- Achtung: Statistik

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SCHLESWIG-HOLSTEIN JOURNAL
Sonnabend, 27. April 2013
Auf Fleisch
verzichten
Vegetarische Ernährung
hat positive Auswirkungen
auf die Gesundheit.
In Zeiten von Massentierhaltung und Lebensmittelskandalen überlegen sich mehr Menschen ob sie sich vegetarisch oder streng vegetarisch (vegan )ernähren wollen. Was für einige zu einer Glaubensfrage geworden ist, stellt für andere eher
eine gesunde Lebensweise dar.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Manfred James Müller (Foto), Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde in Kiel beleuchten wir die Auswirkungen einer fleischlosen Ernährung.
Welche Unterschiede bestehen zwischen einer vegetarischen und einer veganen Ernährung?
Vegetarier verzichten auf Fleisch, essen aber
Fisch, Eier und Milchprodukte. Veganer verzichten auf alle tierischen Produkte bis hin zu
Honig.
Welche Vorteile hat eine vegetarische/vegane Ernährung?
Internationale, wie auch deutsche Studien haben Vorteile im Hinblick auf die Risisken von
Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und auch bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes festgestellt. Vegetarier entwickeln etwa 20-30 Prozent weniger diese Krankheitsbilder. Bei diesen Zahlen sollte man aber
berücksichtigen, dass Menschen die sich
fleischlos ernähren, meist eine gesunde Lebensweise bevorzugen. Sie rauchen selten,
trinken kaum Alkohol, haben seltener Überge-
wicht und bewegen sich öfter. Deshalb sind
diese Zahlen wahrscheinlich nicht allein auf
die Ernährungsweise zurückzuführen. Grundsätzlich zeigen aber alle Studien, dass sich ein
größerer Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln
wie Gemüse und Obst in der Ernährung positiv
auf die Gesundheit auswirkt.
Kann es Probleme mit fehlenden Spurenelementen
und Vitaminen, etwa Eisen und Vitamin B12 geben?
Für gesunde Menschen gibt es bei einer ausgewogenen und bedarfsgerechten veganen Ernährung keine Bedenken. Anders sieht es bei
Kindern aus. Wenn sie mit veganer Ernährung
aufwachsen, riskieren sie Mangelerscheinungen, welche ihre Entwicklung beeinträchtigen.
Bereits vegetarisch ernährte Kinder und Jugendliche sind etwa drei Zentimeter kleiner als
andere Kinder. In Wachstumsphasen kann es
zu Mangelerscheinungen bei Eisen und Vitamin B12 kommen. Dies gilt genauso für
Schwangerschaft und Stillperiode, während
derer der physiologische Bedarf an Nährstoffen erhöht ist, welcher mit einer veganen Ernährung meist nicht erreicht werden kann.
Für welche Menschen ist eine streng vegetarische
Ernährung nicht geeignet?
Hier sind chronisch Kranke zu nennen, die ihre
Ernährung mit dem behandelnden Arzt absprechen sollten. Schwierig kann es im Alter
werden, wenn eine Vitaminaufnahme vermindert ist oder wenn der Appetit verloren geht.
Es herrscht allgemein die Meinung, dass pflanzliches Eiweiß höherwertiger sei, als tierisches. Ist
das richtig?
Biologisch sind beide Eiweißarten hochwertig.
Bei den pflanzlichen Eiweißen kommt es auf
die Kombination der pflanzlichen Eiweissquellen an. Bei Vegetariern sind z. B. Kombinationen von Hülsenfrüchten und Blattgemüse
oder Kartoffeln und Eier sehr günstig.
Haben Sie noch einen Rat an Menschen, die ihre
Ernährung fleischlos umstellen wollen?
Lassen Sie sich beraten. Bei Ernährungsberatungsstellen, wie in unserem Institut. Bei Verbraucherzentralen in Ihrer Nähe oder bei der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung
(www.dge.de).
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VERLOSUNG
FÜR FLEISCHVERZICHTER
In der deutschen Küche spielt das Fleisch die
Hauptrolle und Gemüse und Kartoffeln gelten
nur als Beilagen. In der vegetarischen Küche
sind nun die Beilagen die Hauptdarsteller. Auf den ersten Blick macht
das mehr Mühe, aber die einzelnen
vegetarischen Gerichte sind
schneller zubereitet als ein klassisches Schmorgericht. Das Essen ist preisgünstiger und auch für Kinder oft einfacher zu
essen. Die Stiftung Warentest hat nun 80 vegetarische Rezepte in dem Kochbuch „Vegetarisch“ zusammengestellt. Mit vielen Fotos,
Kalorien- und exakten Zeitangaben fällt die
Rezeptauswahl besonders leicht.
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Ernährungstipps bei rein pflanzlicher Kost:
Eisen: Durch Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse,
Ölsaaten (Sesam) und Gemüse wie Fenchel,
Feldsalat oder Mangold kann man den Bedarf
decken. Die Eisenaufnahme lässt sich durch
ein Glas Vitamin C-reichen Saft verbessern.
Kalzium: Da Milchprodukte entfallen, sollten
regelmäßig dunkelgrüne Gemüsesorten (Grünkohl,
Spinat) und Nüsse verzehrt werden. Empfehlenswert
sind auch kalziumreiche Mineralwasser oder
mit Kalzium angereicherte Getreide- oder Sojamilch.
Vitamin B12: In fermentiertem Gemüse wie
Sauerkraut ist es enthalten. Bei dauerhafter
veganer Ernährung können Mangelerscheinungen
durch Nahrungsergänzungsmittel verhindert
werden.
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VON ANNETTE SYMANCZYK
„Vegetarisch“, Stiftung Warentest, 160 Seiten,
9,90 Euro, ISBN 3-868510-60-7
Das „Schleswig-Holstein Journal“ verlost vier
Exemplare. Schicken Sie bis zum 2. Mai eine
Postkarte an den sh:z, SH-Journal, Gesundheit, Fördestr. 20 in 24944 Flensburg oder
senden Sie unter dem Stichwort „Gewinnspiel“ eine E-Mail an [email protected]. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!
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nordisch Gesund
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Achtung:StAtiStik
Alles eine Frage der
richtigen Definition
VON BJÖRN & SÖREN CHRISTENSEN
An dieser Stelle haben wir schon häufiger Fallstricke bei der Benutzung von Statistiken aufgezeigt. Einige Fallen waren eher subtil, andere bei näherer Betrachtung eher plump. Der heutige Fall fällt wohl
in die zweite Kategorie: Wie in Deutschland, so wird auch in Schweden oft auf die Unpünktlichkeit der Bahn geschimpft. Gerade im Winter und gerade in den Weiten Nordschwedens haben viele Züge Verspätung. So waren etwa im Jahr 2011 insgesamt im Schnitt 13 von 100
Zügen unpünktlich. Bei einer derart hohen Quote plante ein schwedischer Wettanbieter sogar Wetten auf die Verspätung einiger Zuglinien. So schien es tatsächlich eine große Leistung, dass der Anteil der
verspäteten Züge im Jahr 2012 auf drei Prozent gesenkt werden konnte. Man sollte also annehmen können, dass die Fahrgäste sehr dankbar
und zufrieden reagiert hätten. Das war aber nicht der Fall: Bei einer
Untersuchung stellte sich im Dezember 2012 heraus, dass die staatliche schwedische Bahngesellschaft SJ von allen untersuchten schwedischen Unternehmen die unzufriedensten Kunden hat. Wie kann
das bei dieser enormen Pünktlichkeitsverbesserung erklärt werden?
Dazu muss man sich anschauen, was eigentlich unter einer Verspätung verstanden wird. Man wird dabei wohl nicht ab der ersten Sekunde von einer Verspätung sprechen, sondern eine gewissen Toleranz einräumen. Wie groß man diese Toleranz aber wählt, das ist sicherlich etwas willkürlich. Und so wurde diese Toleranz just zum Jahr
2012 geändert: Zuvor sprach man ab fünf Minuten von einer Verspätung, dann wurden 15 Minuten angesetzt. Die Reduzierung der Verspätungen resultierte also ganz wesentlich aus einer Änderung der
Definition des Wortes „Verspätung“. Als offizielle Begründung für
diese Änderung wurde eine Vereinheitlichung mit europäischen Standards angeführt; allerdings sind 15 Minuten durchaus kein Standard
in Europa. In Deutschland etwa gilt eine Bahn als pünktlich, wenn sie
innerhalb von sechs Minuten nach der fahrplanmäßigen Zeit eintrifft.
Vielleicht erschien den Verantwortlichen also doch eine Änderung
der Definition als kostengünstigstes und einfachstes Mittel, die gemessene Pünktlichkeit zu
verbessern. Dieser Weg,
einfach die Definition einer
Messgröße zu verändern,
um ein gewünschtes Ergebnis zu erhalten, stellt vermutlich eine häufig gewählte Methode dar, führt
aber keineswegs zu einer
Verbesserung der gemessenen Situation.
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In Deutschland gilt eine
Bahn als pünktlich, wenn sie
innerhalb von sechs Minuten
nach der fahrplanmäßigen
Zeit eintrifft.
FOTOLIA
Schleswig-Holstein Journal, die Wochenendbeilage der Tageszeitungen im sh:z, 27.04.2013