Ambulant erworbene Pneumonie

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Ambulant erworbene Pneumonie
Womit, wie lange
und wo behandeln?
medArt
Art
Ar
rt basel
b
`12
2
Die ambulant erworbene Pneumonie ist eine nicht seltene
Infektion in der Hausarztpraxis. Sie erfordert im Hinblick auf
die Krankenhausweinweisung eine individuelle Risikostratifizierung. Im allgemeinen wird eine empirische antibiotische
Therapie ohne Erregernachweis durchgeführt. Doch welche
Antibiotika sollten wann und wie lange gegeben werden?
leichten Pneumonie auch ein Makro
Makrolid, bei den schwereren
chwereren Formen
W
ein Chinolon eingesetzt werden“, so Weisser.
Die Gabee eines Chinokum sei im Hinblick
Hinb
lon als primäres Antibiotikum
auf die Resistenzentvergleich
wicklung aber nicht zu vertreten. Eine vergleichende
Untersuchung
Fo
mit einem Betalaktam-Antibiotikum habe bei leichteren Formen
h Mortalität ergeben.
ergeb
keinen signifikanten Unterschied bezüglich
ie Einteilung der Pneumonie orientiert sich heute daran, wo sie
erworben wurde. Am häufigsten ist die ambulant erworbenen
Pneumonie, die sich bezüglich Erregerspektrum, Verlauf und Therapieintensität von der im Krankenhaus erworbenen bzw. der Beatmung assoziierten Pneumonie wesentlich unterscheidet.
Ambulant oder im Krankenhaus
Kranke
?
D
Keine Veränderungen des Erregerspektrumss
„Bezüglich des Erregerspektrums hat sich in den letzten
n Jahren
Jahr bei
der ambulant erworbenen Pneumonie keine wesentliche Änderung ergeben“, sagte Dr. Maja Weisser vom Universitätsspital Basel. Am häufigsten sind und bleiben Pneumokokken, gefolgt von
Haemophilus influenzae. Zu den seltenen Erregern gehören die Legionellen, Staphylococcus aureus und Moraxella catarrhalis. Bei ca.
g
10% der betroffenen Patienten sind jedoch gram-negative Erreger
ren für eine
bzw. Pseudomonas aeruginosa die Erreger. „Prädiktoren
orausgegangene
Infektion mit gram-negativen Keimen sind eine vorausgegangene
g, eine pu
Hospitalisation, eine vorausgegangene Beatmung,
pulmonaon“, so Weisser.
W
le Komorbidität wie COPD oder eine Aspiration“,
Bei
esentlich erhöht.
erh
gram-negativen Erregern sei die Mortalität wesentlich
Empirische antibiotische Therapie
ie
Die Antibiose bei einer ambulant erworbenen
worbenen Pneumonie
nie erfolgt
im allgemeinen empirisch, d.h. es wird kein Erregernachweis
Erreger
is anon der Pneumokokken hat
h sich in
gestrebt. „Bei der Resistenzsituation
den letzten Jahren in der Schweizz nichts Wesentliches ge
geändert“, so
onie empfiehlt sich die Gabe von
Weisser. Bei einer milden Pneumonie
3 x 625 mg Amoxicillin/Clavulansäure oder 2 x 100 mg Doxicyclin
atypis
eger, insbesondere MyMy
p.o. , wobei letzteres auch die atypischen
Erreger,
ies sollte man bed
koplasmen erfasst. „Dies
bedenken, zumal weltweit die
ei einer Mykoplasmenpneumonie
Mykoplasmenpn
drastisc
Makrolidresistenz bei
drastisch zunimmt“, so Weisser.
oderaten Verlaufsform ist ebenfa
Auch bei der moderaten
ebenfalls Amoxicilure das Medikament der Wahl, sollte jedoch
jed
lin/Clavulansäure
in einer
Dosierung von 3 x 1,2 g i.v. gegeben werden. „Bei H
Hochrisiko-Paber nur bei diesen, sollte
soll zusätzlich 2 x 500 mg Claritienten, aber
n per os gegeben werden“, so Weisser. Bei einer schweren
thromycin
ulant erworbenen Pneumonie empfieh
ambulant
ehlt sich immer die Komnation von 1 x 2 g Ceftriaxone i.v. in Kombination
Ko
bination
mit 2 x 500
unt stationären Bedingunmgg Clarithromycin per os, allerdings unter
esteht der Verda
gen. Besteht
Verdacht auf eine Infektion mit Pseudomonas aeo empfiehlt die K
ruginosa, so
Kombination Piperacillin + Tazobactam
oxaci „Als Alternative kann bei einer
oder Cefepime plus Ciprofloxacin.
der informierte arzt _ 08 _ 2012
Bei einem Patienten
atienten mit einer ambu
ambulant erworbenen
ene Pneumonie
mer die Frage: ist eine ambulante Behandlung
Beh
stellt sich immer
vertretbar oderr muss der Patient ins Krankenhaus ein
eingewiesen werden?
tscheidung sollte sich am CURP 65 orientieren.
orien
Die Entscheidung
Verwirrtheit,
arnstoffwert > 7 mmol/l, eine Atemfrequenz
Atemfre
ein Harnstoff
von mindestens
n., ein systolischer Blutdruck unter 90 mm Hg bzw. ein dia30/Min.,
k unter 60 mm Hg u
stolischer Blutdruck
und ein Alter über 65 Jahre
gelten als Risikofaktoren.
n. „Bei 0 oder 1 Punkt ist die Mortalität mit
1,5% so n
mbula
niedrig, dass eine ambulante
Therapie gerechtfertigt ist“,
so Weisser. Bei 2 Punkten steigt
igt die Mortalität auf 9,2% und bei 3
ten sogar auf 22% an, so dass eine stationäre Einweisung zwinPunkten
derlich ist. „Doch 40% der Patienten werden trotz tiefem
gend erforderlich
siert und zw
Score hospitalisiert
zwar wegen einer Hypoxämie“, so Weisser.
Auc
Auch bei Patienten mit einem niedrigen Risiko-Score sei eine solche prognostisch
pro
elev und sollte deshalb ebenfalls zur Krankenrelevant
hauseinw
hauseinweisung Anlass geben.
Wie
e lang
lange?
Früher
her wurde
wu
die antibiotische Therapie mindestens eine Woche,
egentlic sogar über zwei Wochen durchgeführt. Eine neuere
gelegentlich
Studie ze
zeigte jedoch, dass nach einer 3-tägigen intravenösen Therapie m
mit Amoxicillin die Heilungsrate durch eine Verlängerung
der Antibiose auf 8 Tage nicht verbessert werden kann. „Bei guttem Ansprechen auf das Antibiotikum genügt im allgemeinen eine
3-5-tägige antibiotische Therapie“, so Weisser. Die Therapiekontrolle sollte sich primär am klinischen Bild, insbesondere dem Fieberverlauf orientieren. Die Kontrolle der Entzündungsparameter kann,
muss aber nicht als Ergänzung herangezogen werden.
Spricht ein Patient nicht auf das Antibiotikum an, liegt also ein
Therapieversagen vor, so müssen unterschiedliche Gründe diskutiert werden. Dazu gehört die Pharmakokinetik bzw. -dynamik
der eingesetzten Substanz, die unzureichende Lungenpenetration des eingesetzten Antibiotikums und polymikrobielle Infektionen. „Das Therapieversagen zeigt sich im allgemeinen in den ersten
2-3 Tagen“, so Weisser. Deshalb sollte gerade beim ambulanten
Management bereits nach 2 Tagen eine Monitorisierung erfolgen,
insbesondere bei Patienten mit initial hohem Fieber, Tachypnoe,
Dyspnoe oder relevanter Ko-Morbidität.
w Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg
Quelle: medArt Basel, 18.06.1012
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Abklärung einer hypochromen mikrozytären Anämie
Echter Eisenmangel oder
chronische Entzündung?
Die Abklärung einer Anämie ist keine seltene Herausforderung in der Hausarztpraxis. Schon mit wenigen Laborparametern gelingt häufig die richtige ursächliche Zuordnung. Am
häufigsten findet sich eine hypochrome mikrozytäre Anämie,
die durch einen Eisenmangel oder eine chronische Entzündung hervorgerufen werden kann.
ie Anämie ist die häufigste Blutbildveränderung. Sie führt zu einer Abnahme der physischen Leistungsfähigkeit und auch der
Lebensqualität. Darüber hinaus ist sie auch mit einem erhöhten
Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko assoziiert, zumal die Blutarmut
gerade bei älteren Menschen häufig zu Stürzen mit konsekutiven
Knochenfrakturen führt. „Deshalb ist eine genaue Abklärung der
ré Tich
Ursache zwingend erforderlich“, sagte Prof. André
Tichelli vom
Universitätsspital Basel.
D
Abklärung nach MCV
Eine grobe Orientierung hinsichtlich der vorliegenden Ursache
che
mens
erlaubt die Bestimmung des mittleren korpuskulären Volumens
b
(MCV). Ein MCV <80 fl bedeutet eine mikrozytäre Anämie, wobei
ein Eisenmangel, eine Thalassämie oder eine chronische Entzündung
vorliegen können. Bei einem normalen MCV (80–100 fl) handelt es
sich um eine normozytäre Anämie, wobei ursächlich eine chronische
Niereninsuffizienz, eine chronische Entzündung,, eine Herzinsuffine Knochenmarkserzienz, eine Knochenmarksinfiltration oder eine
em MCV >100 fl spricht
krankung diskutiert werden müssen. Bei einem
man von einer makrozytären Anämie, die durch einen Vitamin B12bzw. Folsäure-Mangel ebenso hervorgerufen werden kann w
wie durch
sche Syndrom.
rom.
Medikamente oder ein myelodysplastisches
Störungen des Eisenmetabolismus
bolismu
Bei einer hypochromen mikrozytären
ozytären Anämie dürfte es sich
h in
Eisenmeta
den meisten Fällen um eine Störung des Eisenmetabolismus
hanächst die Bestimmung des Ferritin
deln. Jetzt empfiehlt sich zunächst
Ferritins.
senmangel“, so Tichelli. Zusät
„Ein Wert <20 μg/l beweist einen Eisenmangel“,
Zusätzn erhöht und die Transferrinsättigung liegt
lich ist das Transferrin
icht nur ein echter
echte Eisenmangel,
mangel, sondern auch
unter 10%. Aber nicht
erteilung
ein chronischer Entzündungsprozess mit Eisenverteilungsstörung
ypochromen mikrozytären Anämie
An
h
kann zu einer hypochromen
führen.
In solchen Fällen liegt der Ferritinwert über 50 μg/l, das Transferrin ist
2
erniedrigt und die Transferrinsättigung liegt unter 20%.
ritinwerte zwischen 20 mg/l und 200 μg/l bei Frauen und
Ferritinwerte
g/l bei Männern schließen einen Eisenmangel nicht mit letzter
300 μg/l
rheit aus. „Für diesen Bereich empfiehlt sich die Bestimmung
Sicherheit
er löslichen Transferrin-Rezeptoren“, so
s Tichelli. Eine Erhöhung
der
der löslichen Transferrin-Rezeptoren spreche
spr
für einen Eisenmangel, während bei einem chronischen Entzündungsprozess
En
diese Pameter im Normbe
rameter
Normbereich liege. Findet sich bei einem Patienten bei
rniedrigten Serum-Eisen
Seru
einem erniedrigten
ein normaler oder sogar erhöhter
gleichz
Ferritinwert und sind gleichzeitig
die löslichen Transferrin-Rezep64
medArt
edA
Arr basel `12
A
``1
1
12
2
toren erhöht, so dürfte sowohl ein chronischer
cher Entzündungsprozess
nmangel vorlie
lche Konstellation finals auch ein Eisenmangel
vorliegen. „Eine solche
se bei einem K
det sich beispielsweise
Kolonkarzinom“, so Tichelli
Tichelli.
Anämie bei chronischer
nischer Herzinsuffizienz
Bei bis zu 50% der Patienten mitt einer chronischen Herzinsuffi
Her
sin mehrere
zienz findet sich eine Anämie. Bei derr Pathogenese sind
n beteiligt. Zum
Z
in chronischer
chronisc
Mechanismen
einen besteht ein
Entzüness durch die vermehrte
verme
dungsprozess
Ausschüttungg vo
von proinflammn Zytokinen, zum ander
ele dieser Patienten
atorischen
anderen leiden viele
an einer chronischen Niereninsuffizienz und auch der neurohorale Einfluss kann die Erythropoese schw
monale
schwächen. „Unabhängig
on, ob bereits eine Eisenmangelanämie vorliegt,
v
davon,
bedeutet der Einmangel für herzinsuffiziente Patienten ein erhöhtes Morbiditätssenmangel
d Mortalitätsrisiko“, so Tichelli. In einer
ein klinischen Studie konnte
und
gezeigt werden, dass die intravenöse Eisengabe bei herzinsuffizienten Patienten mit nachgewiesenem
chgewiesenem Eisenmangel vorteilhaft ist.
Liegt eine Produktionsstörung
sst
vor?
Neben
eben den Parametern des
de Eisenmetabolismus ist auch die Bestimmung der Retikulozyten bei der differenzialdiagnostischen Abklärung einer Anämie rich
richtungsweisend. Liegt die Retikulozytenzahl
Liter so spricht man von einer hyporegenerativen
unter 100 x 109/Liter,
Anä
Anämie. Dies kön
könnte durch eine Niereninsuffizienz, eine chronische E
Entzündung, eine Herzinsuffizienz, eine Knochenmarksinfiltration bzw. Knochenmarkserkrankung verursacht sein. Normale
oder so
sogar erhöhte Retikulozytenwerte sprechen für eine Blutung,
ine Hä
eine
Hämolyse oder eine Regeneration nach einer Chemotherapie
bzw. ei
einer Vitamin B12-Substitution. Bei Vorliegen einer Hämolyse iist das LDH und das indirekte Bilirubin erhöht und im Urin
wir
wird vermehrt Haptoglobin ausgeschieden. „Bei älteren Patienten
m
mit Verdacht auf eine Hämolyse dürfte es sich am ehesten um eine
autoimmun-hämolytische Anämie handeln“, so Tichelli. Diese Verdachtsdiagnose lässt sich durch den Coombs-Test bestätigen.
Ungeklärte Anämie im hohen Alter
Die häufigsten Anämie-Ursachen beim älteren Patienten sind Eisenmangel (20%), Vitamin B12- und/oder Folsäure-Mangel (14%), eine
chronische Niereninsuffizienz (8%) und entzündliche Erkrankungen wie Neoplasien, rheumatische Erkrankungen oder Herzinsuffizienz. „Beim einem Drittel der Patienten bleibt jedoch die Anämie
zunächst unklar“, so Tichelli. Gerade bei dieser Altersgruppe sollte dann immer auch an ein myelodysplastisches Syndrom gedacht
werden. Hinweise für diese Erkrankung sind eine Makrozytose, eine
chronische unklare Zytopenie, Blasten und Vorläuferzellen im Blut
und morphologische Anomalien der roten Blutkörperchen. Gesichert wird die Diagnose durch die Knochenmarkspunktion.
w Dr. med. Peter Stiefelhagen
Quelle: medArt Basel, 18.06.1012
08_ 2012 _ der informierte arzt
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