© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de Der Chip im Kopf Orlando, Paris, Brüssel: Der Islam hat ein Terror-Problem, und der Westen hat ein Islam-Problem Michael Paulwitz Es hagelt mal wieder „Einzelfälle“: Ein vorbestrafter Dschihadist metzelt bei Paris unter „Allahu Akbar“-Rufen einen Polizeibeamten und dessen Frau nieder, ein Sohn Taliban-naher afghanischer Einwanderer veranstaltet in Florida unter Berufung auf den „Islamischen Staat“ ein Massaker unter Besuchern eines Homosexuellen-Clubs, die belgische Polizei nimmt in einer Serie von Razzien reihenweise mutmaßliche Islam-Terroristen fest. Für die professionellen Schönredner und ihr Mantra, das alles habe „nichts mit dem Islam zu tun“, wird die Luft allmählich dünn und die Ausreden knapp und lächerlich. Nach dem Orlando-Massaker diskutierten linksliberale Schöngeister tagelang, ob der Attentäter denn nun „Islamist“ oder „homophob“ gewesen sei. Ein Blick auf die Alltagsrealität in moslemischen Ländern, wo Homosexualität von der Auspeitschung über hohe Gefängnisstrafen bis zur Hinrichtung schwer bestraft wird, lehrt: Haß auf Homosexuelle gehört zum moslemischen Mainstream. Wer Homosexuelle am Baukran aufhängt wie die Islamische Republik Iran oder von Hochhäusern herunterstürzt wie die Mörderbande des „Islamischen Staats“ (IS), der hat den Propheten nicht mißverstanden, sondern nur besonders eng beim Wort genommen. Der aus Ägypten stammende Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad hat das Kernproblem zuletzt klar benannt: „Der Islamische Staat ist das legitime Kind von Mohammed.“ Es gebe nichts, was der IS tue, was Mohammed und seine Gefährten seinerzeit nicht auch getan hätten. Die Aufteilung der Welt in Gläubige und Ungläubige, die Verherrlichung von Grausamkeit gegen letztere und der Aufruf, den Islam mit Krieg und Gewalt auszubreiten, das alles steckt im Vorbild des Propheten. Der zur Ablenkung gern bemühte Hinweis auf entsprechende „Stellen“ in der Bibel ist zweifach irreführend. Faktisch, weil es in unseren Breiten nun mal keinen religiös fundierten und von breiten Strömungen getragenen christlichen Terrorismus gibt; und übrigens auch keinen buddhistischen, hinduistischen oder konfuzianischen. Und geistesgeschichtlich, weil die islamische Überlieferung weder eine neutestamentliche Läuterung noch eine Rationalisierung durch Reformation, Aufklärung oder Säkularisierung kennt. Ohne einen solchen Filter bleibt die Differenzierung zwischen „Islam“ und „Islamismus“ ein müßiges, von außen bemühtes Konstrukt ohne Erkenntniswert, das von den meisten Moslems abgelehnt wird. „Islam und Islamismus sind so lange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden“, bringt es der Islamwissenschaftler Tilman Nagel auf den Punkt. Zwar gibt es – ein weiterer beliebter, auf Relativierung zielender Einwand – in der Tat „den Islam“ als Institution nicht, sondern eine Vielzahl von Strömungen: mystische und fundamentalistische, pragmatische und militante. Entscheidend ist, daß auch die radikalsten Richtungen von einer nichthinterfragten und nichthinterfragbaren Überlieferung gedeckt sind. Wer die Uhr ins siebte Jahrhundert zurückdrehen und den Propheten beim Wort nehmen will, der landet eben beim Salafismus und beim „Islamischen Staat“. Für die politische Lageanalyse ist es unerheblich, daß es auch harmlos-kontemplative Lesarten des Islam gibt. Es ist auch nicht relevant, wie gerne hervorgehoben wird, daß eine große Mehrheit der Moslems das an sich Selbstverständliche tut und sich friedlich verhält, solange unklar ist, aus welchen Motiven. Wenn in Paris und Brüssel junge moslemische Einwanderer auf die Nachricht von geglückten blutigen Anschlägen hin vor Freude auf den Straßen tanzen, wenn Internet und soziale Netzwerke nach jedem Terrorakt auch hierzulande – vom kleinen Großinquisitor im Bundesjustizministerium geflissentlich ignoriert – vor Haßkommentaren überlaufen, wird nur zu deutlich, wie dünn der Firnis sein kann, der die „friedliche Mehrheit“ friedlich sein läßt. „Auch wenn es die meisten Moslems nicht wahrhaben wollen, der Terror kommt aus dem Herzen des Islam, er kommt direkt aus dem Koran“, bemerkt der türkische Schriftsteller Zafer Senocak als einer der wenigen Hellsichtigen. Abdel-Samad sprach einmal vom fundamentalistischen „Chip im Kopf“ eines jeden Moslems, der unter bestimmten Umständen aktiviert werden könne. 47 Prozent der Türken in Deutschland stellen nach einer aktuellen Studie der Universität Münster die Gebote der Religion über die Gesetze des Staates. Neun Prozent der türkischen Einwanderer-Nachkommen treten für die „Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten Mohammeds“ ein – das Kernanliegen der Salafisten. Und 15 Prozent rechtfertigen Gewalt durch Moslems wegen der angeblichen „Bedrohung des Islam durch die westliche Welt“. Daß Parallelgesellschaften moslemischer Einwanderer auch in Deutschland zu Brutstätten des Islam-Terrorismus werden können, ist seit den periodisch steigenden Zahlen von aus diesen Kreisen zum IS aufgebrochene und zurückgekehrte Dschihadisten ein offenes Geheimnis. Daß millionenfache Asyl-Immigration aus diesem Kulturkreis das Problem sowohl durch das unerkannte Einströmen fertiger Islam-Terroristen als auch durch die Entstehung neuer Parallelgesellschaften vervielfachen wird, liegt auf der Hand. Wer sagt, der Islam gehöre zu Deutschland, muß auch sagen, daß Terror und Gewalt zum Islam gehören. So wie der Islam ein Terror-Problem hat, hat der Westen ein Islam-Problem, wenn er seine Tore für moslemische Einwanderung in großer Zahl öffnet. Daß Politiker und Einwanderungslobbyisten darüber nicht gern sprechen, ist nachvollziehbar: Es stellt ihr Handeln und ihre Ideologie in Frage. Halten sie daran fest, nehmen sie allerdings implizit künftige Terror-Tote als Preis ihrer „Willkommenskultur“ in Kauf.