Text zu Film „Achtung Sauerbrut“ (Bienenkrankheit) Kategorie: Infos und Desease Awareness Version: Schlusstext zur Endabnahme Ein idyllischer Bienenstand – einer von rund 20’000 in der Schweiz. Damit betreut ein Imker durchschnittlich 10 Bienenvölker. Die Schweiz hat eine der höchsten Völkerdichten weltweit. Bienen sind faszinierende Lebewesen. Ihre soziale Organisation in einem Volk ist hochkomplex, und ihre Leistung für die gesamte Natur und den Menschen sind nicht wegzudenken. Mit ihren Blütenbesuchen sorgen diese emsigen Tiere für die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen. Die Produkte aus der Bienenhaltung wie Honig, Pollen und Wachs werden von Personen gewonnen, die mit Begeisterung und Hingabe diese Bienenvölker pflegen. Gemeinsam erbringen sie eine hohe Wertschöpfung. Aber die Idylle trügt. Bienen sind durch unterschiedliche Gefahren bedroht. Bienen und Brut können von verschiedenen Erregern und Parasiten befallen sein. Das Sauerbrut- Bakterium Melissococcus plutonius ist ein gefährlicher Erreger und sorgt immer wieder für Verluste. Daneben gibt es aber auch andere Bakterien, Viren oder die Varroa-Milbe, die Bienenvölker bedrohen. Die in der Schweiz massive Zunahme der Sauerbrutfälle in den letzten Jahren ist ein grosses Problem. Es kann alle Imker treffen, auch gut geführte Stände bleiben von diesem Risiko nicht verschont. Was ist zu tun? Wer die ständige Kontrolle und Pflege der Bienenvölker ernst nimmt, signalisiert ein hohes Verantwortungsbewusstsein den Tieren und der Umwelt gegenüber. Dann werden Symptome der Sauerbrut erkannt und die erforderlichen Massnahmen können rechtzeitig ergriffen werden..... Aufmerksam muss das Brutbild kontrolliert werden: Ist es lückenhaft, und wie sehen die Larven an der offenen Brut aus? Gibt es gelblich verfärbte und schlaffe Rundmaden? Liegen abgestorbene Rundmaden verdreht in den Zellen, oder sind auffällige Krümel erkennbar? Wenn solche Symptome entdeckt werden, besteht Verdacht auf Sauerbrut – und damit die Meldepflicht, den Bieneninspektor über die Beobachtungen zu informieren. Der Bieneninspektor kommt auf den Stand und lässt sich vom Imker seine Bienenvölker und die verdächtigen Symptome zeigen. Die Bienenwaben werden dazu einzeln genau kontrolliert – Was lässt sich beobachten, welcher Geruch lässt sich feststellen? Statement: Jetzt kann man mit einem Wattestäbchen in eine Zelle eindringen und umdrehen. Wenn die Masse verfärbt ist – bräunlich bis ockergelb -, dann stellt man fest, dass es säuerlich und nach Urin und Schweiss riecht – ich sage dem persönlich „Gorgonzola“. Das ist ein Merkmal von Sauerbrut. Eine gesunde, pulsierende Bienenbrut ist die Grundlage einer erfolgreichen Bienenhaltung. Jede Wabenzelle ist hier schon prall gefüllt. Eine mit Sauerbrut befallene Brutwabe sieht anders aus: Das Brutnest ist lückenhaft, es finden sich gelblich verfärbte Larven neben bereits abgestorbenen und eingetrockneten Larven, die als Krümel übrig bleiben. Eine mit Faulbrutbakterien befallene Wabe sieht ähnlich aus: Auch hier ist das Brutnest lückenhaft, es gibt gelöcherte und eingesunkene Zelldeckel, in offenen Zellen sind eingetrocknete Brutrückstände als Schorfe erkennbar, die kaum losgelöst werden können. Zur Unterscheidung von Sauerbrut und Faulbrut kann mit einem Stäbchen die zähflüssige Masse der abgestorbenen Larve aus der Zelle gezogen werden. Reist der Schleimfaden schnell, liegt eine Sauerbrut vor – links im Bild. Reisst der mehr bräunliche Schleimfaden erst nach 1 bis 3 cm, hat man es eher mit einer Faulbrut zu tun. Klarheit schafft hier nun die Diagnose im Labor. Eine Erkrankung durch den Sackbrutvirus sieht wiederum ähnlich aus – gerade im Frühstadium einer Infektion zeigen einzelne wenige Larven eine typische Sackform, wenn man sie herausnimmt. Bei der Kalkbrut – leicht zu unterschieden von Sauerbrut - haben wir es mit einer ganz anderen Infektion zu tun: Sie geschieht durch einen Pilz: Dies ist eine gesunde Larve In diesen beiden Zellen sind die Larven bereits von weissen Pilzfäden befallen. Und hier hat der Pilz auf der Larve bereits graue Sporen gebildet. Die abgestorbenen Larven sehen dann aus wie Kreide. Jedes Volk, das eindeutige klinische Symptome der Sauerbrut zeigt, wird mit Kreide am Kasten markiert. Ein Volk, welches mit dem Sauerbruterreger befallen ist, kann natürlich auch andere Völker anstecken. Deshalb ist es wichtig, dass der Imker vorschriftsgemäss in seinen Bestandes-kontrollblättern notiert, wann er wo welche Völker verstellt, verkauft oder zugekauft hat. Das gibt Hinweise über die Herkunft der Infektion. Statement "Das Bestandeskontrollblatt ist für den Bieneninspektor sehr wichtig. Da sieht man, wie viele Völker der Imker eingewintert , und wie viele er ausgewintert hat. Auch sieht man, wie viele Völker er verkauft oder zugekauft hat. Für den Fall einer Sauerbrutdiagnose wie hier ist es wichtig, dass alle Bienenstände des zu definierenden Sperrkreises auch auf Sauerbrut untersucht werden.“ Wenn die Diagnose Sauerbrut klar ist, müssen die betroffenen Völker schnell vernichtet werden, damit nicht weitere Stände durch Verflug in Mitleidenschaft gezogen werden. Statement: Die Anzeichen von Sauerbrut sind da, aber bin unsicher… es ist besser, die Waben einzuschicken… Manchmal kann keine sichere Diagnose gestellt werden. Zum Beispiel, wenn der Zündholztest oder die toten Larven zu wenig klare Hinweise geben. In diesem Fall wird eine Brutprobe entnommen. Die Wabe wird dann sorgfältig in Zeitungspapier eingewickelt, in einen passenden Karton verpackt und an ein spezialisiertes Diagnostiklabor geschickt und dort untersucht zu werden. Statement: "Ich habe diese Wabe in Papier eingepackt. Ich bin nämlich nicht ganz sicher, welche Krankheit vorhanden ist – die Symptome für Sauerbrut sind nicht eindeutig; vielleicht ist es auch die Kalkbrut? Damit ich sicher bin, schicke ich die Wabe ins Labor - dann bin ich im Bild und weiss, was mit diesem Bienenvolk geschieht." Im Diagnostik-Labor werden die Brutproben untersucht. Die Wabe wird genau angeschaut und mit einem Wattestäbchen auf besonderen Geruch hin geprüft. Von verdächtigen Larven wird Material auf einen Objektträger aus Glas gestrichen, damit unter dem Mikroskop nach Bakterien gesucht werden kann. Die Untersuchung dieser Probe liefert ein eindeutiges Ergebnis: Als dunkle Stäbchen sind hier die Bakterien, die Erreger der Sauerbrut, erkennbar. Innerhalb des Volkes werden diese Bakterien auf die Larven übertragen. Zurück auf unserem Bienenstand. Bei klarem Befund „Sauerbrut“ wird um diesen Stand herum ein Sperrgebiet im Umkreis von 1 km verhängt. Das hat Konsequenzen: Nun müssen in diesem Gebiet sämtliche Bienenvölker kontrolliert werden. Statement. "Nun, auf diesem Stand hier haben wir die Sauerbrut. In diesem Sperrkreis werden sämtliche Bienenstände kontrolliert – das heisst, der Bieneninspektor muss in den kommenden 30 Tagen dort sämtliche Bienenstände kontrollieren. Innerhalb dieses Sperrkreises dürfen keine Völker verstellt werden – bis die Sanierung gemacht ist.“ Mit der Diagnose Sauerbrut auf dem untersuchten Stand wird nun – nach Anweisung des Bieneninspektors - das Vorgehen für die Sanierung dieses Bienenstandes besprochen. Für die Durchführung selbst ist der Imker verantwortlich. Idealerweise lässt er sich bei dieser Aktion von einem Vereinskollegen unterstützen. Kommentar: Eine korrekte Sanierung will gut vorbereitet sein, umso mehr, als viele Imker sich noch nie dieser Herausforderung stellen mussten. Grundsätzlich werden nur Völker mit klinischen Symptomen oder ganz schwache Völker abgetötet. Bei einem Befall von über 50% ist eine Totalsanierung sinnvoll – also das Abtöten sämtlicher Völker. Mit Einbruch der Dämmerung wird das Volk möglichst dicht abgedeckt und das Flugloch geschlossen. Volle Honigwaben werden entfernt und die Abstände zwischen den Waben werden vergrössert. Das Abtöten der Bienen kann geschehen durch das Verbrennen von 2-3 Schwefelschnitten. Bei dieser Methode besteht allerdings Brandgefahr und sie ist weniger effizient als das Versprühen von Schwefeldioxid-Spray. Durch 3-5 Sekunden langes Sprühen werden die Bienen schnell abgetötet . Rund eine Stunde nach dem Abtöten oder gleich am nächsten Morgen wird aufgeräumt. Die toten Bienen und die Waben werden in einen Sack gegeben. Dieser wird klar beschriftet und für die Verbrennung vorbereitet. Kann in sehr abgelegenen Gebieten eine direkte Ablieferung in der Verbrennungsanlage nicht zugemutet werden, müssen die Waben auf dem Stand verbrannt werden. Statement "Der Konsum (des) Honig eines kranken Bienenvolks ist für den Konsumenten unbedenklich.. Aber laut Gesetz darf man diesen Honig den Bienen nicht weiterverfüttern. Ich als Bieneninspektor empfehle den Imkern immer, sämtliche Honigwaben und Brutwaben zu vernichten – und auch nicht zu schleudern, damit die Krankheit, das Bakterium, nicht weiter verbreitet wird." Als letzter Schritt der Sanierung folgt die Reinigung und Desinfektion. Auch hier ist eine gute Vorbereitung notwendig, das Arbeiten zu Zweit hilfreich. Zunächst werden die Kasten der getöteten Völker und weitere Materialien wie Deckbretter und Futtergeschirr gründlich ausgekratzt. Bei der Auswahl und Herstellung der Desinfektionslösung sind die Anweisungen des Bieneninspektors und die Gebrauchsanweisung des Desinfektionsmittels verbindlich. Achtung: Beim Arbeiten mit solchen Lösungen ist das Tragen von Schutzbrille, Handschuhen und Schutzkleidung für die eigene Sicherheit sehr wichtig. Alle Gegenstände werden gründlich gereinigt und anschliessend abgespült. Um die Desinfektion gut abzuschliessen, ist es notwendig, sämtliche Kasten und Werkzeuge sorgfältig abzuflammen. Gerade nach der Sanierung muss die Brut der Völker in Abständen von 2 bis 3 Wochen regelmässig visuell kontrolliert werden. Nur so wird frühzeitig ein erneutes Auftreten der Krankheit erkannt. In diesem Fall müsste der Bieneninspektor benachrichtigt werden. Vor allem im Frühjahr sind gezielte Brutkontrollen für die Früherkennung von Krankheiten notwendig. In Seuchengebieten sind ganzjährige Kontrollen unerlässlich. Im Sperrgebiet auf einem anderen Bienenstand. Hier müssen jetzt alle Völker visuell kontrolliert werden. Ein neues Verfahren, die sogenannte PCR-Methode, soll es in naher Zukunft es erlauben, diese Kontrollen zu reduzieren. Dazu werden in kleinen Kartonschachteln Bienenmischproben entnommen, die nach der Abtötung im Tiefkühler auf genetisches Material von Krankheitserregern untersucht werden. So weiß der Inspektor, auf welche Ständen der Erreger vorhanden ist, so dass er nur diese auf die klinischen Symptome der Sauerbrut untersuchen muss. In einem spezialisierten Diagnostik-Labor wird die Untersuchung der Bienenmischproben vorgenommen. Dabei wird mit der PCR-Methode analysiert, ob und wie viele genetische Komponenten des vermuteten Sauerbruterregers vorhanden sind. Durch Zerquetschen der toten Bienen in einem Wasserbeutel wird die Körperflüssigkeit extrahiert. Dieses Gemisch wird dann in einem aufwändigen Verfahren auf Inhaltsstoffe und Krankheitserreger untersucht. Diese neue Analyse-Methode ist bedeutend sensibler als die Untersuchung von Brutproben. Der Bakterienbefall eines Volkes kann so am Bildschirm sichtbar gemacht und somit bereits vor dem Auftreten von klinischen Symptomen festgestellt werden. Der Bienenstand des Sperrgebietes wird kontrolliert – wie es üblich ist oder weil die PCR-Analyse einen Erregerbefall nachgewiesen hat . Der Bieneninspektor schaut genau hin, wie das Brutnest aussieht, wie die Maden in den Zellen liegen, oder ob es auffällige Gerüche gibt? Im besten Fall, wenn keine Symptome erkennbar sind, wird die verfügte Sperrzone wieder aufgehoben. Wer Bienenvölker betreut, hat eine grosse Verantwortung übernommen – sowohl für die eigenen Tiere als auch für ihre weitere Umgebung. Vorbildliche und erfolgreiche Imker beachten folgende Prioritäten: (parallel eingeblendete Stichworte ) • Regelmässig werden die Völker und ihre Brut auf klinische Symptome hin kontrolliert • Verdächtige Veränderungen werden dem Bieneninspektor umgehend mitgeteilt • Verschiedene Massnahmen helfen, einem Krankheitsbefall der Bienen vorzubeugen: Dazu gehört: --- eine gute Stand- und Wabenhygiene, mit regelmässiger Erneuerung der Waben --- Das Abtöten herrenloser Schwärme, (um allfällige Einschleppungen zu vermeiden) --- Kein Zukauf von Bienenmaterial aus Betrieben mit einer Sauerbrutvergangenheit --- Kein offenes Aufhängen von (Kasten, Brutwaben oder anderem) Bienenmaterial, (um Räuberei zu verhindern) Wurde eine Sanierung verfügt, ist diese konsequent nach den Anweisungen des Bieneninspektors durchzuführen. Informationsaustausch und der Besuch von fachlicher Weiterbildung zu Bienenzucht und Krankheiten wie der Sauerbrut - sind Ausdruck eines hohen Verantwortungsbewusstseins in der Imkerei. So können Probleme frühzeitig erkannt werden. • • • • • • Tom Sommer, z.H. Bundesamt für Vetarinärwesen, Fr. Dr. A. Luginbühl, 5.10.09