Das Haus ist ein Teil des Ganzen

Werbung
18
PFORZHEIM
MITTWOCH, 17. JULI 2013
PFORZHEIMER ZEITUNG
NUMMER 163
„Das Haus ist ein Teil des Ganzen“
PZ-INTERVIEW mit Ulrich Füting, Chef der Stadtbau GmbH, über zehn Jahre Verwaltungsgebäude am Schlossberg und die Umgestaltung des Bahnhofplatzes
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
MARTINA SCHAEFER | PFORZHEIM
D
ie Stadtbau-Zentrale ist
am Schloßberg nach zehn
Jahren nicht mehr wegzudenken. Aus Sicht von Stadtbau-Chef Ulrich Füting kommt
dem Gebäude für den Bahnhofplatz eine wichtige Bedeutung zu.
Der 63-Jährige ist seit dem Jahr
2000 für das kommunale
Wohnbau-Unternehmen
verantwortlich.
bel) ein Projekt entwickelt, das
diesem, nicht einfachen Standort
mit dem Umfeld Schloßkirche,
Steuereinnehmerei und Bahnhof
gerecht werden konnte.
Was hat dort alles Platz gefunden?
Vorrangig sollte es das Verwaltungsgebäude der Stadtbau GmbH
werden. Als Ersatz des ehemaligen
vorhandenen Sportraums für die
Sprachbehindertenschule wurde im neuen Gebäude ein
moderner Gymnastiksaal
eingeplant,
außerdem
f
au
s
Mehr Info
PZ: Mit welchen Überwar
das
kommunale
Kino
au
tb
ad
st
w.
w
w
legungen ist die Stadtmit etwa 100 Sitzplätzen
pforzheim.de
bau seinerzeit bei der
vorzusehen. Die GastronoPlanung des Gebäudes am
mie entstand während des
Schlossberg vorgegangen?
Planungsprozesses unmittelbar
Füting: Der ursprüngliche Stand- an der alten Stadtmauer. Da das
ort an der Westlichen 1 verfügte Gebäude aus städtebaulichen
zwar über eine sehr prominente Gründen viergeschossig sein sollLage mitten in der Stadt, jedoch te, ergaben sich zwei weitere Gewaren wir dort in der fünften Eta- schosse in den oberen Bereichen
ge untergebracht. Im Büro selber zur Vermietung.
waren die Empfangsflächen begrenzt, der Fahrstuhl oft überfüllt. Sähe das innovative EnergieFür ein modernes Dienstleistungs- konzept heute anders aus?
unternehmen war das ein unhalt- Das energetische Konzept mit
barer Zustand. Deshalb hatten wir Nachtabkühlung hat sich bewährt
uns entschieden, einen neuen und wir würden dies heute ebenso
Standort zu suchen. Eine Alterna- wieder bauen wie damals. Wir hattive stellte das Grundstück am ten eigens das Ingenieurbüro-BüSchloßberg, Ecke Schulberg, dar, ro Stahl + Weiß aus Freiburg einwo ein ehemaliges Fabrikgebäude geschaltet, insbesondere deshalb,
zur Disposition stand. Durch die weil wir neue energetische Wege
hervorragend verkehrliche Anbin- gehen wollten. Das Konzept ist
dung insbesondere des Personen- aufgegangen, wenngleich wir den
nahverkehrs bot dieser Standort Wärmeeintrag der Ostsonne in das
enorme Vorteile. Wir konnten die- Gebäude unterschätzt hatten.
ses Gebäude von der Stadt Pforz- Deshalb würden wir aus heutiger
heim erwerben und haben zusam- Sicht an der Ostfassade ein ähnlimen mit der as planungsgesell- ches Kastenfensterkonzept anordschaft (vormals jung-rudolph-we- nen wie an der Westfassade.
Gebäudes ist sehr innovativ. Metallgewebe in dieser gebogenen
Form wurde bei diesem Gebäude
erstmals eingesetzt.
Der transparente Glasbau ist an
dieser Stelle nicht mehr wegzudenken. Wie verkraftet er das
eigenwillige Tronco-Gebäude?
Beide Gebäude ergänzen sich aus
unserer Sicht sehr gut und bilden
ein neues städtebauliches Ensemble am Eingangsbereich zur Innenstadt. Der östliche Bereich des
Bahnhofplatzes hat hier endlich
eine Raumkante erhalten, die vorher jahrzehntelang durch die
Brachfläche des abgebrochenen
Schlosshotels fehlte. Wir sind froh,
dass hier ein äußerst qualitätsvolles und städtebaulich wichtiges
Gebäude entstanden ist.
Gute Architektur: Stadtbauchef Ulrich Füting ist von der Qualität des Verwaltungsgebäudes überzeugt.
Das Innere ist mit Vitramöbeln
ausgestattet – ist das nicht sehr
luxuriös?
Die Firma Vitra hat in unserem
Gebäude nicht nur die Möbel zusammengestellt, sie hat von Anfang an im Planungsprozess mitgearbeitet und das Büro- und
Raumkonzept entwickelt. In einem ausführlichen Prozess mit
unseren Mitarbeitern wurden wir
uns einig, dass für uns nur ein offenes kommunikationsförderndes
Raumkonzept eine zukunftsfähige
Lösung darstellen kann. Die Arbeitssituation, insbesondere die
Informationsströme innerhalb des
Unternehmens, sind maßgeblich
durch diese Konzeption weiterentwickelt worden und zeigen bis
heute hohe Qualität. Die Möbel
und die Einrichtung sind von
schlichter Eleganz und spiegeln
hierdurch die Philosophie des Gebäudes auch im Inneren wieder.
Wie beeinflusst das durchlässige Gebäude Ihre Arbeit?
Wir sehen es als Privileg, stets gute Lichtverhältnisse zu haben und
den Wechsel der Jahreszeiten und
des Wetters miterleben zu können.
Mit dem Schlosspark, der sich zu
einer hochattraktiven innerstädti-
FOTO: KETTERL
schen Grünanlage entwickelt hat,
auf der einen und der Verkehrsachse Bahnhof mit seinen Haltestellen, auf der anderen Seite, dürfen wir hier an einem äußerst interessanten Standort arbeiten.
Die Architektenkammer hat das
Gebäude als beispielhaft ausgezeichnet. Zu Recht?
Natürlich zu Recht. Gerade das
Spannungsfeld zwischen verkehrsreichem Platz, Historie und
moderner Architektur ist hier beispielhaft gelöst. Nicht nur das
energetische Konzept, sondern
auch die Fassadengestaltung des
Wie wird das Gebäude dastehen, wenn der Bahnhofplatz
umgestaltet worden ist und der
zentrale
Omnibusbahnhof
(ZOB) seinen Betrieb aufnimmt?
Unser Gebäude ist ein Teil des
Ganzen. Durch die derzeitige laufende Umgestaltung und den Bau
des ZOB schließt sich das städtebauliche Gesamtensemble im östlichen Bereich des Bahnhofplatzes. Wir halten diese Maßnahmen
für wichtig und planerisch notwendig. Wünschenswert wäre aber
auch, dass gegenüber des Hauptbahnhofs die historische Gebäudezeile aufgefrischt wird und dass
auf dem Gelände des ehemaligen
ZOB Süd eine weitere städtebauliche Arrondierung stattfindet. Dieser Raum muss besser als bisher
in den Stadtraum integriert werden.
ANZEIGE
Immobilien-Portal
Jetzt neu!
IMMO PZ-NEWS mobil
Arbeitsagentur will mit neuem Programm
Erwerbslose schneller vermitteln
PFORZHEIM. Nach wie vor herrscht
in Deutschland Fachkräftemangel.
„Doch die Potenziale sind da“, sagt
Jürgen Schwab, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Agentur für
Arbeit Nagold-Pforzheim. Man
müsse sie nur nutzen. Um dies zu
bewerkstelligen, hat die Agentur
die interne ganzheitliche Integrationsberatung (Inga) ins Leben gerufen.
„Dabei sollen vor allem Menschen vermittelt werden, die sich
in der Arbeitswelt schwer tun“, betont Schwab. 13 Frauen und Männer kümmern sich um Menschen
mit
sogenannten
multiplen
Hemmnissen. „Wir bauen Vermittlungshemmnisse ab, helfen aber
Bessere Vermittlung von Erwerbslosen:
Markus Bonath und Monika Meier (Inga) sowie der Chef der Arbeitsagentur
Jürgen Schwab (von links).
FOTO: KRIVEC
auch bei psychischen oder finanziellen Problemen“, sagt Markus
Bonath, stellvertretender Leiter
des Inga-Teams, das sich intensiver mit Erwerbslosen beschäftigt
und einen direkten Draht zu diesen pflegt. Gerade ältere Menschen wüssten nicht mehr, wie es
in der Geschäftswelt zugehe oder
wie die Anforderungen für eine
Bewerbung seien, ergänzt seine
Kollegin Monika Meier. Momentan kämen aber auch viele Jugendliche, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen worden
seien. Mit über 260 Vermittlungen
in mehr als zwei Monaten hat Inga
bereits aber durchaus seinen Nutzen unter Beweis gestellt. kri
Blick auf kunstvolle Bauten
Aus tollen Angeboten wählen!
Auf immo.pz-news.de – jetzt auch mobil.
Wie sind Ihre Wohnwünsche? Attraktives Haus oder schicke Wohnung?
Im größten Immobilienmarkt der Region finden Sie ganz sicher, was Sie schon immer
gesucht haben. Ein Griff zu Ihrem Smartphone oder Tablet-PC genügt und schon
gelangen Sie bequem zu den attraktivsten Immobilien.
Maßgeschneidert für Pforzheim,
den Enzkreis und die
Region Nordschwarzwald!
immo
www.facebook.com/immopzNewsde
Pforzheimer Zeitung
PZ News
PZ Extra
Pforzheimer WOCHE
INFO Magazin
TV-BW
PZ Vertrieb
Ausstellung rückt Pforzheims Industriekultur in den Fokus
INGA LÄUTER | PFORZHEIM
Leicht gefallen sei die Auswahl
nicht,
sagt
Kunsthistorikerin
Christina Klittich. Am Ende sind
dennoch zwölf Industriebauten
Teil der neuen Ausstellung im
Stadtmuseum geworden. „12 x Industriekultur“ lautet der Titel der
Schau. Sie würdigt die Denkmalpflege und jene, die dahinterstehen. Engagierte Bürger also, die
sich für die Historie ihrer Stadt
und den Erhalt der Denkmäler
einsetzen. Gezeigt werden Fotos,
Modelle und Baupläne ehemaliger
Industriegebäude, die einer Umnutzung unterzogen wurden. Beispielsweise das Kollmar & Jourdan-Haus, die ehemalige Villa Hoheisen, die mittlerweile das Haus
des Handwerks beherbergt, oder
auch das ehemalige Wohn- und
Fabrikhaus Rothschild aus dem
Jahr 1906 an der Durlacher Straße.
„Pforzheim ist eine Industriestadt und hat entsprechende Baudenkmäler. Und wir können stolz
sein auf das, was wir schon haben“, sagt Denkmalpfleger Christoph Timm. Vor allem die eigens
für die Ausstellung erstellten und
ästhetisch gelungenen Architektur-Aufnahmen von Günther Beck
und Winfried Reinhardt zeigen,
welche Schätze sich hinter oft unscheinbaren Mauern verbergen
und wie es gelingen kann, Historisches zu erhalten und es dennoch
gleichzeitig mit Modernem zu verbinden. Dass noch in den 1970erJahren bei vielen dieser Gebäude
darüber nachgedacht wurde, ob
sie erhalten oder doch besser abgerissen werden sollten, ist das
nur schwer zu glauben.
Eröffnet wird die Schau am
Freitag um 19 Uhr von Kulturreferentin Isabel Greschat. Christoph
Timm gibt eine Einführung.
Christina Klittich, Christoph Timm und Isabel Greschat (von links) vor einem historischen Fenster des Wohn- und Fabrikhauses Rothschild.
FOTO: LÄUTER
Herunterladen