Elektronenröhrenverstärker in der Akustik(Steffen Aust, 2006)

Werbung
Elektronenröhrenverstärker in der Akustik
Alte Technik heute noch interessant?
Jahresarbeit in der Klasse 12
der Freiherr-vom-Stein-Schule Hessisch-Lichtenau
von Steffen Aust am 04.05.06
im Fach Physik
bei Herrn Meyfarth
Inhaltsverzeichnis
Seite
Kapitel
1
2
2.1
2.2
3
02
03
03
03
04
3.1
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.2
3.3
3.3.1
3.3.2
3.4
3.5
3.6
3.7
3.7.1
3.7.1.1
3.7.1.2
3.7.1.3
3.7.2
3.7.3
4
4.1
4.2
4.3
Vorwort
Geschichtliches
Erfindung der Elektronenröhre
Einsatzfelder damals und heute
Funktion der Bauteile in einer Elektronenröhrenverstärkerschaltung und allgemein in
Klangschaltungen
Die Elektronenröhre
Die Gleichrichterdiode
Die Triode/Doppeltriode
Die Pentode
Kondensatoren
Widerstände
Statischer Widerstand
Potentiometer
Drosseln
Transformatoren
Ausgangsübertrager
Schaltungsbeispiele und -prinzipien
Vorstufe
Verstärkungsfaktor
Klirrfaktor
Filter
Endstufe
Netzteil/Heizung
Vergleich von Elektronenröhren mit Transistoren
Betriebsumfeld
Verzerrung/Klirrverhalten
Eingangsempfindlichkeit/Kompression
4.4
5
5.1
5.2
6
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
Zusammenfassung/Fazit
Messungen
Experiment zur Filtermessung
Messung von Verzerrverhalten
Nachwort
Anhang
Fachwortverzeichnis
Messreihe 1
Schaltplan JTM45
Literatur
Erklärung
23
24
24
26
27
28
28
31
32
33
33
Im Text kursiv und grau geschriebene Wörter werden im Fachwortverzeichnis erklärt.
1
04
06
07
07
08
08
09
09
10
11
11
12
12
13
14
15
16
18
20
20
21
22
1 – Vorwort
Nach meinen Schätzungen dürften heutzutage die Wenigsten wissen, was es mit der Sache auf sich
hat, welche im Titel meiner Jahresarbeit zu finden ist. Als ich Freunden erzählt habe, dass ich darüber
schreiben will, kamen meistens nur Sätze wie „Was ist den bitte eine Elektronenröhre?“.
Heute fast komplett aus dem Erscheinungsbild der Technik verdrängt, war die Elektronenröhre früher
für lange Zeit das fortschrittlichste Bauelement in der Elektrotechnik. Kauft man heute einen
normalen Verstärker für seine Stereoanlage oder gar für den ultimativen Heimkino-Surroundsound
sind diese mit Transistoren und modernen digitalen Mikrochips bestückt. Als ich in einem Prospekt
einen einfachen Stereoverstärker für 10.000 € entdeckte, dachte ich mir zu erst, dass dies wohl eine
Kreation der neuen modernen Technik sein muss, mit allen Highend Funktionen, die es heutzutage
gibt. Aber bei näherem hinschauen erkannte ich, dass es wirklich nur ein einfacher Verstärker war,
ohne Schnickschnack, allerdings mit der Kennzeichnung: „Röhrenverstärker“.
Auch als ich angefangen habe E-Gitarre zu spielen, wurde ich mit der Frage konfrontiert, was für
einen Gitarrenverstärker ich mir kaufen sollte. Wieder entdeckte ich horrende Preise ab 1500 € für
einen Röhrenverstärker. Dabei gibt es die moderneren Transistorvarianten mit gleicher Leistung schon
für ein Zehntel des Preises.
In mir stellte sich dann die Frage, warum Leute bereit sind für alte Technik so viel Geld auszugeben
und vor allem, was denn an einem Röhrenverstärker so viel besser sein soll. Immerhin hat die
Elektronenröhre eine mittlerweile über hundertjährige Geschichte. Hinzu kommt, dass ich mir als
technisch interessierter Mensch schon immer die Frage gestellt hab, wie so ein Verstärker überhaupt
funktioniert.
Um mir, und allen, die daran interessiert sind, diese Fragen zu beantworten, werde ich mich mit dieser
Jahresarbeit auf die Suche nach einer Antwort begeben.
Da Verstärker ein sehr umfangreiches Thema sind, setze ich meinen Schwerpunkt in dieser Arbeit auf
die Funktionen der Bauteile in einem Gitarrenröhrenverstärker und die damit verbundene technische
Erklärung der Klangentstehung und auf die Beantwortung der Frage, warum denn diese alte Technik
anscheinend immer noch besser ist als neue.
2
2.1 – Erfindung der Elektronenröhre
Die Geschichte der Elektronenröhre lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der
amerikanische Erfinder Thomas Edison stellte 1885 bei einem Experiment mit einer Glühbirne fest,
dass zwischen einer zusätzlichen Elektrode, die er eingefügt hat, und dem eigentlichen Glühdraht ein
Strom fließt, obwohl sie nicht direkt miteinander verbunden sind.
Dieses Phänomen wird deshalb Edison-Effekt genannt.
Auf diese Grundlage aufbauend, erfand der Engländer John Ambrose Fleming im Jahr 1904 die
Elektronenröhre, weil er herausfand, dass der Edison-Effekt zum Aufspüren von Radiowellen genutzt
werden kann.1
2.2 – Einsatzfelder damals und heute
Als erstes verstärkendes Element in der Geschichte der Elektrik hatte die Elektronenröhre viele
Einsatzfelder und ist bis heute auf einigen von ihnen immer noch vertreten. Allerdings werden die
meisten Funktionen heute von moderneren Bauteilen wie Transistoren und integrierten Chips
übernommen.
Unter anderem wurde die Elektronenröhre als Sender und Empfänger in der Radiotechnik benutzt,
weshalb fast alle Erweiterungen und Verbesserungen, die an Röhren vorgenommen wurden auf das
Konto des Militärs gehen. Da es damals noch keine Alternative gab, wurde die Röhre laufend
weiterentwickelt. Am aktivsten waren dabei die Russen, die bis heute hunderte von Röhrentypen
entwickelten.
Auch in der Fernsehtechnik spielt die Elektronenröhre eine wichtige Rolle. Die so genannte
Braun’sche Röhre ist bis heute in Röhrenfernsehgeräten vertreten. Zudem findet man Röhren im HiFi
Bereich und Instrumentenverstärkern.
Durch den Vormarsch der Transistoren, Operatoren und Digitaltechnik wurde die Elektronenröhre in
den meisten Einsatzgebieten verdrängt. Fernsehgeräte arbeiten heutzutage mit LCD- oder
Plasmatechnik, HiFi- und Instrumentenverstärker werden mit Transistoren betrieben, genauso wie die
Funktechnik der Militärs.
Heute findet man Röhren immer noch in leistungsstarken Hochfrequenzverstärkern, da sie dort die
kostengünstigste Lösung darstellen. Auch im High End Bereich von Akustikverstärkern werden sie
heute noch benutzt, da sie wegen ihres „reineren“ Klanges bevorzugt werden. Woran das liegt, wird in
Kapitel 4 beschrieben.
1
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenr%C3%B6hre Kapitel Geschichte
3
3 - Funktion der Bauteile in einer Elektronenröhrenverstärkerschaltung und allgemein in
Klangschaltungen
In den nächsten Kapiteln möchte ich darauf eingehen, wie die einzelnen Bauteile einer Klangschaltung
funktionieren.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Bauelementen. Aktive Bauteile
arbeiten nur mit externer Stromzufuhr und sind meistens dazu da, um ein elektrisches Signal zu
verstärken, Beispiel Elektronenröhre. Passive Bauteile hingegen benötigen keinen externen Strom
sondern beeinflussen den elektrischen Strom nur durch ihre elektrischen Eigenschaften, wie z.B. der
Kondensator.
3.1 - Die Elektronenröhre
Um die Funktion einer Elektronenröhre zu verstehen, betrachtet man zu erst einmal ihre einfachste
Ausführung: die Diode.
Eine Diode ist eine zweipolige Elektronenröhre, welche aus einem Glaskolben und zwei Elektroden
besteht, die weiter unterteilt als Anode und Kathode zu bezeichnen sind.2
Im Glaskolben der Diode herrscht ein Vakuum, in dem die Elektronen von der Kathode zur Anode
fließen sollen. Um einen fließenden Strom zu erreichen, müssen im Vakuum frei bewegliche
Elektronen vorhanden sein, was aber so nicht erreichbar ist. Es gibt mehrere Methoden, um Elektronen
in den Vakuumraum zu bekommen, die sich nur in der Energiezuführung unterscheiden, jedoch das
gleiche Prinzip haben:
Man führt der Kathode Energie zu, damit sie Elektronen freisetzt. Dieses Freisetzen nennt man
Elektronenemission. Die Elektronen müssen ihre Molekularanziehung überwinden, was sie nur mit
einer gewissen Geschwindigkeit erreichen können. Diese Geschwindigkeit wird erhöht, indem mehr
Energie hinzugeführt wird. Es gibt vier verschiedene Formen, in denen man diese Energie den
Elektronen hinzufügen kann:
2
Siemens „pu26“ S.7-9
4
1. Sekundäremission:
Elektronen oder Ionen werden mit entsprechend hoher Geschwindigkeit auf
die Kathode geschossen, um andere Elektronen aus ihr herauszuschießen.
2. Photoemission:
Die nötige Energie wird durch Lichtquanten zugeleitet, d.h. sie werden mit
intensivem Licht bestrahlt.
3. Feldemission:
Durch Anwendung sehr hoher Feldstärken können Elektronen freigesetzt
werden.
4. Wärmeemission:
Durch erhitzen der Elektrode erhalten die Elektronen genügend Energie um
zu emittieren.3 Diese Form der Emission ist die für Elektronenröhren in
Klangverstärkern die einzig relevante, und deshalb werde ich mich nur mit
dieser weiter beschäftigen.
Wenn eine Elektronenemission gegeben ist, entsteht eine Elektronenwolke um die Kathode. Es
erreichen aber nur wenige Elektronen die Anode. Damit dieses Problem behoben wird, legt man eine
Gleichspannung an beide Elektroden, sodass die Kathode negativ und die Anode positiv geladen ist.
Durch diese Ladungen entsteht ein Elektronenfluss von Kathode zu Anode, da die Elektronen von der
positiv geladenen Anode angezogen, gleichzeitig aber auch von der negativ geladenen Kathode
abgestoßen werden. 4 Die Geschwindigkeit, die die Elektronen erreichen, hängt von der angelegten
Gleichspannung ab und lässt sich über die kinetische und elektrische Energie sehr einfach berechnen.
In einem Elektronenröhrenverstärker, der zur Verstärkung von Tonsignalen eingesetzt werden soll,
kommen im Regelfall drei verschiedene Röhrenarten vor:
1. Die Diode als Gleichrichter
2. Die Triode/Doppeltriode als Vorverstärker- und Treiberröhre
3. Die Pentode als Endstufenröhre
Auf diese Röhrenarten wird in den nächsten Kapiteln näher
Berechnung der
Elektronengeschwindigkeit
mithilfe der Energieerhaltung
eingegangen.
3
4
Siemens „pu26“ S.11-23
Ebd. S.17;31
5
Von links nach rechts: Gleichrichterdiode GZ34, Doppeltriode ECC83, Pentode KT66
3.1.1 - Die Gleichrichterdiode
Die simpelste Röhre, die man in einer Röhrenschaltung findet, ist die Gleichrichterdiode. Die Aufgabe
dieser Röhre besteht darin, den aus unserem Stromnetz kommenden Wechselstrom in Gleichstrom
umzuwandeln.
Die Funktion ist relativ einfach: Betrachtet man den Aufbau der Diode, sieht man, dass nur die
Kathode Elektronen emittieren kann, da sie die erhitzte Elektrode ist. Des Weiteren weiß man, dass
Elektronen stets negativ geladene Teilchen sind. Wechselstrom aus dem Stromnetz ändert seine
Polarität mit einer Frequenz von 50 Hz, was heißt, dass 25 Mal in der Sekunde die Spannung an den
Elektroden von negativ auf positiv wechselt und umgekehrt. Da aber ein Elektronenstrom von
Kathode zu Anode nur entstehen kann, wenn die Anode positiv geladen ist, werden die unteren
Sinuswellen des Wechselstroms gekappt, weil bei jeder Negativladung der Anode die Elektronen
zurück zur Kathode schießen. So entsteht ein mit 50 Hz flimmernder Gleichstrom, der mit Filtern
weiter geglättet werden kann.5
5
Siemens „pu26“ S.67
6
3.1.2 - Die Triode/Doppeltriode
Eine Triode ist die erste erweiterte Bauform der
Diode, und wie der Name sagt eine Dreipolröhre.
Zu den beiden Standardpolen Kathode und Anode
kommt nun ein dritter Pol, welcher als Steuergitter
bezeichnet wird.
Dieses Steuergitter kommt zwischen Anode und
Kathode und ist meistens spiralförmig aufgebaut.
Die Funktion des Gitters besteht darin, die Elektronen
zum Schwingen zu bringen.
Wenn man an das Gitter eine negative Spannung und
Schaltbild der Triode
zusätzlich eine Wechselspannung anlegt, werden die
Elektronen zum Schwingen gebracht. Die Frequenz
der Schwingung ist dieselbe wie die der angelegten Wechselspannung. 6 Das macht man sich in der
Tontechnik zu nutzen, indem man an das Steuergitter die Wechselspannung des Eingangssignals
anlegt, z.B. eine E-Gitarre. Dieser noch schwache Strom bringt dann die Elektronen des starken
Anodenstroms auf die gleiche Frequenz. Somit wird der Eingangsstrom verstärkt.
Neben der einfachen Triode gibt es auch die Doppeltriode. In ihr arbeiten zwei Trioden in einem
Glaskolben.
3.1.3 - Die Pentode
Die nächste Weiterentwicklung der Elektronenröhre, welche in Niederfrequenzverstärkern relevant ist,
nennt sich Pentode und besitzt 5 Elektroden. Die Pentode ist aus der Tetrode entstanden, welche zu
den drei Elektroden der Triode ein zusätzliches Schirmgitter hat. Das Schirmgitter isoliert die Anode
von der Kathode, und der Elektronenstrom entsteht nicht mehr wegen der Spannung zwischen Anode
und Kathode sondern auf Grund der positiven Spannung des Schirmgitters, welches die Elektronen zur
Anode „schiebt“. Das Problem der Tetrode sind die nun erreichten hohen Geschwindigkeiten der
Elektronen, da sie Sekundärelektronen aus der Anode schießen, die vom positiv geladenen
Schirmgitter aufgenommen werden und Verzerrungen erzeugen. Um dieses Problem zu umgehen,
wurde mit der Pentode das so genannte Bremsgitter eingeführt, das sich zwischen Anode und
Schirmgitter befindet und die zurück geschossenen Elektronen durch negative Ladung zur Anode
lenkt, aber den Anodenstrom selbst durch weite Gittermaschen nicht behindert.
6
Siemens „pu 28“ S.17
7
Der Vorteil der Pentode gegenüber der Triode ist die weitaus größere Verstärkungszahl. Allerdings
erzeugt sie ein sehr viel stärkeres Brummen.7
3.2 - Kondensatoren
Neben den aktiven Elementen wie den Elektronenröhren gibt es in einer Schaltung auch andere
Bauteile, die einen erheblichen Einfluss auf den Klang und die Eigenschaften eines Verstärkers
haben. Die meisten dieser Bauteile arbeiten passiv, so auch der Kondensator.
Ein Kondensator besteht aus zwei Leitern, zwischen denen sich ein so genanntes Dielektrikum
befindet. Wird eine Spannung an den Kondensator angelegt, lädt sich durch Influenz der eine Leiter
positiv, der andere negativ auf. Über das nun entstandene elektrische Feld findet ein kontinuierlicher
Ladungsausgleich statt, sodass der elektrische Strom weiter fließen kann. Die Größe, die
ausschlaggebend für einen Kondensator ist, heißt elektrische Kapazität und wird in der Einheit Farad
gemessen. Die Kapazität errechnet sich aus der Dielektrizitätskonstante ε0, der Permittivitätszahl
des Dieelektrikums εr, sowie der Größe und des Abstands der zwei Leiter. Daraus ergibt sich die
Formel:
C = ε0 * εr * A/d.
Bei der Verwendung von Kondensatoren muss man darauf achten, dass die angelegte Spannung
nicht die für den Kondensator zulässige Spannung überschreitet. Ist die Spannung zu hoch, schlägt
die Spannung durch das Dieelektrikum über und kann zur Zerstörung oder gar zur Explosion des
Kondensators führen.
Kondensatoren unterschiedlicher Bauart8
3.3 - Widerstände
Widerstände sind Bauteile, die eingesetzt werden, um an einer bestimmten Stelle im Schaltkreis den
elektrischen Widerstand zu erhöhen. Grob unterscheidet man hier zwischen statischen und
dynamischen Widerständen. Letztere werden auch Potentiometer genannt.
7
8
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenr%C3%B6hre Kapitel Pentode
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Condensators.JPG
8
3.3.1 - Statischer Widerstand
Der Aufbau eines statischen Widerstandes ist sehr einfach. In ihm befindet sich ein Material, welches
elektrischen Strom mehr oder weniger gut leitet, je nach gewünschtem Widerstandswert. So finden als
Materialien z.B. Metalloxide und Kohle Verwendung. Weitere wichtige Unterschiede der Materialien
sind die Thermo- und Toleranzeigenschaften. So sind z.B. Kohleschichtwiderstände sehr ungenau mit
einem Toleranzwert von bis zu 10%.9 Gute Metalloxidwiderstände hingegen können mit Toleranzen
unter 2% gefertigt werden. Der Toleranzwert ist die maximale Abweichung des tatsächlichen Wertes
vom Nennwert. Der elektrische Widerstand wird in Ohm angegeben.
Steht z.B. auf einem Widerstand die
Nennleistung von 1 Megaohm mit 10%
Toleranz, bedeutet das, dass der tatsächliche
Widerstand zwischen 900 Kiloohm und 1,1
Megaohm liegen kann. Mit einem
Multimessgerät kann man sehr einfach den
Widerstände unterschiedlicher Bauart.
10
tatsächlichen Widerstand ermitteln und nur
solche in eine Schaltung einbauen, die dem Nennwert sehr nahe kommen. Wie viel Einfluss der
Toleranzwert auf den tatsächlichen Klang hat, wird in Kapitel 3.7.1.2 erklärt.
3.3.2 - Potentiometer
Im Gegensatz zu einem statischen Widerstand, ist
der elektrische Widerstand in einem Potentiometer
variabel. Jeder hat schon mal ein Potentiometer
verwendet, auch wenn der Name zunächst fremd
erscheint. Jedes Mal, wenn man z.B. den
Lautstärkeregler an seiner Musikanlage dreht,
benutzt man solch ein Potentiometer. Zusätzlich
zum variablen Widerstand arbeitet ein
Potentiometer immer als Spannungsteiler. Wie auf
Vereinfachte Schaltung eines Spannungsteilers. Die
Ausgangsspannung liegt am grünen, die
Eingangsspannung am roten Stromkreis
dem Schaltbild zu sehen ist, besitzt ein Poti drei
Kontakte. Im Inneren des Potentiometers befinden
sich zwei Widerstände, die sich durch Drehen des
Reglers verändern lassen. Um zu berechnen, wie sich die Ausgangsspannung zur Eingangsspannung
verhält, betrachtet man die Widerstände auf den Wegen, die den Stromkreis für die jeweilige
9
http://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand_%28Bauelement%29 Kapitel Bauformen
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Widerst%C3%A4nde.JPG
10
9
Spannung schließen. Für Ue sind es R1 und R2. Für Ua ist es R2, so dass sich ein Verhältnis von
Ua/Ue=R2/(R1+R2) ergibt. Diese Formel lässt sich nach Ua=R2*Ue/(R1+R2) umstellen, um zu
errechnen, wie hoch die Ausgangsspannung ist. Geht man davon aus, dass das Potentiometer auf einer
Stellung steht, bei der beide Widerstände den gleichen Betrag haben, z.B. R1=500Ω und R2=500Ω
sowie Ue=200V. Setzt man die Werte in die Formel ein, erhält man Ua=500Ω*200V/1000Ω. Daraus
errechnet sich Ua=100V.
Diese Formel wird allgemein auch als Spannungsteilerformel bezeichnet.11
Das Potentiometer: Die
Kohleschicht (1) auf dem
Gehäuse (2) wird als elektrischer
Widerstand verwendet. Die
Eingangsspannung wird an die
Kontakte (5,9) angelegt. Mit
dem über die Achse (4)
regelbaren Abgriff (3) wird die
Spannung über den dritten
Kontakt (6) geteilt.12
3.4 - Drosseln
Ein in modernen Schaltungen eher nebensächliches Bauteil ist die Drossel. Da ich hier aber den
Schwerpunkt auf ältere Technik lege, ist sie nicht ganz unerheblich. Eine Drossel ist eine einfache
Spule, die mittels Induktivität Wechselstromanteile aus dem gleichgerichteten Strom filtert, denn
Wechselstrom führt zu einem Brummen innerhalb des Schaltkreises13, da die ungewollten
Wechselstromanteile trotzdem vom Lautsprecher wiedergegeben werden.
Zur Verstärkung der Induktivität wird in einer Spule als Kern oftmals noch ein ferromagnetisches
Material eingesetzt, wie z.B. Eisen. Induktivität wird in Henry gemessen und liegt bei einer Spule in
einer Röhrenverstärkerschaltung zwischen 10 und 20 H.
11
http://de.wikipedia.org/wiki/Potentiometer;
http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsteiler
12
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Reochord.jpg
13
http://de.wikipedia.org/wiki/Drossel_%28Elektrotechnik%29
10
3.5 - Transformatoren
Wie in 3.1 erwähnt, arbeiten Elektronenröhren mit Spannungen weit über 300V, da stellt sich die
Frage, wie man diese Spannung erreicht, wenn aus der Steckdose nur 230V kommen. Hier kann man
Abhilfe mittels eines Transformators schaffen.
Ein Transformator besteht aus zwei Spulen, die beide auf dem gleichen Eisenkern sitzen. Die Spule,
an welche die Steckdosenspannung angelegt wird, heißt Primärspule. Die zweite, an der man die
transformierte Spannung abnimmt, wird Sekundärspule genannt. Über die in der ersten Spule erzeugte
Induktion wird die elektrische Energie auf die zweite Spule übertragen. Die Spannung auf der
Sekundärseite hängt vom Verhältnis der Spulenwicklung ab und kann mit der Formel Up/Us=np/ns
berechnet werden. Hat die Primärspule 500 Wicklungen und die Sekundärspule 1000, bei einer
Steckdosenspannung von 230V, steht in der Formel 230V/Us=500/1000. Die Formel kann man nach
Us umstellen und erhält Us=230V*1000/500=460V. So kann man für jede gewünschte Spannung das
Windungsverhältnis ausrechnen und den entsprechenden Transformator wickeln. Diese Berechnung
gilt allerdings nur, wenn man die entstehenden Verlustleistungen unberücksichtigt. Bei realen
Berechnungen sind die Verlustleistungen von bis zu 10% nicht unerheblich.
Auf den ersten Blick sieht ein Transformator nach den Formeln so aus, als hätte man ein Perpetuum
Mobile geschaffen, da die Spannung mit zunehmender Windungszahl auf der Sekundärseite immer
größer wird. Hierzu muss aber gesagt werden, dass die elektrische Leistung gleich bleibt, da für die
Stromstärke I genau das Gegenteil wie für die Spannung U gilt. Wird U größer, wird I um das gleiche
Verhältnis kleiner.
Eine weitere Eigenschaft, welche in Kapitel 4.3 wichtig wird, ist das Spannungsverhältnis zwischen
Leerlaufbetrieb und maximaler Leistungsabnahme. Die Betriebsspannung kann am Transformator im
extremsten Fall bei Leerlauf doppelt so hoch als bei entsprechender Leistungsabnahme sein.
3.6 - Ausgangsübertrager
Die Funktionsweise des Ausgangsübertragers ist der des Transformators gleich, allerdings findet er
eine andere Verwendung. Im Gegensatz zum Transformator befindet sich der Ausgangsübertrager in
einem Verstärker hinter den Endstufenröhren. Da Lautsprecher für Röhrenverstärker mit einer
Spannung von 100V arbeiten, die Röhren jedoch mit bis zu 400V betrieben werden, muss diese
Spannung erst wieder herunter transformiert werden.
Ein weiterer Wert, der bei Ausgangsübertragern jedoch beachtet werden muss, ist die Impedanz, auch
Wechselstromwiderstand genannt. Die Impedanz beschreibt das Verhältnis U/I. Wichtig ist, dass die
Impedanz des Übertragers gleich der der Lautsprecher ist. So kann man an einen Verstärker mit acht
Ohm Impedanz auch nur Lautsprecher mit acht Ohm Impedanz anschließen.
11
3.7 - Schaltungsbeispiele und -prinzipien
Nachdem die einzelnen Bauteile nun erklärt sind und auf ihre Funktion eingegangen wurde, ist es
wichtig zu verstehen, wie und warum sie an bestimmten Stellen in eine Schaltung eingebaut werden.
Grundsätzlich kann man eine komplette Verstärkerschaltung in drei Bereiche einteilen und sie einzeln
betrachten. Zum ersten die Vorstufe, die für die Vorverstärkung und Filterung des Eingangssignals
zuständig ist. Zweitens die Endstufe, in der das Signal sehr hoch verstärkt wird, um schließlich eine
entsprechende Ausgangsleistung zu erreichen. Drittens das Netzteil im Verbund mit der Heizschaltung
für die Elektronenröhren.
3.7.1 - Vorstufe
Von den drei Bereichen eines Verstärkers, ist die
Vorstufe für den späteren Klang am wichtigsten. Durch
das spezifische Zerrverhalten der Vorstufenröhren sowie
durch unterschiedliche Filterschaltungen bekommt jeder
Verstärker seinen eigenen charakteristischen Klang und
hat nicht selten den Sound einer ganzen Verstärkerfirma
wie Marshall geprägt.
Neben der Soundgestaltung hat die Vorstufe die
Aufgabe, das Signal so weit zu verstärken, dass es in der
Endstufe weiter verarbeitet werden kann.
Der erste Schritt zu einem charakteristischen Klang
findet in der ersten Vorstufenröhre statt. In diesen
Beispielen ist dies die Doppeltriode ECC83. Als
anschauliches Beispiel nehme ich hier die Eingangsstufe
des Marshall JTM45. Die beiden Trioden einer Röhre
werden hier getrennt für jeden der zwei Eingangskanäle
betrachtet.
Eingangsstufe des JTM45 mit getrennter
Darstellung der Doppeltriode ECC8314
14
Auszug aus JTM45 Schaltplan
12
3.7.1.1 - Verstärkungsfaktor
Wird an einem der zwei Kanäle (s. Abbildung
S.12) eine Spannung angelegt, arbeiten die
Widerstände vor dem Gitter der Röhre als
Spannungsteiler, so dass niemals die volle
Spannung das Gitter erreicht. So wird
verhindert, dass die Röhre zu stark übersteuert,
oder gar überlastet wird. In der Röhre wird das
Signal über den Stromweg von Kathode nach
Anode verstärkt.
Um das Verhalten einer Röhrenvorstufe zu
erklären, muss man drei wichtige
Eigenschaften beachten, die jede
Elektronenröhre mit sich bringt: den
Durchgriff D, die Steilheit S sowie den
Innenwiderstand Ri. Mit dem Durchgriff wird
das Verhältnis von der Gitterspannung Ug zu
Anodenspannung Ua beschrieben, um einen
Alle Formeln, um das Verhalten einer Röhre zu definieren
konstanten Anodenstrom Ia zu erhalten, und hat die Formel
D=-∆Ug/∆Ua für Ia=const. Je höher der Durchgriff, desto höher muss Ug sein, um den gleichen
Anodenstrom zu bekommen.15
Die Steilheit wird mit der Formel S=∆Ia/∆Ug für Ua=konstant ausgedrückt. Wenn man die
Gitterspannung ändert, wird auch der Anodenstrom verändert. Eine Röhre ist umso steiler, je kleiner
eine Gitterspannungsänderung sein kann, die noch eine Anodenstromänderung hervorruft.16
Der Innenwiderstand beschreibt das Verhältnis von Anodenspannung zu Anodenstrom bei konstanter
Gitterspannung und wird mit der Formel Ri= ∆Ua/∆Ia für Ug=konstant beschrieben.
Diese drei Werte lassen sich mit der so genannten Barkhausengleichung zu D*S*Ri=1
zusammenfassen. In Röhrendatentabellen steht anstatt des Durchgriffs oft der
Leerlaufverstärkungsfaktor µ=1/D.17
Das Ziel ist nun, mit diesen drei Werten die Verstärkung einer Röhrenvorstufe auszurechnen. Die
Verstärkung ist zusätzlich abhängig vom eingesetzten Anodenwiderstand und der daraus
resultierenden dynamischen Steilheit der Röhre. Beim Beispiel oben ist der Anodenwiderstand
Ra=100kΩ.
15
Haas S.13-14
Ebd. S.14-15
17
Ebd. S.15
16
13
Die dynamische Steilheit Sd berechnet sich nach Sd=S*Ri/(Ri+Ra). Aus Datentabellen kann man
entnehmen, dass eine ECC83 folgende Werte hat: S=1,6mA/V, Ri=62,5kΩ undµ=100. Das macht für
diese Röhre und den Anodenwiderstand Ra=100kΩ nach der Formel
Sd=1,6mA/V*62,5kΩ/(62,5kΩ+100kΩ)=0,615mA/V.
Die Verstärkung berechnet sich dann aus der Formel V=Sd*Ra, sodass wir mit V=0,615mA/V*100kΩ
zu einem Ergebnis von V=61,5 kommen. Das Eingangssignal wird um den Faktor 61,5 verstärkt.18
Der Durchgriff einer Elektronenröhre. Je höher
dieser ist, desto größer muss die negative
Gitterspannung sein, um Ia=0 werden zu lassen19
Die Steilheit beschreibt, wie klein die
Gitterspannungsänderung sein kann, welche
noch eine Änderung von Ia hervorruft.20
3.7.1.2 - Klirrverhalten
Der Ton a’ hat eine Frequenz von genau 440Hz. Hören wir diesen Ton aus einem Sinustongenerator,
klingt er schrecklich, beinahe unerträglich. Das liegt daran, dass jedes Instrument und auch die
menschliche Stimme einem Ton so genannte Obertöne beimischt, so dass er harmonischer und
angenehmer klingt. Harmonische Obertöne sind ganzzahlige Vielfache vom Grundton, also in
unserem Beispiel 880Hz, 1320Hz usw.
Auch in einem Verstärker werden dem Eingangssignal unvermeidbar immer Obertöne zugemischt. Bei
HiFi-Verstärkern sind sie eher unerwünscht, da man das Signal in seiner Reinheit wiedergeben will.
Anders bei Gitarrenverstärkern, dort tragen sie einen maßgeblichen Anteil zur Soundentstehung bei.
Aus einer Messreihe (Anhang Messreihe1) kann man entnehmen, dass die Anteile von verschiedenen
Obertönen je nach Röhrentyp stark schwanken. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf den Klang, da
18
Haas S.16-17
Ebd.14
20
Ebd. S.15
19
14
jeder weitere Oberton eine disharmonischere Beziehung zum Grundton hat. Der erste Oberton
entspricht einer Oktave, der zweite einer Quinte, der dritte einer Quarte und der vierte einer Terz.21
Das heißt, dass bei einem Verstärker für den HiFi-Bereich eher Röhren eingesetzt werden, bei denen
die ersten Obertöne dominieren, um ein möglichst harmonisches Klangbild zu erhalten. Wird
allerdings ein Gitarrenverstärker gebaut, der auf Metalsounds und harte Gitarrenklänge ausgelegt
werden soll, hat es durchaus seinen Reiz, wenn Röhrentypen verwendet werden, bei denen die
disharmonischen Obertöne stärker als die harmonischen ausgeprägt sind.
Das Gesamtklirrverhalten ist das, was man bei E-Gitarren als Verzerrung wahrnimmt. Je mehr
Obertöne, desto mehr Verzerrung. Um eine hohe Verzerrung zu erhalten, werden die Röhren bewusst
übersteuert, sprich über ihren eigentlichen Leistungspunkt hinaus betrieben. Das Problem, welches
hier bei sehr alten Röhrenverstärkern (auch am Beispiel des JTM45) auftrat, ist die Tatsache, dass
diese Verstärker noch keinen Mastervolumeregler hatten, mit der die Leistung in der Vorstufe geregelt
werden konnte. Die Verzerrung trat somit nur in der Endstufe auf, weshalb man für einen hohen
Verzerrungsgrad den Verstärker bis zum Anschlag aufdrehen musste und teilweise unerträglichen
Lautstärken ausgesetzt war.
3.7.1.3 - Filter
Nachdem nun mit dem Klirrverhalten der erste maßgebliche Faktor für die Klangeigenschaften eines
Verstärkers festgelegt ist, beschreibt dieses Kapitel die Auswirkung so genannter Filterschaltungen.
Mit einem Filter kann man einstellen, welche Frequenzen mehr und welche weniger verstärkt werden
sollen. Äußerlich findet man den Filter an einem Verstärker meistens in Form von drei Reglern:
„Bass“, „Mitten“ und „Höhen“, um je nach Stellung dieser Regler den Klang zu beeinflussen. Bevor
aber eher komplizierte Rechnungen mit diesen Reglern besprochen werden, soll erstmal die einfache
Funktion erklärt werden.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Tiefpass-, Hochpass- und Bandpassfiltern. Tiefpassfilter
lassen tiefe Frequenzen passieren und filtern hohe aus. Im Gegensatz dazu steht der Hochpassfilter,
welcher hohe Frequenzen durchlässt, aber tiefe herausfiltert. Ein Bandpassfilter dämpft alle
Frequenzen zwischen zwei festgelegten Grenzfrequenzen.
Im Allgemeinen unterscheidet man zusätzlich zwischen passiven und aktiven Filterschaltungen.
Aktive Filter benötigen eine externe Spannungszufuhr und kommen in Akustikverstärkern eher selten
bis gar nicht vor, deswegen befasst sich dieses Kapitel ausschließlich mit passiven Filtern. Als
einfaches Beispiel nehme ich hier zwei RC-Glieder, also eine Anordnung aus einem Kondensator(C)
und einem Widerstand(R). Mit diesen zwei Bauteilen kann man sowohl einen Tiefpass- als auch einen
Hochpassfilter aufbauen.
21
Haas S.17-20
15
Bevor man nun den Tiefpassfilter betrachtet, muss man sich über den frequenzabhängigen Widerstand
Xc eines Kondensators im Klaren sein. Dieser berechnet sich nach der Formel Xc=1/2*π*f*C. Dieser
Widerstand wird auch Blindwiderstand genannt, da die elektrische Energie nicht in Wärme
umgewandelt wird.
Der ohmsche Widerstand R und der Blindwiderstand des
Kondensators Xc bilden einen Spannungsteiler (siehe Kapitel
3.3.2). Nach der Spannungsteilerformel kann man jetzt die
frequenzabhängige Ausgangsspannung berechnen. Der
Blindwiderstand des Kondensators wird mit zunehmender
Frequenz geringer. Betrachtet man die Spannungsteilerformel,
kann man sehen, dass der Bruch immer kleiner wird, weil der
ohmsche Widerstand mit Abnehmen des Blindwiderstands
mehr an Einfluss gewinnt. Für f -> ∞ gilt deshalb Ua=Ue*0
und für f -> 0 gilt Ua=Ue*1.
Im Gegensatz dazu betrachtet man jetzt den Hochpassfilter.
Hier wird wieder ein Spannungsteiler mit Xc und R gebildet,
jedoch diesmal so, dass der Stromkreis der Ausgangsspannung
Ua über Xc anstatt über R geschlossen wird.
In diesem Fall ist es so, dass im Bruch der Formel der
Einfacher RC-Tiefpassfilter
Blindwiderstand mit zunehmender Frequenz an Gewichtung
gewinnt, so dass der Bruch mit zunehmender Frequenz größer
wird. Daraus ergibt sich für f -> ∞ Ua=Ue*1 und für f -> 0
Ua=Ue*0.
Durch Kombination von verschiedenen Filtern kann man nun
ein gesamtes Filtersystem zusammenschalten, um erwünschte
Frequenzen durchzulassen und unerwünschte zu filtern. In
einfachen Beispielen einer Filterschaltung für Verstärker
werden die in meinem Berechnungsbeispiel statischen
Widerstände durch Potentiometer ersetzt, sodass der
Widerstand regelbar wird. Durch Stellung des Potentiometers
kann dann die Stärke der Frequenzfilterung reguliert werden.
Einfacher RC-Hochpassfilter
16
3.7.2 - Endstufe
In der Endstufe wird das von der Vorstufe verstärkte Signal so weit verarbeitet, dass genug Leistung
entsteht, die im Lautsprecher als Ton wiedergegeben werden kann. Eine Röhrenendstufe wird
meistens mit leistungsstarken Pentoden betrieben, die einen im Vergleich zur Triode viel höheren
Verstärkungsfaktor haben. Die häufigste Beschaltung einer Audioendstufe ist die so genannte ABGegenkopplungsschaltung, die einen Kompromiss aus dem A sowie dem B-Betrieb darstellt.
A-Betrieb bedeutet, die Röhren werden so geschaltet, dass ein konstant hoher Ruhestrom durch die
Röhren fließt. Dies hat den Vorteil, dass das Signal unverzerrt wiedergegeben wird, allerdings mit
dem Nachteil, dass durch den durchgehend hohen Stromfluss - auch bei Leerlauf - enorme Hitze
entsteht sowie ein hoher ungenutzter Stromverbrauch bei einem Wirkungsgrad von unter 40%.
Der B-Betrieb hingegen hat einen hohen Wirkungsgrad von bis zu 70% und muss mit mindestens zwei
Röhren betrieben werden. Die Haupteigenschaft dieses Betriebs ist jedoch die Ruhestromsenkung im
Leerlaufbetrieb, was einen geringen Stromverbrauch ermöglicht. Der Nachteil ist hier die Tatsache,
dass unbrauchbare Übernahmeverzerrungen an den Wendepunkten der Signalkurve entstehen. Diese
Verzerrungen entstehen, weil beim Übergang in die nächste Signalhalbwelle die Röhren kurzzeitig
keinen Strom führen.
Um die Probleme beider Betriebsmethoden zu umgehen, benutzt man eine
AB-Gegenkopplungsschaltung(Abbildungen S.18). Bei dieser Schaltung wird das Signal vor der
Verstärkung in den Endstufenröhren wie beim B-Betrieb in einer so genannten Treiberstufe in positive
und negative Halbwellen zerlegt. Die erste Endstufenröhre verarbeitet dann nur die positiven
Halbwellen und die zweite die negativen. Damit keine Übernahmeverzerrungen entstehen, wird der
Ruhestrom bei Leerlauf nicht auf Null gesenkt, sondern so hoch eingestellt, dass die Verzerrungen
minimiert werden. Mit diesen Kompromiss kann man annähernd den Wirkungsgrad der B-Schaltung
erzielen sowie eine fast unverzerrte Signalkurve wie in der A-Schaltung.22
22
Haas S.37-38
17
Simple Darstellung einer AB-Gegentaktstufe. Die linke Röhre verarbeitet
die positive, die rechte die negative Halbwelle des Signals. Der Übertrager
gibt das Signal an die Lautsprecher weiter.23
Oben: Das unverzerrte Eingangssignal.
Unten: Die Übernahmeverzerrungen
aus dem B-Betrieb24
3.7.3 - Netzteil/Heizung
Netzteil des JTM45: Auf der Primärseite (rechts) des Transformators sind die erste Sicherung sowie der
Hauptschalter eingezeichnet. Optional kann eine kleine Lampe zur Funktionsüberwachung eingesetzt werden.
Auf der Sekundärseite (links) befinden sich die verschiedenen Trafoabgriffe für Heizung und Hochspannung
Vor die Anoden der Gleichrichterröhre können noch zusätzliche Widerstände geschaltet werden.25
23
24
Haas S.38
Ebd. S.37
18
Nachdem die Teile des Verstärkers erklärt sind, welche das Eingangssignal führen und für den größten
Teil der Tonerzeugung zuständig sind, befasst sich dieses Kapitel mit dem Netzteil eines
Röhrenverstärkers sowie der zugehörigen Heizung für die Elektronenröhren.
Das Netzteil hat die Aufgabe, den nötigen Strom für die Schaltung zu liefern. Da eine
Röhrenschaltung Gleichstrom benötigt, wird im Netzteil der vom Stromnetz eingespeiste Strom
gleichgerichtet. Dies geschieht meistens entweder mit Siliziumgleichrichtern oder
Röhrengleichrichtern. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, wobei die heute gebräuchlichere
Methode der Siliziumgleichrichter ist. Allerdings hat selbst die Gleichrichterschaltung Einfluss auf
den Klang eines Verstärkers (s. Kapitel 4.3).
Die Spannung, welche an der Primärseite anliegt, wird über den Transformator umgespannt. Ein Trafo
in einer Röhrenschaltung hat, wie auf der Abbildung zu sehen ist, auf der Sekundärseite mehrere
Abgriffe, damit mehrere Spannungen gleichzeitig von einem Trafo abgenommen werden können. Am
oberen liegt die Hauptspannung, die in den Signalstromkreis eingespeist wird. Darunter befindet sich
der Abgriff für die Heizung der Gleichrichterröhre. Die Röhre bekommt aus Sicherheitsgründen eine
eigene Heizwicklung, weil von der Kathode bei 550V eine erhebliche Gefahr von
Spannungsüberschlägen zwischen Heizfaden und Kathode ausgeht.26
Hinzu kommt, dass die Anoden der Gleichrichterröhre einen Mindestwiderstand benötigen. Dieser ist
meistens durch den trafoeigenen Widerstand gegeben, muss aber manchmal durch zusätzliche
Widerstände vergrößert werden. Ansonsten könnten die Spannungsspitzen, die beim Einschalten des
Verstärkers entstehen, die Röhre überlasten und zerstören.
Der untere Abgriff auf der Sekundärseite des Trafos ist für die Heizung der Elektronenröhren in Vorund Endstufe. Röhren können sowohl mit Wechselstrom als auch mit Gleichstrom beheizt werden.
Der Vorteil einer Wechselstromheizung besteht darin, dass sie mit sehr wenig Aufwand betrieben
werden kann, wie auch in der Abbildung zu sehen ist. Dort werden die Heizfäden direkt mit der
entsprechenden Trafowicklung verbunden. Allerdings entsteht bei einer Wechselstromheizung
zwangsläufig ein Brummen in den Röhren, da die Leitungen zwischen den Röhren sowie die
Heizfäden durch den Wechselstrom ein Magnetfeld erzeugen, welches die Elektronen in den Röhren
auf die 50 Hz des Stromnetzes zum Schwingen anregt.
Mit einer Gleichstromheizung kann man dieses Problem umgehen, allerdings ist sie weitaus
aufwändiger, da sie eine eigene Gleichrichterschaltung benötigt. Dafür ist sie absolut brummfrei aber
auch teurer.27
25
Auszug aus JTM45 Schaltplan
Haas S.34
27
Ebd. S.104
26
19
4 - Vergleich von Elektronenröhren mit Transistoren
In diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden, welche Unterschiede es zwischen
Elektronenröhren und Transistoren gibt, ohne auf deren genaue Funktion einzugehen. Wichtig ist,
warum die Elektronenröhre heute für viele Anwendungsbereiche nicht mehr interessant ist und
weshalb der Transistor es schaffte, sie im Laufe der Zeit fast komplett abzulösen.
4.1 - Betriebsumfeld
Sehr große Unterschiede zwischen Elektronenröhren und Transistoren liegen im Betriebsumfeld. Ein
großes Problem, dass die Röhre mit sich bringt, ist die benötigte Spannung. Da normale
Röhrenbauweisen Spannungen von 250 – 550V benötigen, sind für jede Schaltung, die mit ihnen
gebaut werden soll, große Transformatoren nötig. Im Gegensatz dazu steht der Transistor, der schon
bei Spannungen von z.B. 7V funktioniert und somit auch für den Batteriebetrieb geeignet ist.
Weiter benötigen Röhren eine sehr hohe Kathodentemperatur, um überhaupt arbeiten zu können.
Dabei entstehen am Glaskolben der Röhre Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius. Zusätzlich muss
man ein bis zwei Minuten warten, bis das Gerät betriebsbereit ist. Ein Transistor kann unter
Raumtemperatur arbeiten, allerdings muss er bei starker Belastung gekühlt werden.
Allein schon bei Betrachtung dieser beiden Faktoren des Betriebes sieht man deutlich, wie der
Transistor der Röhre hier überlegen ist. Deshalb ist es kein Wunder, dass bei der Einführung des
Transistors viele Bereiche von ihm übernommen wurden, wie z.B. portabler Militärfunk und Radios.
Hier spielt vor allem die geringe Betriebsspannung eine Rolle, denn Röhren können nicht mit
handelsüblichen Batterien betrieben werden.
Hinzu kommt, dass die Röhre durch ihre Bauart viel anfälliger für äußere Einwirkungen ist.
Alle Bauteile, die ein Magnetfeld erzeugen, sollten in der Nähe einer Elektronenröhre möglichst
abgeschirmt werden, da die Elektronen innerhalb der Röhre durch die so genannte Lorentzkraft sehr
anfällig auf diese Magnetfelder reagieren.
Des Weiteren löst sogar schon ein Klopfen gegen den Glaskolben ein Geräusch innerhalb eines mit
Röhre betriebenen Verstärkers aus. Dies ist auch der Grund für starke Rückkopplungen, die entstehen,
wenn der Lautsprecher, auf dem der Verstärker steht, zu stark vibriert. Die Rückkopplungen entstehen
durch einen Kreislauf, welcher beginnt, wenn die Lautsprecher brummen. Das Brummen wird von der
Röhre aufgenommen, verarbeitet und verstärkt an den Lautsprecher gesendet. Die logische Folge ist,
dass das Signal aus dem Lautsprecher wiederum verstärkt wird und noch stärker die Röhren
beeinflusst. Dies passiert solange, bis nur noch ein grelles Fiepen aus dem Lautsprecher kommt.
Ist hingegen gar kein Lautsprecher angeschlossen, kann dies bei einem Röhrenverstärker zur
Zerstörung führen.
20
Der Grund hierfür liegt an Spannungsüberschlägen. Diese treten auf, wenn durch die nicht
abgenommene Leistung am Netzteil die Betriebsspannung stark ansteigt. Hinzu kommt die
Spannungsspitze, die beim Abbau des Magnetfeldes einer Halbwelle im Ausgangsübertrager entsteht.
4.2 - Verzerrung/Klirrverhalten
Bei der Frage, warum viele Gitarristen für Röhrenverstärker Unmengen an Geld ausgeben, ist der
wichtigste Punkt das sehr unterschiedliche Verzerrverhalten, wie es in Kapitel 3.7.1.2 schon
angedeutet wurde.
Eine Röhre erzeugt als Obertöne immer ganzzahlige Vielfache des Grundtons. Es können zwar je nach
Wahl des Röhrentyps mehr Anteile der disharmonischen Töne enthalten sein, wie etwa Sekunden,
allerdings sind diese Obertöne immer noch harmonisch
im Vergleich zu den Erzeugten Verzerrungen von
Transistoren. Diese entsprechen
nämlich nicht der Obertonreihe, weil sie eben keine
ganzzahligen Vielfachen des Grundtons sind. Diese
Verzerrungen klingen weitaus unangenehmer als die der
Röhren und machen den erzeugten Klang unattraktiv.
Bei der Entwicklung von neuen Transistorverstärkern
versucht man mit immer komplexer ausgelegten
Klirrverhalten im Verhältnis zur Leistung.28
Schaltungen dieses Problem auszugleichen.
Mittlerweile gelingt dies ganz gut, allerdings war
früher genau dieses Problem ausschlaggebend dafür,
wieso der Transistorverstärker bei Musikern zu Beginn
seiner Entwicklung so wenig Anklang gefunden hat.
In der obigen Abbildung sieht man die Grafen, die den
Klirrfaktor in Abhängigkeit zur Leistung beschreiben.
Die Röhre erzeugt mit zunehmender Leistung
gleichmäßig immer mehr Klirranteile. Im Gegensatz
Das Verzerrverhalten einer Elektronenröhre mit
abgerundeten Amplituden29
dazu steht der Transistor, welcher bis zu einem bestimmten Punkt einen sehr niedrigen Klirrfaktor hat.
Nach Überschreiten der Sättigungsgrenze steigt der
Klirrfaktor jedoch schlagartig an,
was meistens in unangenehmen Erscheinungen wie
Clipping endet. Beispielsweise durch das starke
Anschlagen einer Gitarrensaite.
Das Verzerrverhalten eines Transistors mit
abgeschnittenen Signalspitzen(Clipping)30
28
Haas S.26
Ebd. S.26
30
Ebd. S.27
29
21
Die beiden unteren Abbildungen zeigen die Signalkurven eines übersteuerten Röhrenverstärkers sowie
eines übersteuerten Transistorverstärkers. Eine Verzerrung kommt in der Signalkurve in Form von
abgeschnitten Spitzen der Sinuskurve zum Ausdruck. Je runder die Signalspitzen noch sind, desto
„wärmer“ klingt das Ausgangssignal. Hier wird grafisch noch mal belegt, warum ein Röhrenverstärker
bei Übersteuerung als angenehmer empfunden wird als ein Transistorverstärker.
Der Klirrfaktor hat allerdings nicht nur Auswirkungen auf den Klang, sondern auch auf die Lautstärke
eines Verstärkers. Durch die hohe Anzahl an Obertönen empfindet man bei gleicher Leistung
Röhrenverstärker ungefähr doppelt so laut als Transistorverstärker.
4.3 - Eingangsempfindlichkeit/Kompression
Zwei weitere Verstärkereigenschaften, die für viele Gitarristen eine große Rolle spielen, sind das
Sustain und die Eingangsempfindlichkeit.
Das Sustain ist die Zeit, wie lange der Ton im Verstärker anhält. Je länger, desto besser.
Unter Eingangsempfindlichkeit versteht man, wie gut der Verstärker auf das unterschiedlich starke
Anschlagen der Gitarrensaite reagiert. Eine hohe Eingangsempfindlichkeit ist gegeben, wenn man
einen deutlichen Lautstärkeunterschied beim lockeren und festen Anschlagen der Gitarrensaite
wahrnimmt. Röhrenverstärkern mit Röhrengleichrichtern sagt man nach, dass sie bei beiden Faktoren
etwas besser dastehen, was ich auch durch eigenes Ausprobieren bestätigen kann.
Um den Grund für das längere Sustain zu verstehen, ist eine umfangreiche Erklärung nötig. Zunächst
betrachtet man die Stromaufnahme einer AB-Gegentaktendstufe (Kapitel 3.7.2). Als Beispiel wird
eine Endstufe mit 45 W Leistung bei 375 V angenommen. Bei dieser Konfiguration beträgt der
Ruhestrom der Endstufe ca. 80 mA, bei Vollaussteuerung jedoch 290 mA. Dies ergibt eine Differenz
von 210 mA. Da in diesem Fall der Widerstand pro Gleichrichteranode(Kapitel 3.7.3) mindestens 50
Ω betragen muss, ist laut dem Ohmschen Gesetz der Spannungsunterschied gleich 10,5 V. Hinzu
kommt der Spannungsunterschied im Trafo, welcher zwischen Leerlauf und Volllast entsteht(Kapitel
3.5).
Diese Erkenntnisse haben zur Folge, dass beim Anschlag einer Gitarrensaite am Netzteil zunächst die
Volllastspannung anliegt. Klingt die Saite ab, steigt durch die geringere Aussteuerung der Endstufe die
Netzteilspannung an, und die an die Lautsprecher abgegebene Leistung sinkt nicht so rapide, was
einen langen Ton zur folge hat. Dies wird auch Kompressionseffekt genannt.31
Siliziumgleichrichter haben zwar grundsätzlich nicht diesen Effekt, weil sie stoßstromfest sind und
somit keine Widerstände benötigen. Allerdings kann man diesen Effekt mit einem leistungsstarken
Widerstand nachbilden. Der Widerstand wird hinter dem Gleichrichter eingebaut und erzeugt je nach
Leistungsabnahme der Endstufe die Spannungsunterschiede.
31
Haas S.34-35
22
Die unterschiedliche Eingangsempfindlichkeit von Röhren- und Transistorverstärkern hängt mit dem
jeweiligen Verzerrverhalten zusammen. Wie in Kapitel 4.2 dargestellt, steigt bei der Röhre der
Klirrfaktor in Leistungsabhängigkeit viel linearer an. Da der Transistor bei zu hohem Eingangssignal
zu stark übersteuert, muss dieses Signal niedrig gehalten werden. Des Weiteren fällt der Klirrfaktor
beim Abnehmen des Signals rapide, was beides zur Folge hat, dass der erzeugte Ton sehr dünn klingt.
Die Röhre hingegen kann stärker belastet werden, und die Klirranteile fallen viel langsamer. Ergo
klingt der Ton voll und laut.32
4.4 - Zusammenfassung/Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Transistor zwar betriebstechnisch, wie auch
sicherheitstechnisch der Röhre weit überlegen ist, nicht zuletzt wegen der geringen Betriebsspannung.
Jedoch ist zu beachten, dass die klanglichen Vorteile der Elektronenröhre immer noch deutlich zu
erkennen sind und man es bis heute nicht geschafft hat, die Klangcharakteristiken der Transistoren an
die der Röhren anzupassen.
Der Transistorverstärker ist für Gitarristen also weiterhin nur günstige Durchschnittsware.
Wenn es darauf ankommt wirklich guten Sound zu erzeugen, kommt man an einem guten
Röhrenverstärker nicht vorbei. Allerdings nur mit dem nötigen Kleingeld.
5 - Messungen
32
Haas S.26
23
Damit die in den vorherigen genannten Kapiteln beschriebenen Funktionen nicht einfach als Theorie
stehen bleiben, werden in diesem Kapitel Experimente beschrieben, welche das vorher Genannte
belegen.
Eins der Experimente habe ich selbst durchgeführt, das andere lässt sich für mich auf Grund von
Unkenntnis hinsichtlich des Oszilloskops nicht durchführen.
5.1 - Experiment zur Filtermessung
Materialien:
- Sinustonfrequenzgenerator
- Spannungsmesser
- zwei Kabel
- Kondensator
- Widerstand
- Platine
Durchführung:
Zunächst werden der Widerstand
und der Kondensator nach dem
jeweiligen Schaltbild auf die
Platine gelötet. Diese bilden den
Filter.
Danach überlegt man sich die
Frequenzen, welche man messen
möchte.
Die zu messende Frequenz stellt
man dann am
Tonfrequenzgenerator, wobei die
Amplitude möglichst niedrig
gehalten werden sollte, weil kein
Der Aufbau eines einfachen Filters mit angelegter Spannung
Lastwiderstand als Abnehmer angeschlossen ist. Ansonsten könnte es passieren, dass man sein
Messgerät überlastet.
Nun misst man die Spannung, die am Ausgang des Generators anliegt. Dies ist die Eingangsspannung
für die vorher gelötete Filterschaltung. An die im Schaltplan gekennzeichneten Punkte legt man nun
diese Spannung an und misst mit dem Messgerät die Ausgangsspannung.
Beobachtung Tiefpassfilter:
24
Meine Beobachtungen beim Tiefpassfilter decken sich teilweise mit den Berechnungsergebnissen. Die
Messwerte stimmen zwar nicht exakt, aber bewegen sich innerhalb der Bauteiltoleranzen. Zudem
nehme an, dass der Tonfrequenzgenerator nicht die genaue Frequenz liefert, welche eingestellt wurde.
Das Gerät ist schon sehr alt und besitzt nur einen analogen Frequenzregler, weswegen man die Werte
nicht exakt einstellen kann.
Aber dennoch ist eindeutig bewiesen, dass die Ausgangspannung bei einem Tiefpassfilter mit
zunehmender Frequenz abnimmt.
Bei dieser Messreihe betragen die Kapazität des eingesetzten Kondensators 0,047 µF und der
elektrische Widerstand des verwendeten Widerstands 9970 Ω.
Frequenz
Eingangsspannung
Gemessene
Berechnete
Ausgangsspannung
Ausgangsspannung
50 Hz
0,281 V
0,276 V
0,246 V
500 Hz
0,267 V
0,147 V
0,111 V
1500 Hz
0,270 V
0,050 V
0,051 V
5000 Hz
0,290 V
0,018 V
0,009 V
Beobachtung Hochpassfilter:
Auch bei den Beobachtungen zum Hochpassfilter ist eindeutig bewiesen, dass niedrige Frequenzen
stärker als hohe Frequenzen gefiltert werden.
Allerdings gleichen sich auch hier die gemessene und berechnete Ausgangsspannung nicht, was
allerdings auf die Menge an Fehlerquellen zurückzuführen ist. Die verwendeten Bauteile sind die
gleichen wie bei der Messung des Tiefpassfilters.
Frequenz
Eingangsspannung
Gemessene
Berechnete
Ausgangsspannung
Ausgangsspannung
50 Hz
0,280 V
0,040 V
0,036 V
500 Hz
0,271 V
0,225 V
0,161 V
1500 Hz
0,270 V
0,263 V
0,220 V
5000 Hz
0,290 V
0,282 V
0,271 V
5.2 - Messung von Verzerrverhalten
25
Ein weiterer Versuch, den ich leider nicht selbst durchführen konnte, da mir sowohl die nötige
Erfahrung mit dem Oszilloskop fehlt als auch eine Oszilloskopkamera zur Aufzeichnung der
Ergebnisse, ist die Messung der Signalkurven von Verstärkern im übersteuerten Betrieb. Trotzdem soll
hier kurz der theoretische Aufbau sowie die Durchführung solch eines Versuches beschrieben werden.
Benötigte Materialien:
-
Oszilloskop
-
Oszilloskopkamera
-
Verstärker
-
Lastwiderstand
-
Mehrere Kabel
-
Sinustonfrequenzgenerator
Durchführung:
Als erstes sollte man an die Lautsprecherausgänge des Verstärkers den Lastwiderstand anschließen,
damit die Endstufe nicht versehentlich ohne Abnehmer eingeschaltet wird. Das Oszilloskop wird
parallel zum Lastwiderstand angeschlossen. Danach werden alle Klangsteller auf den rechten
Anschlag gestellt, damit das Signal möglichst ungefiltert passieren kann. Anschließend wird der
Generator an einen Eingangskanal des Verstärkers angeschlossen und eine Frequenz eingestellt. Es
gibt nun drei verschiedene Dinge, die gemessen werden können. Erstens die Verzerrungen in der
Vorstufe, wobei das Oszilloskop auch direkt hinter die letzte Vorstufenröhre geschaltet werden kann.
Zweitens die Verzerrungen in der Endstufe, so dass das Eingangssignal möglichst niedrig gehalten
wird, damit die Vorstufe nicht übersteuert, aber der Lautstärkeregler aufgedreht wird, damit die
Endstufe in die Sättigung kommt.
Drittens kann man noch das Gesamtverzerrverhalten messen, was beide oben genannten Verzerrtypen
zusammenschließt.
Da es jedoch nicht genügt, nur die Spannungsspitzen zu sehen, muss man hier zur Aufzeichnung der
Ergebnisse eine Oszilloskopkamera verwenden, deren Aufzeichnung synchron mit der zeitlichen
Messung gestartet werden muss.
Als Ergebnis erhält man Bilder für den objektiven Vergleich der Signalkurven.
6 - Nachwort
26
Abschließend kann ich für mich sagen, dass mir die Arbeit an diesem Thema viel Spaß bereitet hat,
allerdings auch sehr zeitaufwändig war.
Das größte Problem war für mich hierbei, dass wir in der Schule bis jetzt weder in der Mittel-, noch in
der Oberstufe über elektrische Grundprinzipien gesprochen hatten und ich mir dieses Wissen für diese
Arbeit selbst aneignen musste. Weiterhin war es für mich schwierig, gute Literatur über dieses Thema
zu finden, da die meisten Bücher so veraltet und umständlich geschrieben sind, dass sie für meine
Zwecke unbrauchbar waren.
Auch wenn es nicht einfach war, habe ich versucht, die teilweise sehr komplizierten elektrischen
Vorgänge so darzustellen, dass sie relativ leicht zu verstehen sind und man sich ein Bild darüber
machen kann, was in den verschiedenen Bauteilen sowie Schaltungen eines Verstärkers geschieht.
Die Antwort auf die Frage, ob die alte Technik der Elektronenröhren heute noch interessant ist, kann
ich eindeutig mit ja beantworten. Klanglich sind sie immer noch um einiges besser als vergleichbare
Produkte aus der Transistor- und Digitaltechnik. Sowohl im Gitarrenverstärkersegment als auch im
HiFi-Bereich, obwohl ich auf letzteren in dieser Arbeit nicht eingegangen bin.
Der hohe Preis für Gitarrenverstärker mit Elektronenröhren ist in meinen Augen trotzdem nicht
gerechtfertigt, da man hier das meiste Geld für Prestige und Markennamen bezahlt. Bei meiner
Kalkulation für den Selbstbau eines Verstärkers berechnete ich für alle Bauteile einen Preis von ca.
700 €. Auch mit allen zusätzlichen Kosten für Firmen wie Marshall und Fender sind 1600 € für ein
vergleichbares Produkt nicht angemessen.
Anders sieht es im HiFi-Bereich aus, weil man dort versucht, den Klirrfaktor so niedrig wie möglich
zu halten, was sich in hohen Preisen für die notwendigen Filter bemerkbar macht.
7.1 – Anhang Fachwortverzeichnis
27
Anode
positiv geladene Elektrode.
Anodenwiderstand
Ein hinter die Anode geschalteter Widerstand, der Einfluss auf den
Verstärkungsfaktor der Elektronenröhre hat.
Braun’sche Röhre
Eine in Fernsehgeräten verwendete Röhre, die Elektronen auf eine
Leuchtschicht schießt um ein Bild zu erzeugen.
Brummen
(hier) ein Geräusch, das sowohl durch das Mitschwingen der Elektronen
in Röhren durch umliegende Magnetfelder entsteht als auch durch
Sekundärelektronen, die durch hohe Elektronengeschwindigkeiten aus
der Anode geschlagen werden.
Clipping
Das Abschneiden der Spitzen einer Signalkurve. Starkes Clipping endet
meistens in einem Rauschen.
Dieelektrizitätskonstante
Ein konstanter Faktor, der zur Kapazitätsberechnung eines Kondensators
benötigt wird.
Dielektrikum
Ein beliebiges nicht leitendes Material, das zwischen die zwei
Leiterplatten eines Kondensators eingesetzt wird um die Kapazität zu
erhöhen.
Digitaltechnik
Im Gegensatz zur in diesen Schaltungen verwendeten Analogtechnik
arbeitet die Digitaltechnik mit logischen Abfragen, die in der einfachsten
Variante aus Strom und Nicht-Strom Impulsen bestehen.
dynamisch
Synonym für veränderbar.
Elektrisches Feld
Eine Eigenschaft des Raumes, die durch das Vorhandensein von
elektrischen Ladungen entsteht. Innerhalb eines elektrischen Feldes
entstehen so genannte Feldkräfte, die auf geladene Teilchen wie
Elektronen in eine bestimmte Richtung wirken.
Elektrode
Ein Leiter an den eine Spannung angelegt wird, um eine bestimmte
Wirkung auf andere Teilchen zu erzielen, wie z.B. das Anziehen von
Elektronen.
Elektronen
Die negativ geladenen Teilchen eines Atoms. Ein Elektron besitzt immer
die gleiche Ladung 1,602 * 10^-19 C. Innerhalb eines Stromkreises sind
sie die Ursache des elektrischen Stromes durch Bewegung vom Minuszum Pluspol.
Feldstärke
Die Feldstärke beschreibt, wie groß die Kräfte sind, die auf eine Ladung
innerhalb eines elektrischen Feldes wirken.
ferromagnetisch
Materialien, die durch die innere Ordnung der Elementarmagnete
magnetisch werden, bezeichnet man als ferromagnetisch.
Frequenz
Anzahl der Schwingungen pro Sekunde. Bei Wechselspannung die
28
Anzahl der Polaritätsänderung pro Sekunde.
Gleichspannung
Eine kontinuierliche Spannung, bei der die Kontakte nicht ihre polarität
ändern und ein Stromfluss immer in die gleiche Richtung gegeben ist.
Induktion
Ein Phänomen, das über ein Magnetfeld eine elektrische Spannung
innerhalb eines Leiters erzeugt.
Influenz
Ladungsverschiebung innerhalb eines Leiters, die über ein elektrisches
Feld hervorgerufen wird.
Ionen
Atome, bei denen die Anzahl der Protonen nicht mit der Anzahl der
Elektronen übereinstimmt. Ionen können sowohl negativ als auch positiv
geladen sein.
Kathode
negativ geladene Elektrode.
Lichtquanten
Auch Photonen genannt. Die Teilchen, welche als elektromagnetische
Wellen dargestellt werden, wie in diesem Fall Licht.33
Lorentzkraft
Eine Kraft, die innerhalb eines Magnetfeldes auf einen Ladungsträger
ausgeübt wird.
Molekularanziehung
Die Anziehung von Elektronen und Protonen innerhalb eines Atoms.
Obertonreihe
Die Obertöne über einem Grundton lassen sich in einer logarithmischen
Reihe darstellen, welche Obertonreihe genannt wird.
Ohmsches Gesetz
Das ohmsche Gesetz beschreibt die Spannung in Abhängigkeit zum
elektrischen Widerstand sowie der Stromstärke mit der Formel U=R*I.
Oktave
Die Oktave eines Tons hat genau die doppelte Frequenz des Grundtons.
Operatoren
So genannte integrierte Chips, die es sowohl in analoger als auch
digitaler Ausführung gibt.
Oszilloskop
Ein Messgerät zur Spannungsmessung über eine Zeitachse
Permittivitätszahl
Ein von dem verwendeten Dielektrikum abhängiger Faktor, der zur
Kapazitätsberechnung eines Kondensators benötigt wird.
Perpetuum Mobile
Eine physikalisch nicht mögliche Konstruktion, welche einmal in Gang
gesetzt ohne Energieverlust immer weiter arbeitet.
Polarität
Positive und negative Ladung; Ladungstrennung.
Quarte
Die Quarte steht im Frequenzverhältnis 3:4 mit dem Grundton.34
Quinte
Die Quinte steht im Frequenzverhältnis 2:3 mit dem Grundton.35
Sättigungsgrenze
Die Grenze in einem Bauteil, die den optimalen Arbeitspunkt festlegt.
Sekundärelektronen
Elektronen, die nicht für die Funktion der Elektronenröhre relevant sind.
Sie entstehen ungewollt.
33
http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtquant
http://de.wikipedia.org/wiki/Quarte
35
http://de.wikipedia.org/wiki/Quinte
34
29
Sinuswellen
Eine Kurve, die sich durch die Sinusfunktion darstellen lässt.
Spannungsüberschlag
Ein Elektronenstrom bzw. Funke zwischen zwei Leitern durch Luft oder
ein anderes nicht leitendes Material.
statisch
nicht veränderbar.
Terz
Die (große) Terz steht in einem Frequenzverhältnis von 5:6 zum
Grundton.
Tonsignal
Ein Signal, dass sich im Frequenzspektrum des menschlichen Ohres
befindet. Ca. 20 – 16000 Hz.
Transistor
Ein aktives Halbleiterbauelement, das zur Verstärkung von elektrischen
Signalen eingesetzt wird.
Treiberstufe
Eine Schaltung in einem Verstärker, welche die Signalkurve des
Eingangssignals in positive und negative Halbwellen zerlegt.
Übersteuern
Der Betrieb eines elektrischen Bauteils über seinen Arbeitspunkt hinaus.
Vakuum
luftleerer Raum.
Wechselstrom
Strom der seine Richtung mit einer bestimmten Frequenz ändert.
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad sagt aus, wie viel der benötigten Energie für den
eigentlichen Zweck umgesetzt wird. Umso höher der Wirkungsgrad
eines Bauteils, desto effizienter arbeitet es.
7.2 - Messreihe 1
30
Klirrfaktoranteile bei verschiedenen Röhrentypen.( k2 = Oktave, k5 = Terz)36
7.3 - Schaltplan JTM45
36
Haas S.19-20
31
Schaltplan des Marshall JTM45
7.4 - Literatur
32
Bücher
1. Gerhard Haas „Gitarrenverstärker selbstgebaut“ 1999 Elektor Verlag
2. Siemens „pu 26 Physikalische Grundlagen der Elektronenröhren“ 1971
3. Siemens „pu 28 Die Triode“ 1973
Weitere Quellen
1. http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenr%C3%B6hre
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand_%28Bauelement%29
3. http://de.wikipedia.org/wiki/Potentiometer
4. http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsteiler
5. http://de.wikipedia.org/wiki/Drossel_%28Elektrotechnik%29
6. Ralf Engel, Dipl. Ing. für Elektrotechnik
7.5 - Erklärung
Ich versichere hiermit, dass ich diese Facharbeit selbständig verfasst, keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel verwendet habe und dass sämtliche Stellen, die benutzten Werken im
Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen worden sind, mit Quellenangaben kenntlich gemacht
wurden. Diese Versicherung gilt auch für Zeichnungen, Skizzen und bildliche Darstellungen.
Helsa den 04.05.06
33
Herunterladen