Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Versuch 004 Das Elektronenstrahloszilloskop Aufgaben 1. 2. 3. 4. Graphische Darstellung einer Wechselspannung (zwei unterschiedliche Ablenkspannungen) nach dem Abbild am Oszilloskop. Bestimmung der Frequenz, Amplitude und des Effektivwertes. Bestimmen einer Frequenz aus Lissajous Figuren. Messen der Phasenverschiebung eines RC- Tiefpasses. (Bonusaufgabe:) Untersuchen von Amplitude und Phase an Hoch und Tiefpass in Abhängigkeit von der Frequenz. Grundlagen Wechselspannung Idealisierte Wechselspannung Als Wechselspannung bezeichnet man jegliche Spannung, welche sich periodisch ändert. In der Praxis engt man den Begriff weiter ein, in dem man eine harmonische Schwingung der Spannung der Form U = U 0 ⋅ sin ϖt damit bezeichnet. Glücklicher Weise liefern die meisten Generatoren (Wechselspannungsdynamo, z.B.) eine mathematisch derart beschreibbare Spannung. Effektivwerte Da die meisten elektrischen Geräte zu schwerfällig sind, die schnelle zeitliche Änderung der Spannung respektive des Stromes zu erfassen, stößt man auf die Größe des Effektivwertes der Spannung, bzw. des Stromes. Herleiten kann man das Ganze über die elektrische Arbeit an einem ohmschen Widerstand, die gleich der abgegebenen Wärme ist. U 0 sin 2 (ϖt )dt U 0 2 t sin ϖt ⋅ cosϖt U2 ∫ Wel = WQ = ∫ Pdt = ∫ dt = = ⋅ − R R R 2 2ϖ 2 Gibt es eine Effektivspannung, so muss diese bei dem gleichen Widerstand die gleiche Wärme erzeugen: 2 U Wel = WQ = E ⋅ t R Eingesetzt für eine gesamte Periode ergibt sich also: 2 2 U UE t ⋅t = 0 ⋅ R R 2 U0 I U E := , I E := 0 2 2 Verhalten von Widerständen in Wechselspannung In einem Wechselstromkreis ergibt sich auf Grund der Tatsache, dass die Spannung zeitlich pulsiert, und damit auch die Stromstärke sich in gleichen zeitlichen Verhältnissen sich ändert, dass neben dem bekannten ohmschen Widerstand auch noch die Spule (durch ihre Induktivität) und der Kondensator (durch dessen Kapazität) die Spannung abfallen lassen, so dass sich Widerstände ungleich null Ohm (bei der Spule) und unendlich (beim Kondensator) ergeben. Es ergibt sich eine Trilogie der Widerstände: R= U 1 2Π , X L = ϖL , X C = mit ϖ = 2πf = T I ϖC Verhalten von I(t) zu U(t) Wie man leicht sehen kann, sind XL und XC von der angelegten Frequenz abhängig. Doch nicht nur ihre Abhängigkeit von der Spannungsfrequenz unterscheidet sie von dem „einfachen Ohmschen“, sie führen gegenüber der Stromstärke eine Phasenverschiebung der darüber abfallenden Spannung ein: Die Spule erzeugt wegen ihrer Selbstinduktion eine Phase ϕ = 90°, der Kondensator wegen des kontinuierlichen Ladens/ Entladens eine Phase von ϕ = -90°. Versuchsnummer: 004 Seite 25 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Der Hochpass, der Tiefpass Dies nutzt man in der Elektrotechnik u.A. aus, um frequenzabhängige Spannungsteiler und Filter zu konstruieren. Man könnte z. B. durch Reihenschaltung eines Kondensators mit einem ohmschen Widerstandes einen solchen Spannungsteiler aufbauen: den RC- Tief- oder Hochpass: ABB I.1.A & B: Schaltbilder und Phasendiagramme für RC- Tief- und Hochpass wobei natürlich UR mit der Stromstärke gleichgerichtet ist und UC einen Phasenwinkel von ϕ = -90° erzeugt. Damit ergeben sich folgende Gleichungen: & & & UE = U R + UC & & & U E = U R +UC U Ex = sin ϕTP ⋅ U E = U R = R ⋅ I U Ex = cos ϕ HP ⋅ U E = U R = R ⋅ I U Ey = cos ϕTP ⋅ U E = U C = 1 ⋅I ϖC U Ey = sin ϕ HP ⋅ U E = U C = UR R = ϖCR ϖC ⋅ U C = I = tan ϕTP ϖC ⋅ U C = I = tan ϕ HP = 1 ⋅I ϖC UR R 1 ϖCR Weiterhin gilt: RGes = UC = UC = X C + R2 = 2 UE I UE RGes = X C + R 2 = 2 1 I = XC ⋅ 2 ϖC X C + R2 UE 1+ 2 R 2 XC = U R = RI = R ⋅ UE UR = 1 + (ϖRC ) 2 UE 2 XC +1 R2 UE I UE X C + R2 2 = UE 1 1+ ϖRC 2 Das Elektronenstrahloszilloskop Aufbau Das „Oszi“ besteht aus einer Verstärkereinheit, einer Braunschen Röhre und einem Sägezahnspannungsgenerator mit Trigger. Die eingehenden Spannungen werden entweder auf die x- und y- Ablenkkondensatoren der Röhre gelegt (x-y- Betrieb) oder zeitlich voneinander getrennt auf die y- Ablenkung gelegt, während die automatisch modifizierte Sägezahnspannung den Strahl linear in x- Richtung ablenkt (Dualbetrieb). Schaltbild ABB I.2: Darstellung eines Elektronenstrahloszilloskops als Schaltbild. Versuchsnummer: 004 Seite 26 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Bildschirmanzeige Der Bildschirm ist in 10x8 Kästchen (Divergenzen, div) eingeteilt, welche wiederum zu einem kartesischen Koordinatensystem mit vier gleich großen Quadranten angeordnet sind. Die Maßeinheiten erhält man mit Multiplikation mit dem eingestellten Messbetreich (z.B. 0,1 ms pro div). In diesen Zusammenhang folgt, dass der Ablesefehler mit ±0,1 div zu beziffern ist. Lissajous- Figuren Entstehung Legt man statt der internen Sägezahnspannung im Singlestrahlbetrieb an die x- Ausrichtung eine zweite Wechselspannung, so wird der Strahl zeitlich nicht mehr linear abgelenkt, sondern in Form einer Sinusfunktion. Er ergibt sich also für die Koordinaten der Menge aller am Bildschirm dargestellten Punkte: (x, y ) = U 0 x ⋅ sin (ϖ xt ),U 0 y ⋅ sin ϖ yt ± ϕ wobei ϕ die Phasenverschiebung bei t=0s ist. ( )) ( Phasenwinkel Mittels Lissajous- Figuren kann man ebenso die Phase zwischen zwei anliegenden Spannungen bestimmen, sofern das Bild stabil ist. Dies wiederum ist nur der Fall, wenn beide Frequenzen fx und fy durch einen rationalen Faktor voneinander abhängen. Für alle t = k·Txy (Txy ist kgV von Tx und Ty) gilt: (x , y ) = Daraus folgt für folgende Nomierung ( (0 , U ⋅ sin (ϕ Æ siehe: ABB I.2): 0 y )) = (0 , U ) 1y U1E = U 0 E ⋅ sin ϕ sin ϕ = U1E U0E ϕ = arcsin U1E U0E wobei aber ϕ nur einen Wert annehmen kann, nämlich den mathematisch korrekt drehenden. ABB I.2: Phasendiagramm mit Frequenzverhältnis 1:1 Frequenzmessung Ausgehend von der Koordinatendarstellung gelangt weiterhin man zu der Einsicht, dass sich theoretisch nur „stabile“ Figuren ergeben, wenn fy ein rationales Vielfaches von fx ist. Dabei gibt das Verhältnis der Anzahl der Maxima das Verhältnis der Frequenzen zueinander an. Natürlich kann man auch die unbekannte Frequenz ein sich ändernden Figur bestimmen, in dem man annimmt, dass die unbekannte ein rationales Vielfaches sei und sich der Phasenwinkel zeitlich ändert. Man kommt dem Problem also mit der Erklärung einer Schwebung gut bei. In der Anwendung bedeutet dies: Man bestimmt die Maxima und die Zeit, die vergeht ist, bis sich das gleiche Figurenbild einstellt. Diese Methode der Messung ist natürlich eingeschränkt durch die Möglichkeiten des Ablesens, d.h. bei vielen Maxima wird ein Ablesen unmöglich. Versuchsdurchführung Versuchsteil I: Wechselspannung am Oszilloskop Versuchsobjekt: Elektronenstrahloszilloskop, Spannungsquelle mit Wechselspannung Schaltungsskizze: ABB. II.1: Beschaltung des Oszilloskops mit Wechselspannung Versuchsnummer: 004 Seite 27 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Mögliche systematischen Fehler: Messwerte werden durch Verstärker manipuliert und könnten so zu systematischen Fehlern führen. Zu erwartendes Ergebnis: Spannungs-Zeitdiagramm mit einer Sinuskurve. Versuchsablauf: • Aufbau der Schaltung • Ablesen der gesuchten Messwerte (f, U0, und Skizzieren des Kurvenverlaufes bei min. zwei unterschiedlichen Darstellungen Fehlerrechnung: ∆U = 0.1div ⋅ Messbereich ∆U ∆U eff = 2 df 1 ∆f = ⋅ ∆t = 2 ⋅ ∆f = f 2 ⋅ 0.1div ⋅ Messbereich dt T Versuchsteil II: Bestimmen einer unbekannten Frequenz aus Lissajous- Figuren Versuchsobjekt: Elektronenstrahloszilloskop, Spannungsquelle mit unbekannter Wechselspannung (f2, U2), Spannungsquelle mit bekannter Wechselspannung (f1, U1). Die Referenzfrequenz f1 ist die aus Teilversuch I. Schaltungsskizze: ABB. II.2: Zwei schwingende Spannungen mit unterschiedlichen Frequenzen überlagern sich ungestört im Oszilloskop. Mögliche systematischen Fehler: Ungenaue Frequenzlieferung in U1 führt zu einer ungenauen Angabe der bekannten Frequenz (siehe Fehlerrechnung). Zu erwartendes Ergebnis: Stabile Lissajousfiguren, aus denen wir die unbekannte Frequenz der Spannung U2 ermitteln können. Versuchsablauf: • Aufbau der Schaltung • Justieren von f2, so dass das Bild stabil wird • Ablesen und Skizzieren der Kurvenverläufe. Fehlerrechnung: q ⋅ f 2 = p ⋅ f1 ⇒ ∆f 2 = p ∆f1 q Versuchsteil III & IV: Charakterisierung von Tief- und Hochpass Versuchsobjekt: Elektronenstrahloszilloskop, Spannungsquelle mit variabler Wechselspannung, RC- Tiefpass, RC- Hochpass Versuchsnummer: 004 Seite 28 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Schaltungsskizze: (A) (B) ABB. II.3: (A) Ein RC- Tiefpass, bzw. (B) ein RC Hochpass zur Beobachtung am Oszilloskop Mögliche systematischen Fehler: Messwerte werden evtl. durch Spannungsverstärkung manipuliert. Zu erwartendes Ergebnis: Für den Tiefpass: ϕTP = arctan(ϖRC ) Für den Hochpass: 1 ϕ HP = arctan ωRC 1 UA = 2 UE 1 1+ ϖRC UA 1 = 2 UE 1 + (ϖRC ) Versuchsablauf: • Aufbau der Schaltung • Ablesen der Verhalten von Phase und Amplitude bei unterschiedlichen Frequenzen im Dualbetrieb • Ablesen der Achsen und Maximaldifferenzen bei unterschiedlichen Frequenzen der Lissajousfiguren Fehlerrechnung: ∆ U A ∆U A U A ⋅ ∆U E U A + U E = + = ⋅ 0.1div ⋅ Messbereich 2 UE UE UE UE d U d U arcsin 1 + arcsin 1 ⋅ 0.1div ⋅ Messbereich ∆ϕ = U 0 dU 0 U0 dU1 U1 + U 0 = ⋅ 0.1div ⋅ Messbereich 2 2 U1 + U 0 ⋅ U 0 Messwerte Versuchsteil I: Wechselspannung am Oszilloskop (A) (B) ABB I.1: Die gleiche Spannung (U: y* 2 V/div) mit unterschiedlichen Ablenkgeschwindigkeiten (A) 0,1 ms/div und (B) 0,2 ms/div an der x- Achse. Versuchsteil II: Bestimmen einer unbekannten Frequenz aus Lissajous- Figuren Folgende Lissajous- Figuren haben wir bei der Referenzfrequenz aus Versuchsteil I erhalten: Versuchsnummer: 004 Seite 29 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle (Abbildungen im Maßstab 1:2) (A) (B) (C) ABB II.2: (A) Lissajousfigur zur ersten, (B) zur zweiten und (C) zur dritten Messung. Versuchsteil III & IV: Charakterisierung von Tief- und Hochpass Messwerte für den Tiefpass: UE in div f in Hz 200 250 500 1000 2500 5000 10000 2,8 2,8 2,7 2,7 2,8 2,7 2,7 Messwerte für den Hochpass: UE in div f in Hz 200 250 500 1000 2500 5000 10000 2,8 2,8 2,8 2,8 2,8 2,8 2,8 Ue in div UA in div 0,4 0,5 0,9 1,5 2,3 2,6 2,7 Ue in div Ua in div 2,7 2,6 2,5 2,2 1,3 0,8 0,4 UA in div 2,7 2,7 2,6 2,2 1,4 0,8 0,5 0,4 0,5 0,9 1,3 1,1 0,7 0,4 Ua in div 0,5 0,6 1 1,6 2,4 2,7 2,7 0,5 0,5 0,9 1,2 1,1 0,6 0,3 Auswertung Versuchsteil I: Wechselspannung am Oszilloskop 1 1 1 =1 = 1000 Hz = 1kHz f1 = = V ms T 10div ⋅ 0.1 ms U 0 = 2.8div ⋅ 2 = 5.6V div div V ms 2 ∆U 0 = 0.1div ⋅ 2 = 0.2V 1 0 . 1 0 . 1 ∆ f = f ⋅ ∆ t = MHz ⋅ div ⋅ = 10 Hz 1 div div U 1 U eff = 0 f = = 1kHz 2 2 ms 5div ⋅ 0.2 dU eff div ∆U 0 ∆Ueff = ⋅ ∆U 0 = ms dU 0 2 ∆f 2 = f 2 ⋅ ∆t = 1MHz ⋅ 0.1div ⋅ 0.2 = 20 Hz div Versuchsteil II: Bestimmen einer unbekannten Frequenz aus Lissajous- Figuren Figur (a): 1⋅ fx = 2 ⋅ f y f x = 2 f y = 2kHz ∆f x = 2∆f y = 0.02kHz Figur (b): Figur (c): 3 ⋅ f x = 1⋅ f y fx = 1fy 2 ⋅ fx = 3 ⋅ fy = 0.33kHz 3 ∆f x = 0.003kHz Versuchsnummer: 004 Seite 30 3 fy = 1.5kHz 2 ∆f x = 0.015kHz fx = Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle Versuchsteil III & IV: Charakterisierung von Tief- und Hochpass UA UA = UE UE ∆ U A ∆U A U A U +U V = + 2 ∆U E = A 2 E 0.1div ⋅ 2 UE UE UE div UE ϕ = arcsin ∆ϕ = U U1 = arcsin e U0 UE U1 + U 0 U 1 + U 0 ⋅U 0 2 2 ⋅ 0.1div ⋅ 2 V div Ergebnisse Versuchsteil I: Wechselspannung am Oszilloskop U0 = 5.6 V ± 0.2 V Uef f= 3.96 V ± 0.14 V f = 1 kHz ± 0.01 kHz Versuchsteil II: Bestimmen einer unbekannten Frequenz aus Lissajous- Figuren a) f = 2 kHz ± 20 Hz b) f = 0.33 kHz ± 3 Hz c) f = 1.5 kHz ± 15 hz Versuchsteil III & IV: Charakterisierung von Tief- und Hochpass (a) Tiefpass: f in Hz 200 250 500 1000 2500 5000 10000 UA/UE 0,96 ± 0,07 0,93 ± 0,07 0,93 ± 0,07 0,81 ± 0,07 0,46 ± 0,05 0,30 ± 0,05 0,15 ± 0,04 3 (b) Hochpass: f in Hz -0,15 ± 0,01 -0,19 ± 0,02 -0,37 ± 0,04 -0,63 ± 0,11 -1,01 ± 0,45 -1,07 ± 0,85 -1,57 ± ? 200 250 500 1000 2500 5000 10000 UA/UE 0,18 ± 0,04 0,21 ± 0,04 0,36 ± 0,05 0,57 ± 0,06 0,86 ± 0,07 0,96 ± 0,07 0,96 ± 0,07 3 1,57 ± ? 0,99 ± 0,92 0,85 ± 0,78 0,48 ± 0,24 0,22 ± 0,06 0,22 ± 0,02 0,11 ± 0,01 ABB III.1: Diagramme zur Abhängigkeit von Phasenwinkel und Spannungsverhältnis von der Frequenz beim Tiefpass. Der theoretische Kurvenverlauf ist blau unter die Messergebnisse gelegt. Versuchsnummer: 004 Seite 31 Physikalisches Grundpraktikum Ralf Erlebach Versuchsprotokolle ABB. III.2: Diagramme zur Abhängigkeit von Phasenwinkel und Spannungsverhältnis von der Frequenz am Hochpass. Blau eingelegt ist der theoretische Kurvenverlauf. Diskussion In dem konnten wir alle theoretischen Voraussagen in guter Näherung bestätigen. Der Phasenwinkel am Hochpass wäre einer Nachbetrachtung im Experiment wert, da die Voraussagen nicht mehr innerhalb der selbst gesteckten Toleranzen sich befindet. Das Experiment verlief ohne Komplikationen, die abgezeichneten Messwerte sind im Anhang zu finden. Jena, 25.11.2001 Versuchsnummer: 004 Seite 32