Der ganz normale Wahnsinn

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MANNHEIM
MANNHEIMER
MORGEN
Mittwoch
10. JUNI 2015
UMFRAGE
LESERFORUM
Zum Thema:
Bundesgartenschau
Wie reagieren Sie auf die
Wetterkapriolen im Juni?
Hoher
Freizeitwert
Heiß, dann wieder Regen und kalt Wetterkapriolen, wie sie sich in der
letzten Zeit häufen, machen manchen Menschen ganz besonders zu
schaffen. Wir wollten von den
Mannheimern wissen, ob sie die
Wetterkapriolen stören oder ob sie
das Wetter eher gelassen nehmen.
W
arum können die Gegner einer
Bundesgartenschau sich nicht
mit dem Abstimmungsergebnis
abfinden? Ja, nach meinem demokratischen Verständnis sind 50,7
Prozent eine Mehrheit. Dieses
demokratische Verständnis sagt mir
auch, die 49,3 Prozent Gegner haben
sich mit dem Ergebnis und ihrer
Unterordnung unter der Mehrheit
abzufinden! Denn demokratische
Spielregeln verlangen von einer zahlenmäßig belegten Minderheit, sich
auch als Minderheit zu verstehen.
Auch wenn für das Agieren in
Sachen BUGA der amtierende Oberbürgermeister keinen Schönheitspreis bekommen wird, so sei doch
immer wieder daran erinnert,
warum Mannheim sich um die Ausrichtung der BUGA beworben hat. Es
geht um die strukturelle Aufnahme
von ehemaligen Kasernenanlagen in
die Infrastruktur der Stadt.
Eine Blümchenschau ist die
BUGA schon lange nicht mehr.
Eventuelle Träume, so etwas wie
Luisen- und Herzogenriedpark in
2023 für 180 Tage der Schau zu
schaffen, bleiben Träume. Ich habe
von den Gegnern bis heute keinen
überlegenswerten Vorschlag gehört,
wie wir ohne BUGA, also auch ohne
Fördergelder vom Land und Bund
die ehemaligen amerikanischen Liegenschaften so in die Infrastruktur
von Mannheim integrieren, dass der
Grünzug dann vollendet werden
kann. Ich freue mich dann nämlich
auf diesen Grünzug, der allen
begeisterten Freizeitsportlern vielfältige Möglichkeiten bietet.
Mehr Sportflächen
Vielleicht wird es dann z.B. einen
Marathon in Mannheim geben,
ohne dass wir über die Brücken des
Rheins nach Ludwigshafen laufen
müssen. Vielleicht gibt es dann genügend Fußballfelder, so dass im
Sommer die Freizeitkicker z.B. ein
Turnier der Stadtteile austragen
können. Vielleicht lohnt es sich dann
für die MTG darüber nachzudenken,
in Mannheim einen Triathlon
durchzuführen.
Von Möglichkeiten des Skatens,
Radfahrens und Basketballspielens
gar nicht zu reden.
Bei den Gegnern der BUGA habe
ich das Gefühl, diese wollen in einer
Großstadt leben, wollen sich als
Großstädter fühlen. Aber bei Veränderungen gerade baulicher Art, die
immer Belastungen für Anwohner,
Verkehr usw. mit sich bringen, verhalten sie sich, als lebten sie in einer
kleinen dörflichen Gemeinde.
Diesen Widerspruch auflösen,
können nur die Gegner selber. Vielleicht sollten sie mal Gespräche mit
Befürwortern der BUGA führen und
deren Meinung akzeptieren lernen.
Vielleicht sind wir dann in dieser
Diskussion einen Schritt weiter. Wie
man lesen kann, bin ich gerade
wegen des Freizeitwerts, den solch
eine BUGA bringt, ein Befürworter.
Ein einfaches NEIN mit Verweis
auf die Kosten ist mir zu wenig. Mein
Leben besteht nicht nur aus funktionierender Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich bin kein Homo-Oeconomicus. Ich brauche für mein Leben
die Natur, den Rhein und den
Neckar und ich will dort vielfältige
Freizeit erleben.
Bernd Henn, Mannheim
Was morgen wichtig ist
: BDS über Ausbildungspakt
Am Donnerstag trifft sich um
19.30 Uhr der Bund der Selbstständigen (BDS) im Restaurant Reblaus, Frankenthaler
Straße 78. Es geht um den
Pfingstberger Ausbildungspakt und das Berufsorientierungskonzept der Schulen.
: Leseclub in Neckarau
Die Stiftung Lesen eröffnet
um 17.30 Uhr einen Leseclub
in der Alevitischen Gemeinde
in der Innstraße 24 in Neckarau. Das Projekt läuft in
Kooperation mit der WilhelmWundt-Bücherei.
Ute Leipert, 45 Jahre:
Wetterkapriolen
machen mir nicht viel
aus. Aber ich hoffe
eigentlich, dass der
Sommer nun nach
kurzer Pause wieder
kommt, dass es wieder schöner wird.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass
es ein schöner Sommer wird.
Am Imbiss „Heiße Ecke“ treffen Drogen- und Spielsüchtige, Verliebte, Verlassene, Prostituierte, Reiche, Arme, Spießer und Obdachlose aufeinander.
BILD: PROSSWITZ
Freilichtbühne: Proben für Erwachsenstück „Heiße Ecke“ und Kinderstück „Pünktchen und Anton“ / Premieren am Wochenende
Der ganz normale Wahnsinn
Von unserem Redaktionsmitglied
Lara Sturm
Sommerspielzeit auf der Freilichtbühne
Bei den Proben des Stücks „Heiße
Ecke“ auf der Freilichtbühne weiß
man gar nicht, wohin man zuerst sehen soll. Rund 40 Laienschauspieler
tanzen singend über die Bühne. Eine
Prostituierte im Lederkleid schwingt
beherzt eine Peitsche, ein Straßensänger stützt sich ganz lässig auf seine Gitarre, drei Männer in typisch
bedruckten T-Shirts feiern einen
Junggesellenabschied, prosten sich
mit Bier zu. Die Glasflaschen klirren,
der weiße Schaum tropft auf die
Bühne. All diese Charaktere treffen
am Imbiss „Heiße Ecke“ in St. Pauli
in Hamburg aufeinander.
Regisseur Thomas NauwartatSchultze holt das Musical, das 2003
in der Hansestadt Uraufführung feierte, nun auf die Freilichtbühne.
„Das Stück ist toll, weil es ungezwungen ist“, sagt er. „Viele kleine Geschichten ergeben ein großes Ganzes. Von Geburt bis Tod ist alles dabei. An dem Imbiss treffen Freude,
Sorgen, Leid und Träume aufeinander.“ Das Stück zeige den ganz normalen Wahnsinn auf der Reeperbahn, 24 Stunden Geschehen rund
um den Imbiss. „Der Autor des Musicals hat ein Jahr lang auf der Reeperbahn Menschen beobachtet und
aus diesen Eindrücken heraus das
Stück geschrieben“, berichtet Nau-
waldstraße 10 im Stadtteil Gartenstadt.
: Die Freilichtbühne liegt in der Kirch-
: Erwachsene zahlen 17 Euro, ermä-
: Das Erwachsenenstück „Heiße
: Das Kinderstück „Pünktchen und
: Weitere Vorstellungen sind
: Weitere Vorstellungen sind
Ecke“ feiert am Samstag, 13. Juni,
um 20 Uhr Premiere.
jeweils um 20 Uhr am 20. und
27. Juni, am 3., 4., 10., 11., 18., 25., 30.
und 31. Juli sowie am 1. und 7.
August.
ßigte Karten kosten 15 Euro, und Kinder zahlen 10 Euro.
Anton“ feiert am Sonntag, 14. Juni,
um 16 Uhr Premiere.
jeweils um 16 Uhr am 21. und 28. Juni,
am 4., 5., 12., 18., 19., 25. und 26. Juli
sowie am 2. und 8. August.
: Erwachsene zahlen 10 Euro, ermä-
stellungsbeginn.
ßigte Karten kosten 9 Euro, und Kinder zahlen 6 Euro. ls
wartat-Schultze. „Da steckt das wahre Leben, der echte Alltag drin.“
Schon bei den Proben wird klar:
Jede Szene ist liebevoll durchdacht.
So sammelt etwa eine Obdachlose
im Hintergrund die Flaschen ein, die
Feierlustige eben stehengelassen
haben, während im Vordergrund ein
Ehepaar in Abendgarderobe über
den Opernbesuch plaudert. Alles geschieht vor der Kulisse des leuchtend roten Imbisses. „Die Kundschaft zeigt einen Schnitt durch die
Gesellschaft, von der Prostituierten
bis zum Polizisten ist alles dabei“,
sagt Nauwartat-Schultze. „Aber alle
gehören zu Imbiss-Familie, werden
so angenommen, wie sie sind.“
Der Regisseur empfiehlt das „deftige“ Stück allerdings nicht für Kinder unter zwölf Jahren. Die sind im
Kinderstück „Pünktchen und Anton“ besser aufgehoben. Den Kinderbuchklassiker von Erich Kästner,
der 1931 erschienen ist, haben die
Regisseurinnen Sabine Valentin und
Andrea Häffner für die Freilichtbühne „deutlich moderner“ gestaltet.
„Wir haben auch viele neue Rollen
mit reingeschrieben, damit die Darsteller der Kindergruppe alle unterkommen“, sagt Häffner. 16 Kinder
und Jugendliche stehen nun gemeinsam auf der Bühne, darunter
Pia Valentin, die Luise Pogge, genannt Pünktchen, spielt und Anna
: Einlass ist je eine Stunde vor Vor-
Marggrander, die die Rolle von Frau
Gast, Antons Mutter, übernimmt.
Mutter als Regisseurin
Die 14-jährige Pia steht schon auf
der Freilichtbühne, seit sie vier Jahre
alt ist. Dieses Jahr spielt sie die
Hauptrolle, ihre Mutter führt Regie.
„Die Zusammenarbeit mit meiner
Mutter klappt super. Ich mag es, sie
in ihrem Element zu sehen und weiß
immer direkt, was sie von mir will“,
erzählt die Schülerin. Es sei ihr nicht
schwergefallen, sich in die Rolle hineinzuversetzen, denn: „Pünktchen
ist lustig und offen – genau wie ich.“
Da Pünktchen im Buch vier Jahre
jünger als die Jungschauspielerin ist,
hat sie sich zur Vorbereitung mit ihrer Cousine getroffen. „Die hab ich
dann beobachtet, damit ich wieder
weiß, wie man sich mit zehn fühlt.“
Der 21-jährigen Anna fiel es da
schon schwerer, sich in die Rolle der
kranken Frau Gast hineinzufinden.
„Es hat mir sehr geholfen, mir den
Film anzusehen.“ Für die Erzieherin
ist es das erste Mal, dass sie auf so einer großen Bühne steht. „Ich bin
schon gespannt, wie ich mit dem
Lampenfieber fertig werde.“ Pia hilft
da nur eins: „Nach einer Umarmung
von Mama, ist die Aufregung verschwunden.“
w
Fotostrecke unter
morgenweb.de/Mannheim
Bildungsakademie: Handwerkskammer ehrt 39 Mitglieder, die vor 50 Jahren ihre Prüfung machten
Goldener Meisterbrief adelt Handwerker
„Dass man das noch erlebt“, meinte
der Mannheimer Malermeister Kurt
Brixel, als er aus den Händen von
Alois Jöst, Vizepräsident der Handwerkskammer Mannheim RheinNeckar-Odenwald, den Goldenen
Meisterbrief entgegennahm. 50 Jahre sind seit seiner Meisterprüfung
am 13. Mai 1965 vergangen.
Im Rahmen einer Feierstunde in
der Bildungsakademie der Handwerkskammer gratulierte Vizepräsident Jöst in diesem Jahr „39 Goldenen Meistern“ aus Mannheim und
Umgebung zum 50. Jahrestages ihrer Meisterprüfung.
Die meisten Handwerker, die am
Montagabend ihren Goldenen Meisterbrief erhielten, haben ihre Meisterprüfung im Jahr 1965 abgelegt.
Mit ihrem persönlichen Einsatz, so
der Vizepräsident, hätten sie in den
sogenannten Wirtschaftswunderjahren unter Wirtschaftsminister
Ludwig Erhard zum „Wohlstand für
alle“ beigetragen.
„Sie haben Verantwortung übernommen und dafür Sorge getragen,
dass junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung erhielten“, lobte
Jöst die Goldenen Meister. Der Titel
des Handwerksmeisters sei ein
„Ausweis qualifizierter Kenntnis
und Fähigkeit in einem Beruf“. Vizepräsident Jöst bedauerte, dass aufgrund einer Änderung der Handwerksordnung (2004) nur noch in 41
Berufen der Meisterbrief für die
Selbstständigkeit im Handwerk erforderlich ist.
„Sie waren mit Leib und Seele
Meister“, rief Jöst den Goldenen
Meistern zu. Er dankte ihnen für ihre
„Gewissenhaftigkeit, Leistungsbereitschaft und auch die Bewahrung
traditioneller Werte“ sowie ganz besonders denjenigen, die außerdem
noch ehrenamtlich für das Handwerk tätig waren.
Manche Berufe gebe es heute gar
nicht mehr oder nicht mehr in dieser
Form, wie beispielsweise den des
Mannheimers Karlheinz Eichentler,
„MM“-Fotograf Gerd Schwetasch als Goldener Meister. Kammer-Vizepräsident Alois
Jöst (li), Martin Sättele (2.v.r.) und Dietmar Clysters freuen sich mit ihm . BILD: RITTELMANN
der am 21. September 1965 die Prüfung als Radio- und Fernsehtechnikermeister bestand, oder Wagnermeister Karl Schmitt aus Weinheim,
der bereits am 9. September 1964
seine Meisterprüfung ablegte.
Zwei Meistertitel erwarb Peter
Weber aus Hirschberg: am 9. Juli
1964 wurde er Klempnermeister und
nur ein Jahr später, am 30. Juli 1965,
bestand er die Prüfung als Gas- und
Wasserinstallateurmeister.
Unter
den Goldenen Meistern ist auch
Gerd Schwetasch aus Ladenburg,
der am 12. Mai 1965 erfolgreich die
Prüfung als Photographenmeister
absolvierte.
Schwetasch, der 1939 geboren
wurde und in diesem Jahr auch seine
Goldene Hochzeit feiert, war von
1962 bis 2005 als Fotograf für den
Mannheimer Morgen tätig – erst für
die Riedausgabe, danach für den
Rhein-Neckar-Teil. Schwetasch hat
im Laufe der Jahre nicht nur 20 Lehrlinge ausgebildet, sondern war außerdem ehrenamtlich als stellvertretender Obermeister für die Photographen-Innung Nordbaden tätig.
Bei einem Imbiss nutzten die Goldenen Meister die Gelegenheit, zurückzublicken auf ein erfülltes Leben.
ost
Jan Keller, 22 Jahre:
Wetterkapriolen
machen mir schon zu
schaffen, vom Kreislauf her. Zurzeit muss
ich viel arbeiten.
Wenn ich am Schreibtisch sitze, ist es mir schon lieber,
wenn draußen nicht gerade die
Sonne scheint und man schwitzt.
Anders ist es, wenn ich Freizeit habe,
da ist Sonne natürlich schöner.
Marianne Pflüger, 68
Jahre: Ich bin ein
Nordlicht, komme
aus Schleswig-Holstein, da sind mir
Temperaturen unter
30 Grad und Wind
natürlich lieber. Wetterkapriolen
machen mir nichts aus. Ich gehe bei
jedem Wetter raus. Das ist kein Problem, wenn man sich richtig anzieht.
Volker Ringleb, 53
Jahre: Das Wetter ist
mir relativ egal. Man
muss es sowieso nehmen, wie es ist. Man
hat ja doch keine
andere Chance. Ein
kontinuierliches Wetter gibt es
nicht, das interkontinentale Klima
ist nie konstant. Wenn man immer
Sonne will, muss man in den Süden
fahren.
Andreas Loosemoor,
41 Jahre: Ich bin
schon wetterfühlig,
egal ob heiß oder kalt,
das schlaucht schon
ziemlich. Ich fände es
besser, wenn das Wetter ein wenig konstanter wäre. So wie
es jetzt ist, ist es nicht so schön. Ich
hoffe schon, dass ich den Sommer
genießen kann.
Theodora Stojanava,
18 Jahre: Ich ärgere
mich total über das
trübe und nasskalte
Wetter. Das verändert
meine Stimmung. Ich
liebe die Sonne. Ich
mag zwar auch Regen, aber nicht so
düster und drückend. Das verändert
meine Laune sofort.
ost
Ausflug
Mit dem Fahrrad
den Rhein entlang
Gleich zwei geführte Radtouren bietet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) im Juni an. Am
Sonntag, 14. Juni, wollen die Radler
etwa 90 Kilometer des Rheinradweges von Karlsruhe nach Mannheim
zurücklegen. Zunächst tauschen die
Interessierten dabei den harten Radsattel gegen die gepolsterten Bahnsitze und fahren mit dem Fahrradexpress nach Karlsruhe. Treffpunkt ist
die Fahrradstation am Mannheimer
Hauptbahnhof um 7.45 Uhr. Eine
Anmeldung bei Conny Heinz Kraft
unter 0621/97 66 09 3 ist erforderlich. Drei Tage später, am Mittwoch,
17. Juni, steht eine 40 Kilometer lange Radtour rund um Mannheim an.
Für die Fahrt treffen sich die Biker
um 10 Uhr am Tritonenbrunnen
beim Wasserturm. Eine Anmeldung
ist nicht nötig. Informationen erhalten Interessierte von Georgia Guthier unter 0621/87 35 37.
apf
i
Radtouren am 14. Juni, 7.45 Uhr
und 17. Juni, 10 Uhr.
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