Elektrische Schwingungen und Wellen 1. Wechselströme i. Wechselstromgrößen ii.Wechselstromwiderstand iii.Verhalten von RLC Kombinationen 2. Elektrischer Schwingkreis 3. Elektromagnetische Wellen Wechselspannung Zeitlich veränderliche Spannung mit periodischer Wiederholung U0 U(t) t T T u(t) U0 Periodendauer Zeit zwischen zwei Maxima Wert der Spannung zur Zeit t Scheitelwert oder Amplitude 1 Sinusförmige Schwingung U(t) +U0 -U0 U(t) = U0 sin (ω t + ϕ) U0 ω ν T ϕ ωt + ϕ Amplitude Kreisfrequenz [ω] = 1/s Frequenz [ν] = 1/s = 1Hz (Hertz) Periodendauer [T] = s Phasenverschiebung „Phase“ ω = 2πν = 2π T Phase U1(t) U2(t) t ∆ϕ U1(t) = U01 sin (ω t + ϕ1) U2(t) = U02 sin (ω t + ϕ2) ∆ϕ = ϕ1−ϕ2 Phasenverschiebung 2 Amplitudenverhältnisse Verhältnis von zwei Amplituden V = A1/A2 Logarithmisches Maß v = log (V) = log (A1/A2) Oft verwendete Definition in Elektrotechnik logarithmiertes Verhältnis in Dezibel, dB a:= 10 log (P1/P2) a[dB] = 10 Logarithmus des Verhältnisses von zwei Leistungen Leistung P proportional zu Spannung2 = U2 a = 10 log (P1/P2) = 10 log (U12/U22) = 20 log (U1/U2) a[dB] = 20 Logarithmus des Verhältnisses von zwei Spannungen bzw. Strömen Beispiel: U1 = U2 U1 > U2 U1 < U2 a = 0 dB a > 0 dB a < 0 dB U1=100V U2=1V a = 40dB U1=1V U2=10V a = -20dB dB‘s A = 20 log (Uout/Uin) Verstärker A>0 Abschwächer A < 0 Uin Uout Wichtige Wert: -3dB entspricht halber Leistung Uout: Uin = 1 :√2 +3dB entspricht doppelter Leistung Uout: Uin = √2 : 1 3 Wechselstromwiderstand Gleichstromwiderstand R:= Spannung/Strom Wie groß ist der Widerstand in Abhängigkeit der Frequenz für Ohmschen Widerstand, Kondensator bzw Spule? Strom- und Spannungsverlauf an einem Ohmschen Widerstand I(t) U(t) ≈ Beobachtung: Es fließt ein Strom Strom ist unabhängig von Frequenz R 4 Widerstand: Strom und Spannung U(t) = U0 sin (ω t) ⇒ I(t) = 1/R U0 sin (ω t) U(t) I(t) t Wechselspannung erzeugt Wechselstrom durch Widerstand Strom und Spannung sind in Phase Der ideale ohmsche Widerstand ist frequenzunabhängig Elektrische Leistung in einem Widerstand Definition P = U x I Ohmscher Verbraucher: Strom und Spannung in Phase U(t) = U0 sin(ω t) I(t) = I0 sin(ω t) p(t) = U I = U0 sin(ω t) I0 sin(ω t) = U0 I0 sin2(ω t) = R I02 sin2(w t) Momentanleistung p(t) U(t) t 0 I(t) Leistung oszilliert Wie groß ist der Mittelwert P? T P= T 1 1 p(t )dt = ∫ RI0 sin2 (ωt )dt = ∫ T0 T0 1 2 = RI0 2 5 Effektivwert Wie kömmt man zu dem „Wurzel 2“ Faktor, oder wann gilt er? Definition Effektivwert: Ieff = t 1 2 = I (t ' )dt ' t ∫0 I (t ) 2 „rms“ root mean square T Periodische Signale Integration über eine Periode T Ieff = 1 2 I (t ')dt ' T ∫0 Erzeugt eine Wechselstrom an einem ohmschen Verbraucher eine bestimmte mittlere Leistung, so ist sein Effektivwert diejenige Stromstärke, die ein Gleichstrom haben müsste, um am selben Verbraucher die gleiche mittlere Leistung zu erbringen Zusammenhang Ieff und Spitzenwert f. ausgew. Kurven Sinus WS Ieff = I0 / 2 Dreieck Ieff = I0 / 3 Rechteck Ieff = I0 Effektivwert Netzspannung Das elektrische Netz liefert Wechselspannung mit einer Frequenz von 50 Hz und einer Spannung von 230V Was ist das eigentlich für eine Spannung? Gemessen Spitzenwert ~ 320V Nennwert 230 V 320/230 ~ 1.4 ~ √2 Bei Spannungen wird oft der Effektivwert angegeben das ist jener Wert der die gleiche Leistung ergibt wie eine Gleichspannung Ueff = √2/2 U0 = 0.707 U0 für sinusförmige Spannung Spannung und Strommessgeräte zeigen normalerweise den Effektivwert an! Bei nichtsinusförmigen Signalen Vorsicht angebracht! 6 Strom und Spannungsverlauf Kondensator I(t) U(t) ≈ Beobachtung: Es fließt ein Strom Strom wird mit zunehmender Frequenz mehr Strom wird mit zunehmender Kapazität mehr C Zur Erinnerung Strom ist Änderung der Ladung pro Zeit (I = ∆Q/∆t) Ladung in einem Kondensator ist Kapazität mal Spannung (Q = C U) I = C dU/dt Kondensator: Strom und Spannung U(t) = U0 sin (ω t) ⇒ I(t) = ω C U0 cos (ω t) = ω C U0 sin (ω t + π/2) U(t) I(t) t Wechselspannung erzeugt Wechselstrom durch Kondensator Der Strom eilt der Spannung um 90° voraus Für Gleichspannung (ω = 0) ist der Strom 0 7 Wechselstromwiderstand Kondensator U (t ) = U 0 cos(ωt ) = ℜ(U 0e iωt ) komplexe Schreibwei se I (t ) = I0 sin(ωt + π / 2) = ℜ(I0e i (ωt +π / 2 ) ) = ℜωCU 0e i (ωt +π / 2 ) U 0e i (ωt ) 1 i (−π / 2 ) 1 U (t ) = = = −i Xc = e i (ωt +π / 2 ) ωC ωC I (t ) ωCU 0e −i ωC 1 Xc = ωC Xc = e iϕ = cos ϕ + i sin ϕ e −iπ / 2 = −i Komplexer Wechselstromwiderstand Betrag des Wechselstromwiderstandes Komplexer Widerstand beschreibt Frequenzabhängigkeit des Betrags sowie die 90° Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung Induktiver Widerstand I(t) ≈ L Beobachtung: Es fließt ein Strom Strom wird mit zunehmender Frequenz weniger Strom wird mit zunehmender Induktivität weniger Wechselspannung UE wird angelegt dadurch fließt ein sich zeitlich änderner Strom dadurch in der Spule eine Spannung induziert Uind = L dI/dt Nach Kirchoff UE= Uind 8 Strom und Spannungsverlauf an Induktivität U(t) = U0 sin (ω t) ⇒ I(t) = 1/ (ω L) U0 (- cos (ω t)) = 1/ (ω L) U0 sin (ω t - π/2) U(t) I(t) t Wechselspannung erzeugt Wechselstrom durch Spule Der Strom läuft der Spannung um 90° hinterher Der induktive Wechselstromwiderstand XL = ω L er nimmt mit zunehmender Frequenz und Induktivität zu Für Gleichspannung (ω = 0) ist eine Spule ein Kurzschluss Widerstandsbetrag und Phase ϕ Betrag XC = 1 ωC + Phase π L 2 XL = ωL ω 0 R R ω − π 2 C 9 Zusammenfassen von Widerständen Wechselstromwiderstände haben einen Betrag und eine Phase I(t) R I(t) U(t) Wie groß ist der Gesamtwiderstand Zges? C UR(t) Uc(t) U(t) U(t)= Zges I(t) R und Xc können nicht einfach addiert werden, weil Strom durch beide gleich aber Spannung am Kondensator 90° nacheilend Spannung am Widerstand in Phase I(t) UC(t) UR(t) t Zusammenfassen von Widerständen Widerstände werden als Zeiger (Vektoren in komplexer Ebene) aufgefasst Betrag entspricht der Länge Richtung der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung XL UR R I Strom in R und C gleich UR = I R UR und I in Phase UC = I |XC| UC 90° nacheilend zu I ϕ Uc XC Ohmscher Widerstand R x-Achse kapazitiver Widerstand XC -90° verschoben damit berücksichtigt U/I nicht in Phase Zges Z ges = R + X c = R − Z = ℜ(Z ) + ℑ(Z ) 2 ℑ(Z ) ∠Z = tan ϕ = ℜ(Z ) Z = Z e iϕ i ωC Komplexer Widerstand 2 Betrag des Widerstands Impedanz Phase des Widerstands Polardarstellung 10 Zusammenfassen von Widerständen Geg: R,L,C I(t) R Ue = U0 sin(ωt) =Re U0 exp(iωt) Ges: I(t) Ue 1 Z = R + iωL − i ωC 1 ⎞ ⎛ 2 ⎜ ωL − ⎟ 1 ⎞ ωC ⎠ ⎛ 2 ⎝ tan ϕ Z = R + ⎜ ωL − = ⎟ ωC ⎠ R ⎝ I (t ) = I0 = L C U e (t ) U 0e iωt U 0 i (ωt −ϕ ) e = = Z Z e iϕ Z U0 Betrag des Stromes Z ϕ Phasenvers chiebung des Stromes gegenüber der Spannung Leistung bei Wechselstrom p(t) U(t) Ueff Ieff cos(ϕ) I(t) „Negative Leistung“ Energie von Verbraucher in Quelle zurückgeliefert P = U eff Ieff cos(ϕ ) S = U eff Ieff B = U eff Ieff sin(ϕ ) cos(ϕ ) Wirkleistung:tatsächlich verbrauchte Leistung Scheinleistung Blindleistung: pendelt zwischen Quelle und Verbraucher Leistungsfaktor 11 Spannungsteiler I(t) R1 UE(t) ≈ R2 UA(t) = ? Wie hängt die Ausgangsspannung von der Eingangsspannung ab? Verhältnis V = UA/UE Maschenregel 1: UE = I R1 + I R2 Maschenregel 2: UA = I R2 V = UA IR2 R2 = = U E IR1 + IR2 R1 + R2 Wenn R2 << R1 dann ist UA~ 0 Wenn R2 >> R1 dann ist UA~ UE und V = 0 und V = 1 RC Tiefpass Wenn ein Widerstand und ein Kondensator in Serie geschalten sind, wie verhält sich die Eingangs UE zur Ausgangsspannung UA? I(t) R UE(t) ≈ C UA(t) = ? IA(t) = 0 1 U A (t ) 1 V (ω ) = = iωC = 1 U E (t ) R + 1 + iRωC iωC 1 V (ω ) = tan ϕ = −RωC 2 1 + (RωC ) 12 Frequenzgang eines Tiefpasses V (ω ) 1 ∝ 1 RC 1 ω RC ω Das Verhältnis von Ausgangs zu Eingangsspannung als Funktion der Frequenz heißt Frequenzgang. Werden die tiefen Frequenzen ohne Abschwächung (V = 1) übertragen so spricht man von einem Tiefpass Tiefe Frequenzen XC = 1/ωC >> R V ~ 1 Hohe Frequenzen XC = 1/ωC << R V~ 0 Tiefpass Frequenzgang Näherung 0 Exakt V (db) -5 -10 τ = 1/RC -15 Grenzfrequenz ωg= 1/τ -20 -25 0.01 0.1 10 1 0.11 Frequenz Normierte Frequenz ω/ωg ω < ωg: V(dB) = 0 ω = ωg: V(dB) = -3dB ω > ωg: V(dB) <0 Abfall -20db pro Dekade 100 10 13 Tiefpass als Integrator UE Rechteckspannung an RC Tiefpass angelegt Fourierzerlegung Berechnung der Amplituden und Phasen am Ausgang Addition der Schwingungen (Fouriersynthese) UA Näherung 1 1 U 1 U A = UC = ∫ Idt ≈ ∫ E dt = U E dt C C R RC ∫ Ausgangsspannung (ungefähr) gleich zeitliches Integral der Eingangsspannung: Tiefpass ist Integrator RC Hochpass C UE(t) ≈ R UA(t) = ? IA(t) = 0 U A (t ) R iωCR = = 1 + iRωC U E (t ) R + 1 iωC 1 ωCR tan ϕ = V (ω ) = 2 RωC 1 + (RωC ) V (ω ) = 14 Frequenzgang eines Hochpasses V (ω ) 1 ω RC 1 RC ω Werden die hohen Frequenzen ohne Abschwächung (V = 1) übertragen so spricht man von einem Hochpass Hochpass Frequenzgang Näherung 0 Exakt -10 τ = 1/RC ω > ωg: V(dB) = 0 ω = ωg: V(dB) = -3dB ω < ωg: V(dB) <0 Grenzfrequenz ωg= 1/τ Abfall -20db pro Dekade -20 -30 -40 -50 -60 0.01 0.1 1 10 Normierte Frequenz ω/ωg 15 Hochpass als Differenzierglied UE Rechteckspannung an RC Hochpass angelegt Fourierzerlegung Berechnung der Amplituden und Phasen am Ausgang Addition der Schwingungen (Fouriersynthese) UA Näherung U A = U R = RI ≈ R dQ dU E = RC dt dt Ausgangsspannung (ungefähr) gleich zeitliches Differenzial der Eingangsspannung: Hochpass ist Differnziator RL Hoch und Tiefpass UE(t) ≈ L UE(t) R UA(t) ≈ R L UA(t) LR Tiefpass LR Hochpass ω = 0 XL = 0 ω = 0 XL = 0 keine Spannung an L: UA = UE kein Spannung an L: UA ~ 0 ω >> XL sehr groß ω >> XL sehr groß ganze Spannung an L: UA ~ 0 ganze Spannung an L: UA = UE 16 Schaltvorgänge Achtung: Bei der Beschreibung transienter Vorgänge (EinAusschalten usw.) ist die Verwendung des Wechselstromwiderstandes Z unzulässig Z gilt nur für Anregung mit sinusförmiger Wechselspannung!!! Schalten: Gleichspannung wird eingeschaltet, einmaliger Sprung, Verlauf Allerdings Maschenregel darf angewendet werden (aber richtig) 17