Aktuelles Theatermagazin

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Frühjahr | Sommer 2016
THEATER OSNABRÜCK
Das Magazin
Vorhang auf: Dürrenmatt DIE PHYSIKER
Gustav Rueb und Stefan Haschke
Hinter den Kulissen: Die Operette CLIVIA
Mehr als nur mit Augenmaß
Live dabei: Das Theater probt LOHENGRIN
Großes Aufgebot für die große Oper
FUNDUS
Wagners romantische Oper um den Schwanenritter Lohengrin feierte einen rauschenden
Premierenerfolg am Theater Osnabrück. Wie in kaum einem anderen Werk steht hier der Chor im
Mittelpunkt der Handlung. Bis zum 3. Juni ist die Oper noch im Theater am Domhof zu erleben.
THEATER MAGAZIN
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie kommt eine der größten Choropern der Geschichte auf die Osnabrücker
Bühne, wie schafft man es, einen Schauspielklassiker der 60er Jahre aktuell
und lebendig zu inszenieren, und was macht eigentlich ein technischer Produktionsleiter? Drei große Repertoireklassiker haben unsere Arbeit in den ersten
Monaten des neuen Jahres bestimmt: Wagners romantische Oper LOHENGRIN,
Dürrenmatts Polit-Komödie DIE PHYSIKER und Nico Dostals Operettenhit CLIVIA.
Viele Monate hat Chordirektor Markus Lafleur mit den über 60 Sängerinnen und
Sängern des erweiterten Opernchores gearbeitet, um das Märchen vom
Schwanenritter musikalisch perfekt auf die Osnabrücker Klangverhältnisse
abzustimmen. Bei der Premiere hielt es das begeisterte Publikum nicht mehr
auf den Sitzen, gerade auch der Chor wurde mit Ovationen überschüttet – der
schönste Lohn für harte Arbeit! Klassiker hin oder her, Dürrenmatts Atomgroteske DIE PHYSIKER ist so aktuell wie bei der Uraufführung vor 55 Jahren. Der
angebliche Fortschritt bedroht uns unverändert, Nordkoreas atomare Aufrüstung zeigt das ebenso wie die überwunden geglaubte Konfrontation von Ost
und West, die längst neu aufflammt. Ist es die einzige Hoffnung, den Wahnsinn
der Welt in ein Irrenhaus zu bannen? Wenigstens bleiben uns die komödiantischen Funken, die Dürrenmatt daraus schlägt. Eine wilde, bunte und mitreißende Operette wie Nico Dostals CLIVIA braucht vor allem eins: perfekte Planung. Dafür sorgen der technische Produktionsleiter Andreas Kaiser und die
Spezialisten in den Kostüm- und Dekorationswerkstätten. Lesen Sie, wieviel
Detailarbeit es braucht, um rauschende Unterhaltung möglich zu machen.
Ihr Theater Osnabrück, mitten im Herzen der Stadt gelegen, ist eine „Traumfabrik“ der besonderen Art – tagtäglich arbeiten 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran, große Kunst für Sie zum besonderen Erlebnis zu machen. Lesen
Sie im neuen Theatermagazin, was sich hinter den Kulissen tut, um Ihnen immer wieder aufs Neue aufregendes Theater zu bieten.
Herzlichst,
Ihr
Dr. Ralf Waldschmidt, Intendant
Impressum
Herausgeber:
Städtische Bühnen Osnabrück gGmbH
Domhof 10/11, 49074 Osnabrück
Verantwortlich i.S.d.P.:
Theater Osnabrück, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit,
Dramaturgie, Nora Vogt
Redaktionelle Gestaltung:
NOW-Medien GmbH & Co. KG
Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück
Lothar Hausfeld
Grafische Gestaltung:
MSO Medien-Service GmbH & Co. KG,
Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück
Holger Trentmann
Druck:
Druck- und Verlagshaus Fromm GmbH & Co. KG
Breiter Gang 10-16, 49074 Osnabrück
Titelfoto: Jörg Landsberg (zu sehen: Lina Liu, Andrea Baker, LOHENGRIN)
Foto: Jörn Martens
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Regisseur Gustav Rueb und Schauspieler Stefan Haschke im Interview
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Ergänzen sich perfekt: Rafaële Giovanola und Mauro de Candia.
Interpretieren einen modernen Klassiker neu: Stefan Haschke (l.) und Regisseur Gustab Rueb erkennen in DIE PHYSIKER Parallelen
zur aktuellen Weltsituation.
Der Regisseur Gustav Rueb und Schauspieler
Stefan Haschke sprechen über Friedrich Dürrenmatts Komödie DIE PHYSIKER, die am 9. April im
Theater Osnabrück Premiere hat. Rueb ist wie Dürrenmatt gebürtiger Schweizer und hat am Theater
Osnabrück bereits JENSEITS VON FUKUYAMA und
IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS inszeniert.
Der Schauspieler Stefan Haschke übernimmt in
dem Stück die Rolle des Physikers Johann Wilhelm
Möbius, der die sogenannte Weltformel" entdeckt
"
hat, die in den falschen Händen zur Vernichtung
der Menschheit führen könnte.
Herr Rueb, DIE PHYSIKER gehören zu den größten Theatererfolgen der Nachkriegszeit. Entstanden im Jahr 1961 und zigfach aufgeführt. Denkt man bei
einer erneuten Inszenierung „nicht schon wieder“?
ueb: Das Stück ist schon sehr zeitverhaftet und viele meinen, das sei
einfach blöder Schulstoff. Aber es ist ein moderner Klassiker, da hat es
mich schon interessiert, das zu machen. Und DIE PHYSIKER ziehen immer
noch das Publikum an. Ein großes Haus wie das Theater Osnabrück muss
ja auch gefüllt werden.
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Inwiefern sind DIE PHYSIKER zeitverhaftet?
ueb: Es hat einen sehr genauen Bezug zum Atomkrieg und Dürrenmatt
hat das Thema auf eine sehr moralische Art betrachtet. Das macht man
heute nicht mehr so. Wir sind da zynischer geworden. Dürrenmatt war eine
widersprüchliche Person und er wollte das Thema nicht in Harmlosigkeit
verhandelt haben.
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THEATER MAGAZIN
VORHANG AUF!
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ueb: Ich finde, dass die Sprache durchaus Witz hat, da sie so veraltet
ist. Aber das, was Stefan als merkwürdig beschreibt, sind auch in vielen Fällen Helvetismen.
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Sie sind gebürtiger Schweizer. Wollen Sie sagen, dass das Stück gewissermaßen eine Schweizer Ebene besitzt?
ueb: Absolut. Und Dürrenmatt spielt damit. Alles hat so eine Lieblichkeit und Nettigkeit, aber eigentlich ist es gar nicht so nett. Das Irrenhaus steht auf einer grünen Wiese, alles ist so ländlich verkorkst. Und auch
der auftretende Kommissar ist ja eher der Kleinstadtkommissar. Das hat
etwas Provinzielles. Es gibt da auch diese Form von Langsamkeit, alles ist
ein bisschen gemütlich – und darin liegt eine gewisse Bösartigkeit und
auch das Groteske: Bei gutem Essen werden krasse Dinge verhandelt. Alle
sind der Meinung, sie sind dabei Weltgeschichte zu schreiben. Aber sie
sitzen im Irrenhaus. Sie sitzen dort und glauben ernsthaft, ihr Beitrag sei
ganz wichtig. Dabei ist das Ganze schon gelaufen.
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Wie wollen Sie dieses Groteske in der Inszenierung herausarbeiten?
ueb: Ich möchte, dass alle Figuren sehr weit getrieben werden, auch
körperlich. Mit einer gewissen Form an Überzeichnung soll es gelingen, aus dem Komödienrealismus herauszutreten. Der merkwürdige Alltag der Physiker und das Setting machen da viel möglich. Aber es ist alles
noch sehr im Fluss, wir sind gerade erst dabei, das erste Viertel des Stücks
zu proben.
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Eine Schweizer Ebene: Wie Dürrenmatt ist auch Rueb gebürtiger Schweizer – und er erkennt in der vordergründig gemütlichen
Langsamkeit eine Form von Groteske und Bösartigkeit.
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Heute haben wir etwa die Klimaerwärmung und stellen
fest, dass der Dialog der Religionen nicht mehr funktioniert. Wir haben die Welt seit der Uraufführung von DIE
PHYSIKER fünfzig Jahre weiter an den Abgrund getrieben – das macht das Thema aktuell und noch kurioser.
Und der Ort, wo Dürrenmatt die Handlung ansiedelt –
eine Irrenanstalt – ist schon ein tolles Grundsetting.
Wie kann man trotz der engen Verknüpfung der Frage nach
der Verantwortung der Wissenschaft mit der Atomkrise
der 60er Jahre einen Gegenwartsbezug herstellen?
ueb: Wir bleiben bei der Inszenierung schon im
Physikersystem, aber ich glaube, dass man das weitertreiben, die Weltuntergangsstimmung spürbar machen kann: Diese durchgeknallte Gesellschaft, die sich
in der Irrenanstalt trifft und trotz des Gefühls eines be-
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vorstehenden Untergangs rationale Diskussionen führt. Das möchte ich
herausarbeiten. Und vor dem Hintergrund, was in den fünfzig Jahren seit
der Entstehung des Stückes geschehen ist, ist die Grundsituation noch
absurder, noch hoffnungsloser.
Herr Haschke, was ging in Ihnen beim ersten Lesen des Stücks vor?
aschke: Ich kannte das Stück bislang tatsächlich nur von diversen
schlechten Schulaufführungen. Aber es ist wirklich ein interessanter
Stoff. Diese drei Typen sitzen seit Jahren in der Klapse. Das ist ein spannender Ort. Quasi einer mit Geheimnis, wie auch die drei Physiker eines
haben. Und so etwas ist für einen Schauspieler ja das Schönste: Wenn die
Figuren ein Geheimnis haben. Ich habe das Stück nicht nur gelesen, sondern auch eine Verfilmung aus den 60ern angesehen. Da dachte ich mir
nur: Mein Gott, wie geht man mit dieser Sprache um? Die wirkt nämlich
schon etwas altbacken. Aber eigentlich sage ich fast nie genau das, was
im Text steht.
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aschke: Ich beschäftige mich für die Rolle des Möbius gerade mit den Äußerlichkeiten. Etwa: Wie ist
jemand, der seit Jahren in so einem System lebt? Jetzt
laufe ich manchmal auf der Straße und probiere Körperlichkeiten aus, etwa ruckartige Kopfbewegungen
aus. Ich habe schon ein paar Ideen.
„Es soll nicht so harmlos bleiben.“
Und das Bühnenbild?
ueb: Das ist eine naive, kindliche Welt. Ein pastellfarbener Pavillon mit Möbeln, Trimm-Dich-Rädern
und einer Orgel. Wie so eine kleine Traumwelt, in der die
Figuren nicht viel von der Realität mitbekommen.
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Wie weit wollen Sie sich mit der Überzeichnung von einer
ganz klassischen Inszenierung entfernen?
ueb: Ich verorte mich da in der Mitte. Es ist sinnlos,
das Stück total auseinanderzunehmen. Aber ich bin
schon dafür, zu bohren und die Frage zu stellen: Was
hat das mit uns zu tun? Da möchte ich einen modernen
Ansatz finden. Auch darin, wie die Figuren gezeichnet
sind. Es soll nicht so harmlos bleiben, wie man das beim
Lesen denken könnte.
Text: Heiko Kluge | Fotos: Philipp Hülsmann
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INTERVIEW
INTERVIEW
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TRI_ANGLE (SWEET SHADOW)
Choreografien von Mauro de Candia,
Marco Goecke und Stephan Thoss
Foto: Jörg Landsberg
Aktuell im Theater am Domhof
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Hinter den Kulissen
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Hinter den Kulissen
Mehr als nur mit Augenmaß
Bühnenbildner und Konstrukteure arbeiten eng zusammen für den Rahmen von CLIVIA
Hinter einem Bühnenbild steckt jede Menge Maßarbeit. Von der
Einreichung des Konzepts über die Bauprobe und Werkstattabgabe bis hin zur Konstruktion und Produktion vergehen viele
spannende Wochen. Eine bunte Operette wie CLIVIA erfordert
dabei eine ganz besondere Optik.
Damit sich der Zuschauer am Ende in die fiktive südamerikanische Republik
Boliguay hinein versetzt fühlt, in der die Handlung um das Jahr 1930 herum
angelegt ist, bedarf es verschiedener Arbeitsschritte, die sorgfältig koordiniert und ausgeführt werden müssen. Denn wenn nur ein einziges Teil oder
Versatzstück nicht passt, führt das schnell zu einem unheilvollen Dominoeffekt. Dabei spielt auch die Abwägung zwischen dem, was auf der einen Seite
künstlerisch gewünscht und auf der anderen Seite technisch machbar und
nicht zuletzt auch finanzierbar ist, eine entscheidende Rolle. Einen kühlen
Kopf zu bewahren und scharf mit einem vorgegebenen Budget zu kalkulieren,
ohne dabei den künstlerischen Anspruch des ursprünglichen Konzepts aus
den Augen zu verlieren oder aufs Spiel zu setzen, ist dabei die Aufgabe von
Handwerkliche Umsetzung: Bei der Produktion in den Werkstätten des Theaters.
Millimetergenaue Maßarbeit: Andreas
Kaiser sorgt als technischer Produktionsleiter für praktikable Lösungsansätze.
Alles im Kasten: Bei der Premiere sollte
es auf der Bühne in etwa so aussehen
wie das Modell es vorgegeben hat.
Über sieben Perücken musst du gehen:
Allein die Hauptdarstellerin wechselt in
Clivia so oft ihr Kostüm mitsamt Frisur.
Andreas Kaiser, der als technischer Produktionsleiter für
eine machbare Umsetzung des Bühnenbildkonzepts buchstäblich verantwortlich zeichnet.
Denn am Anfang steht die konzeptionelle Arbeit. Die Zeichnungen des vom Theater beauftragten, freischaffenden
Bühnenbildners, eine genaue Stückliste und möglichst viele
andere Details sind dabei die Arbeitsgrundlage. Dessen
Grundrisse, Schnitte und Bauteilansichten gilt es, zunächst
überschläglich und passend für die Bühne umzusetzen. Die
Ergebnisse müssen nicht nur einer technischen Prüfung
standhalten, sondern auch im Hinblick auf verwendbare
Materialien, finanzielle Aufwendungen, Produktionszeiten
und nicht zuletzt ihre Auswirkungen auf den Proben- und
Spielbetrieb abgeklopft werden. Im Fall von CLIVIA hat man
es zum Beispiel mit sehr hohen Bauteilen und entsprechend
großen Transportmaßen zu tun. Dabei stellt sich dann die
Frage, inwieweit auf im Hause bereits vorhandene Materialien zurückgegriffen werden kann oder in welchem Ausmaß
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Sonderanfertigungen in Auftrag gegeben werden müssen
und wie der vorhandene Raum optimal genutzt werden
kann.
Vier Wochen nach der Konzepteinreichung durch den Bühnenbildner steht dann die Bauprobe im Theater an. Sie dient
dazu, allen an der Produktion Beteiligten anhand des Bühnenmodells und von Markierungen ein Gefühl für die Sichtund Größenverhältnisse und Machbarkeiten im realen Raum
zu vermitteln. Dort werden technische oder bauliche Lösungsansätze durchdacht und verhandelt. Die aus der Bauprobe gewonnenen Erkenntnisse werden in die Präsentation
bei der Werkstattabgabe eingearbeitet, der noch einmal eine
Konstruktionszeit folgt. Am Rechner werden die Dekorationselemente in den dreidimensionalen Bühnenraum detailliert und umsichtig konstruiert, Zeichnungen für die Produk-
Hinter den Kulissen
tionswerkstätten abgeleitet. Für CLIVIA sind dies mehr als 30, größten-teils
zweidimensionale Dekorationselemente. Augenmaß allein reicht hier nicht
mehr aus. Es handelt sich um echte Millimeterarbeit.
Auf dieser Grundlage machen sich dann Tischler, Schlosser, Polsterer, Plastiker und Maler an die Arbeit der passgenauen Produktion. Während in den
hauseigenen Werkstätten des Theaters in der Nähe des Hafens Stahl geschweißt, Holz genagelt, getischlert und gemalt wird, werden am Domhof die
zahlreichen bunten Kostüme für CLIVIA genäht und die Perücken unter anderem produziert. Allein die Hauptdarstellerin wechselt in der Operette siebenmal
komplett ihr Kostüm, was bei anderen Theaterformen eher unüblich ist, wie
Christine Saurbier betont, die als Gewandmeisterin die Damenschneiderei des
Theaters leitet. Aber es gehört eben zu dem farbenprächtigen, ausstattungsintensiven Stück dazu, dass mit viel Aufwand und mehr als nur Augenmaß
auch ein optischer Hochgenuss für die Zuschauer werden soll. Text: Matthias Liedtke | Fotos: Philipp Hülsmann
LIVE DABEI
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Großes Aufgebot für die große Oper
Der Hauschor des Theaters probt gemeinsam mit Extrachor und dem
freien Opernchor „coruso“ für LOHENGRIN
Viel Stoff für CLIVIA: In der Schneiderei sorgt man für den richtigen Zuschnitt.
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Richard Wagners große Oper LOHENGRIN auf die Bühne zu bringen,
ist für das Theater eine spannende Herausforderung. Nur mit Hilfe
einer Erweiterung des Chores auf mehr als die doppelte Anzahl an
Sängern kann sie gestemmt werden. Von der Zusammenarbeit
profitieren Akteure und Zuschauer gleichermaßen.
Chordirektor Markus Lafleur koordiniert
die zeitaufwändigen Chorproben.
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Drei Wochen vor der Premiere: Bühnenprobe mit Chor im Theater am Domhof.
Mit vereinter Stimmkraft für den Lohengrin: (von links) Luise und Marc Selige und
Markus Wetzlich aus dem Extrachor und César del Rio, Mitglied des Opernchors.
Wenn Sachsen und Brabanter vielstimmig gegeneinander
ansingen, sind vor allem eine Menge kräftiger Männerstimmen nötig, um die gewaltige Intensität der großen Geschichte um Macht, Mord und Rache auf die Bühnenbretter
zu bringen. Regisseurin Yona Kim hat alle Hände voll zu tun,
als sie bei der zweiten Chorprobe auf der großen Hauptbühne des Theaters die insgesamt mehr als 60 Sängerinnen
und Sänger auf ihre jeweilige Position bringen muss. Doch
damit ist es nicht getan. Ungewöhnlich viel Bewegung ist in
der Handlung, so dass Auf- und Abläufe, Zu- und Abgänge
sowie Übergaben von Flaggen, Flinten und anderen Objekten
sorgfältig koordiniert werden müssen.
Da der Orchestergraben für die Auftritte der Solisten genutzt
wird, sind die Orchestermusiker in den hinteren Bühnenteil
versetzt worden, wo sie durch einen transparenten Schleier
vom gesanglichen und schauspielerischen Geschehen getrennt sind. Auch der Dirigent befindet sich somit im Rücken
der Sänger und kann nur über Monitore verfolgt werden, die
für den Zuschauer unmerklich an verschiedenen Stellen um
die Bühne herum positioniert sind. Auch und gerade für die
Mitglieder des Extrachores, der für größere Produktionen
regelmäßig angefordert wird, ist diese indirekte Form der
Leitung jedoch nichts Ungewöhnliches. Es sind vielmehr der
hohe musikalische Anspruch sowie die umfänglichen Chorpartien und Choreografien, die den bunt gemischten Chor in
besonderer Weise herausfordern.
Als „schwer, aber machbar“ fasst der spanische Tenor César
del Rio die Aufgabe zusammen, der als festes Chormitglied
am Theater angestellt ist und es nur selten mit so ungewöhnlichen Tonlagen zu tun hat, wie sie im LOHENGRIN gefordert
werden. Unterstützt wird der 23-köpfige Hauschor dabei nicht nur vom semiprofessionellen Extrachor, sondern auch von acht Herren des freien Opernchores „coruso“, der bundesweit bei größeren Projekten professionell aushilft.
Ohne Eitelkeiten wird Wagners
Wagnis zum lohnenden LOHENGRIN
„Seitenlange Fortissimo“, die duellierende „Doppelchörigkeit“ und andere „Extrem- und Randbereiche“ des Chorgesangs, die der LOHENGRIN als großes, ambitioniertes Musiktheater streift, betrachtet nicht nur Marc Selige als große
Herausforderung. Gemeinsam mit seiner Frau und Mezzosopranistin Luise Selige singt er im Extrachor. „Teil einer Handlung zu sein“ und samt Kostüm und
Maske „in eine völlig andere Haut zu schlüpfen“ begeistert ihn besonders am
Mitwirken an der großen Oper, wo im Gegensatz zum „normalen Chor“ eben
auch „Gefühle und Gemütslagen“ dargestellt werden müssten. „Man empfindet
mehr mit“, pflichtet ihm sein Bass-Kollege Markus Wetzlich beim Gespräch im
Chorprobenraum bei, wo man sich über die „Suchtgefahr“ der ganz speziellen
Choraufgaben einig ist: „Die Grenzen zwischen den professionellen Sängern und
denen, die dazu kommen, spielen dabei sehr schnell keine Rolle mehr und verschwimmen zu einer einzigen großen Gemeinschaft.“
Auch Chordirektor Markus Lafleur, der für die Koordination der Chorproben unter
der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Andreas Hotz verantwortlich ist, zeigt sich froh darüber, dass der mittlerweile auf über 30 Mitglieder
angewachsene Extrachor „mit so viel Liebe und Herzblut“ nicht nur dabei, sondern auch voll integriert ist – insbesondere bei einer Produktion wie LOHENGRIN,
die auch einen „enormen Zeitaufwand“ erfordert. Gemeinsam hängen sich aber
alle Beteiligten mit viel Ehrgeiz und ohne falsche Eitelkeiten so in das Projekt
hinein, dass das Wagnis Wagner am Ende zu einem lohnenden LOHENGRIN wird.
Text: Matthias Liedtke | Fotos: Matthias Liedtke/Philipp Hülsmann
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Ringe, Weißgold,
Brillanten
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Memoire-Ringe,
Weißgold, Brillanten
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Münster 0251-590530
Osnabrück 0541-21757
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