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III/B5
Antike Geschichte 4
Sallust: Coniuratio Catilinae
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… in primis arduom videtur res gestas scribere.
Sallusts geschichtstheoretische Konzeption hinter seiner Darstellung der
Coniuratio Catilinae (Oberstufe)
Dr. Sven Günther, Yokohama
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© Parlamentsdirektion/Bernhard Zofall
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Salluststatue in Wien
„Die Verschwörung Catilinas“ – ein Klassiker
des Lateinunterrichts. Doch auf den ersten Blick
erscheint dieser Aufstand, da schlussendlich
gescheitert, nicht gerade erwähnenswert. Es
sei denn, man betrachtet das zum Teil bissige
Rekurrieren Ciceros, des damaligen Konsuls,
auf seine so heroische Tat. Doch welche
geschichtstheoretische Konzeption steckt hinter
der Darstellung des Sallust, der nicht nur dieses
Ereignis, sondern auch die Krisenphase und
den Niedergang der Römischen Republik miterlebte? In dieser Reihe erarbeiten sich Ihre Schülerinnen und Schüler, wie Sallusts eigene politische Laufbahn an der Seite Caesars zum hohen
moralischen Anspruch passt, den er in seinem
Werk erhebt, und warum der Aufstieg Roms zur
Weltherrschaft aus seiner Sicht für den Fall der
Republik verantwortlich war.
Klassenstufe: 10.–12. Klasse, 5.–7. Lernjahr,
Latein als 2. FS
Dauer:
12 Stunden
Bereich:
Geschichtsschreibung,
Geschichtskonzeption,
Sallusts Bellum Catilinae
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31 RAAbits Latein November 2013
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Sallust: Coniuratio Catilinae
Antike Geschichte 4
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Materialübersicht
1./2. Stunde:
Zwischen otium und negotium – Annäherung an Sallusts Biograie
M 1 (Bi/Tx)
Sallust – eine erhabene Persönlichkeit?
M 2 (Tx)
Sallust – Biograie und Zeitgeschichte
M 3 (Tx)
Die zwei Leben des Sallust
3./4. Stunde:
Geschichtsschreibung als eine (anstrengende) Art des otium
M 4 (Bi/Tx)
Sallust als römischer Thukydides?
M 5 (Tx)
Wird so Geschichte gemacht? Die schwierige Aufgabe des Historikers
5.–7. Stunde:
Auf den Charakter kommt es an! Virtus als Triebfeder guten Handelns
M 6 (Bi/Tx)
Virtus et honos als Richtschnur des Handelns
M 7 (Tx)
Was passiert, wenn virtus herrscht? Sallusts Ermahnung zum tugendhaften
Handeln
M 8 (Tx)
Was passiert, wenn virtus fehlt? Die Charakteristik des L. Sergius Catilina
8.–10. Stunde:
Imperialismus kommt vor dem (inneren Ver-)Fall – der ewige Geschichtskreislauf aus Sicht Sallusts
M 9 (Tx)
Der Fisch stinkt vom Kopf her! Moralische Mängel der Führungspersönlichkeiten in Friedenszeiten
M 10 (Fo)
Georg Pencz: Der Kampf um Cartagena (1539)
M 11 (Bi/Tx)
Von Sieg zu Sieg – die römische Expansion im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr.
M 12 (Tx)
Wenn ein äußerer Sieg zur inneren Niederlage wird – die Rückwirkung der
römischen Expansion auf die Innenpolitik
11./12. Stunde:
Wenn Moral Geschichte macht – der Werteverfall als Basis für die Verschwörung Catilinas
M 13 (Ab)
Mein Haus, mein Auto, meine Rechtschaffenheit? Meine Werteordnung!
M 14 (Tx)
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Der Werteverfall als Wurzel des gesellschaftlichen Niederganges
Lernerfolgskontrolle: Äußerer Sieg und innere Niederlage – die innenpolitische Krise des
Römischen Weltreichs (Sallust, Historiae 1,12 und 1,16)
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Sallust: Coniuratio Catilinae
Antike Geschichte 4
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Fachliche Hinweise
Sallust – ein bewunderter Literat und verachteter Politiker
Bei Sallust blicken nicht nur wir modernen Leser auf eine scheinbar ianusköpige Gestalt: Da
ist zum einen der moralisierende Historiograf, der mit seiner intellektuellen Strahlkraft
und berühmten brevitas die Krisenjahre der Römischen Republik pointiert einer bestechenden
Analyse unterzogen hat. Zum anderen wirft die politische Karriere des Aufsteigers, der
am Rockzipfel Caesars die periden Machtspiele innerhalb der römischen Oberschicht mit teils
großem Eigengewinn mitmachte, einen Schatten über den in seinen Schriften erhobenen moralischen Anspruch.
Insofern wundert es nicht, wenn bereits antike Autoren eine zwiespältige Bewertung über Sallust
abgaben: Bewunderung über seinen Sprachstil, Entsetzen über seinen Lebenswandel.
In diesem Spannungsverhältnis hat sich nun auch eine moderne Sallust-Lektüre, gerade zum
„Bellum Catilinae“, zu bewegen: Erst die stete Kopplung der Biograie Sallusts an die stürmische
Epoche der „Krise der Römischen Republik“ erschließt den Hintergrund zu dessen Analyse des
Verfalls der mores maiorum am Beispiel des Handelns von Lucius Sergius Catilina.
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Contra mores maiorum? Krise und Untergang der Römischen Republik
Die erfolgreiche Expansion Roms im Westen wie Osten im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. wirkte
nicht nur positiv. Innenpolitisch kam es zu Krisenerscheinungen, zunächst sozialpolitischen Charakters: Durch die langen Kriegsdienste waren die Bauern teilweise verarmt, ihre
Güter waren oft von Reichen okkupiert oder aufgekauft worden. Zudem verdrängten Sklaven,
billige Arbeitskräfte, die Bauern von Verdienstmöglichkeiten auf dem Land in die Stadt, wo diese
eine starke und politisch mobilisierbare Masse, die plebs urbana, bildeten.
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Hinzu traten strukturelle Probleme der Römischen Republik: Die Magistratur war nicht auf
die Verwaltung eines Weltreichs ausgelegt, es kam immer mehr zu Prorogationen von Ämtern,
also Verlängerungen über die Höchstdauer hinaus, was militärisch geschickten Einzelpersönlichkeiten zum Aufstieg verhalf. Die Herabsetzung des Mindestzensus für den Militärdienst zur
Heranziehung neuer Truppen und die Aufnahme der sogenannten capite censi ohne nennenswertes Vermögen begünstigten zusätzlich deren Aufstieg. Diese Feldherren waren nun für das
Wohl ihrer Soldaten verantwortlich, die nach geleistetem Militärdienst versorgt werden wollten
(Veteranenversorgungsproblematik).
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Innerhalb der Oberschicht versuchten sich zudem die Ritter als politischer Machtfaktor zu
etablieren, was ihnen bei der Besetzung der Gerichtshöfe zumindest teilweise auch gelang. Auch
die Volkstribune entdeckten die politischen Möglichkeiten ihres Amtes erneut, indem sie über
die Plebeierversammlung ( concilium plebis ) Gesetze zu machen versuchten. Insgesamt waren
sie die Speerspitze der Popularen, die über das Volk ihre politische Macht gegen die traditionell
über den Senat und dessen Netzwerke agierenden Optimaten auszubauen suchten. Der Diktator
Sulla (82–79 v. Chr.) bemühte sich mit seiner außerhalb jeglicher Tradition stehenden Alleinherrschaft, viele Probleme im Sinne einer Restauration zu beseitigen: Er fügte die Prorogationen in
ein festes System aus zivilem Amtsjahr in Rom und darauf folgend einer Promagistratur in den
Provinzen. Er kümmerte sich um die dauerhafte Nachführung politischer Führungskräfte in den
Senat durch eine festgefügte Ämterlaufbahn (cursus honorum ). Er versuchte, die Macht der
Volkstribune einzudämmen, indem die Gerichtshöfe wieder rein von Senatoren besetzt wurden.
Doch nach seiner Abdankung wurden viele Maßnahmen in den Folgejahren wieder kassiert, so
die Einschränkung der Volkstribune oder die Besetzung der Gerichtshöfe. Auch die sozialpolitischen Probleme blieben trotz Reformbestrebungen bestehen. All dies bestimmte die innenpolitischen Kämpfe der Folgezeit bis hin zum Machtkampf zwischen Caesar und Pompeius, den
ersterer für sich entschied und der sodann (46 v. Chr.) als Diktator in Rom agierte.
Für Sallust haben diese von ihm ebenfalls eingeräumten Krisensymptome ihre Ursache im
moralischen Verfall, insbesondere in der Oberschicht, die sich nicht mehr an den mores
maiorum orientiert habe. Die Forschung hat in den letzten Jahren erwiesen, dass dieses Modell
der idealisierten römischen Geschichte der Frühen und Mittleren Republik eine Rückprojek31 RAAbits Latein November 2013
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Sallust als römischer Thukydides?
Lernen Sie die Wurzeln des sallustianischen Geschichtsbildes kennen.
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Text: Dr. Sven Günther
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Thukydides-Statue vor dem Parlamentsgebäude in Wien (Richard Kauffungen, 1896)
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Auszug aus dem Methodenkapitel – Thuk. 1,22,3
Sed multi laboris erat res cognoscere, quod illi, qui in quaque re interfuerant, non eadem
de rebus iisdem dicebant, sed prout1 cuiusque in alterutros2 amor aut memoria esset.
1 prout (mit Konj.): so wie – 2 alteruter, utra, utrum: einer von beiden
© iStockphoto/Chelnok
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Thukydides aus Athen, ca. 454–396 v. Chr., war ein aus
begüterten Verhältnissen stammender militärischer
Führer (Stratege) im Peloponnesischen Krieg zwischen
Athen und Sparta. Nach dem Verlust der thrakischen Stadt
Amphipolis an den spartanischen Heerführer Brasidas
424 v. Chr. wurde er aus der athenischen Bürgerschaft
verdammt und widmete sich der Geschichtsschreibung.
Sein Werk behandelt den von ihm selbst miterlebten
Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), bricht jedoch
im Jahr 411 v. Chr. ab. Neben der bloßen Darstellung der
Ereignisse analysiert er in seinem Geschichtswerk auch
das Zusammenwirken von tiefer liegenden Ursachen
und konkreten Kriegsgründen, die dann zum Ausbruch
des Konliktes führten (Anlass). Diese Diferenzierung
verbindet er mit einer kritischen Schau auf die Quellen
für die einzelnen Ereignisse.
© iStockphoto/alexandrumagurean
Thukydides und sein Werk
Aufgaben
1. Informieren Sie sich mithilfe des Textes über den Autor Thukydides und dessen
Geschichtswerk. Beschreiben Sie hierzu, wie Thukydides den Peloponnesichen Krieg darstellt und worauf er bei seiner Darstellung besonderen Wert legt.
2. Übersetzen Sie das Thukydides-Zitat in Partnerarbeit. Erläutern Sie anhand des
Zitats, inwieweit es Schwierigkeiten bereitet, Geschichte angemessen darzustellen.
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Wird so Geschichte gemacht? Die schwierige Aufgabe
des Historikers
Erarbeiten Sie, welche Probleme einen Historiografen bei seiner Arbeit
erwarten.
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Sed in magna copia rerum aliud alii natura iter ostendit. Pulchrum est bene facere1 rei
publicae, etiam bene dicere2 haud absurdum3 est; vel pace vel bello clarum ieri licet;
et qui fecere4 et qui facta aliorum scripsere5, multi laudantur. Ac mihi quidem, tametsi
haudquaquam6 par gloria sequitur scriptorem et auctorem rerum, tamen in primis7
arduum8 videtur res gestas scribere: primum, quod facta dictis exaequanda9 sunt; dehinc,
quia plerique, quae delicta10 reprehenderis11, malevolentia12 et invidia dicta putant; ubi de
magna virtute atque gloria bonorum memores13, quae sibi quisque facilia factu14 putat,
aequo animo15 accipit, supra ea16 veluti icta pro falsis ducit.
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(Sall. Cat. 3, 1–2)
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1 bene facere (m. Dat. commodi): etwas durch Taten leisten für – 2 bene dicere: etwas durch Reden
leisten – 3 absurdus, a, um: ungeschickt; häuig: non/haud absurdus: gescheit – 4 fecēre = fecērunt –
5 scripsēre = scripsērunt – 6 haudquāquam (Adv.): keineswegs – 7 in prīmīs = imprīmīs – 8 arduus,
a, um: schwierig – 9 facta dictis exaequāre: Taten angemessen darstellen – 10 dēlictum, ī n.:
Vergehen – 11 reprehenderis: 2. Sg. Konj. Perf. Akt. (Potentialis) – 12 malevolentia, ae f.: Neid, Missgunst – 13 memores: 2. Sg. Konj. Präs. Akt. (Potentialis) – 14 factū: zu machen (Supinum II) – 15 aequus
animus: Gleichgültigkeit – 16 suprā ea: das darüber hinaus Gehende
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Aufgaben
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1. Strukturieren Sie den Text mithilfe des Einrückverfahrens.
2. Übersetzen Sie den Text.
3. Sammeln Sie die Aussagen Sallusts bezüglich der Schwierigkeit, Geschichte zu schreiben.
4. Vergleichen Sie Sallusts Aussagen mit denen von Thukydides in Form einer Tabelle.
Thukydides
Quellen
Sallust
Leser
Historiker
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Antike Geschichte 4
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Von Sieg zu Sieg – die römische Expansion im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr.
Erfahren Sie hier, wie die Römer selbst schwierige außenpolitische Konlikte erfolgreich meisterten.
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Text: Dr. Sven Günther
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Karte: Doris Köhl
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Es lassen sich grundsätzlich drei Phasen in der römischen Expansion bis zum Weltreich am Ende
der Republik unterscheiden: In einer ersten Phase erweiterte sich das Gebiet des römischen Stadtstaates in Italien bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. Die eroberten Gemeinden wurden in
das römische Bürgerrecht integriert oder als römische Bundesgenossen angebunden. Ein verändertes Konzept trat mit den ersten Eroberungen außerhalb der italischen Halbinsel hervor: Die
Punischen Kriege und die Expansionspolitik im Osten des Mittelmeerraums führten zur Errichtung von Provinzen, wobei die jeweilige provincia gemäß dem Wortsinn nur eine „Aufgabe“ unter
vielen weiteren für die damit beauftragten römischen Beamten war. Dabei wurden Sizilien und
Sardinien in der Folge des Ersten Punischen Krieges (264–241 v. Chr.) als erste Provinzen eingerichtet. Bis zur Späten Republik des Jahres 70 v. Chr. waren es dann insgesamt zehn Provinzen.
Infolge der administrativ-politischen Reformen des Diktators Sulla (82–79 v. Chr.) wurden die
Provinzen von Konsuln und Prätoren nach ihrem jeweiligen Amtsjahr als Statthalter in Form einer
normalerweise einjährigen Promagistratur verwaltet. Als dritte Möglichkeit zur Herrschaftssicherung der Römer wurden von Rom abhängige Klientelkönigreiche errichtet – ein Konzept, das
insbesondere im östlichen Mittelmeerraum Anwendung fand.
Aufgaben
1. Lesen Sie den Informationstext.
2. Ordnen Sie das Bild „Der Kampf um Cartagena“ von Georg Pencz (1539) in den historischen
Kontext ein, indem Sie mithilfe des Informationstextes sowie der Karte die Etappen der römischen Expansion näher beschreiben.
3. Beschreiben Sie, auch unter Rückgriff auf den Informationstext „Sallust – Biograie und Zeitgeschichte“, welche Vor- und Nachteile die Expansion Roms über das Stadtstaatsgebiet
hinaus mit sich brachte.
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Mein Haus, mein Auto, meine Rechtschaffenheit? Meine Werteordnung!
Wie wichtig sind Ihnen Werte wie Ehrlichkeit, Anstand oder Ruhm? Suchen Sie die für Sie wichtigsten Wertebegriffe heraus und ordnen Sie diese nach ihrer Wichtigkeit von oben nach unten
in die Wertepyramide ein.
Reichtum
Rechtschaffenheit
Erfolg Ehrlichkeit
Gerechtigkeit
Anstand
Hilfsbereitschaft
Ordnung
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Freundlichkeit
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Dankbarkeit
Liebe
Gemeinschaftssinn
Geduld
Respekt
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Freigiebigkeit
Toleranz
Freundschaft Demut
Gewaltlosigkeit
Pflichtgefühl
Ruhm
Verantwortung
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