Die Datenbank als Rückgrat

Werbung
Relationale OLTP-Datenbankmanagement-Systeme
Die Datenbank als Rückgrat
03.11.2014 | von Thomas Mendel
Aktuell hat der weltweite Markt für relationale OLTP (Relationale Online Transaction
Processing)-Datenbankmanagementsysteme im Mid-Market-Bereich – also OLTP-DBMSProdukte für größere mittelständische Unternehmen – ein Volumen von rund 6 Milliarden
Euro
Dabei handelt es sich um Umsätze mit Softwarelizenzen, Wartung und produktbezogenen
Dienstleistungen. Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass dieser vermeintlich stabile
Markt weltweit noch jährliche Wachstumsraten von 10 Prozent aufweist. Die Zahlen machen
deutlich: Auch wenn die Berichterstattung in den Medien in puncto Datenbanken derzeit
durch Hype-Themen wie NoSQL, Big Data und Analytics bestimmt wird, ist das Interesse der
Anwenderunternehmen an relationalen OLTP-DBMS-Produkten ungebrochen. Der Grund
dafür ist einfach: Für die meisten Unternehmen ist diese Technologie von vitaler Bedeutung,
weil sie das Rückgrat ihrer geschäftskritischen Anwendungen bildet.
Weltweite Umfrage unter 740 IT-Verantwortlichen
Das unabhängige Research- und Consulting-Unternehmen Research In Action hat daher in
einer weltweiten Studie einen Marktüberblick in Gestalt einer Vendor Selection Matrix
erstellt. Dabei wurden nicht alle aktiven Anbieter evaluiert, sondern nur die wichtigsten
Wettbewerber, die im untersuchten Marktsegment präsent sind und deren Systeme einen
bestimmten Bereich funktionaler Anforderungen abdecken.
Start-ups mit nur sehr wenigen Referenzkunden fanden in diese Betrachtung ebenso wenig
Eingang wie Anbieter, deren Produkte primär für den Enterprise-Markt positioniert sind oder
deren Lösungen die Anforderungen nicht abdeckten. Bestimmend für die endgültige Auswahl
der untersuchten Anbieter waren dann Kriterien wie Marktpräsenz und Wachstum, bewiesene
Innovationsfähigkeit, Bekanntheit im Markt und - last but not least - Kundenfeedback. Im
Rahmen einer internationalen Umfrage wurde die Einschätzung von 740 IT-Verantwortlichen
aus großen mittelständischen Unternehmen auf der ganzen Welt abgefragt. Die Stichprobe
umfasste Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 10 Millionen und 1 Milliarde USDollar.
Die zehn bedeutendsten Anbieter
Am Ende fanden die folgenden zehn relationalen OLTP Mid-Market DBMS-Produkte
Eingang in die globale Marktstudie (in alphabetischer Reihenfolge):










Firebird
Informix (IBM)
Ingres
Maria DB
MS SQL Server
MySQL (Oracle)
Percona
PostgreSQL
Progress
SAP MaxDB
Zwei Bewertungsdimensionen: "Business Case" und "Operation"
Diese zehn Produkte wurden im Rahmen der Studie anhand zweier übergreifender
Bewertungsdimensionen evaluiert: "Business Case" und "Operation". Jede dieser beiden
Dimensionen ist wiederum in fünf Detailkriterien gegliedert. Die Beurteilung für jedes
Kriterium erfolgte jeweils auf einer Skala von 1 (niedrigster Wert) bis 5 (bester Wert). Die
Detailkriterien wurden dabei gemäß ihrer Relevanz gewichtet.
Die Detailkriterien in der Dimension "Business Case" waren:





Beurteilung der Total Cost of Ownership (TCO) (25%)
Marktanteil und Wachstumsperspektiven des Anbieters (15%)
Solidität und Zukunftssicherheit des Anbieters bzw. Produkts (15%)
Risikobewertung & Erfüllungsgrad von Compliance-Anforderungen (20%)
Anwendereinschätzung: Preis-Leistungs-Verhältnis (25%)
Die Detailkriterien in der Dimension "Operation" waren:





Features und Funktionalität (Skalierbarkeit, Performance, Plattformvielfalt,
Ausfallsicherheit und Cloud-Support) (35%)
Einfachheit der Implementierung bzw. von Upgrades (15%)
Unique Selling Proposition (USP) und Differenzierungsmerkmale (15%)
Anwendereinschätzung: Support-Qualität (15%)
Anwendereinschätzung: Kundenzufriedenheit (20%)
Die Top 5
Bildet man jeweils die Summe aus den Punktzahlen in den Dimensionen Business Case und
Operation, ergibt sich ein Gesamtranking der bewerteten Produkte. Im Folgenden die Liste
der Top 5 der Mid-Market OLTP-DBMS. Auffällig ist, dass es ein eng beieinander liegendes
Spitzentrio gibt, das sich im Ranking vom Feld der Verfolger ein wenig abgesetzt hat. Jeder
dieser drei Anbieter erreicht in beiden Bewertungsdimensionen jeweils deutlich über vier
Punkte.
1. MS SQL Server (BC 4,55; O 4,58; gesamt 9,13)
2. Progress (BC 4,35; O 4,57; gesamt 8,92)
3. SAP MaxDB (BC 4,25; O 4,36; gesamt 8,61)
4. IBM Informix (BC 3,55; O 3,94; gesamt 7,49)
5. Oracle MySQL (BC 4,00; O 3,23; gesamt 7,23)
Der Marktführer liegt auch im Ranking vorn
Das System mit dem größten Marktanteil und hohem Wachstum, Microsoft SQL Server,
entscheidet auch das Gesamtranking für sich. Die Microsoft-Lösung überzeugt nicht zuletzt
durch hohe Kundenzufriedenheit - die Anwender gaben jeweils fünf Punkte für SupportQualität und Customer Satisfaction. Aber der Marktführer punktet ebenso durch große
Anstrengungen zur Weiterentwicklung seiner Produktfunktionalität, bei zugleich relativ
günstigem Preis. Nicht zuletzt komplettieren zahlreiche Partner das Eco-System rund um SQL
Server, dessen einziges Handicap offenbar die Beschränkung auf die Windows-Plattform ist.
Progress heißt noch immer Fortschritt
Auch der Zweite im Ranking, Progress, kann auf eine lange Geschichte mit hoher
Kundenzufriedenheit verweisen und erhält dort sowie beim Kriterium Supportqualität die
maximale Punktzahl. Auch für das Preis-Leistungs-Verhältnis gaben die befragten ITVerantwortlichen volle fünf Punkte, der Return-on-Investment ist anscheinend sehr gut. Dies
ist wohl auch eine Folge des besonderen Fokus von Progress auf den Bedarf mittelgroßer
Unternehmen. Verantwortlich für die gute Bewertung ist zudem eine starke Position von
Progress im Embedded-Markt mit vielen Partnern.
Die deutsche SAP MaxDB kommt aufs Treppchen
Auf den ersten Blick mag es überraschen: Das deutsche Angebot SAP MaxDB sichert sich die
drittbeste Bewertung - mit klarem Vorsprung vor dem vierten Rang. Trotz der bewegten
Geschichte des Produkts mit zahlreichen Eigentümer- und Strategiewechseln macht sich hier
die große Community zufriedener Anwender bemerkbar. Günstige Lizenzkosten, die Vielfalt
unterstützter Plattformen, Robustheit und einfache Administration sorgen dafür, dass sich die
seit langem am Markt befindliche Lösung nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.
Hinzu kommt das Gütesiegel "Made in Germany", das in Zeiten zunehmender ComplianceAnforderungen gegenüber Software US-amerikanischen Ursprungs anscheinend an
Bedeutung gewinnt. SAP MaxDB ist seit anderthalb Jahrzehnten ein etabliertes Arbeitspferd
für die Anwendungslösungen der SAP Suite und weist trotz hinzugekommener hausinterner
Konkurrenz nach wie vor steigende Installationszahlen auf. Ungeachtet des aktuellen Fokus
auf die In-Memory-Lösung SAP HANA wird MaxDB aufgrund der Wartungspolitik von SAP
auf unbestimmte Zeit weiter gepflegt werden. Im wichtigsten Detailkriterium überflügelte
MaxDB sogar alle anderen Konkurrenten: 4,6 Punkte für Features und Funktionalität
markieren den klaren Spitzenwert in dieser Marktstudie.
Oracle MySQL schwächelt
Seit dem Kauf durch Oracle hat MySQL an allen Fronten zu kämpfen. Unzufriedene Kunden
und hohe Kosten machen der einst beliebten Open-Source-Lösung zu schaffen: viele
Anwender sehen sich bereits nach Alternativen um. In der Studie sind es MySQL und das
Gesamtranking-Schlusslicht Ingres, die mit jeweils nur zwei Punkten das schlechteste
Umfrageresultat im Detailkriterium Kundenzufriedenheit eingefahren haben. Von der
heutigen Unzufriedenheit mit MySQL profitieren könnten die "echten" Open-SourceProdukte oder auch die kostenlose "Community Edition" von MaxDB, die SAP zur freien,
uneingeschränkten Verwendung außerhalb der SAP-Welt bereitstellt.
Bald aus den Top 5 migriert?
Informix profitiert von der starken Marke IBM und verfügt noch immer über große
Marktanteile. Aber die aktuellen Bemühungen, Informix-Anwender zur Migration auf andere
Datenbank-Lösungen von IBM zu bewegen, sorgen für erhebliche Irritationen. Der
zweitgrößte Umfang an Features und Funktionen (4,4 Punkte) sowie Bestnoten bei SupportQualität und Zukunftssicherheit des Anbieters sichern IBM Informix zumindest aktuell noch
einen Platz unter den Top 5.
Ingres und Firebird abgeschlagen
Während im Gesamtranking auf den Plätzen sieben bis acht Maria DB (7,13 Punkte), Percona
(6,83) und PostgreSQL (6,62) noch relativ nah beieinander liegen, sind Firebird (5,00) und
Ingres (4,92) auf den Plätzen neun und zehn schon recht deutlich abgeschlagen. Bei der
Support-Qualität werden beide Produkte von den Umfrageteilnehmern mit der
geringstmöglichen Punktzahl bewertet und erhalten lediglich 1 Punkt. Auch in weiteren
Detailkriterien wie Risiko und Compliance (Firebird) bzw. USP und Differenzierung (Ingres)
fahren die Lösungen jeweils die schlechtestmögliche Punktzahl ein.
Fazit
Auch wenn der eine oder andere spezifische Anbieter in unserem Ranking ein wenig
abgerutscht ist und auch geringere Marktanteile verzeichnet als früher, so gilt für den Markt
der relationalen OLTP-Datenbankmanagementsysteme im Mid-Market-Bereich insgesamt
doch, dass die Änderungsrate deutlich geringer als in anderen Datenbank-Märkten ist. Die
Produkte bilden unverändert die Basis für geschäftskritische Anwendungen, sind sehr robust
und zum Teil schon seit Jahrzehnten am Markt. Weitere Gründe für die Marktstabilität sind
eine geringe Total Cost of Ownership und auch eine fast durchweg hohe
Kundenzufriedenheit. Unbeschadet der Hype-Themen wie NoSQL oder Big Data - für die
allermeisten Unternehmen sind relationale OLTP-Datenbanken nach wie vor das
unverzichtbare Rückgrat ihrer Business-Applikationen.
Herunterladen