Zeitungen und Flugblätter die Bevölkerung über das Unrecht des Naziregimes
aufzuklären. Katharina übernahm jetzt die Aufgabe, illegale Flugblätter zu verbreiten.
Sie wusste, dass sie mindestens mit Gefängnis rechnen musste, wenn sie erwischt
würde.
Im Juli 1933 wurde sie tatsächlich wegen des Verteilens von Flugblättern verhaftet und zunächst fünf Monate in Untersuchungshaft genommen. Der Prozess fand
1934 statt. Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat. Katharina wurde
zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Sie verbüßte die Strafe im Frauengefängnis Lübeck-Lauerhof.
Nach der Entlassung fand sie eine Wohnung, in der sie mit ihrer Tochter leben konnte, und eine Stelle als Kontoristin. Ihr Mann, der bis 1934 noch in Hamburg an einer
illegalen Zeitung mitgearbeitet hatte, war inzwischen nach Kopenhagen emigriert.
Regelmäßig trafen sich in Katharinas Wohnung Gesinnungsgenossen, um Informationen auszutauschen und ausländische Radiosender zu hören, was streng verboten
war. 1938 wurde sie mit einer Reihe von politischen Freunden erneut festgenommen und im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. In dieser Zeit kam es zur Scheidung von Walter
Hochmuth.
Nach ihrer Entassung aus dem KZ Fuhlsbüttel begegnete Katharina 1940 Franz Jacob,
der aus politischer Haft im KZ Sachsenhausen nach Hamburg zurückkehrte. Auch er
war für die KPD Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft gewesen. Die beiden gingen eine Bindung ein, wobei es für Katharina sehr wichtig war, dass auch die Tochter
Ursel den neuen Partner akzeptierte. Im Jahr 1941 heirateten sie.
Mit Franz Jacob und anderen gründete Katharina eine Widerstandsgruppe, die in der
Zeit nach 1945 nach ihren führenden Personen als ´Gruppe Bästlein-Jacob-Abshagen`
bezeichnet wurde. In über 30 Betrieben und Werften entstanden illegale Gruppen,
die gegen die Nazi-Herrschaft und den Krieg kämpften. Katharinas Aufgaben bestanden darin, Treffpunkte zu vermitteln, Quartiere für Illegale zu beschaffen, Geld zu
sammeln und Spenden an die Organisation zu überbringen. Außerdem schrieb sie
politische Materialien, die Franz oder andere vorbereitet hatten, für die illegale Betriebsarbeit.
Nach zwei Jahren wurde Franz Jacob per Steckbrief gesucht. Es gelang ihm, im Herbst
1942 buchstäblich in letzter Minute unterzutauchen. Selbst seine Frau wusste zeitweilig nicht, wo er sich aufhielt. In dieser Phase brachte Katharina ihre zweite Tochter
Ilse in einem Luftschutzkeller zur Welt.
Franz Jacob konnte nach Berlin flüchten. Hier baute er mit Anton Saefkow und anderen erneut eine große Widerstandsgruppe auf. Katharina, die nun wieder Verbindung
zu ihrem Mann hatte, übermittelte Nachrichten aus Hamburg nach Berlin.
Franz Jacob wurde entdeckt und am 4. Juli 1944 verhaftet. Zwei Tage später wurde
sie selbst verhaftet. Beide wurden in einer Prozessserie in Berlin vor den Volksgerichtshof gestellt. Franz wurde zum Tode verurteilt und am 18. September 1944 in
Brandenburg hingerichtet. Katharina wurde aus Mangel an Beweisen am 20. Sept.
1944 freigesprochen. Dies bedeutete aber keineswegs die Freiheit. Vielmehr wurde
sie als „Schutzhäftling“ in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo
sie bis zur Befreiung durch die Sowjetarmee inhaftiert war.
Engagement nach 1945: In der Zeit des Wiederaufbaus erhielt Katharina, die nun
allein mit ihren beiden Töchtern lebte, die Chance, einen beruflichen Traum zu verwirklichen: In einem Sonderlehrgang wurden von Januar 1947 bis Januar 1948 Lehrerinnen für den Einsatz an Volksschulen ausgebildet.
Die inzwischen 40-jährige Katharina wollte noch einmal lernen. Nach einer Aufnahmeprüfung nahm sie erfolgreich an diesem Lehrgang teil und unterrichtete im
Anschluss 25 Jahre an der Schule Winterhuder Weg.
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