Schutzsucher, Tänzer und toller Kerl

Werbung
Serie Arten des Jahres 2016, Teil 4
Schutzsucher, Tänzer und toller Kerl
Höhlentier des Jahres:
das Höhlenlangbein
Insekt des Jahres:
der Dunkelbraune
Kugelspringer
Wissenschaftlicher Name:
Amilenus aurantiacus (SIMON)
Familie: Schneider (Phalangiidae)
Verbreitung: von West-Frankreich und Belgien bis Nord-Griechenland und Bulgarien
Ökologie: troglophil, sucht also
Höhlen gezielt auf, lebt aber
auch im Freiland
as zu den Weberknechten zählende Höhlenlangbein verbringt
einen Großteil seines Lebens in
Höhlen. Vor allem in der kalten Jahreszeit von Oktober bis März bieten
ihm unterirdische Räume, in denen
die Temperatur nicht oder nur wenig
unter den Gefrierpunkt fallen, den
notwendigen Schutz.
Bei einer Kartierung der Art in etwa
1.400 Höhlen und künstlichen Hohlräumen, z.B. Felsenkeller, Bergwerkoder Westwallstollen, im Saarland
und in Rheinland-Pfalz um das Jahr
2000, wurde es in 25 Objekten angetroffen und stellte sich damit als
der häufigste Weberknecht in Höhlen
heraus. Die Weibchen sind mit 3,5 bis
5,5 mm Länge (ohne Beine) deutlich
größer als die 2,8 bis 3,3 mm kleinen
Männchen.
Foto: Klaus Bogon
Im Frühjahr oder im Frühsommer
legen die Weibchen Eier am Waldboden ab. Die Jungtiere können
sich sowohl außerhalb als auch
innerhalb einer Höhle entwickeln.
Geschlechtsreif werden sie zwischen
Dezember und Februar. Außerhalb
der unterirdischen Hohlräume lebt
das Höhlenlangbein meist an schattigen Stellen in der Krautschicht, an
Baumstämmen oder an Felsen.
18
Umweltmagazin Saar 4/2016
Wissenschaftlicher Name:
Esox lucius (LINNAEUS)
Familie: Hechte (Esocidae)
Verbreitung: Nordamerika,
nördliches Asien und Europa
Ökologie: Standfisch, meist in
kraut- und strukturreichen Uferzonen stehender und fließender
Gewässer, selten im Brackwasser
Wissenschaftlicher Name:
Allacma fusca (LINNAEUS)
Familie: Kugelspringer (Sminthuridae)
Verbreitung: Holarktisch
(Europa, außertropisches Asien,
Nordamerika)
Ökologie: in feuchten Habitaten
nahe der Erdoberfläche
Z
um Insekt des Jahres wurde eine
Tierart gekürt, die vermutlich
kein Insekt ist, sondern einer nahe
verwandten Gruppe, den Sackkieflern (Entognatha), angehört. Neuere
molekulargenetische Untersuchungen zeigen nicht eindeutig, ob die
Springschwänze, zu denen der
Dunkelbraune Kugelspringer zählt,
in der Nähe der Insekten oder der
Krebse stehen.
Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag
D
Fisch des Jahres:
der Hecht
Springschwänze sind maximal 5 mm
kleine Tiere, die meist am Boden
leben. Der Dunkelbraune Kugelspringer, einer von weltweit 8.000
bis 8.500 Springschwanzarten, ist in
Mitteleuropa häufig. Er lebt in feuchten Wäldern und ist ein wichtiger
Humusbildner.
Die Balz des Dunkelbraunen Kugelspringers hat es in sich. Das Männchen setzt einen oder mehrere winzig
kleine Spermatropfen ab und wartet
auf ein Weibchen. Sobald eins eintrifft, betasten sich beide mit ihren
langen Antennen und drehen sich
umeinander. Das Weibchen nimmt
anschließend mit ihrer Geschlechtsöffnung die Spermien auf. Falls kein
Weibchen in der Nähe sein sollte,
verzehrt das Männchen das Sperma
und setzt einige Stunden später erneut welches ab.
Foto: Gunter Daniel
Naturschutz
D
er Hecht benötigt pflanzenreiche
Uferbereiche, aus denen heraus
er als Ansitz- und Stoßjäger seine
Nahrung erbeuten kann.
Krautreiche Bereiche in der sich
schnell erwärmenden Flachwasserzone braucht er ebenso zur Ablage
der Eier. Die Hechtlarven wachsen
dort in einer geschützten Umgebung
auf. Fallen solche Ufer weg, wie in
großem Ausmaß beim Ausbau der
Saar während der zweiten Hälfte des
vergangenen Jahrhunderts auf weiten Strecken geschehen, brechen die
Bestände des Hechts zusammen. An
seine Stelle tritt der Zander, der aus
dem Donaueinzugsgebiet stammt
und zu den Freiwasserschwimmern
zählt. Esox lucius steht als Beispiel
für viele Fischarten und sonstige
Wassertiere, die auf intakte Ufer
angewiesen sind. Auen und Überschwemmungswiesen sind inzwischen selten.
Im Saarland besiedelt der Fisch des
Jahres 2016 u.a. die Saar oberhalb
Saarbrückens, die Nied, die Prims
und die Oster. Daneben wird er in
zahlreichen Angelweihern gezüchtet.
Ein Hecht kann deutlich über 1 m
lang werden. Er ist ein gefragter
Speisefisch. Im Saarland steht er
nicht auf der Roten Liste.
Dr. Martin Lillig
Herunterladen