Bratislava - Hauptstadt der Slowakei

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Bratislava - Hauptstadt der Slowakei
Bratislava (deutsch Pressburg) - ein kleines hübsches Blümchen im Schatten meterhoher Bäume.
Zu Unrecht belächelt, bedauert und unterschätzt. Diese kleinste und jüngste Hauptstadt Europas
konnte nur ein einziges Mal in ihrer Geschichte aus dem Schatten ihrer großen Geschwister rücken:
Kaiserin Maria Theresia verlegte ihren Wohn- und Regierungssitz in die kleine Stadt an der Donau.
In kürzester Zeit verdreifachte sich die Einwohnerzahl, mit ihr zogen Künstler, Handwerker,
Geschäftsleute und Diplomaten nach Bratislava. Unter Maria Theresias Sohn Joseph II. fiel
Bratislava erneut in einen Dornröschenschlaf, ja es scheint schon fast, es hätte sogar den eisernen
Vorhang verpennt. Viel musste Bratislava im letzten Jahrhundert einstecken: im 2. Weltkrieg
bombardiert, später kaum gepflegt, fielen schließlich weite Teile der Altstadt, sowie fast das
gesamte jüdische Viertel einer potthäßlichen Brücke (der Nový most, von Kritikern als UFOLandeplatz verspottet) zum Opfer. Erst seit einigen Jahren wischt sich Bratislava den Schlaf aus den
Augen. Das Gestern liegt in der Vergangenheit, so richtig heute ist es aber auch noch nicht
geworden. Mit den ersten Sonnenstrahlen jedoch wird die Stadt von einem emsigen Treiben erfüllt:
Tische werden gerückt, Schirme aufgespannt, die Stühle der zahllosen Kaffees der Altstadt werden
akkurat mit Polstern versehen. Die Stadt erwacht zu einer Mischung aus fast schon mediterranen
Flair und Wiener Kaffeehausidylle. "Dobré ráno1 Bratislava !"
Zahlreiche Funde deuten darauf hin, dass in der Region um Bratislava bereits in der Jungsteinzeit
(ca. 5000 v. Chr.) Menschen lebten. Im 1. Jh. v.Chr. wurde das Gebiet von den Kelten besiedelt, die
schließlich um die Zeitwende von den Germanen im Westen und den Dakern im Süden immer mehr
in die Zange genommen wurden. Im 1. Jh. n.Chr. gründeten römische Legionen das Lager
"Gerulate" als einen wichtigen Vorposten an der Stelle des heutigen Stadtteils Rusovce. Auf Grund
ihrer strategisch wichtigen Lage entwickelte sich hier eine wichtige Station auf dem Weg von der
Adria ins Baltikum, der sog. Bernsteinstraße. Schenkt man verschiedenen, mehr oder weniger
gesicherten Quellen Glauben, so wurde hier bereits um 280 Wein angebaut. Nach dem Abzug der
Römer kamen im 4. Jh. erneut Germanen und Avaren in das Gebiet, bis endlich im 6. Jh. die ersten
Slawen eintrafen, die schon bald mehr und mehr an Einfluss gewinnen konnten. Aus dem
Zusammenschluss der slawischen Stämme entstand im Jahre 833 unter Mojmír I. Großmähren. In
dieser Zeit wurde auf dem Burgberg die erste befestigte Anlage zur Verteidigung gegen Ungarn und
Franken erbaut. Als "Brezalauspurc" wird diese im Jahre 907 erstmalig in den Salzburger Annalen
urkundlich erwähnt. Gerade mal 74 Jahre währte die Freude am großmährischen Reich, der ersten
slawischen Reichsgründung, als die Ungarn die Oberhand über die Region gewinnen konnten und
diese 1000 lange Jahre nahezu nahtlos behielten.
Mit den Ungarn erlebte Pozsony, wie Bratislava auf Ungarisch genannt wird, einen lebhaften
Aufschwung. Gerade in einer ersten Blütezeit angelangt, wurde Bratislava im Jahre 1242 von den
Mongolen überrannt, die die Stadt dem Erdboden gleich machten. Lediglich die Burg blieb von
diesem Raubzug (halbwegs) verschont. So wie sie kamen, so gingen sie jedoch wieder, und
Bratislava konnte sich sehr schnell von dem "mongolischen Alptraum" erholen. Mehr und mehr
wurden deutsche Kolonisten angeworben, deren Einfluss bis heute noch erkennbar ist. Sie nannten
"ihre" Stadt Pressburg. 1291 verlieh der ungarische König Andreas III. Pressburg (Bratislava) das
Stadtrecht, ein gutes Jahrhundert später, im Jahre 1405, folgte die Erhebung zur freien Königsstadt.
Ein weiterer historischer Aufschwung folgte schließlich 1465 mit der Gründung der "Istropolitana"
durch König Matthias I. Corvinus. Diese nach dem Vorbild der Universität von Bologna errichtete
erste Universität der Slowakei zog viele Dichter und Denker nach Bratislava.
Im Jahre 1526 erlitten die Ungarn bei der Schlacht von Mohács eine empfindliche Niederlage gegen
das osmanische Heer. Viele Amtsgeschäfte wurden nach Bratislava verlegt. Zahlreiche Herrscher
der Habsburger Dynastie wurden in Bratislava gekrönt, darunter im Jahre 1741 Maria Theresia. Sie
führte Bratislava zu einem weiteren wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt. Mit dem Sieg über
die Osmanen war jedoch auch das Ende der glanzvollen Tage der Stadt besiegelt, das Reich wurde
fortan von Buda bzw. Wien regiert.
Nach dem ersten Weltkrieg fiel Bratislava in den Regierungsbereich der neugegründeten
Tschechoslowakei, die Bürger der Stadt waren jedoch nicht sonderlich glücklich über diese
Mitgliedschaft wider Willen. Mit dem Einmarsch der tschechoslowakischen Truppen im Jahre 1919,
war der Traum von einem Anschluss an Österreich oder Ungarn schließlich endgültig ausgeträumt.
Dennoch blieb Bratislava ein Schmelztiegel unterschiedlichster Nationen und Religionen, die hier
friedlich nebeneinander lebten. Dieser Frieden fand jedoch unter dem profaschistischem TisoRegime ein jähes Ende. Unter Jozef Tiso wurden die jüdischen Bürger der Stadt systematisch nach
Deutschland deportiert. Immerhin stoppte Josef Tiso im Herbst des Jahres 1942 die Deportation,
nachdem Flüchtlinge ihm von den deutschen Vernichtungslagern berichtet hatten. Zu spät jedoch
für mindestens 60 000 Juden Bratislavas. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges verschwand
Bratislava hinter dem eisernen Vorhang.
Heute zählt die Stadt am Dreiländereck zu Österreich und Ungarn rund 455. 000 Einwohner. 164 m
über dem Meeresspiegel gelegen, grenzt Bratislava im Nordwesten an die Ausläufer der Kleinen
Karpaten. Die Bevölkerung ist jung, gerade einmal 33 Jahre beträgt das Durchschnittsalter in der
Stadt mit den prozentual wenigsten Arbeitslosen im Land. Man ist stolz auf Bratislava ! Aufwendig
renoviert, wirkt die Altstadt, in ihrem Habsburger Barock beinahe schon wie eine Theaterkulisse.
Die Nationalgalerie am Donauufer lockt Kunstbegeisterte aus aller Welt, allein aus der Umgebung
von Wien strömen jährlich über 200.000 (!) Besucher in das Nationaltheater der Stadt.
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Dobré ráno: Guten Morgen
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