42 RFID im Blick | 02/2014 | „Die Karte ist zentrales Marketinginstrument“ „Die Karte ist zentrales Marketinginstrument“ | 02/2014 | RFID im Blick 43 Kundenbindung mit Karte „Die Karte ist zentrales Marketinginstrument“ Die Verschmelzung von Offline- und Online-Handel eröffnet neue Perspektiven für RFID und NFC Im Handel werden die Kanäle Offline und Online in den nächsten fünf Jahren komplett verschmelzen, ist Uwe Storch, Head of Segment Loyalty bei Exceet Card Group, überzeugt. Damit gewinnt auch die Kontaktlostechnologie für die Kundenbindung an Bedeutung: Ob Handy oder RFID-Karte – technologisch werden die Medien punkten, die beide Welten verbinden und den Mehrwert für den Kunden herausstellen. Individuelle Branchenlösung werden aus Sicht des Experten die Killerapplikation sein. Herr Storch, Sie sind seit 2013 Leiter der Geschäftssparte ‚Loyalty‘ bei Exceet Card Group, die um den Vertriebsstandort Bamberg erweitert wurde. Ist Kundenbindung mit Karte ein wachsendes Geschäftsfeld? Schüssel sein. Online- und stationärer Handel werden in den nächsten fünf Jahren komplett verschmelzen. Jedes Unternehmen in der Kartenbranche muss sich mit diesem Trend beschäftigen. Der Kunde informiert sich und bestellt im Internet, möchte aber auch das Einkaufserlebnis vor Ort genießen. Bestes Beispiel für die Symbiose aus der klassischen analogen Kundenkarte und der digitalen Welt ist das Thema eCouponing. Darüber kann beispielsweise ein RFID-Stick oder eine RFID-Karte Einzug halten. Die Symbiose aus Online und Offline wird sich daher auch bei den Medien vollziehen. Ob Handy, RFID-Stick oder RFID-Karte, die ich elektronisch nutzen kann – in einem Zeitzyklus von fünf bis zehn Jahren sehe ich eine reelle Chance, dass sich auch RFID-basierte Chipkarten etablieren werden. Ganz klar „ja“. Kundenkarten in Deutschland verzeichnen ein steigendes Wachstum. Vorreiter am Markt und Treiber sind die großen Bonusprogramme wie Payback oder Deutschlandcard. Payback hat knapp 30 Millionen aktive Kundenkarten, Deutschlandcard liegt bei rund der Hälfte – das ist signifikant – und es ist mit weiter wachsenden Zahlen zu rechnen. Auch das Segment Giftcards wächst um 15 bis 20 Prozent, ein riesiges Potenzial, das viele Händler noch gar nicht erkannt haben. „Für die Symbiose aus stationärem und Online-Handel wird ein Medium benötigt, dass beide Welten miteinander verbindet. Hier sehe ich auch die Zukunft für die RFID/ NFC-Technologie.“ Uwe Storch Head of Segment Loyalty Exceet Card Group Also, kartenbasiert plus mobile Kundenbindung – ist das die Killerapplikation? Meiner Meinung nach ist DIE Killerapplikation nicht in Sicht. Aber für den Handel wird sicher das Handy der Schwerpunkt Retail und Fashion Befasst sich der Handel bei der Kundenbindung Ihrer Ansicht nach genügend mit der Frage: „Was möchte der Verbraucher und was nicht“? Die Karte, mit oder ohne Chip, fungiert als zentrales Marketinginstrument eines Handelsunternehmens. Aus meiner Praxissicht, und ich bin seit über 25 Jahren in diesem Business, ist genau dies der große Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht so erfolgreichen Kundenkartensystemen. Ein positives Beispiel aus dem Handel ist die Ikea Card: Das Unternehmen macht sich intensiv Gedanken darüber, was der Kunde möchte. Die Kundenwünsche werden in das Marketing einbezogen, die Geschenkkarte ist überall in die Werbung eingebunden. Exceet produziert auch Dual-Interface-Karten für PaymentLösungen. Werden die Bereiche „Loyalty“ und „Payment“ weiter zusammenwachsen? Wie sehen Sie die Zukunft kontaktloser Karten im Handel? Solange die Karte mit Chip dreimal soviel kostet wie eine herkömmliche Plastikkarte, wird die Innovationsfreude in einer so preissensiblen Branche wie dem Handel in puncto RFID-Karten sicher begrenzt bleiben. Zudem müsste enorm in die Infrastruktur investiert werden. Der Nutzen kontaktloser Karten ist daher nur bedingt zu sehen. Aber natürlich steckt viel Musik in RFID und NFC. Vor allem in Verbindung mit „Mobile Loyalty“. Man denke allein an die Möglichkeit, am Schaufenster über NFC zusätzliche Informationen und Angebote einholen zu können. Wachstumstrend bei eCouponing Welche Angebote im Bereich Mobile Loyalty hat Exceet im Portfolio? Wir bieten mit „Mobile Pocket“ ein eigenes Produkt an, mit dessen Hilfe Kundenkarten und Gutscheine in einer App verfügbar gemacht, sprich digital auf das Smartphone geladen werden. Dies ist auch NFC-fähig. In Österreich und nach und nach auch in Deutschland läuft die Plattform sehr erfolgreich, weil sie für den Kunden sehr elegant und einfach gelöst ist. „Keep it simple, plug&play“, das ist die Devise: Ein System muss selbsterklärend sein, damit es Durchsatz findet. Und es ist wichtig, dem Verbraucher die Angst zu nehmen, dass Daten auf der Karten gehackt werden. Wenn es für den Kunden interessant ist, die Kundenkarte gleichzeitig als Zahlungsmedium einzusetzen , gehen auch wir davon aus, dass dies der Fall sein wird. Die RFID-Technologie bietet ohne Frage im Bereich Payment für Kunden ein hohes Maß an Bequemlichkeit und Sicherheit. Als Skiticket, von denen wir Millionen produzieren, oder als Stadionkarte, wo der Zugang mit Merchandizing verknüpft ist, sind die Vorteile für den Kunden unschlagbar. Für den Handel sind die Vorzeichen etwas anders, aber auch hier gilt: Der Nutzen für den Kunden muss im Vordergrund stehen: Ob Payment oder Punktesammeln – die mit der Karte verknüpfte Teilleistung muss zielgruppen- beziehungsweise nutzenspezifisch sein. Ich meine eine Branchenlösung, die individuell sinnstiftend für die Branche ist. Hier ist ein Stück Kreativität gefragt, wie diese innovative Technologie nutzbringend für den Verbraucher eingesetzt werden kann. „Der mobile Kanal wird für Händler immer wichtiger”, erklärt Florian Wolfframm, Digital Products & Innovations, Payback, im Interview mit “RFID im Blick”. Vor allem bei eCouponing zeichnet sich ein Wachstumsttrend ab. Auch Mobile Payment werde 2014 ein großes Thema sein. „Fast jeder zweite Deutsche besitzt mittlerweile ein Smartphone, das als Einkaufsbegleiter immer dabei ist. Der Kunde fragt zusätzliche Infos zu Produkten ab, aktiviert Coupons 6,2, Milliarden digitale Coupons hat der Bounspround vieles mehr. grammanbieter in 2013 ausgegeben. Die Chance, ‚Mobile‘ als zusätzlichen Kanal nicht aufzugreifen, bedeutet für viele Händler das Aus. Wir unterstützen als Multichannel-Marketingplattform Unternehmen auch beim Thema Mobile. Sie können mit Payback Kunden Angebote und Coupons synchronisiert und personalisiert über alle Kanäle zukommen lassen“, so Wolfframm. Auch beim Thema Couponing sei es laut dem Experten wichtig, alle Kanäle zu bedienen: „Kanäle ergänzen sich, sie ersetzen sich nicht. Alle sind wichtig, denn Kunden bewegen sich heute ganz selbstverständlich in allen Kanäle. Den rein digitalen Kunden gibt es nicht. Aber man sieht an unseren Zahlen ausgegebener Coupons in 2013, wo die Reise hingehen wird: Von 7,7 Milliarden Coupons waren schon 6,2 Milliarden digital. Und unsere App wurde mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Mal heruntergeladen.“ Die Nutzung kontaktloser Technologien wie RFID und NFC sieht Wolfframm als spannende Entwicklung: „Konsumenten müssen an die neue Technologie herangeführt werden – zum Beispiel mit Bonusprogrammen, Couponing, Access oder Ticketing. Mobile Payment wird dieses Jahr ein großes Thema in Deutschland, mit einigen neuen Lösungen, viele basieren aber (noch) nicht auf NFC, sondern anderen Technologien, wie QR-Codes oder BLE/iBeacons. Da auf Händler- wie Konsumenten-Seite für NFC aufgerüstet werden muss, ist die Entwicklung des Marktes weiterhin offen. Auch für uns ist das Thema spannend – Couponing funktioniert aber wie man sieht auch ohne sehr gut.“ Schwerpunkt Retail und Fashion