> Hochschule für Musik... > Journalisten > Pressemitteilungen Blick auf den Majdan vom Hotel "Ukraine"; Foto: Jascha Nemtsov Direkt am Majdan: 600 Gäste besuchten das Konzert des Kammerchores der Weimarer Musikhochschule mit jüdischen Kantoren in Kiew ?Wir sind nicht mit irgendeinem Konzert gekommen, sondern mit einem besonderem zur jüdischen Musik", sagte der Präsident der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, Prof. Dr. Christoph Stölzl, zu Beginn des Konzertes. In der vollbesetzten Oper der nationalen Musikakademie Kiew, direkt am Majdan gelegen, fand am Donnerstagabend, 6.11., das erste Konzert der Tournee statt. Nicht nur der Kammerchor der Weimarer Musikhochschule begeisterte, auch die Kantorensolisten Aviv Weinberg, Schulamit Lubowska und Assaf Levitin erhielten großen Applaus von den rund 600 Besuchern. Gefördert vom Auswärtigen Amt wird derzeit unter der Projektleitung des Weimarer Professors für die Geschichte jüdischer Musik, Dr. Jascha Nemtsov, jüdische Synagogenmusik vom Kammerchor sowie von Kantorinnen und Kantoren in der Ukraine vorgetragen. Die Kantoren kommen vom Abraham-Geiger-Kolleg der Universität Potsdam, mit dem die Weimarer Musikhochschule seit 2013 eng kooperiert. 25 Choristinnen und Choristen unter der Leitung von Prof. Jürgen Puschbeck sowie drei Kantorinnen und Kantoren gastieren noch bis Montag, 10. November in der ukrainischen Hauptstadt Kiew sowie in Lviv. 25 Choristinnen und Choristen unter der Leitung von Prof. Jürgen Puschbeck sowie drei Kantorinnen und Kantoren gastieren noch bis Montag, 10. November in der ukrainischen Hauptstadt Kiew sowie in Lviv. Auf dem Programm des Konzerts in Kiew standen Werke von Louis Lewandowski, Israel Alter, Meir Finkelstein und anderer namhafter Komponisten. Die Erforschung dieser untergegangenen alten, jüdischen Welt sei eine gemeinsame Aufgabe für die europäischen Völker, erklärte Christoph Stölzl am Rande des Konzertes. Es war kein gewöhnlicher Ort, formulierte der Chorleiter Prof. Jürgen Puschbeck. ?Der Ort bedrückt, man hat das Gefühl, dass auch die Menschen hier bedrückt sind.? Die derzeit politisch komplizierte Situation im Land ist vor allem an diesem Platz im Stadtzentrum spürbar. Hunderte Kreuze, Bilder, Blumen und vor allem Fotos der hier erschossenen Menschen erinnern an die blutigen Auseinandersetzungen, die hier erst vor wenigen Monaten stattgefunden haben. Studierende der Akademie erzählten später, man habe damals unmittelbar die riesigen Demonstrationen und schließlich auch Schusswechsel mitbekommen. Eine Zeit, die Spuren hinterlassen habe, im Stadtbild und emotional. Volodymyr Rozhok, Rektor der nationalen ukrainischen Tschaikowski Akademie für Musik, blickt nach vorn: ?Wir wollen unsere Kontakte mit deutschen Hochschulen ausbauen. Es gibt sehr viele Absolventen von uns, die in Deutschland auftreten.? Eine stärkere Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar sei erklärter Wunsch der Kiewer Akademie. Auch der Deutsche Botschafter in der Ukraine, Dr. Christof Weil, sieht jetzt die Zeit gekommen, trotz der andauernden gewaltbeladenen Auseinandersetzungen in den östlichen Landesteilen, die Kultur zwischen der Ukraine und Deutschland zu fördern. ?Trotz der schweren Zeiten sagen uns Kulturschaffende: Jetzt erst recht! Denn Menschen müssen gelegentlich Kraft schöpfen. Musik kann helfen und inspirieren.? Deutschland werde die Ukraine auf dem Weg über Reformen in die EU unterstützen, so der Botschafter. ?Der Majdan war jene wichtige Phase in diesem Land, die nicht vergessen ist, gerade wegen der Opfer.? Von der ukrainischen Hauptstadt Kiew werden die Künstler am morgigen Samstag nach Lviv (Lemberg) reisen. In der dortigen Philharmonie konzertieren Kammerchor und Kantoren am 9. November 2014. ?Ich hoffe, es wird eine gute, fruchtbare Zusammenarbeit in diesem Sinne, dass die Ukraine schon lange ein Teil von Europa ist?, erklärte Christoph Stölzl in Kiew. Auf dem Gebiet der heutigen Ukraine habe es vor dem Holocaust ein reiches jüdisches Leben gegeben. Dieses Erbe, vor allem im früheren Galizien, gelte es nun auch wissenschaftlich wieder sichtbar zu machen. ?Über den Lehrstuhl für die Geschichte der jüdischen Musik beschäftigen wir uns mit diesem Thema. Darum bin ich sehr froh, dass wir Partner gefunden haben, mit denen wir künftig nicht nur konzertieren werden, sondern auch eine gemeinsame Konferenz im Dezember zum Stand der Forschung über die jüdische Musik haben.? Aus Kiew berichtet: Blanka Weber zurück zur Übersicht