Ausgewählte Forschungsergebnisse Geschäftsfeld FERTIGUNGSTECHNOLOGIE Gruppe PHYSIKALISCHE WERKSTOFFMODELLIERUNG Prof. Dr. Christian Elsässer | Telefon +49 761 5142-286 | christian.elsä[email protected] HIGH-THROUGHPUT-SCREENING ZUR ENTWICKLUNG NEUER DAUERMAGNETE Das dynamische Wachstum der Branchen Elektromobilität und mit einer schnellen Methode der Dichtefunktionaltheorie (DFT) Erneuerbare Energien hat die Nachfrage nach starken Dauer- intrinsische magnetische Eigenschaften, zum Beispiel lokale magneten, die aus Seltenerdmetallen (rare earths RE) und magnetische Momente und effektive Austauschintegrale, für Übergangsmetallen (TM) bestehen, deutlich erhöht. Aus der reale und hypothetische Magnetphasen berechnet beziehungs- damit verbundenen Verknappung von RE-Ressourcen entstand weise vorhergesagt. Viele Kristallstrukturen für TCP-Phasen als eine materialwissenschaftliche Aufgabe: Gesucht werden neue Eingabedaten für DFT-Simulationen sind aus Literaturquellen intermetallische RE-TM-Phasen mit guten magnetischen Eigen- und Datenbanken verfügbar. Es konnte bereits eine erste neue schaften, die aus nachhaltigen und kostengünstigen Rohstoffen RE-TM-Phase theoretisch vorhergesagt und experimentell bestehen und weniger von einzelnen RE-Elementen abhängen. bestätigt werden. Dies deutet auf ein hohes Erfolgspotenzial der physikalischen Werkstoffmodellierung in Bezug auf neue Neue hartmagnetische Phasen suchen leistungsstarke Dauermagnete hin. 'LH.ULVWDOOVWUXNWXUHQGHUKÃXğJVWHQ'DXHUPDJQHWHZLH Nd2Fe14B sind Varianten der »topologisch dicht gepackten« Dr. Nedko Drebov, Prof. Dr. Christian Elsässer (TCP) Phasen. Diese TCP-Phasen bieten noch ein weites Spektrum an Suchmöglichkeiten für neue magnetische Phasen, in denen RE-Atome so mit TM-Atomen umgeben werden, dass sich große, richtungs- und temperaturstabile magnetische Momente ausbilden. Die Erweiterung der tot. magn. Moment in μB pro Formeleinheit 35 kombinatorischen Möglichkeiten von den bekannten 30 Magnetphasen auf viel mehr denkbare TCP-Phasen ergibt 25 ein weites Suchgebiet. Solche Magnete sollen die Lücke 20 zwischen kostengünstigen Ferriten und Nd2Fe14B-Hochleistungsmagneten füllen und dabei geringe RE-Anteile haben. Magnetische Eigenschaften vorhersagen Um die kombinatorische Vielzahl der RE-TM-Möglichkeiten c a 15 10 5 RE2Fe14B RE2Fe14B (Exp.) RE2Co14B RE2Co14B (Exp.) Y La Ce Pr Nd Pm Sm Eu Gd Tb Dy Ho Er Tm Yb Lu systematisch auf gute hartmagnetische Eigenschaften hin RE-Element zu durchsuchen, werden im BMBF-Projekt REleaMag der Nd (4f) Nd (4g) Fe (16k1) Fe (16k2) Fe (8j1) Fe (8j2) Fe (4e) Fe (4g) B (4g) Robert Bosch GmbH, des Fraunhofer IWM und drei weiteren 1 Die Kristallstruktur von RE2TM14B-Verbindungen (rechts) und theo- Partnern simulatorische und experimentelle High-Throughput- retische Resultate für deren totale magnetische Momente im Vergleich zu Screening-Methoden eingesetzt. Am Fraunhofer IWM werden experimentellen Werten (links). 26 Fraunhofer IWM Jahresbericht 2013 Magnetische Spinpolarisation an einer Korngrenze in einem ferromagnetischen Metall auf atomarer Skala. SCHWERPUNKT MAGNETWERKSTOFFE UND NACHHALTIGKEIT Mit zwei neuen, gerade anlaufenden Projekten »Kritikalität Screening-Methoden untersuchen, auf welche Weise kubische Seltene Erden« und »HEUSLER – New Magnetic Materials Mn- und Fe-basierte Heusler-Phasen nicht nur ferromagnetisch, Without Rare Earths« baut das Fraunhofer IWM seinen VRQGHUQGXUFK)HKOVWHOOHQ'RWLHUXQJHQXQG*UHQ]ĠÃFKHQ Arbeitsschwerpunkt zur Erforschung neuer Magnetwerkstoffe uniaxial anisotrop verzerrt (Abbildung 2) und damit hart- und Substitution kritischer Rohstoffe weiter aus. magnetisch werden. Das Ziel ist, neuartige Heusler-basierte RE-freie Dauermagnete zu entwickeln. Wir werden uns mit Fraunhofer-Leitprojekt »Kritikalität Seltene Erden« Methoden der Simulation darauf konzentrieren, die Rolle von Das Fraunhofer IWM koordiniert das Projekt und erarbeitet Strukturdefekten für intrinsische, ferromagnetische und ext- theoretische Modelle für Magnetwerkstoffe sowie simulatori- rinsische, hartmagnetische Eigenschaften von Heusler-Phasen sche und experimentelle Methoden für das High-Throughput- aufzuklären, um Struktur-defekte nutzbar zu machen statt sie Screening. Zum einen sollen magnetische Phasen mit gerin- zu vermeiden. gerem Mengenanteil an Seltenen Erden (rare earths RE) und darüber hinaus alternative RE-freie Magnetwerkstoffe mit Prof. Dr. Christian Elsässer und Dr. Günter Kleer neuartigen Kristallstrukturen und -kompositionen aufgespürt werden. Zum anderen sollen mikroskopische, intrinsische Ferromagnet-Eigenschaften für ideale einkristalline Phasen EHUHFKQHWVRZLH(LQĠđVVHYRQ*UHQ]ĠÃFKHQXQG)HKOVWHOOHQ in realen polykristallinen Gefügen auf makroskopische, extrinsische Dauermagnet-Eigenschaften besser aufgeklärt, und damit kontrollier- und optimierbar gemacht werden (vgl. Seite 11). Fraunhofer-Max-Planck-Kooperationsprojekt »HEUSLER« Im Vordergrund stehen magnetische intermetallische Heusler-Phasen. Das Besondere dieser Materialien ist ihre erstaunliche Vielfalt an wissenschaftlich und technologisch 2 Kristallstrukturen von Heusler-Phasen, links kubisch, rechts tetra- interessanten Funktionseigenschaften (magnetisch, optisch, gonal verzerrt. Rote und gelbe Kugeln mit Pfeilen bezeichnen Atome elektrisch, thermisch, …). Zusammen mit den Max-Planck- mit lokalen magnetischen Momenten, grüne und blaue Kugeln unmag- Instituten für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden und netische Atome. für Mikrostrukturphysik in Halle wird das Fraunhofer IWM in diesem Projekt ab Anfang 2014 mit High-ThroughputFraunhofer IWM Jahresbericht 2013 27