Mikroelektronik braucht Fachwissen und Innovation

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Technische Rundschau 5/2012
Mikrofertigung | Dienstleistungen
Mikroelektronik braucht
Fachwissen und Innovation
Karl Kaiser, Vizepräsident Engineering des Hightech-Unternehmens Esencia Tecnologies,
besuchte die Abteilung Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz. Michael Pichler,
stellvertretender Leiter des Instituts für Mikroelektronik und Leiter MAS Mikroelektronik,
unterhielt sich mit ihm über Trends und Perspektiven der Mikroelektronik.
Herr Kaiser, mit welchen Produkten
beschäftigt sich die Escencia Teccnologies?
Esencia offeriert ein komplettes
Menü vom Konzept bis zum ChipLayout, also digitale Blöcke im Bereich Wireless, Video, Verschlüsselung und Computing/Networking
sowie Design Services. Wir sind
auf digitale Signalverarbeitung in
ASICs spezialisiert. Unsere Kunden bauen komplexe Chips und
verwenden unsere HDL-Blöcke als
Bausteine.
im Umbruch ist und hier viel mehr
Experten gesucht werden.
Wie beurteilen Sie die Problematik
der unterschiedlichen Design- und
Verifikationssprachen?
Jede Sprache hat ihre Vor- und
Nachteile. Das grösste Problem
scheint mir jedoch, dass wir uns
in der Mikroelektronikindustrie
nicht auf eine Sprache einigen
konnten. Verschiedene HDL-Sprachen verursachen hohe Kosten, die
am Ende vom Kunden getragen
werden.
In der Schweiz gibt es ein spezifisches
Studium, um sich in der Mikroelek- Von welchen sprechen Sie?
tronik weiterzubilden. Wie sieht das Als Design-Sprachen werden sich
im Silicon Valley aus?
Verilog in den USA und VHDL
Bei uns treffen sich Experten aus in Europa und Japan halten könder ganzen Welt, die meisten mit nen. SystemC oder C++ werden
einer guten universitären Ausbil- sich nicht durchsetzen. In den
dung. Einige möchten noch ein USA ist schon ziemlich klar, dass
Nachdiplomstudium absolvieren, sich SystemVerilog als Verifikabeispielsweise an der Santa Clara tionssprache durchgesetzt hat.
University, der San Jose State Uni- Nach der Dreibuchstabenschlacht
versity oder der Stanford University. – eRM, OVM, AVM, VMM, UVM
Auch die University of Berkley hat – scheint sich die Industrie auf
UVM als Verifikations-Methode
einen exzellenten Ruf.
zusammen mit SystemVerilog geWo sehen Sie den Unterschied zwi- einigt zu haben. Momentan gibt es
schen einem Design- und einem Ve- Bestrebungen, dasselbe für VHDL
nochmals zu erfinden.
rifikationsingenieur?
Ein Design-Ingenieur muss viel
mehr über Schaltungstechnik wis- Wie sieht die Welt der Mikroelektrosen. Verifikationsingenieure sind nik in 10 Jahren aus?
stark mit objektorientierter Pro- Im Silicon-Valley sind 10 Jahre
grammierung und Softwarekon- eine lange Zeit! Die meisten Firzepten beschäftigt. Klar ist, dass die men denken in einem Zeitraum
Verifikation momentan sehr stark von etwa drei Jahren. Zudem ent-
Karl Kaiser, Vizepräsident Engineering Esencia Technologies: «Wie wäre
es mit Analogdesign in Hochsprachen?»
wickelt sich die Mikroelektronik
rasant. Trotzdem wage ich einige
Prognosen.
Das sind?
Moore's Law, das postuliert, dass
sich die Anzahl Transistoren auf
einem Chip alle 18 Monate verdoppelt, wird nur noch für ein
paar wenige Anwendungen gelten wie Chipsets für Smartphones
oder CPUs. Zwar ist heute vieles
machbar, aber bedingt durch die
Entwicklungskosten, die sich eben
auch alle 18 Monate verdoppeln,
können sich immer weniger Firmen diese teure Technologie leisten.
Somit bleiben nur wenige Pro-
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Dienstleistungen | Mikrofertigung
Technische Rundschau 5/2012
MAS Mikroelektronik
Der MAS Mikroelektronik der FHNW setzt sich
zusammen aus den folgenden drei Teilen:
CAS Mikroelektronik Digital
komplexe, digitale Systeme mit modernen Methoden und Tools auf einem FPGA realisieren;
Prozessoren und Peripherien mit entsprechender
Software-Anbindung auf den Chip implementieren; Projekte selbständig spezifizieren, organisieren
und durchführen
CAS Mikroelektronik Analog
Analoge Schaltungen spezifisch für eine ASIC-Integration entwickeln; mit integrierten Schaltungen
und CMOS Layout-Strukturen operieren; analoge
Systeme mit den gängigen IC-Technologien und
dem typischen ASIC-Designflow realisieren; als
qualifizierter Partner mit Designhäuser und ICAnbietern verhandeln
CAS Mikroelektronik Systeme
Software für die spezifischen Anforderungen von
Embedded Systems entwickeln; geeignete Prozessor-Architekturen und adäquate Hardware-Plattformen evaluieren; Algorithmen der digitalen Signalverarbeitung definieren und optimiert auf die
Zielhardware implementieren
duktsparten, die diese Investitionen zulassen.
Was ist mit den Branchen, die nicht
die neueste Technologie benötigen?
Zielt eine Firma nicht auf die allerneuste Halbleitertechnologie,
so kann heute ein Halbleiterprodukt sehr kostengünstig gebaut
werden. Dieser Trend wird sich
noch verstärken bis zu integrierten
Schaltungen, die aus dem Tintenstrahldrucker kommen. Vor allem
bei analogen Schaltungen wäre das
sehr attraktiv.
Welche Trends sehen Sie noch?
Neben den fabrikationsprozesstechnologischen Entwicklungen
gibt es ein grosses Potenzial beim
analogen Design. In Bezug auf die
Entwicklungsmethodik hat sich
hier seit der Einführung von SPICE nicht allzu viel verändert. Wie
wäre es mit Analogdesign in Hochsprachen? Beim digitalen Design
sehe ich heute schon einen weite-
ren Schritt zu noch höherer Abstraktion. Esencia Technologies ist
sehr aktiv auf diesem Gebiet. Wir
sind in der Lage, innerhalb kurzer
Zeit C-Algorithmen in eine CPUArchitektur abzubilden.
Es scheint einiges in Bewegung …
Eines ist sicher: auch in der technologischen Entwicklung kommt vieles anders als erwartet! Innovative
Ingenieure und Forschungs-Teams
werden Dinge erfinden, die alles
auf eine ganz neue Bahn lenken.
Ich bin zudem fest überzeugt, dass
Ingenieure konstruktive Lösungsbeiträge zu unseren gesellschaftlichen Herausforderungen machen
werden!
■
Hochschule für Technik FHNW
5210 Windisch, Tel. 056 462 46 76
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