Titelthema 20 Anthropologie – die Lehre vom Menschen Skelette oder Leichenbrand, Mumien und Moorleichen: Mit modernen Verfahren lässt sich aus menschlichen Überresten eine Vielzahl an Informationen über das Leben in der Vorzeit gewinnen. Bewährte herkömmliche Methoden und moderne Analyseverfahren führen zu erstaunlichen Erkenntnissen über Krankheiten, die Folgen von Gewalt oder sogar zum genetischen Code von Krankheitserregern. Für alle, die das Leben der Menschen in vergangenen Epochen erforschen möchten, ist die Anthropologie unentbehrlich. Inhalt AiD 2 2017 8 Kannibalismus in der Pfalz? Überreste von mehr als 500 Menschen aus Herxheim zeugen von befremdenden Ritualen in der Jungsteinzeit. Sie wurden getötet, zerlegt, entbeint, die Knochen zu Splittern zerschlagen und in den Gräben einer Siedlung aus den Jahren 5300 bis 4950 v.Chr. deponiert. Wissenschaftler rätseln über die seltsamen Befunde und versuchen vor allem eine Frage zu klären: Lässt sich in Herxheim tatsächlich Kannibalismus nachweisen? 14 Beinprothese aus China In einem Gräberfeld des westchinesischen Turfan entdeckten Archäologen eine kunstvolle Prothese, die neben dem Skelett eines Mannes lag. Vor ungefähr 2300 Jahren war er im Alter von 50 bis 65 Jahren verstorben. Tuberkulose hatte sein linkes Kniegelenk deformiert, doch das älteste funktionale Stelzbein der Welt verhalf ihm wieder zum Gehen. 56 Stadtwüstung in Polen Das Land der Pruzzen im heutigen Polen lockte nach der Eroberung durch den Deutschen Orden viele Einwanderer an, neue Städte und Dörfer entstanden. AltWartenburg (Barczewko) im Ermland wurde in den 1320er Jahren gegründet und nach nicht einmal 30 Jahren überfallen und zerstört: heute ein dankbares Forschungsobjekt für die Archäologie. 60 Zehn Jahre Forschung in der Blätterhöhle Seit einem Jahrzehnt dringen Archäologen und Höhlenforscher in immer größere Tiefen vor. Sie finden menschliche Knochen und Artefakte, die neue Erkenntnisse erlauben über das Leben, die Bestattungssitten, die Ernährungsweise oder den Alltag der Menschen in der Mittel- und Jungsteinzeit. Ein Fundort, der über Westfalen hinaus einzigartig ist. | 1 Editorial 4 Spektrum Archäologie 8 Forschung: Kannibalismus – Unser Titelbild zeigt den Schädel einer 24 bis 29 Jahre alten Frau, die in der zweiten Hälfte des 17. Jh. in Berlin wohl an den Folgen eines Schädelbasisbruchs verstarb. Für alle Fragen zum Bezug der »AiD« gibt es folgende Service-Nummern: Tel.: 02225-7085-361, Fax 02225-7085399. Wie immer erreichen Sie Redaktion und Leserservice auch elektronisch unter [email protected] und [email protected]. 2 Archäologie in Deutschland 2 | 2017 28 Den Seuchen auf der Spur ja oder nein? 30 Verbrannte Knochen – eine unterschätzte Quelle Herxheim – rätselhafte Rituale am Ende der Bandkeramik 32 Riesenchance – umfangreiche Skelettserien aus großen Friedhöfen 14 International: Beinprothese 34 Zahnstein – neue Wege zur Rekonstruktion unserer Vergangenheit aus Westchina Inklusion vor 2300 Jahren 20 Titelthema: Anthropologie – Service für unsere Abonnenten 26 Stabile Isotope im Skelett – Umwelt, Ernährung und Migration die Lehre vom Menschen 36 Kommentar: Ungewisse Zukunft Wohin führt der Weg der Anthropologie in Deutschland? 20 Der Körper des Menschen – eine historische Quelle 38 Aktuelles aus der Landesarchäologie 22 Zeugnisse vergangenen Lebens und Leidens 54 Fenster Europa: Steinzeitjäger in Frankreich 24 Gewalt in frühen Gesellschaften: Spurensuche am Skelett Feuerschein im Tal der Saône – altsteinzeitliches Basislager 56 Fenster Europa: Drama im Land 70 Denkmal: Beliebtes Freilicht- der Pruzzen museum in Thüringen Kleine Stadt in großer Wildnis – Aufstieg und Untergang von Alt-Wartenburg Die Funkenburg – wehrhafte Siedlung oder Weiler? 60 Reportage: Leben in der Steinzeit Blätterhöhle – Bilanz von zehn Jahren Ausgrabung 64 Reportage: Archäologie des Alkohols 72 76 78 81 Keltischer Trank aus Brew City, USA 66 Reportage: Bearbeitete Münzen – 75 Schmuck oder Statussymbol? 80 Den Kaiser am Kragen – Münzen bei den Alamannen 68 Museum: Römermuseum Weißenburg Alltag einer römischen Grenzstadt Aus dem Netz gefischt Baden-Württemberg hat 2016 den Antrag »Höhlen der ältesten Eiszeitkunst« bei der UNESCO eingereicht (ausführlich AiD 6/2016). Dazu gibt es nun einen Nachrichten Internetauftritt des Landesamts für Bücher Denkmalpflege. Die neue Website bietet Ausstellungen schnellen Zugriff auf Bilder und Texte Rätsel zu Höhlen, Funden und Landschaft. Ein Highlight sind sicherlich die dreidimenAutoren dieses Heftes sionalen Modelle der Höhlenfundstellen. Darüber hinaus kann der BesuBildnachweis cher sich eine umfangreiche und AiD Folgen Sie der reich bebilderte Broschüre zum ok auch auf Facebo Thema herunterladen. n Sie und registriere www.iceageart.de sletter unter sich für den New azin.de! www.aid-mag Archäologie in Deutschland 2 | 2017 3 Spektrum | Archäologie Im Blickpunkt Römischer Weihebezirk entdeckt Beneficiarier in Niedergermanien Hansestadt Lübeck. Vogelkäfig nach der Restaurierung. Die Bodenplatte besteht aus Eiche, Rahmen und Gitterstäbe aus nicht näher bestimmtem Laub- und Nadelholz. »ich zoch mir ein vogelîn« Vogelkäfig aus Lübeck Während der Großgrabung im Gründungsviertel der Hansestadt barg man aus der stark riechenden grünlichen Fäkalmasse einer spätmittelalterlichen/ frühneuzeitlichen Kloake in einem Block kleine Holzstäbe, die offensichtlich zusammengehörten. Bei der vorsichtigen Reinigung durch die Restauratoren kam die Überraschung: Die Stäbe bildeten einen Vogelkäfig. Der Käfig war seitlich zusammengedrückt und die Gitter teils stark verformt, teils zerbrochen. Nach der Wässerung, die über ein Jahr dauerte, wurde das Holz über einen Zeitraum von zwölf Monaten mit Lactitol getränkt. Nachdem das Objekt über elf Wochen zum Trocknen im Wärmeofen steckte, wirkt der Käfig nun aufgrund der hervorragenden Arbeit der Restauratorinnen Ulrike Scheibe und Anna-Isabel Frank wieder wie neu. Er ist 14 cm breit, 22 cm hoch und 18,5 cm lang. Die Bodenplatte besteht aus Eiche, die dicken horizontalen und vertikalen Stäbe für den Rahmen sind überwiegend aus Laubholz und die Gitterstäbe aus Nadelholz gefertigt. Filigran gearbeitete Holzverbindungen halten die Einzelteile zusammen, ähnlich denen, die in größeren Dimensionen beim Zimmern verwendet werden. Erstaunlicherweise fehlt eine Tür. Womöglich wurde der Vogel eingefangen und danach die Bodenplatte mit den Rahmenhölzern fest verdübelt. In den mittelalterlichen Städten wurden nicht nur Nutztiere gehalten. Zeitgenössische Abbildungen zeigen zahme Singvögel. Im 15. Jh. schreibt Antonio Bonfini über Wien: »In den Fenstern singen und zwitschern Vögel, so daß man bei einem Spaziergang durch die Stadt durch einen klingenden lieblichen Wald zu schreiten vermeint.« Auch für Basel und Augsburg sind Drosseln, Turteltauben und Lerchen in Privathäusern belegt. Warum sollte es in Lübecks Kaufleuteviertel anders gewesen sein? | Doris Mührenberg 4 Archäologie in Deutschland 2 | 2017 Aachen. Die Inschrift aus dem Weihebezirk der Beneficiarier nennt Iulius Severus, der zwischen 142 und 150 n. Chr. Statthalter von Niedergermanien war. Dritte Zeile: IVL SEVERI. Im November 2016 wurde bei Kanalsanierungen in der Aachener Altstadt ein römischer Weihebezirk entdeckt. Erhalten waren die Sockel von mindestens neun Altären. Ein Stein stand noch am Originalplatz, ein weiterer lag umgestürzt vor seinem Fundament. Zudem kamen zahlreiche Fragmente weiterer Altäre zutage. Zwei gut erhaltene Inschriften nennen Beneficiarier als Weihende, ein drittes Fragment lässt sich wohl im gleichen Sinne ergänzen. Schon 1896 fanden sich am gleichen Platz eine Beneficiarierweihung und weitere Altarfragmente. Es besteht kein Zweifel, dass hier nach Obernburg am Main und Osterburken der dritte Weihebezirk für Beneficiarier in Deutschland gefunden wurde und gleichzeitig der erste in der Provinz Niedergermanien. Im gesamten Imperium Romanum kennt man nur noch einen weiteren Bezirk in Sirmium (Serbien). Beneficiarier waren Soldaten, die für diverse Verwaltungsaufgaben dem Stab des Statthalters zugeordnet wurden. Die erste Inschrift wurde zur Zeit des Iulius Severus verfasst, der zwischen 142 und 150 n. Chr. niedergermanischer Statthalter war. Der in der zweiten Inschrift genannte Lucius Iucundinius ist vermutlich identisch mit einem aus Remagen bekannten Beneficiarier aus der Mitte des 3. Jh. mit dem Beinamen Masimus oder Maximus. Der Aachener Weihebezirk bestand also über mehrere Generationen hinweg. Um die Mitte des 4. Jh. wurden Teile des Bezirks durch ein luxuriöses Gebäude überbaut. Wo die zugehörige Beneficiarierstation lag, wissen wir noch nicht. | Andreas Schaub, Joachim Meffert Blut klebt an Hallstattscherben Krim-Kongo-Fiebervirus bei den frühen Kelten? Analysen an sechs unbehandelten Scherben aus dem zentralen Bereich eines hallstattzeitlichen Hügels zeigten ein überraschendes Ergebnis: Sie stammen von Kegelhalsgefäßen und Schalen, in denen offenbar menschliches Blut bzw. Organe verwahrt worden waren. Zudem ergab die Untersuchung der Blutproteine Hinweise auf das Krim-Kongo-Fiebervirus. Diese gefährliche, von Zecken übertragene Krankheit ist nördlich der Alpen bislang noch nie nachgewiesen worden. Zwischen 1999 und 2002 führte ein amerikanisches Team Ausgrabungen in der »Speckhau«-Nekropole in der Nähe der Heuneburg durch. Der Friedhof umfasst etwa 36 Hügel, zu denen auch der zweitgrößte hallstattzeitliche Grabhügel Europas gehört, der Hohmichele. Im aggressiven Boden des Hügels 17 waren keine Knochen erhalten. Zwei eiserne Speerspitzen aus dem zentralen Brandgrab sprechen für eine männliche Bestattung. Beigaben lassen eine weitere, wohl weibliche Körper- bestattung im Zentralgrab erschließen: ritzverzierte bemalte Keramik und Kopfbzw. Gürteltracht der Phase Ha D1 (um 650/ 600 v. Chr.). Zwei weitere Körpergräber kamen erst während Ha D3/ Lt A hinzu (um 450/ 400 v. Chr.), eines mit einem Bronzekessel, der Met enthielt (dazu in diesem Heft S. 64). Zwischen den älteren und jüngeren Gräbern wurde mindestens 150 Jahre lang niemand beigesetzt – lag das vielleicht an dem ebolaähnlichen Fiebertod des Bestatteten im Zentralgrab? Unsere Untersuchung bietet neue Möglichkeiten, den Grabritus der Hallstattzeit zu rekonstruieren. Vielleicht die wichtigste Lehre: In Zukunft sollten geeignete Scherben so wenig wie möglich behandelt und gesondert aufbewahrt werden. So besteht die Möglichkeit, später durch Analysen weitere Informationen zu gewinnen. | Bettina Arnold, Conner Wiktorowicz, Matthew L. Murray 4.3. – 5.11.2017 Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand: Labor von Alexander Kurosky, in dem die Analysen an hallstattzeitlichen Scherben aus Deutschland durchgeführt wurden (Department of Biochemistry & Molecular Biology, University of Texas). Frühkeltischer Reiter im Umkreis der Heuneburg Plastische Kunst aus Wagengrab Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege Stuttgart untersuchten im Sommer 2016 bei Unlingen im Landkreis Biberach mehrere Grabhügel der Hallstattzeit (8.–5. Jh. v. Chr.). Ein Grab enthielt die Überreste eines frühkeltischen Wagens und zudem eine Aufsehen erregende figürliche Bronzeplastik. Die Grabkammer war zwar beraubt, doch an der Nordseite fanden sich noch Beigaben, darunter Überreste eines Wagens und die Plastik. Die nicht ganz vollständige, aber recht gut erhaltene Statuette zeigt einen Reiter in stehender Haltung auf einem doppelköpfigen Pferd. Bruchkanten an den Beinen lassen erkennen, dass die Statuette ursprünglich auf einem anderen Objekt angebracht war. Infrage kommen Fußgestelle großer Bronzegefäße und schnapp schuss Zoom dich in die Römerzeit! Venner Straße 69, 49565 Bramsche, www.kalkriese-varusschlacht.de Archäologie in Deutschland 2 | 2017 5 - Leserreisen mit Archäologie in Deutschland Auf den Spuren der früheren Zivilisationen in Georgien und Armenien Ihr Reiseleiter: Dr. Michael Herles, M.A. Institut für Vorderasiatische Archäologie Ludwig-Maximilians-Universität München Im Preis enthaltene Leistungen: Beindruckende Natur – gelebte Geschichte – faszinierendes Weltkulturerbe 12 Tage vom 06. – 17.09.2017 Die beiden Länder Georgien und Armenien haben in der Region des südlichen Kaukasus einen herausragenden kulturgeschichtlichen Stellenwert. Hier entwickelten sich bereits früh Hochkulturen, die in engem Kontakt und Austausch mit den Nachbarregionen wie Anatolien und Mesopotamien standen. Armenien bietet ferner auch eine weitere Fülle von kulturgeschichtlichen Höhepunkten, gilt es doch als Wiege des östlichen Christentums. 1. Tag Flug nach Tbilisi Flug von Stuttgart (weitere Flughäfen sind möglich) mit Turkisch Airlines via Istanbul nach Tbilisi. Nach der Ankunft gegen 16.30 Uhr Transfer zum Hotel. Abendessen und Übernachtung. (Änderungen der Flugzeiten vorbehalten). (A) 2. Tag Tbilisi Stadtrundgang in Tiblisi. Besichtigung der Altstadt und Besuch des Historischen Museums mit seiner reichen Sammlung archäologischer Denkmäler. Übernachtung und Abendessen in Tbilsi. (F,A) 3. Tag Auf den Spuren deutscher Aussiedler in Asureti Fahrt in das ca. 85 km entfernte Dmanisi. Die Fossilien von Dmanisi sind die ältesten außerhalb Afrikas entdeckten Fossilien aus dem Formenkreis der Homini. Auf der Rückfahrt Besuch des Dorfes Asureti (früher Elisabeththal), wo deutsche Aussiedler wohnten. Rückkehr nach Tbilisi. Übernachtung und Abendessen in Tbilsi. (F,A) 7DJ0]FKHWDŋ8SOLV]LFKHũ Achalziche Fahrt nach Mzcheta und Besichtigung der alten Hauptstadt und des religiösen Zentrums Georgiens (UNESCO Welterbe). Weiterfahrt und Besuch der Höhlenstadt Uplisziche (1.Jt. v. Chr.). Weiterfahrt und Übernachtung und Abendessen in Achalziche, (F,A) 5. Tag Höhlenstadt Wardsia – Gyumri Fahrt zur Höhlenstadt Wardsia, die aus 3000 Höhlenwohnungen bestand und über 50.000 Menschen Unterschlupf bieten konnte. Weiterfahrt bis nach Gyumri in Armenien. Guide- und Buswechsel an der Grenze am Nachmittag und Weiterfahrt zur Übernachtung nach Gyumri. (F,A) 7DJ*\XPULŋ2VKDNDQũ Jerevan Fahrt nach Oshakan und Besuch des Grabes von Mesrop MaschtOZDEM%RlNDERDESARMENISCHEN Alphabets. Weiterfahrt nach Jerevan und Besuch der urartäischen Festung von Erebuni mit dazugehörigem Museum. Vier Übernachtungen und Abendessen in Jerevan (F,A) 7. Tag Jerevan – Zvartnots – (WVFKPLDG]LQũ-HUHYDQ Auf der Fahrt nach Etschmiadzin: Besuch der eindrucksvollen Reste der Palastkirche von Zvartnots. Weiterfahrt nach Etschmiadzin, dem religiösen Zentrum des armenischen Volkes und Sitz des armenischen Katholikos. Rückfahrt nach Erevan und Stadtbesichtigung mit Nationalmuseum. (F,A) 7DJ$XVĠXJ*DUQLXQG*HJKDUG – Matenadaran Fahrt zum einzigartigen Sonnen- tempel von Garni (2. Jh.) und römischer Badeanlage (3. Jh.). Das Kloster Geghard (10.–13. Jh.) beeindruckt durch seine aus dem Felsen gehauenen Kirchen und Kapellen. Am Nachmittag Besuch der Handschriftensammlung Matenadaran. Anschließend freie Zeit. (F,A) y 11 x Übernachtungen in guten 3* oder 4* Hotels im Doppelzimmer mit Dusche/WC oder Bad/WC y 11 x Frühstück, 11 x Abendessen y Transfers und Ausflüge im Midi Bus mit 30 bis 40 Plätzen y Qualifizierte Reiseleitung (Deutsch sprechend) in Georgien und Armenien, wechselnd an der Grenze y Besichtigungsprogramm inkl. aller Eintrittsgelder y Studienreiseleitung ab/bis Deutschland l Im Preis nicht enthaltene Leistungen: y Weitere Besichtigungen, Mahlzeiten und Abendveranstaltungen y Trinkgelder y Reiseversicherungen Einreisebestimmungen: Die Einreise nach Georgien und Armenien ist für EU-Staatsbürger visumfrei 11. Tag Dilijan – Haghpat – FossiOLHQYRQ'PDQLVL7LĠLV Von Dilijan Fahrt Richtung Alaverdi, Besuch des Klosters Haghpat (UNESCO – Weltkulturerbe). WeiTERFAHRTNACH4ImISøBERNACHTUNG UND!BENDESSENIN4ImIS&! König Olav und die Christianisierung Norwegens Ausgrabung bestätigt Snorres Saga Sparen Sie 100 € bei Buchu ng 9. Tag Jerevan – Khor Virap – 1RUDYDQNũ-HUHYDQ Wir besuchen das Kloster Khor Virap nahe der Grenze zur Türkei. An keinem anderen Ort erscheint der Ararat so zum Greifen nah wie hier. Weiter nach Noravank, einem der schönsten Klöster Armeniens. (F,A) 10. Tag Jerevan – Sevan – Dilijan Fahrt zum Sevansee. Besichtigung des Klosters Sevanavank. Weiterfahrt zur Übernachtung nach Dilijan. (F,A) Bronzedeckel, ferner Möbel, Wagen oder Joche. »Das kleine Reiterfigürchen ist der bedeutendste Fund, den wir bisher hier gemacht haben.« sagte Dr. Marcus Meyer, Leiter der Grabung in Unlingen. »Aufgrund der anderen Funde lässt sich das Figürchen in die Stufe Hallstatt C datieren, also etwa in den Zeitraum 8./ 7. Jh. v. Chr. Plastische Darstellungen aus dieser Zeit sind in Baden-Württemberg sehr selten.« Die Herkunft der Kleinplastik ist bislang unklar. Doch dürfte es sich um eine einheimische Arbeit handeln, die von Vorbildern aus dem Raum südlich der Alpen beeinflusst ist. Die Grabungen wurden notwendig, weil um Unlingen eine Umgehungsstraße gebaut wird. Das kleine Grabhügelfeld liegt am Fuße des Berges Bussen und nur 11 km von der Heuneburg entfernt, die etwa um 620 v. Chr. beginnt. Die Gräber aus Unlingen setzten schon in der Zeit davor ein. Die Beigaben wurden teils im Block geborgen und werden zurzeit in den Werkstätten des Landesamts freigelegt und dokumentiert. | LAD im RP Stuttgart/AiD bis zum 31.03.2017 Reisepreis pro Person im DZ Buchung ab 01.04.2017 Einzelzimmerzuschlag € 2.475,– € 2.575,– € 370,– Ein internationales Team des Norwegischen Instituts für Denkmalforschung hat in Trondheim die Grundmauern der Kirche gefunden, in der Wikingerkönig Olav Haraldsson (995– 1030 n. Chr.) heiliggesprochen worden sein soll. Der archäologische Befund bestätigt Angaben zur Christianisierung Norwegens, die Snorre (1179– 1241 n. Chr.) überliefert. Laut Snorres Königssaga wurde Olavs Sarg ein Jahr und fünf Tage nach seinem Tod geöffnet. Angeblich waren Haar und Nägel des Königs weitergewachsen und ein wundervoller Duft ging von ihm aus. Daraufhin wurde er als Märtyrer heiliggesprochen, in die Clemenskirche überführt und auf dem Hochaltar aufgebahrt. Die Clemenskirche wurde zu einer der wichtigsten Reliquienkirchen in Norwegen. Die Verehrung Olavs verbreitete sich rasch in Skandinavien, England und Russland und zog Pilger an. Viele Kirchen wurden Olav geweiht. Die erste Phase der Kirche in Trondheim stammt aus der Zeit von 980 bis 1035 n. Chr., wohl eine der ersten Holzkirchen der Region. Später wurde eine Steinplattform im Osten hinzugefügt, die vermutlich eine wichtige Rolle im Olavskult spielte. Interessant ist zudem, dass im Anschluss an die Plattform im Osten viele Skelette von Säuglingen entdeckt wurden, die man offenbar erst nach Aufgabe der Kirche niedergelegt hatte. Snorres Saga hat in großem Maße zur norwegischen Identität beigetragen. Pro- Bronzenes Reiterfigürchen aus frühkeltischem Grab mit Überresten eines Wagens. Länge 8,5 cm. Links bei der Auffindung, rechts Darstellung erzeugt aus Ct-Scan. jektleiterin Anna Petersén: »Dies ist ein einmaliger Punkt in der Norwegischen Geschichte, in Bezug auf Religion, Kultur und Politik. Wir haben große Teile der Norwegischen Identität um die Heiligsprechung Olavs aufgebaut und dies ist der Platz an dem alles begann.« | Nina Walter Die Ausgräber sind sich ziemlich sicher: Auf dieser Steinplattform im Chor der Kirche stand der Sarg Olavs des Heiligen. www.smac.sachsen.de SCHÄTZE DER ARCHÄOLOGIE A Min. 15, Max. 25 Personen Programm - und Hoteländerungen bleiben vorbehalten. Veranstalter: Heideker Reisen, Münsingen. Anmeldung direkt bei: Heideker Reisen, Dottinger Straße 55, 72525 Münsingen Tel. 0 73 81/ 93 95-0 • Fax 0 73 81/ 93 95 25 E-Mail: [email protected] Ansprechpartner: Lisa Reutter VIETNAMS IETN ƼjƼ ƼjƼ Eine Premiere. 400 Objekte. 1.000 Überraschungen. W Wir ir d danken a n k en unseren u n s er en Partnern: P a r t n er n : 7DJ5đFNĠXJDE7LĠLV Transfer zum Flughafen und RückmUGGEGEN5HRMIT4URKISCH Airlines via Istanbul zu den AusGANGSmUGHĉFEN y Das ausführliche Reiseprogramm finden Sie unter www.heideker.de oder Sie können es unter Telefon 0 73 81 / 93 95-0 anfordern. Programmänderungen vorbehalten! Archäologie in Deutschland 2 | 2017 7 Titelthema | Anthropologie – die Lehre vom Menschen Der Körper des Menschen – eine historische Quelle Wer die Vergangenheit des Menschen erforscht, kommt an seinen sterblichen Überresten nicht vorbei: Keine andere Quelle spricht so unmittelbar von den konkreten Lebensbedingungen vergangener Zeiten. Das Spektrum reicht von Mumien mit gut erhaltenen Weichteilresten bis zu den kleinen Fragmenten eines Leichenbrands. Große Gräberfelder liefern eine breite Datenbasis, die nicht nur vielfältige Einblicke in Einzelschicksale, sondern auch fundierte Informationen zur Krankheitsbelastung und Demographie der gesamten Bevölkerung geben. Von Bettina Jungklaus D ie intensive Zusammenarbeit zwischen Anthropologie und Archäologie blickt in Deutschland auf eine lange Tradition zurück, denn menschliche Skelettreste zogen schon im 19. Jh. große Aufmerksamkeit auf sich und standen häufig im Mittelpunkt der Betrachtung. Heute ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unabdingbar. Die anthropologische Arbeit beginnt bereits auf der Ausgrabung: Die Beteiligung von Spezialisten mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung stellt sicher, dass keine Information beim Grabungsprozess verloren geht. Fachkompetenz und Methodenvielfalt Schon bei einfachen Erdgräbern ist anthropologische Fachkompetenz auf der Grabung angeraten, damit Veränderungen am Skelett bereits bei der Dokumentation des Befunds erkannt werden. Dazu gehört beispielsweise die Unterscheidung, ob Läsionen am Knochen krankheitsbedingt sind oder durch besondere Lagerungsbedingungen nachträglich hervorgerufen wurden. Je komplexer die Situation ist, desto wichtiger ist der Einsatz eines Experten auf der Grabung. Besonders deutlich wird das bei Massengräbern, in denen die Skelette mitunter regellos dicht an dicht liegen. Hier sind fundierte anatomische Kenntnisse nötig, um einzelne Knochen den jeweiligen Individuen zuordnen zu können. Dies gilt ebenso für Sonderbestattungen, die nicht den üblichen Begräb- 20 Archäologie in Deutschland 2 | 2017 nisriten entsprechen. Knochen Verstorbener konnte man irgendwann nach dem Tod sekundär an anderer Stelle deponieren, es können Übererste mehrerer Personen vermischt werden, oder es gilt den komplexen Zerfallsprozess eines Verstorbenen zu verstehen. Mit einer Vielzahl spezieller Analyseverfahren lassen sich heute den Skeletten Information entlocken, die vor einigen Jahrzehnten nicht denkbar waren. Die stabilen Isotope aus Knochen und Zähnen zeigen uns, wie sich die Menschen ernährten oder woher sie stammten. Besonders die Erforschung alter DNA lieferte spektakuläre Erkenntnisse zum Beispiel über die Besiedlung Europas in der Jungsteinzeit. Es lässt sich inzwischen eine weitreichende Einwanderung der ersten Bauern aus Südosteuropa nachweisen. Auch die Untersuchung der DNA von Erregern, wie Bakterien, bringt uns die Geschichte der Krankheiten näher. So tragen anthropologische Forschungen dazu bei, Erkrankungen der heutigen Menschen mit einem Blick in die Vergangenheit besser zu verstehen. Eine Biografie des Individuums Allerdings steht am Beginn jeder Untersuchung und gleichsam an dessen Basis eine genaue Bestandsaufnahme der überlieferten Skelettreste und ihre makroskopische Befundung. Hierbei werden zunächst die biologischen Grundinformationen des Individuums erhoben: Geschlecht, Sterbealter und Körpergröße sowie der Gesundheitszustand. Der Arzt und Anatom Für die Geschlechtsbestimmung sind die Rudolf L. C. Virchow Beckenknochen am wichtigsten, da es (1821– 1902) widmete bei Frauen in seiner Form an Schwansich ab Mitte der gerschaft und Geburt angepasst ist. Doch 1860er Jahren mit zuauch am Schädel Erwachsener ist genenehmenden Interesse der Anthropologie. rell eine Bestimmung des Geschlechts Er untersuchte vorgemöglich. Bei Kindern ist die Sicherheit schichtliche Skelettder Bestimmung deutlich geringer, da reste und beteiligte sich die Merkmale erst nach der Pubertät sich auch an archäologischen Ausgrabungen. voll ausprägen. Dafür kann das Sterbealter bei Individuen, die sich im Wachstum befinden, präziser rekonstruiert werden, z. B. am Zahndurchbruch. Je älter ein Mensch wurde, desto ungenauer ist die Bestimmung des Sterbealters, da nur noch die Alterung des Skeletts beurteilt werden kann. Grundsätzlich lässt sich lediglich das biologische Alter ermitteln, das neben inneren, konstitutionellen Faktoren auch von äußeren Bedingungen beeinflusst wird. Bei widrigen Lebensumständen altert der Mensch schneller. Das tatsächliche oder chronologische Alter ist nur durch weitere Arbeiten im Labor zu ermitteln. Die Vermessung der langen Armund Beinknochen auf einem Messbrett erlaubt, die ursprüngliche Körpergröße zu rekonstruieren, was sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen möglich ist. Spuren von Erkrankungen, die am Knochen noch nach Jahrhunderten zu erkennen sind, geben einen Eindruck vom Gesundheitszustand einer Person und lassen Krankheiten nachweisen, an denen der Bestattete litt oder die gar zu seinem Tod führten. Vom Einzelschicksal zur Rekonstruktion der Bevölkerung Das Ziel einer anthropologischen Analyse kann die Rekonstruktion eines Einzelschicksals sein. Mitthilfe der individuellen Lebensdaten und einer Beschreibung physischer Stresssituationen sowie der Krankheitsbelastung, die die Lebensqualität eines (prä)historischen Menschen beeinflussen, kann eine Paläobiografie des Verstorbenen erstellt werden. Durch die Untersuchung von ganzen oder teilweise erfassten Populationen wird es möglich, zum Verständnis der Lebensweise historischer oder prähistorischer Bevölkerungen beizutragen. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass sich die Lebensbedingungen vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit hin deutlich verschlechterten. Besonders in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Lebenssituation für viele Menschen katastrophal. Über die demografische Auswertung, aufgeschlüsselt nach Individualalter und Geschlecht, werden unterschiedliche Sterberisiken deutlich. In der Regel waren Kinder und Frauen in vorindustriellen Zeiten am stärksten gefährdet. Massengrab mit 88 Soldaten aus Wittstock. Die kleine Stadt in Brandenburg wurde am 4. Oktober 1636 zum Schauplatz einer verlustreichen Schlacht. Bei der Ausgrabung des Massengrabes gelang es, jedes Individuum separat zu bergen und zahlreiche Verletzungsspuren zu identifizieren. Der Idealfall: Noch auf der Ausgrabung werden alle wichtigen Details durch den Anthropologen aufgenommen wie Grabstruktur, Liegemilieu, Positionierung und Erhaltung der Knochen. Das Skelett wird vermessen und alle Daten fließen in die spätere Untersuchung des Individuums ein. Bei Anwendung aller heute zur Verfügung stehenden Methoden wird es zunehmend möglich, das Leben der Menschen im Wandel der Epochen zu rekonstruieren. Verschiedene Bevölkerungen oder Sozialgruppen können in ihren Lebensräumen charakterisiert werden. Literatur G. Grupe/ M. Harbeck/ G. McGlynn, Prähistorische Anthropologie (Berlin, Heidelberg 2015). B. Jungklaus, Zur brandenburgischen Bevölkerung im Mittelalter und ihren Lebensumständen aus anthropologischer Sicht. In: J. Müller, K. Neitmann/ F. Schopper (Hrsg.), Wie die Mark entstand. 850 Jahre Mark Brandenburg. Forschungen zu Archäologie im Land Brandenburg 11 (2009). J. Wahl, Prähistorische Anthropologie zwischen Maßband und PCR – der Stellenwert konventioneller Methoden im Angesicht moderner Analyseverfahren. In: A. Hauptmann/V. Pringel (Hrsg.), Archäometrie – Methoden und Anwendungsbeispiele naturwissenschaftlicher Verfahren in der Archäologie (Stuttgart 2008). M. Schultz, Paläobiographik. In: G. Jüttemann (Hrsg.): Biographische Diagnostik (Lengerich, Berlin 2011). Archäologie in Deutschland 2 | 2017 21